King King – 11.09.2015, Yard Club, Köln – Konzertbericht

Manch einer unserer Leser mag sich fragen, was eine britische Blues Rock-Formation in einem Magazin zu suchen hat, das mit seinem Namen eine Affinität zu Südstaaten Rock-Musik aus den Staaten proklamiert. Sicherlich berechtigt solcher Gedanke, aber ich bin durchaus der Meinung, dass Alan Nimmo aufgrund seines hervorragenden und variablen E-Gitarrenspiels (auch auf der Southern-typischen Gibson Les Paul) durchaus in unseren Kreisen von vielen Sympathisanten wohlwollend akzeptiert werden wird. Außerdem begibt er sich, besonders, wenn er mit seinem Bruder Stevie als die Nimmo Brothers firmiert, mit so mancher Cover-Nummer (u.a. furiose Version von „One Way Out“) gerne auch mal in diese Gefilde. Alan ist also zweifelsfrei einer von ‚Uns‘.

Der Auftritt von King King im Yard Club trug dann auch zu einem rundum gelungenen Abend bei. Endlich mal kein Stau auf der Fahrt von Essen in die Domstadt, der aufmerksame Parkplatzwächter sorgte mit scharfem Augenmaß dafür, dass auf dem kleinen Parkplatz ein Optimum an Ausnutzung erreicht werden konnte (er hatte vermutlich Lineal und Wasserwaage zu Hause liegen lassen…). Unproblematischer Einlass (danke an Dani von Goodtime Booking und Marcus vom Club) und mit kleiner Verspätung läutete Alan Nimmo (Lead vocals, guitar) und seine Mitstreiter Lindsay Coulson (bass), Wayne Proctor (Drums, vocals) und Bob Fridzema (Keys, vocals) einen schweißtreibenden, aber vor allem hervorragenden Gig ein.

Nach der starken Eröffnung mit „Lose Control“ vom Debüt wurde natürlich das neue brandaktuelle Album „Reaching For The Light“ mit Nummern wie u. a. dem groovigen “Waking Up“, meinem Lieblingslied “You Stopped The Rain“ (mit saustarken E-Soli), dem in Bad Co.-Style rockenden “Hurricane“ oder dem Whitesnake-angelehnten “Stranger To Love“ ausgiebig beackert. Grandios auch Stücke wie “More Than I Can Take“ oder das herrlich shufflige “Let Love In“ (klasse der cool pumpende Bass vom im Gentleman-Manier zupfenden Lindsey Coulson, dazu gab es ein stimmungsvolles Bridge, bei dem das Publikum Mitsinggelegenheit erhielt).

Was wären King King ohne ihre unter die Haut gehenden Balladen? Auf “Long History Of Love“, sowie dem Frankie Miller-Cover “Jealousy“ geizte der Schotte (Nimmo stammt ja aus Glasgow) weder mit einfühlsamen Soli noch ließ er es sich nehmen, sein gewaltiges Stimmpotential (für mich einer der besten Blues Sänger der heutigen Zeit – auch wenn in diesem Genre m. A. n. schon immer eine chronische Vokalschwäche herrschte…) zur Freude aller Besucher (der Club war ziemlich gut gefüllt) zu präsentieren. Auch Bob Fridzema nutze die Gelegenheit immer wieder, seine schon antik anmutende Hammond-Orgel gurgeln zu lassen.

Alles mündete dann mit der letzten Zugabe in das Paradestück des Vierers, “Old Love“, bekannter Maßen aus der Feder von Eric Clapton. Der traditionell im Kilt performende Nimmo holte noch mal alles aus seiner Kehle und der geschulterten Stratocaster heraus, ergreifend natürlich die leise, ’stromlose‘ Passage im langen Solo-Teil, bei der man im Auditorium eine Stecknadel hätte fallen hören. Schön, dass hier das fachkundige Publikum (überraschender Weise auch viele sehr junge Mädels und Burschen dabei) fast ehrfürchtig und respektvoll lauschte, statt ,wie so oft üblich, sich zu (Rein-) Quatschereien hinreißen ließ. Der krönende Höhepunkt zum Abschluss des knapp zweistündigen King King-Auftritts, der allseits zufriedene Gesichter zurück ließ.

King King alias Alan Nimmo & Co. sollte auf jeder Agenda (Präferenzen hin oder her) eines Rockmusik-begeisterten Konzertbesuchers stehen. Hier bekommt man für überschaubares Geld ehrliche, sympathische und hochqualitative Blues Rock-Kost geboten. Schade und typisch , dass bis jetzt dieser Sparte zugeneigte Locations wie der ABC-Keller oder der Schwarze Adler in meiner Gegend dieses famose Quartett bisher noch nicht auf ihrem Schirm hatten. In Köln auf jeden Fall ein grandioser Abend!

Line-up:
Alan Nimmo (Lead vocals, electric guitar)
Lindsay Coulson (Bass)
Wayne Proctor (Drums, backing vocals)
Bob Fridzema (Keys, backing vocals)

King King
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Yard Club Köln
Goodtime Booking

Grainne Duffy – 27.10.2015, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Normalerweise hat mich die Stadt Leverkusen in meinem bisherigen Leben nur zu Spielen meiner geliebten Versagertruppe Rot-Weiss Essen gegen die heimische Werkself (wohlbemerkt natürlich nur gegen deren Amateurvertretung…) begrüßen dürfen. Obwohl ich ja fast Zeit meines Lebens auch im Rheinland wohne, fühlte ich mich eigentlich, nicht nur wegen meiner genetisch bedingten Fußballabnormität, doch eher zum Ruhrgebiet hingezogen. Nun fuhr ich an diesem herbstlichen Dienstagabend zum ersten Mal in musikalischer Angelegenheit in das aus vier Ortschaften zusammengewürfelte Pillendorf und mischte mich in der urigen und geschichtsumwobenen Kneipe topos zum Grainne Duffy-Gig unter die gleichgesinnten, überwiegenden rheinischen Frohnaturen.

Das topos ist ein ganz kleiner Raum, muss man fast schon sagen, bei dem der Thekenbereich auch noch fast die Hälfte der Örtlichkeit einnimmt. Wenn hier 80 Leute drin sind, kommt man sich vermutlich wie in einem indischen Überlandbus vor. An diesem Abend waren dann, inklusive mir, so ca. 30 Leute zugegen. Die sollten ihr Kommen auch nicht bereuen, denn sie erlebten einen tollen stimmungsvollen Gig, mit einer irischen Band, die sich voller Spielfreude und in Bestform präsentierte. Bandleaderin Grainne Duffy (lead vocals, guitars) und ihre Jungs (Paul Sherry – guitars, vocals; Eamon Ferris – drums; Paul McCabe – bass) spielten den Blues Rock ganz nach meiner Façon: Überwiegend modern und melodisch rockig, dazu immer mal wieder mit einem dezent unterschwelligen Country- und Southern Rock-Touch. Dazu kommt die tolle Stimme der hübschen Frontdame, ein Umstand, den ich bei den meisten Vertretern der Zunft oft vermisse.

Die zeigte sich vokal extrem variabel in Sphären von einer Sheryl Crow bis hin zu einer Röhre Marke Sass Jordan. Klasse! Was mir besonders gefiel, war das ebenfalls breit gefächerte Zusammenspiel sowie das Kombinieren von Paul Sherrys Stratocaster und Grainnes Gibson Les Paul. Dazu wechselten beide manchmal je nach Bedarf zur Akustikgitarre. Die Band präsentierte neben ein paar anderen Sachen natürlich so einige Stücke vom aktuellen „Live“-Album, hängen blieben vor allem die beiden fulminanten ‚Slow Bluese‘ „Good Love Had To Die“ und ihr unter die Haut gehendes Paradelied, das Etta James-Cover „I’d Rather Go Blind“, sowie das herrlich rhythmisch shuffelnde „Mountain To Climb“ (mein Favorit des Abends). Als Country- und Southern Rock- Fan kamen mir natürlich Tracks wie „Test Of Time“ und das fantastische „Time Is Not Enough“ bestens entgegen, gerade beim letztgenannten Lied kam man sich vor wie zur einstigen Rossington Collins Band-Zeit.

Angenehm auch das mit einem Reggae-Teint versehene „Sweet Sweet Baby“, knochentrocken dahin gerockt gegen Ende des zweiten Sets „Bad To Worse“. Der zierliche und schon doch ein wenig betagt wirkende topos-Besitzer Wolfgang Orth (eine echte Legende und Institution im Ort, wie ich aus Zeitungsberichten an der Außenwand-Vitrine des Gebäudes vernehmen konnte), war nach dem Ende des Hauptteils von Grainnes Performance so angetan, dass er sich bei Grainne mit einer Schar von Handküssen bedankte und auf die Bühne trat, um die Zuschauer zu noch stärkeren Zugabe-Rufen zu animieren. Fast völlig außer Kontrolle geraten, offenbarte er seine anhaltende Gänsehaut und geriet dabei so ins Schwärmen, dass sein Atem immer schwerer wurde. Man muss da fast von Glück sprechen, dass da gerade keine Viagra in unmittelbarer Griffbereitschaft lagen, aber seine geliebte Frau Ingrid war ja letztendlich auch noch zugegen… So blieb es dann doch nur bei einem liebevollen Zitieren der Protagonistin auf die Bühne.

Der ausgiebige Zugabenteil bestand dann u. a. aus einer interessanten Interpretation von Bob Dylans „I Shall Be Released“ und einer brandneuen rockigen Nummer namens „Black And White“. Nach über zwei Stunden Spielzeit ging ein begeisternder Gig zu Ende (übrigens auch bei toll und genau richtig abgemischten Sound), bei dem nur restlos zufriedene Zuschauer zurückblieben, die es sich danach natürlich nicht nehmen ließen, sich mit den mitgebrachten Merchandise-Artikeln einzudecken und diese von Grainne signieren zu lassen. Ich hatte dann noch die Gelegenheit, bei einem Bierchen an der Theke, ein paar Worte mit Paul Sherry zu wechseln.

Fazit: Das Grainne Duffy-Konzert an diesem Abend in Wohnzimmeratmosphäre zählt neben dem King King-Auftritt im Yard Club eindeutig zu meinen persönlichen Highlights des Jahres 2015. Diese sympathische Dame und ihre tolle Band werde ich sicherlich nicht zum letzten Mal live gesehen haben!

Grainne Duffy
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Topos Leverkusen

The Freeway Revival – 12.12.2015, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Manchmal hat man halt so seine Eingebungen. Eigentlich hatte ich nur mal auf der Homepage der Kulturrampe geschaut, was so läuft und wurde auf die mir bis dato unbekannte Band The Freeway Revival aus North Carolina aufmerksam. Als ‚Cool Organic Hippie Rock‘ mit Bezügen zum Southern Rock wurde ihr Stil beschrieben, also live zumindest für mich durchaus interessant. Ich hörte dann mal kurz in Soundfiles ihrer beiden bisher veröffentlichten CDs „Songs From Home“ und „Over The Mountain“ hinein und war mir immer noch unsicher, da mir die Stimme ihres Sängers Adam Clayton doch etwas zu dünn ausfiel. Der Umstand meiner positiven Entscheidung ihres Besuchs wurde jedoch durch mein neues Auto beeinflusst, das mich so ein wenig in die musikalische Neuzeit hineinkatapultiert hat.  The Freeway Revival – 12.12.2015, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht weiterlesen

38 Special – Rockin‘ Into The Night – CD-Review

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Mir ist persönlich schleierhaft, warum ich dieses Meisterwerk der Band bis heute nur als LP und CDR, und vor allem seit langem ungehört in meiner Sammlung stehen habe. Denn „Rockin‘ Into The Night“ ist seit je her mein absolutes Lieblingsalbum von 38 Special. Das Problem ist, dass man als Rezensent für ein Online-Mag und einen Mailorder kaum noch Zeit hat, sich den alten Schätzen zu widmen. Selbst der aktuell gerade rezensierte Silberling ist dann schon meist wieder auf unbestimmte Zeit Schnee von gestern. Ganz zu schweigen vom Material, dass man sich zu Zeiten anschaffte, als das Internet noch so weit weg war, wie heute mein potentieller Zweitwohnsitz in Marbella.

Um so schöner, dass Bärchen Records die dritte Scheibe der Mannen Donnie Van Zant, Don Barnes & Co. jetzt als digital gemasterte Version zum Spottpreis von 8,90 Euro wieder ins Programm genommen hat. Es war das Jahr 1979, der Schock des Skynyrd-Flugzeugabsturzes saß immer noch tief. Mit Freude nahm man zur Kenntnis, dass der wieder genesene Billy Powell bei den Gastmusikern auftauchte, und bei vier Stücken in unnachahmlicher Manier am Piano mitklimperte. Auch Dale Krantz, die heutige Ehefrau von Brummbär Gary Rossington, reichte mit grandiosem Background-Gesang ihre Bewerbung für die Skynyrd-Nachfolge-Truppe, Rossington Collins Band, ein, und übernahm dann prompt zur Überraschung der Southern-Gemeinde als Weiblein die Lead Vocals.

„Rockin‘ Into The Night“ war für 38 Special der Beginn eines Umbruchs. Waren die beiden Erstwerke noch Southern-Rock dem eigentlichen Sinne nach, begann man hier frühzeitig im Vorfeld dem musikalischen Anforderungsprofil der sich anbahnenden 80er-Jahre Genüge zu leisten, allerdings noch in einem für Genre-Freaks absolut akzeptablen Maße. Survivor-Keyboarder Jim Peterik, so was wie einer der Pioniere des 80er-Mainstream-Rocks, steuerte den rockig dahinstampfenden Titeltrack mit kreischigem Barnes-Gesang bei, und auch „Stone Cold Believer“ (grandioses Zusammenspiel von E-Gitarren und E-Piano von Terry Emery) und „The Love That I’ve Lost“ (mein absoluter Favorit der von Don Barnes verfassten Stücke) deuteten bereits an, in welche Richtung der Hase zukünftig laufen würde.

„Take Me Through The Night“ und „You Got The Deal“ hielten noch der Linie der beiden Erstalben ihre Treue, das keltisch inspirierte Instrumental „Robin Hood“ (Tolles E-und Akustikgitarrenspiel) überraschte dagegen mit seiner unkonventionellen Art. Kommen wir zu den absoluten Highlights: „Money Honey“, ein launiger Honkytonk-Southern-Rocker mit herrlichem Piano-Geklimper und dem unwiderstehlichen Dazwischengebölke von Dale Krantz (grandios ihr „What’s Wrong With You“-Keifer), mit dem sie Donnie Van Zant im Duett die Show stiehlt. Unerreicht bis heute, mein absoluter ‚Fav‘ „You’re The Captain“, ein atmosphärischer Anti-Drogen-Song, mit prägnantem E-Riff und starker Saitenarbeit vom Duo Jeff Carlisi und Don Barnes. Krantz und Powell sind ebenfalls wieder recht gut hörbar involviert, wie auch beim Rausschmeißer „Turn It On“ in bester Southern-Rock’n’Roll-Manier (herrliche E-/Slide-Gitarren, HT-Piano, Weltklasse der „Turn It On For Youuu“-Harmony-Abschluss mit der fetten Gitarrenpassage).

Das Ronnie Van Zant gewidmete (in großen Lettern im Innen-Folder abgedruckt), von Rodney Mills im legendären Studio One in Doraville, Georgia produzierte Album, war der Meilenstein der Band, dem dann noch die guten Werke „Wild-Eyed Southern Boys“ und „Special Forces“ folgen sollten. Danach verwurschtelte man sich mit einigen personellen Umbesetzungen zum Ärger der Southern-Rock-Fans im Synthie-dominierten 80er-Jahre-Mainstream-Rock-Geflecht. Es gab zwar immer wieder sporadisch kommerzielle Aufhorcher, aber bis zum letzten Lebenszeichen Drivetrain vor wenigen Jahren hat man eigentlich nie wieder die alte Klasse erreicht. Donnie Van Zant und Brüderchen Johnny flirten derweil lieber mit dem New-Country-Geschehen rund um Nashville und bringen bald ihre nächste gemeinsame CD dieser Art auf den Markt. Wer das heute immer noch sehr modern klingende „Rockin‘ Into The Night“ (toll auch das markante Coverbild) in digitaler Fassung noch nicht besitzt, muss jetzt einfach zugreifen!

A&M Records (1979, 2007)
Stil: Southern Rock

01. Rockin‘ Into The Night
02. Stone Cold Believer
03. Take Me Through The Night
04. Money Honey
05. The Love That I’ve Lost
06. You’re The Captain
07. Robin Hood
08. You Got The Deal
09. Turn It On

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Bärchen Records

Frank Foster – Rhythm And Whiskey – CD-Review

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Frank Foster ist der Inbegriff für die Bezeichnung „Southern Rock-Country“! Sein neues Werk „Rhythm And Whiskey“ knüpft nahtlos an den Vorgänger aus dem vergangenen Jahr, „Southern Soul„, an und demonstriert auf beeindruckende Weise, wie authentisch Foster die Kombination zwischen rockigem Country, Outlaw Country und klassischem Southern Rock musikalisch zelebriert und auslebt. Satte, saftige Gitarren und tolle Melodien überall.

Beeindruckend vor allem auch, mit welcher Schlagzahl der aus dem kleinen Nest Cyprus Bottom in Louisiana stammende, einstige Öl-Plattform-Arbeiter seine Werke herausbringt. Sein nunmehr viertes Album in vier Jahren – und der Typ, der auf den Covern gerne sein Anlitz ein wenig scheu oder cool (wie auch immer) hinter seinem Cowboyhut versteckt, wird von Werk zu Werk immer stärker. Wenn er hier zum Auftakt sein furios abgehendes „Flyin’ Down The Highway“ als Konglomerat aus Molly Hatchet-, ZZ Top– und Lynyrd Skynyrd-Ingredienzen förmlich losfliegen lässt, dann ist der Adrenalin-Spiegel des passionierten Southern Rock-Fans bereits nah am Limit. Was für ein Auftakt!

Foster legt mit dem shuffligen „Southern Man“ direkt nach und lässt die Cowboyboots in einen lässigen Mitwipp-Modus umwechseln, ohne das Southern-Feeling auch nur im geringsten herauszunehmen. Herrlicher Song! Auch „Cut Off Jeans“, getrieben von einer powernden Fußtrommel, groovt in allerbester Southern Rock-Manier. Toll auch das flockig gesungene „Outlaw Angel“, das immer wieder von coolen E-Guitar-Klängen, samt verspieltem Solo, begleitet wird. „Bayou Moon“ ist der Gute-Laune-Track des Albums und huldigt der Sachen, die man als „Southern Man“ in jungen Jahren in einer „wilden“ Nacht so gerne trieb. Wenn direkt beim Intro die Twin-Gitarren schnurren, kommen sofort wehmütige Erinnerungen an die Parties in den einstigen Hochzeiten des Genres auf. Auch das einegestreute Gesangs-Bridge „Shi-i-i-ne On – Bayou Moon“ singt man spätestens beim 2. Hördurchgang ohne es zu merken mit.

Mit dem „Lone Chief Intro“ läutet der Southern-Tausendsassa Foster (Kompositionen, Label, Vertrieb alles wieder in Eigenregie) mit kurzer Rede den Schwenk in den eher Outlaw Country dominierten Teil des Albums ein, denn er ist ja auch schon immer ein bekennender Verehrer, der Jennings-, Williams jr. & Co.-Fraktion. Hier gesellt sich jetzt bei vielen Songs die Steel-Gitarre von Kyle Everson zum Führungsspiel der beiden E-Gitarristen Topher Peterson und Rob O’Block (einziger neuer Musiker im Line-up) dazu. Herrlich das mit dezenten Neil Young-Reminiszenzen gespickte, Countryroots-artige, musikalisch förmlich von Foster dahingepredigte „The Gospel“. Fantastisch hier vor allem die E-Gitarren-Passsagen und das kurze Sprech-Intermezzo in Johnny Cash-/Waylon Jennings-Manier!

Auch bei „Hard Livin’“ macht das Zusammenspiel von Steel- und E-Gitarren (starke Solo-Kombi) irre viel Freude. „Good Ol’ Girl“, mit ein wenig „Knockin’ On Heavens Door“-Espirit und „I Cried“, erinnert ein wenig an „The Freebird Fell“ von Billy Ray Cyrus, kommen als schwermütige Southern-Balladen daher, bevor Frank mit dem Rausschmeißer „Livin’ The Dream“ noch einmal eine höchst-authentische Ode an sein bisheriges Musikerleben zum Besten gibt. Der Song beginnt wie ein eher laxes Hinkomponieren (Frank singt so ein wenig zu einer improvisiert scheinenden E-Gitarren-Begleitung), von Minute zu Minute gewinnt das Lied dann immer mehr Struktur und mit immer mehr einsetzenden Instrumenten wie Drums, Bass und Slide-Gitarren entwickelt sich alles zu einem emotional getränkten Southern-Rock-Midtempo-Stück von allerbester Güte. Ein bärenstarkes Ende eines durchgehend packenden Albums.

Fazit: Frank Foster ist mit unwiderstehlicher und kontinuierlich besser werdender Leistung nicht mehr von der zeitgenössischen countrylastigen Southern Rock-Agenda wegzudenken. Die Spuren von Lynyrd Skynyrd sind allgegenwärtig, manchmal klingt er gar wie eine Country-Ausgabe von Molly Hatchet, dann gibt’s Parallelen zu den jungen Southern Rockern von Blackberry Smoke, dann wieder zu Country Outlaws wie Waylon Jennings oder Hank Williams Jr. – das macht irre Spaß und ist einfach grandios! Ein Genre-Highlight des Jahres!

Malaco Records (2014)
Stil: Southern Rock

01. Flyin‘ Down The Highway
02. Southern Man
03. Cut Off Jeans
04. Outlaw Angel
05. Bayou Moon – 3:22
06. Lone Chief Intro
07. The Gospel
08. Hard Livin‘
09. Good Ol‘ Girl
10. I Cried
11. Livin‘ The Dream

Frank Foster
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Bärchen Records

Van Zant – My Kind Of Country – CD-Review

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Sehr starker Nachfolger der Van Zant-Brüder Donnie und Johnny! Nach ihrem überaus erfolgreichen und von Gold-Status belohntem Nashville-Debüt „Get Right With The Man“ aus dem Jahre 2005 legen die beiden Sänger von Lynyrd Skynyrd und 38 Special ihren bereits heiß erwarteten zweiten Longplayer in diesem Sektor nach. Nachdem es in kreativer Hinsicht bei ihrem Stammbands in den letzten Jahren ziemlich mau aussah, scheint sich ihr gemeinsames Country-Projekt immer mehr zum ersten Standbein für die beiden zu entwickeln.

Und sie fühlen sich in der Nische des southern-rockigen (New-) Country offenbar pudelwohl. Dies überträgt sich auch deutlich spürbar auf die Atmosphäre ihres neuen Werkes „My Kind Of Country“, denn das Teil ist, wenngleich noch einen Hauch mehr „country“ als der Vorgänger, tatsächlich noch einmal einen Tick frischer, reifer und besser geworden als der Vorgänger! Großes Komplimant dafür! Die einstigen, immer mal wieder auftauchenden gesundheitlichen Probleme bezüglich ihrer Stimmen scheinen wie weggeblasen und man freut sich, dass gerade der zuvor ein wenig zurückhaltender agierende Donnie diesmal nahezu ebenbürtig mitmischt.

Und so prescht dieser beim kräftigen Opener „Train“ direkt wie in alten, allerbesten 38 Special-Tagen voran. Ein toller Southern –Rocker, mit allem was das Herz begehrt: Kerniger Gesang, aggressiver Refrain, fette Slide-Riffs, Mundorgel, glühende E-Gitarren/-Soli, weibliche „Oohoohs“, dazu eine wenig aufdringliche Fiddle. Der Song stampft wie eine Dampflok, die sich unbarmherzig durch die unendlichen Weiten des Westens und des Südens vorankämpft. Ein toller Auftakt. Mit „These Colors Don’t Run“ folgt anschließend ein erster „echter“ Countrysong, ein wenig patriotisch eingefärbt, in der Tradition von Hank Williams jr. oder Montgomery Gentry.

„Goes Down Easy“ verbreitet danach gute Laune pur. Unterschwelliges, ganz dezentes Tex-Mex-Flair im Gesang, klasse Mundhamonika-Begleitung von Pat Buchanan (übrigens ist wieder fast die gleiche Musiker-Mannschaft wie beim Vorgänger an Bord) und der sich sofort in den Gehörgang bohrende Refrain laden zum munteren Mitsingen, „Mitkreischen“ und Mitgrölen ein. Das Lied stammt übrigens aus der Feder der angesagten Künstler und Songwriter Tom Hambridge, David Lee Murphy und Gary Nicholson.

Etwas ruhiger wird es dann bei „That Scares Me“, vielleicht so etwas wie das Pendant zu „Help Somebody“ aus dem vorigen Album. Eine Genre-typische Nummer, die Johnny Van Zant’s weich- kratziger Stimme geradezu auf den Leib geschrieben ist. Sehr entspannt, garniert mit dezenten Steel-, Orgel, und E-Gitarren-Fills, sowie einem feinen Slide-Solo. Ähnliches gilt für „The Hardest Thing“, durch das zudem noch ein gewisses Heartland-Flair weht. Der großartige Titelsong verbindet dann wieder besten Southern-Rock und New-Country mit treibenden Grooves zu einer explosiven Mischung!

„It’s Only Money“ erinnert mit seinen Honkytonk-Elementen (herrlicher Gesang von Donnie) stark an den uralten 38 Special-Track „Money Honey“. Kuhglocken, bestechende Piano/Orgel-Arbeit von Reese Wynans, weibliche „Backs“ und filigranes Stratocaster-Spiel lassen alte Southern-Glanzzeiten wieder aufleben. In bester Lynyrd Skynyrd-Tradition schallt dann das straight southern-rockige „We Can’t Do It Alone“ aus den Boxen: Fette E-Gitarren-Riffs, schöne Dual Guitar-Passage, starke weibliche Background-Gesänge! Lediglich das geschickt eingeflochtene Dobro stellt einen wunderbar „duftenden“ Bezug zum Country her. Gesang hier natürlich von Johnny Van Zant!

Bei „Friend“ kommt dann der bei uns einen sehr guten Ruf genießende Jeffrey Steele kompositorisch mit ins Spiel. Das Stück trägt seine offensichtliche Handschrift und weist ein wenig Reminiszenzen an dessen „Twenty Years Ago“ auf. Sehr eingängigen, fluffigen New-Country der Marke Alabama bekommt man bei „It’s All About You“ geboten. Der Song besticht durch seine schöne Melodie und sprühende Leichtigkeit.

Das Finalstück des Albums ist dann noch mal ein absolutes Highlight: „Headed South“ wurde geschrieben von den Van Zant-Brüdern und den Warren Brothers (letztgenannte haben ja in den vergangenen Jahren kompositorisch immer mal wieder sporadisch im Van Zant-Umfeld mitgewirkt, z. B. bei Skynyrds „Red, White & Blue“-Ballade). Der von Donnie gesungene Song präsentiert sich schwül bluesig und geht in Richtung von 38. Special’s einstmaligen „Homeless Guitar“. Herrliche Gitarren, starkes E-Piano und klasse Orgel dürften bei Southern-Freunden lang vermisste Glücksgefühle wiede raufleben lassen. Ein echter Southern-Knüller am Schlus, der das Leben „on the road“ zum Thema hat.

Den Van Zant-Brüdern ist mit „My Kind Of Country“ erneut ein Klasse-Album gelungen, das, wie gesagt, noch eine Spur homogener und ausgereifter wirkt als das vorige Material, und darüber hinaus vor allem von den starken, frischen Gesangleistungen des Brüderpaares, sowie den bravourösen Leistungen der exzellenten Musiker lebt. Produziert hat wieder Mark Wright, diesmal allerdings zusammen Justin Niebank. Wir ziehen den „Hi-Roller“ vor dieser Leistung und attestieren, dass uns die Southern-Variante des Van Zant’schen Country von einer solchen Qualität für immer willkommen sein wird. Weiter so, Jungs! „This kind of country rocks“!

Columbia Nashville, 2007
Stil: New Country / Southern Rock

01. Train
02. These Colours Don’t Run
03. Goes Down Easy
04. That Scares Me
05. My Kind Of Country
06. The Hardest Thing
07. It’s Only Money
08. We Can’t Do It Alone
09. Friend
10. It’s All About You
11. Headed South

Van Zant
Bärchen Records

Christian Kane – The House Rules – CD-Review

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Ein Allround-Talent! Was für ein superstarkes, kraftvolles, southern-fried New Country-Debüt des aus Dallas, Texas stammenden Schauspielers und Musikers. „‚The House Rules‘ explodes with energy“! Christian Kane hat mit seinen 37 Jahren bereits ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Nachdem seine viel umher gereisten Eltern in Norman, Oklahoma sesshaft wurden, studierte Christian an der dortigen Universität. Hier sammelte er auch mit seinem Cousin Brandon Hart erste musikalische Erfahrungen. Den Abschluss machte er jedoch nicht, denn es zog ihn vorher nach Los Angeles. Nach einem Job als Assistent einer Produktionsfirma folgten die ersten kleineren Film- und TV-Rollen.

Mittlerweile hat er sich zu einer überaus präsenten Größe in diesem Bereich gemausert. So wirkte er in diversen US-Serien wie „Angel“, „Into The West“ oder aktuell „Leverage“ mit. In letztgenannter wurde in einer Episode das auf diesem Album auch befindliche „Thinking Of You“ (schöne, entspannte, atmosphärische Ballade mit ein wenig Eagles-typischen Akustikgitarren) sogar gefeatured. Auch in Hollywood-Filmen wie „Just Married“ (mit Ashton Kutcher und Brittany Murphy) und „Secondhand Lions“ (mit Haley Joel Osment, Robert Duvall, Michael Caine und „The Closer“-Star Kyra Sedgwick) partizipierte der gebürtige Texaner mittlerweile.

Parallel dazu spielte aber immer auch die Musik eine bedeutende Rolle in seinem Leben. Mit Steve Carlson gründete er 1998 die Country-/Southern Rock- Band „Kane“, die zwei Alben veröffentlichte. Gleichzeitig etablierte er sich in der Countryszene bereits mit beachtlichem Erfolg unter den gefragten EMI-Songwritern (u.a. enthält Trace Adkins‘ letztes Album eine Nummer von Kane). Nun hat Christian Kane mit „The House Rules“ auch sein erstes Solo-Werk am Start. Es ist ein tolles, beeindruckendes Teil geworden. Rockender New Country mit viel Power, modern, aber durchaus mit traditionellen Wurzeln.

Der Bursche hat eine klasse Countrystimme mit einem feinen „Oklahoma-drawl“, ist aber genauso in der Lage auch wunderbare „southernrockin‘ Countrysongs“ zum Besten zu geben. Man merkt, dass hier jemand zu Gange ist, der auf einem fundierten musikalischen Background aufbauen kann. Christian hat immerhin acht der elf Tracks mitkomponiert, teilweise an der Seite prominenter Songschreiber wie Blair Daily oder Jerrod Niemann, aber auch mit seinem alten „Kane“-Kollegen Steve Carlson. Instrumentelle Unterstützung erhält er dabei von einer ganzen „Armada“ absoluter Nashville-Vorzeigemusiker (u.a. Chris McHugh, Shannon Forrest, Chad Cromwell, Kenny Greenberg, Mike Johnson, Tim Akers, Adam Shoenfeld, Mike Johnson, Troy Lancaster, Pat Buchanan, Ilya Toshinsky).

Produziert haben die sonst eher auch als Studiomusiker aktiven Jimmie Lee Sloas und der legendäre Bob Ezrin, die hier natürlich auch ihre Paradeinstrumente wie den Bass bzw. die Keyboards bedienen. Das Album beginnt mit dem saustarken, satt rockenden Titelstück „The House Rules“, bei dem sich sofort Kane’s Vorliebe zum feurigen Southern Rock offenbart wird. Eine furiose Blues-Harp zu Beginn, fette, typische E-Gitarren, ein stampfender Rhythmus, zündendes E-Gitarren-Solo, eingebaute „Crowd“-Gesänge – das geht ordentlich zur Sache.

Das folgende, wunderschöne, lockere „Something’s Gotta Give“ geht nach entspannten Beginn in einen klasse Powerrefrain über. Toll hier die variable, taditionell angehauchte Songstrukur mit den feinen Tempowechseln und den unterschiedlichen Instrumentalelementen wie Steel, Bariton-E-Gitarre, eine herrlich Southern-typisch quäkige Mundharmonika von Pat Buchanan, Akustikgitarren-Brücke, sowie klasse E-Gitarren-Soli. Stücke wie „Whiskey in Mind“, „Callin‘ All Country Women“ oder „Seven Days“ (aus dem „Kane“-Repertoire) bieten dann richtig fetten Countryrock. Da pfeifen die Steelgitarren, da heulen die Fiddles, da schnurren die Orgeln und brettern die E-Gitarren. Toller, energiegeladener Stoff zum Mitwippen und -stampfen. Stimmlich erinnert Kane hier teilweise an Ronnie Dunn.

Auch der eingängige, gut nach vorn gehende Gute-Laune-Knaller „American Made“ hätte durchaus seine Berechtigung im Brooks & Dunn-Programm. Ein Stück à la „Only In America“ des leider nicht mehr bestehenden, so mega-erfolgreichen Duos. Auch im Balladenbereich kann Kane mit relativ kitschfreien, wunderschön instrumentierten Songs, wie dem oben bereits angeführten „Thinking Of You“, „Let’s Take A Drive“ (mit klasse Twin-Gitarren) oder dem, aus der Feder von Whitney Duncan und Jonathan Singleton stammenden, sehr atmosphärischen „Making Circles“ (mit Mandoline, Fiddle und großartigen „Backs“ der in letzter Zeit ein wenig von der Bildfläche verschwundenen Röhre Bekka Bramlett) punkten. Und am Ende zaubert er mit dem Tracy Chapman-Hit „Fast Car“ noch eine richtig starke und auch überraschende Covernummer aus dem Köcher. Ein herrlicher Abschluss!

Christian Kane liefert mit seinem Debüt „The House Rules“ direkt eine Meister-Leistung ab und reiht sich lässig und cool, mit viel Niveau, Stil und auf absoluter Augenhöhe irgendwo in der Reihe zwischen solchen Leuten wie beispielsweise Trace Adkins, Brooks & Dunn, Jason Aldean, Chris Cagle, Big & Rich, Blake Shelton und Konsorten ein. Die New Country-Szene darf einen weiteren, hochklassigen „jungen“ Wilden in ihren Reihen begrüßen!

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Stil: New Country

01. The House Rules
02. Something’s Gotta Give
03. Thinking of You
04. Whiskey In Mind
05. Let’s Take a Drive
06. Callin‘ All Country Women
07. American Made
08. Let Me Go
09. Seven Days
10. Making Circles
11. Fast Car

Christian Kane
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Bärchen Records

Jason Aldean – Night Train – CD-Review

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Mittlerweile ist er der absolute Superstar unter den „jungen Wilden“ Nashvilles. Jason Aldean! Auch sein neues Album „Night Train“ belegt eindrucksvoll, warum das so ist. Jason Aldean trifft mit seinen Songs den Zahn der Zeit im New Country-Genre. Und das eigentlich schon von seinem ersten Album an. „Relentless“, seine zweite CD, wurde vor einigen Wochen noch als letztes Werk nachträglich mit Platin bedacht, was zuvor schon mit dem Debüt, „Wide Open“ und dem Vorgänger „My Kinda Party“ (sogar doppelt, zur Zeit auch noch immer unter den Top-10 der Billboard Country-Album-Charts) gelungen war.

Der Bursche und seine Musik sind einfach beliebt, was die ausverkaufte Stadiontour dieses Jahres zusätzlich untermauert. Mit „My Kinda Party“ war die Messlatte natürlich für „Night Train“ immens hoch gelegt. Aber auch hier gibt sich das Zugpferd des Broken Bow Records-Labels selbstbewusst und kämpferisch, man spürt über die gesamte Distanz des Silberlings das Bestreben, diesem hohen Niveau Stand zu halten. Und das ist auch wieder einmal prächtig gelungen. Im Prinzip hat man nahtlos an das Vorgängerwerk angeknüpft.

Erneut gibt es satte 15 Stücke zu genießen, produziert hat wieder mit schön transparentem Klang Langzeitweggefährte Michael Knox. Auch die Musiker mit u.a. Rich Redmond, Tully Kennedy, Kurt Allison, Adam Shoenveld, Danny Rader, Mike Johnson, Tony Harrell, Charlie Judge, Rob McNelly und einigen Backgroundsängern/-innen stellen die bewährte Mischung aus Tourband und Studiomusikern dar. Bei den Songwritern bilden wieder Neil Thrasher und Wendell Mobley das Hauptgerüst (8 Songs), weitere prominente Namen wie David Lee Murphy, Rhett Akins, Ben Hayslip, Hillary Lindsey, Tom Shapiro, etc. bilden die Qualitäts-Garantie für hochwertige Musikkost.

Einziger Unterschied. Jason war kompositorisch auf „Night Train“ überhaupt nicht beteiligt und hat sich diesmal (mit Bravour) ganz auf sein „Näschen“ bei der Songauswahl verlassen. So hat die erste, vorab gebrachte Single „Take A Little Ride“ (sehr southern-rockig, stark an den erfolgreichen Titeltrack des letzten Werkes „My Kinda Party“ angelehnt) schon wieder in rekordverdächtiger Geschwindigkeit Platz 1 der Country Singles-Charts belegt. Auch bei den restlichen Stücken hat man fast erneut die Qual der Wahl, alle sehr melodisch, sehr variabal gestaltet (mal flockiger New Country, mal Heartland-Zutaten, auch mal ein Hauch von Hip Hop, viel Southern Rock, dazu in allen Tempoarten). Besonders klasse das viel Atmosphäre versprühende „Wheels Rollin’“, das fast wie „Chris Cagle meets Lynyrd Skynyrd“ daherkommt und dazu noch im Refrain Bob Segers berühmtes „Turn The Page“ huldigt. Großartig!

Klasse natürlich auch, wenn er mit seinen ebenfalls sehr erfolgreichen Countrykumpels Luke Bryan und Eric Church „The Only Way I Know“ zum Besten gibt. Hier spürt man förmlich sofort den Spaß der Drei, den sie hatten, als sie sich im Wechselgesang die Mikros weiterreichten. „1994“ würdigt den Countrystar der 80er, Joe Diffie, ein Hip Hop-trächtiges, sehr launiges Countrystück in der Tradition von Big & Rich. Auf eine Zusammenarbeit mit einer weiblichen Künstlerin wie zuvor mit Kelly Clarkson wurde diesmal im übrigen verzichtet. Powerballaden gibt es jedoch mit „Talk“, „I Don’t Lonely Well“, „Walking Away“ oder „Water Tower“ zur Genüge. Richtig düster (auch vom Text) wird es bei „Black Tears“, ein Lied, das richtig unter die Haut geht. Es erinnert ein wenig an Garth Brooks „The Thunder Rolls“.

Weitestgehend ist das jedoch knackiger, kraftvoller New Country vom Allerfeinsten (auch flexible und etwas toleranter ausgerichtete Southern Rock-Fans könnten durchaus mal ein Ohr riskieren)! Und so wird „Take A Little Ride“ auch bei weitem nicht der letzte Hit aus diesem vorzüglichen Album gewesen sein. 15 tolle neue Songs von Jason Aldean! Der Mann ist top – in allen Belangen! Und sein „Night Train“ ganz sicher eine Reise wert…!

Broken Bow Records (2012)
Stil:  New Country

01. This Nothin‘ Town
02. When She Says Baby
03. Feel That Again
04. Wheels Rollin‘
05. Talk
06. The Only Way I Know
07. Take A Little Ride
08. I Don’t Do Lonely Well
09. Night Train
10. 1994
11. Staring At The Sun
12. Drink One For Me
13. Black Tears
14. Walking Away
15. Water Tower

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Jason Aldean – My Kinda Party – CD-Review

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Unter dem Motto „My Kinda Party“ lädt der aus Macon, Georgia stammende Jason Aldean auf seinem vierten Studioalbum zu seiner ganz persönlichen Party ein. Und auf der mit fünfzehn Songs gespickten Scheibe lässt es der erfolgreiche New Country-Musiker dann auch ordentlich krachen. Grund zu feiern hatte Jason schon bei seinen früheren Alben, die allesamt äußerst erfolgreich waren.

Aber gerade der Vorgänger „Wide Open“, der Platz 2 in den Billboard Album-Charts belegte und gleich drei Nr. 1- („She’s Country“, „Big Green Tractor“, „The Truth“) und einen Nr. 2-Hit („Crazy Town“) generierte, war der absolute Meilenstein in seiner bisherigen Karriere, an den es jetzt anzuknüpfen galt. Gleich vorweg. Das ist bravourös gelungen! Dazu hat das seit den Anfangstagen bewährte Team „Broken Bow Records“ mit Michael Knox als Produzenten und Jason, sowie sein etatmäßiger Musikerstamm (Rich Redmond, Tully Kennedy, Kurt Allison aus seiner Live-Band sowie u.a. Adam Shoenfeld, Michael Johnson und Tony Harrell als ergänzende Instrumentalisten) wieder große Arbeit geleistet.

Diesmal wurde gerade bei der sehr gelungenen Songauswahl richtig „geklotzt“. Für die stattliche Anzahl der Tracks wurde wirklich alles an Rang und Namen bemüht, was sich in der Nashville-Songwriter-Szene bewährt hat (u.a. Neil Thrasher, Wendell Mobley, David Lee Murphy, Kim Tribble, Michael Dulaney, Brett James, Leslie Thatcher, Tony Martin, Jason Sellers, Bill Luther und mit Brantley Gilbert und Josh Thompson zwei seiner ebenfalls „jungen wilden“ Musiker-Kollegen). Gerade  Brantley Gilbert, der vor einiger Zeit ebenfalls ein tolles Album abgeliefert hat, zeigt sich für zwei der ganz auffälligen Stücke verantwortlich, sofern man dies bei einem solch durchgehend guten Werk ohne jeden Hänger überhaupt anführen kann.

Zum einen bei „Dirt Road Anthem“, einem Song, bei dem sich Hip Hop-mäßige Sprechpassagen in den Strophen mit einem sehr melodisch gesungenem Refrain abwechseln. Während Gilbert auf seiner CD das Lied in Gemeinschaft mit Co-Autor Colt Ford präsentierte, werden hier beide Parts von Jason alleine mit Bravour erledigt. Zum anderen der muskelstrotzende Titelsong, der, ähnlich wie sein „Kick It In The Sticks“ (aber etwas fröhlicher), mit einer Portion Redneck-Flair und grandiosen Southern Rock-kompatiblen E-Gitarren wieder schweres Geschütz auffährt. Genau das richtige, um eine feucht-fröhliche Party mit heißen Mädels auf Touren zu bringen. Ein Klassesong!

Auch wenn Jason kein Stück mitkomponiert hat, wird in vielen Liedern („Tattoos On This Town“, „Fly Over States“, „Country Boy’s World“) das Kleinstadt- bzw. Landleben thematisiert, ein Milieu aus dem Aldean entstammt (nach der Trennung seiner Eltern lebte er viele Jahre bei seinem Onkel auf einer kleinen Farm außerhalb von Macon), was dem Ganzen viel Authentizität verleiht (natürlich mit den Country-typischen Instrumenten wie Steelgitarre untermauert). Sicher ist auch das mit ein Grund für seine große Beliebtheit.

Richtig stark ist auch „Texas Was You“, bei dem Jason der dort beheimaten Red Dirt-Fraktion einen netten Gruß aus Nashville herüberschickt. Und sollte Hollywood noch für einen seiner nächsten Blockbuster einen „Schmachtfetzen“ als Titelsong benötigen, kann man sich bei „Don’t You Wanna Stay“, einem Duett von Jason mit Popsternchen Kelly Clarkson (tolle Gesangsperformance von ihr), in die Bewerbung einhören. Am Ende gibt es mit „Days Like These“ noch eine dicke Überraschung. So nach Art „New Country meets The Who“ (Tony Harrell mit dieser typischen, von John Bundrick gespielten Orgel) wird hier ein flockiger Song mit Retroflair, kräftigem Refrain und satten E-Gitarren (da würde Pete Towsnend blass werden) zelebriert. Ein ganz starker Abschluss.

Ohne zu übertreiben. Mit diesen 15 Songs von „My Kinda Party“ könnte man problemlos ein Jason Aldean-Live-Konzert bestücken, ohne dass jemand die Hits seiner Voralben großartig vermissen würde. Hier reiht sich wie auf einer Perlenkette ein tolles Stück an das nächste. Gratutlation von uns für diese Leistung an ihn und sein Team! „A really great kinda party“!

Broken Bow Records (2010)
Stil: New Country

01. Tattoos On This Town
02. Dirt Road Anthem
03. Church Pew or Bar Stool
04. Just Passing Through
05. Fly Over States
06. My Kinda Party
07. I Ain’t Ready To Quit
08. It Ain’t Easy
09. Country Boy’s World
10. The Heartache That Don’t Stop Hurting
11. Texas Was You
12. Don’t You Wanna Stay
13. See You When I See You
14. If She Could See Me Now
15. Days Like These

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