The Captain Legendary Band – Lifetime – CD-Review

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So ist es manchmal. Gerade noch mit Jake OwensAmerican Love“ eine Scheibe reviewt, die zur Zeit ganz Amerika, Genre-übergreifend aufmischt, jetzt mit „Lifetime“ von der Captain Legendary Band, ein Werk zur Begutachtung, das mir zwar viel mehr Spaß bereitet, aber sicherlich sowohl in den Staaten, eher mehr regional, und besonders hierzulande, nur einem neugierigen Insider-Kreis vorbehalten sein wird. Aber das sind ja ganz genau die Interpreten, denen wir bei uns eine Plattform bieten wollen, damit sie, falls sie den Weg mal über den großen Teich schaffen sollten, auch eine gewisse Resonanz geboten bekommen.

Kapitän an Bord dieses vielversprechenden Quartetts aus Houston, Texas, ist der Multi-Instrumentalist und Hauptkomponist Charlie Hager (lead and background vocals, electric and acoustc guitars, banjo, mandocaster), der in Aaron Bancroft (electric and acoustic guitars, keys, lead („White Dog“) and background vocals) einen ebenso hochversierten und -talentierten Mitstreiter gefunden hat. Hervorragend ergänzt werden sie durch die Rhythmusfraktion, bestehend aus Jeff Hager (bass) und Matt ‚The Kid‘ Groll (drums, percussion).

Die Jungs sind längst keine musikalischen Nobodies mehr. Sie haben seit 2005 bereits Platten veröffentlicht, zuletzt ein von Kritikern mit Lob überschüttetes Doppel-Live-Album, das ihren Ruf und den Titel als ‚Live Band of the Year‘, den sie 2010 von der Texas Music Academy verliehen bekam, weiter nachhaltig untermauerte. 2014 sind sie bereits einmal durch Europa getourt und haben auch bei uns Stopps eingelegt.

Die neue CD „Lifetime“ ist ihr bereits viertes Studio-Album und stellt eindeutig den Zenit ihrer bisherigen Schaffensphase dar. Was für eine kongeniale Verschmelzung des besonders im Lonestar State so beliebten Red Dirts und dem herkömmlich bekannten Southern Rock einstiger Hochzeiten. Nach einem 20 sekündigen instrumentellen Rumgenudel („Noodle“) eröffnet der Lonestar-Vierer direkt mit dem Titelsong (schönes authentisches Video), ein starker Red Dirt-Rocker in der Tradition von Szene-Acts wie Texas RenegadeCody Gill Band, Willie Stradlin, Casey Donahew Band & Co., klasse! Das folgende „Honey“ lässt die Entertainer-Fähigkeiten ihres Fronters erahnen: Toller affektierter Gesang mit einem Hauch von Elvis-Attitüde in einem dezent psychedelisch angehauchten atmosphärischen Rocksong.

Das melodische, Steel-getränkte und demnach auch Country-lastige „Wishing Well“ erinnert unweigerlich an Sachen von Cooder Graw. Der launige Schunkler „Honey“ (klasse Dobro von Gastmusiker Billy Jo High) aktiviert sofort die Fußwippe, während das Bois D’Arcs-mäßige balladeske „Gypsy Eyes“ Freudentränen in die Augen des Rezensenten treibt. Nicht nur Fans von plusternden Harptönen (gespielt durch Mike Parker) werden am „Everyman’s Blues“ ihre Freude finden. „Porch Stompin'“ dient als Intro für einen der großen Kracher des Werkes, „Fire In The Valley“, einem Banjo- und Slide-durchzogen Swamper, mit dem der Schwenk zu deutlich Southern Rock-haltigerem Stoff sehr harmonisch vollzogen wird.

Das Tucker-mäßige, von grandioser Akustikgitarrenarbeit und weinender Steel durchzogene „Writing On The Wall“ erzeugt unweigerlich Gänsehaut, ebenso wie das wunderbare Solo auf der Holzklampfe (mal als Alternative zu den vielen starken E-Soli). Geht runter wie Öl, mein Lieblingssong! Der dreckige Rocker „Drowned In New Orleans“ und das, wie eine Countrymodifikation des Floydschen „Wish You Were Here“ schön melancholisch klingende „She Waits“ sind der Vorbote für den krönenden Abschluss des Silberlings: Das von Aaron Bancroft komponierte und besungene „White Dog“.

Ok – auch wenn hier viele Ingredienzen recht bekannt wirken – dieser Song geht als eine ehrwürdige Hommage an Hughie Thomasson durch, Bancroft lässt dessen typisches Stratocaster-Spiel wieder aufleben, und das furiose Instrumentalfinish verdeutlicht einem, was für ein sensationelles Stück das damalige „Green Grass And High Tides“, gerade im furiosen E-Gitarrenteil, abgab. Die CLB lässt diesen Spirit in knapp neun Minuten hier wieder aufleben. Nicht nur für Outlaws-Liebhaber ist dieser ‚weiße Hund‘ ein absolutes Leckerchen!

„Lifetime“ von der Captain Legendary Band ist ein hervorragend investiertes Stückchen musikalische Lebenszeit, das Leser unseres Magazins in jedem Fall begeistern wird. Ein weiteres tolles und zulegenswertes Album, in einem, für Southern Rock-Verhältnisse samt seiner verwobenen Genres, überaus starken Jahr. Dafür lege ich meine legendäre Tischtennis-Hand ins Feuer!

Eigenproduktion (2016)
Stil: Red Dirt / Southern Rock

01. Noodle
02. Lifetime
03. Honey
04. Wishing Well
05. Anymore
06. Gypsy Eyes
07. Every Man’s Blues
08. Porch Stompin‘
09. Fire In The Valley
10. Writing On The Wall
11. Drowned In New Orleans
12. She Waits
13. White Dog

Captain Legendary Band
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