Aynsley Lister – Eyes Wide Open – CD-Review

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Nachdem wir unsere Netze nach der schönen Sari Schorr-CD ausgeworfen hatten, blieb als erfreulicher Beifang auch noch das neue Werk von Aynsley Lister mit hängen. Brooklynn Promotion hatte, dankenswerter Weise, das Teil spontan, einfach mal in weiser Voraussicht, mit zur Lieferung beigelegt.

Bei Aynsley Lister kommen in mir natürlich Erinnerungen hoch. Ganz zu Beginn der Internetära hatte ich damals im Backstage-Bereich des Schwarzen Adlers, im Rahmen einer der ersten Konzertreviews, kurz Gelegenheit, mit dem zu dieser Zeit als kommendes Blues Rock-Wunderkind designierten Jungbriten, mittlerweile viel- und hoch dekorierter Awards-Gwinner, ein paar Worte zu wechseln. Seitdem ist viel Wasser den Rhein herunter gelaufen und das digitale Zeitalter hatte noch nicht seine Spuren (vor allem) in meinem allgemeinen Berufsleben hinterlassen.

Der am 14.11.1976 in der Stadt des amtierenden englischen Fußballmeisters geborene und auch noch immer als Gitarrenlehrer arbeitende Musiker, hat seine Augen weit offen gehalten und versucht mit seinem neuen Longplayer „Eyes Wide Open“, dem heutigen Anforderungsprofil des Blues Rocks Genüge zu leisten. Und das klappt, um es vorweg zu nehmen, recht gut.

Lister präsentiert sich als gereifter Musiker, der ganz klar den Fokus auf seine große Stärke legt: sein filigranes E-Gitarrenspiel. Er hat das Werk produziert, natürlich auch die Lead vocals übernommen und bis auf das von Tommy Castro verfasste „Right As Rain“ (Whitesnake-Note) auch alle Tracks im Alleingang komponiert. Begleitet wird er dabei von Musikern wie Steve Almadeo, Boneto Dryden, Andrew Price, Chris Aldridge, Bryan Corbett, Dale Gibson und Bennett Holland. Letztgenannter entpuppt sich mit vielen Orgeleinlagen als markantester Musiker neben Lister.

Die Lieder befinden sich alle im 5-Minuten-Bereich und mehr, bieten somit dem Protagonisten reichlich Gelegenheit, seine vielfältige Saitenspielkunst samt diverser Soli einzustreuen. Positiv ist hier zu vermerken, dass Listers nicht in allzu selbstverliebte Frickeleien ausarten, wie es ja bei vielen Kollegen seiner Zunft oft passiert. Er findet eigentlich immer  ganz gut den richtigen Zeitpunkt des Loslassens.

Berührungspunkte zu unserem Magazin sind eher rar gesät, meist nur, wenn die beteilgten Bläser souliges Ambiente verbreiten, wie bei „Everything I Have To Give“ oder beim Bounstrack „Hold You To It“. Dazu auf jeden Fall noch beim, ein wenig mit unterschwelligem The Band-Flair umgarnten „Other Part Of Me“ mit integriertem, Skynyrd-trächtigen, Southern Rock-E-Solo am Ende.

Im Prinzip erleben wir aber klassischen Blues Rock britischer Prägung. Toll das von alten Mafiafilmen inspirierte „Il Grande Mafioso“, mit über sieben Minuten Spielzeit der längste Track, der schön retromäßig mit typischen Bariton-E-Gitarren atmosphärisch dahin gleitet. Highlight für mich persönlich ist der herrliche Slow Blues „Won’t Be Taken Down“ mit seinen fulminant krachenden E-Gitarren-Bridges. Sehr schön entspannt auch „Kalina“ mit einem, sich fast in epische Sphären steigernden E-Solo.

Die CD kommt in einem sehr schön von Anthony Greentree illustrierten DigiPak, mit eingestecktem 24-seitigen, reich bebilderten Booklet, das alle Texte, sowie partiell auch noch persönliche Anmerkungen von Aynsley zu einzelnen Stücken enthält. Ein rundum gelungenes Teil dieses „Eyes Wide Open“ also in jeder Hinsicht. Schön mal wieder von Aynsley Lister gehört zu haben!

Straight Talkin‘ Records (2016)
Stil: Blues Rock

01. All Of Your Love
02. Everything I Have To Give
03. Il Grande Mafioso
04. Won’t Be Taken Down
05. Time
06. Dishellved
07. Troubled Soul (Intro)
08. Kalina
09. Handful Of Doubt
10. Right As Rain
10. Other Part Of Me
12. Stay
13. Hold You To It (Bonus track)

Aynsley Lister
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Brooke Lynn Promotion

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