Sass Jordan – Support: Chris Caddell And The Wreckage – 15.09.2017, Arnheim, Luxor Live – Konzertbericht

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Ein Gig, auf den ich mich dieses Jahr schon seit längerem gefreut habe, war der von Sass Jordan, die anlässlich des 25-jährigen Jubileums ihres Paradealbums „Racine“  (jetzt zeitgleich neu eingespielt, wieder aufgelegt als „Revisted“-Ausgabe, siehe unsere Besprechung), in Europa tourt.

Die Kinnlade ging natürlich immens runter, als das geplante Konzert im Kölner Jungle Club wegen zu geringem Kartenabsatzes kurzfristig abgesagt wurde. Der deutsche Michel besucht in der Domsadt scheinbar lieber anonyme Kommerz-orientierte Massenveranstaltungen zu horrenden Preisen – Metallica lassen grüßen.

Sounds Of South, das Magazin, das immer auf Zack und flexibel ist, reagierte sofort, und organisierte  in Verbindung mit Brooke-Lynn Promotion noch spontan eine Akkreditierung für den Gig im niederländischen Arnheim, übrigens Gernots und mein erster Auslandseinsatz in Sachen Live-Berichterstattung seit Bestehen dieses Magazins.

An dieser Stelle muss ich mal eine Lanze für unser Nachbarland brechen. Als Hundebesitzer und demnach passionierter langjähriger Zeeland-Urlauber bewundere ich immer wieder den Sinn für deren Gemeinschaftsleben, die recht entspannt und gebildet wirkenden Menschen, u. a. auch besonders die Pflege der dortigen Infrastruktur.

Das Land scheint nicht von einer, durch eine kleine elitäre geldgeile Klicke, infiltrierten selbstsüchtigen und entrückten Politikerschaft sowie einer weitestgehend unfähigen und nicht belastbaren Beamtenschaft delegiert zu werden. Und so auch in Arnheim: Eine einladende Stadtstruktur, perfekte Straßen, gepflegte Sauberkeit, wohin das Auge blickte, ein durch Elektrobusse befahrener Stadtkern, bezahlbare Parkhäuser (2 Euro für den Abend), dazu eine wunderbar hergerichtete Konzert-Location, eine straffe, freundliche Top-Organisation des Events eingeschlossen.  Der gerechte Lohn: Ein volles Haus (geschätzt etwas mehr als 500 Leute)!

Beim Jordan-Abend wurden direkt zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Kanadierin wurde von Chris Caddell begleitet, der als Vorband mit den beiden anderen involvierten Musikern Cassius Pereira und Derrick Brady, die Gelegenheit erhielt, für sein Solo-Projekt Werbung zu machen.

Das Trio (blues-) und (southern-) rockte mit einer wuchtigen Intensität, wobei sich Caddell  als angenehmer Sänger und starker E-Gitarrist (auch als Slide-Spieler) profilieren konnte. Stücke wie „From The Wreckage“, „Workin'“, „The Rescue“, „Through My Hands“ und die abschließenden „Ohio“ (fette rockige Version zur Freude des Neil Young-Liebhabers Gernot) und „Killing Me“ füllten eine toll performte erste halbe Stunde. Ich habe selten eine so gute Vorgruppe erlebt.

Nach einer halben Stunde Pause in dem eindrucksvoll gestalteten Konzertsaal, den die drei Burschen auch zum Kleidungswechsel nutzten, ging es mit der Protagonistin der Veranstaltung im Quartett weiter.

Schon der Auftakt mit den vier „Racine“-Stücken „If You Gonna Love Me“, „Who Do You Think You Are“, „Where There’s A Will“ und der herrlichen Ballade „Remind Me“ ließ einem wohlige Schauer, den Rücken runter laufen. Das Publikum, wie auch wir beiden, waren absolut begeistert und sofort auf Betriebstemperatur!

Sass Jordan ist einfach eine einnehmende Frontfrau. Für Ihr Alter immer noch toll aussehend, körperlich absolut erstklassig in Form, sympathisch, kommunikativ, dazu diese extravagante Stimme, sowohl zahm wie ein Lamm, aber auch überwiegend kräftig und aggressiv wie ein beute-hungriges Raubtier.

Sass, wie sich ihren Ansagen entnehmen ließ, wohl nicht zum ersten Mal an dieser Stelle auftretend, zeigte sich gut gelaunt, redefreudig, tanzte, gestikulierte, schlängelte mit den Armen, ließ die blonde Mähne wehen und zog mit einem gut ausgewähltem Programm ihres Schaffensspektrums, die Leute über die gesamte Dauer in ihren Bann. Auch hier bewiesen die drei Mitstreiter wieder ihre instrumentelle Klasse (Caddell mit toller Rhythmus-, Fill- und auf den Punkt gebrachter Solo-Arbeit an der E-Gitarre, der ungemein agile Brady mit seinem pumpenden Bass – beide auch mit guten Harmoniegesängen – sowie der heftig polternde Pereira).

Und so schloss sich in einem erstklassigen Wechselbad der musikalischen Gefühle, mit Songs wie „Mobile Again“, „Shuffle“ (herrliches Slide-Solo von Caddell, Schatten-Box-Einlage von Sass am Ende), dem fulminanten „Pissin‘ Down“ (Jordan knurrt regelrecht zum Abschluss des Liedes), dem grandiosen „The Feeling’s Gone“ (Sass mit schrillem Cockerschem Urschrei), dem stampfenden „Ugly“, „Damaged“ und „High Road Easy“, der „Racine“-Kreis des Hauptteils mit dem allseits beliebten „Make You A Believer“, das den Saal in euphorische Sphären bewegte.

Die nicht lange auf sich warten lassenden Zugaben wurden mit einer unter die Haut gehenden Cover-Version vom einstigen Stevie Nicks-Debütwerk „Bella Donna“, „Stop Dragging My Heart Around“ (damals im Duett mit Tom Petty), bei dem Sass und Chris diesmal duettierten, und dem knackigen „So Hard“ zelebriert.

Ein Wahnsinns-Abend, der in allen Belangen überzeugte. Selbst Kollege Gernot, bei dem meine anfängliche Überzeugungsarbeit gefruchtet hatte, war richtig ‚von den Socken‘. Ich bin mir relativ sicher, gestern mit Sass Jordan & Band, das vermutliche Konzert-Highlight des Jahres 2017 erlebt zu haben. Einfach wunderbar!

Danke an Birgit Bräckle von Brooke-Lynn Promotion und SJ-Tour-Manager Wouter Bakker für die verlässliche und spontane Unterstützung.

Line-up Chris Caddell And The Wreckage:
Chris Caddell (lead vocals, electric guitar)
Derrick Brady (bass, vocals)
Cassius Pereira (drums)

Line-up Sass Jordan:
Sass Jordan (lead vocals)
Chris Caddell (electric guitar, vocals)
Derrick Brady (bass, vocals)
Cassius Pereira (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Chris Caddell And The Wreckage
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Brooke Lynn Promotion
Luxor Live, Arnheim

Black Country Communion – BCCIV – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Hardrock Fans, Headbanger und Liebhaber des gepflegten 70’ger Jahre Bombastrocks aufgepasst: Black Country Communion is back! Seit ihrer Gründung in 2009 hatten die Hardrocker um Glenn Hughes (Deep Purple, Trapeze) bis zu ihrer Trennung in 2013 drei Alben veröffentlicht. Und nun 4 Jahre später sind Sie wieder auf Betreiben von Joe Bonamassa in Originalbesetzung ins Studio gegangen, um ihre neue Scheibe „BCCIV“ einzuspielen. Produziert wurde das Teil wieder von Kevin Shirley, der auch die drei Vorgängeralben der Band auf den Weg gebracht hatte und schon für Hits von Led Zeppelin, Iron Maiden, Aerosmith und Journey verantwortlich war.

Seit der Ankündigung in 2016 über eine geplante Reunion der Band warten die Fans gespannt auf ein neues Album der vier Hardrocker. Und jetzt im September 2017 ist es endlich soweit. Das, was die Mannen um Glenn Hughes (Blueser Joe Bonamassa; Jason Bonham, Sohn des legendären Led Zeppelin-Drummers John Bonham; Keyboarder Derek Sherinian) nun abliefern, ist purer Hardrock allerfeinster Qualität.

Das Album ist der lebende Beweis dafür, dass der 70’ger Classic-Rock noch lange nicht tot ist und auch im 21. Jahrhundert seine Daseinsberechtigung hat. Die Tracks auf dem Album sind daher gewohnt hart, teils auch melodiös oder einfach nur bombastisch. Hinzu kommt Glenn Hughes charakteristische Stimme, die mitunter an Stimmlage und Intonation von Robert Plant erinnert. So zu hören auf „Collide“ dessen Mittelteil bezeichnenderweise auch Anleihen von Led Zeps Song „Black Dog“ aufweist.

Andere Songs mit härterer Gangart sind „Sway‘“, ein waschechtes, bombastisches 70’ger Jahre Hardrockstück oder auch das etwas hektische, an den Titelsong „Black Country“ von BCC’s Debütalbum erinnernde „The Crow“ mit treibenden Riffs und einer wilden Synthezisereinlage im Mittelteil.

Einen schönen Kontrapunkt zu den härteren Stücken bildet „The Last Song For My Resting Place“, ein zu Beginn und Ende ruhiger Song mit dramatischem Mittelteil, zu dem Glenn Hughes von Wallace Hartley (dem bis zum bitteren Ende spielenden Geiger und Bandleader der Titanic-Kapelle) inspiriert wurde, mit Gesang und einem feinen von einer Geige begleiteten Mandolinenintro gespielt von Joe Bonamassa.

Auch das groovige „Over My Head“ kommt mit seinen kurzen choralen Einlagen recht melodiös daher und ist von allen Songs dieses Albums am ehesten radiotauglich.

Bereits seit Jahren engagiert sich Glenn Hughes in einem Projekt zum Schutz und zur Rettung von Delfinen. In dem Song „The Cove“ thematisiert er das sinnlose Abschlachten dieser großartigen Tiere durch japanische Fischer. Entsprechend bedächtig und düster ist dieses basslastige Stück.

„Wanderlust“ startet sehr harmonisch mit einem eingängigen Rhythmus und steigert sich dann im weiteren Verlauf mit Bonamassas flirrendem Gitarrenspiel und dem von Sherinian eindringlich gespielten Piano zu einem epischen Rocksong mit harten Riffs gegen Ende. Auch der Song „Love Remains“, ein Stück das Hughes seinen Eltern gewidmet hat, ist ähnlich angelegt, wenn auch mit härterem Einstieg und sanfterem Ende. Den Abschluss des Werks bildet dann das für BCC-Verhältnisse ruhige und während der Gesangspassagen zum Träumen anregende „When The Morning Comes“.

Insgesamt entspricht das Album stilistisch, wie nicht anders zu erwarten, den ersten drei Vorgängern von BCC. Dennoch ist es bei weitem kein Aufguss bewährter Riffs. Es ist stärker, reifer und kraftvoller, die musikalischen Feinheiten wollen aber entdeckt werden. Dafür gefällt es beim wiederholten Hören von mal zu mal besser. Für alle Fans von BCC und Liebhaber des gepflegten Bombast-Hardrocks ist die Scheibe sicherlich ein Must-Have. Und vielleicht finden sogar auch die Ohren des einen oder anderen ‚Normalhörers‘ Gefallen an dem Werk.

Line-Up:
Glenn Hughes – Vocals, Bass
Joe Bonamassa – Gitarre, Vocals
Jason Bonham – Drums
Derek Sherinian – Keyboards

Provogue – Mascot Label Group – (2017)
Stil: Hard Rock

01. Collide
02. Over My Head
03. The Last Song For My Resting Place
04. Sway
05. The Cove
06. The Crow
07. Wanderlust
08. Love Remains
09. Awake
10. When The Morning Comes

Walter Trout
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SIMO – Rise & Shine – CD-Review

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Mit ihrem zweiten Longplayer „Rise & Shine“ ist den Mannen um JD Simo am Mikro und den Gitarren ein starkes, psychedelisch angehauchtes Album gelungen, dessen Qualitäten dem Zuhörer vielleicht erst nach mehrmaligem Hören bewusst werden.

Ergänzt durch Elad Shapiro am Bass und Adam Abrashoff an den Drums, präsentiert sich die Band, welche sich selbst dem Genre Psych Soul zuordnet, in Spiellaune, die durchgehend psychedelischen Charakter aufweist, aber außer Soul auch vielfältige Elemente beinhaltet, die dem Blues, Hardrock, Funk, aber auch der Southern Rock-Sparte zugeordnet werden können. Diese Vielfältigkeit zeigt sich besonders im Song „Meditation“, der zunächst funkig, Prince-ähnlich daherkommt, um im Refrain vom Volumen her, an Songs der „Use Your Illusions“-Ära der Guns’n’Roses anzuknüpfen.

Mit „I Want Love“ gelingt eine bluesig soulige Ballade. Bei „The Climb“ wird das pschedelische Gitarrenspiel mehrfach von Passagen unterbrochen, die ein wenig an Melodien aus Italowestern erinnern und nahezu einige Beziehungspunkte zum Heimatort der Band, nämlich Nashville, erahnen lassen, um im Folgesong „Light The Candle“ ein Szenario zu erzeugen, welches auch in die Zeiten der Jimmy Hendrix Experience gepasst hätte.

„Be With You“ beweist, dass Southern-Rhythmen auch im psychedelischen Gewand eindrucksvoll daherkommen können. Die akustisch melancholische Bluesnummer „The Light“ verbindet Gefühle vom „House Of The Rising Sun“, aber auch morbider alter Doors-Tracks und leitet in den 13 minütigen Abschlusssong über. „I Pray“, sehr gitarrenorientiert, zum Teil orientalisch angehaucht, eignet sich auf Konzerten für ausladende Jamsessions.

Fazit: Das Stück „Meditation“ sagt vom Titel schon viel aus, wie die Scheibe auf den Zuhörer wirken kann. Insgesamt eine starke CD, mit abwechslungsreichem Gesang, einer im Vordergrund stehenden E-Gitarre, mit verschiedensten Stilrichtungen, die von einer sicheren Ryhytmussektion am Bass und Drums unterstützt wird. Wer auf reinen Mainstream steht, könnte beim Hören allerdings überfordert sein oder wegen des überaus psychedelischen Charakters, erst bei diversen Hördurchgängen und entsprechender Atmosphäre, den entsprechenden Zugang finden. Interessant wird sein, wie Simo und Genossen, nur zu dritt, die Songs auf die Bühne bringen.

Provogue (Mascot Label Group) (2017)
Stil: Psychedelic Rock

01. Return
02. Meditation
03. Shine
04. People Say
05. Don’t Waste Time
06. I Want Love
07. The Climb
08. Light The Candle
09. Be With You
10. The Light
11. I Pray

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Savoy Brown – Witchy Feelin‘ – CD-Review

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Manchmal ist es wie verhext. Da kennt man eine Band schon Urzeiten vom Namen her, hatte mit ihr aber irgendwie nie Berührungspunkte. So muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich von Savoy Brown nicht einen einzigen Tonträger in meiner nicht gerade kleinen Sammlung stehen habe, obwohl die Band um ihre einzige Konstante, Kim Simmonds, ja in Sachen Veröffentlichungen bereits seit 1965 zugange ist.

Jetzt hat mich Ruf Records unfreiwillig einfach mal zu meinem Glück gezwungen und mir den aktuellen Silberling „Witchy Feelin‘“ zugeschickt. Und der bereitet wirklich große Freude. Ganz spartanisch eingespielt im klassischen Trio mit Simmonds (vocals, guitars), Pat DeSalvo am Bass und Garnett Grimm am Schlagzeug, erhält man eine schön E-gitarrenlastige Blues Rock-Scheibe mit einem ganz eigenwilligen Charme.

Kreiert und auch produziert hat sämtliche Stücke natürlich Kim Simmonds, der auf dieser Scheibe auch ganz klar der Herr im Hause ist. Seine Rhythmusfraktion bietet hier die ledigliche, aber sehr gekonnte Grundlage für seinen dezent knöchrigen/kauzigen Gesang (ähnlich wie Tony Joe White) und seine exzellente und variable E-Gitarrenarbeit. Simmonds hat das Gespielte in einem sehr schön volumigen und transparenten Klangambiente eingefangen, sodass man beim Hören fast den Eindruck hat, die Band würde live im Wohnzimmer spielen.

Dass Simmonds ja schon ganz frühzeitig Amerika für das Wirken von Savoy Brown entdeckt hatte, erkennt man an Tracks wie dem swampingen „Livin‘ On The Bayou“ und der Bottleneck-bestimmten Phase des Albums mit den drei Songs „Vintage Man“, dem überragend relaxt vorgetragenen „Standing In The Doorway“ und „Memphis Blues“, wo ordentlich geslidet und gesurrt wird.

Ansonsten gibt es knackigen und eingängigen Blues Rock mit den typischen E-Gitarrenkomponenten. Vielleicht noch hervorhebenswert der längste Song der CD, „Thunder, Lighning & Rain“, mit ziemlich exzessivem Wah-Wah-Geniedel und das herrlich entspannte Instrumental „Close To Midnight“ als Finale, das mich ein wenig an eine Mischung aus Peter Greens damaligen „In The Skies“ und „Slabo Day“ erinnert.

Savoy Brown mit ihrem Gitarrenhexer Kim Simmonds legen mit „Witchy Feelin‘“ eines der 2017er-Highlight-Alben im Blues Rock-Genre hin. Klasse Stücke, toller Sound, dazu ein launiges Cover-Artwork. Und es hat in jedem Fall dazu geführt, dass ich die Truppe, in Zukunft intensiver im Auge behalten werde! Absolute Kaufempfehlung!

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock

01. Why Did You Hoodoo Me
02. Livin‘ On The Bayou
03. I Can’t Stop The Blues
04. Witchy Feelin‘
05. Guitar Slinger
06. Vintage Man
07. Standing In A Doorway
08. Memphis Bluesd
09. Can’t Find Paradise
10. Thunder, Lightning & Rain
11. Close To Midnight

Savoy Brown
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Ruf Records

Sass Jordan – Racine Revisited – CD-Review

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Review: Michael Segets

Als mir Daniel einen Review zu der Wiederveröffentlichung von Sass Jordans „Racine“ mit den Worten anbot: „Das könnte genau dein Ding sein!“, war ich zunächst skeptisch. Ein 25 Jahre altes Album von einer Künstlerin, deren Name mir völlig unbekannt war, soll meine bevorzugte Musik, also Rock mit Ecken und Kanten, der dennoch melodisch bleibt, über gute Refrains verfügt und ausdrucksstark gesungen wird, bieten? Genau das tut jedoch Sass Jordans Scheibe „Racine Revisited“.

Die Kanadierin ist jenseits des Atlantik kein unbeschriebenes Blatt. Nach ihrem Debütalbum „Tell Somebody“ aus dem Jahr 1988 feierte sie in den 1990ern einige Erfolge. Vor allem „Racine“ sticht dabei heraus. Das Album stieg in den USA bis auf den zweiten Platz der Billboard Charts. Sass Jordan tourte mit Aerosmith und der Jeff Healey Band, steuerte mit Joe Cocker einen Song zum Soundtrack von „Bodyguard“ bei und schrieb Songs für Mariah Carey. Bislang veröffentlichte sie sieben Longplayer.

Bereits bei dem Auftakt „Make You A Believer“ wird deutlich, dass Sass Jordans gewaltige Stimme den Vergleich mit anderen weiblichen Rockgrößen nicht zu scheuen braucht. Hier werden Assoziationen zu Janis Joplin wach, während sich beim folgenden „If You’re Gonna Love Me“ welche zu Melissa Etheridge aufdrängen.

Nach dem fetzigen Einstieg überzeugt Sass Jordan auch bei dem langsameren Stück „You Don’t Have To Remind Me“ mit ihrer kraftvollen Stimme, die vor allem im Refrain eine hohe Intensität entwickelt. „Who Do You Think You Are“ rockt locker mit einem eingängigen Refrain drauflos. Diesen weist auch das Midtempo-Stück “Windin´ Me Up” auf. Dereck Sharp und Chris Caddell setzen bei dem Song – wie auch bei mehreren anderen – mit ihrer Gitarrenarbeit gelungene Akzente. Rudy Sarzo am Bass und Brent Fitz am Schlagzeug vervollständigen die Band, mit der Sass Jordan das Album jetzt neu einspielte.

Bei „I Want To Believe“ gönnt Sass Jordan der Band eine Verschnaufpause. Ihr gefühlvoller Gesang und das filigrane Gitarrenspiel prägen die akustisch gehaltene Ballade. Mit „Cry Baby“ findet sich eine weitere Rockballade auf der CD, bei der aber, anders als bei der vorherigen, eine kreischende E-Gitarre zum Einsatz kommt und dabei einen Spannungsbogen rund um den herausgeschrienen Refrain aufbaut.

„Goin‘ Back Again“, „Do What Ya Want“, bei dem sich auch Southern-Elemente finden, und „Where There’s A Will“ sind tolle Nummern, die alles haben, was meiner Ansicht nach gute Rocksongs ausmacht. Im letzten Stück „Time Flies“ wird das Tempo noch weiter erhöht und steuert nach einem kurzen Break auf ein fulminantes Finale zu.

Gelungene Rockmusik ist zeitlos, wie „Racine“ schon immer bewies. Die modifizierte Wiederveröffentlichung dieses hierzulande weniger bekannten Werks als Update ist daher eine gute Idee. Das „Revisited“ im Titel bezieht sich somit auf eine doch recht nah am Original gehaltene Neueinspielung mit von Sass dafür eigens dafür auserwählten Musikern.

Diejenigen, die Sass Jordan früher als ich entdeckt und bereits „Racine“ im Regal haben, werden damit zu tun haben, die Unterschiede herauszuarbeiten, allen anderen sei dieses Album – in welcher Fassung auch immer – eh ans Herz gelegt.

True North Records (2017)
Stil: Rock

01. Make You A Believer
02. If You’re Gonna Love Me
03. You Don’t Have To Remind Me
04. Who Do You Think You Are
05. Windin‘ Me Up
06. I Want To Believe
07. Goin‘ Back Again
08. Do What You Want
09. Cry Baby
10. Where There’s a Will
11. Time Flies

Sass Jordan
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Brooke Lynn Promotion

UFO, 07.09.2017, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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UFO ist eine Band, die Gernot und mich durch unsere Jugend und auf so mancher Fete begleitet hat, demnach war klar, dass wir auch im SoS über ein Konzert berichten würden, sofern sich die Gelegenheit dazu bieten würde. Und am 07.09. war es, im von uns immer überaus gerne besuchten Musiktheater Piano in Dortmund, soweit.

Besitzerin Jenny Dore durfte sich am Abend zuvor schon über ein ausverkauftes Haus bei Mothers Finest freuen, auch bei der legendären britischen Truppe um Phil Mogg war die Hütte wieder rappelvoll. Ich hatte die Band schon an gleicher Stelle drei Jahre zuvor gesehen, als sie noch ihre damalige CD „Seven Deadly“ im Gepäck hatte, die mir, wie auch der Vorgänger „The Visitor“, ziemlich gut gefallen hatten.

Die Briten starteten, aus nicht ersichtlichen Gründen, mit 20 Minuten Verspätung und ließen vermutlich deswegen auch mit „Baby Blue“ und „Making Moves“ zwei geplante Stücke unter den Teppich fallen, der vielleicht einzige kleine Kritikpunkt dieses Abends.

Aber als das Quintett mit Phil Moog, Vinnie Moore, Rob de Luca, Paul Raymond und Andy Parker zu „Faith Healer“-Klängen auf die Bühne marschierte und mit dem Opener „We Belong To The Night“ direkt in die Vollen ging, war sofort prächtige Stimmung in der Bude, die auch bis zur letzten Sekunde des Konzerts anhielt.
Nach „Run Boy Run“ vom letzten Studioalbum aus eigener Hand „A Conspiracy Of Stars“ (später gab es mit „Messiah Of Love“ noch einen weiteren Track daraus), und „Ain’t No Baby“ folgten mit „Lights Out“ und „Only You Can Rock Me“ die ersten Highlights aus ihrer großen Zeit (damals ja noch mit Michael Schenker), was natürlich sofort mit frenetischen „U-F-O, U-F-O“- Rufe gefeiert wurde.

Bereits zu dieser Zeit hatte Vinnie Moore mit seinen vielen quirligen E-Gitarrensoli neben dem wieder mit britischem Charme singenden und moderierenden Fronter Phil Mogg die Co-Hauptrolle eingenommen. Andy Parker überzeugte mit einer überaus fetten Drum-Performance, dem agilen Basser de Luca wurden einige Harmoniegesänge gegönnt, während sich Paul Raymond mit Piano- und Orgel- sowie Rhythmus-E-Gitarren und Backgroundvocals-Einsätzen als der variabelste zeigte.

„Burn Your House Down“ (sehr schön knackig) von „Seven Deadly“ und das vom Tempo her abwechslungsreiche „Cherry“ läuteten die heiße Schlussphase des Hauptteils ein. Das teil-balladeske „Love To Love“ mit Piano- und Akustikgitarrenklängen (Moore wechselte auch zur E-Gitarre), das dreckig rockende „Too Hot To Handle“ (mein persönlicher Favorit des Abends) und eines ihrer Paradesongs „Rock Bottom“ (Mitgrölrefrain, saustarke mehrphasige E-Gitarrepassage von Moore) brachten den, auch mit vielen jüngeren Besuchern durchzogenen Saal, endgültig in Rage.

Mit den beiden allseits bekannten und launig performten Hit-Rausschmeißern „Doctor Doctor“ und „Shoot Shoot“ gab es am Ende kein Halten mehr. UFO hatten ihre treue Fan-Gemeinde wieder voll (na ja, wie oben erwähnt, fast voll…) auf ihre Kosten kommen lassen. Ein gelungener Abend im Piano mit Hard Rock der guten alten Schule und Zeit, der viele schöne Erinnerungen wach rief.

Vielen Dank wie immer an Jenny Dore für die unkomplizierte und nette Kooperation.

Line-up:
Phil Mogg (lead vocals)
Vinnie Moore (electric and acoustic guitars)
Rob de Luca (bass, vocals)
Andy Parker (drums)
Paul Raymond (keys, guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

UFO
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Sully Erna – Hometown Life – CD-Review

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Review: Michael Segets

„Hometown Life” ist das zweite Solo-Album des Godsmack-Frontmanns Sully Erna. Bei seinem Solo-Projekt schlägt er ruhigere Töne an und verarbeitet persönliche Themen. Dennoch kann Erna auf manchen Stücken nicht verbergen, dass er aus der Hardrock-Ecke kommt.

Die langgezogenen Rufe, die tiefen Klavierakkorde und das bombastische Schlagzeug zeigen dies bei „Hometown Life“ sehr deutlich. Fast leicht wirkt hingegen „Your Own Drum“, bei dem die Percussion beinahe karibische Sommergefühle aufkommen lässt. Die Percussion ist auch bei „Father Of Time“ dominant, das leicht orientalisch anmutet und daher auch gut auf „Avalon“ – Ernas ersten Solo-CD aus dem Jahr 2010 – gepasst hätte.

Zu dem Anti-Drogen-Song „Different Kind Of Tears“ gibt es ein bewegendes Video im Netz, das das Thema des Tracks visualisiert. Erna zeigt sich hier bis zum Einsatz der elektrischen Gitarre als Singer/Songwriter. Die Ballade ist sicherlich ein Höhepunkt des Albums.

Das stärkste Stück ist aber „Turn It Up!“, das mit beschwingtem Intro, mitreißendem Refrain, punktgenauem Einsatz der Bläser und gutem Gitarrensolo direkt für sich einnimmt. Ebenfalls gelungen ist das gitarrenorientierten „Don’t Comfort Me“, bei dem Erna geschickt einen Spannungsbogen rund um den kraftvollen Refrain aufbaut.

Die symphonischen Anflüge durch Klavier und Streicher geben „Take All Of Me“, „Blue Skies“ und „Forever My Infinity“ in der Verbindung mit langgezogenen Gesangspassagen melodramatische Züge, die mir etwas zu viel sind. Bei dem getragenen „Falling To Black“ integrieren sich die Streicher hingegen sehr passend.

Mit den Songs, in denen Erna den opulenten Sound reduziert, zeigt er sein Potential als Songwriter und Komponist. Dieses wird durch die Arrangements auf anderen Stücken etwas verdeckt. Insgesamt treffen einige Tracks aus dem abwechslungsreichen Angebot bestimmt auch den Geschmack der SoS-Freunde. Bei diesen würde er durch eine erdigere Produktion und ein Zurücknehmen des aus dem Hardrock entliehenen Bombasts sicherlich noch mehr Treffer landen.

Da Sully Erna in seinen Solo-Ausflügen sein eigenes Ding – unabhängig von Fans oder kommerziellen Interessen – machen möchte, bleibt abzuwarten, welchen Weg er zukünftig nimmt. Die Richtung, die er auf „Hometown Life“ einschlägt, ist jedenfalls die richtige.

BMG (2017)
Stil: Singer/Songwriter & More

01. Hometown Life
02. Your Own Drum
03. Different Kind Of Tears
04. Take All Of Me
05. Don’t Comfort Me
06. Turn It Up!
07. Blue Skies
08. Forever My Infinity
09. Father Of Time
10. Falling To Black

Sully Erna
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Krissy Matthews, 04.09.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Zum Auftakt seiner Europa-Sommer-Tour gab sich Krissy Matthews am 4. September mal wieder mit seiner Band (Sam Weston, bass und Kev Hickman, drums) in der Krefelder Kulturrampe, die Ehre. Schade nur, dass an diesem Abend auch Deutschland gegen Norwegen kickte und das Konzert wohl deshalb nur vor einer handvoll unverzagter Bluesrock-Fans stattfand.

Der Spielfreude, mit der Krissy Matthews mit seiner Band zu Werke ging und der Stimmung im Saal, tat dies allerdings keinen Abbruch. Das Trio gab in zwei Sets einen bunten Strauss älterer und neuer Songs zum Besten, die vom wenigen Publikum begeistert abgefeiert und abgetanzt wurden. Dabei konnte Krissy Matthews erneut seine Klasse als Blues-Gitarrist unter Beweis stellen.

Hervorzuheben sind auch seine beiden Mitstreiter. Kev Hickman verausgabte sich mit seinem Elan hinter der Schießbude, wobei ihm der Spaß am Trommeln förmlich ins Gesicht geschrieben stand und einen derart extrovertierten Bassisten wie Sam Weston dürfte es wohl schwerlich ein zweites Mal geben.

Nach rund zwei Stunden und zwei Zugaben war das Konzert dann zu Ende und die Gäste gingen glücklich und zufrieden nach Hause. Insgesamt war es ein toller Abend, auch wenn Band und Pille Peerlings als Macher der Kulturrampe, ein größeres Publikum verdient gehabt hätten. Und an alle Daheimgebliebenen: ihr habt echt was verpasst!

Line-up:
Krissy Matthews (lead vocals, electric guitar)
Sam Weston (bass, vocals)
Kev Hickman (drums)

Bericht und Bilder: Jörg Schneider

Krissy Matthews
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Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider

Carousel Vertigo – Revenge Of Rock And Roll – CD-Review

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Ich muss gestehen, dass ich ab und zu, neben der traditionell hier meistens zum Zuge kommenden Musik wie Southern Rock, New Country oder Red Dirt und Blues Rock, manchmal zur Abwechslung auch ganz gerne Melodic- und Hard Rock-Sachen höre, die hier ja aufgrund des Nischen-Charakters unseres Magazins, nur in Ausnahme-Fällen besprochen werden.

Das französisch-amerikanisch basierte Quartett Carousel Vertigo mit Vincent Martinez (lead vocals, guitars), Jansen Press (guitars, vocals), Olivier Brossard (bass, vocals) und Jimmy Montout (drums, vocals), das sich eindeutig dem Hard Rock der klassischen guten alten Bands dieses Genres verschrieben hat, macht einem die Sache dabei sogar recht leicht.

Mit Einbindung von stilistischen Elementen wie Twin-E-Gitarren, Harp und Honkytonk-Piano oder Bläsern, wenn auch nur sporadisch, kann man ihr zweites Werk „Revenge Of Rock And Roll“ guten Gewissens in unserem südstaatlich geprägten Medium vorstellen.

Die ‚dreckige‘ Stimme von Vincent Martinez erweckt nicht  nur beim stampfenden Opener „No More Hesitatin'“ sowie bei Tracks der Marke „Jackie Run Run“ oder „Get It On“ unweigerliche Assoziationen zu einem gewissen Bon Scott und seinen immer noch verbleibenden, ebenfalls wie bei den Stones, den würdevollen Absprung zu verpassen drohenden, Mitstreitern.

„Honey Do“ kommt als launiger Boogie à la Status Quo (mit denen CV viel getourt sind) mit einem klimpernden Piano während der Titelsong ohne weiteres auch in das Repertoire von Southern Bands wie Lynyrd Skynyrd oder Molly Hatchet modifiziert werden könnte.

Carosel Vertigo können auch Balladen: „Hideaway“ (sogar ein wenig southern-soulig, teilweise mit herrlich hallender Orgel) und „Don’t Take It To Heart“ sind zwei vorzügliche Beispiele, die zwischenzeitliche Verschnaufspausen gewähren.

Das mit einer quäkenden Harp (auch als Solo) bestückte „Well, Alright“ würde sicher einem Dan Baird Spaß bereiten und wenn beim finalen „I May, I Might“ die Orgel in bester Who-Manier aufheult, ist das Seelenleben des klassischen Rock-Hörers, der besonders die Siebziger Jahre präferiert, in Verzückung.

Insgesamt sehr schön erdiger Rock-Stoff für Freunde von Bands wie AC/DC, Great White, Snakecharmer, Pat Travers, Quireboys, Status Quo und wie sie alle heißen.

Ein gebräuchliches Sprichwort, das auf die Bibel zurückgeht, lautet ‚Rache ist süß‘, was soviel wie den genüsslichen Charakter einer Vergeltungstat umschreiben soll. In Sachen Carousel Vertigo lassen sich die Motive und Adressaten für Ihr Ansinnen nur spekulativ lokalisieren.

Gemeint ist mit „Revenge Of Rock And Roll“ aber vermutlich das kompromisslose Zurückschlagen des guten handgemachten Hard Rocks alter Schule in unserer, vom schnellen und kommerziellen Erfolg geprägten Zeit, in der Qualität oftmals zur Nebensache gerät. Allerdings hat man musikalische Rache auf diese Weise noch nie so gerne über sich ergehen lassen, wie in diesem Falle.

Eigenproduktion (2017)
Stil: Hard Rock

01. No More Hesitatin‘
02. Honey Do
03. Revenge Of Rock And Roll
04. Jackie Run Run
05. Hideaway
06. Hard Luck Lover
07. Get It On
08. Well, Alright
09. Don’t Take It To Heart
10. I May, I Might

Carousel Vertigo
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HER – Chain Reaction – CD-Review

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HER, alias Monique Staffile hatte mit ihrer forsch-fröhlich einnehmenden Art, vor allem was ihr Debütalbum „Raise A Little Hell“ und die von uns erlebten Konzerte betrifft (nach dem letzten stand sie uns ja auch noch ganz unkompliziert für ein Interview zur Verfügung), meine Sympathien erobert.

Das sie dabei auch noch klasse aussieht und sich sehr sexy zu präsentieren weiß, hatte da natürlich, bei mir als überaus gefestigtem Mann, gar keine Rolle gespielt. Die Gesamtkonstellation trug aber ohne Zweifel dazu bei, dass ein gewisser imaginärer Kredit aufgebaut wurde.

Nach den beiden letzten Werken „Gold“ und „Revolution„, die eher zum schrillen, provozierenden Pop-Rock tendierten, hatte ich die leise Hoffnung, dass der Nachfolger vielleicht wieder mit mehr Country- und Southern Rock-Komponenten wie beim o. a. Debüt aufwarten würde. Schließlich wohnt die Dame ja in Nashville und wird sich dort wohl kaum ganz dem Spirit der Stadt ganz entziehen können.

Mein stilles Ansinnen wird mit „Chain Reaction“ leider nicht erfüllt. Monique setzt beim neuen, mit elf Songs bestückten Silberling, weiterhin auf, mit kreischender Stimme vorgetragenen, manchmal schon dezent punkig und thrashig verpackten Pop-Rock, der mich ein wenig an unsere gute Nina Hagen, zu Anfangszeiten, nur mit englisch-sprachigen Texten, erinnert.

Mit viel Wohlwollen kann ich noch Tracks wie „Unbreakable (Made Of Stone)“, das mit ein wenig Heart-Flair daherkommt, sowie die beiden Schlussnummern „Sun Goes Black“ (Richtung Robin Beck) und das mit einer Akustikgitarre verzierte „I Swear“, noch als halbwegs passabel bezeichnen. Der Rest der Stücke zerrt auf Dauer doch schon ziemlich an den Nerven.

Produziert hat wieder Caleb Sherman, der natürlich instrumentell und kompositorisch mitgewirkt hat, wie auch die gewohnten Bandmitglieder Brandon Roberts und Brandon Barnes.

Überzeugend lediglich das Coverartwork. Zum Piepen das Bild von der im geblümten Hosenanzug auf einem Rokoko-Sessel sitzenden, zickig dreinblickenden Monique, mit der, mit aufgerichteten gespitzten Lauschern, brav daneben sitzenden Dogge an einer Metallkette.

Somit ist „Chain Reaction“, aus meiner Sicht, nach jetzt drei Alben hintereinander, die mich allesamt nicht vom Hocker gerissen haben, weiterhin eine Kettenreaktion in die falsche Richtung. Zumindest musikalisch gesehen. Aber letztendlich wird Monique selbst am besten einzuschätzen wissen, was sie weiterbringt.

Ich persönlich bleibe dabei, ein Schwenk zurück in Richtung „Raise A Little Hell“ würde der Band sicherlich gut tun. HER und ihre Begleiter werden übrigens Mitte September auch live zu ein paar Konzerten wieder in Deutschland präsent sein.

India Records (2017)
Stil: Rock / Pop

01. Rock With Me
02. Chain Reaction
03. Taking Up Space
04. Say What Ya Man
05. Futuristic Frequency
06. What Do You Want
07. Unbreakable (Made Of Stone)
08. Seriously
09. Three Things For The Highway
10. Sun Goes Black
11. I Swear

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