The Cadillac Three – Legacy – CD-Review

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The Cadillac Three ist auch so eine Band, die ich mittlerweile fest in mein Herz eingeschlossen habe. Ich habe sie zweimal live in Köln gesehen, u. a. als Support von Eric Church in der Live Music Hall, dazu als Headliner im Luxor, einmal dort interviewt, ihr zweites  Album „Bury Me In My Boots“ besprochen (das Debüt besitze ich natürlich auch), das dritte „Legacy“ steht hiermit nun im Fokus.

Was mir an ihnen gefällt, ist, dass sie trotz ihres Status (sie sind immerhin bei einem Major-Label unter Vertrag) und Erfolges in den Staaten, eine gewisse Natürlichkeit bewahrt haben. Ihr Kopf, Jaren Johnston, ist dazu noch einer der gefragtesten Songwriter in Nashville und hat z. B. das Solo-Album von Aerosmith-Superstar Steven Tyler mitproduziert. Da könnte man sich durchaus was drauf einbilden, aber von Arroganz bei ihm keine Spur.

Johnston (lead vocals, guitars, bgv) und seine Mitstreiter Kelby Ray Caldwell (lap steel) und Neil Mason (drums), sind einfach drei wilde Jungs geblieben, die das machen, was in ihrem/meinem damaligen Alter Spaß macht. Sich mit Musik beschäftigen, Reisen, etc. und manchmal dazu auch etwas Trinken…

Mittlerweile haben sie jetzt ihr drittes Werk fertiggestellt und werden auch im kommenden Winter wieder bei uns zugegen sein. Mit „Legacy“ wurde ihr erfolgreich praktizierter Stil verfeinert und ihre Position in der – in Nashville mittlerweile recht gut angenommenen – mehr Rock/Southern Rock-orientierten Sparte des New Country, weiter gestärkt, vermutlich sogar ausgebaut.

Die CD wurde komplett selbst produziert und auch eigens eingespielt. Die Stücke wurden in Eigenregie (Jaren und Neil) mit einigen wenigen Co-Writern komponiert (u. a. Jonathan Singleton, Angelo Petraglia), wobei die involvierte, für hohe Qualität bürgende Singer/Song-Schreiberin Lori McKenna beim standesgemäß introvertiert sowie melancholisch wirkenden „Love Me Like Liquor“ lediglich als Harmoniesängerin einmal zur Hilfe genommen wurde.

Vom schön swampy und poltrig daher riffenden Opener „Cadillacin'“ bis zum finalen recht ruhig und countryesk gehaltenen Titelsong als Abschluss, erkennt man bei jedem Track, warum Jaren Johnston so gerne auch  bei den ganz großen Interpreten der Nashville-Zunft als Songlieferant auserkoren wird. Er kann mit geflügelten Worten jonglieren wie kaum ein anderer und sämtliche Lieder enthalten Refrains, die sich dank ihres unwahrscheinlich hohen Wiedererkennungswertes sofort ins Gedächtnis bohren. Sowas nimmt gefangen und lässt sich demnach auch bestens verkaufen.

Das Gute daran:  Hier gilt nicht ein Qualitätseinbußen in Kauf nehmendes Gießkannenprinzip, sondern ein auf Können und musikalischem Niveau basierender Erfolgsplan. Lieder auf launigeren Seite wie „Tennessee“, „Dang If We Didn’t“, das hymnische „American Slang“, „Demolition Man“ und Songs im ruhigeren Ambiente der Marke „Hank & Jesus“, „Ain’t That Country“ oder „Take Me To The Bottom“ prägen sich spätestens beim zweiten Hördurchgang ein und wissen durchgehend zu gefallen, wie auch so einige stark gespielte E-Gitarren-Soli.

Mit „Legacy“ haben The Cadillac Three“ ein kurzweiliges Album hingelegt, dass den Spagat zwischen Authentizität und Kommerzialität hervorragend meistert. Wir freuen uns auf eine ausgiebige Live-Präsentation der aktuellen Stücke beim Wiedersehen im November, wo die Band erneut im Kölner Luxor ihre Visitenkarte abgeben wird.

Big Machine Records (2016)
Stil: Country Rock

01. Cadillacin‘
02. Tennessee
03. Hank & Jesus
04. Dand If We Didn’t
05. Ain’t That Country
06. American Slang
07. Take Me To The Bottom
08. Long Hair Don’t Care
09. Love Me Like Liquor (feat. Lori McKenna)
10. Demolition Man
11. Legacy

The Cadillac Three
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Universal Music

Shaman’s Harvest – Red Hands Black Deeds – CD-Review

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Das neue, bereits 6. Album „Red Hands Black Deeds“ der  seit 1996 bestehenden, aus Missouri stammenden, mir bis dato unbekannten Band Shaman’s Harvest, habe ich rein verdachtsmäßig angefordert. Das Video zur ihrer aktuellen, sehr dynamisch polternden Single „The Come Up“ war auf meiner Facebook-Seite gelandet und hatte mein Interesse geweckt, zumal ich auch ein ganz dezentes unterschwelliges Southern-Flair entdeckt zu haben glaubte.

Das Quintett um Fronter Nathan Hunt legt laut eigener Aussage, ein Werk vor, das dunkler und vielschichtiger ist als bisherige Sachen der Formation. Auch textlich wagen sich Shaman’s Harvest in neue Gefilde vor und beziehen zu den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen der USA, gerade im Hinblick der neuen Situation dank Donald Trump, auch aktuell Stellung. „Das Album ist voller Kontraste, ein Nebeneinander von Gut und Böse oder Richtig und Falsch. Es endete in einem Konzept, obwohl das gar nicht unsere Intention war“, so Hunt weiter.

Der Titelsong kommt als eine Art Prelude, bevor das kräftige, treibende „Broken Ones“ und die besagte Single zunächst mächtig Dampf machen. Bei mir werden zum Teil Assoziationen zu Acts wie Nickelback, Hinder & Co. geweckt.  Gleiches gilt für Stücke wie „So Long“ und das episch anmutende „The Devil In Our Wake“.

Der Bezug zu unserem Magazin wird durch Tracks wie „Off The Tracks“ (schön knarzig, Tempowechsel, Powerrefrain), das bluesige und sehr atmosphärische „Long Way Home“, „Blood Throphies“ (Southern Rock-E-Gitarren-Solo), das wunderbare, leicht folkige „Tusk And Bone“ (tolles Slide-Solo gegen Ende) oder dem an „Scavengers“ angeschlossenen countryesken Hidden Track „Hookers And Blow“ hergestellt.

Produziert hat Keith Armstrong und dabei auf digitale Effekte ausnahmslos verzichtet, wodurch sich ein gewisses Vintage-Flair wie ein roter Faden ausbreitet. Insgesamt ist „Red Hands Black Deeds“ von Shaman’s Harvest ein, in jeder Hinsicht, sehr anspruchsvoll gestalteter bzw. eingespielter Longplayer. Wer es gerne rockig (manchmal mit einem Hauch von Southern), durchaus sehr melodisch, aber mit einem gewissen Grummeln im Magen präferiert, wird sich dieses Teil, wie die geifernde Hyäne (Titel) und der hungrige Geier (Back) auf dem Cover, zu seiner Beute machen!

Provogue – Mascot Label Group – (2017)
Stil: Rock

01. Red Hands Black Deeds
02. Broken Ones
03. The Come Up
04. A Longer View
05. Soul Crusher
06. Off The Tracks
07. Long Way Home
08. The Devil In Our Wake
09. Blood Trophies
10. So Long
11. Tusk And Bone
12. Scavengers
13. Hookers And Blow (Hidden track)

Shaman’s Harvest
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The Magpie Salute – Same – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Nomen est Omen – der Name der Band lässt in zweierlei Hinsicht erahnen, was den Zuhörer auf der Platte erwartet. Die Elster lässt grüßen, was bedeutet, dass die Krähe in diesem Revier nicht mehr auftaucht.

Wer auf eine Reunion der Black Crowes wartet, kann vermutlich noch lange warten, denn mit den Magpie Salute hat sich 2016 eine Band gefunden, in welcher sich mit Rich Robinson, Marc Ford an der Gitarre und Sven Pipien am Bass, Eddie Harsch an den Keyboards, vier ehemalige Crowes Mitglieder zusammengetan haben, um mit Joe Magistro an den Drums, Nico Bereciartua als drittem Gitarristen, John Hogg mit starken Lead Vocals und Matt Slocum an den Keyboards, das Gerüst einer neuen Supergruppe zu bilden.

Der Begriff einer Supergruppe kann deswegen durchaus gewählt werden, da es den Protagonisten gelingt, mit einer großen musikalischen Bandbreite, Coversongs (die Elster klaut nun mal gerne) hinzulegen, die alle einen eigenen Charakter haben, sodass so niemals der Vergleich zu einer der zahlreichen Coverbands aufkommt.

In einigen Stücken wird der eingefleischte Black Crowes-Fan eben diese wiedererkennen. Andere Tracks wiederum lassen das Flair von The Band oder von Crosby, Stills, Nash and Young in einer erfrischenden Form wieder aufleben. Ein insgesamt starkes Album ohne einen Ausreißer nach unten, bei dem es schwerfällt, Songs besonders hervorzuheben.

„Fearless“ von Pink Floyd in ein Kleid mit Southern Rock-Einflüssen zu packen, ist mutig, aber letztendlich vollkommen gelungen und es wird der Bogen der psychedelischen Floyd zum Southern Rock der Crowes gespannt – Kompliment! „Time Will Tell“, ursprünglich vom viel zu früh verstorbenen Bob Marley, zeigt, das Southern Rock und Reggae durchaus miteinander kompatibel sein können.

In diesem live im Studio aufgenommenen Album ist die Dynamik, die Spielfreude, aber auch die Fähigkeit der Improvisation zu erkennen, wobei einige Songs den Charakter einer Jamsession haben, in der jeder der Musiker die Gelegenheit bekommt, seine spielerische Qualität zu zeigen, ohne zu ausufernd zu werden.

Nach dieser Platte darf man gespannt sein, was als nächstes geboten wird. Live mit den Magpie Salute wird mit Sicherheit ein Erlebnis für Freunde gepflegter Southern Rock-Musik der Richtung Black Crowes, aber auch für Freunde vom Stoff der großen Acts der 70er Jahre. Leider wird Eddie Harsch, einer der Keyboarder, nicht mehr dabei sein, da er kurz nach den Aufnahmen im Alter von nur 59 Jahren im November 2016 verstorben ist.

Eagle Records (2016)
Stil: Jam Rock

01. Omission
02. Comin‘ Home
03. What Is Home
04. Wiser Time
05. Goin‘ Down South
06. War Drums
07. Ain’t No More Cane
08. Fearless
09. Glad And Sorry
10. Time Will Tell

The Magpie Salute
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Oktober Promotion

The Steel Woods – Straw In The Wind – CD-Review

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So langsam beginnt das Jahr in Sachen neuer Southern Rock-Musik, Fahrt aufzunehmen. Bisher waren die richtig starken Momente da eher rar gesät, vor allem was Newcomer angeht, wurde man bisher weitestgehend auf die Folter gespannt.

Mit den in Nashville ansässigen The Steel Woods, bestehend aus Wes Bayliss (vocals, electric/acoustic/baritone guitars, piano, dobro, keys, harmonica),
Jason “Rowdy” Cope (electric and acoustic guitars, bass guitar, piano, percussion),  Jay Tooke (drums and percussion) und  Johnny Stanton (bass) darf unsere Fangemeinde sich jetzt über ein famoses Debüt mit dem Titel „Straw In The Wind“ freuen. Klasse, was die Burschen da musikalisch auf den Weg gebracht haben.

Markenzeichen es Quartetts ist die Vermischung ihres Southern Country Rocks (Marke Skynyrd, Molly Hatchet, Outlaws, Blackberry Smoke, Whiskey Myers) mit ganz dezenten metallisch/episch/gothischen Tinkturen a la Metallica, Pearl Jam, Soundgarden, Nickelback & Co. (fallen mir da spontan ein), aber so wunderbar fein dosiert integriert, dass es nie nervt.

Eine knarzige Dobro leitet das wie einen düsteren Marsch zum Schaffot wirkende und dahinstampfende „Axe“ ein, dem auf dem Fuße das grandiose „Better In The Fall“ folgt, das ein ähnliches episches Flair wie „Devil’s Canyon“ oder „The Journey“ von Molly Hatchet versprüht.

Das recht reduzierte „The Well“ wirkt schon fast kammermusikartig und nimmt trotzdem atmosphärisch gefangen, besonders wenn die Instrumente einsetzen. Beim countryrockenden „Della Jane’s Heart“ kommt einem sofort der Klassiker „Ghost Riders In The Sky“ in den Sinn, wirkt wie ein modernes Update. Grandios hier das quirlige E-Gitarren-Solo.

Auch der Titelsong geht in Richtung Magengrube. Dumpfes Glockenläuten und beklemmer Erzählgesang  von Wes Bayliss lassen unweigerlich Assoziationen zu Tracks wie „Cold Harbour“ von den Outlaws oder  „The Last Rebel“ von Skynyrd aufkommen. Dafür bietet „Uncle Lloyd“ dann mal klassischen trinkfreudigen Southern Rock mit den typischen E-Gitarren-Soli.

Das eigenwillig mit Streichern konstruierte, wieder fast kammermusikartig angelegte „The Secret“ bildet die Mittellinie des Werkes, hier kommt auch erstmals Lindi Ortega mit Harmoniegesägen zum Einsatz, die dann erneut beim überragenden Rausschmeißer „Let The Rain Come Down“ ‚Uhuhuhs‘ und ‚Mhmhmhs‘ (am Ende) dazuhaucht.

Das beschwingt verliebt klingende „I’m Gonna Love You“ war von Bayliss mal als „Long Road“ konzipiert, wurde aber nach einer Idee von Jason Cope umgeschrieben (die beiden haben den Silberling übrigens auch produziert). Das countryeske, mit weinender Steel und klarer Akustikgitarre gespickte „If We Never Go“ überzeut sowohl durch Melodie als auch Melancholie.

„Wild And Blue“ mit leicht nachsingbarem Refrain und schön quäkender Harp (inkl. zweier Soli) hebt die Stimmung, während das brillante „Whatever It Means To You“ wieder Skynyrd-Ambiente Marke „Voodoo Lake“ (fulminantes Slide-E-Solo) verbreitet. Passend zu den gothischen Ingredenzien wurde Black Sabbath „Hole In The Sky“ in einen zünftigen Southern Blues Rocker umfunktioniert (mit psychedelischem Zwischenpart sowie starkem E-Solo von Cope). Toll gemacht, bevor das bereits erwähnte, wie das flehende Gebet eines südstaatlichen Farmers im Angesicht einer drohenden Dürre, wirkende „Let The Rain Come Down“ einen überragenden Abschluss bildet. Mit einem typischen E-Gitarrenfinish hätte man das Stück sogar hymnenhaft gestalten können.

Fazit: Mit „Straw In The Wind“ setzen The Steel Woods“ ein ganz fettes Ausrufezeichen in der Southern Rock-Saison 2017! Eine eigenwillige Kombination vieler bekannter Country- und Southern Rock-Strukturen mit ganz dezenten Gothic-Melodic-Metal-Einflüssen bilden fast ein Alleinstellungsmerkmal in der Szene. 13 tolle Songs ohne jeden Hänger oder Füller, dazu das beste Lied am Ende als bleibendes gedankliches Haftetikett! Alles richtig gemacht, Kompliment an The Steel Woods!

Woods Music (2017)
Stil: Southern Rock

01. Axe
02. Better In The Fall
03. The Well
04. Della Jane’s Heart
05. Straw In The Wind
06. Uncle Lloyd
07. The Secret
08. I’m Gonna Love You
09. If We Never Go
10. Wild And Blue
11. Whatever It Means To You
12. Hole In The Sky
13. Let The Rain Come Down

The Steel Woods
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Bärchen Records

The Trongone Band – Keys To The House – CD-Review

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The Trongone Band ist musikalisch zunächst quasi als reines ‚Familienunternehmen‘ gestartet. Die beiden Brüder Andrew Trongone (guitar/lead vocals) und Johnny Trongone (drums/vocals) begannen zusammen mit Vater John sr. (bass) ihre ersten spielerischen Versuche und Live-Auftritte rund um die heimatliche Gegend von Richmond an der US-Ostküste.

Mit einer schnell wachsenden Fanbase holte man sich mit dem starken Ben ‚Wolfe‘ White (keys/lead vocals) und Todd Herrington (bass/vocals) weitere Unterstützung, Letzgenannter zunächst als Ersatz für den Vater, wenn getourt wurde. Herrington ist aber mittlerweile fester Bestandteil der Band und hat ihr Debütalbum „Keys To The House“ auch produziert.

Das besteht aus neun herrlich abwechslungsreichen und kurzweiligen Stücken, welches den Puls der Southern Rock-Fraktion – da bin ich mir relativ sicher – vor Freude in die Höhe schießen lassen wird.

Jede Menge typischer E-Gitarren (auch mit viel Slide, Andrew hat sich hier das (große) Südstaaten-Ein-mal-eins bestens einverleibt), variierende Leadgesänge mit vielen Harmonie-Parts, zum Teil auch weiblichen Ergänzungen durch Alexandra Spaulding (bei „Blind“, „Anne Marie“, „Canyon Road“, „Love Away“ sowie „Ain’t It Funny“) und als eine Art Trademark, die Verknüpfung von (Hammond) Orgel-, E- und HT-Piano-Einlagen (meist innerhalb eines Tracks) durch den überragend agierenden Ben White.

Schon das eröffnende „Blind“, das wie eine süffisante Mischung aus Black Crowes, Dirty Guv’nahs und auch der Band Of Heathens dahergroovt, wird vermutlich schon so manchen Fan des Genres dazu veranlassen, sich die Scheibe ‚blind‘ zuzulegen. Ein herrlicher Auftakt. Dem nicht genug. Wenn im anschließenden „Ann Marie“ die E-Gitarre mit flockiger Akustikgitarrenuntermalung losknarzt, das Piano kurz aufklimpert und der Gesang mit Harmonie-Unterstützung im Stile der Outlaws einsetzt, hat der Vierer endgültig gewonnen.

„Straight To Hell“ rockt, wie der Titel es schon andeutet, mit polternden Drums, heulender E-Gitarre und wummernde Orgel echt ’straight‘. The Band, ABB, Little Feat und auch die Band Of Heathens stehen als Blaupause für das verspielte „Not Coming Home“ (wechselnde Leadgesänge, klasse E-(Slide) Gitarre, hallende/gurgelnde Orgel, viel klimperndes Piano). Die Freunde des swampigen bedient der herrlich slide-durchtränkte Stampfer „Nothing To Lose“, White lässt hier seine Orgel mal so richtig ‚durchspülen‘.

Nach einem schönen Piano-Intro entwickelt sich „Canyon Road“ mit den einsetzten restlichen Instrumenten und dem Gesang zu einer wunderschönen Southern Soul-Ballade, während der Schunkler „Another Lost Rambler“ wieder die Fußwippe aktiviert. Beim, in ABB-Tradition groovenden „Love Away“ (White mit Gregg Allman-Gedächtnis-Orgel), stört es überhaupt nicht, wenn das Solo mal von einem Syntheziser absolviert wird, zumal gegen Ende ein tolles E-Slide wie zu „Brothers & Sisters“-Zeiten reinsurrt.

Welch ein lässiger Groove und verspieltes Solieren beim abschließenden „Ain’t It Funny“, das dann den Rausschmeißer abgibt! Wieder mal lassen die Band Of Heathens (toller Leadgesang von Andrew) grüßen. Was für ein ‚Fun pur‘, wie eben auch das gesamte Werk. Da hätte man gerne sofort noch zwei bis drei Stücke mehr gehört, vielleicht der einzige Mini-Kritikpunkt.

The Trongone Band haben mich mit ihrem Erstling „Keys To The House“ restlos überzeugt. Todd Herrington hat in einem fetten, aber jederzeit transparenten Sound produziert. Das Quartett, das alle Lieder selbst komponiert hat, glänzt als bestens harmonierendes Kollektiv. Der Spaß, den die Jungs beim Einspielen hatten, transferiert sich direkt spürbar in die Boxen des heimischen Wohnzimmers.

Hinzu kommt eine superschnelles, hilfsbereites und kooperatives Management/Label, das sofort nach der Anfrage mit allen erforderlichen Dingen/Infos präsent war. Im Prinzip braucht die Trongone Band unter diesen hervorragenden Voraussetzungen, jetzt die Schlüssel zum Erfolg nur noch rumzudrehen, um auch bei uns jede Menge Fans des Genres hinzuzugewinnen. Aus meiner Sicht bisher der Newcomer-Tipp des Jahres!

Quelle Live-Studio-Videos: Audio Barre

Harmonized Records (2017)
Stil: Southern Soul Rock

01. Blind
02. Ann Marie
03. Straight To Hell
04. Not Coming Home
05. Nothing To Lose
06. Canyon Road
07. Another Lost Rambler
08. Love Away
09. Ain’t It Funny

The Trongone Band
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Harmonized Records
Under The Sea Artist Management
PledgeMusic
Bärchen Records

Them Vibes – Electric Fever – CD-Review

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Them Vibes, eine weitere Band aus der Musikerschmiede Nashville, bringen mit „Electric Fever“ ihren zweiten Longplayer in der seit 2013 bestehenden Bandgeschichte heraus. Sie gründeten sich in der Underground Rockszene East Nashvilles, ein erstes Indiz dafür, dass nicht der typische Nashville-Sound zu erwarten ist. Them Vibes sind auch nicht dem klassischen amerikanischen Mainstream zuzuordnen. Auf diesem Werk sind ganz klar die Einflüsse der frühen Stones- und Beatles-Ära zu hören, aber auch Southern Rock-Ingredienzien à la Black Crowes.

Beim Opener „Shoot The Messenger“ fühlt man sich zu Beginn an die Glamrock-Ära im Stile von T Rex zurückversetzt, während der folgende Titelsong „Electric Fever“ eine gelungene, funkig-soulig gespielte, durchaus radio- und Rockdisko-taugliche Nummer ist.

Die folgenden, eher ruhigen Songs mit klar erkennbarem Southern Rock-Touch schließen im gewissen Sinne die Lücke, die die Black Crowes hinterlassen haben. Dabei sind in den Songs immer wieder psychedelische Akzente gesetzt, die auch aus den Federn der Stones, Beatles oder Led Zeppelin hätten stammen können. Schön ist, dass es dem Quintett dabei aber gelingt, einen eigenen modernen Stil zu entwickeln und man nicht in die Richtung einer Art Coverband abdriftet.

Mit „Hangin“ wird es dann eine Spur härter. Hier wird aufgezeigt, dass Rock’n’Roll noch lebt. Wie es sich für Bands aus dem Rockgenre gehört, ist mit „Stay“ auch eine eher getragene Hymne, die früher die Feuerzeuge, heute die Taschenlampenfunktion der Handys aktiviert. Den Abschluss bildet mit „Waiting On The Gold“ ein akkustischer Song, der einem Country-umwobenen Nashville-Track am nächsten kommt.

Them Vibes ist mit „Electric Fever“ ein abwechselungsreiches Album gelungen, welches durch die vielen stilistischen Einflüsse niemals langweilig wird und dennoch in gewisser Weise einen roten Faden erkennen lässt. Wer auf modernen Southern Rock und Rockmusik im Stile der alten Sones und Beatles steht, wird auf der Scheibe mit Sicherheit einige Lieder nach seinem Geschmack finden.

Schön wäre, wenn es Teenage Head Music gelänge, die Band nach Europa zu lotsen, da bei dem Material ein abwechselungsreiches gitarrenorientiertes Livegewitter zu erwarten ist.

Alex Haddad – guitars
Larry Florman (Brother Love) – vocals
Kyle Lewis – guitar
Judd Fuller – bass
Sarah Tomek – drums

Review: Gernot Mangold

Teenage Head Music (2017)
Stil: Rock

01. Shoot The Messenger
02. Electric Fever
03. Love Will Never Fade Away
04. Who Do You Love
05. Comin Down On You
06. Sha La Loo Ya
07. Dance All Night
08. Hangin
09. Out Of The Blue
10. Stay
11. New Religion
12. Waiting On The Gold

Them Vibes
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Teenage Head Music

The Vegabonds – 16.06.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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The Vegabonds in der Krefelder Kulturrampe! Eine Band, auf die ich mich schon geraume Zeit gefreut habe, weil ich ihre Entwicklung eigentlich seit Anbeginn ihres Treibens mitverfolge. Schön, dass ich jetzt endlich mal die Gelegenheit hatte, sie live zu erleben, nachdem ich bei ihrem letzten Deutschland-Besuch verhindert war.

Wie wir von Teenage Head Tour-Manager Dieter ‚Heavy-d‘ Bossaerts vor dem Gig erfuhren, hatte der Nachmittag für die Jungs gar nicht gut begonnen. Keyboarder Beau Cooper kannte sich mit den elektrischen Begebenheiten unseres Landes nicht ganz so aus und hatte, mangels eines angebrachten Adapters, erstmal sein Arbeitsgerät mutmaßlich komplett in die ewigen Jagdgründe geschickt.

Rampentechniker ‚Mondo Hausmeister‘ konnte aber noch auf die Schnelle, ein Ersatz-Keyboard organisieren. Cooper hatte dann zu Anfang auf dem ungewohnten Teil, auch erstmal so seine Probleme, mit den richtigen Klängen ins Spiel zu finden. Beim Begutachten der Bühne vor dem Konzert fiel mir allerdings zunächst die wunderschön manuell gestaltete Trackliste ins Auge. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, je mal ein so liebevoll handschriftlich und skizziertes Teil in dieser Hinsicht gesehen zu haben.

Pünktlich um 21:00 Uhr schritt Markus ‚Pille‘ Peerlings zu kurzen knappen Ansage und die fünf Burschen (Daniel Allen, Richard Forehand, Beau Cooper, Paul Bruens und Bryan Harris) läuteten ihre, in zwei Sets (jeweils gut eine Stunde dauernd) geteilte New South Rock-Show auf dem Fuße, mit dem sehr melodischen, durchaus radiotauglichen „Where We Used To Go“ von ihrem aktuellen Longplayer „What We’re Made Of“ ein.

Der kam natürlich mit weiteren Songs wie „Best Of Me“ (stoneskes Powerstück, fettes Finale), „Ghost Town“ (atmosphärisch, Slidespiel), „Blood To Roam“ (Black Crowes-Flair), dem Titelstück (Bariton-E-Gitarre, klasse E- und Piano-Solo-Stafette), „Oh My Lord“ (poppig, schöne Tempowechsel), „Cruise On“ (slidende Telecaster, mit ordentlich Dampf am Ende) und  „Hope She’s Still Mine“ (swampiger Stampfer) reichhaltig zum Zuge.

Erwähnenswert im ersten Set sind noch die am selben Tag veröffentlichte neue Single des Quintetts „Long Haired Country Boy“ (eigenwillig interpretierte Charlie Daniels-Cover-Nummer mit kurzem „Jessica“-E-Gitarren-Übergang in „Midnight Rider“ zu Ehren des kürzlich verstorbenen Gregg Allman), mein Favorit des Abends, das fluffige, Red Dirt-umwehte „The Wanderer“ und das neue Stück „Help Is On The Way“ (melodische E-Gitarren-Hook), das beweist, dass Allen & Co. weiterhin auf hohem kreativen Level tätig sind.

Im zweiten Abschnitt zeigte besonders der überragende Richard Forehand (unaufgeregt, aber ungemein quirlig, filigran und sehr Southern-typisch spielend) bei „Gimme Shelter“ den längst ihren Absprung verpasst habenden alten Herren, was man heutzutage gitarrentechnisch aus ihren Songs herausholen kann.

Höhepunkt hier sicher das 70ies-mäßige „Ballad Of The Movers And Shakers“ in das zur Freude von Fotograf und Freund klassischen und psychedelischen Liedgutes, Gernot Mangold, noch „Whole Lotta Love“ von Led Zeppelin eingebunden wurde. Stark gemacht! Ein toller Abschluss des Hauptteils.

Spätestens jetzt machte das begeisterte Publikum richtig lautstark Alarm und es gab mit dem Skynyrd-umwehten „Georgia Fire“ und dem dezent rootsigen „American Eyes“ noch zwei Zugaben.

Auch wenn, wie auf der Trackliste (die im Laufe des Konzerts doch leicht modifiziert wurde) aufgeführt, das eigentlich als Rausschmeißer vorgesehene „The Hammer“ nicht mehr performt wurde (vermutlich angesichts der schon späten Stunde und der bevorstehenden 600 km-Fahrt am nächsten Tage Richtung Osten), hatten die Vegabonds – und da waren sich wohl alle einig – ein Hammer-Konzert in der Kulturrampe abgeliefert!

Line-up:
Daniel Allen (lead vocals, acoustic guitar)
Beau Cooper (keys, vocals)
Richard Forehand (electric guitar, vocals)
Paul Bruens (bass)
Bryan Harris (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Vegabonds
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Stacie Collins – 14.06.2017, Yard Club, Köln – Konzertbilder

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Trotz des schönen und ziemlich warmen Sommerwetters haben sich doch einige SC-Fans im Yardclub eingefunden, um sie mit ihrer Band auf der Bühne zu erleben. Im Club ist es heiß, gefühlte 40 Grad. Stacie betritt die Bühne, wie immer mit ihrem unverkennbaren Markenzeichen, diesem coolen alten Strohhut, wohl geformt und gebogen. Als ich sie in Bonn im Oktober 2013 gesehen habe, trug sie ihn auch schon.
Und dann geht sie los die Show, aufgeteilt in 2 Sets (Trackliste siehe Galerie). Mit einer unglaublichen Leichtigkeit tänzelt sie über die Bühne, singt ihre Songs und bläst die Harp dazu, perfekt begleitet von ihrer Band. Was für ein schöner Abend!

Line-up:
Stacie Collins (lead vocals, harp)
Al Collins (bass)
Ryan McCormick (drums)
Jon Sudbury (electric guitar)

Bilder und Eindrücke: Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Stacie Collins
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Yard Club Köln
Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Julian Sas – 10.06.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Mit Julian Sas verbindet mich so ein Hauch von Nostalgie in eigener Sache. Er war der allererste Musiker, über dessen Live-Künste ich als Rezensent ein paar Zeilen verfasst habe. Wir schrieben das Jahr 2001 und Sas machte den Support für Roger Chapman in der Rheinberger Stadthalle. Es war die Zeit, als das Internet erst allmählich begann, Fahrt aufzunehmen und wir hatten gerade mit ein paar Typen aus ganz Deutschland, wovon sich niemand gegenseitig kannte, das erste Rockmusik-Online-Magazin gegründet und in die Tat umgesetzt.

Damals schrieb ich über Julian: „… Äußerlich mich an den noch etwas jüngeren Hughie Thomasson (The Outlaws, später Lynyrd Skynyrd) erinnernd, die lange, gelockte Mähne durch ein Stirnband umringt, aber dem mit der Zeit immer breiter werdenden Mittelscheitel hilflos ausgeliefert, ließ er ein Blues’n’Boogie Rock-Gewitter über uns fegen, das sicherlich bei jedem Genre-Fan für eine recht hohe Ausschüttung von Glückshormonen sorgte…“

Seitdem ist viel Wasser den Rhein heruntergelaufen. Viele Veröffentlichungen und unzählige Konzerte auf Seite des Protagonisten und weit über 1000 Reviews und als Inhaber eines noch recht jungen Magazins meinerseits später, nutzen Fotograf Gernot und ich die Gelegenheit, den Holländer samt seiner Mitstreiter Roland Bakker, Fotis Anagnostou und Rob Heijne, im Schwarzen Adler erneut unter die Lupe zu nehmen.

Die Leute und wir beide brauchten unser Kommen in der rappelvollen Vierbaumer Blues-Kult-Kneipe nicht zu bereuen, das Quartett zog alle Register der heutigen Blues Rock-Kunst und überzeugte mit ungeheurer Dynamik, Power und sympathischer Ausstrahlung in zwei ausgiebig ausstaffierten Sets.

Hängen geblieben aus dem ersten Part sind Songs wie das Wah-Wah-begleitete, schön stampfende „Mercy“, die in texanischer Manier zelebrierten Boogies „Jump For Joy“ (Wahnsinns-Power) und „Driftin‘ Boogie (ZZ Top-Flair), sowie der atmosphärische Slow Blues „Fear Of Falling“, die bis dato allesamt von Sas mit einer Stratocaster abgewickelt wurden. Für das Gregg Allman gewidmete, mit passenden ABB-Jam-Anleihen ausgeschmückte „Helping Hand“ zum Ende des ersten Sets und im weiteren Verlauf wechselte der Niederländer dann zu den, auch von Warren Haynes gerne gespielten, Gibson Firebird-Gitarren.

Im zweiten Set legten die vier Musiker in Sachen Intensität und Spielfreude noch einen oben drauf. Als Toptracks hab ich das hymnische, mit ein wenig „Freebird“-Esprit performte „Coming Home“ auf meinem Notizzettel stehen. Herrlich auch das vor Power nur so strotzende Freddie King-Cover „Going Down“ mit launig integriertem E-Gitarren-Hammond-Orgel-Duell zwischen Sas und dem rein äußerlich eher weniger nach Tasten-Virtuose, sondern mehr wie ein schlitzohriger Metzgermeister („…darf es gerne eine Scheibe mehr sein…?“) wirkenden, wuchtigen Roland Bakker (auch mit einigen tollen HT-Piano-Einlagen), das seiner Frau gewidmete „Blues For J“ (mit dezenten Gary Moore-Reminiszenzen) und das rhythmisch rockende „The Devil Got My Number“ zum Ende des musikalischen Hauptteils.

Unter zurecht tosendem Applaus und Zugabe-Gesängen ließ das Quartett es sich nicht nehmen, noch Sas‘ bekannten Rory Gallagher-Präferenzen zu huldigen. Der Bandleader schnappte sich eine Telecaster und slidete zunächst den allseits beliebten „Bullfrog Blues“ in Alleinunterhalter-Manier, bis sich der Rest seiner Kumpanen samt der schwer schuftenden Rhythmusfraktion Anagnostou/Heijne und Bakker (erneut klasse HT-Piano) für ein furioses Finish dazu stießen.

Julian Sas und Band untermauerten nachhaltig, dass ihnen auf europäischen Blues Rock-Parkett nur sehr wenige Acts das Wasser reichen können. So kann ich erneut eine tadellose und vor allem äußerst energiegeladene Leistung im, wieder durch einen klaren und transparenten Sound glänzenden Adler, attestieren.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Julian, wie bereits erwähnt, auch diverse Southern Rock-typische Akzente mit in manche Lieder einfließen ließ. Bei schwül-warmen Temperaturen draußen, gab es das fällige Gewitter, allerdings wie damals schon, nur in musikalischer Hinsicht, und zwar innerhalb des Rheinberger Bluestempels. Und ich wette, dass auch diesmal bei Ernst Barten und seinem Adler-Publikum, wieder jede Menge Endorphine freigesetzt wurden…

Line-up:
Julian Sas (lead vocals, electric & slide guitar)
Roland Bakker (piano, organ)
Fotis Anagnostou (bass)
Rob Heijne (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Schwarzer Adler

Modern Earl – 07.06.2017, Freilichtbühne, Mülheim an der Ruhr – Konzertbericht

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Ein gutes halbes Jahr, nachdem ich die Southern Rock-Band Modern Earl im Dortmunder Blue Notez Club zum ersten Mal erlebt hatte, stand der hier, in unserem Land, recht umtriebige Vierer aus Tennessee, bestehend aus Bandchef Christopher ‚Earl‘ Hudson, Ethan Schaffner, Ben Hunt und Dan Telander, erneut auf dem Programm, diesmal mit fotografischer Unterstützung von Freund Gernot, für den die Amis absolutes Neuland waren.

Der gemeinnützige Verein Regler-Produktion mit seinem Vorsitzenden Hans-Uwe Koch (mittlerweile dank Spenden und einiger Sponsoren auch in ein paar soziale Projekte involviert), hatte im Rahmen seiner Mittwochs-Reihe, in die, durch ihn betreute, historische Freilichtlichtbühne (errichtet 1936) in Mülheim an der Ruhr, zur Open Air-Southern Rock-Party geladen.

Während des Tages hatte ich angesichts der zwischenzeitlichen Regengüsse und des, für den Abend, angesagten kräftigen Windes noch so meine Befürchtungen, dass der Aufwand für die Veranstaltung, bei freiem Eintritt, finanziell den Beteiligten nicht gerecht würde und unter Umständen in kalte Tristesse münden würde, zumal Modern Earl jetzt auch nicht gerade unbedingt zu den allseits bekannten Helden der Szene zählen.

Aber die geografisch günstige, windgeschützte Lage der kleinen Bühne (etwas erhöht und seitlich gelegen von dem eigentlichen Amphitheater-ähnlichen Hauptschauplatz, umrandet von kleinen Getränke- und Imbissbuden) im ehemaligen Steinbruch und eine auf der Hinfahrt bereits aufkommende Wetterbesserung zerschlugen die Bedenken. Lediglich eine, sich kurz mit ein paar dicken Tropfen meldende, aber dann sofort wieder verziehende Regenwolke im ersten Set, ließ nochmal kurz den Atem anhalten.

Womit ich allerdings überhaupt nicht gerechnet hatte, war schließlich das Besucheraufkommen. Die mir bis dato völlig unbekannte Location scheint im Laufe der Zeit ein treues Stammpublikum aufgebaut zu haben und so umsäumten den Vorbühnenplatz und die anliegende Wiese des Parks innerhalb der Woche fast 500 Zuschauer (!) aus allen Altersschichten, die ihr Kommen dann absolut nicht bereuen sollten. Auch das prima aufspielende Quartett aus dem Süden der USA dürfte sich somit über eine stattliche ‚per Hut rumgehende‘ Gage gefreut haben.

Modern Earl zogen ihr, in zwei Sets geteiltes Programm, ähnlich wie im Blue Notez durch. Im ersten Teil standen Tracks wie „Whiskey On The Table“ (mit schönen Tempowechseln, Marshall Tucker-Flair), das swampig stampfende „Catfish And Titties“, „Rocky Top“ (Gitarrist Ethan Schaffner am Banjo), mein Lieblingsong der Band, das melodische „Blame The Bottle“ (mit kurzem „Can’t You See“-Intermezzo), Coverstücke wie „Angels From Montgomery“ (der vielseitige Schaffner mit Lap Steel-Slide-Einlagen), „I Know You Rider“ und „Young Blood“, sowie die starke, dezent psychedelische Eigenkreation „Devil’s Playhouse“ (klasse Wah-Wah-E-Gitarren-Solo) zu Buche.

Nach zehn-minütiger Pause gaben die Burschen auch in Part 2 weiter unvermindert Gas und zogen die, zum Teil begeistert vor der Bühne tanzenden und mitsingenden Leute, mit Songs wie „Hot Damn“, die ineinander übergehenden „Dixie“ (im Acapella-Stil) und „Hillbilly Band“, dem groovenden „Road Trippin‘“, dem grandiosen hymnischen „Whiskey Sister“ (mit Southern Rock-typischen E-Gitarrenfinale“ – klasse Twins von Leader Christopher Earl Hudson und Schaffner), der Uptemponummer „Backwoods Betty“ (inkl. Mitsing-Interaktion nach vorhergehender Einweisung durch den ‚Earl‘) sowie dem Countryheuler „Bloody Mary Morning“ (kräftiges Drum-Solo von Telander) mit angeschlossenem „T For Texas“ (Schaffner slidet mit einer Bierflasche) endgültig auf ihre Seite.

Klar, dass mit „Gone To The Country“ und “American Band” da noch zwei Zugaben ‚fällig‘ waren. Ein starker Auftritt von Modern Earl, der sicherlich noch für den einen oder anderen Kauf ihrer CDs, darunter natürlich auch der aktuell angepriesene „Loud And Proud“-Live-Silberling, gesorgt haben dürfte.

Insgesamt eine astreine Werbung für eine mit viel Liebe und ehrenamtlicher Leidenschaft gepflegte, wunderschöne Location mit stimmungsvollem und geschichtsträchtigem Ambiente, als auch für den Nashville-Vierer in eigener Sache und den Southern Rock ganz allgemein. Zu solchen herrlichen Anlässen kommen wir in jedem Fall immer gerne wieder!

Line-up:
Christopher ‚Earl‘ Hudson (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Ethan Schaffner (electric guitar, banjo, lap steel, vocals)
Ben Hunt (bass, vocals)
Dan Telander (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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