Robert Jon & The Wreck – Last Light On The Highway – CD Review

RWJ_300

Review: Gernot Mangold

Mit „Last Light On The Highway“ bringen die Southern Rocker aus Kalifornien nun bereits ihr achtes Album auf den Markt. Schon die letzten Scheiben und Liveauftritte in der Vergangenheit haben gezeigt, dass die Band mittlerweile zu den absoluten Highlights des Southern Rock gehören. Nicht umsonst hat ein Joe Bonamassa die Band im letzten Jahr mit auf die Blues Cruise genommen, hat sich doch die Klasse der Band sogar bis zu ihm herumgesprochen.

Gespannt haben die Fans deshalb auf das Nachfolgealbum von „Take Me Higher“ gewartet, wobei die Kalifornier in Sachen Kreativität absolut nicht als faul zu bezeichnen sind und man, wie oft bei anderen, Jahre auf neue Musik warten muss.

In „Last Ligt On The Highway“ überzeugt die Combo aus Orange County in jeder Hinsicht. Neben dem tollen Songwriting, in dem die Bandbreite neben Southern Rock über Balladen, sowie bluesige Songs mit County reicht, kommt natürlich die musikalische Leistung aller Bandmitglieder zum Tragen.

Unterstützung haben sie sich dabei in einigen Tracks von Gastmusikern geholt, sodass zum Teil Bläser den Songs eine besondere Würze geben, aber auch weiblicher Backgroundvocals, den ohnehin oft vorgetragenen Harmoniegesang noch einmal aufpeppen. Robert Jon überzeugt neben dem Gitarrenspiel mit seiner kraftvollen klaren Stimme, die er aber auch gefühlvoll in ruhigen Songs wie „One Last Time“ einsetzt.

Steve Maggiora, der umtriebige Keyboarder baut immer wieder Honkytonkpassagen in die Soli ein und gibt dem Sound eine absolute Fülle. Schön auch sein Intro zur Ballade „Tired Of Drinkin Alone“, wobei dies auch das prägende Instrument des Songs ist und die anderen Musiker erst im späteren Verlauf ihre Anteile haben. Vom Stil her erinnert der Song in Phasen auch an die alten REO Speedwaggon.

Klasse natürlich die Gitarrenarbeit des jungen Henry James, der den Songs in seinen Soli eine Würze gibt, die zuweilen in Passagen an die legendären Allman Brothers erinnert.

Dass die Band mit Andrew Espantman, dem Wirbelwind an den Drums und Warren Murrel am Bass über eine exzellente Rhythmusfraktion verfügt, zieht sich durch das ganze Album, wobei sie von dynamisch und treibend bis hin zu dezent unterstützend, je nach Bedarf, den Sound mitprägen.

Es ist schwer aus einem Werk ohne Längen oder Schwächen Stücke besonders hervorzuheben. Deshalb nur soviel, was zu Beginn mit dem brillant harmonischen Southern Rock-Song „Oh Miss Carolina“ beginnt, bei dem man sich mit geschlossenen Augen die Weiten der Prärien vorstellen kann, bis zum abschließenden „Last Light On The Highway“ in zwei Parts, in dem psychedelische Pianotöne mit krachenden Gitarren wechseln, wird der Hörer in den Bann der Band gefangen.

Man kann sagen, dass „Last Light On The Highway“ das bisher kompletteste Album der Band ist und für mich eines der besten Southern Rock-Alben der letzten Jahre ist. Manch alte Southern Rock-Band singt davon, dass der Southern Rock niemals sterben wird. Robert Jon & The Wreck beweisen dies mit dem neuen Werk nachdrücklich. Von daher absoluter Tipp, nicht nur für Genre-Fans.

Empfehlenswert wird es sein, die Band live zu besuchen, wenn sie die neuen Songs präsentieren und mit Sicherheit noch einige Solopassagen mehr in die Songs einbauen werden.

Eigenproduktion (2020)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Oh Miss Carolina
02. Work It Out
03. Can`t Stand It
04. Tired Of Drinking Alone
05. Do You Remember
06. This Time Around
07. Don`t Let Me Go
08. One Last Time
09. Gold
10. Last Light On The Highway Pt. 1
11. Last Light On The Highway Pt. 2

Robert Jon And The Wreck
Robert Jon & The Wreck bei Facebook
Teenage Head Music

Bywater Call – 17.01.2020, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

BC_haupt

Vor knapp einem Jahr standen Samantha Martin & Delta Sugar auf der Rampe und lieferten einen bemerkenswerten Auftritt ab. Bywater Call hat dieselben Wurzeln: Beide Bands stammen aus Toronto, sind bei Gypsy Soul Records unter Vertrag und mit Teenage Head Music unterwegs. Musikalisch sind die Formationen mit ihrer Kombination von Blues, Rock und Soul ebenfalls auf einer Wellenlänge. Gemeinsam ist ihnen zudem, dass die Frontfrauen über grandiose Stimmen verfügen. Das gelungene Debütalbum von Bywater Call schürte zusätzlich die Erwartungen an das Konzert.

Pünktlich um 21 Uhr gingen die Scheinwerfer für Bywater Call an, was insofern bemerkenswert ist, da die Kulturrampe dank einer erfolgreichen Spendenaktion nun über eine neue Lichtanlage verfügt. Sämtliche Technik funktionierte einwandfrei, wobei die Aussteuerung des Sounds bei dem Gedränge des Septetts auf der Bühne sicherlich keine leichte Aufgabe war. Die Stimme von Meghan Parnell kam voll zur Geltung – nach Einschätzung mancher Konzertbesucher noch besser als auf der CD.

Das Publikum in der ausverkauften Location geriet unmittelbar in Schwingungen, als die Band mit „Arizona“ loslegte. Nach dem staubigen Bottle-Neck-Intro von Dave Barnes stieg die zierliche Frontfrau mit dem gewaltigen Organ auf die Bühne und nahm die Zuhörerschaft auf eine abwechslungsreiche Reise durch ihre musikalische Welt mit.

Auf der Bühne erwies sich Meghan Parnell als wahres Energiebündel, das ständig unterwegs war und Mitstreiter sowie Publikum fest im Griff hatte. Von der Bühnenpräsenz standen die anderen Musiker im Schatten der Sängerin, bekamen aber alle die Gelegenheit, ihr Können an ihren Instrumenten bei den immer wieder eingestreuten Soli zu beweisen. Den Anfang machten bei „This One’s On“ Alan Zemaitis an den Keys und Dave Barnes an der Gitarre.

Nach der Mischung aus Honky Tonk und Gospel bei „Gone At Last“ begann das bluesige „If You Want“ mit dem Saxophon von Julian Nalli und gipfelte dann in einer Schlagzeugeinlage von Bruce McCarthy. Der andere Bläser – Stephen Dyte an der Trompete – erhielt dann sein erstes Solo zum Einstieg in „Walk On By“. Der als erste Single ausgewählte Song stellte zusammen mit dem rockigen „Forgive“ den ersten Höhepunkt des Konzerts dar.

Im weiteren Verlauf des Abends coverten Bywater Call von The Band „Ophelia“ und „The Weight“ – mit ausgiebigen Bassläufen Mike Meusels eingeleitet – sowie „In The Right Place“ von Dr. John. Bei diesem hatten die beiden Bläser ein längeres Call And Response Intermezzo, das wie die Soli euphorisch von der Menge bejubelt wurde. Andere Stellen des Auftritts erinnerten an die Tedeschi Trucks Band oder The Commitments.

Neben den Covern stellten die Kanadier ein paar neue Titel vor. Bei „Sea We Swim“ spielte Meghan Parnell ihre Stimme erneut voll aus. Vor allem aber „I Remain“ ist ein Stück, auf dessen Veröffentlichung ich mich jetzt schon freue. Als langsamer Blues beginnend entwickelte das Stück eine ungeheuerliche Dynamik und steigerte sich zu einem bombastischen Finale.

Toll war auch „Silver Lining“ von dem aktuellen Longplayer. Von diesem performte die Band ebenso „Bring Me Down“ sowie eine rockigere Version – einschließlich Wechselgesang mit dem Publikum – von „Over And Over“, die mich mehr überzeugte als die Studioversion. Da eine Saite von Dave Barnes Gitarre riss, spielte er „Talking Backwards“ auf den verbliebenen fünf. Das tat dem klasse Rocktitel aber keinen Abbruch.

Mit diesem aufputschenden Ende des neunzigminütigen Hauptsets wollte sich das Publikum verständlicherweise nicht zufrieden geben. Die Band ließ sich auch nicht lange bitten und kam für die Zugabe schnell wieder auf die Bühne. Zuschauerrufe forderten „Hometown“, das eigentlich zu einem früheren Zeitpunkt auf der Setlist vorgesehen war. Die Ballade avancierte anscheinend nicht nur zu meinem Lieblingsstück des aktuellen Albums.

Der einzige Wehmutstropfen des Abends war, dass die Rufe nicht erhört wurden. Aber an dieser Stelle wäre der getragene Titel auch nicht passend gewesen. Das Konzert bot eine ausgewogene Mischung von langsameren und schnelleren Songs, bei der Bywater Call ein sehr gutes Gespür für die Dramaturgie bewies. So gab es abschließend das ebenfalls starke „Swing Low“ und das flotte, unveröffentlichte „Way I Am“, bei dem die Gäste nochmals eine ausgiebige Gelegenheit hatten, einen Gesangspart zu übernehmen.

Am Merchandise-Stand bildete sich eine Schlange von Autogrammjägern, die neben den frischen Eindrücken noch eine Trophäe mit nach Hause nehmen wollten. Die sieben Kanadier standen dann auch noch lange für Gespräche bereit und ließen so einen musikalisch hochkarätigen Freitagabend ausklingen.

Einen Vergleich mit dem letztjährigen Auftritt von Samantha Martin & Delta Sugar braucht Bywater Call nicht zu scheuen. Die hohen Erwartungen erfüllten die charismatische Meghan Parnell und ihre versierte Begleitung mühelos. Stellte sich im Vorfeld noch die Frage, ob die Band die Qualität ihrer Songs auf der Bühne umsetzen kann, lässt sich nun konstatieren, dass Bywater Call als Live-Act in der Lage ist, diesbezüglich noch eine Schippe drauf zu legen. Dieser Auftakt des Konzertjahres 2020 für SoS in der Kulturrampe legt die Messlatte hoch für die kommenden Gigs.

Line-up:
Meghan Parnell (lead vocals, percussion)
Dave Barnes (guitar,bgv)
Alan Zemaitis (keys, percussion, bgv)
Mike Meusel (bass, bgv)
Bruce McCarthy (drums)
Stephen Dyte (trumpet, percussion, bgv)
Julian Nalli (saxophone, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Bywater Call
Bywater Call bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Them Dirty Roses – 12.10.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

TDR_haupt

Der zweite Auftritt in Krefeld von Them Dirty Roses bescherte der Kulturrampe erneut ein ausverkauftes Haus. Nach dem schweißtreibenden Auftritt des letzten Jahres hatte sich die Band aus Nashville ja auch wärmstens für einen weiteren Konzertabend empfohlen.

Viele Besucher des ersten Konzerts sind daher wieder in die Rampe gepilgert. Einhellige Meinung nach der Show war, dass die Band nochmal einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat.

Nach einem kurzen, von Rückkopplungen geprägten Intro, ließen die Jungs mit dem starken „Grew Up In The Country“ direkt zu Beginn des Abends keinen Zweifel daran, aus welcher Richtung der (Southern-)Wind weht. Das Publikum ließ sich sofort mittreiben, sodass bereits nach den ineinander gespielten „Molly“ und „Wiskey In My Cup“ der Saal kochte.

„A Bad Hand“, das sich auf der Deluxe-Ausgabe der beiden EPs von Them Dirty Roses findet, heizte weiter ein. Auch die folgenden, bislang unbekannten Stücke funktionierten unglaublich gut und taten der Stimmung keinen Abbruch. Nach „You Can’t“ und dem melodiösen, mit Riffs a la Lynyrd Skynyrd versehenen „Sunday Drunk“ streute die Band mit „Black Magic Lady“ ein langsameres Stück ein.

Die Rampe hatte sich in der Zwischenzeit temperaturmäßig ganz schön aufgeladen. Ein verständnisvoller Gast spendierte der schwitzenden Truppe eine Runde, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Die zeigte sich vom Altbier begeistert und Gitarrist Andrew Davis hatte sichtlich Spaß am Plöp des Bügelverschlusses. Hier erwies sich die Rampe erneut als Forum interkulturellen Austauschs.

Die Band interagierte untereinander sowie mit dem Publikum prima. Auf der Bühne wurde gescherzt, die Besucher zum Klatschen oder Mitsingen animiert. „What Your Daddy Doesn’t Know“ gefiel mir daher noch besser als die Studioversion und auch der einprägsame Gesangspart des noch unveröffentlichten „Hate Me“ war schnell einstudiert.

Die kurzen Ansagen von Frontmann James Ford vor den Titeln haben das hohe Tempo des Konzerts nicht gestört, sondern erhielten den Fluss nahtlos aufrecht. Im späteren Verlauf übernahm Bassist Ben Crain mehrmals die Moderation, so bei dem nicht ganz jugendfreien „Back Seat Virgin“.

Them Dirty Roses spielten ihre Songs durchgängig mit viel Druck. Besonders im Gedächtnis blieb dahingehend das kraftvolle Schlagzeug-Intro zu „Trouble“ von Frank Ford. Der jüngere Bruder von James leitete zudem das letzte Drittel des Hauptsets durch ein Solo an Fellen und Becken ein, das von den Anwesenden ausgiebig bejubelt wurde.

Daneben fanden aber auch filigranere Passagen ihren Platz, wenn beispielsweise Gitarrist Andrew Davis seine Soli performte. Davon gab es einige während der Show. Die hatten, wie etwa bei „Songs About you“, genau die richtige Länge. Das heißt für mich, dass sie nicht ausuferten, sondern sich in den erkennbar bleibenden Song integrierten.

Das einzige Cover war „Mississippi Queen“ von Mountain. Ansonsten setzten „Them Dirty Roses“ einen Schwerpunkt auf ihre neuen Stücke, die voraussichtlich im März veröffentlicht werden. „The Good Life“ ist ein Hammer-Song, aber auch „Holy Roller“ entwickelt einen tollen Spannungsbogen. Nach der Bandvorstellung endete das neunzigminütige Set erdig rockend mit „Hits And Pills“.

Die jungen Männer ließen sich nicht lange bitten und legten ihre Southern-Hymne „Cocaine And Wiskey“ sowie das mit gemeinsamen Headbanging versehene „Shake It“ als Zugabe obendrauf. Haare flogen sowieso den ganzen Abend, sowohl auf, als auch abseits der Bühne. Ben Crain und Andrew Davis traten in einen Wettstreit, wer die interessantere Performance bietet. Das ist schwer zu entscheiden, da beide unheimlich unterhaltsam sprangen, kreisten, posten.

Es war ein besonderer Abend mit „Them Dirty Roses“, an dem sich Band und Publikum hervorragend aufgelegt zeigten. Frank Ford lobte im Gespräch nach dem Auftritt dann auch den Spirit, der in der Location herrschte. Für mich gehört die Show zu den absoluten Highlights dieses Konzertjahres.

Der Auftritt schürte zudem die Neugier auf das neue Album. Mittlerweile spielt die Band in einer Liga mit Robert Jon & The Wreck oder Hogjaw, die alle bei Teenage Head Music unter Vertrag stehen. Bei der nächsten Tour gehört die Band auf alle Fälle zu den Pflichtterminen für Southern Rocker.

Line-up:
James Ford (lead vocals, electric guitar)
Andrew Davis (electric guitar, vocals)
Ben Crain (bass, vocals)
Frank Ford (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Them Dirty Roses
Them Dirty Roses bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Hogjaw, 22.06.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Hog_haupt

Nachdem Robert Jon & The Wreck am Vorabend mit feiner Leistung, weitere Standards im heutigen New Southern Rock-Bereich gesetzt hatten, war es einen Tag später den Elefanten im Genre-Porzellan-Laden, Hogjaw, vorbehalten, die frisch renovierte Kulturrampe, in Scherben zu zerlegen.

Chef Markus ‚Pille‘ Peerlings hatte die vier Amis aus Phoenix, Arizona, um ihren wuchtigen Fronter Jonboat Jones, als Dampfwalze angekündigt und die kamen dann dieser im Verlauf des Gigs auch mit der gebührenden Vehemenz nach.

Direkt mit dem wüsten Opener „Rollin‘ Thunder“, gab es schon ordentlich Zunder. Gas und nochmals Gas, schien das Motto zu sein, das Jonboat Jones für die nächsten Tracks unter seiner Regie wie „Beast Of Burden (Roll On)“, „Where Have You Gone“ und „Brown Water“ ausgegeben zu haben schien. Drummer J. ‚Kwall‘ Kowalski wirbelte schon hier wie das ‚Animal‘ von der Muppets-Show auf seiner Anlage herum.

Bei „North Carolina Way“ übernahm Lead-Gitarrsit Jimmy Rose das Front-Mikro, eines meiner Highlights des Konzerts (leider nur einmalig – könnte gerne öfter singen). Das atmosphärische „I Will Remain“ bot das erste Mal, wenn man das bei Hogjaw überhaupt so formulieren kann, dezenten Spielraum zum Durchatmen.

„Hells Half Way Of Mine“ erinnerte, wie so manch anderes auch, an Molly Hatchet zu „Flirtin‘ With Disaster“-Glanz-Zeiten. Beim Ted Nugent-umwehten „Am I Wrong“ konnte sich nun auch Kwall leadgesangstechnisch einbringen (später nochmal bei „Road Of Fools“), er zog danach auch immer mehr die Ansagen vor den Stücken an sich. Das überragende „County Line“, mit einer schier nicht enden wollenden Jam-Schlacht (mit Twins und allem Southern-Drum und Dran), trieb allen Anwesenden die Schweißtropfen auf die Stirn, sodass selbst ich kurzzeitig, zwecks Biernachschub, meinen angestammten Platz verlassen musste.

Das Titellied vom letzten Studioalbum „Way Down Yonder“ (mit launiger Publikums-Mitschrei-Interaktion), das tolle „Redemption“, das fulminant abgehende „Never Surrender“, „Road Of Fools“ und der Stampfer „El Camino“ schmetterten in Richtung Schlussgerade.

Zum letzten Track des Hauptteils fiel mir spontan folgende fiktive Geschichte ein, die, frei übersetzt, in etwa so verlaufen hätte sein können: Elvis Hogjaw nach dem Konzert mit einem Fairtrade-Sakko-bekleideten Zottelhaar- und Bartträger am Stehtisch. Der hat ein Glas Bio-Leitungswasser in der Hand und sagt mit noch leicht gerötetem Kopf: „Herr Elvis, I bin der Toni Holzleitner von den Grünen.“

Jetzt schon hoch erregt: „Ich möchte Ihnen mitteilen, dass meine Partei in Deutschland, das Verherrlichen von Waffen, aufs Schärfste verurteilt!“ Dann völlig außer sich: „Hier hat die Bundesregierung inklusiv des Innenministers, auf ganzer Linie, grenzenlos versagt!“ Elvis Hogjaw (kopfschüttelnd einen saftigen Schluck aus der Bierpulle nehmend): „Toni, Gi tsum Teufel…!“

Der verlässt den Tisch echauffiert, kehrt zu seiner Begleiterin Kathrin Boring-Eckzahn zurück an die Theke und bestellt völlig konsterniert zwei ‚Berliner Weiße mit Schuss‘. Die (Nase rümpfend) in ihrer berühmt arrogant-herablassenden Art: „Mensch Anton, dich kann man wirklich nur vom Hof jagen!“

„Gitsum“, immer wieder schön zu hören, nicht nur am Ostermontag, sondern auch an diesem Abend, der Klassiker der Band (wer ihn noch nicht kennt und in der Lage ist, manches nicht ganz so bierernst zu nehmen, siehe nebenstehenden Link).

Als das Quartett mit „This Whiskey“ noch einen weiteren hymnischen Song mit langem Gitarrenfinish als Zugabe losließ, wusste man, das die Männer um Jonboat Jones alles gegeben hatten und sich den Gang in den Theken-/Merch-Bereich mit kühlen Drinks mehr als wohl verdient hatten. Die Rampe hatte, bildlich gesehen, dem ‚Up In Flames‘-Tour-Motto getreu, buchstäblich in Flammen gestanden.

Aus meiner Sicht der bisher mit Abstand stärkste Gig, den ich von Hogjaw gesehen hab. Ein weiterer unvergessener Southern Hard Rock-Abend in Krefelds Kultclub!

Line-up:
Jonboat Jones (lead vocals, electric guitar)
Jimmy Rose (electric guitar, vocals, lead vocals)
Elvis DD (bass)
J. ‚Kwall‘ Kowalski (drums, vocals, lead vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Hogjaw
Hogjaw bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Robert Jon & The Wreck, 21.06.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

RJ_haupt

Gerade in den Tagen, wo Lynyrd Skynyrd, nochmal einen mustergültigen Versuch gestartet haben, den letzten verklärten Southern Rock-Fans in Deutschland mit ihrem unsäglichen Coverprogramm von sich selbst, noch einige Euronen aus der Tasche zu ziehen (Ronnie Van Zant wird sich angesichts des lieblosen Treibens wohl vermutlich ständig im Grabe rumdrehen…), tut es gut zu wissen, dass es auch noch diverse hungrige und kreative Acts im Genre gibt, bei denen monetäre Aspekte, zunächst mal, hinten angestellt werden.

Ein Glücksfall hierbei sind Robert Jon & The Wreck, deren wirklich famose Entwicklung ich von Anfang an mitverfolgt habe. Mit begonnen hat ihre Geschichte zweifellos an dem Ort, wohin sie jetzt zum wiederholten Male zurückgekehrt sind, unserer geliebten Kulturrampe. Auch nicht zu vergessen der lange Atem und der Glaube an die Kalifornier seitens Teenage Head Music, der sich mittlerweile immer mehr zu rentieren scheint.

Zunächst wurde aber zu Konzertbeginn, Rampenchef Markus ‚Pille‘ Peerlings in seiner frisch renovierten Location, mit einem Ständchen zum 50-jährigen Geburtstag, lauthals beglückwünscht. Nach seiner Ansage gab das Quintett um seinen charismatischen Leader Jon Burrison mit „Going Down“ vom neuen Werk „Take Me Higher“ sofort Vollgas.

Das schöne an den Jungs: Trotz kontinuierlicher Präsenz bei uns, schaffen es die Kalifornier bisher immer wieder, neue Akzente zu setzen. Letztes Mal war es die brillante Einführung der Neumitglieder Warren Murrel und des Leadgitarristen Harry James, jetzt halt wieder mit einer neuen Scheibe mit Eigenkreationen, die dann mit Tracks wie u. a. „Makes Me Wanna Yell“, „Take Me Higher“, „Something To Remember Me by“ und „Coming Home“ gebührend vorgestellt wurde. Und auch spielerisch scheint die Truppe erneut eine kleine Schippe oben drauf gelegt zu haben.

Whiskey-Liebhaber Robert Jon (superbe vokale Präsenz, tolle Gitarrenzuarbeit) und Keyboarder Steve Maggiora (mit gewohnt variablen Keys-Einsätzen) bilden das erfahrene Grundgerüst, die beiden ‚Hungerhaken‘ Henry James, diesmal mit etwas gestutzter Afro-Mähne, wieder in hippiesker Montur (mit unzähligen konventionellen als auch Slide-Soli) und Drummer Andrew Espantman (was für  ein Trommelwirbler) sorgen mit der treibenden Bedienung ihrer Instrumente, für den immensen Drive, der das Kollektiv letztendlich so auszeichnet, und der fleißig zupfende Bassist Warren Murrell tummelt sich vergnügt irgendwo mitten drin.

Die Stücke „Cannonball“ und „Whipping Post“ zum Ende des ersten, beziehungsweise Beginn des zweiten Sets, boten rein instrumentelle Finesse und Spielfreude pur im allmanesken Ambiente. Das herrliche „Old Friend“, das fantastische „Cold Night“ (der wie entfesselt spielende James nicht mehr zu bremsen) gegen Ende und die beiden Zugaben „Mary Anne“ sowie „On The Run“ hatten die Rampenbesucher längst zu frenetischen Begeisterungsstürmen hingerissen.

Ganz großes Southern Rock-Kino in der aufgehübschten Kulturrampe. Lynyrd Skynyrd war gestern, die Zukunft des Genres müsste, wenn es so etwas wie Gerechtigkeit gibt, eigentlich Robert Jon & The Wreck vorbehalten sein!

Line-up:
Robert Jon Burrison (lead vocals, electric guitar)
Henry James (electric guitar, vocals)
Warren Murrel (bass)
Andrew Espantman (drums, vocals)
Steve Maggiora (keys, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Robert Jon & The Wreck
Robert Jon & The Wreck bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Robert Jon & The Wreck – Live From Hawaii – CD-Review

Robert-Jon_300

Review: Michael Segets

Robert Jon And The Wreck gehören nach einhelliger Meinung der SoS-Redaktion zu den derzeitigen Top-Acts des Southern Rocks. Seit 2015 macht die Band auf ihren Europatouren regelmäßig Station in der Krefelder Kulturrampe sowie im Dortmunder Blue Notez. Zu jeder Tour hatte sie eine neue Veröffentlichung im Gepäck. Im letzten Oktober brachten Robert Jon And The Wreck ihre erste Live-CD „Live From Hawaii“ mit.

Die Kalifornier kommen am Wochenende erneut nach Krefeld und Dortmund, was für mich Anlass war, die Live-Aufnahme in letzter Zeit öfter aufzulegen. Dabei ist mir aufgefallen, dass eine Besprechung der Scheibe – eigentlich Chefsache – (Aufruhr gegen den Vorgesetzten, Herr Segets? – Anmerkung, der Red.) auf SoS bislang ausstand. Diese soll nun nachgeholt werden.

Die Aufnahme aus Hawaii fängt die Atmosphäre, die Robert Jon And The Weck live versprühen, sehr gut ein und bietet acht bereits von den Studioalben bekannte Stücke. Auf der Bühne nehmen sich die Bandmitglieder mehr Zeit, um sich an ihren Instrumenten auszutoben. Das ist für Bands aus dem Genre nicht ungewöhnlich und reißt die Fans im Publikum häufig zu Begeisterungsstürmen hin.

Robert Jon And The Wreck zelebrieren über siebzehn Minuten hinweg „Tightrope“. Bei dem reinen Instrumentalstück zeigen die Neuzugänge Henry James, der für Kristopher Butcher die Lead Gitarre übernimmt, und Bassist Warren Murrel, der Dave Pelosi ersetzt, dass sie sich perfekt in das Bandgefüge einpassen. Auch Band-Urgestein Andrew Espantman erhält hier Gelegenheit zu einem ausgiebigen Solo an seinem Schlagzeug.

Der Klassiker „Cold Night“ knackt die zwölf Minutenmarke. Ich bekenne mich dazu, dass ich kein Liebhaber ausgedehnter Instrumentalpassagen bin. Bei Konzerten sind sie meist noch im Toleranzbereich – wenn man den Musikern bei der Arbeit zusieht, hat man ja auch noch ein visuelles Erlebnis. Auf ein Live-Album der Band gehören die langen Stücke, die in gewohnt souveräner Art performt werden, aber selbstverständlich drauf.

Ansonsten trifft die Songauslese vollständig meinen Geschmack. Von ihrem stärksten Album „Glory Bound“ (2015) wählen Robert Jon And The Wreck die besten Songs: „Blame It On The Whiskey“, „The Devil Is Your Only Friend“ und „When I Die“. Vor allem das letztgenannte Stück unterscheidet sich deutlich von der Studioversion. Der Sound wird hier von Steve Maggioras Keyboards hervorragend getragen.

Von ihrem damals aktuellen, selbstbetitelten Studioalbum aus dem Jahr 2017 nimmt die Band lediglich das lockere „I Know It’s Wrong“ auf, trifft damit allerdings eine weitere gute Entscheidung. „Hey Hey Mama“ und „Rollin‘“ – bei dem Sänger Robert Jon Burrison seine Mitstreiter vorstellt – stammen von „Good Life Pie“ (2016) und gehören mittlerweile zu dem klassischen Live-Repertoire der Band. Einzig die Ballade „Mary Anne“, bei der sich die Band auf Konzerten von einer anderen Seite zeigt, kann bei der Auswahl vermisst werden.

Die Versionen auf „Live From Hawaii“ sind sehr nah an denen, die ich auf den letzten beiden Touren in der Kulturrampe gehört habe. Die CD ist nicht nur für die Besucher der Konzerte ein Erinnerungsstück, sondern bietet hervorragenden Southern Rock. Bei den erfrischenden, alternativen Interpretationen zu den Studioaufnahmen kommen Liebhaber ausgedehnter Instrumentalpassagen ebenso auf ihre Kosten wie die, die es etwas straighter mögen. Der Mitschnitt bietet zudem eine gelungene Einstimmung auf die kommenden Auftritte, für die Robert Jon And The Wreck bereits neues Material am Start haben.

Eigenproduktion (2018)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Blame It On The Wiskey
02. Hey Hey Mama
03. The Devil Is Your Only Friend
04. Cold Night
05. When I Die
06. I Know It’s Wrong
07. Tightrope
08. Rollin’

Robert Jon And The Wreck
Robert Jon And The Wreck bei Facebook

The Tip – 26.04.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Tip_haupt

The Tip waren als Support für The Darkness und L.A. Guns unterwegs, mit denen sie musikalisch auf einer Wellenlinie liegen. Markus ‚Pille‘ Peerlings prophezeite bei der Ankündigung von The Tip auf der Webside der Kulturrampe daher einen Abend mit viel Testosteron und Adrenalin, bei dem man sich anschnallen sollte. Er hatte nicht zu viel versprochen. Die Band aus Nashville gab von Beginn an mächtig Gas. In der ausverkauften Rampe blieb allerdings kein Platz, um einen Gurt anzulegen.

Mit einer halbstündigen Verspätung bahnte sich die Band von bombastischer Musik begleitet ihren Weg durch die wartende Menge zu der abgedunkelten Bühne. Dort stand bereits ein Tablett mit Whiskey und Cola bereit. Verzichtend auf die koffeinhaltige Limonade nahm der charismatische Frontmann Benny Carl einen kräftigen Schluck aus der Whiskeyflasche und zog das wie entfesselt rockende Publikum mit dem Kracher „Can You Smell The Money“ von der aktuellen Scheibe „Sailor’s Grave“ direkt in seinen Bann.

Danach folgte das ebenso starke „Ride Tonight“, das sich auf dem selbstbetitelten Debütalbum (2015) findet. Hier gab Gitarrist Myles Baker bereits einen Vorgeschmack auf die Riffs und Hooklines mit denen er den Sound der Band während des Konzerts prägte.

Nach dem Einstieg erspähte mich Drummer Dixie Carl, wie ich mir konzentriert Notizen machte und kam kurzerhand hinter seinem Schlagzeug hervor, um mir Stift und Block aus der Hand zu nehmen. Erst nachdem ich bewiesen hatte, dass ich zu angemessen ekstatischen Bewegungen fähig bin, gab er mir meine Arbeitsgeräte zurück.

Dixie Carl lieferte an den Drums eine große Show ab. Er zog mit Mimik und genretypischen Posen die Aufmerksamkeit oftmals auf sich. Dass er zudem sein Instrument fest im Griff hat, zeigte er in einem langen und kreativen Solo. Als später am Abend auch noch ein Fell den Geist aufgab, bewies Dixie Carl Improvisationstalent, übernahm bei „Struttin‘“ den Gesangspart, schwang die Hüften und überbrückte so den Austausch der Trommel.

Aber auch die anderen Bandmitglieder waren äußerst aktiv, allen voran Sänger Benny Carl, der ständig in Bewegung war – beispielsweise bei einem Rock’n Roll-Medley vollführte er einen Duckwalk a la Chuck Berry beziehungsweise Angus Young. Er feuerte das Publikum mehrmals an, zu klatschen oder einen Gesangpart zu übernehmen. Seine Einlagen an der Mundharmonika wurden frenetisch bejubelt.

The Tip berücksichtigten Titel ihrer beiden Alben, präsentierten einzelne neue Stücke und streuten Coverversionen in die Setlist ein. Sie spielten „Whiskey And Coke“ sowie „Rock N‘ Roll Heaven“ von ihrer letzten CD, von ihrem Debüt „Favorite Sin“, „Don’t Want It“ und „Rock N‘ Roll Man“. Der von Myles Baker gesungene Fleetwood-Mac-Klassiker „Oh Well“ wurde hervorragend interpretiert. Nicht nur bei ihm kochte der Saal förmlich über.

Das Tempo des schweißtreibendes Sets wurde lediglich durch den Blues „L‘ve Me E’ry Woman“ unterbrochen. Ansonsten folgte ein Rocker nach dem anderen. „We’re An American Band“ von Grand Funk Railroad war die erste Zugabe. Den Abschluss bildete „Otta Control“, bei dem der agile Bassist Robby Bote sich nochmal richtig ins Zeug legte, während sich Benny Carl beim Stagediving und ausgiebigen Crowdsurfing feiern ließ. Zum fulminanten Finale putschten sich die Gitarren gegenseitig auf, bevor um Punkt 23 Uhr die letzten Töne verhallten.

Erwartungsgemäß beanspruchte die Lautstärke die Gehörgänge, aber der Sound war wie immer in der Rampe optimal ausgesteuert. Die Live-Versionen der Songs kamen erdiger rüber als die Studioaufnahmen, was mir besonders gut gefiel. The Tip zelebrieren den Rock auf der Bühne und lieferten eine Show ab, die im Gedächtnis bleibt.

Bei dem mitreißenden Auftreten der Band, deren erster Europatour sich dem Ende zuneigt, war es nicht verwunderlich, dass die CDs bereits ausverkauft waren. So blieb nichts anderes übrig, als bei den T-Shirts zuzuschlagen. Die Bandmitglieder brauchten zwar einige Zeit, um sich umzukleiden, mischten sich dann aber unter die Menge.

Jörg und ich unterhielten uns ausführlich mit Dixie Carl, der erzählte, wie er zur Musik gekommen ist und welche Pläne die Band zurzeit schmiedet. Obwohl er es liebt, auf der Bühne zu stehen – was er während des Konzerts deutlich gezeigt hatte –, freut er sich nun doch auf zuhause und seine Freundin. Wie es sich für einen Rockmusiker gehört, fand Dixie Carl noch ein paar deutliche Worte für den Mainstream in Nashville und für den amerikanischen Präsidenten. Schließlich signierte er noch einen Drumstick, den er mir während des Auftritts als Entschädigung für die Torpedierung meiner Arbeit zugeworfen hatte.

Line-Up:
Benny Carl (lead vocals, guitar, harmonica)
Myles Baker (guitar, vocals)
Robby Bote (bass)
Dixie Carl (drums, vocals)

Text: Michael Segets
Bilder: Jörg Schneider

The Tip
The Tip bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider Webseite

Samantha Martin & Delta Sugar, 22.02.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

SM_haupt

Nach knapp zwei Monaten Liebesentzug war es am 22.02.2019 endlich wieder soweit: Kulturrampen-Time! Dafür schien das Wiedersehen um so leidenschaftlicher zu werden, denn mit Samantha Martin & Delta Sugar hatte sich ein überaus heißer Blues-Soul-Rock-Act in großer Septett-Formation aus dem kanadischen Ontario im kleinen Krefelder Club angesagt.

Auch KR-Macher Markus Pille Peerlings musste dringend seine Akkus wieder aufladen und war aus einer länger-wöchigen Reha-Phase nun wieder für große musikalische Events und Taten einsatzbereit. Er feierte ebenfalls seine diesjährige Konzert-Premiere in seinem zweiten ‚Wohnzimmer‘.

21:15 Uhr schlängelte sich die Band um ihr anführendes Energiebündel Samantha Martin durch die proppenvolle Location, um mit Tracks wie dem satt groovenden Opener „Rocky“, dem CCR-angehauchten „All Night Long“ oder dem herrlichen Schwofer „Gonna Find It“ schwül-heiße New Orleans-Frenchquarter-Atmosphäre im Auditorium zu verbreiten.

Die kleine aber durchaus charismatische Fronterin überzeugte mit gewaltiger Energie und Emotionalität in ihrer Stimme und ansteckender Bühnenpräsenz, die von den beiden dunkelhäutigen Sängerinnen Sherie Marshall und Mwansa Mwansa (was für eine Erscheinung!), noch weitere vokale Vehemenz in Sachen Harmonien und Backgrounds erhielt.

Aber auch die beiden überragend agierenden Curtis Chaffey (mit akribisch genauem E-Gitarrenspiel) und Andrew Moljgun mit seinen Keyboard-Klimpereien sowie einigen furiosen Saxofoneinlagen, als auch die satt groovende Rhythmusfraktion, bestehend aus Ian MacEwan am Bass und ‚Babyface‘ Stephen Adu am Schlagzeug, hatten erheblichen Anteil daran, dass es in der Rampe wie in einem Hexenkessel brodelte.

Das Publikum tanzte, wippte und tobte schon im ersten Set, das mit dem swampigen Stomper „Don’t Shoot“, dem Stones-Cover „Happy“ sowie dem progressiv-umwobenen „My Crown“, weitere intensive Highlights bot.

Klar, dass der Umsatz an kühlen Gersten-Getränken nicht nur in der folgenden Pause florierte. „Feel Good“, der Opener des zweiten Abschnittes, stand quasi metaphorisch für den Rest der Show.  Die Stimmung und Begeisterung in der Rampe steigerte sich von Minute zu Minute, man blickte allseits in beglückte und euphorisierte Gesichter.

Mein persönlicher Favorit  des Abends, das countryeske Lucinda Williams-Stück „Fruits Of My Labor“ (sinnbildlich auch vielleicht auch als Belohnung für Pille Peerlings grandiose Arbeit zu sehen) sowie das furiose Cover-Trio mit „Hard To Handle , „Proud Mary“ (mit Duett-Einbindung unseres Facebook-Freundes ‚Mod Idul‘), und „The Letter“ in jeweils grandiosen Versionen brachten zum Abschluss die Grundmauern der Rampe regelrecht ins Wanken.

Jedem Besucher war am Ende klar, dass Manny Montanas Teenage Head Music mit Samantha Martin & Delta Sugar wieder mal ein absolutes Ass aus dem Ärmel gezogen hatte. Ein unvergesslicher Abend in Krefelds-Parade-Rock Club und zugleich schon ein früher Konzerthöhepunkt 2019!

Line-up:
Samantha Martin (lead vocals, acoustic guitar)
Curtis Chaffey (electric guitar)
Ian MacEwan (bass)
Stephen Adu (drums)
Andrew Moljgun (keys, saxophone)
Sherie Marshall (bgv)
Mwansa Mwansa (bgv, percussion)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Samantha Martin & Delta Sugar
Samantha Martin & Delta Sugar bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider Webseite

Red Beard, 20.12.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

RB-haupt

Das Musikjahr 2018 neigt sich dem Ende entgegen und was kann es Schöneres geben, als die Konzertsaison nochmals mit einem verheißungsvollen Teenage Head Music-Southern Rock-‚Jung-Act‘ in unserer geliebten Kulturrampe abzuschließen.

Zunächst möchte ich kurz ein paar salbende Worte über diese beiden langjährigen Kooperationspartner verlieren. Das Label Teenage Head Music um ihren Mastermind Manny Montana hat auch 2018 wieder einen unermesslichen Beitrag geleistet, den Southern Rock in Europa präsent zu halten. Besonders lobenswert aus meiner Sicht, dass man sich nicht auf den Lorbeeren funktionierender arrivierter Bands ausruht, sondern immer bestrebt ist, neuen jungen, nicht minder talentierten Combos, eine Plattform zu bieten.

Gar nicht oft genug kann man den Einsatz von Markus ‚Pille‘ Peerlings hervorheben, dem es auch dieses Jahr wieder mit unermesslichem Einsatz, trotz der begrenzten Möglichkeiten seiner Krefelder Kult-Location, gelungen ist, ein Wahnsinnsprogramm auf die Beine zu stellen, und der auch für 2019 schon wieder die Weichen für tolle Musik gestellt hat. Danke lieber Pille, wo wäre bodenständige Rockmusik heute ohne Typen wie dich und solche Clubs?

Kommen wir aber nun zu Red Beard, eine mir bis dato nur namentlich bekannte Band von den Kanaren (mit denen ich in meinem bisherigen Leben nur urlaubstechnisch in Berührung gekommen bin). Die hatten mit ihrem, vom geschätzten Kollegen Michael Segets reviewten Album „Dakota„, einen aktuellen Longplayer am Start.

Nachdem Bandchef Jaime Jiménez Fleitas und der quirlige Lead-Gitarrist Fabio La Perna ihre Arbeitsgeräte bei einem kurzen Intro im Twin-Modus ‚vorgeglüht‘ hatten, wurde mit „Something Real“ durch ein ein kurzweiliges Gemisch aus Southern- und Country Rock-Ingredienzien losgestampft.

Soweit ich meine handschriftlichen Notizen überschauen kann, wurde in dem gut 20 Stücke umfassenden Programm (inklusiv der beiden launigen Zugaben „I’m Trying To Do My Best“ und „Hold On“) bis auf zwei Cover-Nummern („Can’t You See“ und „Midnight Rider“), auf den Fundus ihrer bestens anhörbaren Eigenkreationen gesetzt.

Auffälig war, das bei vielen Stücken eingestreute Stones-Gitarrenriff-Fundament als Rhythmus-Untermalung, das dann mit den typischen Zutaten à la Skynyrd, Marshall Tucker, Georgia Satellites oder auch Blackberry Smoke (bei Country-lastigeren Sachen wie zum Beispiel „I Can’t Slow Down“) kombiniert wurde.

Das neue Album „Dakota“ wurde dabei lobenswerter Weise komplett vorgestellt. Klasse hier u. a. der Opener des Werkes „A Place To Settle Down“ mit seinen „Sweet Home Alabama“-Reminiszenzen oder der schunklige Footstomper „Begging For More“. Wenn es dem regelrecht bescheiden wirkenden Fronter Jaime Jiménez Fleitas vielleicht gelingt, noch etwas kommunikativer (vielleicht mal mit ein paar Ansagen oder Anekdoten vor den Songs) und mitreißender auf das Publikum zuzugehen, kann hier in Zukunft ein äußerst verheißungsvoller Southern Rock-Live-Act gedeihen.

Insgesamt aber ein musikalisch überzeugendes Debüt von Red Beard in der Krefelder Kulturrampe, das von etwa 50 Zuschauern zurecht mit viel Applaus und teilweise fast ekstatischem ‚Updancen‘ anerkannt wurde. Die Spanier reihen sich damit würdig in Liste von Bands der jungen New Southern Rock-Generation wie Robert Jon & The Wreck, Voltage, The Trongone Band, Them Dirty Roses, The Vegabonds & Co. ein, deren Entwicklung mit Spannung weiterverfolgt werden darf. Ein sehr gelungenes Jahresfinale in der Rampe!

Line-up:
Jaime Jiménez Fleitas (lead vocals, electric guitar)
Fabio La Perna (electric guitar, vocals)
Francisco Marrero Fajardo (bass)
Josiño Perez (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Red Beard
Red Beard bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider Webseite

The Trongone Band, 08.12.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

TR_haupt

Eigentlich war es ja erneut ein Wetter, um auf der Couch liegen zu bleiben. Da mit den Jungs von The Trongone Band aber ein äußerst verheißungsvoller New Southern Rock-Act erstmalig in unserer geliebten Kulturrampe in Krefeld vorstellig wurde, schwangen Gernot und ich natürlich unseren Hintern hoch. Da zählt das Engagement von Leuten wie KR-Chef Pille Peerlings und der Support von solch tollen Clubs einfach deutlich mehr, als manchmal die eigenen Befindlichkeiten.

Der durfte sich dann auch bei einem Erstauftritt von einer hier recht unbekannten Band über eine ziemlich gut gefüllte Location freuen (wenn ich mich recht erinnere, haben heutige Rampenfeger wie Hogjaw oder Robert Jon & The Wreck damals bei ihren Debüts vor deutlich weniger Zuschauern begonnen).

Ja, The Trongone Band. Ich glaube, dass es auch ein wenig mit mein Verdienst ist, dass diese Burschen in Europa zu sehen sind. Nach einem Geheim-Tipp meines Bekannten Harald Birkner hatte ich ihr Management um die Überlieferung ihres Erstlings „Keys To The House“ gebeten. Ich sehe mich heute noch bei der Verfassung meines überschwänglichen Reviews in unserem holländischen Urlaubsort Kamperland auf der Terrasse sitzen. Somit war ich vermutlich der erste, der etwas über das Virginia-Quartett in Deutschland publiziert hatte.

Nach der Fertigstellung folgte auf dem Fuße die Anfrage, ob ich Kontakte für Auftritte in Europa wüsste oder herstellen könnte. Da war es natürlich keine Sache, unsere Freunde und Experten auf diesem Gebiet, Teenage Head Music, ins Spiel zu bringen. Und siehe da, heute stehen sie unter der THM-Fahne auf den einschlägigen, dieser Musik gegenüber offenen Bühnen unseres Kontinents.

Da der Vierer um die beiden Trongone-Brüder Andrew und Johnny, sowie ihre Mitstreiter Ben ‚Wolfe‘ White und Chip Hale bis jetzt nur besagten Silberling und eine mit recht identischen Liedern bestückte Live-Scheibe im Portfolio zu bieten haben, war bereits mit dem Opener „Nothing To Lose“ klar, dass hier auch der Fokus liegen würde.

Gitarrist und Fronter Andrew Trongone und Keyboarder Ben ‚Wolfe‘ White hatten die Lead Vocals inne, die im ersten Abschnitt bei mir direkt vor der Bühne, wie auch der Gesamt-Sound (ziemlich Schlagzeug-lastig), teilweise etwas dumpf rüber kamen. Das besserte sich dann im  weiteren Verlauf aber zusehends.  Beide überzeugten vor allem bei ihren vielen Solo-Einlagen an ihren Instrumenten Telecaster, beziehungsweise Hammond-Orgel und E-Piano.

Chip Hale ließ seinen Tieftöner sehr filigran pumpen und hatte einen tollen einfühlsamen Groove, während sein Rhythmus-Partner Johnny Trongone viel Power erzeugte.

Als sich bei Andrew Trongone eine Gitarren-Saite in der Endphase bei „Straight To Hell“ in die Hölle verabschiedet hatte, trotzte dieser relativ beherrscht und abgeklärt der für ihn unangenehmen Situation und drehte dann mit Fünfen erst so richtig auf. Respekt dafür.

Erwähnenswert sind sicherlich auch die toll gespielten Cover-Versionen, wovon das grandios performte Dire Straits-Stück „Money For Nothing“ herausragte, aber auch der Little Feat-/Lowell George-Schwofer „Willin'“ und der fulminant gejammte „New Speedway Boogie“ (Grateful Dead) im Zugabenteil begeisterten.

Gefreut habe ich mich übrigens über die Anwesenheit meiner zur Zeit arg gebeutelten und wie so oft trinkfreudigen Rot-Weiß Essen-Freunde Happo & Co., die mit sachkundigen Kommentaren wie „Zugabe“ (schon nach dem vierten Lied „Anne Marie“), „ach, das spielen die auch?“ (nach undefinierbaren Anfangs-Akkorden eines Stückes) oder „ich muss Montag arbeiten“ (angesichts des sich immer weiter verlängernden Endabschnittes des Gigs),  ihrer ungezügelten Ruhrpottschnauze mal wieder freien Lauf ließen.

Im Anschluss an den Gig entpuppten sich die Trongone Band-Burschen vorne im Bluebird-Cafe als sehr nette, aufgeschlossene als auch sympathische Typen und kehrten für unser VIP-Logo-Bild nochmals auf die Bühne der Rampe zurück. Nach ihren nächsten Auftritten in den Niederlanden, Frankreich und Spanien können sie Weihnachten mit stolzer Brust von ihrer ersten Europa-Tournee in die Staaten zurückkehren. Wiedersehen ganz  klar erwünscht!

Line-up:
Andrew Trongone (lead vocals, electric guitar)
Ben White (keys, lead vocals)
Chip Hale (bass, vocals)
Johnny Trongone (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Trongone Band
The Trongone Band bei Facebook
Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld