Beth Hart – Fire On The Floor – CD-Review

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Puh, ganz schön Blues (Rock)-lastig, die letzten Wochen hier im SoS. Aber dieses Genre ist ja mit der hier präferierten Musik, zumindest partiell, auch immer wieder, irgendwie kompatibel.

So freuen wir uns natürlich, Beth Harts neuen Silberling „Fire On The Floor“ in diesem Magazin besprechen zu können. Die aus Los Angeles stammende und dort ebenfalls lebende Künstlerin mit der unglaublichen Röhre, würde vermutlich in jede Band unserer Sparte reinpassen und dort auch locker mitmischen können. Und selbst das berühmte Ryman Auditorium in Nashville wusste sie auf ihrer letzten Tour zu begeistern, also, kein Zweifel, eine ganz klare Kandidatin für unsere Plattform.

Bezüglich ihrer neuen Scheibe, hat sie sich wieder für eine Zusammenarbeit mit Produzent Oliver Leiber (The Corrs, Paula Abdul, Gavin DeGraw) entschieden, der ihr mit u. a. Michael Landau (guitar), Waddy Wachtel (guitar), Brian Allen (bass), Rick Marotta (drums), Jim Cox (piano), Dean Parks (acoustic guitar) und Ivan Neville (B3 and organ) ein hochkarätiges Musiker-Ensemble an die Seite gestellt hat. Seine Produktion ist kräftig und glasklar und man kann selbst den dezentesten Saitenzupfer oder das kleinste Piano-Tüpfelchen im Soundgefüge ausmachen.

Wie nicht anders zu erwarten, steht aber ihre außergewöhnliche und sehr variable Stimme im Fokus der, immer von einem Retro-Touch umwehten Songs, die zum Teil in diverse Richtungen sprießen.

So steigt sie mit „Jazz Man“ titelgetreu und stilgerecht in swingendem Jazz-Ambiente ein (Bläser, typische Piano- und Gibson-ES-Gitarrenklänge). Ein Schelm, wer auf den Gedanken kommt, dass „Coca Cola“ als heimliche Bewerbung der Protagonistin für einen mutmaßlichen zukünftigen Werbetrailer des Brauseherstellers inszeniert sein könnte. Ich bin mir sicher, dass so mancher Kreativling der Branche hier was Interessantes draus zaubern könnte…

Der soulige Groover „Together“ spiegelt in seiner fröhlich beschwingten Art, die Frühlingsgefühle verliebter Menschen wieder. Er verbreitet einfach nur gute Laune. Unsere Highlights sind natürlich Tracks wie das dreckig rockende und stampfende „Fat Man“ (Stones-Flair, HT-Piano, klasse E-Gitarren), die atmosphärischen Slow Blues wie das Titelstück oder das mit einer „Whiter Shade Of Pale“-Gedächtnis-Orgel bedachte „Good Day To Cry“, wo Beth sich vokal förmlich zerreißt.

Großartig sind auch die Lieder, in denen sie ihre verletzliche oder melancholische Seite präsentiert. Anzuführen sind hier die wunderbaren „Woman You’ve Been Dreaming Of“ (Moll-Piano- und Cello-Töne drücken aufs Gemüt), die Piano-getränkte Ballade „Picture In A Frame“ oder die an Melissa Etheridge erinnernde, kammermusikartige Hommage an das Zuhause „Home“ (Beth nur singend am Piano) als Finale.

Beth Hart beweist auf „Fire On The Floor“ ein weiteres Mal, dass das Feuer in ihrer Stimme weiterhin kräftig lodert. Ein Album, das weniger die (Blues) Rock-Szene bedient, sondern mehr auf eine variabler strukturierte und entspanntere Genießer-Klientel abzielt. Ein schönes Werk für die kommenden Herbsttage.

Mascot Label Group (2016)
Stil: Blues & More

01. Jazz Man
02. Love Gangster
03. Coca Cola
04. Let’s Get Together
05. Love Is A Lie
06. Fat Man
07. Fire On The Floor
08. Woman You’ve Been Dreaming Of
09. Baby Shot Me Down
10. Good Day To Cry
11. Picture In A Frame
12. No Place Like Home

Beth Hart
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Netinfect Promotion

Aynsley Lister – Eyes Wide Open – CD-Review

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Nachdem wir unsere Netze nach der schönen Sari Schorr-CD ausgeworfen hatten, blieb als erfreulicher Beifang auch noch das neue Werk von Aynsley Lister mit hängen. Brooklynn Promotion hatte, dankenswerter Weise, das Teil spontan, einfach mal in weiser Voraussicht, mit zur Lieferung beigelegt.

Bei Aynsley Lister kommen in mir natürlich Erinnerungen hoch. Ganz zu Beginn der Internetära hatte ich damals im Backstage-Bereich des Schwarzen Adlers, im Rahmen einer der ersten Konzertreviews, kurz Gelegenheit, mit dem zu dieser Zeit als kommendes Blues Rock-Wunderkind designierten Jungbriten, mittlerweile viel- und hoch dekorierter Awards-Gwinner, ein paar Worte zu wechseln. Seitdem ist viel Wasser den Rhein herunter gelaufen und das digitale Zeitalter hatte noch nicht seine Spuren (vor allem) in meinem allgemeinen Berufsleben hinterlassen.

Der am 14.11.1976 in der Stadt des amtierenden englischen Fußballmeisters geborene und auch noch immer als Gitarrenlehrer arbeitende Musiker, hat seine Augen weit offen gehalten und versucht mit seinem neuen Longplayer „Eyes Wide Open“, dem heutigen Anforderungsprofil des Blues Rocks Genüge zu leisten. Und das klappt, um es vorweg zu nehmen, recht gut.

Lister präsentiert sich als gereifter Musiker, der ganz klar den Fokus auf seine große Stärke legt: sein filigranes E-Gitarrenspiel. Er hat das Werk produziert, natürlich auch die Lead vocals übernommen und bis auf das von Tommy Castro verfasste „Right As Rain“ (Whitesnake-Note) auch alle Tracks im Alleingang komponiert. Begleitet wird er dabei von Musikern wie Steve Almadeo, Boneto Dryden, Andrew Price, Chris Aldridge, Bryan Corbett, Dale Gibson und Bennett Holland. Letztgenannter entpuppt sich mit vielen Orgeleinlagen als markantester Musiker neben Lister.

Die Lieder befinden sich alle im 5-Minuten-Bereich und mehr, bieten somit dem Protagonisten reichlich Gelegenheit, seine vielfältige Saitenspielkunst samt diverser Soli einzustreuen. Positiv ist hier zu vermerken, dass Listers nicht in allzu selbstverliebte Frickeleien ausarten, wie es ja bei vielen Kollegen seiner Zunft oft passiert. Er findet eigentlich immer  ganz gut den richtigen Zeitpunkt des Loslassens.

Berührungspunkte zu unserem Magazin sind eher rar gesät, meist nur, wenn die beteilgten Bläser souliges Ambiente verbreiten, wie bei „Everything I Have To Give“ oder beim Bounstrack „Hold You To It“. Dazu auf jeden Fall noch beim, ein wenig mit unterschwelligem The Band-Flair umgarnten „Other Part Of Me“ mit integriertem, Skynyrd-trächtigen, Southern Rock-E-Solo am Ende.

Im Prinzip erleben wir aber klassischen Blues Rock britischer Prägung. Toll das von alten Mafiafilmen inspirierte „Il Grande Mafioso“, mit über sieben Minuten Spielzeit der längste Track, der schön retromäßig mit typischen Bariton-E-Gitarren atmosphärisch dahin gleitet. Highlight für mich persönlich ist der herrliche Slow Blues „Won’t Be Taken Down“ mit seinen fulminant krachenden E-Gitarren-Bridges. Sehr schön entspannt auch „Kalina“ mit einem, sich fast in epische Sphären steigernden E-Solo.

Die CD kommt in einem sehr schön von Anthony Greentree illustrierten DigiPak, mit eingestecktem 24-seitigen, reich bebilderten Booklet, das alle Texte, sowie partiell auch noch persönliche Anmerkungen von Aynsley zu einzelnen Stücken enthält. Ein rundum gelungenes Teil dieses „Eyes Wide Open“ also in jeder Hinsicht. Schön mal wieder von Aynsley Lister gehört zu haben!

Straight Talkin‘ Records (2016)
Stil: Blues Rock

01. All Of Your Love
02. Everything I Have To Give
03. Il Grande Mafioso
04. Won’t Be Taken Down
05. Time
06. Dishellved
07. Troubled Soul (Intro)
08. Kalina
09. Handful Of Doubt
10. Right As Rain
10. Other Part Of Me
12. Stay
13. Hold You To It (Bonus track)

Aynsley Lister
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Brooke Lynn Promotion

Devon Allman – Ride Or Die – CD-Review

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Hatten wir vor einigen Tagen noch das Vergnügen, Devon Allman und seine Band im schönen Musiktheater in Dortmund live erleben zu können, ist jetzt auch noch seine gerade erschienene CD „Ride Or Die“ bei uns eingetrudelt.

Merkwürdigerweise hat er diese bei seinem Gig fast ganz Außen vor gelassen und lediglich den starken Opener „Say Your Prayers“ (ist auch im Studio eine satt rockende Nummer  mit herrlichen E-Gitarren geworden) als Zugabe gebracht. Ob es daran lag, dass lediglich Bass-Spieler Steve Duerst vom seinem Begleit-Line-up für einige Tracks hier involviert war, bleibt Spekulation. Aber eigentlich war der Name der Tour ja auch noch dem Vorgänger-Album gewidmet.

Wie dem auch sei, der dritte Longplayer in Zusammenarbeit mit Ruf Records, weiß von vorne bis hinten zu überzeugen, Papa Gregg darf zurecht stolz auf seinen Sohnemann sein. Bester Beweis ist der verdiente Spitzenplatz in den Billboard Blues Charts.

Produziert hat Devon selbst, assistiert, sowie Drums/Percussion gespielt, hat der, uns ebenfalls bestens bekannte, Tom Hambridge. Das Werk gefällt vor allem durch die recht unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Tracks, die sich aber im Gesamtkontext durchgehend am Leitfaden von Southern-umwehter Blues Rockmusik orientieren. Die wunderbar eingängigen Melodien und Refrains tragen zur Eröffnung eines größeren Publikums bei, woraus sich auch o. a. Erfolg erklären lässt.

Zu den rockigeren Nummern zählen hier, zusammen mit dem bereits erwähnten Opener, das überragende „Galaxies“ (im Song kommt auch der Headder des Albums vor: „…when galaxies collide will you ride or die…“), das von Hambridge geschriebene „Shattered Times“, wobei Devons Les Paul-Unikat natürlich vehemente Spuren hinterlässt.

Die restlichen Stücke bewegen sich, fast immer, samt atmosphärischem Ambiente, im balladesken bis melodischen Midtempobereich. Lieder wie „Find Ourselves“ und „Vancouver“ wurden mit Saxofon-Einlagen (gespielt von Ron Holloway) aufgepeppt. Überragend auch Keyboarder Kevin McKendree, der mit hallenden/gurgelnden Orgel-Klängen, sowie Piano- und gluckernden E-Piano-Klimpereien seine brillanten Tastenqualitäten Preis gibt und oft starke Akzente setzt.

Zu den herausstechenden Liedern zählen das (im Stile wie einst Peter Frampton) mit quäkenden Talkbox-Soli durchzogene „Lost“ und am Ende das 8oer/90er -umwehte „A Night Like This“, das fast schon in Sphären bei David Bowie, Bryan Ferry (Roxy Music) oder dezent auch The Cure angesiedelt werden kann. Ein netter Indiz für Allmans Mut und Variabilität, mal andere Dinge auszuprobieren (wir hätten aber eigentlich lieber, wenn der Schuster auch in Zukunft bei seinen Leisten bliebe…).

Erwähnenswert am Ende ist vielleicht auch noch das tolle Coverbild mit dem, in ein digitales, orientalisch-farbenprächtiges Blumen-Arrangement, integrierten Totenschädel, designed durch Pete Paras (unter Mithilfe von J. Webber).

Devon Allmans neues Werk „Ride Or Die“ bestätigt den starken Eindruck, den wir bereits live von ihm bekommen haben. Ein heißer Kandidat sowohl für unser Album-, als auch Konzert des Jahres. Die Zusammenarbeit Allman/Ruf ist an einem ersten Zenit angelangt!

Ruf Records (2016)
Stil: Southern Blues Rock

01. Say Your Prayers
02. Find Ourselves
03. Galaxies
04. Lost
05. Shattered Times
06. Watch What You Say
07. Vancouver
08. Pleasure & Pain
09. Hold Me
10. Live From The Heart
11. Butterfly Girl
12. A Night Like This

Devon Allman
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Ruf Records

Ryan McGarvey – 24.09.2016, Blues, Rhede – Konzertbericht

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Unser Trip zum Ryan McGarvey-Gig im Rahmen seiner ‚The Road Chosen-European Tour‘ im Rheder Blues war für mich aus zwei Gründen eine Reise ins Ungewisse. Zum einen bin ich, von Lebtag an, noch nicht in dieser, im westlichen Münsterland gelegenen Stadt (eigentlich gar nicht allzu weit von meinem Heimatort Rheinberg gelegen) gewesen, zum anderen ist der Protagonist des Abends, in musikalischer Hinsicht, auch absolutes Novum. Ich hatte ihn weder bisher live erlebt, noch besitze ich einen seiner Tonträger.

Kollege Gernot hatte ihn in solch hohen Tönen, beharrlich angepriesen, dass ich mich letztendlich überzeugen ließ, zumal McGarveys Abstammung aus Albuquerque, New Mexico, trotz seiner klaren Verankerung im Blues Rock, mir ein gewisses Southern-Flair suggerierte. Ich hatte mich dann, entgegen meiner sonstigen Art, bewusst dafür entschieden, mal völlig unvorbereitet in den Gig zu gehen, um den designierten Blues-(Rock-) Wunderknaben, absolut unvoreingenommen beurteilen zu können.

Unsere Reise führte uns dann hinter Wesel, an sich endlos aneinander reihen zu scheinenden, großzügig umlandeten, zum Teil mit stattlichen Eigenheimen bestückten, Gehöften vorbei. In mir als Miete zahlendem Angestellten, kam sofort ein tiefes Mitgefühl für die offensichtlich von immer mehr akuter Armut bedrohte Bauernschaft hoch und weckte spontanes Verständnis, für den steten Ruf der Zunft, nach weiteren Agrar-Subventionen…

Irgendwann tat sich dann der gepflegte Randbezirk des Städtchens auf und nach kurzer Zeit erreichten wir einen wunderschönen, von pulsierendem Leben begleiteten Ortskern. Inmitten dieses beschaulichen Treibens lag auch das Blues, ausgestattet mit einer einladend wirkenden Vorterrasse. Auch im Inneren konnte die mit weitläufiger Theke, relativ überschaubarem Stagebereich mit sehr kleiner Bühne (mit vielen tollen Künstlerbildern an den Wänden verziert) und einer weiteren Sichtebene in einer höher liegenden Etage, versehene Location, überzeugen.

McGarvey  und seine beiden Mitstreiter, Bass-Legende Carmine Rojas und Drummer Christopher Antoine Hill,  stiegen kurz nach Neun mit dem slideträchtigen „Blues Knockin‘ At My Door“ in den Set ein. Das war schon mal, aus der Sicht unseres Magazins, ein Auftakt nach Maß. Auch das folgende, atmosphärische „All The Little Things“ wurde von Ryan mit einer Gibson Firebird abgewickelt.

Für „Starry Night“ wechselte er zur Stratocaster, dem sich ein Bakersfield-umwehtes Instrumentalintro („Texas Special“) anschloss, das in einen Lenny Kravitz-angehauchten shuffligen Stampfer namens „Wish I Was Your Man“ vom aktuellen Album mündete. Grandios der klasse performte Slow Blues „Blue Eyed Angels Blues“, bei dem Ryan sein filigranes Können auslebte und Kollegen Gernot, in allerlei Posen, ordentlichen Stoff zum Fotografieren offerierte. Tolle Nummer!

Das knallharte „Little Red Riding Hood“, das brandneue Stück „Break My Heart“, die knackig rockenden „My Heart To You“ und „Drunken Dreams“ (fettes Finale) standen im Zeichen einer Les Paul-Gitarre. Ein Wermutstropfen war schon zu diesem Zeitpunkt einige technische Probleme und der schlecht ausgesteuerte Sound, der McGarveys Stimme nur sehr unterschwellig klingen ließ und den eigentlichen Superstar des Abends, den sich generös in den Dienst des Protagonisten stellenden Carmine Rojas (David Bowie, Rod Stewart, Joe Bonamassa), zu einigen, fast schon genervt wirkenden Gesten Richtung Mischpult veranlasste. Es besserte sich leider nichts. Trotzdem zogen sie natürlich den Gig weiter spielfreudig und routiniert durch. Auch das Publikum ließ sich nicht von seiner allgemeinen Begeisterung abbringen.

Der wieder mit seiner Firebird performte Blues „Memphis“ war dann der Vorbote für das von Gernot angepriesene (angedrohte) Paradestück „Mystic Dream“ mit integrierten Led Zeppelinschen „Kashmir“-Einflechtungen. Es wurde dann auch mit psychedelischem Gitarrengewitter zur erwarteten, knapp viertelstündigen Nervenprobe meinerseits. Aber Spaß beiseite, auch wenn solch eine Nummer nicht zu meinen Favoriten zählt, offenbarte sie doch die instrumentelle Klasse des Trios.

Den vehementen ‚Zugabe‘-Forderungen des frenetisch jubelnden Rheder Publikums folgte noch recht kompakt, das Hendrixsche „Spanish Magic Castle“. Nach knapp zwei Stunden Spielzeit, verabschiedeten sich McGarvey, Hill und Rojas, um dann nach kurzer Zeit, am Merchandising-Stand weitere Akquise und Sympathie-Werbung zu betreiben. So signierten sie auch noch ein paar von Gernots, vor kurzem im Schwarzen Adler, geschossene Bildern, die er auf beeindruckende dickwandige DIN A3-formatige Platten hatte konvertieren lassen.

Insgesamt ein gelungener McGarvey-Abend mit tollen und sehr sympathischen Musikern, klasse Stimmung und angenehmen Ambiente, mit dezenten Abzügen in der B-Note wegen dem wenig transparenten Sound. Vielen Dank an Tour-Manager Manni Küsters für die problemlose Akkreditierung.

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Carmine Rojas (bass)
Christopher Antoine Hill (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ryan McGarvey
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Blues Rhede
Double K Booking

The Marcus King Band – Same – CD-Review

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Ich weiß nicht, wie oft ich im Laufe der Führung dieses Magazins, noch meine Verwunderung bzw. Bewunderung, bezüglich des unaufhörlichen musikalischen Talentreservoires äußern werde, das in den Staaten immer wieder zu Tage befördert wird.

Was im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auffällt, ist die meist frühkindliche, intensive musikalische Erziehung, die dann auf die weitere Entwicklung meist ihre nachhaltige Wirkung hinterlässt.

Ein erneutes schönes Beispiel ist ein junger, gerade mal 20 Lenze zählender, aus Greenville, South Carolina stammender Spund, namens Marcus King (lead vocals, guitars, steel), der mit seiner Band, bestehend aus Jack Ryan (drums), Stephen Campbell (bass),  Matt Jennings (organ, keyboards)  und der Bläser-Section Justin Johnson (trumpet, trombone) sowie Dean Mitchell (saxophone), mittlerweile die Clubs und Konzerthallen der USA erobert.

Er spielte bereits ganz früh in der Band seines Vaters, dem, wie es für diesen Namen eigentlich nicht anders zu erwarten war, Bluesmusiker Marvin King, bevor er später die Weichen für eine eigene Karriere stellte.

Kein geringerer als Warren Haynes hat den Burschen für das neue, selbst-betitelte Album der Marcus King Band, unter seine Fittiche genommen. Das kommt auch nicht von ungefähr, nach dem Durchhören ist eine Bruderschaft, im Geiste der Musik, unverkennbar. Haynes hat das Werk produziert und fulminante Slides auf dem wohl stärksten Song (zumindest aus meiner Sicht) „Virginia“, einem schweren Southern Rock-Stampfer, eingestreut.

Haynes‘ Bewunderung für den jungen Protagonisten spiegelt sich in folgendem  Statement wider. „Marcus is the first player I’ve heard since Derek Trucks to play with the maturity of a musician well beyond his age. He’s very much influenced by the blues, but also by jazz, rock, soul music, and any timeless genres of music. You can hear the influences, but it all comes through him in his own unique way. He has one of those voices that instantly draws you in, and his guitar playing is an extension of his voice and vice versa.”

King selbst charakterisiert seine musikalische Ausrichtung als „soul-influenced Psychedelic Rock“. Insgesamt treffen beide dabei den Kern der Wahrheit wirklich ganz gut. Es ist in der Tat ein anspruchsvoll gestaltetes und instrumentiertes Konglomerat an Stücken, das aufgrund der starken Bläsereinbindung viele soulige/groovige/funkige/jazzige Momente aufweist (Tower of Power, Little Feat, JJ Grey), die gekonnt in eine Symbiose mit psychedelischen (70er-Flair – Free, Hendrix), Blues- und Southern Rock-Strukturen (Allman Brothers, Gov’t Mule, Elvin Bishop, Marshall Tucker Band) treten. Stellvertretend sei hier vor allem das Instrumental mit dem eigenwilligen Titel „Thespian Esionage“ angeführt.

Relativ überraschend tauchen im letzten Drittel des Werkes mit „Guitar In My Hand“ und „Sorry Bout Your Lover“ noch zwei Country-umwehte Tracks auf, bei denen Marcus auch seine Fähigkeiten in Sachen Akustik- und Steelgitarren offenbart. Beide Songs erinnern an frühere Marshall Tucker-Zeiten. Erwähnenswert vielleicht noch Kings, naturgemäß sehr jung, fast androgyn wirkende Stimme und der starke Gastauftritt von Derek Trucks bei „Self Hatred“.

Insgesamt präsentiert die Marcus King Band ein Album, das eher der anspruchsvolleren Klientel gewidmet ist. Nichts , was man mal eben so neben her laufen lassen kann. Der Respekt gebührt es, sich mit dem Geleisteten dieser jungen Truppe intensiv auseinander zu setzen. Die Musikszene darf sich über einen weiteren King freuen!

Concord Records (2016)
Stil: (Southern) Blues Rock & More

01. Ain’t Nothin‘ Wrong With That
02. Devil’s Land
03. Rita Is Gone
04. Self Hatred
05. Jealous Man
06. The Man You Didn’t Know
07. Plant Your Corn Early
08. Radio Soldier
09. Guitar In My Hand
10. Thespian Esionage
11. Virginia
12. Sorry Bout Your Lover

The Marcus King Band
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Oktober Promotion

Devon Allman – 20.09.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Trotz ungünstiger Voraussetzungen (Arbeitswochentag, zeitgleiches Fußball-Bundesliga-Spiel des Dortmunders heiliger BVB AG bei VW Wolfsburg…), hatten an diesem Abend immerhin weit über 100 Zuschauer den Weg ins schöne Dortmunder Musiktheater Piano gefunden, um den Allman-Sprössling Devon (mittlerweile natürlich längst ein gestandener Mann) erstmals mit eigener Band zu begutachten.

Ihm kam vermutlich, neben seinen bisherigen guten Leistungen als Solo-Künstler, auch noch zu Gute, dass er bereits schon zuvor, seine Visitenkarte als Part der Allstar-Band Royal Southern Brotherhood in der beliebten Szene-Location, hinterlassen hatte.

Devon und seine Mitspieler Anthony Nanney, Steve Duerst sowie der technisch brillierende Zweitgitarrist Bobby Schneck jr. bewiesen nach pünktlichem Beginn um 20:00 Uhr mit dem fulminanten „Half The Truth“ sofort mal, wie herrlich live dargebotener Southern Rock rüber kommt, wenn so richtig kräftig in die Saiten einer Gibson Les Paul gegriffen wird (diese übrigens mit persönlicher geschriebener Widmung des Gitarrenbauers verziert). Für mich direkt einer der Höhepunkte des Gesamtsets.

Mit dem folgenden „Can’t Lose ‚Em All“ wurden erste musikalische Allman-Ur-Gene in nächster Generation weitergeleitet. Auch das später gespielte „Back To You“ (starke Gesangsleistung von Devon) ließ keinen Zweifel an seiner familiären Herkunft. „Mahalo“ entpuppte sich als eines von zwei megastark gespielten längeren Instrumentalstücken (dazu kam noch gegen Ende der grandiose Slow Blues „Midnight Lake Michigan“), bei denen alle Akteure ihr tadelloses Handwerk ausgiebig präsentieren konnten.

In Sachen Coverstücke wurde Claptons „Forever Man“ (vom „Behind The Sun“-Album) in ein schönes knackiges Southern Rock-Gewand gekleidet, Bob Marleys „No Woman, No Cry“ zur Interaktion mit dem gesangsfreudigen, wie immer angenehmen Piano-Publikum genutzt, das durch die legendäre Band von Daddy Gregg bekannt gewordene „One Way Out“ als Rausschmeißer erkoren.

Mit dem atmosphärischen „Left My Heart In Memphis“ wurde seine Royal Southern Brotherhood-Zeit gestriffen, das shufflig funkige „Could Get Dangerous“ lichtete die Honeytribe-Ära ab. „Say Your Prayers“ als erste Zugabe, war dann der einzige Track aus seinem gerade frisch auf den Markt gekommenen, neuen Longplayer „Ride Or Die“, der dann am Merchandising Stand rege Abnahme fand.

Fazit: Ein klasse Abend, der auch von den vielen kleineren Randnotizen lebte. Da war zum einen der sehr angenehme Band-Leader Devon Allman, der zwar klar demonstrierte, wer der Chef in seiner Truppe ist, den anderen Mitmusikern, aber immer auch wieder Gelegenheit gab, sich in den Vordergrund zu spielen.
Da war sein stetiges Bemühen, das Publikum immer wieder gesangstechnisch oder durch Klatschrhythmen einzubinden, sein ausgiebiger Spaziergang durch die Zuschauer bei „Midnight Lake Michigan“, seine sehr schön ausgewogene Bühnenpräsenz zum Wohle der recht vielen anwesenden Fotografen und die nette Geste, eine sehr junge begeisterte Zuschauerin (Kompliment von Sounds Of South übrigens an die Eltern für die gute musikalische Erziehung!) während eines Stückes an den Bühnenrand zu zitieren, um ihr ein Plektron zu schenken.

Am Ende gab er mit stoischer Ruhe noch Autogramme, bis dann auch der letzte Fan versorgt gewesen war. Insgesamt ein absolut runder Abend mit starkem Southern Rock Allmanscher Jung-Prägung, der wie im Nu verflog. Vielen Dank wie immer auch an Jenny von 3Dog Entertainment für die gewohnt unkomplizierte Akkreditierung.

Line-up:
Devon Allman (lead vocals, lead guitar)
Bobby Schneck jr. (guitars, vocals)
Steve Duerst (bass, vocals)
Anthony Nanney (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Devon Allman
Devon Allman bei Facebook
Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Joe Bonamassa – Live At The Greek Theatre – CD-/DVD-Review

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Was für ein monumentales Rockmusikwerk in allen Belangen! Joe Bonamassa, gefilmt bei einem Konzert im altehrwürdigen Greek Theatre in Los Angeles, einer imposanten, 1929 errichteten Freiluftbühne, angelehnt an einen griechischen Tempel.

2 DVDs (eine enthält den Konzertfilm, die zweite einige Bonus-Features (u. a.  ein ausführliches Interview mit Joes Eltern), dazu das Ganze noch auf zwei CDs (identisch mit dem Konzertmitschnitt), bieten eine Allround-Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau. Hier heißt es wirklich, es sich wie im Kino, mit irgendwelchen Leckereien und Getränken vor der heimischen Anlage gemütlich zu machen und dann einfach nur das Gebotene zu genießen. Ich persönlich habe seit geraumer Zeit einen  relativ großen Fernseher, da wirkt alles fast doppelt phänomenal!

Hier wurde an nichts gespart, grandiose Aufnahmen aus allen Perspektiven, ein regelrechter Bilder- und nicht zu vergessen, natürlich auch Musikrausch. Ich hatte zunächst immer ein wenig Probleme mit dem Protagonisten. Seine Stimme sagte mir nicht ganz so zu, dazu bin ich nicht der Freund von übertriebenen Frickeleien, gerade in diesem Genre oft zur Selbstinszenierung dienend. Erst seine letzte Scheibe „Blues Of Desperation„, die er ja mit Nashville-Musikern eingespielt hatte, brach eigentlich das letzte Eis.

Auch bei diesem Gig sind mit Reese Wynans (keys) und Michael Rhodes (bass) zwei gestandene Recken aus Music City dabei, ein Genuss ihrer unaufgeregten, aber spielerisch umso brillanteren Art zu Musizieren beizuwohnen. Rhodes bildet mit dem erfahrenen, kraftvoll an den Trommeln agierenden, Anton Fig die Rhythmusfraktion. Als Liebhaber von weiblichem Backgroundgesang, wurde hier mit den drei australischen Damen Juanita Tippins, Jade MacRae und Mahalia Barnes (diese mit kurzen lead vocals-Parts – sehr beeindruckeende Röhre), groß aufgefahren. Die drei schlängeln sich zumeist, schön anzusehend, synchron zum Takt ihrer gesungenen Uuhs und Aahs.

Dem nicht genug. Mit Lee Thornburg (trumpet), Ron Dziubla und Paulie Cerra (beide saxophone) gibt‘ dazu noch eine fett plusternde Bläser-Fraktion, jeder auch mal zwischendurch mit individuellem Solo. Lediglich Kirk Fletcher (The Mannish Boys) kann Einem als Zweit-Gitarrist ein wenig Leid tun, ihm ist natürlich die Postion des sich unterordnenden Teamplayers, in Form von Rhythmus-Gitarrenspiel, zugeteilt. Er hat aber auch zwei unaufgeregte Solo-Einsätze.

Irgendwelche Songs (22 Stücke in Form einer Hommage an die Blueser Albert King, B.B. King und Freddie King) explizit herauszunehmen macht wenig Sinn, im Prinzip ist jedes Stück gelungen. Bonamassa streift hier den Blues der drei Kings mit rockigen, rhythmischen, mal souligen, als auch swingenden (teilweise erzeugen die Bläser einen voluminösen Big Band Sound) Interpretationen, dies teilweise demnach oft  im Retro-Ambiente (einige Songclips kann man sich vorab in unseren Musiknachrichten ansehen).

Seine Stimme wurde hervorragend zur Musik ausgesteuert, gefällt mir diesmal sogar richtig gut. Seine filigranen Saitenzaubereien präsentiert er dabei auf einem sich abwechselnden Arsenal von hoher Beanspruchung gezeichneter, arg gebeutelt, aussehender E-Gitarren. Joe lässt natürlich in jedem Lied ein bis zwei fulminante Soli los, hat aber in Nashville wohl mittlerweile auch gelernt, wann die Zeit zum Loslassen gekommen ist.

So fühlt man sich nach dem abschließenden herrlichen „Thrill Is Gone“ innerlich fast genötigt, sich vor dem Fernseher mit dem im Greek Theatre anwesenden begeisterten Publikum zu erheben und den zurecht erspielten Standing Ovations ebenfalls Folge zu leisten. Absolut grandios. À la bonne heure, Herr Bonamassa, samt Ensemble! Ganz großes Kino, passender Weise, anders kann man es wirklich nicht formulieren. Vergleichbar ungefähr mit Claptons Geschichte in der Royal Albert Hall. Joe Bonamassa ist mit diesem Werk endgültig in den Sphären der ganz großen Blueser aller Zeiten angekommen.

Im Bonus-Material gibt es ein Interview mit Joes sympatischen, auf dem Teppich gebliebenen Eltern, wobei  Joes Step by Step-Entwicklung von der ersten kleinen Mini-Gitarre bis zum großen Blues Rock-Star fachmännisch reflektiert wird (sein Vater ist/war ja selbst Musiker). U. a. wird Joes heimatliches Zimmer gezeigt und seine ersten Auftrittsorte. Dazu gibt es filmische Impressionen mit der ganzen Band im Vorfeld des Konzertmitschnittes und eine Bildergalerie mit erstklassigen Konzertschnappschüssen (tolles Lehrmaterial für und anstehende Konzertfotografen).

Ein weiterer Leckerbissen ist der Videoclip zu „Riding With The Kings“. Hier stiehlt die o. a. Mahalia Barnes im Studio dem Protagonisten mit ihrem unglaublich rotzigen Gesang die Show. Joe erkennt weise, die Sinnlosigkeit nach der ersten Strophe, sich mit diesem Vulkan vokal zu messen und belässt es dann damit, sich auf sein Gitarren-Können zu beschränken. Toller Song.

Filmisch und organisatorisch verantwortlich zeigen sich Joes-Langzeit-Begleiter Kevin Shirley und Ron Wiseman, die hier ebenfalls einen exzellenten Job erledigt haben. Dieses Gesamtkunstwerk ist ein Muss für jeden Fan guter Musik. Sounds Of South verneigt sich vor Joe Bonamassa und seinem Team. Nie wurden Begriffe wie ‚Weltklasse‘ und ‚Perfektion‘ in Sachen Blues exakter definiert!

Mascot Label Group (2016)
Stil: Blues Rock

DVD1:
01. Beginnings
02. See See Baby
03. Some Other Day, Some Other Time
04. Lonesome Whistle Blues
05. Sittin‘ On The Boat Dock
06. You’ve Got To Love Her With A Feeling
07. Going Down
08. I’ll Play The Blues For You
09. I Get Evil
10. Breaking Up Somebody’s Home
11. Angel Of Mercy
12. Cadillac Assembly Line
13. Oh, Pretty Woman
14. Let The Good Times Roll
15. Never Make You Move Too Soon
16. Ole Time Religion
17. Nobody Loves Me But My Mother
18. Boogie Woogie Woman
19. Hummingbird
20. Hide Away
21. Born Under A Bad Sign
22. The Thrill Is Gone
23. Riding With The Kings

DVD2:
01. Growing Up Joe (A conversation with Joe’s parents)
02. Riding With The Kings (Official Music Video)
03. Caveman’s Hacked iPhone (Behind The Scenes)
04. Joe’s Big Fat Greek (Photo gallery)

Joe Bonamassa
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Netinfect Promotion

Todd Wolfe Band, 23.04.2016, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Todd Wolfe und seine Band wieder zu Gast im Schwarzen Adler in Rheinberg! Um 19:30 Uhr begann der Adlersaal sich langsam zu füllen. Einige Stehtische, die aufgestellt waren, ließen erahnen, dass das Konzert nicht ausverkauft sein wird. Die Daheimgebliebenen waren sich nicht bewusst, dass ihnen ein Konzert-Highlight der Extraklasse entgangen war. Wenn man in die Geschichte von Todd Wolfe schaut, sieht man, dass es sich um einen Ausnahmekünstler handelt, der zwar nie im Vordergrund kommerzieller Projekte stand, aber wichtiges Mitglied, z. B. im Bereich Songwriting, bei Sheryl Crow war.

Auch als Studiomusiker war er in den letzten Dekaden unter anderem bei Mountain, Leslie West, Carla Olson und Mick Taylor an der Gitarre präsent.
Nach dem Verlassen der Sheryl Crow Band gründete Todd Wolfe in verschiedenen Besetzungen eine eigene Formation, die seit mehreren Jahren in der jetzigen Besetzung mit Todd Wolfe an der Gitarre, Justin Gardner am Bass und Roger Voss an den Drums besteht. Geprägt wurde seine Musik hörbar durch Größen wie Albert Collins, Gregg Allman, The Outlaws, Dickey Betts, Johnny Winter, Robin Trower und The Neville Brothers, für die er mit seinen ersten Bands Opener war.

Ziemlich pünktlich um acht Uhr begann das Konzert. Auf der Bühne stand das holländische Blues Trio „The Red Phone“, das in etwa 50 kurzweiligen Minuten das Publikum mit rocklastigem Blues in Stimmung brachte.

Nach einer kurzen Umbaupause legte dann Todd Wolfe mit seinen Leuten los. Wolfe begann das Konzert mit „Sunny Vale“ und „Against The Wall“ von seiner 2013 erschienenen Platte „Miles To Go“ und brachte die Zuhörer schnell in die entsprechende Blues Rock-Stimmung. Unterstützt von seiner Rhythmussektion, der schnörkellos spielenden Justin Gardner und dem treibenden Schlagzeugspiel von Roger Voss, spielte Todd Wolfe sich schnell warm und glänzte mit seinem virtuosen vielseitigen Gitarrenspiel, in meist Midtemostücken mit nie langweiligen Soli, die oft auch seine härtere Spielweise zeigten.

Ein Grund für die schnell überspringende Stimmung war die sichtbar gute Laune aller Bandmitglieder und deren Interaktion zwischen den Stücken mit der Audienz. Ob es das Anstoßen Wolfs mit der lokalen Biersorte oder das Lächeln von Gardner war; die Todd Wolfe Band zeigte, dass sie für das Publikum spielte.

Nach mehreren rockigeren Songs vom der letzten Platte „The Longboard Road Back“, schaltete Wolfe einen Gang zurück und griff für drei Songs zur akustischen Gibson-Gitarre. Der letzte davon war sein ältester, „Black Hearted Woman“ von der 2004 erschienenen „Delaware Crossing“. Bei diesen, eher ruhigen Stücken, konnte Wolfe seine exzellente Spielweise (Sheryl Crow sprach über ihn von einem der besten Gitarristen) unter Beweis stellen und dass man auch mit einer akustischen Klampfe, den Saal in Stimmung halten kann.

Nach dem Griff zur elektrischen Gibson, feuerte Wolfe ein Feuerwerk mit zumeist Stücken von „The Last Road Back“, unterbrochen von einem gelungenem Cover der B.B. King-Nummer „3 O‘Clock Blues“. Dann bat Wolfe den Kempener Blues-Gitarristen Clemens Bombien von Minor Cabinet zur Unterstützung auf die Bühne. Unter dem Applaus der Zuschauer überließ Wolfe Bombien den Part der Leadgitarre, um ihn, gemeinsam mit Justin Gardner und Roger Voss, nach zwei intensiven Stücken, freundschaftlich wieder zu verabschieden. Es war schön zu sehen, wie ein international renommierter Musiker, einem lokalen Gitarristen, wie auch schon im letzten Jahr, die Gelegenheit erweist, vor einem Bluesrock hungrigem Publikum aufzutreten.

Danach gab das Trio weiter Gas, um nach etwa 100 Minuten die Bühne zu verlassen. Nach einer kurzen Aufforderung zur Zugabe spielte Wolfe „Mercy“, „On The Run“ und „Got To Go Better“. Der Titel ‚Merci‘ aus dem Französischen übersetzt, konnte an dem Abend aus zweierlei Sicht gesehen werden. Ein Dank des Publikums an ein gelungenes, stimmungsvolles Bluesrockkonzert und der Dank der Musiker an ein Auditorium, das den Spaßfaktor der Musiker sichtlich unterstützte. Nach knapp zwei Stunden verließ die Band unter dem Applaus der Zuschauer die Bühne und in den Gesichtern war die Zufriedenheit über einen tollen Abend deutlich erkennbar.

Das Verlassen war aber nur rein musikalischer Natur. Wolfe, Gardner und Voss ließen es sich nicht nehmen, wie im Schwarzen Adler üblich, geduldig den zahlreichen Autogrammwünschen nachzukommen. Dabei kam auch der gelegentliche, humorvolle Smalltalk nicht zu kurz. Kurzum gesagt, Vollblutmusiker zum Anfassen, ohne jede Starallüren, die einfach Spaß an der Musik und der Stimmung eines Konzertes haben. In der Hoffnung, dass Todd Wolfe auch nächstes Jahr wieder den Adler zum (Blues-) Rocken bringt, gingen die Gäste oder verbrachten anschließend noch eine Zeit in der Kneipe. Wenn man der Regel folgt ist am 23.04.2017 wieder Wolfetime im Adler. Dann hoffentlich vor einem vollen Haus, was die Künstler verdient hätten.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine Lanze für Ernst Barten brechen, der es immer wieder schafft, ausgezeichnete Blues Musiker in den Adler zu locken. Vielleicht auch einmal den Gastmusiker Bombien mit Band.

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Todd Wolfe Band
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Schwarzer Adler

Big Cat – Same – CD-Review

BigCat-300

Neue Super-Gruppe am texanischen Blues Rock-Himmel! Für alle, die immer noch sehnsüchtig auf ein Comeback von Storyville warten, gibt es gute Neuigkeiten. Es steht zwar keine aktuelle Reunion an, aber deren gefeierter Lead-Sänger Malford Milligan hat ein neues Projekt mit einer neuen CD am Start, das sich aufgrund einer absolut tollen Besetzung, auf absoluter Augenhöhe präsentiert.

Big Cat heißt die hochkarätig besetzte Band und wartet mit arrivierten musikalischen Schwergewichten auf: Bassist Roscoe Beck (Leonard Cohen, Jennifer Warnes), Drummer Les Fisher (The Boneshakers, Brothers Johnson, George Lopez), dem großartigen Keyboarder Stefano Intelisano (u. a. Patty Griffin, BoDeans, Cooder Graw) und dem hier stark agierenden Gitarrist Dave Sebree (Double Trouble, Christopher Cross). Fronter Malford Milligan singt sich in bewährter Form wieder die Seele aus seinem Leib.

Das Quintett verwöhnt den Hörer mit zehn wunderschönen Songs, die natürlich Storyville-Liebhabern satten Genuss bieten werden, aber auch mit vielen kleinen Reminiszenzen an etablierte Rockmusikgrößen, die durchaus den potentiellen Käuferschicht-Rahmen erweitern könnten.

Der Opener „From Now On“ groovt direkt lässig mit einer an Gregg Allman erinnernden Hammond-Orgel und einer plusternden Bläser Section (u. a. John Mills, Kevin Flatt, Jon Blondell, Eric Johnson) lässig vor sich hin. Sofort herrlich souliger Blues Rock zum Einstand! Das unterschwellig Country-angehauchte „Under The Bridge“ besticht durch eine tolle Melodie und wird von Sebrees Slide-Führungsriff getragen. Die starke Background-Sängerin Lisa Tingle haucht Milligan sexy die Titelzeile und ihre ‚Uuhs‘ entgegen. Intelsanos gluckerndes Orgel-Solo gegen Ende ist einfach nur klasse.

Das dezent psychedelisch-poppige „Thief Of Hearts“ lebt von Milligans typisch temperamentvollen Gesang und einem filigranen, Melodic Rock-tauglichen E-Solo Sebrees. „Stand Up Man“ steht wieder im Zeichen von Stefano Intelisano, der mit markantem E-Piano und Steve Winwood-Gedächtnis-Synthie-Solo die Hauptakzente setzt.

Die texanische Antwort auf Gary Moores „Still Got The Blues“, „Anyday Like Yesterday“, schließt die erste Hälfte des Albums ab. Eine bluesig-soulige Ballade zum Niederknien, bei der Milligan gesangstechnisch alles aus sich herausholt. Gänsehautgarantie!

Das mit einer raunzender Orgel unterlegte „Ain’t That Sexy“ hätte gut auf das Storyville-Album „Piece Of Your Soul“ gepasst. Dazu gibt es wieder ein sattes Sebree-E-Solo. Zeit zum Entspannen offeriert das mit einem leichtem Reggae-E-Gitarren-Rhythmus bestückte „Nothing But Love“. Schön hier erneut die einfühlsamen Bläser, die dem soulig-bluesigen Groover die Würze verpassen und das entspannte E-Solo von Dave Sabree.

Ein weiteres Highlight auf einem durchgehend faszinierenden Album ist das an Steely Dan angelehnte, furios jazzende „Katy Don’t Kill Me“. Intelisano mit bestechendem Piano-Spiel, Becks ‚knallendes‘ Bass/Solo-Spiel und Milligans vokale Perfomance (mit eunuchenhafter Gesangseinlage) vermitteln authentisch den ungeheuren Spaß, der im Studio geherrscht haben muss.

Ganz großes Kino ist „Trippin‘“: Intelisanos fulminante „Smoke On The Water“-Orgel erweist im Studio Jon Lord seine Ehre und Sebrees heulendes E-Solo macht diesen Song zu einem, auf den Punkt gebrachten, kleinen dreckigen Rocker. Am Ende dieses grandiosen Werkes darf man sich bei „Onward“ nochmal in der Tradition der großen Storyville-Balladen à la „Don’t Make Me Cry“, verwöhnen lassen. Großartig.

Fazit: Man braucht bei Big Cat nicht wirklich die Katze aus dem Sack lassen. Ein Album, das den rauen Charme von Storyville durchaus wieder aufleben lässt, sich aber dank der tollen Musiker der Austin-Musik-Szene in Form von Intelisano-Keyboards, Sabrees fulminanter E-Gitarrenarbeit, der Southern-kompatiblen weiblichen Backgrounds Tingles, sowie der plusternden Bläser-Zutaten deutlich flexibler, variabler und souliger gibt. Ein Juwel, das in jede vernünftige Sammlung gehört. Herrlich!

Mark One Records (2015)
Stil: Blues/Soul Rock

01. From Now On
02. Under The Bridge
03. Thief Of Hearts
04. Stand Up Man
05. Any Day Like Yesterday
06. Ain’t That Sexy
07. Nothing But Love
08. Katy Don’t Kill Me
09. Trippin‘
10. Onward

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SIMO, 14.04.2016, Turock, Essen – Konzertbericht

Nachdem ich mit Michael Lee Firkins vor Kurzem einen Gitarrenhexer der bereits arrivierteren Frickelfraktion hautnah erleben durfte, stand mit JD Simo ein Vertreter der noch jungen Wilden im Essener Turock auf dem Programm. Als Support hatte zunächst das Duo Powder From Pigeons mehr lärmenden, als bleibenden Eindruck hinterlassen, was zumindest den Vorteil hatte, dass man sich schon mal an das auch von SIMO nicht minder aufgefahrene Dezibel-Level gewöhnen konnte.

Um kurz nach 21:00 Uhr kam der Protagonist, in Begleitung seiner beiden Mitspieler Adam Abrashoff (drums) und Pfeifenraucher Elad Shapiro (bass) an Krücken auf die Bühne gehumpelt. Jetzt erschloss sich auch der Sinn, warum man eine Transportbox direkt hinter das Mikro platziert hatte. Sie diente während des gesamten Konzertes als Sitzunterlage für den offensichtlich gehandicapten Frontmann. Also von wegen ‚verweichlichte junge Generation‘. JD Simo war der lebendige Beweis, dass man sich heute durchbeißt.

Das aus Nashville stammende Trio eröffnete mit dem riffigen Willie Dixon-Song „You Need Love“. Vermutlich spätestens jetzt, als Simo seine geliebte Gibson Les Paul in der Hand hatte, waren etwaig behindernde Schmerzen vergessen. Wie schon im Review zu seinem aktuellen Werk „Let Love Show The Way“ bereits angemerkt, wurde JD Simo ja übrigens in den erlauchten Club der wenigen Gitarristen aufgenommen, die Duane Allmans legendäre 1957er Les Paul Gold Top zum Einspielen der Tracks benutzen durften. Diese hatte er natürlich naturgemäß nicht mit dabei.

Von der aktuellen Scheibe präsentierte er dann Sachen wie „Two Timin‘ Woman“, „Long May You Sail“, „I’ll Always Be Around“ oder den „Stranger Blues“, wobei seine Vorliebe für Bands der 70er Jahre wie Led Zeppelin, Fleetwood Mac zu Peter Green-Zeiten & Co. deutlich zum Tragen kam. „What’s On Your Mind“ vom Erstwerk, ein psychedelisches Instrumental (inkl. Drum-Solo von Abrashoff und Pfeife-Anzünden von Shapiro) und eine starke Fassung von „With A Little Help From My Friends“ (auch Simos Schrei im, durch den verstorbenen Joe Cocker berühmt gewordenen Bridge, war nicht von schlechten Eltern), blieben in Erinnerung.

Gegen 22:15 Uhr fand der Hauptteil sein Ende, der in zwei lautstark eingeforderten Zugaben, u. a. mit Howlin Wolfs „Evil“ seine Fortführung und den Abschluss fand. Nach knapp 90 Minuten endete ein unterhaltsamer, mit viel filigraner E-Gitarren-Frickelarbeit durchzogener Gig. Die knapp 100 Leute im Turock hatten einen der kommenden Gitarren-Stars der Blues Rock-Szene bewundern dürfen.

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