Voltage – It’s About Time – CD-Review

Seit ich 2017 die niederländische Band Voltage mit ihrem fulminanten Zweitwerk „Around The Bend“ entdeckt habe, ist einiges passiert. Ein Jahr später hatten wir das Vergnügen, das Quartett in Weert auch auf ihre Live-Qualitäten überprüfen zu können, wobei es auch hier auf ganzer Linie zu überzeugen wusste.

Nach Beendigung dieses Abschnitts ersetzte Ruard Sanders den bisherigen Lead-Gitarristen Gijs Heijnen und Voltage beschränkten sich bis vor geraumer Zeit zunächst darauf, ihr Live-Wesen als Tom Petty-Coverband zu pflegen.

Währenddessen haben Bandleader Dave Vermeulen und Sanders allerdings die vorhandenen Freiräume genutzt, um neues Songmaterial zu kreieren. Ab dem 1. Mai wird ihr nun fertiggestelltes neues Werk „It’s About Time“ käuflich zu erwerben sein (siehe Voltage-Homepage).

Zunächst fällt das schlichte, in matter Optik gehaltene Klappdigipak mit einer mystisch anmutenden Wald- und Wiesenlandschaft in der Morgendämmerung (auf Vorder- und Rückseite ineinander übergehend), als geschmackvolles Cover angenehm ins Auge. Es beinhaltet ein 16-seitiges, überwiegendes Schwarz-/weiß-Einsteck-Booklet mit allen Texten zu den Songs sowie Bildern der Beteiligten aus dem Studio in Eindhoven. Produziert hat die Band das Album zusammen mit Gabriel Peeters.

Vermeulen und Sanders haben das Songwriting auf eine neue Ebene gebracht. Während „Around The Bend“ durchgängig von geradlinigen, locker ins Ohr fließenden Tracks ohne allzu große Schnörkel geprägt war, sind die neuen Stücke, wesentlich variantenreicher, verschachtelter, atmosphärischer und viel intensiver ‚konstruiert‘.

Hauptsächlich verantwortlich hierfür ist das ungemein Slide-trächtige E-Gitarrenspiel von Sanders, das den Liedern eine Art neuen Stempel aufsetzt. Vermeulens gewohnt starker (erfrischend ’nicht-europäisch‘-klingender) Gesang, erweckt zwar nach wie vor, wie zum Beispiel u. a. beim Opener „The Last Time“ oder bei „A Good Thing Is Comin'“, Assoziationen zu Charlie Starr von Blackberry Smoke und deren Musikstil, das Portfolio des insgesamt elf Tracks umfassenden Werks umschließt aber eine deutlich umfangreichere Bandbreite.

Ordentlich gerockt wird bei Krachern wie „One More High To Survive The Low“ (Skynyrd-3Steps-Note), dem polternden „Born For Runnin‘ Without You“ oder dem flammenden „The House Is On Fire“, pettyeske Mitbringsel/Eingebungen aus der Coverphase entdeckt man bei den eingängigen und Akustikgitarren-untermalten „She’s Gone Like The Wind“ und „I’m Still Waving Goodbye“.

Letztendlich sind es aber Sachen wie das wild-entschlossene Titelstück „It’s About Time“, das Allman Brothers-umwehte „Wild And Blue“ (schon jetzt mit 50.000 Aufrufen ein absoluter Streaming-Erfolg), der schroffe, delta-bluesige „Mill Blues“ und das finale, psychedelische „The Victim“ (klingt wie eine Session aus Allman Brothers, Led Zeppelin und Bad Company in den Siebzigern mit einem mitreißend wütenden Vermeulen-Gesang), die das Quartett aus Brabant auf ein neues Qualitätslevel gehievt haben. Regelrecht packender Stoff!

Wer sich mit dieser starken Southern Rock Band noch nicht beschäftigt hat, für den wird es höchste Zeit, dies mit „It’s About Time“ und den beiden anderen Longplayern der Niederländer endlich nachzuholen! Voltage bilden mit den spanischen Red Beard eindeutig die Speerspitze des europäischen Southern Rocks und brauchen auch den Vergleich mit US-Größen der Sparte wahrlich nicht zu scheuen. Absolute Kaufempfehlung!

Line-up:
Dave Vermeulen (lead vocals, guitars)
Kai Liebrand (bass, vocals)
Bart Candel (drums, percussion)
Ruard Sanders (guitars)

Eigenproduktion (2020)
Stil: Southern Rock

01. The Last Time
02. One More High To Survive The Low
03. A Good Thing Is Comin‘
04. It’s About Time
05. Wild And Blue
06. The Mill Blues
07. Born For Runnin‘ Without You
08. She’s Gone Like The Wind
09. I’m Still Waving Goodbye
10. The House Is On Fire
11. The Victim

Voltage
Voltage bei Facebook

Voltage, 29.04.2018, De Bosuil, Weert – Konzertbericht

Voltage_Haupt

Auf keine Band war ich in diesem Jahr gespannter als die niederländischen Southern Rocker Voltage, die 2017 mit „Around The Bend“, für meinen Geschmack, eines der CD-Highlights herausgebracht hatten. Jetzt hatten Gernot und ich die Gelegenheit, das Quartett im für uns bis dato unbekannten De Bosuil in Weert zu begutachten.

Der uns weitestgehend über Landstraßen durch die niederrheinischen Wald- und Wiesen-Landschaften, bäuerlichen Gehöften und an holländischen Kanälen vorbeiführende Weg, brachte uns dann, dank einer kleinen Ehrenrunde, in eines dieser typischen mittelgroßen niederländischen Städte, samt gelungener Mischung aus alter Bausubstanz und modernen Neubauten, bis wir den, an einem großen Sportanlagen-Areal gelegenen Auftrittsort gefunden hatten.

Wie immer bei unseren Nachbarn, war alles bestens organisiert, freundliches und hilfsbereites Personal zugegen, sowie eine, mittels ein- und ausbaubarer Schiebewände, in der Größe variabel gestaltbare, im stylischen Fabrikhallen-Ambiente, gehaltene Konzert-Location. Auch der Beginn mit 16:00 Uhr nachmittags war arbeitnehmer-freundlich gewählt.

Als Vorband präsentierten die drei jungen Burschen David Henry (lead vocals, electric guitar), Dustin Boerrigter (drums) und Stijn Hazewinkel (bass, vocals), alias Grim Tim, einen ziemlich wüsten und laut gespielten Mix aus psychedelisch, fusion-, retro- und blues rock-lastigen Ingredienzien, mich zum Teil an Bands wie Led Zeppelin oder Iron Butterfly erinnernd.

Um 17:30 Uhr betraten dann zu einem „Midnight Rider“-Einspieler Bandleader Dave Vermeulen (mit markantem Hut und buschigem Bart), und seine ebenfalls Vollbart-tragenden Mitstreiter, Bart Candel (wen wundert’s bei dem Vornamen?), Gijs Heijnen und Kai Liebrand die, mit einem großen Banner ihres aktuellen CD-Front-Coverbildes „Around The Bend“ behangene Bühne und gaben mit den zünftigen „Heart Of Stone“ und „Up From The Downside“ von besagtem Tonträger, direkt ordentlich Gas.

Vermeulens Affinität zu den legendären Status Quo wurde mit der Eigenkreation „The Weather“ und später mit dem SQ-Klassiker „Roll Over Lay Down“ gehuldigt. Seine frappierende Stimm-Ähnlichkeit zu Charlie Starr von Blackberry Smoke und auch der Spielstil des Quartetts lässt natürlich unweigerlich Assoziationen zum sich mittlerweile im Southern Rock als Marktführer emporgearbeiteten Ensemble aus Atlanta, Georgia.

Bestes Beispiel das folgende Duo samt „Pistol Pete“ und dem BS-Cover „Six Ways To Sunday“ (von „The Wipphoorwill“). Überhaupt versteht es die Band prächtig, in altgedientes Southern Rock-Flair, neue Kreationen einfließen zu lassen. Bei „Up The Road“ (Dave mittlerweile mit einer Akustik-Gitarre) und dem atmosphärischen „Motherfucker Jones“ trat der Spirit der Allman Brothers und der Marshall Tucker Band unverkennbar zu Tage.

Der ebenfalls spielstarke Zweitgitarrist Gijs Heijnen beeindruckte auf „Good Times“ mit einem schönen Solo auf seiner Gibson Les Paul, als auch mit starkem Slide beim äußerst gelungenen Petty-Cover „Learning To Fly“. „Dirty Harry’s Juke Joint“ hatte durch Heijnens Spiel auf einer Koffer-/Schachtel-artig anmutenden, umfunktionierten E-Gitarre und einem Harp-Solo des vielseitigen Dave Vermeulen, ein Alleinstellungsmerkmal.

Nach Freddie Kings Blues-Stampfer „Going Down“, dem bereits erwähnten „Roll Over Lay Down“, wurde es mit „Blue Highway“ (Dave nochmals an der Akustikgitarre) und „For Better Ways“ nochmals atmosphärisch, um dann mit den fulminanten „Rooster“ (inkl. Vorstellung der Band, samt Soli der Beteiligten) und dem fetzigen „Matchbox“ den Hauptteil abzuschließen.

Der üppige Zugabenteil bestehend u. a. aus dem herrlichen „Joelle“ (inkl. toller Southern Rock-typischer Instrumental-Passage samt Twins), der Rock And Roll-Nummer „Bye Bye Baby“ und dem zwischen ZZ Top und Status Quo pendelnden Stampf-Rocker „Travelling Man“, dem Titelstück ihres Debüts, begeisterte die gut 120 anwesenden Zuschauer restlos.

Nach dem spannungsreichen Konzert gaben sich die Voltage-Jungs am Merchandising-Stand sympathisch, gesprächsfreudig und waren auch noch für das gewohnte Bild mit unserem Logo für die VIP-Galerie zu haben.

Nach dieser starken Leistung sprechen wir guten Gewissens eine eindringliche Empfehlung an unsere gängigen Clubbesitzer aus, die energiegeladene Band aus der Region Brabant, die sich wahrlich nicht hinter Acts wie Robert Jon & The Wreck, Hogjaw, The Vegabonds & Co. zu verstecken braucht, mit einer guten Werbung im Vorfeld, auch mal in hiesigen deutschen Gefilden anzutesten. Macht ihr ganz sicher nix verkehrt!

Von den Niederländern, da bin ich mir relativ sicher, wird in Zukunft noch einiges ein Kreativität zu erwarten sein. Solche erfrischenden Acts tun dem Genre richtig gut. Danke an das freundliche De Bosuil-Team und auch an Voltage-Managerin Linda Groenen für die perfekte Organisation bezüglich unserer Akkreditierung.

Line-up:
Dave Vermeulen (lead vocals, electric and acoustic guitar, percussion, harp)
Kai Liebrand (bass, vocals)
Bart Candel (drums)
Gijs Heijnen (electric guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Voltage
Voltage bei Facebook
Grim Tim
Grim Tim bei Facebook
Musiekcentrum De Bosuil Weert

Voltage – Around The Bend – CD-Review

Voltage_300

Dass ich einen Faible für unsere niederländischen Nachbarn besitze, habe ich ja hier schon öfter deklariert. Seit unser Labi Django vor knapp 14 Jahren das Licht der Welt erblickt hat, machen wir im Süden des Landes regelmäßig Urlaub, genießen die herrliche Luft, das Meer, die gepflegte Infrastruktur und verbringen quasi wirklich relaxte, erholsame, ‚proletenfreie‘ Tage (gut, es war immer außerhalb der Ferienzeit…).

Dazu besaßen sie mit Willi Lippens (Rot-Weiss Essen) den wohl besten Fußballer aller Zeiten auf diesem Planeten, aber auch in Sachen Musik, bzw. Konzertkultur liegen sie mittlerweile ganz gut im Rennen. Die Passion der Holländer für  Blues/ Blues Rock ist mittlerweile fast so genau so bekannt, wie ihr Enthusiasmus für Wohnwagen und die Farbe Orange. Aber Southern Rock von dort???

Selbst ein gestandener Experte in diesem Genre wie meine Wenigkeit, war echt von den Socken, als ich das Zweitwerk „Around The Bend“ der Band Voltage, aus Brabant stammend, in den Player legte. Aufgrund des Namens hatte ich irgendetwas Hard Rock-mäßiges in Richtung AC/DC erwartet (kleine Reminiszenzen tauchen auch sporadisch in den E-Gitarren-Hooks auf), musste mich aber spätestens mit dem Molly Hatchet-trächtigen Opener „Pistol Pete“ eines Besseren belehren lassen, zumal die verblüffende Ähnlichkeit von Bandleader Dave Vermeulen mit der Stimme  von Charlie Starr, unweigerlich starke Bezüge zu Blackberry Smoke suggeriert.

Im weiteren Verlauf präsentieren die Herren Vermeulen, Gijs Heijnen, Bob Donkers und Bart Candel ein unterhaltsames, schroffes Southern Rock-Konglomerat, mit allen bewährten instrumentellen Zutaten der  Sparte, die man von Acts wie Skynyrd, Blackfoot, ZZ Top, Allman Brothers, Rambler und den beiden bereits genannten Molly Hatchet und Blackberry Smoke gewohnt ist. Die Stones, AC/DC oder Status Quo werden ab und zu auch einbezogen.

Allesamt Eigenkreationen, die sich natürlich zum Teil an Songs dieser Bands orientieren (z. B. „Up The Road“ an „Midnight Rider“ oder „Good Times“ an „Good One Coming On“). Sehr schön knackig anzuhören, da man auch die raue, aber recht klare Produktion als gelungen bezeichnen kann. Die Zusammenstellung der Songs ist dank wechselnder Tempi und vieler atmosphärischer Schwenker ebenfalls als kurzweilig zu belobigen.

Clever: Mit „Dirty Harry’s Juke Joint“ ist dazu ein klassischer Blues Rocker (mit Harp-Einlagen) präsent, um evtl. auch einen Großteil der einheimischen Hörer mitzunehmen. Und am Ende gibt es mit „Joelle“ noch einen melodischen Track (im Erzählstil von Vermeulen gesungen), samt Southern-typischen Instrumental-Finale, mit Hymnencharakter als Highight. Somit alles richtig gemacht!

„Around The Bend“ von Voltage ist absolut kein musikalischer Käse, sondern kann, im Gegenteil, unbedenklich jedem Southern Rock-Liebhaber ans Herz gelegt werden. Auch wenn diese Eigenproduktion bereits im September herausgekommen ist, war sie für mich persönlich zum Ende des Jahres noch mal eine faustdicke Überraschung. Godverdomme, echt klasse diese Südstaaten-Holländer!

Eigenproduktion (2017)
Stil: Southern Rock

01. Pistol Pete
02. Heart Of Stone
03. Up The Road
04. Good Times
05. Up from the Downside
06. For Better Ways
07. Bye Bye Baby
08. Dirty Harry’s Juke Joint
09. Blue Highway
10. Matchbox
11. Joelle

Voltage
Voltage bei Facebook