The Magpie Salute – Same – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Nomen est Omen – der Name der Band lässt in zweierlei Hinsicht erahnen, was den Zuhörer auf der Platte erwartet. Die Elster lässt grüßen, was bedeutet, dass die Krähe in diesem Revier nicht mehr auftaucht.

Wer auf eine Reunion der Black Crowes wartet, kann vermutlich noch lange warten, denn mit den Magpie Salute hat sich 2016 eine Band gefunden, in welcher sich mit Rich Robinson, Marc Ford an der Gitarre und Sven Pipien am Bass, Eddie Harsch an den Keyboards, vier ehemalige Crowes Mitglieder zusammengetan haben, um mit Joe Magistro an den Drums, Nico Bereciartua als drittem Gitarristen, John Hogg mit starken Lead Vocals und Matt Slocum an den Keyboards, das Gerüst einer neuen Supergruppe zu bilden.

Der Begriff einer Supergruppe kann deswegen durchaus gewählt werden, da es den Protagonisten gelingt, mit einer großen musikalischen Bandbreite, Coversongs (die Elster klaut nun mal gerne) hinzulegen, die alle einen eigenen Charakter haben, sodass so niemals der Vergleich zu einer der zahlreichen Coverbands aufkommt.

In einigen Stücken wird der eingefleischte Black Crowes-Fan eben diese wiedererkennen. Andere Tracks wiederum lassen das Flair von The Band oder von Crosby, Stills, Nash and Young in einer erfrischenden Form wieder aufleben. Ein insgesamt starkes Album ohne einen Ausreißer nach unten, bei dem es schwerfällt, Songs besonders hervorzuheben.

„Fearless“ von Pink Floyd in ein Kleid mit Southern Rock-Einflüssen zu packen, ist mutig, aber letztendlich vollkommen gelungen und es wird der Bogen der psychedelischen Floyd zum Southern Rock der Crowes gespannt – Kompliment! „Time Will Tell“, ursprünglich vom viel zu früh verstorbenen Bob Marley, zeigt, das Southern Rock und Reggae durchaus miteinander kompatibel sein können.

In diesem live im Studio aufgenommenen Album ist die Dynamik, die Spielfreude, aber auch die Fähigkeit der Improvisation zu erkennen, wobei einige Songs den Charakter einer Jamsession haben, in der jeder der Musiker die Gelegenheit bekommt, seine spielerische Qualität zu zeigen, ohne zu ausufernd zu werden.

Nach dieser Platte darf man gespannt sein, was als nächstes geboten wird. Live mit den Magpie Salute wird mit Sicherheit ein Erlebnis für Freunde gepflegter Southern Rock-Musik der Richtung Black Crowes, aber auch für Freunde vom Stoff der großen Acts der 70er Jahre. Leider wird Eddie Harsch, einer der Keyboarder, nicht mehr dabei sein, da er kurz nach den Aufnahmen im Alter von nur 59 Jahren im November 2016 verstorben ist.

Eagle Records (2016)
Stil: Jam Rock

01. Omission
02. Comin‘ Home
03. What Is Home
04. Wiser Time
05. Goin‘ Down South
06. War Drums
07. Ain’t No More Cane
08. Fearless
09. Glad And Sorry
10. Time Will Tell

The Magpie Salute
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Oktober Promotion

Chris Weaver Band – Live in Brazil – CD-Review (digital)

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Einer meiner New Country-Lieblingssänger mit einem Live-Werk in Südamerika. Auch wenn Chris ganz sicher das Potential hat, ein ganz Großer in Nashville zu werden, hat es mich doch ein wenig überrascht, dass er, gleich zu Beginn seiner Karriere, mit so einem aufwendigen Live-Projekt bedacht wurde und das dazu noch im fernen Brasilien (was ich natürlich klasse finde).

Ich bespreche hier nur die, bis jetzt bei uns zu erwerbende mp-3-Download-Version. Das Event wurde jedoch mit einer aufwendigen Licht- und Video-Installation, visuell abgedreht und soll wohl auch demnächst als DVD erhältlich sein. Chris hat mir dazu schon ein paar sehr sehenswerte Ausschnitte vorab gemailt, zu mehr Infos ist es aber bisher nicht gekommen, er wollte mir das Teil postalisch zukommen lassen, da doch viele Fragen meinerseits dazu entstanden.

Ich habe in Brasilien zu meinen früheren Sturm- und Drangzeiten bereits dreimal Urlaub gemacht und kann mir die Atmosphäre, die beim Konzert geherrscht haben muss, sehr gut vorstellen und auch den Spaß, den die Akteure in den Tagen rund um das Konzert gehabt haben werden.

Der ‚Joe Cocker‘ von Nashville, wie ich Chris aufgrund seiner markanten Reibeisenstimme mal nennen möchte, hat sich für den Gig vorwiegend ruhige Sachen, u. a.  aus seinen bisherigen Alben „Standing In Line“ und „American Dreamer“ ausgesucht. Um der südamerikanischen Atmosphäre gerecht zu werden (es geht also verständlicher Weise nicht so Southern Country rockig zur Sache), sind in diverse Tracks immer wieder Mariachi-artige Bläser-Parts eingebunden.

Da es in Brasilien ähnlich patriotisch bei solchen Gigs zur Sache geht, wie in seiner Heimat, wurden für die drei letzten Stücke am Ende noch mit Fernando Zor (bei „Madrid„, „California High“ und „Sunday Morning“), Sorocaba (bei „California High„) und Marcos & Belutti (bei „Sunday Morning„), Künstler aus der Region mit involviert und die Songs auf z. T. portugiesisch angepasst. Das verleiht der ganzen Sache, wie man den YouTube-Clips entnehmen kann, natürlich ein unglaubliches Maß an Emotionalität, die aber auch in der mp-3-Version transparent wird.

Sollte die DVD irgendwann eintreffen und der Bezug des Teils geklärt sein, werde ich den Review dann nochmal updaten. In dieser mp3-Form ist Chris Weavers „Live In Brazil“ zunächst mal ein überwiegend musikalisch ansprechender, ruhiger und sympathischer Live-Genuss, wo die Stimme und die völkerverbinde Atmosphäre die Stars sind, und bei der man sich schön entspannen kann.

FS Music (2017)
Stil: New Country

01. Circus
02. California High
03. Tear It Up
04. Madrid
05. Desert
06. World Ain’t Big Enough
07. Want It
08. So Damn Beautiful
09. Mexico
10. This Love/Sunday Morning
11. Without Chains
12. Garuantee To You
13. Sunday Morning feat. Fernando Zor, Marcos & Belutti
14. California High feat. Fernando & Sorocaba
15. Madrid feat. Fernando Zor

Chris Weaver Band
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MonkeyJunk – Time To Roll – CD-Review

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Dass es aus Kanada jede Meng gute Musik gibt, ist ja seit längerem bekannt, gerade auch, was den hier gerne besprochenen New Country-Sektor betrifft. Aber kanadischer Blues Rock? Außer Jeff Healey, aktuell hier natürlich Layla Zoe, eventuell noch die weniger bekannten Colin James und Sue Foley, war es das aber dann auch schon, zumindest aus meiner Sicht im Genre.

In Sachen MonkeyJunk spielte bei mir ‚Kommissar Zufall‘ die große Rolle, auf Umwegen bin ich irgendwie im Netz auf das Trio aus Ottawa gestoßen, hab dann mal in ein paar YouTube-Videos geklickt und freudig entdeckt, dass die Band ein relativ aktuelles Album, ihr bereits fünftes, „Time To Roll“ aufweist, was dazu noch Anfang des Jahres im Portfolio von der H’ART Musik-Vertrieb GmbH betreut wurde, mit der wir ja ein tolles Arbeitsverhältnis pflegen.

Und weil ‚H’ARTnäckigkeit‘ sich ja auch oft auszahlt, erhielt ich das Werk nach Anforderung dann doch noch zum Besprechen. Um es vorwegzunehmen, ein wirklich tolles Album.

Das seit 2008 agierende Trio, in Kanada seitdem mit vielen Awards dekoriert, bestehend aus Steve Marriner (lead and backing vocals, acoustic, baritone and electric guitar, bass, harmonica, Hammond organ), Tony D. (= Tony Diteodoro – rhythym, acoustic and lead guitar) und Matt Sobb (drums, percussion and backing vocals), interpretiert den Blues Rock auf „Time To Roll“ recht weitläufig, sodass man eine gewisse Vielseitigkeit attestieren kann. Als Swamp Blues, R&B Soul Boogie with Bedroom Funk weist der Dreier seine Musik aus.

Laut Recherche wurde auf diesem Silberling erstmals ein elektrischer Bass in den Sound eingebunden, live wird auf dieses Instrument in der Regel verzichtet. Produziert hat ein gewisser Ken Friesen, der auch Harmonie-Gesänge beim rhythmischen Titelstück (erinnert mich dezent an „Can I Get A Witness“) beisteuerte. Weibliche Gesangsunterstützung gab es dazu noch von Kelly Prescott, die hier ebenfalls und bei meinem Lieblingstrack der Scheibe , dem fluffigen, fast Otis Redding-mäßigem Ohrwurm „Can’t Call You Baby“ aushilft.

Der Opener „Best Kept Secret“, ein schöner Stampfer,  steht quasi als Synonym für den vermutlichen Bekanntheitsgrad in unseren Sphären. Hier kommt auch ein Trademark der Band zu Tage, eine oft quäkende Harp, mit der ich irgendwo die J. Geils Band assoziere. Toll übrigens auch die Stimme von Steve Marriner, die wie eine Mischung aus Paul Rodgers und Malford Miligan klingt.

„See The Sign“ groovt und rockt im Stile der Nimmo Brothers, während „Blue Lights Go Down“ die Freunde des atmosphärischen Slow Blues bedient. Das herrliche Stück hat in der der E-Gitarren-Solo-Phase Peter Green-Flair. Die orientalisch, psychedelische Note von Bad Company kommt bei „Pray For Rain“ zum Ausdruck.

„The Hunter“ ist der einzige Coversong, der früher mal von Albert King bedient wurde. Der „Undertaker Blues“ bewegt sich schön schroff  im Delta-Blues-Areal während „Gone“ eine launige Mischung aus Country- und Southern Rock offeriert (klasse hier das HT-Piano-Geklimper). Als Finale hat das Trio mit „Fuzzy Poodle“ ein Instrumental bestimmt. Hier zeigen Marriner & Co. wie man einen Jam kompakt in cool groovende drei Minuten mit starker E-Gitarre, gurgelnder Hammond, pumpendem Bass und polternden Drums verpacken kann. Ein starker Abschluss eines jederzeit prickelnden Silberlings.

Über das Coverbild zu „Time To Roll“ kann ich nur mutmaßen. Sieht aus wie ein Uralt-Foto des kleinen Marriners als beleidigt bockendes Kind auf einem Bobby Car-Motorrad. Der Bandname resultiert wohl übrigens aus einem Interview, als dieser mal gefragt wurde, woher bei ihm die Passion für seine Musik kommt. Seine Antwort :“I’m talkin‘ ‚bout the blues. . . I ain’t talkin‘ ‚bout monkey junk“.

Stoney Plain Records (2017)
Stil: Blues Rock

01. Best Kept Secret
02. Time To Roll
03. See The Sign
04. Blue Lights Go Down
05. Pray For Rain
06. The Hunter
07. Can’t Call You Baby
08. Undertaker Blues
09. Gone
10. Fuzzy Poodle

MonkeyJunk
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H’ART Musik-Vertrieb GmbH
Stoney Plain Records

Dead Bronco – 04.07.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Dadurch bedingt, dass ich erst am 02.07.2017 aus Zeeland zurückgekehrt war, befand ich mich eigentlich noch so ein wenig im Urlaubsmodus, zumal ich mich erst nächsten Montag wieder meiner ‚lebenserhaltenden‘ Arbeit zuwenden muss.

Kollege Gernot schickte eine spontane Mail, ob wir nicht kurzfristig zu Dead Bronco in unsere geliebte knuddelige Rampe fahren sollen. Na ja, warum nicht, dachte ich, und so zogen wir am Dienstag Abend für die uns beiden völlig unbekannte amerikanisch-spanische Formation, Richtung Krefeld los.

Kopf des seit 2012 bestehenden Quintetts ist der aus Florida stammende, nach Spanien übergesiedelte Matt Horan, der mit Dani Merino,  Manu Heredia,  Oscar Calleja und Danel Marín mittlerweile drei Alben und eine EP vorweisen kann. Kleine weitere interessante Randnotizen zur Band : Horan hat eine Schauspiel-Neben-Rolle im 2016er Horrorfilm „The Night Watchmen“ ergattern können und die Band ist Labelinhaber einer Biersorte ‚La Bronca‘.

Bei unserer Ankunft erlebten wir zunächst wie Rampen-Kultfigur und Tattoo-Studio-Besitzer Mario Scholten, aufgrund eines personellen Engpasses, Dienst an der Kasse schieben musste. Er hatte sicher seine helle Freude, als der im Unterhemd bekleidete und reichhaltig am Körper verzierte Bandleader mit seinen Jungs um 20:45 Uhr die Bühne betrat.

In der kleinen Krefelder Location scheint sich in Sachen Country peu à peu eine Countryfangemeinde zu bilden und so konnte Rampen-Chef Pille Peerlings zur Ansage knapp 60 Zuschauer für einen Dienstag in der Woche begrüßen. Recht ordentlich, wie ich meine.

Horan und Co. arbeiteten dann in einem 27 Stücke umfassenden, schweißtreibendem Programm sämtliche Facetten des traditionell gespielten Country ab, wobei der Fokus auf ziemlich abgehenden, oftmals punkig angehauchten Stoff dieser Art gelegt wurde. Der hohe Anteil an Uptemponummern trug natürlich erheblich dazu bei, dass viele der Anwesenden, vor allem einige Frauen, richtig in Tanzwallung gerieten.

Die Stimmung war somit prächtig, weshalb letztendlich auch noch satte vier Zugaben (u. a. das starke, an die Skynyrdsche Version von „T For Texas“ erinnernde „Working Man Blues“ und das launige „Hillbilly Joker“) aus der Band herausgeholt wurden.

Lobenswert finde ich, dass die fünf Burschen ihr neues Album „Bedridden And Hellbound“, laut meinen Notizen, so gut wie komplett vorstellten und bei den Covernummern auf unbekanntere, bzw. eigenwillige Tracks wie z. B. „False Hearted Lover’s Blues“ von Hank Williams sr., Merle Haggards „Mama Tried“ (mit klasse Bariton-E-Solo) oder Glenn Danzigs „I’m The One“ zurückgriffen.

Als weitere Earcatcher habe ich Stücke wie den in Bakersfield-Manier gebrachten Heuler „My True Love“ (hier geht es um Bier, nicht um eine Frau…), den dezent ZZ Top-angelehnten „Make My Eyes Bleed Boogie“, das nach sich selbst benannte, ein wenig mit „Ghost Riders In The Sky“-Flair bedachte „Dead Bronco“, das polternde „Mudd The Demon“ (schönes bluesiges Bridge plus quirligem E-Solo) und das sich am Ende des Hauptteils fast selbst überschlagene punkige „Penitent Man“ (Horan schreit, tanzt und headbangt) vermerkt.

Insgesamt auch eine sehr geschlossene Bandleistung. Horan gab sich als Führungspersönlichkeit sehr kommunikativ und erzählte oft kleine Anekdoten zu den Songs. Die Rhytmusfraktion mit dem solide polternden Danel Marín wurde natürlich durch den Upright Bass von Oscar Calleja auch visuell bereichert, für das Solieren waren der quirlig, auf einer markanten Gretsch-Gitarre spielende Manu Heredia und sein kongenialer, recht introvertiert wirkende Partner an der Lap Steel, Dani Merino, verantwortlich, die auch beide vereinzelt Harmonie-Gesänge beisteuerten.

Wer auf launigen, recht ruppig und größtenteils fett abgehend gespielten Country der traditionelleren Sorte steht, hat in den nächsten Tage nur noch zweimal die Gelegenheit,  Dead Bronco in unserem Lande beizuwohnen. Für Gernot und mich war es eine unterhaltsame Abwechslung zu Beginn der Woche, deren Besuch sich durchaus gelohnt hatte. Ein quicklebendiger Gig von Dead Bronco!

Line-up:
Matt Horan (lead vocals, acoustic guitar)
Dani Merino (lap steel, vocals)
Manu Heredia (electric guitar, vocals)
Oscar Calleja (upright bass)
Danel Marín (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Dead Bronco
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Kulturrampe Krefeld

The Delta Saints – 02.07.2017, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Endlich mal wieder in der schönsten Stadt Deutschlands, wie die Gäste im Müngersdorfer Stadion beim Fußball begrüßt werden. Mein Weg führte mich allerdings in den schummrigen Yard Club im Kölner Norden zum Konzert der Delta Saints aus Nashville, zum zweiten Teil der „Monte Vista„-Tour. Im Fußball lag vermutlich auch der Grund, dass der Club nur etwa zur Hälfte gefüllt war, da zeitgleich die deutsche Nationalmannschaft um den Confed Cup spielte.

Pünktlich gegen 20:15 Uhr legte das Quintett los und zog direkt die Anwesenden mit dem groovenden „Heavy Hammer“ vom 2014er Album „Bones“ in ihren Bann, wobei sich Ben Ringel ohne Gitarre ganz auf den Gesang konzentrieren konnte. Danach präsentierte die Band zunächst „Burning Wheels“ und es wurde etwas psychedelischer. Dazu passte auch der Titelsong „Bones“ vom 14er Album. Mit „California“ nahm das Konzert richtig Fahrt auf und das Publikum ging fast tanzend mit. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste jeder der Anwesenden, dass er/sie den Gang in den Yard Club nicht zu bereuen brauchte.

Das traf sowohl auf die Zuschauer, wie auch die Band zu. Ben Ringel moderierte sichtlich gut gelaunt und humorvoll durch die Songs, Dylan Fitch entlockte seinen Gitarren mit einem Dauerlächeln und Zwinkern ins Publikum in jedem Song gekonnte Solis.  David Supica am Bass, mal in sich gekehrt, mal extrovertiert, legte mit dem sichtlich gut gelaunten Vincent Williams an den Drums eine kräftige Rhytmusgrundlage, die den beiden Gitarristen die Möglichkeit gab, sich in abwechslungsreichem Saitenspiel auszutoben. Last but not least, bereicherte Nate Kremer mit seinem gekonnten Wirken an den Keyboards auf dieser Tour die Band. Hier war dann auch die Nähe zu den psychedelischen Led Zeppelin und David Bowie erkennbar.

Weiter ging es unter anderem mit „Dust“ und „Berlin“ aus dem Album „Bones“, was zusammen mit dem aktuellen Longplayer „Monte Vista“ im Mittelpunkt der Setliste stand.  Mein persönlicher Höhepunkt des Konzerts war „Spaceman“, eine Hommage an den im letzten Jahr verstorbenen David Bowie, das auch durchaus in eines der Konzerte des Meisters gepasst hätte.

Mit „3000 Miles“, „Butte La Rose“ sowie „Nola“ wurde das furiose Finale des Hauptacts eingeläutet. Bei letztgenanntem konnte Supica am Bass mit einem ausladenden Solo glänzen, ehe Kremer an den Keyboards mit einstieg und eine fast jazzige Einlage gab. In diesem Instrumental konnten alle Bandmitglieder ihre spielerischen Fähigkeiten in Soloeinlagen eindrucksvoll präsentieren.

Nach einer lautstark geforderten Zugabe war nach etwa 100 Minuten ein kurzweiliger Konzertabend beendet und sichtlich zufriedene Besucher verließen den Yardclub, wobei sich die fünf Protagonisten noch etlichen Unterhaltungen stellen. Man konnte gelebte Nähe zu den Fans sehen, was eben immer das große Plus dieser kleinen, aber feinen Clubkonzerte ist.

Das Fazit des Konzerts mit den Delta Saints im Yard Club ist, dass alle einen phantastischen Abend hatten, keiner sein Kommen zu bereuen brauchte und handgemachte Livemusik von begnadeten Künstlern immer wieder ein Erlebnis ist.

Wer für die folgenden Konzerte noch überlegt, die Delta Saints zu besuchen, wird nicht schlecht beraten sein, den Weg dorthin zu machen. Die, die in der ausverkauften Kulturrampe am Mittwoch eine Karte ergattert haben, können sich auf etwas Großartiges einstellen. Das konnte auch Pille, der Betreiber der Krefelder Location, der den Weg nach Köln gemacht hatte, mit eigenen Ohren/Augen erfahren. Es sollten genug Erfrischungsgetränke kaltstellt werden und die Ventilatoren angeschmissen werden! Wird sicher ’ne heiße Sache!

Vielen Dank auch an Markus Neu vom Yardclub für die sehr kurzfristige unproblematische Akkreditierung. Es hat Spass gemacht, den Laden zu besuchen! Gerne wieder!!!

Line-up:
Ben Ringel (lead vocals, guitars, percussion)
Dylan Fitch (electric guitar)
David Supica (bass)
Vincent “Footz” Williams (drums)
Nate Kremer (keys, percussion)

Text und Bilder: Gernot Mangold

The Delta Saints
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Teenage Head Music
Yard Club Köln

The Steel Woods – Straw In The Wind – CD-Review

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So langsam beginnt das Jahr in Sachen neuer Southern Rock-Musik, Fahrt aufzunehmen. Bisher waren die richtig starken Momente da eher rar gesät, vor allem was Newcomer angeht, wurde man bisher weitestgehend auf die Folter gespannt.

Mit den in Nashville ansässigen The Steel Woods, bestehend aus Wes Bayliss (vocals, electric/acoustic/baritone guitars, piano, dobro, keys, harmonica),
Jason “Rowdy” Cope (electric and acoustic guitars, bass guitar, piano, percussion),  Jay Tooke (drums and percussion) und  Johnny Stanton (bass) darf unsere Fangemeinde sich jetzt über ein famoses Debüt mit dem Titel „Straw In The Wind“ freuen. Klasse, was die Burschen da musikalisch auf den Weg gebracht haben.

Markenzeichen es Quartetts ist die Vermischung ihres Southern Country Rocks (Marke Skynyrd, Molly Hatchet, Outlaws, Blackberry Smoke, Whiskey Myers) mit ganz dezenten metallisch/episch/gothischen Tinkturen a la Metallica, Pearl Jam, Soundgarden, Nickelback & Co. (fallen mir da spontan ein), aber so wunderbar fein dosiert integriert, dass es nie nervt.

Eine knarzige Dobro leitet das wie einen düsteren Marsch zum Schaffot wirkende und dahinstampfende „Axe“ ein, dem auf dem Fuße das grandiose „Better In The Fall“ folgt, das ein ähnliches episches Flair wie „Devil’s Canyon“ oder „The Journey“ von Molly Hatchet versprüht.

Das recht reduzierte „The Well“ wirkt schon fast kammermusikartig und nimmt trotzdem atmosphärisch gefangen, besonders wenn die Instrumente einsetzen. Beim countryrockenden „Della Jane’s Heart“ kommt einem sofort der Klassiker „Ghost Riders In The Sky“ in den Sinn, wirkt wie ein modernes Update. Grandios hier das quirlige E-Gitarren-Solo.

Auch der Titelsong geht in Richtung Magengrube. Dumpfes Glockenläuten und beklemmer Erzählgesang  von Wes Bayliss lassen unweigerlich Assoziationen zu Tracks wie „Cold Harbour“ von den Outlaws oder  „The Last Rebel“ von Skynyrd aufkommen. Dafür bietet „Uncle Lloyd“ dann mal klassischen trinkfreudigen Southern Rock mit den typischen E-Gitarren-Soli.

Das eigenwillig mit Streichern konstruierte, wieder fast kammermusikartig angelegte „The Secret“ bildet die Mittellinie des Werkes, hier kommt auch erstmals Lindi Ortega mit Harmoniegesägen zum Einsatz, die dann erneut beim überragenden Rausschmeißer „Let The Rain Come Down“ ‚Uhuhuhs‘ und ‚Mhmhmhs‘ (am Ende) dazuhaucht.

Das beschwingt verliebt klingende „I’m Gonna Love You“ war von Bayliss mal als „Long Road“ konzipiert, wurde aber nach einer Idee von Jason Cope umgeschrieben (die beiden haben den Silberling übrigens auch produziert). Das countryeske, mit weinender Steel und klarer Akustikgitarre gespickte „If We Never Go“ überzeut sowohl durch Melodie als auch Melancholie.

„Wild And Blue“ mit leicht nachsingbarem Refrain und schön quäkender Harp (inkl. zweier Soli) hebt die Stimmung, während das brillante „Whatever It Means To You“ wieder Skynyrd-Ambiente Marke „Voodoo Lake“ (fulminantes Slide-E-Solo) verbreitet. Passend zu den gothischen Ingredenzien wurde Black Sabbath „Hole In The Sky“ in einen zünftigen Southern Blues Rocker umfunktioniert (mit psychedelischem Zwischenpart sowie starkem E-Solo von Cope). Toll gemacht, bevor das bereits erwähnte, wie das flehende Gebet eines südstaatlichen Farmers im Angesicht einer drohenden Dürre, wirkende „Let The Rain Come Down“ einen überragenden Abschluss bildet. Mit einem typischen E-Gitarrenfinish hätte man das Stück sogar hymnenhaft gestalten können.

Fazit: Mit „Straw In The Wind“ setzen The Steel Woods“ ein ganz fettes Ausrufezeichen in der Southern Rock-Saison 2017! Eine eigenwillige Kombination vieler bekannter Country- und Southern Rock-Strukturen mit ganz dezenten Gothic-Melodic-Metal-Einflüssen bilden fast ein Alleinstellungsmerkmal in der Szene. 13 tolle Songs ohne jeden Hänger oder Füller, dazu das beste Lied am Ende als bleibendes gedankliches Haftetikett! Alles richtig gemacht, Kompliment an The Steel Woods!

Woods Music (2017)
Stil: Southern Rock

01. Axe
02. Better In The Fall
03. The Well
04. Della Jane’s Heart
05. Straw In The Wind
06. Uncle Lloyd
07. The Secret
08. I’m Gonna Love You
09. If We Never Go
10. Wild And Blue
11. Whatever It Means To You
12. Hole In The Sky
13. Let The Rain Come Down

The Steel Woods
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Bärchen Records

Various Artists – The Music Of Nashville – Season 5, Volume 2 – Deluxe Edition – CD-Review

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Auf dem Fuße der ersten CD zur 5. Staffel von „The Music Of Nashville“ folgte dann gleich auch das dazugehörende zweite Teil, diesmal in der Deluxe-Variante mit satten 16 Songs, das die gezogene Linie der ersten Ausgabe eigentlich konsequent weiterverfolgt.

Beim melancholischen, irgendwo zwischen Country, Folk und Flower Power Pop pendelnden Opener gibt es gleich ein Stelldichein der ganzen Stars der Serie, sich entweder mit Lead- oder wunderschönen Harmonie-Gesängen einbringend. Hier stoßen mit Pat McGrath, Tom Bukovac, Russ Pahl und Chris McHugh noch weitere Star-Musiker aus der Studiomusiker-Szene zu vielen, der auch auf Vol. 1 involvierten Kollegen, dazu.

Eine dominante Rolle spielen hier die Geschwister Lennon und Maisy Stella, die mit ihren markanten Stimmen gleich sieben Mal zum Zuge kommen. Stark das von Lennon gesungene atmosphärische Pop-Lied „Saved“, das durchaus Chartambitionen aufweist. Das auf  Vol. 1 überragende „The Best“ gibt es hier erneut als akustisch reduzierte Version, die zwar die Stimmen der Stella-Sisters noch besser heraushebt, aber der ‚Vollversion‘ dann doch nicht ganz die Stirn bieten kann.

Auch Rhiannon Giddens drückt mit einem weiteren, von Tim Lauer (der hat natürlich auch Part 2 produziert und demnach mit dem Projekt ordentlich zu tun gehabt…) arrangierten Traditional „Sourwood Mountain“ (mit dezent indianischem Touch – Giddens spielt hier auch Banjo) und dem gospeligen „Can’t Nobody Do Me Like Jesus“ ihren Stempel auf.

Neu auf dieser CD sind Will Chase mit dem flockigen New Country Song „Wide Open“ (unaufgeregte E-Gitarren, hallende Orgel, Powerrefrain, ‚Ohohoh‘-Gesänge) und Jessie Early mit fast elfenhafter Stimme bei der Orgel- und Piano-begleiteten Ballade „Fly Away“.

Die Glanzlichter verbuchen diesmal Jonathan Jackson beim Black Crowes-umwehten, krachend rockenden „Eye Of The Storm“ (starkes E-Gitarren-Solo von Pat Buchanan) und Joseph David-Jones beim, von Sean McConnell geschriebenen, souligen „Before You“ (klingt ein wenig wie Roachford, klasse weibliche Backs von Ruby Amanfu) sowie dem slow-bluesigen „This World Owe Me Nothin'“ (tolle E-Gitarren).

Kurz-Fazit: Wer bei „The Music Of Nashville – Season 5, Volume 1“ ‚A‘ gesagt hat, wird auch bei Volume 2 nicht herumkommen, ‚B‘ zu sagen! Insgesamt zwei in sich stimmige, auf höchstem Niveau eingespielte und -gesungene, sehr abwechslungsreich gestaltete Sampler. Ein dickes Lob an alle Beteiligten und explizit an Tim Lauer, der das Ganze vermutlich in einem echten Kraftakt zusammengeführt hat.

Big Machine Records (2017)
Stil: New Country & More

01. You’re Mine – Connie Britton, Charles Esten, Lennon & Maisy, Clare Bowen, Sam Palladio, Hayden Panettiere, Jonathan Jackson, Chris Carmack
02. By Your Side – Your Best – Lennon & Maisy
03. Eye Of The Storm – Jonathan Jackson
04. Back Again – Lennon & Maisy
05. Wide Open – Will Chase
06. Saved – Lennon Stella
07. The Hell Of It Is – Clare Bowen, Sam Palladio
08. Before You – Joseph David-Jones
09. Sourwood Mountain – Rhiannon Giddens
10. Can’t Remember Never Loving You – Connie Britton, Charles Esten
11. A Life That’s Good – Charles Esten, Lennon & Maisy
12. In Love – Lennon & Maisy
13. This World Owe Me Nothin‘ – Joseph David-Jones
14. Can’t Nobody Do Me Like Jesus – Rhiannon Giddens
15. Your Best (acoustic) – Lennon & Maisy
16. I’ll Fly Away – Jessie Early

CMT
Big Machine Records
Universal Music

The Trongone Band – Keys To The House – CD-Review

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The Trongone Band ist musikalisch zunächst quasi als reines ‚Familienunternehmen‘ gestartet. Die beiden Brüder Andrew Trongone (guitar/lead vocals) und Johnny Trongone (drums/vocals) begannen zusammen mit Vater John sr. (bass) ihre ersten spielerischen Versuche und Live-Auftritte rund um die heimatliche Gegend von Richmond an der US-Ostküste.

Mit einer schnell wachsenden Fanbase holte man sich mit dem starken Ben ‚Wolfe‘ White (keys/lead vocals) und Todd Herrington (bass/vocals) weitere Unterstützung, Letzgenannter zunächst als Ersatz für den Vater, wenn getourt wurde. Herrington ist aber mittlerweile fester Bestandteil der Band und hat ihr Debütalbum „Keys To The House“ auch produziert.

Das besteht aus neun herrlich abwechslungsreichen und kurzweiligen Stücken, welches den Puls der Southern Rock-Fraktion – da bin ich mir relativ sicher – vor Freude in die Höhe schießen lassen wird.

Jede Menge typischer E-Gitarren (auch mit viel Slide, Andrew hat sich hier das (große) Südstaaten-Ein-mal-eins bestens einverleibt), variierende Leadgesänge mit vielen Harmonie-Parts, zum Teil auch weiblichen Ergänzungen durch Alexandra Spaulding (bei „Blind“, „Anne Marie“, „Canyon Road“, „Love Away“ sowie „Ain’t It Funny“) und als eine Art Trademark, die Verknüpfung von (Hammond) Orgel-, E- und HT-Piano-Einlagen (meist innerhalb eines Tracks) durch den überragend agierenden Ben White.

Schon das eröffnende „Blind“, das wie eine süffisante Mischung aus Black Crowes, Dirty Guv’nahs und auch der Band Of Heathens dahergroovt, wird vermutlich schon so manchen Fan des Genres dazu veranlassen, sich die Scheibe ‚blind‘ zuzulegen. Ein herrlicher Auftakt. Dem nicht genug. Wenn im anschließenden „Ann Marie“ die E-Gitarre mit flockiger Akustikgitarrenuntermalung losknarzt, das Piano kurz aufklimpert und der Gesang mit Harmonie-Unterstützung im Stile der Outlaws einsetzt, hat der Vierer endgültig gewonnen.

„Straight To Hell“ rockt, wie der Titel es schon andeutet, mit polternden Drums, heulender E-Gitarre und wummernde Orgel echt ’straight‘. The Band, ABB, Little Feat und auch die Band Of Heathens stehen als Blaupause für das verspielte „Not Coming Home“ (wechselnde Leadgesänge, klasse E-(Slide) Gitarre, hallende/gurgelnde Orgel, viel klimperndes Piano). Die Freunde des swampigen bedient der herrlich slide-durchtränkte Stampfer „Nothing To Lose“, White lässt hier seine Orgel mal so richtig ‚durchspülen‘.

Nach einem schönen Piano-Intro entwickelt sich „Canyon Road“ mit den einsetzten restlichen Instrumenten und dem Gesang zu einer wunderschönen Southern Soul-Ballade, während der Schunkler „Another Lost Rambler“ wieder die Fußwippe aktiviert. Beim, in ABB-Tradition groovenden „Love Away“ (White mit Gregg Allman-Gedächtnis-Orgel), stört es überhaupt nicht, wenn das Solo mal von einem Syntheziser absolviert wird, zumal gegen Ende ein tolles E-Slide wie zu „Brothers & Sisters“-Zeiten reinsurrt.

Welch ein lässiger Groove und verspieltes Solieren beim abschließenden „Ain’t It Funny“, das dann den Rausschmeißer abgibt! Wieder mal lassen die Band Of Heathens (toller Leadgesang von Andrew) grüßen. Was für ein ‚Fun pur‘, wie eben auch das gesamte Werk. Da hätte man gerne sofort noch zwei bis drei Stücke mehr gehört, vielleicht der einzige Mini-Kritikpunkt.

The Trongone Band haben mich mit ihrem Erstling „Keys To The House“ restlos überzeugt. Todd Herrington hat in einem fetten, aber jederzeit transparenten Sound produziert. Das Quartett, das alle Lieder selbst komponiert hat, glänzt als bestens harmonierendes Kollektiv. Der Spaß, den die Jungs beim Einspielen hatten, transferiert sich direkt spürbar in die Boxen des heimischen Wohnzimmers.

Hinzu kommt eine superschnelles, hilfsbereites und kooperatives Management/Label, das sofort nach der Anfrage mit allen erforderlichen Dingen/Infos präsent war. Im Prinzip braucht die Trongone Band unter diesen hervorragenden Voraussetzungen, jetzt die Schlüssel zum Erfolg nur noch rumzudrehen, um auch bei uns jede Menge Fans des Genres hinzuzugewinnen. Aus meiner Sicht bisher der Newcomer-Tipp des Jahres!

Quelle Live-Studio-Videos: Audio Barre

Harmonized Records (2017)
Stil: Southern Soul Rock

01. Blind
02. Ann Marie
03. Straight To Hell
04. Not Coming Home
05. Nothing To Lose
06. Canyon Road
07. Another Lost Rambler
08. Love Away
09. Ain’t It Funny

The Trongone Band
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Harmonized Records
Under The Sea Artist Management
PledgeMusic
Bärchen Records

Them Vibes – Electric Fever – CD-Review

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Them Vibes, eine weitere Band aus der Musikerschmiede Nashville, bringen mit „Electric Fever“ ihren zweiten Longplayer in der seit 2013 bestehenden Bandgeschichte heraus. Sie gründeten sich in der Underground Rockszene East Nashvilles, ein erstes Indiz dafür, dass nicht der typische Nashville-Sound zu erwarten ist. Them Vibes sind auch nicht dem klassischen amerikanischen Mainstream zuzuordnen. Auf diesem Werk sind ganz klar die Einflüsse der frühen Stones- und Beatles-Ära zu hören, aber auch Southern Rock-Ingredienzien à la Black Crowes.

Beim Opener „Shoot The Messenger“ fühlt man sich zu Beginn an die Glamrock-Ära im Stile von T Rex zurückversetzt, während der folgende Titelsong „Electric Fever“ eine gelungene, funkig-soulig gespielte, durchaus radio- und Rockdisko-taugliche Nummer ist.

Die folgenden, eher ruhigen Songs mit klar erkennbarem Southern Rock-Touch schließen im gewissen Sinne die Lücke, die die Black Crowes hinterlassen haben. Dabei sind in den Songs immer wieder psychedelische Akzente gesetzt, die auch aus den Federn der Stones, Beatles oder Led Zeppelin hätten stammen können. Schön ist, dass es dem Quintett dabei aber gelingt, einen eigenen modernen Stil zu entwickeln und man nicht in die Richtung einer Art Coverband abdriftet.

Mit „Hangin“ wird es dann eine Spur härter. Hier wird aufgezeigt, dass Rock’n’Roll noch lebt. Wie es sich für Bands aus dem Rockgenre gehört, ist mit „Stay“ auch eine eher getragene Hymne, die früher die Feuerzeuge, heute die Taschenlampenfunktion der Handys aktiviert. Den Abschluss bildet mit „Waiting On The Gold“ ein akkustischer Song, der einem Country-umwobenen Nashville-Track am nächsten kommt.

Them Vibes ist mit „Electric Fever“ ein abwechselungsreiches Album gelungen, welches durch die vielen stilistischen Einflüsse niemals langweilig wird und dennoch in gewisser Weise einen roten Faden erkennen lässt. Wer auf modernen Southern Rock und Rockmusik im Stile der alten Sones und Beatles steht, wird auf der Scheibe mit Sicherheit einige Lieder nach seinem Geschmack finden.

Schön wäre, wenn es Teenage Head Music gelänge, die Band nach Europa zu lotsen, da bei dem Material ein abwechselungsreiches gitarrenorientiertes Livegewitter zu erwarten ist.

Alex Haddad – guitars
Larry Florman (Brother Love) – vocals
Kyle Lewis – guitar
Judd Fuller – bass
Sarah Tomek – drums

Review: Gernot Mangold

Teenage Head Music (2017)
Stil: Rock

01. Shoot The Messenger
02. Electric Fever
03. Love Will Never Fade Away
04. Who Do You Love
05. Comin Down On You
06. Sha La Loo Ya
07. Dance All Night
08. Hangin
09. Out Of The Blue
10. Stay
11. New Religion
12. Waiting On The Gold

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Teenage Head Music

The Brandos – Los Brandos – CD-Review

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Review: Michael Segets

Fast elf Jahre mussten die Fans auf das neue Studioalbum der Band warten. Pünktlich zum dreißigjährigen Jubiläum ihres Debüts „Honor Among Thieves“ lassen The Brandos wieder von sich hören. Von den Gründungsmitgliedern ist allerdings nur noch Leadsänger und Gitarrist David Kincaid verblieben. Der aus Kalifornien stammende und in New York lebende Bandleader hat sich für „Los Brandos“ bei Frank Giordano (guitar, backing vocals) und Tommy Goss (Drums) Unterstützung geholt.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, sind auf der CD auch auf Spanisch gesungene Stücke vertreten. Auf dem vorangegangenen Studioalbum „Over The Border“ deutet das Abschlusslied bereits an, dass sich Kincaid zukünftig auch in dieser Sprache versucht. Hier singt er nun fünf der zehn Songs auf Spanisch.

Obwohl sie einen spanischen Text haben, lassen die beiden kraftvollen Rockstücke „Señor Coyote“ und „Querer A Los Niños” mit den dominierenden Gitarren und der markanten Stimme Kincaids direkt erkennen, dass The Brandos wieder da sind. Gleiches gilt für „Maligna Presencia”, das mit einem Tempowechsel punktet und ein Highlight unter den spanischen Liedern darstellt.

Bei dem sanfteren „Bella Encantadora“ überzeugen die melodischen Gitarren, wobei der Song insgesamt etwas zu glatt wirkt. Die tief gesungene Tex-Mex-Nummer „A Todo Dar“, von Ignacio Jaime geschrieben, kracht hingegen ungeschliffen drauflos.

Das zweite Cover „Jacinto Chiclana“ wurde ursprünglich von Astor Piazolla komponiert und von Jorge Luis Borges mit einem Text versehen. Maria Gómez übernimmt den Begleitgesang bei dem getragenen Stück, das in einer englischen Übersetzung präsentiert wird.

„Suffer In Silence“ und „Woodstock Guitar“ reihen sich mit dem spannungsgeladenen Songwriting, eingängigen Refrains, tollem Gitarrenspiel und dem ausdrucksstarken Gesang, nahtlos in frühere Veröffentlichungen der Brandos ein. Bei „What Kind Of A World“ begleitet sich Kincaid lediglich mit einer akustischen Gitarre, wodurch seine stimmlichen Qualitäten voll zur Geltung kommen. Mit „These Troubled Times“ findet eine rockige englischsprachige Nummer den Weg auf das Album, die zu meinen Favoriten zählt.

Dass Kincaid tolle Songs schreiben und unverwechselbar performen kann, zeigt er auch auf der neuen Scheibe. Die spanisch gesungenen Lieder funktionieren und sind als Brandos-Stücke identifizierbar. Dennoch gelingt es Kincaid in seiner Muttersprache etwas besser, die Varianz seiner Stimme einzusetzen.

Das Begleitheft liefert die englischen Übersetzungen. Dies ist sinnvoll, da die Texte durchaus eine Aussage haben. Sie stellen einen literarischen Kommentar zu historischen oder sozialen Gegebenheiten und zu menschlichen Sinnfragen dar. Während sich Kincaid bislang musikalisch und inhaltlich seinen irischen Wurzeln und damit dem keltisch inspirierten Folk-Rock zugewandt hatte, wirft er nun einen Blick auf seinen mexikanischen Familienzweig und auf seine neue Rolle als Vater eines Sohnes.

Kincaid brauchte einen langen Atem, um seine Alben zu realisieren. Frühere Rechtsstreitigkeiten mit der Plattenfirma und private Umstände haben Veröffentlichungen immer wieder hinausgezögert. Die Fertigstellung des neuen, bereits 2015 bei Blue Rose Records angekündigten Longplayer war wohl ebenfalls mit Problemen behaftet. Das vorliegende Produkt zeigt, dass sich die Anstrengung gelohnt hat.

Zu gönnen wäre es dem Sechzigjährigen, dass das Werk Erfolg hat und die derzeitige Tour entsprechend verläuft. Den Fans ist zu wünschen, dass „Los Brandos“ nicht das letzte musikalische Lebenszeichen von Kincaid bleibt.

Blue Rose Records (2017)
Stil: Rock

01. Señor Coyote
02. Querer A Los Niños
03. Suffer In Silence
04. Woodstock Guitar
05. Jacinto Chiclana
06. Maligna Prescencia
07. What Kind Of A World
08. Bella Encantadora
09. These Troubled Times
10. A Todo Dar

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