Jetbone – 20.04.2018, Blue Notez, Dortmund – Konzertbericht

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Als Jetbone um 20:30 Uhr die Bühne im Blue Notez betreten, fühlt man sich nicht nur modisch in die 1960/70er Jahre versetzt. Weite Schlaghosen, Hüte, lange Haare und aufgeknöpfte Hemden sind das Markenzeichen ihres originellen Hippie-Styles. Frontmann Gustav Sjödin begrüßt das Publikum in Dortmund mit einem fröhlichen „Welcome to this magical evening“ und mit dieser anspruchsvollen Ankündigung sollte er in den nächsten 80 Minuten voll und ganz Recht behalten. Das Konzert ist zugleich eine inoffizielle Release-Party zu ihrem dritten Studioalbum „Come Out And Play“ (VÖ. 20.04.). Dass sie jetzt beim skandinavischen Ableger des Major-Labels BMG unter Vertrag sind, sieht man schon am selbstgestalteten Tourbus, mit dem die jungen Schweden aus Sundsvall angereist sind und auf dem in großen Lettern der Bandname hervorsticht.

Das Stones-rockige ʹ60s Triple aus „Chickadee“, „Don’t Hold Me Back“ und „Are You Ready?“, alles Songs vom neuen Album, lässt die kühlen Temperaturen im Konzertkeller schnell ansteigen. Gitarrist Sebastian Engberg hat sogar schon ein paar lässige Keith Richards-Moves verinnerlicht. Der angekündigte Road-Song „It’s So Hard“ verbreitet sofort ein relaxtes Eagles-California Feeling, im leider etwas spärlich besuchten Blue Notez Club. Die Southern-Rock-Hymne „Woman“, vom Vorgängeralbum „Magical Ride“ (2015), ist deutlich an Lynyrd Skynyrd angelehnt und legt einen ähnlich explosiven und fulminanten Schlussspurt hin, wie „Free Bird“. Das folgende „Let’s Get It On“ erweitert Jetbones musikalische Bandbreite um einen Blues-Rock Song, der nicht nur textlich an T.Rexʹ „Get It On“ anknüpft.

Einen Genrewechsel vollziehen sie mit dem auf über zehn starken Minuten ausgedehnten Medley Lovelight/Mixed, der sich zuerst zu einem rockigen Jam-Track, mit Bass-, Gitarren- und Keyboard-Solo aufbaut und dann in eine wilde Soul-Nummer, mit Tanzeinlage des Bassisten und Leadsängers, im Stile der Blues Brothers, abdriftet. Hard-Rock, der selbst Robert Plant zu exzentrischen Jubelschreien bringen würde, wird auf „Lady“ („a song about an evil woman“) zelebriert.

Nach dieser wilden Konzertstunde gab es zunächst einmal entschleunigende, Klassik angehauchte, Keyboard Klänge, die alleine von Rasmus Fors vorgetragen wurden. Aber dieses Solo war nur das Intro zur großartigen Rock-Ballade „Road In The Sky“, zu der die Band dann wieder vollzählig auf der Bühne performte. „Fifth Time Loser“, ebenfalls von Magical Ride und der Titelsong vom neuen Album „Come Out And Play“ spiegeln erneut Stones Klassiker (u.a. „Rocks Off“) wieder und besonders COAT ist Stadion-Stones-Sound at its best!

Nach dieser hitzigen Show waren lautstarke Ovationen natürlich vorprogrammiert und ohne Zugaben wären die Jungs auch nicht mehr aus dem Club gelassen worden. Das nachfolgende, selbstgeschriebene Rhythm & Blues Stück „Everybody Needs Somebody To Love“, zeigte noch einmal das gesamte, künstlerisch-qualitative Repertoire der Band und mit „Shine On“ ging ein kurzer, aber dafür begeisternder Konzertabend zu Ende. Die Songs des neuen Albums verbreiten eine ansteckende Live-Atmosphäre und könnten ihre Wirkung auch in größeren Locations entfalten. Hier war jede Menge Spiellaune der Band mit dabei und eine grandiose Bühnenperformance.

Wer auf junge, zielstrebige, authentische und professionelle mit Leidenschaft verkörperte Rockmusik steht, sollte Jetbone auf keinen Fall verpassen. Noch hat man die Gelegenheit, sie auf den „kleinen“ Konzertbühnen zu erleben. Auf „Are You Ready?“ singen sie „Talkinʹ bout a revolution“. Reden sollte man ÜBER Jetbone!!! Als Rock-Revolution vielleicht noch nicht, aber mindestens als Live-Rock-Sensation des Konzertjahres 2018. Alter Schwede! Das war ein Konzert der Extraklasse.

Line-up:
Gustav “Gurten” Sjödin (lead vocals, bass)
Alin Riabouchkin (guitar, vocals)
Sebastian Engberg (guitar, vocals)
Rasmus Fors (keys)
Albin Linder (drums)

Bilder: Peter Schepers
Bericht: Stephan Skolarski

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Blue Notez Dortmund

Jetbone – Come Out And Play – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Was man nicht für tolle Schätze in den Plattenkisten, die im Keller stehen, entdecken kann! Das werden sich die jungen Schweden von Jetbone wohl gedacht haben, als sie legendäre Rock-Alben wie „Exile On Main Street“, „Led Zeppelin IV“ oder „Pronounced leh-nerd skin-nerd“ gehört haben. Und es wird ihnen so vorgekommen sein, als wären sie dort auf eine Goldader gestoßen, so unermüdlich schürfen sie aus den Songs dieser Scheiben.

„Come Out And Play“ ist das Major Label-Debüt für die 5 Jungs aus Sundsvall. Der lautstarke Opener und Titelsong ihres 3. Albums weckt unverkennbar Erinnerungen an die Stones-Single „Doom And Gloom“. Das zweite Stück „Are You Ready“ ist fast schon eine unverschämte Frage, natürlich ist man nach so einem Auftakt bereit für weitere Power-Tracks.

Auf dem space-rockigen „It’s So Hard“ hört man die Eagles mit sonnigem California-Sound und „Take It Easy“ heraus. „Chickadee“ macht auf einmal wieder Lust auf ihre schwedischen Rock-Vorreiter „The Hellacopters“. Die ausgelassene Spielart erinnert teilweise an ihre Landsmänner von Royal Republic, die mit „Tommy Gun“ auch hierzulande bereits einen Charterfolg vorzuweisen hatten.

Das balladenartige, keyboardlastige „Road In The Sky“ kurvt ab zum Intro von „Stairway To Heaven“ und das folgende „Lady“ besticht durch klassische Hard-Rock Riffs, wie man sie auf Led Zeppelin oder The Answer Songs liebt. Die ersten Klänge von „Not A Fool To Cry“ lassen sofort Southern-Rock-Hymnen wie „Free Bird“ oder „Simple Man“ von Lynyrd Skynyrd wiederaufleben.

Auf „Don’t Hold Me Back“ geht es dann erneut Richtung Stones und „You Got Me Rockin'“. Zum Abschluss kommt eine Art Show-Hymne, die sich zwischen Mika und den Scissor Sisters bewegt und mit umfangreichen Bläsersätzen aufwartet, die an pompöse, amerikanische Unterhaltungs-Showmusik anknüpfen.

Das neue Album ist eine Ansammlung von einprägsamen Songs mit vielen Ähnlichkeiten zu altbekannten Rock-Genre-Bands (Rolling Stones, Led Zeppelin, The Hellacopters). Das Schöpfen aus diesen meisterhaften Sounds ist unverkennbar, aber die Identifizierung mit den Liedern gelingt den Schweden vorbildlich. Ihr selbstbezeichneter „Funky Rock ’n‘ Roll“ wird immer wieder vom mehrstimmigen Gesang markant getragen.

Dass die Bandmitglieder vor 2 Jahren ihre Heimat und Familien zurückgelassen haben, um 2017 fast 200 Konzerte zu spielen, zeigt die Intensität, mit der sie ihrer Leidenschaft nachgehen.

Das „Come Out And Play“ lebt von seiner musikalischen Bandbreite und unüberhörbaren Verweisen auf über 50 Jahre Rock Geschichte. Mit knapp 38 Minuten ist der Longplayer ein kurzweiliges Hörerlebnis, das dafür aber umso länger nachhallt. Wer sich von Jetbone und ihren Live-Qualitäten überzeugen möchte, hat dafür in nächster Zeit noch ausgiebig Gelegenheit (siehe Konzerttermine der Band).

BMG Scandinavia(2018)
Stil: Rock’n’Roll, Southern Rock

01. Come Out And Play
02. Are You Ready?
03. It‘ So hard
04. Chickadee
05. Road In The Sky
06. Lady
07. Twisted Company
08. Not A Fool To Cry
09. Don’t Hold Me Back
10. Make This Song Together

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