Drake White – Spark – CD-Review

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Wieder ein äußerst vielversprechendes Debüt im Nashville-Circus: Drake White, ursprünglich aus Hokes Bluff, Alabama, stammend, seit 2013 auf musikalischen Pfaden in Music City unterwegs. Big Machine-Chef Scott Borchetta zeichnete ihn letztendlich für das wieder ins Leben gerufene Unterlabel Dot Records, das auch Aerosmith-Chef Steven Tyler unter Vertrag hat. Zur Zeit ist White als Support von Zac Brown (der singt hier im Background auf „Back To Free“), auf dessen ‚Black Out The Sun‘-Tour unterwegs.

Produziert haben bis auf eine Ausnahme (Andrew Petroff/Adam Schwind bei „Waitin‘ On The Whiskey To Work“), die für ihre kommerziell erfolgreichen Veröffentlichungen bekannten Russ Copperman und Jeremy Stover, die hier natürlich auch alle notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen haben (mit einem Heer an arrivierten Nashville-Schreibern und Klasse-Musikern an Drakes Seite ), sich aber, was technischen Schnickschnack (Loops, Synthies) angeht, sehr angenehm zurückhalten.

Sie setzen bei Drake White eher auf eine recht hohe stilistische Bandbreite, was sich bei dessen toller, charismatischer Stimme auch anbietet. So pendelt das eröffnende, im Erzählstil gesungene „Heartbeat“ irgendwo zwischen Eric Church und Kip Moore (dezente Heartland-Elemente, Powerrefrain), das dem amerikanischen Durchschnittsbürger gewidmete „Story“ in herrlich traditionellen Countrygefilden (klasse Banjoeinlagen) und die starke Ballade „Makin‘ Me Look Good Again“ (großartiges Backsinging von Carolyn Dawn Johnson, herrliches E-Gitarrensolo) im bluesigen Southern Soul-Bereich. Direkt drei völlig unterschiedliche,  Tracks. Allesamt gelungen!

Fulminant auch Whites und Dawn Johnsons gesangliches Zusammenwirken auf dem von knarziger Mandoline, Ukulele, Slide und quäkender Mundhamonika begleiteten „It Feels Good“ (dezentes Little Big Town-Flair). Einer der vielen Höhepunkte des Albums. Der zur Zeit omnipräsente Cadillac Three-Chef Jaren Johnston setzt kompositorische und gesangliche Akzente beim fluffigen „Livin‘ The Dream“.

Ein Hauch von Southern Rock-infizierten New Country bietet „I Need Real“ (Marshall Tucker-mäßige Gitarren-Fills und Solo), „Back To Free“ und das folkige „Live Some“ wandeln auf Chris Stapeltons/Eric Churchs Spuren, das humorvolle angejazzte „Equator“ (was für ein Titel für eine Countryscheibe – tolle Piano- und Bläser-Einlagen) macht unglaublich Laune. Der musikalische Appel an das Durchhaltevermögen im Leben, „Elvis“ (…Rome wasn’t built in no day and Elvis wasn’t born the king…), rockt ordentlich und das finale poltrige „Take Me As I Am“ groovt nochmal richtig schön lässig und bluesig-soulig,  (wieder fantastischer Gesang von Drake, klasse E-Solo) hat aufgrund des Stadion-tauglichen Mitsing-Refrains (mit Crowd-Harmonies) aber auch hymnischen Charakter. Ein Song mit weiterem Hit-Potential am Schluss.

Fazit: Mit Drake White erleben wir einen sehr vielversprechenden  und überaus variablen Newcomer im Bereich (New) Country, Countryrock. Natürlich eine Gewinn-orientierte Nashville-Produktion, die aber ungemein viel Spirit und Seele aufweist. Der Kerl ist ein toller Songwriter (hat fast alle Stücke mitgeschrieben) und charismatischer Performer mit einer fantastischen, angerauten Stimme. Viel Southern-, Soul- und gar ein wenig bluesige Momente, und eine tolle Gratwanderung zwischen traditionellen Country-Elementen und kernigen, erdigen, satten Rockeinflüssen. Sein vielschichtiges Debüt „Spark“ erinnert zuweilen ein wenig an Eric Church, aber eben mit rauerer Stimme und nicht ganz so experimentell, zumindest, wenn man dessen „Outsider“-Werk betrachtet. Super Einstand von Drake White!

Dot Records (2016)
Stil: New Country

01. Heartbeat
02. Story
03. Makin‘ Me Look Good Again
04. It Feels Good
05. Livin‘ The Dream
06. I Need Real
07. Back To Free
08. Equator
09. Live Some
10. Waitin‘ On The Whiskey To Work
11. Elvis
12. Take Me As I Am

Drake White
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Bärchen Records

Casey Donahew – All Night Party – CD-Review

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6. Studioalbum von Casey Donahew, sein erstes Nashville-Rendevouz! Herrlich, wie diese Songs ins Ohr gehen und losrocken. Das ist satter, knackiger Countryrock ala Cross Canadian Ragweed, Reckless Kelly, Will Hoge oder der frühen Eli Young Band, offeriert dabei aber auch eine gewisse Nashville New Country(rock)-Kompatibilität, das an dieser Stelle als ausschließlich positiv verstanden werden soll, denn auf die momentan in Music City angesagten, hippen Mainstream-Spielereien, wird gänzlich verzichtet. Hier wird schnörkellos geradeaus und mit absolut traumhaft schönen Melodien ‚Country-gerockt‘ – und der unwiderstehliche, rootsige, staubige, texanische Red Dirt-Spirit ist dabei allgegenwertig. Die angesprochene Nashville-Kompatibilität ist eine logische Folge des Aufnahmeprozesses, denn „All Night Party“, eingespielt ohne Caseys übliche Casey Donahew Band, wurde in Nashville mit dortigen Genre-Größen aufgenommen.

Nachdem die beiden Vorgänger „Double-Wide Dream“ und „StandOff“ unter den Top-10 der Country Billboard Charts gelandet waren, geht der beliebte, aus der Nähe von Fort Worth stammende Künstler jetzt konsequenter Weise den Weg, den zuvor auch andere Interpreten wie Randy Rogers, Wade Bowen oder die Eli Young Band aus seinem Red Dirt-Zirkel beschritten haben. Er begab sich für die Aufnahme seines neuen Werkes „All Night Party“ direkt in die ‚Höhle des Löwen‘.

Im Gegensatz zu seinen o. a. Kollegen, hat er sich aber nicht von einem Major-Label vereinnahmen lassen, sondern mit dem solventen und großzügigen Thirty Tigers Vertriebslabel im Rücken, das Donahew schon lange begleitet, die Variante einer Eigenproduktion gewählt, um jederzeit die Oberhand über seine Musik zu behalten und seine kontinuierlich, in gesundem Maße, gewachsene, mittlerweile aber doch immense Fan-Basis (vor allem in Texas) nicht vor den Kopf zu stoßen.

Dieser Spagat, ist ihm, um es vorwegzunehmen, prächtig gelungen. Er hat mit Josh Leo einen exzellent zu ihm passenden Produzenten engagiert und mit der Creme de la Creme der Nashville-Studiomusiker (Nir Z, Steve Mackay, Tony Harrell, Bob Terry, Kenny Greenberg, Rob McNelley und Aubrey Haynie) ein Star-Ensemble gefunden, das sich wunderbar auf seine Art zu Musizieren einließ, gleichzeitig mit seinem ungemeinem handwerklichen Können, ganz neue Ebenen eröffnete. Leo und sein Team haben an Donahews Sound nur marginal und ganz unmerklich gefeilt und ihm einfach nur deutlich mehr Drive und Klasse beschert.

Der fluffige und eingängige Opener „Kiss Me“ stellt für Donahew, mit seiner ersten, national veröffentlichten Single, ebenfalls ein Novum dar. Ein sehr melodischer und von einer markanten Banjo-Linie untermalter Red Dirt-Song, der auch in den Radiostationen Nashvilles auf offene Ohren stoßen sollte (lustig: seine texanische Live-Begleitband musste sich, laut einem Interview, extra ein Banjo für diesen Song neu zulegen). Auch das vom Hitschreiber-Duo Jon Nichols und Craig Wiseman kreierte  sommerlich launige „That Go The Girl“ (grooviges  Piano und Orgel) dürfte große Chart-Ambitionen haben.

Ansonsten belässt es der Protagonist bei seinen Eigenkompostionen, in seiner traditionellen Art zu performen:  Mit „Cowboy Song“ und „What Cowboys Do“ zwei knackige Red Dirt-Tracks mit Western-Appeal, „Feels This Right“  und  die Fortsetzung seiner White Trash-Lieder, „White Trash Bay“, zwei Nummern, die auch ins Entertainment-Repertoire von Garth Brooks perfekt passen würden, mit „College Years“ eine euphorische Rückbesinnung an alte Zeiten und einem herrlichen, nach Strandbar, Corona, Tequila und dunkelhaarigen Schönheiten Sehnsüchte weckenden Tex-Mex-Schunkler „Josie Escalido“ (tolle Gestaltung mit Mariachi-Trompeten, Akkordeon, Mandoline, spanischer Akustikgitarre).

Den absoluten Kracher gibt es dann mit „Going Down Tonight“ als Rausschmeißer am Ende. Ein wüster, dreckiger und angriffslustiger Southern Rocker, bei dem der auch ansonsten alles überragende E-Gitarrist Kenny Greenberg (was für großartige und auf den Punkt gebrachte Einlagen und Soli) und seine Mitstreiter nochmal alles aus sich herausholen. Grandios hier auch die an Bekka Bramlett erinnernden sexy und frech gesungenen Uuh und Aah-Backs (die ausführende Dame ist in den Credits leider nicht genannt), was für eine Rakete. Donahews vielleicht bester Song seiner Karriere!

Casey Donahews Trip nach Nashville ist absolut gelungen. Mit „All Night Party“ könnte diesmal der ganz große nationale Wurf gelingen. Ein wunderbarer Kompromiss aus knackigem ehrlichen New Country und traditionellem Donahew-typischen Texas Red Dirt. Das sicherlich beste Album des Texaners bisher. Große und lange Donahew-Feier-Nächte dürften damit vorprogrammiert sein! So let’s party all night long (with Casey Donahew)!

Thirty Tigers (2016)
Stil: Red Dirt

01. Kiss Me
02. Country Song
03. College Years
04. What Cowboys Do
05. Feel This Right
06. That’s Why We Ride
07. That Got The Girl
08. Josie Escalido
09. White Trash Bay
10. Going Down Tonight

Casey Donahew
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Bärchen Records

Andy Frasco And The U.N. – Happy Bastards – CD-Review

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Schon beim Blick auf das farbenfrohe Cover-Artwork von „Happy Bastards“, dem neuen Album von Andy Frasco And The U.N. kriegt man schon irgendwie gute Laune. Auch die Bilder innen, ein wenig in Warholscher Manier, zeigen u. a. einen, nicht nur der wilden Haare wegen, elektrisiert wirkenden Bandleader. Das neue Werk erscheint zum ersten Male unter der Flagge des Blues (Rock)-spezialisierten Ruf-Labels.

Frasco bekennt sich laut eigener Aussage zwar auch zum Blues, möchte diesen allerdings in eine völlig konträre Richtung interpretieren. Seine Musik soll Leute in positive Stimmung bringen, erst wenn er Leute mit lachenden und zufriedenen Gesichtern seine Konzerte verlassen sieht, hat er einen guten Job gemacht, so der aus LA stammende Kalifornier.

Bunt ist ebenfalls die Zusammenstellung seiner Band. Seine Mitstreiter Ernie Chang (saxophone), Shawn Eckels (guitars, vocals), Andee Avila (drums, vocals), Supaman (bass) und einige Gastmusiker kommen aus den Niederlanden, Deutschland, Missouri, Tennessee und Texas. Kein Wunder also, dass sich das auch auf die stilistische Songvielfalt auswirken musste.

Und die ist auch beeindruckend hoch. Hier gibt es von Blues/Rhythm’n‘ Blues („You’re The Kind Of Crazy I Like“, „Blame It On The Pussy“ – mit Blues Brothers/James Brown-Flair), über Discopop („Doin‘ It“ – Richtung Bee Gees), Reggae- („Here’s To Letting You Down“)/Calypso- („Let’s Get Down To Business“) Klänge, Rock, Rock’n’Roll, Gospel („My Recovery“ mit „When The Saints Go Marching In“-Anleihen), Funk und Southern Soul, fast alles geboten, was einen in beste Feier-Laune versetzen kann.

Meine persönlichen Favoriten sind die Stücke, die in Richtung Southern Soul schwenken. Da wären die drei schön atmosphärisch ruhigeren Sachen wie „Tie You Up“, das großartige „Make it Work“ (Saxophon-lastig, tolles Southern Rock-mäßiges E-Gitarren-Fills-Spiel,  würde auch zu JJ Grey toll passen) und „Good Ride“ (klasse Sax, starkes E-Solo, hallendes Organ)  oder auch das, an die Dirty Guv’nahs erinnernde, rotzig freche „Mature As Fuck“.

Bandleader Andy Frasco beeindruckt mit einer, wie es nicht anders zu erwarten war, vokalen Bandbreite, die von bluesig-melancholisch  bis rotzig-euphorisch alles bietet. Ich mag es, wenn sich Sänger auch im Studio, sich so richtig spürbar, voller Emotionen reinhängen. Frasco ist ohne Zweifel, so einer.

Fazit: Diese, mit vermutlich etwas Ironie im Hintergedanken, selbst ernannten Bastarde um Andy Frasco und seine U.N.s  machen wirklich einen zufriedenen und glücklichen Eindruck. Ihre Scheibe „Happy Bastards“ ist eine musikalische Bereicherung für jede gute Party. Ach ja, lieber Andy, und nicht zu vergessen, auch ich als eigentlicher Southern Rock-Fan habe dieses Review mit einem Lächeln im Gesicht beendet! Guter Job, Jungs!

Ruf Records (2016)
Stil: Party Blues & More

01. Tie You Up
02. You’re The Kind Of Crazy I Like
03. Doin‘ It
04. Make It Work
05. Mature As Fuck
06. Here’s To Letting You Down
07. When You’re Lonely (Fill You Up)
08. (Oh My My) Can’t Get You Off My Mind
09. Let’s Get Down To Business
10. Blame It On The Pussy
11. Good Ride
12. My Recovery

Andy Frasco And The U.N.
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Ruf Records

The Georgia Shine Band – Same – CD-Review

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‚Smokin‘ hot original Southern Rock‘! Eine absolut treffende Umschreibung der seit 2013, aus Atlanta, Georgia, bestehenden, recht neuen Southern Rock- Formation Georgia Shine Band, die  mit ihrem gleichnamigem Debüt (alles Eigenkompositionen) sofort famos auftrumpft. Hier sind allerdings keine Jungspunde zu Werke geschritten, sondern gestandene und erfahrene Musiker aus der Atlanta-Musik-Szene, die schon für und mit arrivierten Bands des Genres zusammengespielt haben.

Bei einem klangvollen Namen wie dem von Doug Southern, dem Leader, Sänger, Songwriter/Texter und Gitarrist der Truppe, war der einzuschlagene Musikpfad ja quasi schon determiniert. Er bildet mit den weiteren Gitarristen Kevin Taylor und Dustin McElroy (beide haben früher mit dem einstigen, mittlerweile ja leider verstorbenen Skynyrd-Drummer Bob Burns in einer Band gespielt, Taylor auch sporadisch mal für Molly Hatchet) das klassische 3-Gitarren-Line-Up.

Drummer Mark Smith (früher Southbound Band und Three Leg Dog) und Bassist Brian Watson bilden die routinierte Rhythmus-Fraktion. Als zusätzliche Gast-Musiker hat der Georgia-Fünfer noch Southerns Tochter Layla Rae (die ist schon bei den berühmten ‚Simple Man Cruises‘ aufgetreten) im Background, David Smith (bass), Dave Lamar James (klasse Keys) und Rick Willaford (percussion) mit an Bord genommen, Letztgenannter hat das Werk sehr schön rau, ungeschliffen und erdig, ja fast im Live-Ambiente mit Doug in Assistenz produziert.

Vierzehn durchgehend großartige, packende, sich an der großen Southern Rock-Zeit der Siebziger Jahre orientierende Stücke mit einer Spielzeit von fast genau einer Stunde, sind der treffliche Beweis, dass diese Musikrichtung sich einfach nicht tot kriegen lässt und immer wieder für neue Überraschungen gut ist.

Die Opener „Redneck“ und „Ink Under My Skin“ lassen es sofort standesgemäß in einstmaliger Skynyrd-/Molly Hatchet-Tradition voller typischer E-Gitarreneinlagen krachen und knarzen. Southern, dessen kauzige und durchaus charismatische Stimme insgesamt entfernt an die von John Hiatt erinnert (dazu kommen leichte Tendenzen in Richtung Ronnie Keel, Gary Jeffries, Jimmy Van Zant), hat hier dieses schön ‚grimmige‘ Flair eines damaligen Danny Joe Browns.

Mit den herrlichen Balladen „Shame“ (klingt wie eine Modifikation von „Lonesme Guitar“) und „Love Is Alive“ (Piano-bestückter Schwofer), dem Tucker-mäßigen „I’m Gone“,  dem Bandnamen getreuen „Georgia Shine“ (hier blinzelt ein wenig Daniels „Long-Haired Country Boy“ durch) und dem starken „Johnny Rebb“ (erinnert vom Aufbau an Doc Hollidays „Southern Man“, zwei starke verschachtelte mehrstimmige E-Gitarren-Kurz-Passagen in der Mitte und am Ende) hat die Band gleich fünf Hymnen-taugliche Tracks am Start (!), an die man spielend, ein typisches langezogenes Gitarrenfinish hätte anbauen können.

Zur Anhebung des biergelaunten Stimmungsbarometers eignen sich vortrefflich Songs wie das furiose „Junkie Dumb“, bei dem die höllisch gespielten Lead Gitarren regelrecht Funken sprühen lassen (Wahnsinn!), die rhythmisch-shuffligen Boogie-Nummern wie „Hot Mess“ (klingt wie eine Reinkarnation von Skynyrds „What’s Your Name“) und der inkludierte zünftige Hidden-Track „You Know What I Mean“ (folgt dem abschließenden überwiegend akustisch gehaltenen „64“).

Die Georgia Shine Band bedient mit einem starken Debüt, in erster Linie, die Fraktion der Southern Rock-Nostalgiker, die es wehmütig nach Musik aus der Hochzeit von Bands wie Skynyrd, Molly Hatchet, Doc Holliday, Allman Brothers (einige Duane Allman-mäßige Slides sind hier auch vertreten), MTB oder der CDB dürstet. Dies in Verbindung mit viel kreativer musikalischer Neuenergie, ähnlich wie es zeitgenössische Interpreten der Marke Rebel Pride, Rambler, Blackberry Smoke, Gary Jeffries, Holman Autry Band & Co. auch immer wieder praktizieren und umzusetzen versuchen.

Ein echter neuer Stern am Southern Rock-Firmament dieses Quintett aus Atlanta, Georgia, und eine weitere bärenstarke Veröffentlichung in einem Reigen von recht vielen guten Neuveröffentlichungen der letzten Zeit! So darf es gerne weitergehen. ‚Shine On‘ Georgia Shine Band!

Dog South Records (2015)
Stil: Southern Rock

01. Redneck
02. Ink Under My Skin
03. Shame
04. Born To Do
05. I’m Gone
06. Junkie Dumb
07. Georgia Shine
08. Love Is Alive
09. Hot Mess
10. Crazy Daisy
11. Johnny Rebb
12. Under Cover
13. 64 (inkl. Hidden Track)

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Bärchen Records

DarkWater Redemption – Long Way Down – CD-Review

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Das Jahr 2016 meint es mit uns Freunden des Southern Rocks gut! Viele starke Veröffentlichungen und die meist von noch hungrigen Bands der jüngeren Generation. Hierzu zählen auch DarkWater Redemption aus Stoneville, NC, die mit ihrem fantastischen Debütalbum „Long Way Down“ direkt das Herz des Rezensenten im Sturm erobert haben.

Entdeckt wurde das Quintett, bestehend aus Josh Smithey (lead vocals, rhythm guitar), Jordan Roberson (dobro & banjo, vocals), Joey Doss- (lead guitar, mandolin, vocals), Chris Comer (bass guitar) und Kevin Smithey (drums, percussion) übrigens vom Requisiteur der erfolgreichen US-Fernsehserie ‚The Walking Dead‘, John Sanders, bei einem Auftritt Zac Browns Kneipe ‚Southern Ground Social Club‘ in Senoia, GA.

Das Markenzeichen der Truppe ist die unglaublich harmonische Zusammenführung und Verschmelzung von Country-typischen Instrumenten wie Dobro, Banjo und Mandoline, mit furios slidenden und rockenden E-Gitarren. Dazu kann man sich in Josh Smithey auf einen tollen engagierten Sänger, mit einer zum Sound hervorragend passenden Stimme, verlassen. Sämtliche Tracks sind dabei Eigenkreationen.

Natürlich orientieren sich auch DarkWater Redemption an den einstigen Größen des Genres wie Skynyrd, den Allmans & Co., verneigen sich mal kurz  wie bei „Better Get Your Boots On“, fahren aber insgesamt doch ihre ganz eigene Linie. Allein schon der herrlich shufflig stampfende Opener „When The Whiskey Whispers Her Name“ mit seinen rauschenden E-Riffs und fiependen Slides (dazu tolles Solo), tollen Tempowechseln und klasse Harmoniegesängen, das knarzige „Julianne“ und das rotzig polternde „Get Back Up“  (wieder unglaubliches Slide-Gesurre) bilden ein bärenstarkes Start-Trio, das den vermutlich zunächst freudig überrascht reagierenden Southern Rocker regelrecht überfährt.

Der darf dann, um das Ganze zunächst mal zu verarbeiten, seine belegte Kehle beim grassigen, von einer wunderbar klirrenden Mandolinen-Hook geführten und grandiosen Dobroklängen begleiteten, melancholisch eingefärbten „Who’s Keeping You Warm“, in Ruhe befeuchten, bevor es im weiteren Verlauf doch meist wieder ordentlich zur Sache geht.

Ein blecherndes Banjo untermalt das swampige „Boogie Man“, das von klasse angelegten Stimmungswechseln (ruhiger Strophengesang, fetter Powerrefrain) gezeichnet ist, ähnliches gilt für das dezent psychedelisch angehauchte „Cleanse„, auch eine tolle Nummer.

Die zweite Halbzeit wird mit  dem atmosphärischpackenden „Death Row“ (auch toller Text) eingeläutet, bei dem sich im späteren Verlauf Slide- und E-Gitarren in einen wahren Rausch hinein duellieren, einfach nur geil. Das Titelstück entpuppt sich als kompakter rhythmischer Siebziger Rocker,  Rednecks genießen den Hüftschwung ihrer Mädels auf der Tanzfläche bei „Raise A Little Hell“ (mit schön holprigem Banjo-Rhythmus).

Auch „Be Who We Wanna Be“ lebt wieder von diesen messerscharfen Slides und turbulenten Duellen mit den herkömmlichen E-Gitarren, großartiger Stoff für Skynyrd-Fans. Klasse hier auch wieder mal die Harmoniegesänge der Burschen. Der melodische Power-Lovesong „Love You More“ zeigt am Ende, dass DWR es auch einfühlsam können, ohne dabei ins Kitschige abzudriften.

Insgesamt gelingt DarkWater Redemption mit „Long Way Down“ ein sensationell gutes Debüt-Album, ohne einen einzigen Füller, das selbst eingefleischten Southern Rockern wie mir, den Atem regelrecht stocken lässt. Was für ein Potential diese Jungs haben! Liebe Leute, holt euch dieses Teil. Absolute Suchtgefahr! Selbstredend werden natürlich immense Wünsche geweckt, das Quintett mal bei uns live sehen zu können. Auf geht’s Boys, get your boots on…!

Eigenproduktion (2016)
Stil: Southern Rock

01. When The Whiskey Whispers Her Name
02. Julianne
03. Get Back Up
04. Who’s Keeping You Warm
05. Boogie Man
06. Cleanse
07. Death Row
08. Long Way Down
09. Raise A Little Hell
10. Be Who We Wanna Be
11. Better Get Your Boots On
12. Love You More

Darkwater Redemption
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The Captain Legendary Band – Lifetime – CD-Review

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So ist es manchmal. Gerade noch mit Jake OwensAmerican Love“ eine Scheibe reviewt, die zur Zeit ganz Amerika, Genre-übergreifend aufmischt, jetzt mit „Lifetime“ von der Captain Legendary Band, ein Werk zur Begutachtung, das mir zwar viel mehr Spaß bereitet, aber sicherlich sowohl in den Staaten, eher mehr regional, und besonders hierzulande, nur einem neugierigen Insider-Kreis vorbehalten sein wird. Aber das sind ja ganz genau die Interpreten, denen wir bei uns eine Plattform bieten wollen, damit sie, falls sie den Weg mal über den großen Teich schaffen sollten, auch eine gewisse Resonanz geboten bekommen.

Kapitän an Bord dieses vielversprechenden Quartetts aus Houston, Texas, ist der Multi-Instrumentalist und Hauptkomponist Charlie Hager (lead and background vocals, electric and acoustc guitars, banjo, mandocaster), der in Aaron Bancroft (electric and acoustic guitars, keys, lead („White Dog“) and background vocals) einen ebenso hochversierten und -talentierten Mitstreiter gefunden hat. Hervorragend ergänzt werden sie durch die Rhythmusfraktion, bestehend aus Jeff Hager (bass) und Matt ‚The Kid‘ Groll (drums, percussion).

Die Jungs sind längst keine musikalischen Nobodies mehr. Sie haben seit 2005 bereits Platten veröffentlicht, zuletzt ein von Kritikern mit Lob überschüttetes Doppel-Live-Album, das ihren Ruf und den Titel als ‚Live Band of the Year‘, den sie 2010 von der Texas Music Academy verliehen bekam, weiter nachhaltig untermauerte. 2014 sind sie bereits einmal durch Europa getourt und haben auch bei uns Stopps eingelegt.

Die neue CD „Lifetime“ ist ihr bereits viertes Studio-Album und stellt eindeutig den Zenit ihrer bisherigen Schaffensphase dar. Was für eine kongeniale Verschmelzung des besonders im Lonestar State so beliebten Red Dirts und dem herkömmlich bekannten Southern Rock einstiger Hochzeiten. Nach einem 20 sekündigen instrumentellen Rumgenudel („Noodle“) eröffnet der Lonestar-Vierer direkt mit dem Titelsong (schönes authentisches Video), ein starker Red Dirt-Rocker in der Tradition von Szene-Acts wie Texas RenegadeCody Gill Band, Willie Stradlin, Casey Donahew Band & Co., klasse! Das folgende „Honey“ lässt die Entertainer-Fähigkeiten ihres Fronters erahnen: Toller affektierter Gesang mit einem Hauch von Elvis-Attitüde in einem dezent psychedelisch angehauchten atmosphärischen Rocksong.

Das melodische, Steel-getränkte und demnach auch Country-lastige „Wishing Well“ erinnert unweigerlich an Sachen von Cooder Graw. Der launige Schunkler „Honey“ (klasse Dobro von Gastmusiker Billy Jo High) aktiviert sofort die Fußwippe, während das Bois D’Arcs-mäßige balladeske „Gypsy Eyes“ Freudentränen in die Augen des Rezensenten treibt. Nicht nur Fans von plusternden Harptönen (gespielt durch Mike Parker) werden am „Everyman’s Blues“ ihre Freude finden. „Porch Stompin'“ dient als Intro für einen der großen Kracher des Werkes, „Fire In The Valley“, einem Banjo- und Slide-durchzogen Swamper, mit dem der Schwenk zu deutlich Southern Rock-haltigerem Stoff sehr harmonisch vollzogen wird.

Das Tucker-mäßige, von grandioser Akustikgitarrenarbeit und weinender Steel durchzogene „Writing On The Wall“ erzeugt unweigerlich Gänsehaut, ebenso wie das wunderbare Solo auf der Holzklampfe (mal als Alternative zu den vielen starken E-Soli). Geht runter wie Öl, mein Lieblingssong! Der dreckige Rocker „Drowned In New Orleans“ und das, wie eine Countrymodifikation des Floydschen „Wish You Were Here“ schön melancholisch klingende „She Waits“ sind der Vorbote für den krönenden Abschluss des Silberlings: Das von Aaron Bancroft komponierte und besungene „White Dog“.

Ok – auch wenn hier viele Ingredienzen recht bekannt wirken – dieser Song geht als eine ehrwürdige Hommage an Hughie Thomasson durch, Bancroft lässt dessen typisches Stratocaster-Spiel wieder aufleben, und das furiose Instrumentalfinish verdeutlicht einem, was für ein sensationelles Stück das damalige „Green Grass And High Tides“, gerade im furiosen E-Gitarrenteil, abgab. Die CLB lässt diesen Spirit in knapp neun Minuten hier wieder aufleben. Nicht nur für Outlaws-Liebhaber ist dieser ‚weiße Hund‘ ein absolutes Leckerchen!

„Lifetime“ von der Captain Legendary Band ist ein hervorragend investiertes Stückchen musikalische Lebenszeit, das Leser unseres Magazins in jedem Fall begeistern wird. Ein weiteres tolles und zulegenswertes Album, in einem, für Southern Rock-Verhältnisse samt seiner verwobenen Genres, überaus starken Jahr. Dafür lege ich meine legendäre Tischtennis-Hand ins Feuer!

Eigenproduktion (2016)
Stil: Red Dirt / Southern Rock

01. Noodle
02. Lifetime
03. Honey
04. Wishing Well
05. Anymore
06. Gypsy Eyes
07. Every Man’s Blues
08. Porch Stompin‘
09. Fire In The Valley
10. Writing On The Wall
11. Drowned In New Orleans
12. She Waits
13. White Dog

Captain Legendary Band
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Bärchen Records

Jake Owen – American Love – CD-Review

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5. Longplayer von Jake Owen. Alles, was der aus Vero Beach, Florida, stammende 35-jährige Sonnyboy musikalisch bisher anpackte, ist von Erfolg gekrönt gewesen. Seine Alben landeten allesamt in den Country-Charts unter den Top 10, sein „Barefoot Blue Jean Night“-Werk schaffte es sogar auf Platz 1, dazu gab es auch noch drei Nr.1-Singles. Owen hat sich über die Jahre mit kontinuierlich guten Leistungen unter den maßgebenden Künstlern Nashvilles etabliert.

Aber auch auf der Sonnenseite des Lebens stehende Menschen wie er, werden von Schicksalsschlägen nicht immer verschont. Die Krebsdiagnose seines Vaters und die Scheidung von seiner Frau, bedeuteten wenig erfreuliche Einschnitte in seinem Leben und haben ihm vermutlich hart zugesetzt. Wer allerdings jetzt mutmaßt, dass ein neuer Silberling „American Love“, Anlass gibt, sich in Trübsal zu ergießen, befindet sich auf dem Holzpfad.

Jake hat genau den entgegengesetzten Weg gewählt und präsentiert uns ein Album, das trotz einiger nachdenklicher Songs, überwiegend sommerlich gute Laune vermittelt. Er hat auch sein Äußeres verändert. Die längere Matte, die er noch auf dem Titelbild von „Days Of Gold“ präsentiert hatte, musste einem, ihm wirklich gut stehenden Kurzhaarschnitt weichen (mit der coolen goldenen Retro-Sonnenbrille erinnert er ein wenig an eine Mischung aus Kevin Costner und Nicolas Cage).

Apropos retro: Auf dem Cover-Artwork präsentiert er sich in einem klasse türkis/weiß gestylten alten VW-Bulli, dem auch mit „VW Van“ eine tolle flippig-bluesige, mit quäkender Harp verzierte Song-Hommage gewidmet ist. Launiger Song!

Sein neues Werk wird von zwei, dem amerikanischen Lebensgefühl zugeneigten Tracks eingerahmt,  und zwar mit dem Titelsong „American Love“ (klasse Groove, Bläser-unterstützt)  vorne weg und dem abschließenden „American Country Love Song“ (kräftige poppige Heartland-Nummer, die sich auch gut auf Luke Bryans „Spring Break“-Geschichten gemacht hätte). In beiden ist der zur Zeit sich in aller Munde befindliche Cadillac Three-Chef Jaren Johnston kompositorisch involviert.

Bei den restlichen neun Stücken pendelt Jake, sehr schön ausbalanciert, zwischen überaus melodischen, Charts-tauglichen Midtempo-Songs mit markanten Power-Refrains („After Midnight“, „Where I Am“, „You Ain’t Going Nowhere“) und einigen tollen, sehr atmosphärischen ruhigen Nummern wie das überragende und Real Country-betonteste „LAX“ (einziger Track, den Owen mitgeschrieben hat – heulende Steel, klasse Akustikgitarre, wunderbar im texanischen Stil dargebotene Harmoniegesänge von Hillary Lindsay) oder die Moll-getränkte, melancholische Piano-Ballade „When You Love Someone“.

Stark auch der pathetische Abgesang auf die leider nicht ewig währende Jugend bei „Everybody Dies Young“ und das von Chris Stapelton kreierte und im Background mitbesungene, soulig und fett groovende „If He Ain’t Gonna Love You“ (starke E- und Slide-Gitarre, gurgelnde Orgel). Zwei weitere Highlights!

Jake Owen zeigt sich auf seinem neuen Album „American Love“ in Aufbruchstimmung. Neuer persönlicher Style, neues Lebensgefühl, neue Produzenten (Ross Copperman, Shane McAnally und Lukas Bracewell), viel neue positive Energie. Was bleibt, ist seine weiterhin gute, qualitativ, ohne großes Aufsehen und moderne Spielereien auskommende Musik, die auch diesmal ganz sicher wieder in den Toprängen der Charts auftauchen wird! Ein abermals ansprechendes, tolles Werk!

Sony Nashville/RCA (2016)
Stil: New Country

01. American Love
02. After Midnight
03. Where I Am
04. Everybody Dies Young
05. VW Van
06. Good Company
07. LAX
08. If He Ain’t Gonna Love You
09. When You Love Someone
10. You Ain’t Going Nowhere
11. American Country Love Song

Jake Owen
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Bärchen Records

Gewinnspiel – David Nail

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Das Gewinnspiel ist beendet.

Nachdem es beim letzten Mal noch recht überschaubar zuging, gab es diesmal doch eine sehr ordentliche Resonanz. Typische Gewinnspieljäger, ganze Familien-Clans und auch viele Genre-Liebhaber waren diesmal dabei.

Die schwierig zu beantwortende Lösung lautete ‚Baseball‘.

Über eine angenehme New Country-CD darf sich

Judith Sperber aus Neustadt

freuen, die das Werk in den nächsten Tagen zugeschickt bekommt!

Sounds Of South wünscht viel Spaß damit!

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Universal Music zeigte sich großzügig, Sounds Of South gibt sich, wie immer, betont uneigennützig.

Kaum hatten wir den Review zu David Nails starkem neuen Album „Fighter“ online, da trudelte auch schon ein zweites Exemplar des Musikers ins Haus. Sounds Of South, das Magazin, das immer nur an seine Leser denkt, zögerte keine Sekunde, und ermöglicht einem interessierten Glückspilz, diese schöne New Country-Scheibe zu ergattern.

Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:

Welchen US-typischen Sport übte David Nail erfolgreich aus, bis er aus gesundheitlichen Gründen passen musste und schließlich im New Country-Business landete?

a) Tischtennis
b) Judo
c) Baseball

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 17.08.2016 an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, der/die dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

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Universal Music Group

The Cadillac Three – Bury In My Boots – CD-Review

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2. Album von The Cadillac Three! Das Trio um seinen charismatischen Bandleader Jaren Johnston, macht dort unverhohlen weiter, wo es 2014 mit seinem Debüt „Tennessee Mojo“ so herrlich unbekümmert begonnen hatte: Eine coole Mischung aus relativ einfach und wild gespieltem/gesungenem Southern Rock mit unterschwelliger Redneck-Attitüde, sowie dezenten New Country-Bezügen.

Apropos New Country: Dieser Jaren Johnston ist schon eine interessante Person. Namhafte Größen der Nashville-Zunft wie u. a. Tim McGraw, Keith Urban, Eric Church als auch zuletzt Aerosmith-Chef Steven Tyler bei seinem Erstlingsexperiment in dieser Sparte, vertrauten bereits bei diversen Adaptionen auf die kreativen Kräfte des umtriebigen Songwriters und landeten Nr.1-Hits.

Beim TC3-Projekt scheinen die Uhren aber anders zu ticken. Auch wenn Big Machine Records sicherlich ebenfalls ein Label ist, dass gerne Charterfolge feiert, lässt man Johnston sowie seine beiden Mitstreiter und Langzeitkumpels Kelby Ray und Neil Mason hier eher an der langen Leine. Die dürfen sich eigentlich im Rahmen ihrer Ideen relativ freizügig in Wort und Musik austoben und das ist gut so.

Anführer Jaren Johnston erweist sich neben seinen beiden Bandkumpanen natürlich bei den, fast ausschließlich von ihm erdachten und gesungenen Texten (dazu kommen noch einige prominente Co-Writer wie Luke Laird, John Nite, Jimmy Robbins, Brent Anderson, Jerrod Niemann), als wahrer Wortakrobat, in dessen Lieblingsvokabular Begriffe wie ‚Whiskey‘ und ‚Hips‘ eine überaus gern gewählte Option darstellen.

Produziert hat der Dreier sechs Stücke selbst, bei den restlichen haben die beiden Koryphäen auf diesem Gebiet, Dan Huff (spielt hier auch Bouzouki und Gitarre) und Justin Niebank, Hand angelegt. Niebank hatte ja schon seiner Zeit bei Blackberry Smoke, die musikalisch durchaus als Seelenverwandte zu TC3 durchgehen (zumal Johnston und Charlie Starr auch recht ähnlich singen), für den entscheidenden Impuls in Sachen Karrieresprung gesorgt.

Die 14 Stücke des Albums bieten wieder, wie schon beim Vorgänger, unterhaltsame und abwechslungsreiche, frech und frei von der Seele weg gespielte Stücke, bei denen aber Johnstons Fähigkeiten, eingängige und markante Refrains und Hooks zu kreieren, offenkundig in Erscheinung treten. Diverse Stücke wären prädestiniert für andere Kollegen der Nashville-Garde. Kein Wunder, dass die sich teilweise um seine Songs reißen. Die neue Sprayer-Hymne „Graffitti“ oder das poppige „This Accent“ sind ganz heiße Kandidaten.

Toll das Titelstück mit seinen Stimmungswechseln und satten E-Gitarrentushs, atmosphärische Sachen wie „Drunk Like You“, „Buzzin'“ (herrliche Bariton-E-Gitarre) oder „Runnin‘ Red Lights“, der relaxte Abhängsong „Ship Faced“ (klasse hier das lustige Namenswortspiel ‚Bimmy Juffett‘ zu Ehren eines der Hauptvertreter dieser chilligen Song-Gattung) oder hippe rhythmische Tracks (teilweise mit angerappten Sprechgesang) wie „Slide“, „Party Like You“, das knackige „Soundtrack To A Six Pack“ (man kann sich denken, welcher bei den Jungs gemeint ist…) oder anzügliche „Hot Damn“.

Heimatverbundenheit wird im swampig stampfenden „Peace Love & Dixie“ bekundet. Gleiches gilt für „The South“, bei dem mit Georgia Florida Line, Dierks Bentley und Mike Eli (Eli Young Band) in den Acapella-umwehten Gesangsbridges ein großes, namhaftes Gastaufgebot zugegen ist. „White Lightning“ (auf dem Vorgänger im Akustik-Ambiente) ist jetzt in einer schönen Vollversion präsent.

Fazit: The Cadillac Three haben sich mit „Bury Me In My Boots“ als Kollektiv wieder ein Stück weiterentwickelt. Zum Trübsal blasen gibt es wahrlich keinen Anlass! Sounds Of South freut sich schon jetzt auf das Konzert der Burschen im November in Köln, über das natürlich berichtet wird. Sollten die Jungs ähnlich drauf sein, wie bei ihrem Gig als Support von Eric Church vor zwei Jahren, wird ein ebenfalls geplantes Interview sicherlich eine eine Mordsgaudi werden… Fürs Album gibt es jetzt schon mal ’ne Bestnote! These boots rock…, and don’t forget the whiskey!

Big Machine Records (2016)
Stil: Country Rock

01. Bury Me In My Boots
02. Slide
03. Drunk Like You
04. Graffiti
05. Buzzin‘
06. Party Like You
07. Ship Faced
08. Soundtrack To A Six Pack
09. White Lightning
10. The South
11. This Accent
12. Peace Love & Dixie
13. Hot Damn
14. Runnin‘ Red Lights

The Cadillac Three
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Oktober Promotion

David Nail – Fighter – CD-Review

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David Nail hatte als vielversprechendes Talent im Baseball recht früh gelernt, dass man für seine anvisierten Ziele oft auch kämpfen muss. Nachdem es, wie hinlänglich beschrieben, mit der großen Sportkarriere aus gesundheitlichen Gründen nicht klappte, zog es den aus Kennett, Missouri, stammenden heute 37-jährigen 2002 zur Country-Musik. Auch hier bewies Nail bisher seine außergewöhnlichen Qualitäten. Nach drei starken Major-Alben, fightet er heute mit den Großen der Zunft um die Spitzenpositionen in den Charts. Mit dem Song „Let I Rain“ landete er 2011 seinen ersten Nr. 1-Hit.

Die beiden letzten Werke „Sound Of A Million Dreams“ und „I’m A Fire“ landeten im Album-Bereich unter den Top-10. Jetzt will der sympathische Frauentyp mit seinem brandneuen Silberling „Fighter“ endgültig Nägel mit Köpfen machen und auch in dieser Sparte endlich die Pole-Position erklimmen. Die Aussichten stehen nicht schlecht, es ist erneut ein starkes Werk mit tollen Stücken geworden. Dazu kommen viele schillernde beteiligte Personen und der Einstieg direkt auf Platz 3 kann sich auch sehen lassen.

Nail eröffnet mit dem kraftvollen, von satten Akustik-, E-Gitarren, Mandolinen- und Akkordeonklängen getragenen „Good At Tonight“, das in seiner folkig-/Heartland-beschwingten Art ein wenig an die Hooters erinnert. Im mehrstimmig intonierten Refrain erhält er dabei Unterstützung von den zur Zeit in Nashville ebenfalls angesagten Brothers Osborne, die auch beim Komponieren assistierten.

Das von Jonathan Singleton und dem auch uns bekannten Deric Ruttan verfasste, recht poppige „Night’s On Fire“ kommt mit seinem Powerrefrain im Stile der Rascal Flatts daher, klasse hier das Banjo-Spiel von Ilya Toshinsky. Das Stück konnte als Single allerdings nicht bis nach ganz oben durchbrechen. Chris Stapeltons Handschrift ist beim atmosphärischen, recht reduziert instrumentierten „Ease Your Pain“, als einer der Co-Autoren unverkennbar.

Ganz großes Kino ist die Piano-umwehte Ballade „Home“, bei dem Lori McKenna (geschrieben von ihr, David und Barry Dean) eine kongeniale Gesangspartnerin zum Protagonisten abgibt. Großartig allein schon das von Reed Pittman gespielte Intro. Der Gesang setzt erst nach fast 1 1/2 Minuten ein. Paul Franklin lässt seine Steel wunderbar einfühlsam wimmern. Ein unter die Haut gehender Song, mit einer der stärksten in Nails Karriere.

Dem angenehmen Midtempo-Track „Lie With Me“ folgt eine Phase, in der David sein momentanes Seelenleben dem aufmerksam folgenden Hörer öffnet: Zunächst mit einem weiteren Highlight der CD, der bluesig souligen Ballade „I Won’t Let you Go“, bei der Vince Gill seine unnachahmlichen Harmoniegesänge mit einbringt (klasse E-Gitarrenbegleitung inkl. Solo von Jerry McPherson und Ilya Toshinsky, Piano und plusternde Bläser kommen im Verlauf dazu). Das Titelstück „Fighter“ ist, seiner Frau Catherine gewidmeter Lovesong, „Babies“ steht natürlich im Zeichen seiner jüngst geborenen Zwillinge und das kammermusikartig dargebotene „Old Man’s Symphony“ (mit Streicherbegleitung) ist als ehrliche Hommage an seinen Vater konzipiert. Bei diesem, wieder sehr zurückgenommenen Lied unterstützen ihn Bear und Bo Rinehart von der Christian Rockband Needtobreathe.

Davor liegen mit dem fluffig poppigen „Got Me Gone“ (single-tauglich) und dem relaxt groovenden „Champagne Promise“ zwei Stücke, die durch klasse Backgroundgesänge von Sarah Buxton und Logan Brill ihren Zusatzreiz erhalten. Nicht nur bei letztgenanntem Song mit seinem angenehmen soften Touch frage ich mich bei David Nail oftmals, warum mir bei ihm immer wieder der Name Christopher Cross als Referenzgröße in den Sinn kommt.

Insgesamt wieder ein ganz tolles Werk, auf dem David Nail als großartiger Sänger und starker Songwriter brilliert. Durchgehend tolle Songs eingespielt von exzellenten Musikern, produziert von Frank Lidell (Eli Young Band) z. T. mit Glenn Worf und Chuck Ainley. Einziger kleiner Kritikpunkt ist das Booklet (zumindest das meinem Exemplar inne liegende). Hier frage ich mich, warum die Songinformationen (Texte/ Musiker Credits) nur bis Stück 7 abgedruckt wurden und dann völlig fehlen (ist das Keinem aufgefallen?). Das ist irritierend und sollte bei einem Majorwerk eigentlich nicht Usus sein, zumal man den Platz bei einseitiger Gestaltung von zwei integrierten Nail-Bildern, durchaus hätte frei machen können. Ist aber nur eine kleine Randnote.

Mit „Fighter“ könnte David Nail jetzt, auch was Alben betrifft, der ganz große Wurf gelingen. Verdient hätte er es in jedem Fall, nach vier durchgängig guten Scheiben, alle Male. Toller Stoff, dessen einnehmender Wirkung man sich kaum entziehen kann. Nie wurde Mainstream-Country stilvoller, authentischer und hochwertiger in Szene gesetzt!

MCA Nashville (2016)
Stil: New Country

01. Good At Tonight
02. Night’s On Fire
03. Ease Your Pain
04. Home
05. Lie With Me
06. I Won’t Let You Go
07. Fighter
08. Babies
09. Got Me Gone
10. Champagne Promise
11. Old Man’s Symphony

David Nail
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