Elles Bailey – 26.04.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Herrlicher Abend gestern im urigen Leverkusener topos. Elles Bailey war in der einzigartigen Mini-Location mit ihrem neuen Longplayer „Road I Call Home“ (Review demnächst hier im Magazin) vorstellig und bot erneut eine Leistung der Extraklasse.

Dennoch erfüllte mich kurzzeitig etwas Wehmut. Sowohl der langjährige Betreiber ‚Mister Jazz‘ Wolfgang Orth, als auch der Macher des Rockpalast, Peter Rüchel, der bei unserem letzten Bailey-Besuch noch zugegen war und der Britin aufmerksam gelauscht hatte, weilen mittlerweile leider nicht mehr unter uns und werden der hiesigen Musikszene fehlen.

Aber auch zwei weit angereiste Besucher aus dem Südwesten unserer Republik, die ihren Bezug zu Elles Bailey dadurch erhielten, dass sie mal in ihrem Andalusien-Urlaub, per Zufall bei einer Wanderung, in einen Videodreh der Protagonistin in einer alten abgelegenen Zuckerfabrik ‚hineingeschneit‘ waren, saßen uns wieder gegenüber. Einer von ihnen hatte Gernot vor zwei Jahren, bei den beengten Umständen, der anderen Perspektive wegen, kurz beim Fotografieren assistiert, und wurde diesmal natürlich auch wieder kurz eingespannt. Beide wurden in der Pause des Gigs von Elles mit VIP-Pässen belohnt. Kleine schöne Randgeschichte, wie ich finde.

Das Quartett, diesmal mit dem, rein äußerlich, ein wenig Jim Morrison-Espirit versprühenden Matthew Waer am Tieftöner als Neubesetzung, in einem ansonsten unveränderten Team, stieg mit dem Titelsong des Vorgängers „Wildfire“ ein, bei dem der wieder überaus stark agierende Gitarrist Joe Wilkins direkt seine Slide-Künste offenbaren konnte.

Die junge Fronterin, mit einem großartigen Songwriting-Talent für melodische Tracks zwischen Country-, Southern- und Blues Rock, punktete erneut mit ihrer rauchigen Stimme, ihrem dezent an Elton John erinnernden Piano-Spiel, aber auch durch ihre sympathisch-kommunikativ mitnehmende Art vor den Stücken, wie auch nach dem Gig. Das kam bei anwesenden Besuchern im gut gefüllten topos naturgemäß bestens an und trug zu einer prächtigen Stimmung bei.

Bis zur Pause servierten die vier Musiker mit Tracks wie dem stampfig-bluesigen „Same Flame“, dem southern-souligen „Miss Me When I’m Gone“, „Wild Wild West“ (schön retro-umweht), „When I Go Away“ (Blues-Schleicher), „Piece Of Heaven“ und „Woman Like Me“ (klasse Slide-Solo Joe), einen ersten schwerpunktmäßigen Einblick ins neue Album.

Zu Beginn des zweiten Teils gönnte Elles ihren Mitstreitern noch eine etwas verlängerte Bierpause und performte zunächst die Stücke „Light In The Distance“ und „What If I“ (laut ihrem O-Ton in der Jazz-Variante) alleine am alt-ehrwürdigen Piano des topos. Hier kam ihre erstklassige Stimme natürlich besonders zur Geltung.

Williams, Waer und Jones stiegen dann beim swampigen „Hell Or High Water“ (Highlight!) wieder ein. Das Stück hatten wir auch schon beim akribischen Soundcheck begutachten dürfen, Kompliment übrigens an den Mischer, der einen guten Job ablieferte und für einen ausgewogenen und transparenten Klang in der kleinen Kneipe sorgte.

Mit ihrem persönlichen Lieblingslied, dem Muscle Shoals gewidmeten „Perfect Storm“,  dem auf Wunsch eines Besuchers gespielten John Prine-Stück „Angel From Montgomery“, „Medicine Man“ (zwei furiose bärenstarke surrende Slide-Soli von Joe),  „Help Somebody“ (toller Groove, Wilkins mit unterschwelligen Knopfler-Rhythmusspiel), dem energiegeladenen Titellied des neuen Werkes „Road I Call Home“ (quirliges E-Solo), sowie dem Stones-trächtigen „Shackles Of Love“ ging es schon auf den launigen Abschluss des Hauptteils, „Howlin‘ Wolf‘ zu, bei der es unter Heul-Gesangs-Einbindung des Publikums quasi zur ‚Rudelbildung‘ kam.

Im stürmisch erforderten Zugabenteil  betrieben Bailey & Co., trotz immenser Hitze auf der kleinen Bühne, mit der grandiosen, unter die Haut gehenden, fantastischen Janis Joplin-Hommage „Girl Who Owned The Blues“ und dem atmosphärischen „Deeper“ beste ‚Kundenbindung‘. Eines der Top-Konzerte in diesem Jahr, da freut man sich schon jetzt auf das nächste Wiedersehen. Bestnote für Elles Bailey und Band!

Line-up:
Elles Bailey – lead vocals, piano
Joe Wilkins – electric guitar, slide guitar, vocals
Matthew Waer – bass, vocals
Matthew Jones – drums, percussion, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Facebook-Videos: Klemens Kübber

Elles Bailey
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topos Leverkusen

Ben Granfelt – My Soul Live To You – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Der finnische Gitarrist und Songwriter Ben Granfelt nutzte die letzte Tour, um eine Live-Scheibe auf den Markt zu bringen. Auf der CD beschreibt Ben sie als eine, die ihm bisher am meisten Spaß von allen gemacht hat. Und er hat ja wahrlich mit Acts wie u. a. den Leningrad Cowboys, den Guitar Slingers oder auch Wishbone Ash schon einiges hinter sich.

Mit dem Werk möchte er seine Hörer nochmals daran teilhaben lassen. Der Spaß war Ben Granfelt und seiner Band, Masa Maijanen am Bass und Santeri Saksala an den Drums, jedenfalls anzusehen, als ich am 18.09.2018 einem der Konzerte im Kölner Yard Club beiwohnte und wir von Sounds of South, ein Review von dem starken Auftritt schrieben. Umso mehr freute mich seine Anfrage nach Bildern für das Albumartwork irgendwann im Winter und die Spannung über das Ergebnis war natürlich dementsprechend groß.

Das Livefeeling des Werks ist direkt dadurch spürbar, dass eine kurze Bandankündigung vor dem ersten Song, dem bluesigen „Hangman`s Dream“, im Stile rockiger Bluesbans wie Ten Years After und ZZ Top, als Intro belassen wurde. Schon hier zeigt sich die Energie des Trios. Der treibende Rhythmus wird durch Bass und Drums sowie Bens Gitarrenspiel vorgegeben, und dann immer wieder von starken Gitarrensoli durchbrochen.

Mit „Wayward Child“ wird es ruhiger, sehr melodisch. Sehr schnell wird deutlich, warum Andy Powell, Ben damals zu Wishbone Ash lotste: tolles Songwriting und fulminantes E-Gitarrenspiel.

Im rockigen „Confession Time“ demonstiert Ben Granfelt neben seinem angenehmen Gesang, mit welcher gitarrentechnischen Variabilität er sein Instrument beherrscht. Höhrenswert auch die Basseinlage von Masa Maijanen und das zwischendrin eingeflochtene „Sex & Drugs & Rock`n`Roll“ .

Ein Freund von mir, der damals mit seiner Band als Support, Ben Granfelt mit den Guitar Slingers begleitete, erzählte, dass Ben im Tourbus, fast jeden Rockklassiker nachspielen konnte.

Das spiegelt sich auch bei dem zeitweise psychedelisch vorgetragenen „A Better Place“ wieder, wo zwischendurch auch Nuancen vom Hendrix-Evergreen „Little Wing“ durchschimmern.

In „Heart On Your Sleeve“, zunächst mit klassischen Bluesriff eingeleitet, spielt Ben die Gitarre dann leicht funkig, um schließlich in seinem ureigenen Stil einen Rocksong hinzulegen, der auch erkennen lässt, dass er von der Musik von Pink Floyd inspiriert wurde.
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„Open Road“ zeigt wieder seine bluesige Seite mit einem sphärischen Mittelteil, bei der die Lautstärke und die Präsenz der Instrumente zum Teil auf ein Minimum begrenzt werden. Als Kontrast zu den vorhergehenden Tracks,  kommt beim folgenden „Open Up From The Neck Up“ die eher härtere Seite des Finnen zum Tragen, wobei das treibende, eher brachiale Spiel in einem Aerosmith-ähnlichen Outro endet.

Das kurze Instrumental „Endless“ fließt als Intro in den Titelsong des aktuellen Studioalbums „My Soul To Yo“ hinein. Ein Klassesong, in dem Ben dem Gitarrenspiel eines Mark Knopfler zu Beginn der guten alten Dire Straits Zeiten in Nichts nachsteht.

Der krachende Bluessong „Allmighty Blues“ läutet dann das furiose Finale des Albums ein, dem mit „Going Home“, einem seiner stärksten Kompositionen mit hohem Wiedererkennungswert, ein auch vom Titel her passender Song zum Ende eines Konzertes folgt.

In der Liveversion setzt er noch einmal einen oben drauf, in dem er das Stück jammend ausklingen lässt und in einem furiosen Solo, Teile von „Layla“, aber auch Riffs von „Hey Joe“ einbaut, ohne seinen eigenen Stil zu verlieren und irgendwie immer wieder beim eigentlichen Song landet. Eine absolute Hammerversion!

Wirklich beendet wird der Ausschnitt seiner ‚My Soul To You‘-Tour mit dem letzten Lied der gleichnamigen Platte „Sunrise“, ein teilweise an Pink Floyd erinnerndes Instrumental.

Ben Granfelt hat mit diesem Livealbum einen groben Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen abgeliefert, wobei die beiden letzten Alben „Another Day“ und „My Soul To You“ allerdings im Vordergrund standen.

.Die Songauswahl ist absolut gelungen, auf einige starke Covernummern und solche aus seiner Phase mit Wishbone Ash, die er auf der Tour performte, wurde verzichtet.

So handelt es sich um ein in jeder Hinsicht unverwechselbares Ben Granfelt-Album, das sich demnach auch zu kaufen lohnt, wenn man die Studioalben schon besitzt, da die Tracks live zum Teil ein anderes Gesicht haben.

Wer die Tour selbst erlebte, wird mit der Scheibe ein schönes Erinnerungsstück haben, wer nicht dabei war, wird sich bei den präsentierten Songs ärgern, nicht dabei gewesen zu sein und es mit Sicherheit beim nächsten Mal nachholen.

Musiker:
Ben Granfelt – Gitarren und Gesang
Masa Maijinen – Bass, Backgroundgesang
Santeri Saksala – Drums, Backgroundgesang

Eigenproduktion (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. Hangman’s Tree
02. Wayward Child
03. Confession Time
04. A Better Place
05. Heart On Your Sleeve
06. Open Road
07. Check Up From The Neck Up
08. Endless
09. My Soul To You
10. Almighty Blues
11. Going Home
12. Sunrise

Ben Granfelt
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Laurence Jones – Support: The Tightropes, 19.04.2019, Luxor Live, Arnheim – Konzertbericht

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Endlich mal wieder im schönen Luxor Live in Arnheim! Nach knapp über einem Jahr, nachdem wir zuletzt King King in dieser außergewöhnlich schönen Location reviewt hatten, bot sich mit dem mir nur durch seine zur Zeit noch aktuelle CD „The Truth“ bekannte Brite Laurence Jones als nächster Kandidat unserer musikalischen Begierde an.

Zunächst schepperte uns das niederländische Trio The Tightropes um ihren Leader Marco Boers eine halbe Stunde ihren Fusion-, Funk- Psychedelic Blues Rock in der Tradition von Hendrix, Cream, Led Zeppelin & Co. um die Ohren. Für Passionisten dieser Genrearten war die spielfreudig auftretende Band (Boers mit vielen quirligen Soli, Tieftöner-Bediener Dennis Hemstra und Schlagzeuger Alan Luring mit kräftigem Groove), sicherlich fein destilliertes Wasser auf ihre Mühlen.

Für mich als eher melodie-fokussiertem Hörer doch eher anstrengend, zumal der Wiedererkennungswert der Eigenkreationen gen Null verlief. So war auch das nicht gerade zu meinem Lieblingstracks zählende Cover „Voodoo Chile“, die einzige Nummer, die vom Gig in einigermaßen Erinnerung blieb. Dennoch Respekt vor der anspruchsvollen instrumentellen Darbietung.

Das änderte sich natürlich abrupt, als Laurence Jones, das volle Auditorium zu ja bereits fortgeschrittener Stunde um 20:45 Uhr mit dem „Good Morning Blues“ begrüßte (na ja Musiker eben…).

Zu meiner Freude hatte der 27-jährige, aus der Nähe von Liverpool stammende Protagonist, mit Christina Chen Matovu und Tyrena Agy zwei, in diesem Genre, nicht so oft anzutreffende Backgroundsängerinnen mit an Board, die seinen Stücken phasenweise eine schöne soulige und gospelige Würze verliehen.

Seine eingespielten Mitmusiker Phil Wilson, der hippiesk gekleidete Greg Smith und Bennett Holland boten Jones das routinierte, aber höchst-engagierte Fundament für seine mitreißende Show. Da ein neues Werk noch auf sich warten lässt und voraussichtlich erst im nächsten Jahr live beworben wird, standen natürlich noch Tracks von „The Truth“ wie „Gone Away“, das herrliche „Never Good Enough“ (mein Lieblingsstück des Abends), „What Would You Do?“ oder „Take Me“ (mit Publikumsgesang) im Mittelpunkt.

Der Bereich der Covernummern wurde mit Sachen wie „Before You Accuse Me“ (Bo Diddley/Eric Clapton), „Feelin Alright“ (Traffic/Joe Cocker – mit Ben Holland als Leader), einer furiosen Version vom CCR-Klassiker „Fortunate Son“ (als launiges Finale des Hauptteils) und dem spontan dazwischen genommenen „Driftin‘ Blues“ (Charles Brown), als es technische Probleme (Laurence teilweise ohne Mikro singend) vor Jones‘ Paradestück „Thunder In The Sky“ (mit schöner Pink Floyd-Aura) gab, abgedeckt.

Jones brillierte mit zahlreichen wirbeligen Soli, teilweise in epischen Dimensionen („Thunder In The Sky“), vornehmlich auf einer Stratocaster und partiell einer Gibson SG, denen die Rhythmusfraktion, Holland mit einigen Orgelschwurbeleien und HT-Geklimper, sowie die Backgoundsängerinnen mit diversen ‚Uuuhs‘ und ‚Aaahs‘ Paroli boten.

Die frenetisch geforderte Zugabe ließ nicht lange auf sich warten. Laurence Jones und seine Truppe bedankten sich mit einer fulminanten Version von „Live It Up“, wo nochmals die Audienz mitsingend zum Zuge kam und der junge Brite im langen E-Gitarren-Soloteil, das Bad in der Menge genoss. Kaum war der Song beendet, hüpfte er von der Bühne und eilte direkt zum Merchandising-Stand, um die angebotenen Fan-Utensilien zu signieren. Vorbildlich!

Eine starke Vorstellung von Laurence Jones und Mannschaft im Luxor Live, die seinen Status als einer der Spitzenvertreter der jungen wilden British Blues Rock-Generation Marke Ben Poole, Aynsley Lister, Kris Barras & Co., weiter gefestigt haben sollte.

Arnheim war wieder eine Reise wert und wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Termin bei Sass Jordan am 09.05.2019. Danke an Marijn de Valk und das freundliche Luxor Live-Team für die gewohnt nette Zusammenarbeit!

Line-up The Tightropes:
Marco Boers (lead vocals, electric guitar)
Dennis Hemstra (bass)
Alan Luring (drums)

Line-up Laurence Jones:
Laurence Jones (lead vocals, electric guitar)
Greg Smith (bass)
Phil Wilson (drums, backing vocals)
Bennett Holland (keys, backing vocals, lead vocals)
Tyrena Agy (backing vocals)
Christina Chen Matovu (backing vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Laurence Jones
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The Tightropes
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Luxor Live, Arnheim

Aaron Haynes (Quaker City Night Hawks) – Interview

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Nachdem wir die Texaner im Vorprogramm von Blackberry Smoke im niederländischen Weert beleuchtet hatten, bat uns Oktober Promotion im Rahmen ihrer bevorstehenden Rückkehr nach Deutschland im Herbst als Headliner, und anlässlich ihres aktuellen Albums, um ein Interview. Stephan Skolarski stellte Quaker City Night Hawks-Drummer Aaron Haynes die Fragen.

Sounds Of South: Hallo Aaron, Glückwunsch zu eurem starken neuen Album! Wie würdet ihr das neue Werk jemandem beschreiben, der es noch nicht gehört hat?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Als Heavy Texas Rock ’n Roll!

Sounds Of South: Seid ihr mit der Resonanz auf das Album zufrieden?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Ja, die Leute scheinen es zu mögen, wir brauchen einfach nur noch mehr Leute, die es auch zu hören bekommen.

100A6091-Bearbeitet-1024x683Sounds Of South: Auf eurem Album verbindet ihr sehr viele unterschiedliche Musikstile. Von Southern-Rock zu psychedelischen Elementen in „Grackle King“ oder Blues-Rock auf „Fox in the Henhouse“. Welche Musik von anderen Künstlern hatte einen Einfluss auf diese Platte?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Einige Größen die tiefe Wirkung hier hinterlassen haben, sind ZZ Top, Black Sabbath und Heart.

Sounds Of South: „Colorado“ ist ein sehr persönliches Lied. Ist es für euch wichtig in euren Songs persönliche Erfahrungen einzubringen?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Absolut! Wir wären nichts ohne unsere Erfahrungen. Die Stücke sind nicht immer autobiografisch, aber manchmal schreibst du über Dinge, die du kennst.

Sounds Of South: Was hat es für euch bedeutet mit Austin Jenkins zusammenzuarbeiten? Hatte er einen großen Einfluss auf eure musikalischen Vorstellungen?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Wir respektieren Austin Jenkins und Josh Block, ja, wir vertrauen ihnen, was das Wichtigste ist. Wir hatten schon eine gute Vorstellung, was wir erreichen wollten, als wir ins Studio gingen, aber sie waren sehr hilfreich, als wir uns festfuhren. Sie machten, was große Produzenten dann tun: Sie halfen uns sehr kreativ, der Scheibe Leben einzuhauchen.

Sounds Of South: Das Niles City Studio ist für seinen Lo-Fi Sound bekannt. Was bevorzugt ihr: Streaming oder Analog?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks:  Beides. Wir schrecken nicht vor Technik zurück, aber wir bevorzugen den Sound und die Wärme der analogen Gangart… und wir sind eine lebendige Band, die gerne zusammenspielt.

Sounds Of South: Ihr seid inzwischen sehr erfolgreich. Hat sich dadurch etwas für euch verändert?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Nicht viel. Wir arbeiten kontinuierlich und pushen uns, besser zu werden. Jetzt sind wir auf den Geschmack gekommen und wollen natürlich mehr.

100A6162-Bearbeitet-1024x683Sounds Of South:  Quaker City Night Hawks ist ein eher untypischer Bandname. Was hat es mit dem Band-Namen auf sich?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Der Name rührt von einem Mark Twain-Buch „Die Arglosen im Ausland“. Seine Kumpels, mit denen er spielte und feierte, nannten sich Night Hawks und das Schiff, auf dem sie sich in der Geschichte befanden, wurde Quaker City genannt. Somit erklärt es sich von selbst.

Sounds Of South: Mit wem würdet ihr gerne mal zusammen auf der Bühne stehen oder auf Tour gehen?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: 
Wir würden die Bühne gerne mit Nathaniel Rateliff and the Night Sweats, The Record Company oder irgendeinem der Projekte von Jack Whites teilen… auch Post Malone wäre verdammt klasse.

Sounds Of South: Worauf freut ihr euch bei der anstehenden Tour am meisten?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Zu den tollen europäischen Fans zurückzukehren. Die hören sich tatsächlich Musik an. Es ist erfrischend vor Publikum zu spielen, das Achtung vor Musik hat und jedes Detail mitbekommen möchte.

Danke für die Beantwortung unserer Fragen. Wir freuen uns euch auf eurer kommenden Tour in Deutschland wieder zu sehen.

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: How would you describe the new record to someone,who hasn’t heard it yet?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Heavy Texas Rock ’n Roll!

Sounds Of South: Are you happy with the feedback on this record?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Yes, People seem to like it now we just need more people to hear it.

100A6067-Bearbeitet-1024x683Sounds Of South: Your record combines many different kinds of music. From southern rock, to psychedelic elements in „GrackleKing“ or blues rock in „Fox in the Henhouse“. Whichmusic from other artists had an influence on this record?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Some Of the big ones that influenced this album are ZZ Top, Black Sabbath and Heart.

Sounds Of South: „Colorado“ is a very personal Song. Is it important foryou to write about personal experiences?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Absolutely, we are nothing without our experiences. The songs are not always autobiographical but sometimes you go with what you know.

Sounds Of South: What did it mean to you, working with Austin Jenkins? Did he have a big influence on your musical ideas?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: We really respect Austin Jenkins and Josh Block and we trust them which is the most important. We had a good idea of what we wanted going into the studio but they were very helpful when we would get stuck. They did what great producers should do. Sonically and creatively they helped this record come to life.

Sounds Of South: The Niles City Studio is very famous for its lo-fiproduction. What do you prefer more: streaming oranalog?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: We used both. We aren’t afraid of technology but we prefer the sound and warmth of analog gear…. and we are a real band that plays together.

Sounds Of South: You have become very successful. What has changedin your life?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Not much. We are constantly working and pushing to be better. We have a taste now we want more.

100A6059-Bearbeitet-1024x683Sounds Of South: Quaker City Night Hawks is an very unusal name of a band. What’s the„story“ behind it?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: It comes from a Mark Twain book called “The Innocents Abroad”. The group of fellas he would gamble and drink with called themselves the Night Hawks and the ship they were on during the story was called the Quaker City. It writes itself.

Sounds Of South: If you had the choice, which artist would you like tosupport on stage or tour?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: We would love to hit the road with Nathaniel Rateliff and the Night Sweats or The Record Company or any of Jack Whites projects… hell even Post Malone would be great.

Sounds Of South: What are you looking forward to the most about your upcoming tour?
Aaron Haynes/Quaker City Night Hawks: Getting back to the European fans. They actually listen to music. It’s refreshing to have audiences that care about music and want to hear every detail.

Thank you for answering our questions. We’re looking forward to see you on your upcoming tour in Germany.

Bilder: Gernot Mangold

Quaker City Night Hawks
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Oktober Promotion

Henrik Freischlader – 27.03.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Nach einer UK-Tour war Dortmund die erste Station von Henrik Freischlader und seiner Band im Rahmen der Deutschland Auftritte, nachdem er vorab im Januar schon einmal in Bocholt präsent war.

Das Dortmunder Musiktheater Piano, in gewissem Sinne eine Art zweites Wohnzimmer der Band, die von Wuppertal kommend, nur etwa 30 Minuten über die A 43 benötigt, war zu diesem Anlass ein würdiger Ort. Schon kurz nach 19 Uhr begann sich das Piano rasant zu füllen. Freischlader und Band, begannen dann pünktlich wie die Maurer um 20:00 Uhr vor einer ausverkauften Hütte.

Wie man es bei ihm gewohnt ist, eröffnete er den Gig mit einem charmanten, humorvollen Smalltalk mit dem Publikum, in den er direkt Werbung für sein aktuelles Werk „Hands On The Puzzle“ einbrachte. Diese Ansage gab auch die Richtung des Abends vor, der in zwei etwa 50-minütige Sets unterteilt war.

Es wurden an dem Abend fast alle Songs des aktuellen Albums gespielt, aber auch immer wieder ältere Sachen eingestreut, die entsprechend der Besetzung eine größere Kompaktheit besaßen und weniger rau daherkamen, als mit einer damaligen Dreierbesetzung.

Interessant war dabei der Bühnenaufbau, wo auf der linken Hälfte das „Trio“ (Henrik Freischlader an der Gitarre und den Vocals, Moritz Meinschäfer an den Drums und Armin Alic am Bass) stand und in der rechten Hälfte Roman Babik an den Keyboards und Marco Zügner am Saxofon ihre Instrumente bearbeiteten. Dass es sich dabei aber um eine kompakte Bandarbeit handelt wurde dem Publikum auch dadurch signalisiert, dass nur der untere Teil der Bühne genutzt wurde und die fünf Musiker entsprechend eng zusammengerückt spielten.

Die Tracklist entsprach in weiten Zügen der des Bochlter Auftritts von Anfang Januar. Es gab keine Songs, die abfielen oder den Status als Lückenfüller gehabt hätten. Einige ragten aus verschiedenen Gründen heraus.

Die ältere Nummer „Masterplan“ nutze Henrik, um das Publikum zum Mitsingen zu animieren, was auch gut gelang. Eine besondere Pointe hatte der Song an diesem Abend dadurch, dass eine nette Mitarbeiterin des Piano – an dieser Stelle schon ein besonderer Dank – am Bühnenrand erschien und Sichtkontakt mit Freischlader aufnahm, der zunächst scheinbar dachte, dass ein schönes Foto geschossen werden sollte. Nach kurzer Rücksprache gab er das Mikro an diese weiter.

Doch statt eines überraschenden weiblichen Gesangparts kam die Ansage, dass ein Auto, wenn es nicht weggesetzt wird, abgeschleppt wird. Freischlader beruhigte den Fahrer, dass er mit der Fortsetzung des Konzertes warten werde und wiederholte in einer Art Endlosschleife die zuletzt gespielte Sequenz , bis das Fahrzeug dann umgeparkt war. Dies kam beim Publikum sehr gut an.

Musikalisch waren mit Sicherheit die beiden letzten Tracks der Show die absoluten Höhepunkte. Das Johnny Guitar Watson-Cover „Life Is A Bitch“, wieder mit Einbeziehung des Publikums in einer ‚Extendend Version‘, gab allen Musikern die Möglichkeit, ihr spielerischen Fähigkeiten zu zeigen.

Ein Kracher war die etwa 20-minütige Zugabe von „I Love You More Than You`ll Ever Know“, die einen würdigen Abschluss bildete, nach dem auch nichts mehr folgen konnte. Der Protagonist bearbeitete seine Gitarre wie entfesselt und steigerte sich fast ekstatisch in die nicht enden wollenden Soli. Babik unterlegte den Sound zum Teil mit fast Pink Floyd-umwehten-Klangwolken währendMarco Zügner das Saxofon zum Teil als Leadinstrument nutzte. Alic bediente den Bass mit einer Sicherheit und erzeugte mit Meinschäfer an den Drums eine Rhythmusgrundlage, die den drei Erstgenannten überhaupt erst die Möglichkeit gab, sich dermaßen auszutoben.

Ein insgesamt begeisterndes Konzert einer in sich gereiften Band, in der sich aber auch jeder Einzelne nochmals weiterentwickelt hat.
Ein besonderer Dank an das Piano und Florence Miller (Entertainment) sowie 3 Dog Entertainment für die wie immer problemlose Akkreditierung und Wertschätzung unserer Arbeit. Ein besonderes Lob, neben dem netten Personal auch an die Licht und Tontechnik, wo die neue Beleuchtungsanlage, durchaus als Zugewinn gesehen werden kann.

Freischlader und Band befinden sich noch einige Zeit auf Deutschlandtour und der Besuch eines Konzertes wird mit Sicherheit eine gute Entscheidung sein.

Aber auch das Piano bietet in diesem Frühling und Sommer noch einige Kracher verschiedenster Genres an, die eine Reise wert sind, ebenso wie Veranstaltungen in anderen Hallen durch 3 Dog Entertainment, wie z.B. die Tedeschi Trucks Band, mit einer neuen begeisternden Platte im Gepäck, schon Mitte April im Ruhrkongress in Bochum.

Line-up:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Roman Babik (keys)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)
Marco Zügner (saxophone)

Text+Bilder: Gernot Mangold

Henrik Freischlader
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Ben Poole – 24.03.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Finale der Europa-Tournee von Ben Poole bei uns im heimischen Schwarzen Adler. Bei dieser günstigen Gelegenheit wollte Sounds Of South zum Wochenausklang natürlich auch noch mal zugegen sein.

Der Brite hatte vor knapp zwei Wochen in Köln auch im Dreier Line-up eine grandiose Leistung abgeliefert, somit waren die Voraussetzungen für einen schönen Ausklang gegeben. In der Domstadt hatte noch Martin Deering am Schlagzeug gesessen. Er wurde in Rheinberg durch Chris Harvey ersetzt, der sich insgesamt mit sehr einfühlsamem wie auch kräftigem Spiel, je nach Lage, als Belebung herauskristallisierte.

Nach etwas ruckligem Beginn beim Opener „Take It No More“ (Sound und Stimme von Ben waren noch nicht gut ausgesteuert), kam das Trio ab „Start A Car“ sprichwörtlich in Fahrt und spätestens beim fantastischen Freddie King-Cover „Have You Ever Loved A Woman“ (tolles Les Paul-Intro, Gesang ohne Mikro, Leisespiel-Passage ohne Verstärker) hatte der Protagonist den Hebel umgelegt, um von da ab ein Feuerwerk an Gitarren-Spielkunst abzulassen.

Die Setliste mit Stücken wie „The Question Why“, „Further On Down The Line“ und dem atmosphärischen Schwofer „Don’t Cry For Me“ entsprach der Kölner Performance und zollte bis zur Pause natürlich Pooles aktuellem Album „Anytime You Need Me“ Tribut.

Nach einem 20-minütigen Break hatten Ben und Beau Bernard ihre vorher getragenen Jacken abgelegt, was auf einen heißen zweiten Part hinzudeuten schien, der mit dem knackigen „Let’s Go Upstairs“ eingeläutet wurde.

Beim groovigen „Better Off Dead“ löste man sich schon ein wenig von der bis dato relativ strikt eingehaltenen Struktur der Stücke. Hier wurde in Bens furiosem, psychedelisch umwehten Soloteil bereits kräftig improvisiert. Schön zu sehen, wie Drummer Chris Harvey hochkonzentriert Pooles quirligem Wirken immer wieder Paroli bot.

Der Protagonist, dem zu diesem Zeitpunkt, die Last, die so eine intensive Tour mit sich bringt, spürbar abgefallen war, gönnte sich dann einfach mal einen Song, auf den er einfach Bock hatte. Mit dem von Eric Clapton und Robert Cray komponierten „Old Love“ versuchte er sich mit der famosen Version der schottischen Kollegen von King King zu messen, was am Ende ungefähr auf Augenhöhe gelang. Toll hier natürlich wieder seine intensiven langen Soli als Intro und im Mittelteil.

Die furiose, fast in Southern Rock-Gefilden endende Version des Don Henley-Klassikers „Dirty Laundry“ zum Finale des Hauptteils, riss das gut aufgelegte Adler-Publikum zu Begeisterungsstürmen hin, so dass dem Trio ein geruhsames Ende natürlich verwehrt blieb.

Die drei jungen Burschen zögerten auch nicht lange. Sie spielten und jammten sich, inklusive Soli aller Beteiligten (jeweils mit Szeneapplaus gewürdigt), beim Titelstück des Albums, „Anytime You Need Me“, regelrecht in einen Rausch, dass einem fast die Spucke wegblieb. Nach einem psychedelischen Wirbelsturm gegen Ende des Liedes, war eigentlich dann auch jedem klar, dass die Messe gelesen war und nichts Besseres mehr kommen konnte.

Fazit: Wie schon vor zwei Jahren, wenn auch in etwas unterschiedlicher Form (ohne Keyboarder, ohne Akustikset), hatte Ben Poole wieder eine insgesamt atemberaubende Leistung in Vierbaum abgeliefert, die bei konstanter Weiterentwicklung und dem unweigerlichen Reifeprozess, auf einen zukünftigen Weg in Richtung Blues Rock-Olymp mutmaßen lässt. Tolles Tour-Abschluss-Konzert im Schwarzen Adler! Gute Heimfahrt, Ben Poole!

Line-up:
Ben Poole (lead vocals, electric guitar)
Beau Barnard (bass, bgv)
Chris Harvey (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Poole
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Schwarzer Adler

Sari Schorr & Band, 21.03.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Sari Schorr ist eine Dame, die mittlerweile zweifelsohne zu einer unserer Dauergäste in Sounds Of South avanciert ist. Nach den beiden Alben-Reviews zu „A Force Of Nature“ und dem amtierenden Silberling „Never Say Never„, sah ich sie jetzt zum vierten Mal live. Gestern Abend gab es ihr drittes ‚Stelldichein‘ im Dortmunder Musiktheater Piano.

Was die Besucherzahlen angeht, zumindest unter meiner Präsenz, scheint die New Yorkerin, trotz konstant guter Leistungen, bei uns irgendwie immer noch nicht richtig angekommen zu sein. Ob der Grund ist, dass sie den Blues-Fans zu rockig und den Rock-Fans zu bluesig ist, oder es einfach nur am Wochentag lag, bleibt somit im großen Reich der Spekulationen angesiedelt.

Abgesehen von der mit 80 Minuten (inklusiv zweier Zugaben) etwas knapp bemessenen Spielzeit, ließ der Abend keine Wünsche offen. Gegenüber dem letzten Gig in Rheinberg gab es zwei personelle Veränderungen. Matt Beable zupfte den Bass und der angesehene, aus dem britischen Brighton stammende Keyboarder Stevie Watts, bediente stilsicher Piano und Orgel.

Allein der heftig rockende und stampfende Opener „The New Revolution“ war schon das Eintrittsgeld wert. Was der an diesem Abend überragende Gitarrist Ash Wilson hier schon auf seiner schnieke weißen Duesenberg-Gitarre an Riffs und Soli abließ, war regelrecht beeindruckend. Er scheint sich von Auftritt zu Auftritt weiterzuentwickeln. Für mich diesmal der heimliche Star.

Sari selbst überzeugte natürlich mit ihrer sympathischen Präsenz, ihrer gewohnt positiven Ausstrahlung und ihrem engagierten, vor Kraft nur so strotzenden Gesang. Nicht zuletzt wegen ihrer blendenden vokalen Performance beim Mott The Hoople-/Bad Company-Klassiker „Ready For Love“ darf sich sich meines Lobes, des angehenden weibliche Pendants zu Paul Rogers, erfreuen.

Das Album „Never Say Never“ stand natürlich, mit gleich acht Stücken, absolut im Mittelpunkt des Geschehens. Neben den beiden bereits genannten Liedern, gab es das Robert Johnson gewidmete „King Of Rock And Roll“ (ebenfalls mit Bad Co-Flair), „Thank You“ (mit furioser Wah-Wah-Einlage von Wilson), das Powerstück „Freedom“ (mit tollen Solier-Parts von Wilson und Watts), „Valentina“ (Ash kann es auch auf der Stratocaster) und die mir aufgrund der Melodik am besten gefallenden „Never Say Never“ (herrlicher Schwofer) sowie „Back To LA“ als abschließende Zugabe (wunderbar songdienliches und melodisches E-Gitarrenspiel).

Bei diesen beiden Tracks kam dann auch eine gewisse stimmliche Ähnlichkeit zu Melissa Etheridge, allerdings etwas mehr im Rock verwurzelt, zum Ausdruck. Nicht zu vergessen natürlich Schorrs eigenwillige Interpretation von „Black Betty“, die als erste Zugabe serviert wurde.

Insgesamt ein gelungenes kompaktes Konzert, bei dem eine charismatische Sängerin plus einer stark und spielfreudig agierenden Band, ein schlüssiges Gesamtkonzept abgaben. Sari Schorr bleibt – wie bei ihren Studioalben – auch live eine Bank!

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals)
Matt Beable (bass, vocals)
Roy Martin (drums)
Ash Wilson (electric guitar, vocals)
Stevie Watts (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Video „Ready For Love“: Adam Zegarmistrz Glagla
Bericht: Daniel Daus

Sari Schorr
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Ally Venable – Texas Honey – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Vor kurzem stand Ally Venable im Rahmen des Blues Caravan 2019 noch auf der Bühne im Dortmunder Musiktheater Piano und wurde in Sounds Of South ausführlich vorgestellt. Dort hinterließ sie einen nachhaltigen Eindruck. Jetzt kommt mit „Texas Honey“ ihr neues Album heraus – nach Puppet Show (2018) und No Glass Shoes (2016) bereits der dritte Longplayer der erst 20-jährigen Texanerin.

Sie hatte mit dem erfahrenen Blues-Gitarristen Mike Zito einen gestandenen Produzenten an ihrer Seite, der freudig von den Aufnahmen erzählt: „Ally ist die Zukunft des Blues und gleichzeitig eine Kreuzung zwischen Blues und amerikanischem Roots-Rock.“

Im überwiegend christlichen Süden der USA hat sie durch die Kirche ihre Gesangsstimme entdeckt. Sie hat aber nicht zur Worship-Musik gefunden, sondern in die Tradition des Texas-Blues-Rock – wie z.B. die, ihres großen Vorbildes Stevie Ray Vaughan, dessen Gitarrenkünste in „Love Struck Baby“ gewürdigt werden. Ein Song von Vaughans Debütalbum „Texas Flood“ (1983), der auch durch Allys Stimme in neuer Lebendigkeit begeistert.

„Nowhere To Hide“ eröffnet die LP rockig und frech und man bekommt einen ersten Eindruck, warum sie bereits 2015 bei den ETX Music Awards u.a. als beste Gitarristin ausgezeichnet wurde. Die Single-Auskopplung „Broken“ knüpft nahtlos an den rauen Blues der Vorgänger-Alben an. Der Titelsong „Texas Honey“ beweist, dass Ally Venable nicht nur gesanglich das Herzstück einer starken Blues-Rock-Band sein kann, sondern auch an ihrer 6-saitigen-Gitarre ein Highlight nach dem anderen abliefert und bei „Running After You“ ausgiebig für den Bottleneck-Einsatz verantwortlich ist!

„Blind To Bad Love“ ist ein harter Slow-Blues, der vom beständigen Schlagzeug-Beat getragen wird. Auf „Come And Take It“ wird Ally an der Gitarre und vocal-technisch vom Memphis-Blues-Musiker Eric Gales begleitet.

Mike Zito greift auf „Texas Honey“, neben seiner Produzententätigkeit, auch mehrfach musikalisch ins Geschehen ein und jammt z.B. bei „One Sided Misunderstanding“ zusammen mit seiner „Schülerin“, in einer Art und Weise die wirklich jeden Blues-Fan „elektrisieren“ sollte.

„White Flag“ setzt diesen Power-Blues mit knarzender E-Gitarre fort. Als letztes Stück nimmt sich Ally Venable den Blues-Traditional „Careless Love“ vor, der schon von zahlreichen Künstlern des Jazz- und Blues-Bereichs interpretiert wurde. Aber Ally gelingt es, diesem Klassiker in frischer und aktueller Weise das besondere Texas-Feeling einzuimpfen und doch ihre eigene jugendliche Note beizusteuern.

„Texas Honey“ ist eine LP, aus überwiegend selbstverfassten Songs, die melodischen und modernen Blues-Rock mit der typischen texanischen Härte verbindet. Ally Venable findet stets die richtige Balance zwischen imponierenden Solo-Parts und persönlichen Texten.

Sie rockt mit einer so ureigenen Entschlossenheit, die man wohl nur so im US-amerikanischen Süden in die Wiege gelegt bekommt und bringt ein Blues-Album in die Szene, das ihre Position als aufstrebendes Talent mit enorm viel Potenzial festigt.

Ruf Records (2019)
Stil: Blues Rock

01. Nowhere To Hide
02. Broken
03. Texas Honey
04. Blind To Bad Love
05. Come And Take It
06. Love Struck Baby
07. One Sided Misunderstanding
08. White Flag
09. Long Way Home
10. Running After You
11. Careless Love

Ally Venable
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Ruf Records

Joost de Lange Band – Lonesome Wolf – CD-Review

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Der im niederländischen Middelburg (schönes Örtchen, in dem wir immer gerne während unserer Zeeland-Urlaube bummeln gehen) geborene Joost de Lange hat mit „Lonesome Wolf“ jetzt sein 5. Studioalbum auf den Markt.

Er und seine beiden Mitstreiter Mitchell Goor (bass) und Ramses Donvil (drums), mittlerweile im belgischen Antwerpen ansässig, haben sich in scheinbar bewusster Trioform seit ca. 2015 der powervollen Variante des Blues Rocks verschrieben.

Das neue Werk umfasst elf Tracks, die alle aus der Feder des Bandleaders stammen und im Giesound Studio in Zwolle eingespielt und aufgenommen wurden.

Schon der heftig brummende Opener „Drifting Away“ mit seinem kraftvollen E-Solo inklusiver Wah-Wah-Elemente, lässt erahnen, was einen im Verlauf des Longplayers größtenteils erwartet: Treibender polternder E-gitarrenlastiger Blues Rock der etwas heftigeren Art.

Der Protagonist spielt sicherlich deutlich besser Gitarre als er singt, was er mit unzähligen quirligen und filigranen Soli untermauert. Aber auch seine Stimme, die manchmal ein wenig wie eine europäische Ausgabe von Johnny Van Zant klingt (in der Markanz aber somit nicht vergleichbar), geht durchaus in Ordnung. Manches Stück wie zum Beispiel „Dreams“ kann sogar mit einem dezenten Southern-Touch punkten.

Auch wenn ich solche powernde Musik eigentlich lieber live als im Wohnzimmer höre, muss man de Lange durchaus den Anspruch attestieren, eine gewisse Melodik und auch eine abwechslungreiche Gestaltung der Songs, nie außen vor zu lassen.

Mit ein paar Piano- und Orgeleinlagen sowie weiblichen Backgroundgesängen hätte man aus den Stücken vielleicht sogar noch viel mehr rauskitzeln können, de Lange hat sich aber vermutlich konsequent für die schroffe Linie im klassischen Dreier Line-up ohne viel Pipapo entschieden.

Da geht es allerdings dann bei „The River“ auch mal in den Slowblues-Bereich (dennoch wieder mit quirligem Solo), beim starken Titelsück „Lonesome Wolf“ und dem straight rockenden „Rock & Roll Radio“ in die texanische Schiene.

Mit dem finalen „The Rambler“ wird noch mal ein atmosphärischer Blues Rocker rausgehauen, der mich ein wenig an Alex Harveys „Faith Heeler“ erinnert.

Wer Spaß an Blues Rock-Altmeistern der harscheren Sorte wie Hendrix, Gallagher, Pat Travers, Frankie Marino, Ted Nugent, Stevie Ray Vaughan & Co. hat, darf sich bei der Joost de Lange Band über eine zeitgenössische Variante derer freuen.

Erwähnt werden muss sicherlich auch das schlichte, aber sehr geschmackvoll und mit Liebe zum Detail gestaltete Digipak von Peter Kortleve (Shortlife Graphic Design, Deventer), wobei mir innen vor allem die Wolfspupillen mit dem weglaufenden Künstler samt Gitarrenkoffer im geschärften Blick, klasse gefallen.

Eigenproduktion (2019)
Stil: Blues Rock

01. Drifting Away
02. Best Shot
03. Fly On
04. Wandering
05. The River
06. Dreams
07. Soul On Fire
08. Lonesome Wolf
09. I’ll Be Watching
10. Rock & Roll Radio
11. The Rambler

Joost de Lange Band
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Mike Zito – Support: Jeremiah Johnson – 14.03.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Was für ein Abend im Lütgendortmunder Musiktheater Piano! Der von uns so geschätzte texanische Blues Rocker Mike Zito, den wir noch letztes Jahr im Rahmen des Blues Caravans an gleicher Stelle beleuchtet hatten, gab diesmal ein Stelldichein in eigener Sache und hatte als Support noch Jeremiah Johnson mit dabei, der letztes Jahr mit „Straitjacket“ sein Debüt unter dem Ruf Records Label gefeiert hatte.

Beide wurden jeweils bei ihren Auftritten durch Matt Johnson am Schlagzeug und Kaugummi-Kauer Terry Dry (herrlich kauziger Typ mit skurrilem Erscheinungsbild) am Bass verstärkt. Zunächst war es dann natürlich Jeremiah Johnson bei seiner Deutschland-Premiere vorbehalten, sich und seine Musik dem Publikum näher zu bringen.

Sein früheres Album „Grind“ befindet sich in meinem Besitz. Von daher war Johnson, zumindest für mich kein völlig Unbekannter. Und aus dem legte mit dem Opener des Werkes „Black Lingerie“ sofort eine toll groovende Nummer hin. Herrlich wie seine Delaney-E-Gitarre rumknarzte (erinnerte mich ein wenig an das Spiel von Wishbone Ahs Mark Abraham) und auch Johnsons leicht angerauchte Stimme wusste zu überzeugen.

Ein Kompliment hier an den Tontechniker des Pianos, der einen wunderbar transparenten und klaren Sound in allen Belangen aussteuerte und somit seinen Anteil an dem insgesamt tollen Abend hatte. Das auch von dieser CD stammende “Georgia Peach“ offenbarte Johnsons Affinität zum Southern Rock und dem Betts-umwobenen Gitarrenspiel, bedingt durch das unterschiedliche Gitarrenmodel, natürlich etwas rauer klingend.

Mit dem Schwofer „King And Queen“, „Blues In Herr Eyes“ und „Straitjacket“ gab es dann den Schwenk in Richtung des aktuellen Longplayers, von dem mit „Believe In America“ noch das patriotische Bekenntnis zur Heimat später folgte. Wahnsinn was der Protagonist insgesamt an quirligen Soli abzwirbelte.

Für uns als Southern Rock-Freunde gab es als Bonbons die Stücke „Skip That Stone“ (mit kleinen „Jessica“-Einlagen) und das atmosphärische, Marshall Tucker-trächtige „Southern Drawl“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der aus St. Louis, Missouri stammende Musiker bereits in die Herzen der Piano-Besucher gespielt.

Ich habe bei meinen vielen Besuchen selten einen Support erlebt, der so vom Publikum gefeiert und angetrieben wurde. Johnson wurde unter heftigem Klatschen dann noch zweimal auf die Bühne zurückbeordert, wo er mit „Get In The Middle“ on top eine Bakersfield-Nummer zum Besten gab und bei „Gasoline And Smokes“ noch mal gitarrentechnisch aus allen Rohren feuerte. Großartige Performance, Jeremiah Johnson!

Nach einer kurzen Pause wusste Routinier Mike Zito natürlich um die Höhe der Latte, die Kollege Johnson aufgelegt hatte. Der Texaner warf sofort sein sympathisches Charisma in die Waagschale und konterte mit den formidablen Slidekünsten (als auch vielen konventionellen Spielereien) auf seiner, mit goldenen Reglerknöpfen verzierten, schnieke glitzernden, bordeaux-rot-weißen Music Man StingRay-Gitarre.

Zito eröffnete mit „Mississippi Nights“ und dem Titeltrack des aktuellen Werkes „First Class Life“, die später noch mit dem herrlichen Deltablues zu Ehren von Blind Willie Johnson „Old Black Graveyard und dem wunderbar launigen „Back Problems“ (furiose Soli aller Beteiligten, sehr schön sphärisch das von Komiker Terry Dry, der trotz seiner Flachsereien immer auf präzises Spiel achtete) ergänzt wurden.

Mit „Bad News Is Coming“ lieferte er eine grandiose Hommage an Luther Allison ab und präsentierte mit Sachen wie unter anderem „Wasted Time“, „Keep Coming Back“, „Judgement Day“ (mit integriertem Kurz-„Whole Lotta Love“) und „Make Blues Not War“ einige Schlüssellieder seiner früheren Alben.

Und da Mike Zito nicht nur ein lockerer Typ ist, sondern durchaus den Gentleman in sich trägt, holte er Jeremiah Johnson zurück auf die Bretter des Pianos. Fortan wurde mit den beiden überragend gespielten „Gone To Texas“ und „One More Train“ im Quartett die große Southern Rock-Keule geschwungen, Double Leads und schmissige Einzel-Soli inbegriffen, dass es einem die Freudentränen in die Augen trieb.

Eigentlich wollte kaum jemand die vier Musiker von der Bühne lassen, aber angesichts der noch bevorstehenden Konzerte ging der fließende Übergang zum Merchandising Stand absolut in Ordnung. Johnson schien angesichts der Begeisterung für ihn vor Dankbarkeit überzuschäumen, so dass er jeden Besucher quasi persönlich per Handschlag verabschiedete.

Und in der Tat, das Musiktheater Piano hatte aus meiner Sicht, nicht zuletzt auch wegen der vielen Southern-Ingredienzien, einen der stärksten Blues Rock-Abende erlebt, seit dem ich diese schöne Location besuche. Es war ein großes Vergnügen – Kompliment, die Herren Zito, Dry und Jeremiah und Matt Johnson! Unsere dicke Empfehlung zu Anfang der Tour: Hingehen, wem sich auch immer die Möglichkeit dazu bietet!

Line Up:
Mike Zito – Lead vocals, electric and slide guitar
Jeremiah Johnson – Lead vocals, electric guitar
Matthew R. Johnson – Drums, vocals
Terry Dry – Bass, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Video „Bad News Is Coming“: Adam Zegarmistrz Glagla
Text: Daniel Daus

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Musiktheater Piano
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