Neil Merryweather & Janne Stark – Carved In Rock – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Mit Neil Merryweather und Janne Stark, haben sich zwei Musiker zusammen getan, die schon seit mehreren Jahrzehnten Mitglieder verschiedener, meist dem Hard und Heavy Rock zuzuordnener Bands waren.

Erste gemeinsame Kontakte wurden bei der Produktion des Mountain of Power-Albums „Volume Three“ geknüpft. Neil als Produzent und Gastmusiker und Janne als Sänger und Gitarrist der Band, die auch zwei alte Songs von Merryweather coverte.

Aus dieser Zusammenarbeit fruchtete die Idee, gemeinsam den Hardrock der 70er und 80er Jahre wieder aufleben zu lassen. Wenn man auf das Alter der Protagonisten schaut – das „Küken“ Janne Stark, 1963 geboren und Neil Meryweather, Jahrgang 1945 – kommt zunächst der Gedanke, ob alte Rockmusiker noch mal Retro-Musik machen wollen.

Doch schon bei den ersten Klängen wird der Zuhörer eines Besseren belehrt. Das Intro von „Irma La Douce“ zeigt direkt, dass gradliniger Hard-Rock auf einen zukommt. Beide stimmlich auf der Höhe, was nicht unbedingt von allen Rockmusikern, insbesondere derer im Alter Merryweathers zu sagen ist, legen mit einer Hardrocknummer los, welche entweder als frontales Element oder im Hintergrund, mehrere melodiöse Soli beinhaltet.

Der treibende Bass von Merryweather wird vom Rythmusmonster Peter „TrumPeter“ Svensson sicher unterstützt und bildet das Grundgerüst solider starker Genre-Kost. Belebend ist auch der Zwiegesang der beiden Hauptprotagonisten und stilistische Elemente aus anderen Musiksparten, welche in fast allen Songs zu finden sind. Erkläbar vielleicht durch Merryweathers Zusammenarbeit mit unterschiedlichen veranlagten Künstlern wie Steve Miller, Billy Joel, Randy California oder Lita Ford.

Mit „It Ain’t Pretty geht die Zeitreise in die Hardrockphase der 80er Jahre im Stile der Musik von Guns n‘ Roses, wobei ich persönlich die tieferen Stimmen von Merryweather und Stark als sehr angenehm zum Sound empfinde. Mit „We Got To Own This Thing“ geht es nahtlos weiter, um bei „Babylon Sin City“ zu landen.

In diesen Song sind Elemente vieler damaligen Hardrockgrößen zu finden. Bombastisch wie Kiss, Esprit alter Aerosmiths, Soloeinlagen Richtung Southern Rock und mit leicht funkigen Einlagen. Schön, wie es aber gelingt, nicht wie ein Abklatsch daherzukommen, sondern in einem eigenen Stil mündet, und Altbekanntes, in ein neues Gewand zu wickeln, um zu zeigen, dass es auch heute noch handgemachten Hardrock gibt!

„Give Èm Hell Boy“ könnte in mehreren Passagen auch auf einer der alten Nazareth-Scheiben in deren starker Hardrock-Ära wiederzufinden sein. Ohne viel Firlefanz, gradlinig, einfach rockend. Mit „Rockers Lament“ wird noch mehr aufs Gaspedal getreten. Es geht Richtung Judas Priest, mit leichtem Grundrhythmus von „Breaking the Law“.

“Lay Your Body Down“ beginnt etwas ruhiger, doch im Verlauf des Songs besinnt sich die Band darauf, mit einem klassischen Hardrock-Gitarrensolo, wieder Fahrt aufzunehmen.

„Love And War“, klassischer 80er Jahre Hardrock mit Highspeedsolo und schönem zweistimmigen Gesang, erinnert zum Teil an damalige Rockhymnen, ohne den damaligen oft schmalzigen Charakter zu entwickeln. Mit „Freedom Of Love“ geht es eher ‚getragenen‘ auf die Zielgerade. Die abwechslungsvollen Gesangspassagen, unterbrochen von stilistisch vielfältigen Gitarrensoli lassen Reminiszenzen zu Black Sabbaths Dio-Zeiten aufkommen. Ähnlich geht es mit „What’s It Gonna Be“ weiter.

Der letzte Titel, „I Believe“, kann im Prinzip das Fazit einleiten. Ich glaube, Merryweather und Stark ist zusammen mit Svensson ein ganz starkes Hard-Rock Album gelungen, das absolut erfrischend daherkommt und einfach Spaß beim Anhören bereitet. Angenehm zu wissen, dass es auch in der heutigen Zeit noch Bands gibt, die ohne die unsäglichen elektronisch erzeugten Rhythmuslinien auskommen.

Wie sagte der kanadische Landsmann von Merryweather, Neil Young in den 70er Jahren: „Hey Hey My My, Rock N‘ Roll will never die“. Hard Rock, wie gehört, scheinbar auch nicht! Aber wer weiß, ob es dieses Album gegeben hätte, wenn Merryweather das Angebot von Stills in den frühen 70er Jahren angenommen hätte, bei Crosby, Stills, Nash and Young, den Bass zu bearbeiten?

Absolute Kaufempfehlung für Freunde ursprünglicher Hardrockbands der 70er und 80er Jahre, sowie der Anfangszeit des Heavy Metal!  Live könnte die Fans ein Gewitter erwarten, wobei es fraglich ist, ob der mittlerweile fast Mittsiebziger Merryweather sich eine ausgedehnte Tour noch einmal antun würde.

Line-Up:
Neil Merryweather – Gesang, Bassläufe
Janne Stark – Gitarre, Bassläufe
Peter „Trumpeter“ Svensson – Drums

GMR Music Group (2018)
Stil: Heavy Rock

01. Irma La Douce
02. It Ain’t Pretty
03. We Got To Own This Thing
04. Babylon – Sin City
05. Give ‚Em Hell
06. Rockers Lament
07. Lay Your Body Down
08. Love And War
09. Freedom To Love
10. What’s It Gonna Be?
11. I Believe

GMR Music Group
Brooke Lynn Promotion