Hurry Sundown – Same – CD-Review

Eine Brise Southern-Rock mit 70er-Jahre-Flair gefällig? Dann seid ihr bei Hurry Sundown goldrichtig. Ähnlich wie die Band Rambler, die vor einem halben Jahr mit ihrem Album „First Things First“ selbst geschriebene Stücke in Anlehnung an alte Lynyrd-Skynyrd-Klassiker auf den Markt brachte, tat es diese Truppe bereits im Jahre 2002 in der Tradition der ersten drei Outlaws-Alben.

Auch hier sind sämtliche Songs aus der eigenen Feder, aber der Spirit dieser Epoche ist fast zu jeder Minute der CD spürbar. Nicht nur der Name spricht für sich, auch ein LP-Cover des Outlaws-Meisterwerkes von 1977 sowie eine beige-weiße Stratocaster, wie sie Hughie Thomasson’s Markenzeichen war, mit denen sich die Band in ihrem Proberaum ablichten ließ, untermauert mehr als deutlich wo hier dir Akzente zu suchen sind.

Genau wie der ehemalige Eagles-Produzent Bill Szymczyk, der es damals so spielend leicht schaffte, Southern-Rock-, Westcoast- und Countryelemente zu einer harmonischen Einheit verschmelzen zu lassen haben hier die Macher des Quartetts Scott Casteel (Lead Vocals, Acoustic and Electric Guitar) und Jeb Shelton (Bass Guitar, Vocals), die sämtliche Lieder komponiert haben, ebenso detailgetreu gewerkelt. Mit ihnen involviert sind Ryan Reichard (Drums, Vocals) und John Tiefry (Electric, Acoustic and Slide Guitar, Vocals).

Der Opener „Summer Skies“ beinhaltet instrumentale Hooklines von „There Goes Another Love Song“, Casteels Stimme kommt ebenso dünn daher wie einst Billy Jones, dazu exzellente Wechsel-Arbeit beider Gitarristen. „On My Way“ erinnert an eine relaxte Ausgabe von Marshall Tuckers „Can’t You See“ in Kombination mit „I’ll Be Loving You“ im Gitarrenpart. Überragend „So Many Days“. Locker flockiger Rhythmus, nette eingängige Melodie, ein erstes E-Solo, dann zweistimmiges Agieren und am Ende noch mal ein duellartiges Klampfenfeuerwerk.

Auch die abschließende Ballade „Faith“ hebt sich mit jeder Menge filigraner Saitenarbeit in den Vordergrund, verzichtet wurde aber auf das Southern-typische Finale. Knapp 37 nostalgisch anmutende Minuten sind ruckzuck vorbei, der Geist der Anfangswerke von Marshall Tucker, Eagles, Poco, mit einem Hauch 38 Special und Doc Holliday und natürlich in großem Maße Outlaws ist kurzzeitig wieder spürbar.

Ein wenig gewundert hat mich, dass die Scheibe im sonst so glänzend geführten Southern-Rock-Archiv keine Aufmerksamkeit erfahren hat. Ein paar Zeilen hätten die Jungs da sicherlich verdient, zumal es sich nicht um eine der berühmten Eintagsfliegen zu handeln scheint. Im Frühling 2005 soll nämlich ihr zweiter Silberling herauskommen. Als Produzent mit von der Partie Steve Grisham, natürlich ein Ex-Outlaws-Mitglied…

Eigenproduktion (2004)
Stil:  Southern Rock

01. Summer Skies
02. On My Way
03. Reflections
04. So Many Days
05. Simple Life
06. Change My Ways
07. For No One Else
08. Come Around
09. Highway
10. Faith

Bärchen Records

George Hatcher – Rich Girl – LP-Review

War ich tatsächlich erst 15 Jahre alt, als ich mir George Hatchers damaligen Tonträger zulegte? Und in der Tat – es ist fast satte 35 Jahre her, seit ich die LP „Rich Girl“ dieses Musikers mit einer relativ ungewöhnlichen Geschichte in meine – zu dieser Zeit vermutlich noch überschaubare – Sammlung fügte.
George Hatcher stammt aus den USA, genauer gesagt aus dem Staate North Carolina. Er sang recht frühzeitig in verschiedenen Bands (spielt bis heute kein Instrument), wobei er mit der Combo Flatrock schon als Support für Acts wie ZZ Top oder Bob Seger auftrat. Als sich ein lukrativer Plattenvertrag abzeichnete und man in Nashville zu den Aufnahmen schreiten wollte, wurde das Studio des plötzlich von Geldnöten geplagten Finanziers, samt des innenstehenden Equipments der Band konfisziert.

Hatcher ging frustriert nach England, lebte in London, um hier seinem musikalischen Traum nachzugehen. Als Unterstützer fand er den Produzenten Tom Allom (Judas Priest, Def Leppard), der Hatcher in Sachen Plattenvertrieb und Touring zur Seite stand. Und so ist es auch zu erklären, dass George in unseren Breitengraden wesentlich mehr Aufmerksamkeit erhaschen sollte, als in seiner Heimat.

„Rich Girl“ war zu dieser Zeit sein bereits viertes Werk und der mir bis dato völlig unbekannte Künstler ein Novum, was meine sich damals langsam aufbauende Passion für den Southern Rock anging. Ein ungewöhnliches Werk, zumal es im fränkischen Hilpoltstein aufgenommen und produziert wurde (George mit Assistenz von Manni Neuner). Allein schon das imposante Cover weiß im Hinblick auf den Titel zu überzeugen. Hatcher als Hallodri mit langer Matte in Wartestellung vor einer herrschaftlichen Villa samt Rolls Royce mit Fahrer, eine junge Dame – die gute Partie darstellend – verträumt im Fenster der mit Efeu berankten Herrschaftsimmobilie sitzend. Zur Verfügung gestellt wurde das beeindruckende Ambiente von einem Freiherr Tucher von Simmelsdorf. Herrlich wie sich der Chauffeur des Hauses, nach dem Motto ‚lass bloß die Finger von ihr‘ auf der Rückseite der LP im Park drohgebärend vor George aufbaut. Der Geldadel mag halt unter Seinesgleichen bleiben – eine zurzeit wieder hochaktuelle Thematik…

In der Besetzung George Hatcher (voc), James Morgan (g), Pete Gosling (g), Vic Young (b), Geralt Watkins (keys) und Mac Poole (dr) wurden hier neun feine, mit vielen kleinen Finessen bestückte (Southern) Rock-Perlen eingespielt, die selbst heute noch, aufgrund der transparenten Produktion, recht zeitgemäß rüberkommen.

Wenn dann zu Anfang mit Back To Dixie und „Hell Hole“ zwei so richtig dreckige, kurz und schmerzlose Boogies erklingen, schlägt das Herz des Genre-Fans direkt höher. Herrliche Slide- und Twin-Einlagen, ein bisschen ABB-Flair, dazu auch ein wenig Rory Gallagher-Esprit. Im Nachhinein könnte man auch schlussfolgern, dass sich Molly Hatchet auf ihren Anfangsalben vom Stile Hatchers durchaus ein wenig inspirieren haben lassen könnten.

„Blue Skies“ flattert fröhlich, rockig mit schönen Breaks vor sich hin, die atmosphärischen „Rich Girl“ und „The Price I Pay“ weisen sogar dezente Prog-Bezüge auf. Bei letztgenanntem Track kommt einem aufgrund der Backs am Ende Pink Floyds „The Great Gig In The Sky“ spontan in den Sinn. Apropos Backs. Im zweiten Teil der Platte erweisen sich die drei deutschen Damen Renate Maurer, Claudia Schwarz und Gitta Walter mit ihren Ooooohs und Aaaahs als tolle Gegenpole zu Hatchers kauzigem Organ, dieser stimmlich irgendwo zwischen Bob Seger und Rory Gallagher pendelnd.

Großartig die Honkytonk-getränkte Version des viel gecoverten Womack-Stücks „It’s All Over Now“, das in einer coolen Version mit klasse Tempowechseln daherkommt. „Regrets“ rockt wieder als wenn Rory Gallagher und Molly Hatchet sich für eine gemeinsame Session zusammengetan hätten. Das wunderbar melodische „Black Rose“ hat dezente Ähnlichkeiten zu Bob Segers Art, Balladen zu zelebrieren (herrlich die immer wieder aufheulenden Twin-Gitarren, die grandiosen Backs der Damen sowie die schön rockigen Gitarrenbreaks, die mehrfach kurzzeitig das Tempo variieren). Absolut klasse!

Beim aus der Feder von Edgar Winter und Jerry LaCroix stammenden „Fly Away“ (auch wieder mit Bob Seger-Teint) wird dann am Ende das große Besteck rausgeholt. Streicher (unter Mithilfe der Nürnberger Symphoniker) und ein an „Hey Jude“ angelehntes ‚Na-na-na‘-Finale, bieten einen euphorischen Abschluss eines vermutlich viel zu wenig gewürdigten und nur Insidern bekannten Albums.

Die George Hatcher Band ist heute nach diversen Auszeiten wieder in folgender Besetzung aktiv. George Hatcher (voc), Blake Gross (b), John Hartley (dr), Ralph Oleski (g), Scott Braswell (g), Terry Collins (Keys) und Gustavo Juarez Sr. (perc). Ein neues Album oder ein paar Live-Auftritte des sympathischen und immer bodenständig gebliebenen Bandleaders in Deutschland wären da mal absolut wünschenswert. Vielleicht entdeckt die Familie des Freiherrn ja erneut mal ihr Herz für die Musik und greift als Sponsor in die Tasche… Dem gemeinen Southern Rock-Pöbel wie Unseresgleichen würde sie damit sicher viel Freude bereiten! Werke in digitalisierter Form von George Hatcher kann man über seine HP oder über einschlägige Anbieter im Internet beziehen.

Shark Records (1978)
Stil:  (Southern) Rock

01. Back To Dixie
02. Hell Hole
03. Blue Skies
04. Rich Girl
05. It’s All Over Now
06. The Price I Pay
07. Regrets
08. Black Rose
09. Fly Away

George Hatcher Band
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Gary Jeffries – Middle Class Man – CD-Review

Es sind gerade wieder gute Wochen für die Freunde des Southern Rocks! Da gibt es das starke Zweitwerk von Zach Williams & The Reformation, die mit viel Herzblut eingespielte Sam Morrison Band-Scheibe und auch noch das neue Solo-Album von Gary Jeffries. Dazu die Ankündigung des Skynyrd-Clans, demnächst wieder ein neues Album in Angriff nehmen zu wollen, was aber heute eher nur noch reservierte Vorfreude auslöst. Ja, dieser Gary Jeffries, um den es hier geht, der hat schon einiges an musikalischer Erfahrung auf dem Buckel. Asphalt Ballet, Coupdeville, Übergangssänger bei den Regulators (deren Debütscheibe ein unverzichtbarer Klassiker ist, allerdings nicht mit ihm am Mikro) und als Frontsau von den jetzt nicht mehr bestehenden Alligator Stew.

Jetzt hat Gary seiner Meinung nach das Beste an Songs aus diesen Bandphasen herausgepickt, neu eingespielt und dazu mit einigen brandaktuell kreierten Tracks garniert. Da ich nur eine Scheibe von Alligator Stew, und zwar die „A First Taste Of“ (und nichts bzgl. der anderen Bands), besitze und auf dieser hier kein einziger Song davon vertreten ist, kann ich mich auf komplettes Neuland konzentrieren, bis auf den CCR-Gassenhauer “ Bad Moon Rising“ als Cover natürlich, der hier in einem schönen Countryambiente (Banjo, Harp, Akustik-Slide) mit Bluegrass-Touch gegen Ende der CD präsentiert wird.

Obwohl die Scheibe eine Eigenproduktion ist und vermutlich mit streng kalkuliertem Budget erstellt wurde, macht Jeffries nicht den Fehler, sich als ‚Alleinwissender‘ über die Sache herzumachen. Er hat sich bei der Produktion von Ron Pease über die Schulter schauen lassen. Die ist nämlich hervorragend gelungen und bewältigt den Balance-Akt zwischen ’nicht zu altbacken und zu overstylt klingen‘ ganz hervorragend. Aufgrund des durchgehend starken Songmaterials ist somit ein echter Hörspaß über knapp fünfzig Minuten garantiert.

Schon beim Opener „Free“ heulen direkt die Slidegitarren zu einem flotten Rhythmus aus Akustik- und Baritongitarre, dass es jedem Southern-Rocker warm ums Herz wird. Das folgende „Heaven Winds Blow“ erinnert an die „Gator Country“-Tage von Molly Hatchet mit typischem E-Solo, wummernder Orgel und herrlichen Backs von Kristin Kincaid. Zu diesen sumpfigen Klängen bekommen vermutlich selbst Alligatoren eine Gänsehaut. Grandios auch der Titeltrack, mit seiner bumpigen Note und den tollen E-Gitarren. Eine Mischung aus Molly und Blackfoot zu besten Tagen. Stark!

Und die Highlights gehen weiter und weiter. Das melodische „Ashes To Ashes“ und der gitarrenlastige Honkytonker „Know Ya Too Well“ (Pianist Jimmy Rogers mit Billy Powell’schem Geklimper, erinnert ein wenig an „Jukin‘ City“ von Hatchet) bilden die Vorhut für das sensationelle „Blood On The Highway“ (aus dem Aphalt Ballet-Fundus) mit seinem swampigen E-Groove, quäkiger Harp, gurgelnder Orgel, klasse Backs und jaulender Les Paul. Ein Killersong! Atmosphärisch wird es bei „Flowers On My Grave“, da meint man die Hooters hätten sich dem Southern Rock zugewendet. Klasse auch hier der üppige Slideanteil.

Das nächste Superstück, das jedem Genre-Fan weiche Knie bescheren wird, ist „Mississippi Girl“. Der Anfang noch im sprechgesanglich gehaltenen Charlie Daniels-Ambiente, geht über in eine Uptemponummer der Marke Molly Hatchet mit fettem Drumming (von Randy Trent), vor allem der Tempowechsel im langen E-Solo in Ingram’scher Manier ist genial. „Free My Soul“ (aus der Coupdeville-Phase) erinnert mit seinem dezenten psychedelischen Touch ein wenig an Skynyrds „Voodoo Lake“. Das stampfende „Southern Pride“ (ebenfalls aus der Coupdeville-Zeit) mit Harp, Backs und Slide hat eine bluesige Note, toll hier die ruhige Billy Powell-Gedächtnis-Piano-Passage als Bridge angelegt. Am Ende lässt Jeffries, der mich auf den Bildern an eine schlanke Reinkarnation von Dave Hlubek erinnert) mittels „Free In Heaven“ (seinem verstorbenen Vater gewidmet) sein bärenstarkes „Middle Class Man“-Album gefühlvoll ausklingen. Wunderbar erneut die weiblichen Backs von Kristin Kincaid.

Gary Jeffries‘ musikalisches Plädoyer für den Mittelstand ist absolute Spitzenklasse geworden. Eine schöne, hervorragende, moderne Aufarbeitung der guten alten Southern Rock-Zeit im Stile der Anfangstage von Bands wie Skynyrd, Molly, Doc & Co. mit den heute etwas besseren technischen Möglichkeiten und Erkenntnissen. Für mich eine der besten Southern Rock-Scheiben des neuen Jahrtausends. Toll gemacht, Gary Jeffries!

Eigenproduktion (2011)
Stil: Southern Rock

01. Free
02. Heaven Winds Blow
03. Middle Class Man
04. Ashes To Ashes
05. Know Ya Too Well
06. Blood On The Highway
07. Flowers On My Grave
08. Mississippi Girl
09. Free My Soul
10. Bad Moon Rising
11. Southern Pride
12. Free In Heaven

Gary Jeffries bei Reverbnation
Bärchen Records

Jackson Stone Band – Risin‘ High – CD-Review

Ein Neuling auf der Southern-Rock-Ebene ist die Jackson Stone Band, die jetzt ihr Debüt „Risin‘ High“ auf den Markt gebracht hat. Kopf der Truppe ist der schwergewichtige Dave Verno jr. (man munkelt, dass er den gleichen Ernährungsberater wie Dave Hlubek haben soll…), der eine ganze Schar von exzellenten Musikern um sich versammelt hat. Gelungen ist ihm ein recht kurz gehaltenes Werk mit acht Stücken (knappe 35 Minuten), die es aber in sich haben. Er bietet eigenständige Songs in Anlehnung an die starke Phase der zweiten Bandgeneration wie Molly Hatchet, 38 Special, Doc Holliday etc., nachdem sich die Szene so langsam wieder vom Schock des Skynyrd-Flugzeugabsturzes zu erholen begann.

Wohl auch Dank seines Körpervolumens und der üblichen Getränke, ist Vernon jr. mit einer dreckig-erdigen Röhre ausgestattet, die meines Erachtens in Bereichen von Jimmy Farrar und Warren Haynes anzusieden ist. Allerdings gelingt es ihm immer wieder, sie variabel den Songmustern anzupassen, wenn es erforderlich zu sein scheint (beispielsweise bekommt „Throwing It All Away“ durch Veränderung der Stimme in Richtung Rickey Medlocke ein leichten Blackfoot-Touch). Und der Frontmann ist eindeutig mit Charisma ausgestattet, was im Southern-Rock ja schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat.

Der Opener „Call Up The Doctor“ legt direkt in bester Molly-Hatchet-Tradition zur Zeit ihres 3. und 4. Albums los. Herrlich aggressiver Drive und ebenso feurige Gitarreneinlagen.  „Sympathy“ ist vom Stil her Van Zant zuzuordnen, scheint aber auch von Mollys „Respect Me In The Morning“ von „Take No Prisoners“ inspiriert zu sein (damals Duett Jimmy Farrar und Mother’s Finest Sängerin Baby Jean). Starker weiblicher Hintergrundgesang verleiht der Nummer eine wunderbar soulige Note. Überhaupt möchte ich hier ein Loblied auf die tollen Backgroundsängerinnen Dallis Craft, Melissa Mendenhall, Linda Dalziel und Tiwana Turner ablassen, die in fast jeden Song gut hörbar integriert wurden.

„Heavy Metal Outlaws“ ist ein typischer Stimmungsmacher und könnte das schon immer ausgeprägte Balzverhalten in der Bikerszene nachhaltig revolutionieren. „Seven Days“ kommt als rauchiger Southern-Blues der Marke Warren Haynes zu „Tales Of Ordinary Madness“-Zeiten mit jeder Menge filigraner Gitarrenarbeit daher. Im Repertoire der meisten Southern Bands findet man ein Lied wie „Gimme The Wheel“, ein rhythmischer, pianogetränkter Boogie. Drivin‘ Sideways und Doc Holliday dank der Eddie Stone-mäßigen Orgeleinlage fallen mir hier spontan als Referenzen ein.
Die Bitte der Backgroundsängerin am Ende des Liedes „Baby Don’t Slow Down“ wird schlichtweg ignoriert, es folgt im Anschluss die einzige richtige Ballade „Take Me Back“, die nicht nur vom Titel an ein gleichnamiges Stück von .38 Special von ihrem 2. Album erinnert. Piano-mäßig sind klare Parallelen zu Skynyrds „Free Bird“ feststellbar. Wieder verzieren den Song starke E-Gitarrenparts. Das ausklingende Titelstück ist eine Uptempo-Mixtur aus Molly Hatchet während der Farrar-Epoche und 38 Specials „Rockin‘ Into The Night“-Phase.

Eine gute halbe Stunde wird es einem wirklich warm ums doch oft so gebeutelte Southern-Herz. Geile Gitarren-Soli en masse, wie bereits schon vorher erwähnt. Zu meckern gibt es einzig und allein höchstens was über die recht spartanisch gehaltene Cover-Gesamt-Gestaltung, trotz des schönen Titelbildes und des klasse aussehenden Band-Logos. Die Scheibe stellt ohne Wenn und Aber eine große Bereicherung für die Südstaaten-Rock-Szene dar. Kompliment an die Jackson Stone Band alias Mr. Dave Verno jr!

Eigenproduktion (2004)
Stil:  Southern Rock

01. Call Up The Doctor
02. Throwing It All Away
03. Sympathy
04. Heavy Metal Outlaws
05. Seven Days
06. Gimme the Wheel
07. Take Me Back
08. Risin‘ High

Jackson Stone Band bei Reverbnation
Bärchen Records

Hurry Sundown – Can You Feel It – CD-Review

Schon in meinem Review zu ihrem Debüt hatte ich ja bereits den Nachfolger von Hurry Sundown für Frühling 2005 angekündigt, was bei Bands dieses Genres, zumal ohne Labelkontrakt, sicherlich eine recht waghalsige Prognose ist. Aber wie dem auch sei, die Jungs haben Wort gehalten und da ist, pünktlich mit dem Eintreffen der ersten so richtig angenehmen Temperaturen in unserem Lande, ihr zweiter Silberling. Und, wie damals schon angedeutet, mit dem neuem Produzenten Steve Grisham, in Szenekreisen als Ex-Guitar-Player der Outlaws, mittlerweile ansässig bei den Ghost Riders bekannt.

Eine personelle Umbesetzung hat es in der Zwischenzeit gegeben. Gitarrist John Tiefry wurde durch Jeremy Miller ersetzt, der sich aber völlig problemlos in das Bandgefüge integriert hat, und ebenso herrliche Soli vom Stapel lässt wie sein Vorgänger, und auch beim Double-Leads-Spiel in Kombination mit Frontmann Scott Casteel durchaus zu glänzen weiß. Ansonsten hat sich nicht viel an ihrem Konzept geändert, warum auch, denn der eingeschlagene Weg mit eigenständigen Stücken in der Tradition von The Outlaws, Marshall Tucker Band oder der frühen 38 Special, sowie der Henry Paul Band, hat ja sehr verheißungsvoll begonnen und wird gut angenommen.

Erwähnenswert sicherlich auch das gewaltige Live-Treiben mit bis zu 200 Gigs pro Saison, das auch zur Popularität dieses Albums beitragen dürfte. Die Covergestaltung ist aus verständliche Gründen wie auch beim Erstling ziemlich spartanisch ausgefallen, die reine Spielzeit bleibt, wenn man die zwei etwas kräftiger gestalteten Remakes von „Summer Skies“ und „On My Way“ noch abzieht, recht kurzweilig bemessen. Allerdings stört das nicht wirklich, denn die Songs gehen einmal mehr in einem Guss runter. Die CD startet zunächst mit einem kurzen Akustikgitarrenintro. „Home“ ist ein am Anfang und Ende mit mehrstimmigen, a capella-artigen Harmoniegesängen in bester Westcoasttradition von Bands wie Poco oder Eagles umschlungener Song. Der Mittelteil und die eingestreuten E-Zupfer haben Outlaws/Marshall-Tucker Band Flair. Beim Gesang meint man teilweise, Billy Jones wäre aus dem Southern-Rock-Sky zurückgekehrt.

Ein locker, flockiges Lied im Stile ihrer Vorbilder, den Outlaws ist „Crazy Lady“. Knackige Drums, Harmoniegesänge, zweistimmige E-Gitarren und ein den Song durchgehend begleitendes E-Riff, dass an das Intro von Skynyrds „Down South Jukin'“ erinnert, setzen hier die Akzente. Ein erstes Highlight folgt mit der Ballade „Can’t Make It On Goodbye“. Wunderschöne Akustikgitarrenuntermalung, Gesang ähnlich dem von Donnie Van Zant in frühen Tagen, die Gitarrenarbeit wie zu MTB-Zeiten (im Mittelteil ganz weiche E-Zupfer, am Ende ein knackiges Solo, Marke Toy Caldwell).

Bei „Can’t Forget You“ eine erneute Outlaws/MTB-Mischung mit wunderbaren Akustikgitarrenfills, hat das berühmte „Can’t You See“, sicherlich im Kopf von Songwriter Jeb Shelton rumgeschwirrt.  Sehr peppig wird bei „Little Miss Daisy“ abgerockt, wobei sogar ein leicht aufkommendes Soul-Feeling und filigranes Gitarrenspiel a là Hendrix zu gefallen wissen. „Some Kind Of Fool“, für mich ein weiterer Höhepunkt, ein flockiger, countryinfizierter Sommer-Song, wie zur Outlaws-„Lady-In-Waiting“-Epoche, mit tollen Harmonievocals der Marke Billy Jones/Hughie Thomasson und herrlichem zwischenzeitlichen Gitarrengeplänkel, sowie mit kurzem, aber tollem End-Solo. Stark!

Eine recht flotte von Drums und Bass getragene Nummer ist „Into The Sunset“, die sich durch ein mit Tempowechseln arrangiertes E-Solo hervorhebt. Hier bringt die ziemlich dünne Stimme von Scott Casteel allerdings so ihre Problemchen mit sich. Trotzdem ein gutes Stück, dass dem Album Würze verpasst. Der absolute Kracher dann das abschließende Titelstück „Can You Feel It“. Na klar, wir fühlen sofort, dass dies ein großartiger Song ist. Beginnt als gemäßigte Ausgabe von „Long Time Gone“ von 38 Special’s längst verjährtem Debüt, ähnelt von der Struktur allseits bekannten Hymnen wie „I’ll Be Loving You“ (MTB) oder „Blue Sky“ (ABB), hat einen grandiosen Gitarrenmittelteil, als wenn sich Toy Caldwell und Dickey Betts duellieren würden, inklusive Double-Leads, dabei integriert dezente Drums- und Bass-Spielereien, am Ende noch mal einsetzender Gesangspart, mit letztendlich kurzem, knackigem E-Solo.

Ein echter Hammer! Hurry Sundown werden mit ihrem Zweitwerk sicherlich erneut mit ihrem Faible für’s ‚innovative Altmodische‘ Sympathiepunkte bei den Southern-Freaks aller Schichten sammeln. So eine CD müssen ihre großen Vorbilder die Outlaws, und da ist die Reunion ja bereits in vollem Gange, erst mal hinbekommen. Die Messlatte für Paul & Co. liegt ziemlich hoch…

Eigenproduktion (2005)
Stil:  Southern Rock

01. Knox County (Miller’s Tune)
02. Home
03. Summer Skies
04. Crazy Lady
05. Can’t Make It On Goodbye
06. Can’t Forget You
07. Little Miss Daisy
08. Some Kind Of Fool
09. On My Way
10. Into The Sunset
11. Can You Feel It

Bärchen Records

Bishop Black – Same – CD-Review

Mit großer Freude erleben wir im Moment so etwas wie eine kleine Renaissance des Southern Rocks. Und es sind nicht die großen und arrivierten Bands des Genres, die sich dabei hervortun, sondern eher Formationen, die bisher aufgrund ihrer noch jungen Vergangenheit eher weniger in Erscheinung traten (Rebel Pride, Blackberry Smoke), mittlerweile dank bärenstarker Veröffentlichungen dafür umso gewaltiger, oder aber richtige Newcomer wie zuletzt beispielsweise The Last Straw, die Holman Autry Band, Silver Travis und Preacher Stone, die unmittelbar mit furiosen Debütalben von sich Reden machen.

Zu letztgenannter Sorte ist auch das junge, aus Alabama stammende, seit 2007 bestehende, hervorragende Quintett Bishop Black (benannt nach der schwarzen Schachfigur) zu zählen, deren prächtiges, gleichnamiges erstes Album ebenfalls als überaus eindrucksvolles Indiz für die wunderbare neue Frische und das neue Leben der Southern Rock-Szene gewertet werden muß. Ist das herrlich, wenn sich solch hoch talentierte junge Bands dieser Musik verschreiben und darin ihre Roots ausleben. Keine Frage, die Rockmusik des Südens lebt. Bishop Black spielen einen sehr gefällgen, schön „saftigen“ Southern Rock mit einem Hauch von Countryrock und Blues, kraftvoll, mit Biss, aber auch voller toller, sich unwiderstehlich in die Gehörgänge grabender Melodien (geht teilweise runter wie Öl), eingebettet in einen klasse Gitarrensound.

Nicht nur die Southern Rock-Freunde werden ihre helle Freude haben, auch die „Red Dirt“-Gemeinde kann jubeln. Denn zwischen Lynyrd Skynyrd, Blackberry Smoke und Cross Canadian Ragweed tummelt sich genüsslich die Musik von Bishop Black, wie gesagt, auch mal mit einem leichten Blues-, Soul,- und/oder Funk-Touch. Das Teil ist sehr knackig und fett produziert worden von Steve Lowery, und zwar in den Birdland Studios von Muscle Shoals, Alabama (da klingelt’s doch direkt in den Ohren eines jeden Southern-Fans). Und kein geringeres Blatt als das legendäre „Rolling Stone Magazine“ resümierte schlicht und ergreifend über das erste Album. „Bishop Black is the return of of the Muscle Shoals Sound“. Na wenn das mal nicht gewaltige Vorschusslorbeeren sind!

Und in der Tat knüpfen Bishop Black (bestehend aus Jeremy Braswell – Vocals, Harmonica; Preston Grammer – Guitar, Vocals; Pat Sowell – Guitar, Bass, Vocals; Cory Sowell – Bass und Steve White – Drums) da an, wo Lynyrd Skynyrd einst den Grundstein für ihre spätere Popularität legten. Der saustarke Opener „Long Road To Bama“ enthält somit auch deutliche Bezüge und musikalische Parallelen zu Skynyrds größtem Hit „Sweet Home Alabama“, ist aber längst nicht so trivial abgekupfert, wie es Kid Rock vor kurzem mit seinem „All Summer Long“ (allerdings mit großem Erfolg) praktizierte. Nein, dieser Song steckt darüber hinaus voller frischem Wind und eigenenr Identität. Er groovt melodisch, fett und swampig, mit einem leicht differenzierten Ableger des legendären Ed-King-Riff und einer zusätzlichen, glühenden Slidegitarre (inkl. Solo), unterlegt von feinen Orgelklängen. Für die zeigt sich (ähnlich wie Chuck Leavell bei der Holman Autry Band) Tastenlegende Clayton Ivey (u.a. Wilson Pickett, Diana Ross, Rod Stewart, Bob Seger, Lionel Ritchie, Brooks & Dunn, Aretha Franklin, Roy Orbison) als einziger Gastmusiker verantwortlich, der sich mittels Piano, B3-Organ und Wurlitzer immer wieder gekonnt einbringt.

Das folgende „Lawyers, Guns & Money“ (Warren Zevon) ist eine von zwei Coverversionen (dazu kommt noch das funkig-bluesig stampfende „Mississippi“ – mit schön quäkiger Bluesharp, aus der Feder von Mofro-Kopf JJ Grey – einer Soul/Funk/R&B/Blues/Southern Rock Band aus Florida). welche als ein ungemein frisches, fettes, modernes Update des alten Zevon-Origimals daher kommt, mit einen sehr viel Rhythmik und Dynamik. Einfach großartig! Bei dem starken „Long Way“ geht es ebenfalls mit viel Southern-Drive nach vorn. Lynyrd Skynyrd meets The Black Crowes zu ihren „Shake Your Moneymaker“-Tagen. Rockige Gitarren, aggressiver Gesang, Harp-Fills, Orgel-„Gurgeln“, satter Groove, klasse E-Gitarren-Solo, Herz was willst du mehr? Überhaupt ist bei Bishop Black gerade die Rhythmusfraktion ein echtes Highlight, die immer wieder für eine fett groovende Untermalung sorgt, besonders Steve White erzeugt mit seinen deftig polternden Schlagzeugeinlagen sehr viel musikalisches Volumen.

Ganz besonders atmosphärisch gelungen ist das von Preston Grammer besungene „Shine On“, das ganz dezent an „Green Grass & High Tides“ von den Outlaws erinnert, allerdings etwas bluesiger dargeboten und ohne die schnellen Passagen und die abschliessende Gitarrenschlacht. Allerdings gibt’s auch hier sehr wohl ein exzellentes E-Gitarren-Solo voller meoldischem Southern-Spirit. „Run To Tennesse“ (herrliches Tucker-mäßiges Twinspiel am Ende) und „Southern Hospitality“ (mit einem Hauch von „Red Dirt“, Richtung Cross Canadian Ragweed) bestechen vor allem durch die geschickten Tempovariationen zwischen Strophen und Refrain, wobei auch die Harmoniegesänge von Braswell, Grammer und Pat Sowell nicht von schlechten Eltern sind.

Beide Stücke sind southern-typisch gitarrenbetont, bekommen aber durch Braswells filigrane Harpeinlagen ein weiteres Markenzeichen. Balladesk und sehr melodisch geht es bei „Down Again“ zu, stark hier das tolle Les Paul-E-Gitarren-Solo. Bei „Brother Locklayer“ bieten Bishop Black nochmal deftige Kost im Stile der Allman Brothers oder, zumindestens in Ansätzen, Gov’t Mule. Wieder stehen ein fetter Groove, klasse Gitarren, Orgel und Harp im Mittelpunkt, dazu kommt ein swampig,bluesig, funkiger Touch. Das abschließende „Time“ fällt etwas aus dem Rahmen, was aber keineswegs negativ gemeint ist. Vornehmlich mit einer Akustikgitarre begleitet, erinnert es ein wenig an „The Seasons“ vom einst erst nach dem Skynyrd-Flugzeugabsturz veröffentlichten Erstwerk „The First… And The Last“. Wenn jetzt an dieser Stelle noch eine Gitarrenhymne käme,… nicht auszudenken!

Insgesamt ist Bishop Black mit ihrem Debüt ein großartiger Einstieg in die Southern-Szene gelungen. Diese junge Band verfügt offensichtlich über ein beachtliches, kreatives und musikalisches Potential. Damit wird man sich verdientermassen viel Respekt und Anerkennung in der Szene holen. Gratulation zu einer tollen Leistung! Wir freuen uns jetzt schon auf die weitere Entwicklung der Jungs…

Slc Records (2009)
Stil:  Southern Rock

01. Long Road To Bama
02. Lawyers, Guns & Money
03. Long Way
04. Shine On
05. Run To Tennessee
06. Southern Hospitality
07. Down Again
08. Mississippi
09. Brother Locklayer
10. Time

Bärchen Records

Brantley Gilbert – Halfway To Heaven – CD-Review

Sehr starkes New Country-Album (sein mittlerweile zweites) des aus Athens, Georgia stammenden Brantley Gilbert, und zwar ein sehr aus dem Rahmen fallendes (oftmals klingt der Bursche wie eine mächtig Dampf ablassende Countryrock-Ausgabe der Southern Rocker von Molly Hatchet, dann wieder bewegt er sich auf dem Terrain eines Keith Urban), was sicher hauptsächlich der Tatsache zu verdanken sein dürfte, dass Gilbert bei einem Indie Label unter Vertrag steht (Average Joes Entertainment Group).

Er kann halt relativ zwanglos zu Werke gehen konnte und so etwas zahlt sich, wie auch hier, künstlerich zumeist aus. Schon der Blick auf das Cover lässt eher vermuten, dass man es mit einer Heavy Metal- oder Biker Rock-Scheibe zu tun haben könnte, als mit einem Werk, das in Nashville Fuß fassen möchte. Lediglich die diversen Co-Songwriter (Gilbert hat alle Stücke mitkomponiert) wie Jeremy Spillman, Dallas Davidson, Ben Haslip oder Rhett Akins, die bereits Lieder für klingende Namen wie Trace Adkins, Jack Ingram, Brooks & Dunn oder Joe Nichols abgeliefert haben, lassen Insider erahnen, wo der Hase lang läuft. Brantley Gilbert hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt und sich mit jedem neuen Auftritt und jedem neu geschriebenen Song ein Stück mehr verbessert.

Auf kompositorischem Gebiet gelang ihm der Durchbruch, als Jason Aldean Gilberts „The Best Of Me“ für sein letztes Album „Wide Open“ auswählte. Das Album, das in produktionstechnischer Zusammenarbeit mit den ebenfalls in Athens ansässigen Atom Brothers und mit vielen aus Georgia kommenden (nicht so bekannten) Musikern entstand (die aber alle frisch, unbekümmert und vor allen Dingen überaus kompetent zu Werke gehen – besonders klasse das deftige Drumming von Gerry Hensen und die filigrane Saiten- und Keyboardarbeit von Country Blues-Rocker Jess Franklin), durchweht demnach eine starke, wohltuende Southern Rock-Brise, die dem Ganzen sehr viel Pepp und Abwechslung verpasst.

Schon der satte Opener „Hell On Wheels“ gibt mit seinen fetten, dominierenden Slide-Riffs mächtig Gummi. Montgomery Gentry, Jeffrey Steele, The Road Hammers,  Trace Adkins oder Van Zant kommen einem da sofort in den Sinn, aber eben auch eine Country-Ausgabe von Molly Hatchet. Ist ein Song, der nicht nur in Truckerkreisen, bei den Countryrockern, den Outlaw-Rockern und der Southern-Fraktion einen Stein im Brett haben dürfte. Die folgenden drei Tracks („Bending The Rules And Breaking The Law“, „Back In The Day“, „My Kind Of Crazy“) zeigen dann die andere Seite des Brantley Gilbert, der sich mit sehr angenehm ins Ohr gehenden, frischen Melodien sich im Stile moderner Interpreten wie Jason Aldean, Keith Urban oder Chris Cagle in seinen ruhigeren Momenten, für Radiopräsenz nahezu aufdrängt.

Die erste Single „Kick It In The Sticks“ ist in seiner Wahl allerdings, wie so vieles auf diesem Album, recht ungewöhnlich und (in Gilberts und im Interesse des Labels) als sehr gewagt zu bezeichnen. Doch es ist eine klasse Nummer. Der mit einem unterschwelligen Redneck-Flair daher stampfende, derartig heftig mit fetten Gitarrenläufen rockende Song dürfte eher der Southern Hard Rock-Fraktion Freudentränen in die Augen treiben, als den kommerziell-orientierten Entscheidern der Radio Airplays. Eine mutige Wahl, wie sie wohl auch nur bei einem Indie-Label möglich ist. Man drückt ganz feste die Daumen, denn der Song ist, wie gesagt, einfach toll. Das Album hat mit seinem Einstieg auf Platz 19 in der Billboard Country Charts immerhin schon mal einen Achtungserfolg erreicht.

So wird vieles vermutlich von der Nachfolge-Single abhängen, aber hier kann Gilbert neben den zu Anfang erwähnten Songs bei „Halfway To Heaven“ (autobiographischer Titelsong, der einen Autocrash Gilberts textlich verarbeitet und ihn zum Umdenken seines Lebenswandels bewog, Bilder seines zerquetschten Pickups im Booklet lassen einen dabei den Atem anhalten), „Saving Amy“ (thematisiert ebenfalls einen Unfall, bei dem der Fahrer allerdings nicht, wie in Gilberts Fall, überlebt – schön mit emotionalen Streicherelementen in Szene gesetzt), „Them Boys“ (schönes Dobro-Spiel, klasse Strat-E-Gitarren-Solo, erinnert ein wenig an Kenny Chesneys „Young“) oder dem pianoträchtigen, balladesken Lovesong „Fall Into Me“ (mit einem Hauch von Lynyrd Skynyrds „Tuesday’s Gone“) aus einem reichhaltigen Fundus schöpfen. Während diese Songs dem Hörer Luft zum Atmen gewähren, wird dann immer wieder ordentlich dazwischen gerummst.

„Country Must Be Country Wide“ oder „Take It Outside“ sind nichts für zart besaitete Gemüter, sondern eher etwas für derbe, raue, rebellische Vertreter. Beides sind klasse, aggressiv gesungene „Auf die Zwölf-Country-/Outlaw-Rocker, wie man sie von Chris Cagle, Travis Tritt, Shooter Jennings oder Jeffrey Steele mit viel Wucht um die Ohren gebrettert bekommt. Am Ende gibt es mit „Dirt Anthem Road (Revisited)“ noch ein „Gimmick“, den Colt Ford (auch bei einigen anderen Tracks als Co-Writer involviert) bereits auf seinem eigenen Album „Ride Through The Country“ vorgestellt hatte.

Hier präsentieren die beiden eine entspannt groovende Version (Brantleys Gesang mit seinem dezent introvertierten Touch erinnert oftmals ein wenig an Eric Heatherly), die von erstaunlich gut passenden Rap-Einlagen Ford’s immer wieder unterbrochen wird. New Country meets Rap, ebenfalls nicht alltäglich, aber ein äußerst gelungenes Finish. Brantley Gilbert hat mit „Halfway To Heaven“ ein äußerst spannendes Album („he’s somewhere between the Rock-N-Roll vibe of the southern country rock scene, the roots-rock oriented flavors of Texas country and the mainstream of Nashville”, so eine weitere, den Stil durchaus korrekt beschreibende Kritikermeinung) abgeliefert, das sich aufgrund des mutigen Konzepts viel Respekt verdient hat.

Ein frisches, modernes, instrumentell hochwertig eingespieltes Werk (kommt auch ohne die arrivierten, omnipräsenten Studiomusiker hervorragend aus), das den relativ festgefahrenen Strukturen Nashvilles gut tun sollte. Tolle, abwechslungsreiche und kurzweilige New Country-Musik, die richtig Laune macht! Viel Erfolg, Brantley Gilbert!

Average Joes Entertainment (2010)
Stil:  New Country

01. Hell On Wheels
02. Bending The Rules And Breaking The Law
03. Back In The Day
04. My Kind Of Crazy
05. Kick It In The Sticks
06. Halfway To Heaven
07. Saving Amy
08. Country Must Be Country Wide
09. Take It Outside
10. Them Boys
11. Fall Into Me
12. Dirt Road Anthem (Revisted)

Brantley Gilbert
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Tim McGraw – Let It Go – CD-Review

Drei Jahre mussten seine Fans warten, jetzt ist es endlich soweit, das neue Album „Let It Go“ von Superstar Tim McGraw ist da! Zu seinen expliziten Stärken gehörte es immer, klug und geschickt die für ihn maßgeschneiderten Songs auszuwählen. Das ist nun mal die bequeme Lage eines Megastars, denn die etablierten Songwriter „bombadieren“ ihn regelrecht mit interessanten Songs. Allerdings sollte auch der hohe Erfolgs-Druck nicht unerwähnt bleiben, denn von einem Tim McGraw erwartet man einfach immer eine starke Leistung. Doch alles kein Problem, das kriegt er auch diesmal wieder bestens hin.

Das Material ist sehr ausgewogen. Viele Balladen, doch eigentlich ist für jeden, der sich in der Countrymusic, welcher Couleur auch immer, heimisch fühlt, etwas dabei. McGraw ist ein Künstler, der immer wieder aufs neue das richtige Gespür für der Geschmack seiner großen Fangemeinde entwickelt, und dies auf höchstem musikalischen Niveau umsetzt. Die Zusammenarbeit mit seiner Liveband, den Dancehall Doctors, hat sich bei den letzten Alben auch im Studio sehr bewährt, was zur Folge hat, daß die Jungs auch diesmal wiede zum Zuge kommen. Man spürt keinerlei Unterschied zu den sonst Nashville-Kreisen involvierten klasse Studio-Musikern. McGraws Band spielt ungemein stark auf.

Lediglich der Langzeit-Weggefährte und Produzent Byron Gallimore, Ehefrau Faith Hill und ein paar arrivierte Backgroundsänger (Wes Hightower, Russell Terrell, Greg Barnhill) bilden dezente Ergänzungen zum exzellent eingespielten Bandgefüge. Die CD startet direkt mit der ersten Single „Last Dollar (Fly Away)“ aus der Feder von Big Kenny (vom ebenfalls angesagten Star-Duo Big & Rich), ein „familienfreundlicher“, melodischer und moderner Midtempo-„Gute Laune-Country-Pop“-Song mit feinem Accapella-Intro und einem lustigen Kinderchor am Schluss, der sich auch schon wieder auf Platz 2 der Billboard Country-Single-Charts positioniert hat und ungeduldig darauf wartet den Thron zu besteigen. „I’m Workin’“ (schöne Komposition vom Singer/Songwriter-Gespann Lori McKenna und Darrell Scott) und der Titelsong „Let It Go“ sind zwei, mit typisch McGraw’scher emotionaler Wärme ausgestattete „Mitfühl“-Songs.

Dass Tim durchaus auch auf traditionellem Countryparkett eine gute Figur abgibt, beweist er bei dem starken „Whiskey And You“ (eine herrliche „Cryin’ in my Beer“-Ballade mit klasse Telecaster-Spiel und hohem Steel-Anteil), „Kristofferson“ (da sagt der Titel eigentlich schon alles – im Stil der großen Country-Ikonen dargeboten) und das abschließende, kräftige „Shotgun Rider“ (sehr interessantes Songwriter-Trio mit Sherrie Austin, Anthony Smith und Jeffrey Steele), bei dem Gattin Faith Hill in bester Dolly Parton-Manier die Harmoniegesänge beisteuert. Hill ist übrigens auch beim „Liebes-Duett“ „I Need You“ in einer Strophe an vorderster Gesangs-Front mit von der Partie.

Interessant auch die nicht so ganz countrytypischen Stücke, wie das soulig, entspannte „Suspicions“ (McGraw singt fast so introvertiert wie einst Robert Palmer, die instrumentelle Note erinnert, wegen des Klasse-E-Spiels am Ende, sogar dezent an Santana) und das folkig angehauchte, großartige „Comin’ Home“, die allerdings trotzdem, vor allem durch die Einbindung von Fiddle und Steelguitar harmonisch im Gesamtbild des Albums ihr Plätzchen finden. Die beiden vielleicht besten Nummern des Albums ergeben sich durch die mittlerweile auch schon obligatorische Zusammenarbeit mit den Warren Brothers.

Zum einen covert McGraw „Between The River And Me“ von deren letztem Werk „Well-Deserved Obscurity“ in ähnlich brillanter, rockiger Form (toll hier die Kombination von Mandoline und satten E-Gitarren-Riffs), zum anderen präsentiert er den voller Outlaw-Flair steckende Country-Southern-Rocksong „Train #10“, den er zusammen mit den beiden Brüdern geschrieben hat. Stark! Fazit:  Tim McGraw (in bestechend guter Gesangsform) und seine prächtig aufspielenden Dancehall Doctors haben mit „Let It Go“ das nächste Hit-Album geschaffen. Garantiert! Qualität und Erfolg stehen hier in einem angemessenen Einklang! Moderne Country-/New Countrymusik der absoluten Spitzenklasse!

Curb Records (2007)
Stil:  New Country

01. Last Dollar (Fly Away)
02. I’m Workin‘
03. Let It Go
04. Whiskey and You
05. Suspicions
06. Kristofferson
07. Put Your Lovin‘ On Me
08. Nothin‘ to Die For
09. Between The River and Me
10. Train #10
11. I Need You (mit Faith Hill)
12. Comin‘ Home
13. Shotgun Rider

Tim McGraw
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Montgomery Gentry – Folks Like Us – CD-Review

Die „rockin‘ Southern Country-Recken“ endlich mit einem neuen Album! „Folks Like Us“ ist das nunmehr 8. Studiowerk des beliebten Duos Troy Gentry und Eddie Montgomery, und, wow, was hat diese Scheibe für eine Power, was rocken die los. Countryrock-Dampf pur! Erneut ist es die beeindruckende Konstanz in der Qualität ihrer Leistungen, die auch diesen Longplayer auszeichnet. Es gibt nir wenige Interpreten in der Szene, die über so viele Jahre konsequent ihren Stil durchziehen und ein Album nach dem nächsten, ohne einen einzigen Hänger, auf höchstem Level abliefern.

Auch auf „Folks Like Us“ bleiben sich die beiden, ursprünglich aus Kentucky stammenden Freunde treu und scheren sich einen Kehricht um die aktuellen, kommerziellen Trends in Music City. Sie machen einfach da weiter, wo sie vor vier Jahren mit „Rebels On The Run“ aufgehört haben und ziehen ihren auf unterschiedlichen Gesangscharakteren aufgebauten Southern Country Rock ohne Kompromisse durch.

Produziert hat wieder Michael Knox, bekannt vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Jason Aldean. Mit Rich Redmond (Drums), Tully Kennedy (Bass) und Kurt Allison (Electric guitar) ist gleich auch Aldeans Begleitband mit am Start, unterstützt von weiteren Klassemusikern wie Adam Shoenveld (Electric guitar), Mike Johnson (Steel), Tony Harrell (Keyboards), Danny Radar (Acoustic guitar, Banjo), John Willis (Acoustic guitar, Bouzouki, Banjo) und den Backgroundsängern/-innen Perry Coleman, Tania Hancheroff und Shalacy Griffin.

Wie so oft, ist mit Chris Robertson, Frontmann der Rockband Black Stone Cherry, ein prominenter Gast an Bord, der auf dem großartigen, swampigen, genauso harten, wie melodischen „Back On A Dirt Road“ einen furiosen (Gesangs-) Dreier mit den beiden Hauptprotagonisten hinlegt. Beeindruckend ist die unglaubliche Wucht, die Knox diesmal in die Produktion gelegt hat, mit der das Duo aber erstaunlich gut klar kommt.

Der Sound bleibt trotz der fetten Drums-/Bass-Power von Redmond und Tully sowie den furios aufspielenden E-Gitarristen Allison und Shoenveld (fette Rhythmusarbeit, klasse Fills, tolle Soli) immer transparent und klar. Dadurch sind die vielen feinen Ergänzungstupfer mittels Orgel und Saiteninstrumenten sowie Akustikgitarre, Banjo und Bouzouki jederzeit deutlich wahrnehmbar. Es lässt die Musik von Montgomery Gentry, auch ohne große neuzeitliche Effekte, noch frischer und moderner wirken. Ganz starker Job von Knox!

Erwähnenswert natürlich auch wieder die gute Songauswahl (kreiert durch alles, was Rang und Namen in Nashvilles Songwriter-Riege hat – u. a.Wendell Mobley, Brett James, Jeffrey Steele, Brett Beavers, Chris Stapleton, David Lee Murphy, Russ Copperman), die dem Duo wie auf den Leib geschnitten erscheint.

Vom Opener „We Were Here“ (Power-Midtempostück mit dezenter Heartland-Note), über das in Aldean-Manier gebrachte „Headlights“, der schönen, richtig knackigen, southern-mässigen Country (Rock) Ballade „In A Small Town“ (herrliche Slide guitar, echter Ohrwurm), bis zum finalen „That’s Just Living“ (ein Song über die Höhen und Tiefen des Lebens – und gerade Eddie Montgomery kann nach überstandenem Prostata-Krebs, Scheidung seiner Ehe und der abrupten Schließung seiner Restaurants ein Lied davon singen…), bekommt man im Prinzip genau den Stoff, den man beim Erwerb eines MG-Albums auch erwartet.

Das wundervolle „Two Old Friends“, der southern-rockige Titelsong „Folks Like Us!“, das nachdenkliche, aber mit positiver Energie gebrachte „Pain“, sowie das flippige, Big & Rich-typische „Hillbilly Hippies“, und auch das wunderbar atmosphärische „Better For It“ (klasse Stimmungs- und Tempovariation, herrlicher Orgelhall, Steeltupfer, Harmoniegesänge, bluesiges E-Gitarren-Solo) überzeugen auf ganzer Linie. In der Regel werden bei den meisten Tracks die Strophen von Bariton Eddie Montgomery übernommen, während Tenor Troy Gentry vornehmlich in den Powerrefrains seine Akzente setzt. Das passt immer wieder gut zusammen und ist sicher auch ein Grundbaustein ihres Erfolges.

Montgomery Gentry präsentieren sich auch auf ihrem achten Werk „Folks Like Us“ in überragender Form und bleiben wohl seit dem Ende von Brooks & Dunn auf diesem Sektor weiter unangefochten die Nr. 1 in Nashville. Producer Michael Knox und die starken Musiker geben dem Duo diesmal dabei einen noch markanteren, entscheidenden Kick (nach vorne). Absolut begeisternder Stoff! Montgomery Gentry at their best!

Blaster Records (2015)
Stil: New Country

01. We Were Here
02. Headlights
03. In A Small Town
04. Back On A Dirt Road
05. Two Old Friends
06. Folks Like Us
07. Pain
08. Hillbilly Hippies
09. Better For It
10. That’s Just Living

Montgomery Gentry
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Doc Holliday – Rebel Souls – CD-Review

Dass Bruce Brookshire und seine Mannen dafür prädestiniert sind, alte Klassiker neu aufzupeppen, bewiesen sie schon auf ihren beiden letzten Studio-Alben „A Better Road“ und „Good Time Music“. Man erinnert sich gerne an die wunderschönen Umsetzungen von Thin Lizzys „Jailbreak“ , „Trudy“ von der Charlie Daniels Band oder die herrlich relaxte Fassung von J. J. Cale’s „Magnolia“. Und wer einmal die geniale Version von Skynyrds „Simple Man“ live miterlebt hat, wird die erzeugte Gänsehaut wohl immer im Gedächtnis behalten.

Dennoch, da „Rebel Souls“ ausschließlich aus Remakes alter Klassiker und Rock-Perlen besteht, wird der ein oder andere vielleicht ein wenig ernüchternd feststellen. „Wieder mal ein reines Cover-Album“, doch laßt Euch nicht täuschen. Es ist ein starkes Album geworden! Doc Holliday spielen diese Sachen in einem wundervollen, sehr entspannten, relaxten Gewand – und wie man es von einer Band dieser Klasse nicht anders erwartet, ungemein authentisch! Akustische und elektrische Gitarren verschmelzen in exzellenter Harmonie zu einer untrennbaren Einheit mit der rootsigen Rhytmusarbeit und dem großartigen Gesang Brookshires.

So zollen Doc Holliday zu ihrem 25-jährigen „Dienst“-Jubiläum nun den sechs Bands und Interpreten Tribut, die ihren Sound über die vergangenen Jahre hinweg am meisten beeinflusst haben. Schlagworte und Attribute wie ‚love, respect, honor, inspire, influence und admire’ zieren dementsprechend in einer Endlosschleife den Hintergrund ihres Front-Covers mit dem allseits bekannten Schriftzug und Logo. Legen wir den Silberling schließlich in den CD-Spieler, strömt einem direkt eine wunderbar flockig-bluesige Nummer mit dezentem Pop-Feeling entgegen, nämlich „Run For Your Life“ von den Beatles, des Quartetts, das man (vor allem aber auch Brookshire) auch heute noch als Wegbereiter und DIE Antriebsfeder für das heutige, erfolgreiche Musizieren im Rahmen von Bands, und nicht als Solo-Künstler, ansieht.

Das zweite Stück der Liverpooler Truppe folgt mit „One After 909“ im Mittelteil. Schön hierbei, das nicht so ausgelutschte Titel gewählt wurden, sondern welche, die eher seltenere, die weitgehend nur den Beatles-Insidern bekannt sein dürften. „Fire On The Mountain“ (sehr entspannt-melodisch, tolles E-Gitarren-Solo, pumpendes Bass-Break) und „Heard It In A Love Song“ dienen als Beweis dafür, wie schön Country- und Southern-Parts miteinander harmonieren. 0Doc Holliday bereiten diese Nummern hörbar Spaß. Die Marshall Tucker Band, von denen diese Tracks im Original stammen, war laut Brookshire das fehlende Puzzleteilchen zum kompletten Sound-Gewand des Südstaaten-Rocks. Zweitgenanntes Stück wird von Bruce und Eddie Stone im Duett gesungen.

Taj Mahal erhält ebenfalls als Ureinflussgeber und musikalische Enzyklopädie seine Laudatio. Das von klaren Akustiggitarren, Dobro, Orgel-Untermalung und tollem Harmonika-Spiel von Gastmusiker Ron Pierce dominierte, sehr melodische „Corinna“, sowie das diesmal sehr countryinfizierte „Statesboro Blues“ (wieder viel Dobro, Akustik-Slide und Harmonika; hört sich an, wie auf der Veranda unplugged eingespielt) standen hier Pate. Letzteres Stück ist eigentlich ja auch ein Inbegriff für die natürlich ebenfalls hier gewürdigte Allman Brothers Band.

Nicht nur die Stimmähnlichkeiten von Bruce Brookshire und Gregg Allman lassen bei „Midnight Rider“ (wieder sehr entspannt, trotzdem mit tollen wechselhaften E-Gitarrenläufen) und „Melissa“ (rein akustische Version) den DH- und ABB- („a huge presence redneck psychedelic Hippie-Blues-Band“) Stil harmonisch ineinander verschmelzen. Ronnie Van Zant als „The Voice Of Every Southern Man“ wird mit „The Ballad Of Curtis Loew“ bedacht, gesungen hier von Eddie Stone. Brookshire glänzt einmal mehr mit starkem Dobrospiel. Eine sehr treffende Umschreibung wird schließlich auch für die in Südstaaten-Fan-Kreisen ebenfalls immens beliebte und geschätzte Band Bad Company gefunden. „A band with british style and southern charme“! So gibt es zum Abschluss des „offiziellen“ Teils von „Rebel souls“ noch eine knapp sieben Minuten andauernde, sehr kraftvolle Killer-Version deren gleichnamigen Songs von 1974.

Besonders das abschließende Instrumentalfinish mit integriertem „Free-Bird“-Feeling dürfte jedes Southern-Rock-Herz höher schlagen lassen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hoffentlich bekommt man den Song auf Doc Hollidays nächster Stippvisite in „Good Ole Germany“ mal live zu hören. Klasse! Als „inoffiziellen“ Hidden-Track hören wir dann, als Indiz für Bruce’s religiöse Verbundenheit, noch eine feine, akustische Version von „Amazing Grace“.

Fazit:  Doc Holliday (Brookshire, Stone, Ford, Lastinger und Samuelson) präsentieren sich nach so vielen Jahren immer noch als eine homogene Einheit. Ihr Sound wirkt sehr relaxt, authentisch, erdig, trocken, locker, frisch und lebendig zugleich, Brookshire’s Stimme und sein Gitarren-/Dobrospiel haben nichts von ihrer Faszination verloren. Wir fiebern jetz schon ihren nächsten Taten entgegen. Auf die nächsten 25 Jahre, Doc Holliday!

Phoenix Records (2006)
Stil:  Southern Rock

01. Run For Your Life
02. Fire On The Mountain
03. Corrina
04. Midnight Rider
05. One After 909
06. Melissa
07. Statesboro Blues
08. Heard It In A Love Song
09. The Ballad Of Curtis Loew
10. Bad Company

Doc Holliday
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