Tedeschi Trucks Band – 22.03.2017, E-Werk, Köln – Konzertbericht

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Puh, ich bin eigentlich jetzt am Tag danach, noch völlig überwältigt, von dem, was ich da gestern im Kölner E-Werk erlebt habe. Die Tedeschi Trucks Band hatte sich in der Domstadt angesagt, ein fantastisches Konzert abgeliefert und am Ende eine restlos begeisterte Audienz (mit dabei auch der kölsche Kultbarde Wolfgang Niedecken,  mit dem sich unser Knipser Gernot Mangold laut eigener Aussage, am Rande  des weitläufigen des Fotograbens für eine Weile ganz nett und unkompliziert unterhalten konnte) in die Nacht, bzw. auf die Heimreise geschickt.

Ich habe ja in letzter Zeit mit JJ Grey & Mofro oder Thorbjørn Risager & The Black Tornado zwei, im weitesten Sinne, vergleichbare und wirklich herzerfrischende Bands zu Gesicht bekommen, aber was das zwölfköpfige Ensemble um ihre beiden Führungspersönlichkeiten Susan Tedeschi und Derek Trucks da gestern abgebrannt hat, das war schon in einer ganz eigenen Liga.

Apropos Führungspersönlichkeiten: Man spürte zwar jeder Zeit, dass die beiden Hauptprotagonisten (insbesondere Susan Tedeschi) auf der Bühne ‚die Hosen an hatten‘, sie repräsentierten diesen Anspruch aber mit solch einer unaufgeregten und lockeren Art und Weise, vor allem mit einer merklichen Empathie für ihre Kollegen, dass man hier schon von absolutem Vorbild-Charakter sprechen kann.

Besonders Derek Trucks scheint eh glücklich und beseelt zu sein, wenn er seinen Glas-Bottleneck über den Finger streifen und seine berühmte Gibson SG filigran beackern darf, sowie sich in jammige Improvisationsläufe mit seiner Rhythmusfraktion und zum Teil auch den restlichen Musikern verstricken kann (z. B. mit Kofi Burbrige an Orgel und Flöte). Fulminante wie gefühlvolle Soli, in Slide- und normaler Spielweise (auf ganz hohem Level), ließ er natürlich in Hülle und Fülle vom Stapel.

Susan Tedeschi sah in ihrem schlichten, aber eleganten rot-braunen Kleid mit dazu getragenen Wildleder-Stiefeletten klasse aus und wusste samt ihrer sympathischen Aura, mit grandiosem Gesang (erinnert mich irgendwie immer an Bonnie Raitt) und partiell auch mit starkem Lead Gitarrenspiel (z. B. bei „I Pity The Fool“) zu beeindrucken.

Muhammad Ali-Double Mike Mattison, konnte bei drei, vier Stücken aus dem Background Trio heraustreten und zeigte mit seinen bluesig-souligen Vocals im Stile von Belushi, Brown & Co. am Haupt-Mikro, dass er auch problemlos zu jeder Zeit, einen packenden Fronter abgeben kann.

Seine zwei Mitstreiter im Background, Alecia Chakour (was für eine wuchtbrummige Röhre!) und Mark Rivers hatten ihre stärkste Szene beim herrlich gospeligen „I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free“, als sie ebenfalls kurze Lead Parts übernehmen durften. Auch diese beiden sind für diese Positionen eigentlich fast zu schade, bürgen aber für die immense Qualität und das ungeheure Potential der Gesamtband.

Die Rhythmusleute Tim Lefebvre (ließ seinen Tieftöner ordentlich pumpen) sowie die beiden Drummer J.J. Johnson und Tyler Greenwell (mit glänzendem und atemberaubenden Doppel- Synchron-Solo wie zu besten ABB-Zeiten) verliehen den Songs (oft in Verbindung mit Trucks) immer wieder eine stetig zunehmende Dynamik, die es in sich hatte und avancierten das faszinierte Publikum immer wieder zu Mitwippbewegungen.

Kofi Burbridge hatte mit gurgelnden Orgel- und klimpernden HT-Piano-Eingaben seinen Spaß, ließ aber auch zweimal sein Können an der Querflöte aufblitzen. Last but not least, erfüllte das Bläser-Trio, bestehend aus Elisabeth Lea, Ephraim Owens und Kebbie Williams (der wieder, wie auf der DVD, mit freejazzigem Zappel-Solo, diesmal allerdings bei „Don’t Miss Me (When I’m Gone)“), seine plusternde Funktion zur Soundvolumen-Anreicherung, mit Bravour.

Ach, dann waren da ja auch noch die Songs, die an diesem Abend in einem zweigeteilten Set mit halbstündiger Pause aus dem schier unerschöpflichen Fundus (fast bei jedem Gig in anderer und neuer Zusammenstellung) in reichhaltig ausstaffierten Versionen präsentiert wurden. Lang gespielt, aber immer kurzweilig, variabel und emotional mitreißend performt.

Set 1 enthielt u. a. Tracks wie „Let Me Get By“ (Opener), „Key To The Highway“, „Darling Be Home Soon“, „Rise Up“ und „Right On Time“, Set 2 das Cover zu Ehren des kürzlich verstorbenen Leon Russell  „A Song For You“ (Gänsehaut-Opener, toller Gesang von Susan), „Anyhow“ (Derek mit unterschwelliger „Midnight Rider“ E-Hook), „Get Out Of My Life, Woman“, das großartige rhythmische „Freedom Highway“, das am Ende von Susan mit politsicher Botschaft versehene „I Pity The Fool“ (dazu knarzige E- Gitarre und sensationelle Vocals von ihr), als auch das am Ende eine unglaubliche Wucht und Kraft entwickelnde, fett groovigende „Don’t Know What It Means“.

Als zum Finale bei der weit über zehn Minuten währenden Zugaben-Kombi aus dem jammigen, „I Want More“ und dem Outro von Santanas „Soul Sacrifice“ alle Beteiligten der Tedeschi Trucks Band nochmal richtig Gas gaben, wusste man, das Einem ein Gig in Weltklasse-Sphären zuteil geworden ist.

Mit uns verließen ca. 1.200 Zuschauer  überglücklich und zutiefst beeindruckt das somit gut besuchte E-Werk. Wer noch die Chance hat, sich das Ensemble in unseren Breitengraden anzusehen(es folgen ja noch so einige Termine), sollte die Gelegenheit unbedingt nutzen. Einfach grandios! Einen herzlichen Dank auch an Shooter Promotions für die unkomplizierte und bestens organisierte Akkreditierung unseres immer noch jungen Magazins. War richtig klasse!

Line-up:
Susan Tedeschi (lead vocals, electric guitar, vocals)
Derek Trucks (electric guitar, slide guitar)
Mike Mattison (lead vocals, acoustic guitar, vocals)
Kofi Burbridge (keys, flute)
Tim Lefebvre (bass)
J.J. Johnson (drums)
Tyler Greenwell (drums)
Elisabeth Lea (trombone)
Ephraim Owens (trumpet)
Kebbie Williams (saxophone)
Alecia Chakour (vocals, percussion)
Mark Rivers (vocals, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Shooter Promotions
E-Werk

Samantha Fish – Chills & Fever – CD-Review

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Mit ihrem neuen Werk „Chills & Fever“ legt die 28-jährige Bluessängerin aus Kansas-City, deren Liebe eigentlich dem einfachen und rauen Rock ’n‘ Roll gehört, ein R&B-Album vor, mit dem sie ihre musikalische Vielfältigkeit unter Beweis stellt.

Es ist ein Album, welches so ganz anders ist als z. B. ihr Erstlingswerk „Runaway“ aus dem Jahre 2012, für das sie immerhin in Memphis den Blues Music Award für das „Best New Artist Debüt“ bekam. Während „Runaway“ und die beiden Nachfolgealben „Black Wind Howlin“ und „Wild Heart“ rockig-bluesig waren, ist „Chills & Fever“ ganz offenkundig eine Hommage an den Soul und Rhythm & Blues vergangener Zeiten. Es ist eine energiegeladene Scheibe mit tollen Bläserarrangements, aber auch Einflüssen aus dem Blues.

Eingespielt hat Samantha Fish das Album in der Musikmetropole Detroit, in der auch das legendäre Soul-Label „Motown Records“ beheimatend war, zusammen mit Producer Bobby Harlow und tatkräftiger Unterstützung von Mitgliedern der Garage-Rocker „Detroit Cobras“, einer Band, die ihre Anhänger in der Punk- und Blues-Szene des Mittleren Westens der Staaten hat. Außerdem zeichnen sich Mark Levon (Trompete) und Travis Blotzky (Saxophon) für die Bläsereinlagen verantwortlich.

Alle 14 Songs des Album sind mehr oder weniger bekannte Blues- und Soul-Klassiker aus der Feder so bekannter Legenden wie z. B. Jackie DeShannon, Jerry Ragavoy, Bert Berns und Allen Toussaint. Sanantha Fish hat die Stücke neu arrangiert und bietet sie herzergreifend frisch dar. Die Nummern zünden mal flott mit souligen Bläsern („He Did It“, „Somebody’s Always Trying“), dann wieder funky und rhythmisch („It’s Your Voodoo Working“) oder fröhlich mitreißend („I’ll Come Running Over“) und mit schönen Tempowechseln („Little Baby“), bis hin zu mehr R ’n‘ B lastigen Tracks wie z. B. „Crow Jane“.

Samantha Fishs Stimme, angesiedelt zwischen Mezzosopran und Alt, kommt immer klar und sauber rüber, stilistisch vielfach erinnernd an Amy Winehouse: etwas lasziv wie auf dem saxophonakzentuierten Titelsong „Chills & Fever“, relaxed bei den beiden, an Barsongs anmutenden Stücken „Hello Stranger“ und „You’ll Never Change“ oder schmachtend bei dem etwas düsteren „Either Way I Lose“. Dass Samantha Fishs musikalische Wurzeln aber im Rock & Roll und damit auch im Blues liegen, wird spätestens dann deutlich, wenn in den Songs immer wieder ihre bluesgeladene Leadgitarre aufblitzt und sich mit wohlarrangierten Bläsersätzen abwechselt, die mal treibend und mal untermalend die Charakteristik der Songs bestimmen.

Und natürlich gibt es auch schöne Blues-angehauchte Stücke auf der Scheibe. Die Titel „Never Gonna Cry“, „Nearer To You“ und „Hurt’s All Gone“ stehen dafür. Insgesamt ist es eine Gute-Laune-CD mit vielen schwungvollen und tanzbaren Songs (u. a. „You Can’t Go“) von der Smantha Fish selbst sagt, dass sie im Studio einen Mordsspaß bei der Aufnahme der CD hatte und sich dabei so authentisch wie nie zuvor gefühlt habe. Und dieses Feeling kommt auf dem Album wunderbar rüber, nicht zuletzt auch wegen der, an den Rhythm & Blues der 60’er und 70’er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnernden Bläser und der kantigen Intensität der Lieder.

Für Fans dieses Genres ist die Scheibe definitiv ein Muss und sollte in keiner Musiksammlung fehlen, für alle anderen gilt: Hört euch die Scheibe zumindest mal an, es lohnt sich absolut!

Line-Up:
Samantha Fish (Vocals, lead Guitar)
Joe Mazzola (Rhythm Guitar)
Steve Navara (Bass Guitar)
Kenny Tudrick (Drums)
Bob Mervak (Electric piano)
Marc Levron (Trumpet)
Travis Blotzky (Saxophone)

Review: Jörg Schneider

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock & More

01. He Did It
02. Chills & Fever
03. Hello Stranger
04. It’s Your Voodoo Working
05. Hurt’s All Gone
06. You Can’t Go
07. Either Way I Lose
08. Never Gonna Cry
09. Little Baby
10. Nearer To You
11. You’ll Never Change
12. Crow Jane
13. Somebody’s Always Trying
14. I’ll Come Running Over

Samantha Fish
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Ruf Records

John Mayall – 09.03.2017, Kantine, Köln – Konzertbericht

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Am 29. November 1933 erblickte John Mayall, der Godfather des weißen Blues, in Macclesfield, Cheshire, England das Licht der Welt. Aber erst Anfang der 60er- Jahre des letzten Jahrhunderts, erlangte er im Alter von 30 Jahren mit den Bluesbreakers große Bekanntheit. Im Laufe der Zeit spielten bei John Mayalls Bluesbreakers so bekannte Musiker wie John McVie, Eric Clapton, Jack Bruce, Peter Green, Mick Taylor, Mick Fleetwood und Mick Taylor.

Und heute steht der Großmeister des Blues mehr als 50 Jahre nach Gründung der Bluesbreakers im Alter von 83 Jahren immer noch auf der Bühne und gibt seinem Tourneeplan zufolge bis Ende des Jahres über 80 Konzerte in Europa und den Staaten! Von Altersmüdigkeit anscheinend keine Spur und es ist wirklich erstaunlich, wie Mayall in seinem Alter immer noch diese Energie aufbringt.

Im Januar diesen Jahres hat er sein 66stes Studioalbum „Talk About That“, auf dem unter anderem auch Joe Walsh zu hören ist, veröffentlicht. Leider hat er aber daraus während seines Konzertes in der Kantine nur „Don’t Deny Me“, einen schönen Harp-Song mit kräftigen Basseinlagen, gespielt. Ansonsten gab’s an diesem Abend hauptsächlich ältere Stücke aus seinem reichhaltigen Repertoire des JM zu hören. Nach Fertigstellung des Albums hat sich leider Mayalls Gitarrist Rocky Athas aus der Band zurückgezogen, so dass der Altmeister fürs Erste zusammen mit den beiden verbliebenen Musikern Greg Rzab und Jay Davenport als Trio auftritt.

Sichtlich bester Laune betraten die drei Musiker mit etwas Verspätung, die wohl dem Andrang am Merchandise-Stand geschuldet war, gegen 20:15 Uhr die Bühne und legten vor ausverkauftem Haus zum Einstimmen, mit dem beschwingten Klassiker „Streamline“ vom 1967er Album „Crusade“ los, gefolgt von „Big Town Playboy“, einem neueren Song aus 2014. „Moving On“ vom gleichnamigen 1973er Werk klang in der derzeitigen Besetzung zwar immer noch sehr rhythmisch, konnte aber an die Originalaufnahme, sicherlich auch wegen den neuen Zusammensetzung der Band, ohne Sidegitarristen Rocky Athas, nicht heranreichen.

Anschließend folgt das eingangs bereits erwähnte „Don’t Deny Me“, welches das bis dahin eher ruhige Publikum erstmals mit reichhaltigem Applaus belohnte. Vom diesem ermutigt und inzwischen warmgespielt, ging es mit dem leicht düsteren, keyboardlastigen „Demons In The Night“ vom 2002er Album „Stories“ weiter. Mit dem „Moving Grooving Blues“ bewies John Mayall ein weiteres mal, dass er auch an der Gitarre eine gute Figur macht. Der Song aus den 90ern ist in der Gangart etwas härter und sehr rhythmisch angelegt, mit einem wilden Schlagzeugsolo im Mittelteil, stets von Johns flirrender und psychedelisch angehauchter Gitarre begleitet.

Ruhigere und verträumte Töne lieferte dann der relativ lange Track „Special Life“ vom gleichnamigen 2014er Album mit einem, am Keyboard erzeugten Xylophon-artigen Intro, welches sich als wiederkehrendes Motiv durch das ganze Stück zog, einer wundervollen Harp-Passage in der Mitte und einem von Greg Rzab hervorragend gespielten Bass-Solo.

Im folgenden Stück bekam dann auch Schlagzeuger Jay Davenport die Möglichkeit, seine Künste unter Beweis zu stellen. In „Dancing Shoes“, einem erstmals 1999 auf „Padlock On The Blues“ erschienenen, vom Swing beeinflussten Stück, lieferte der Mann an der Schießbude ein furioses, minutenlanges Schlagzeugsolo ab.

Die weiteren musikalischen Highlights des Abends waren „Early In The Morning“ („Along For The Ride“, 2001), dessen Refrain vom Publikum begeistert mitgesungen wurde und durch ein schönes Duett zwischen Greg Rzab am Bass und John Mayall an der Gitarre geprägt war, sowie der stampfende Klassiker „Chicago Line“ (gleichnamiges Album, 1988) bei dem der Meister Harp und Keyboards gleichzeitig bediente.

Und da es das letzte Stück des Abends war und wohl auch den Höhepunkt darstellen sollte, wurde das Stück zusätzlich noch mit einem minutenlangen Harpsolo gewürzt, gefolgt von einem nicht enden wollenden gewitterartigen Bass-Solo mit anschließendem Schlagzeugsolo! Das Publikum war begeistert, klatschte und sang mit, was das Zeug hielt.

Welch furioses Ende! Als Zugabe gab es dann Mayalls wohl  bekanntesten Klassiker „Room To Move“, immer noch mit einem wild-virtuos dargebotenen Mundharmonikaspiel wie eh und je, allerdings mit inzwischen leicht schwächelnder Stimme des Bluesmeisters. Ingesamt bestand das Konzert zwar nur aus 12 Songs, was sich zunächst recht sparsam anhört. Aber wer John Mayall kennt, der weiß, dass er auf der Bühne gerne improvisiert und seine Stücke durchaus recht lang geraten können. Das Konzert endete daher auch erst nach gut zwei Stunden!

Welch eine Kondition! Mayalls Stimme klingt immer noch klar und kräftig, ließ aber mit fortschreitendem Konzert etwas nach. Da merkte man ihm schon sein fortgeschrittenes Alter an. Aber ein begnadeter Sänger war John Mayall ja an sich nie, wohl aber ein starker Harp-Spieler mit dem richtigen Bluesfeeling. Und das ist er und hat er immer noch!

Leider war der Gig durch das Ausscheiden des Gitarristen Rocky Athas in weiten Bereichen etwas zu bassbetont, eine begleitende Sidegitarre fehlte eindeutig und hätte den Stücken bestimmt sehr gut getan. Trotzdem, das Publikum war hellauf begeistert und feierte den Grand Seigneur des weißen Blues mit reichhaltigem und lang andauerndem Applaus. John Mayall liebt den Blues nicht nur, er lebt ihn einfach, auch heute noch mit 83 Jahren! Er ist mit soviel Spielfreude dabei, dass man wirklich geneigt ist, sein hohes Alter zu vergessen.

Line-up:
John Mayall (Lead vocals, keyboard, harmonica, guitar)
Greg Rzab (Bass)
Jay Davenport (Drums)

Text und Bilder: Jörg Schneider

John Mayall
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Kantine Köln
Jörg Schneider

Tedeschi Trucks Band – Live From The Fox Oakland – CD-/DVD-Review

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Wow! Schon beim Auseinanderklappen des imposant und edel gestalteten Doppel-CD/DVD-Packages, das ein Live-Konzert der Tedeschi Trucks Band im historisch/orientalisch anmutenden, sehr beeindruckenden, 1928 errichteten Fox Theatre in Oakland, Kalifornien, dokumentiert, erahnt man bereits, dass hier was ganz Großes auf einen zukommt.

Während die DVD, unter der Regie von Jesse Lauter und Grant James abgelichtet, den Gig ‚filmisch‘, mit kleinen netten Zwischenepisoden des Drumherums, dokumentiert, spiegeln die beiden CDs das Konzert in nummerisch korrekter Reihenfolge sowie voller Länge der Songs wieder und enthalten mit dem orchestral swingenden „Right On Time“, dem souligen Schunkler „Don’t Drift Away“ und dem fusig-jazzigen Instrumental „Ali“, drei weitere tolle Tracks, die nicht visuell in Szene gesetzt wurden. Ich werde mich hier aber natürlich auf den erstgenannten Silberling konzentrieren.

Nach einem kurzen Intro steigt der Film mit „Don’t Know What It Means“ als Opener ein, ein Song aus dem letzten hochdekorierten Studiowerk „Let Me Get By“. Susan Tedeschi gibt direkt mal eine Kostprobe ihres stimmlichen Volumens und ihres versierten E-Gitarrenspiels, das in Form von vielen hervortretenden Adern,  deutliche Spuren auf ihrem Handrücken hinterlassen hat. Am Ende des Stückes glänzt Rastamann Kebbie Williams mit einem Sax-Solo, das free-jazzige Züge aufweist.

Keep On Growing“ vom einstigen „Derek And The Dominos“-Klassiker Layla and Other Assorted Love Songs“ steht natürlich ganz im Zeichen von Ehemann Derek Trucks, der hier gleich drei Soli auf seiner Gibson SG vom Stapel lässt, am Ende mit furiosem Slide. Leonard Cohens „Bird On The Wire“  wird in gospeliger Form mit emotionalem Ende interpretiert.

Passend zum spirituellen Ambiente des Fox (ein goldener Buddha wird eingeblendet), lässt Derek bei „Within You, Without You“ sein Arbeitsgerät in orientalischem Slide aufsurren, das dann nahtlos in den shuffligen Blues Rock-Stampfer „Just As Strange“ übergeht (Bonnie Raitt-Flair).

Beim souligen „Crying Over You“ hat Mike Mattison, der mich rein äußerlich immer irgendwie an Muhammad Ali erinnert, seinen ersten starken Gesangseinsatz, ein weiteres Highlight ist ist das Duell von Derek mit Keyboarder Kofi Burbridge, das in Frage-Antwort-Manier zelebriert und zudem mit einem Hammer-Solo vom Butch Trucks-Neffen beendet wird.

Das herrliche „Leavin‘ Trunk“ klingt, als wenn sich James Brown (erneut großartiger Gesang von Mattison) und die Allman Brothers (Susan und Derek gitarren-technisch in Hochform) zu einer Jam-Session zusammengefunden hätten. „I Pitty The Fool“ bluest unter Tedeschi-Regie samt plusternder Bläserfraktion (vervollständigt durch Elizabeth Lea und Ephraim Owens).

Das knapp 15-minütige „I Want More“ dampft aus allen Gassen. Hier entfacht die Drum-Doppel-Besetzung  mit J.J. Johnson und Tyler Greenwell, wie sooft in diesem Gig, ihre ganze Kraft samt blindem Verständnis, auch Derek mit ABB-trächtigem Slide und Burbridge mit Marshall Tucker-umwehten Querflöten-Intermezzo sowie wüsten Orgel-Geklimper beim angeschlossenen „Soul Sacrifice“-Outro, wissen zu gefallen.

Das Titelstück des Studioalbums „Let Me Get By“ zeigt am Ende mit gospeligem Touch nochmals die ganze Spielfreude des Ensembles.  Selbst der Abspann mit einer Wohnzimmer-Performance der Band von Dylans „You Ain’t Going Nowhere“ ist ein Knüller. Hier dürfen auch die Back-Singer Alecia Chakour und Mark Rivers mal die Lead vocals bei einer der vielen Strophen übernehmen und Black Crowes-Fronter Chris Robinson ist auch noch als Gast mit von der Partie. Elisabeth Lea lässt ihre Posaune kurz plärren. Klasse gemacht.

Appropos Zwischenepisoden. Da wird ein Besuch von Derek bei US-Comedian Marc Maron  in seiner Garge gezeigt, ein Interview des Ehepaares beim Rolling Stone-Journalisten David Fricke, der auch den Begleittext des Booklets geschrieben hat, Dereks Vater als Verantwortlicher des Merchandisings kurz porträtiert, und Susan beim Testen des kongenialen Sounds im Gros des Fox vor leerer Kulisse mit dem Song „Color Of The Blues“.

Nicht zu vergessen auch noch der Bonusteil mit dem bluesigen „Anyhow“ (wieder mit Bonnie Raitt-Flair) und der Vollversion des Gastauftritts von Alam Khan, der mit seiner Sarod (so ein orientalisches Monsterknüppel-Instrument) auf „These Walls“ den Konterpart zu Dereks Slide-Spiel (der zum einzigen Male auf einer Les Paul) abgibt. Hier werden konventionelle Musikmauern eingerissen und die beiden versuchen mit diesem, quasi im Southern Yoga Rock-Stil zelebrierten Stück, dem Ambiente des orientalischen Theaters gerecht zu werden – Da heißt es für alle Beteiligten einfach nur ‚Om‘!

Fazit: „Live From The Fox In Oakland“ der Tedeschi Trucks Band zeigt das zwölf-köpfige Mega-Ensemble im absoluter Bestform. Es macht Spaß, diesen Könnern, in diesem speziellen Rahmen, bei bester Bild- und Tonqualität, Folge leisten zu können (vom kleinsten Tönchen auf der Bühne, bis hin zum Digipak, mit dem reichhaltig bebilderten Einsteckbooklet, inklusiv aller relevanten Informationen, Perfektionismus pur). Absolute Kaufempfehlung! Dieses Package gehört in jede Rockmusik-Sammlung, die was auf sich zählt. Sounds Of South ist bereits gespannt wie ein Flitzebogen, ob Tedeschi, Trucks & Co. demnächst auch in unserer Anwesenheit im Kölner E-Werk, dieses glänzende Niveau erneut auf die Bühne transferieren können werden. Die Vorfreude auf dieses zu erwartende Spektakel, ist jedenfalls mit diesem famosen Teil, nochmals enorm gestiegen!

Concord/Fantasy Records – Universal Music (2017)
Stil: Blues Rock & More

CD 1:
01. Don’t Know What It Means
02. Keep On Growing
03. Bird On The Wire
04. Within You, Without You
05. Just As Strange
06. Crying Over You
07. These Walls (feat. Alam Khan)
08. Anyhow

CD 2:
01. Right On Time
02. Leavin‘ Trunk
03. Don’t Drift Away
04. I Want More (Soul Sacrifice Outro)
05. I Pity The Fool
06. Ali
07. Let Me Get By

DVD:
01. Don’t Know What It Means
02. Keep On Growing
03. Bird On The Wire
04. Within You, Without You / Just As Strange
05. Crying Over You
06. Color Of The Blues
07. These Walls (feat. Alam Khan)
08. Leavin‘ Trunk
09. I Pity The Fool
10. I Want More (Soul Sacrifice Outro)
11. Let Me Get By
12. You Ain’t Going Nowhere

Bonus:
13. Anyhow
14 These Walls (feat. Alam Khan) – Full version

Tedeschi Trucks Band
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Universal Music
Promoteam Schmitt & Rauch

Quinn Sullivan – Midnight Highway – CD-Review

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Ich musste am Anfang schon ein wenig schmunzeln. Wenn man die Einleitung des Beipackzettels zu Quinn Sullivans neuem Album „Midnight Highway“ liest, könnte man meinen, dass man es hier mit einem Künstler zu tun hat, der sich glatt schon so um die 30 Jahre im Geschäft befindet.

Er hat bereits mit Leuten wie u. a. Buddy Guy, Eric Clapton, Los Lobos, der Tedeschi Trucks Band, Joe Bonamassa und Albert King die Bühne geteilt, bei berühmten Festivals wie Montreaux oder Mahindra in Indien mitgewirkt, ist in der Jay Leno Show aufgetreten – ok, das wäre für die lange Zeit jetzt ein bisschen wenig – hat mit o. a. Werk, seinen dritten Longplayer veröffentlicht.

Aber dieser Bursche aus Massachusetts zählt gerade mal unglaubliche 17 Lenze! Und was hat der für ein Talent. Er ist ein Super-Gitarrist, das Songwriting kann sich sehen lassen (hat immerhin drei Tracks kreiert) und auch der Gesang passt für das junge Stadium schon ganz gut (man hört es aber doch ein wenig – klingt oft wie ein ganz ganz junger Robert Plant).

Wie vor kurzem auch Joe Bonamassa, hat Quinn sich in Sachen Produktion, unter die Fittiche vom uns bestens bekannten Tom Hambridge in den berühmten Blackbird Studios in Nashville begeben. Hambridge bearbeitete auch das Schlagzeug und stellte dem Jüngling erfahrene Musiker wie Michael Rhodes, Tom MacDonald, Rob McNelley und Keyboard-Legende Reese Wynans an die Seite.

Schon der Opener „Something For Me“ mit herrlicher E-Gitarre (tolli Soli) und klimpernden HT-Piano-Einlagen, lässt Led Zeppelin-, ZZ Top– und Skynyrd-Indegrienzien zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Melodische Stücke wie „Tell Me I’m Not Dreaming“ und  das funkige „Lifting Off“ haben einen gewissen Popfaktor“, mit letztgenanntem kann man  jede Party in Schwung bringen.

Quinn mit seinen unzähligen quirligen, energiegeladenen, aber auch voller Seele befindlichen E-Gitarren-Soli (hat scheinbar eine sehr große Vorliebe für das Spiel der Allman Brothers-Akteure) und Wynans (mit variablen Keys-Parts) setzen natürlich insgesamt die meisten Akzente.

Absolut klasse  das atmosphärische „She Gets Me„, grandios die im allmanesken Instrumental-Stil abgewickelten Songs wie  „Big Sky“ und der Rausschmeißer „Buffalo Nickel“, aber auch das besungene Titelstück „Midnight Highway„. Hier beweist der Bursche, dass er neben dem Blues auch beste Southern Rock-Gene im Körper hat. Und mit was für einem Gefühl!

Ein Schmankerl und Höhepunkt zugleich ist die gelungene Coverversion von George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“, das man so originalgetreu wie möglich, wie auf dem „White Album“ der Beatles, abzubilden versucht hat. Hambridge hat dafür sogar recherchiert, wie die Musiker und Mikrophone damals im Studio standen. Quinn setzt natürlich mit furiosen Gitarren-Soli noch hier einen drauf.

Mentor Buddy Guy gab seinem Sprössling einst den Rat, raus zugehen und allen zu zeigen, wer er ist, die Leute sollen sich an ihn erinnern. Mit seinem tollen neuen Album „Midnight Highway“ hat er jedenfalls beim Autor (und sicherlich auch allen, die sich mit diesem Teil beschäftigen werden), schon bleibende Spuren hinterlassen. Eine abwechslungsreiche, kurzweilige, jederzeit melodische und auch instrumentell anspruchsvolle CD, die von vorne bis hinten Spaß macht, nicht zuletzt auch wegen der vielen Southern Rock-Bezüge.

Da fällt mir eigentlich zu Jungspund Quinn Sullivan am Ende spontan nur noch ein altbekannter Schimanski-Spruch in abgewandelter Form ein: Noch keine Haare auf der Brust, aber schon im Blues Rock drängeln…

Mascot Label Group (2017)
Stil: Blues Rock

01. Something For Me
02. Tell Me I’m Not Dreaming
03. Midnight Highway
04. Crazy Into You
05. Eyes For You
06. Lifting Off
07. She Gets Me
08. Rocks (Bonus track)
09. Going
10. Graveyard Stone (Bonus track)
11. Big Sky (Bonus track)
12. While My Guitar Gently Weeps
13. Buffalo Nickel

Quinn Sullivan
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Mascot Records
Netinfect Promotion
Bärchen Records

Layla Zoe – 05.03.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Layla_Haupt

Nach ungestümem Tatendrang, personifiziert durch die Mädels von Jane Lee Hooker, war für den Rest des weiblich dominierten Abends, ‚Diven-Time‘ angesagt. Fotograf Gernot und ich haben die charismatische Kanadierin Layla Zoe jetzt zum dritten Mal in noch gar nicht so lange zurückliegender Zeit erlebt.

Zum einen bei der vorletzten Rheinberger Bluesparty in der voluminösen Stadthalle, dann im Zentrum Altenberg in Oberhausen, einer mittelgroßen Location, und nun im eher Club-trächtigen Schwarzen Adler, quasi zum Anfassen. Bei allen drei Gigs stand ihr starker Gitarrist Jan Laacks als einzige Konstante zur Seite, gewechselt wurde jedes Mal die Rhythmusfraktion, die in Vierbaum diesmal mit dem rein deutschen Duo Claus Schulte und Christoph Hübner vertreten war.

Layla Zoe aktueller Silberling ist nach wie vor „Breaking Free“ und aus dem Fundus dieses Werkes bediente sie sich auch größtenteils.  Mit dem kräftigen „Backstage Queen“ ging’s los,  das shufflige, dezent progressive „Runaway“ (Laacks entlockte seiner Stratocaster z. T. Pink Floyd-ähnliche Klänge), das Southern-soulige „A Good Man“ (gefiel uns natürlich besonders), sowie das Hendrix-umwehte „Pull Yourself Together“ folgten samt der variablen Stimmgewalt der Protagonistin.

„Workinghorse“ mit Peter Frampton-Talkbox-Gedächtnis-Einlage  und das mit einem, in Southern Rock-Tradition gespieltem langen E-Gitarrensolo, verzierte „Why Do We Hurt The Ones We Love“, standen im Zeichen von Jan Laacks, der sich spielerisch noch einmal verbessert zu haben scheint (tolle Leistung!). Über das krachende „Why You So Afraid“ und das retrobehaftete „“Never Met A Man Like You“ ging es schon auf den Höhepunkt des Gigs zu.

„Highway Of Tears“, ein Stück, in dem es um verschwundene Frauen und deren verzweifelte Angehörige in Kanada geht, war dann am Ende das hoch-emotionale und auch das spielerisch stark dargebotene Finale, nach dem jeder andere Track, kaum noch hätte Wirkung entfalten können. Von daher ein absolut richtiger und stimmiger Ausklang.

Am Ende waren Gernot und ich uns einig, in der eher gedrungenen Räumlichkeit des Adlers, den bisher besten Auftritt des Rotschopfes erlebt zu haben. Layla Zoes Musik und einnehmende Aura kam einfach intensiver rüber, nicht nur aufgrund ihres Gangs von der Bühne ins Publikum bei der, unter die Haut gehenden Ballade „Sweet Angel“ (ein Song für ihre ehemals beste Freundin Marsha, die 2010 aufgrund eines Hirnaneurysmas gestorben ist).

So wurde der Sonntag-Abend mit Jane Lee Hooker und Layla Zoe , der unter dem Motto ‚Double Trouble‘ gestartet war, am Ende eher ein ‚Twice the Fun‘ für alle Beteiligten. Danke dafür natürlich auch explizit an Ernst Barten und Ruf Records!

Line-up:
Layla Zoe (lead vocals)
Jan Laacks (electric guitar, vocals)
Christoph Hübner (bass, vocals)
Claus Schulte (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Layla Zoe
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Ruf Records
Schwarzer Adler

Jane Lee Hooker – 05.03.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Doppelkonzert im Schwarzen Adler mit Jane Lee Hooker und Layla Zoe. Das besonders in Blues Rock-Kreisen bekannte und beliebte Label Ruf Records hatte unter dem Titel ‚Double Trouble‘ gleich zwei Acts zusammen auf die Reise geschickt und u. a. auch in die schöne Rheinberger Kultkneipe beordert. Chef Thomas Ruf war beim, für einen Sonntag Abend stattfindenden, gut besuchten Doppel-Gig, höchst persönlich vor Ort.

Den Auftakt bestritt der New Yorker Power-Frauen-Fünfer mit dem markanten Bandnamen Jane Lee Hooker. Die Damen um ihre zierliche Fronterin Dana ‚Danger‘ Athens, eine tapezierte Fahrradspeiche mit einem Mordstemperament auf der Bühne, machten mächtig Alarm und bewiesen, dass sie ihr fast punkige Spielweise, durchaus harmonisch mit dem Blues Rock-Genre in Einklang zu bringen vermögen. Junge, Junge, es ging ganz schön brachial die Post ab, eher weniger was für Blues-Feingeister.

Gleich zum Start befreiten sie energisch, mit einer Herz-erfrischenden Version, den Blues-Klassiker „Manish Boy“ von all seinen angesammelten Spinnweben. Im weiteren Verlauf rockten sie mit Stücken wie u. a. „Black Rat“, dem dezent stonesken „Gimme That“ und Liedern aus ihrem aktuellen Album „No B!“ wie „Wade In The Water“, „Bumble Bee“ (der einzige etwas ruhigere Track), „Didn’t It Rain“ (mit starker Southern Rock-typischer Double Leads-Phase der beiden Gitarristinnen), sowie dem funkig angehauchten „Shake For Me“ (inkl. Soli und Vorstellung aller Beteiligten), den Saal und verabschiedeten sich mit dem großartigen „Mama’s Day“ (klasse Gesang von Athens) samt einer Zugabe, von ihrer begeisterten Audienz.

Jane Lee Hooker, die mich so ein wenig an Bands wie die früheren The Motherstation oder Antigone Rising erinnerten, wären mit ihrer erfrischenden, krawalligen Art eigentlich dafür prädestiniert, in der Blues Rock-Sparte Brücken zu einem jüngeren Publikum zu schlagen, haben aber da noch viel Überzeugungsarbeit vor sich, denn der Adler war auch an diesem Abend wieder fast ausnahmslos, fest in der Hand der Ü50-Generation, die sichtlich Spaß an dieser energiegeladenen Vorstellung hatte. Zurecht, es war eine tolle, dynamische und durchweg gelungene Performance der Mädels vom Big Apple.

Line-up:
Dana ‚Danger‘ Athens (lead vocals)
Tracy ‚High Top‘ (electric guitar)
Tina ‚TBone‘ Gorin (electric guitar)
‚Hail Mary‘ Zadroga (bass)
Melissa ‚Cool Whip‘ Houston (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Jane Lee Hooker
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Ruf Records
Schwarzer Adler

Scotty Bratcher – That Album – CD-Review

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Wer sich mal eine nahezu perfekt gelungene Mischung aus Blues- und Southern Rock zu Gemüte führen möchte, sollte flux das Album eines gewissen Scotty Bratcher mit dem Titel „That Album“ in seine Sammlung aufnehmen. Das hat es nämlich in sich.

Der aus Cincinnati stammende, mittlerweile in Ohio ansässige Musiker, hatte bereits mit 2 Jahren die erste Gitarre in der Hand und mit elf erste Auftritte absolviert. Neben intensiver Sessionarbeit mit vielen anderen Interpreten sind hier sein Mitwirken bei Jimmy Hall (Wet Willie, Brothers Of The Southland) und Noah Hunt (Kenny Wayne Sheperd) besonders erwähnenswert, denn sowohl Hall (u. a. quäkige Harp beim Elvis-Cover „That’s Alright Mama“) als auch Hunt (Lead vocals bei „Let Your Soul Give Way“) spielten hier den Ball mit einem Gastauftritt zurück.

Neben seinen filigranen und variablen präsentierten E-Gitarrenkünsten, weiß der Protagonist auf seinem 2. Solo-Album auch mit außerordentlich starken und sehr engagiert gesungenen Lead vocals zu überzeugen, die sich in Sphären irgendwo zwischen Gregg Allman und einem Warren Haynes einordnen lassen und bestens zu seiner Musik passen. Mit an seiner Seite sind auf diesem Werk schwerpunktmäßig noch Don Connaughton am Bass, Shawn Wells am Schlagzeug sowie die starken Keyboarder Billy Justineau and Gary Mielky präsent.

Insgesamt 13 gelungene Stücke ohne jeden Hänger oder Füller mit einer satten Spielzeit von knapp 70 Minuten, sorgen zudem für ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis. Allein schon der Auftakt mit herrlichen knarzigen E-Gitarren und gurgelnder Orgel, „Ain‘t No Way I’m Coming Home“, wird jedem Southern Rock-Fan sofort in den Bann ziehen. Erinnert mich ein wenig an Warren Haynes allerstes Solo-Album.  Das folgende shufflige „Disappointing Ourselves“ startet mit einem ZZ Top-Intro und enthält eine furiose Wah-Wah-E-Gitarrenpassage. „Worry Me No More“ mit seinem brachialen Führungsriff weckt bei mir sogar Assoziationen mit Leuten wie Pat Travers zu Glanzzeiten oder auch Enfant Terrible Ted Nugent.

Der vierte Track, „Tables Turn And Briges Burn“, hat aufgrund der verspielten E-Gitarren und dem Orgel-Sound Gov’t Mule-Charakter, der Southern Rocker „Hard To Feel“ geht in Richtung Stolen Rhodes zu Beginn, schwenkt nach einem Billy Powell-Gedächtnis-Piano-Bridge samt bärenstarkem E-Solo-Anschluss aber in deutlich Skynyrd-typischere Sphären über. Dass Scotty auch Slow Blues kann, beweist er beim acht-minütigen „Without Hope“, eine tolle Ballade mit viel Southern Soul-Flair à la dem einstigen, Dickey Bettsschen „Bougainvillea“. Gleiches gilt für den herrlichen Schwofer „All And Nothing More“ (tolles E-Piano, wummernde Orgel, Echogesang im Refrain).

Der bereits erwähnte Noah Hunt singt auf dem Stevie Ray Vaughan-umwehten Stampfer „Let Your Soul Give Away“. Als Liebhaber von weiblichen Backgroundgesängen (hier von Jennifer Friend) ist „Cold Blooded Killer“ natürlich genau meine Kragenweite. Ein Killersong, der nicht das Blut in den Adern gefrieren lässt, sondern das Southern Rock-Herz erwärmt. „Rollin‘“ zielt mit seinem „Statesboro Blues“-Charakter ganz klar auf die Allman-Klientel ab. Greg Martin (Rufus Huff/Kentucky Headhunters bereichert hier die illustre kleine Gästeliste mit seinem starken Slide-Spiel.

Das Ende des durchgehend, sensationell-guten Albums bestreiten zwei altbekannte Nummern. Das viel gecoverte „As The Years Go Passing By“ (wieder mit Jimmy Hall-Unterstützung) bewegt sich in Gefilden von Gary Moore und Jeff Healey, die bei dem Song ja auch schon Hand angelegt haben. Dass man „Whipping Post“ nur mit Gesang und Akustikgitarre in eine furiose Version verwandeln kann, würde man kaum für möglich halten. Scotty beackert im Stile eines echten Wizzards seine Klampfe, dass einem fast die Spucke weg bleibt. Eine grandiose Version dieses Klassikers als krönender Abschluss.

Hätte ich die Scheibe schon zum Erscheinungsdatum vorliegen gehabt, wäre sie ganz sicher einer der drei Top-Kandidaten zum Album des Jahres 2016 gewesen. Ich kann nur jedem Fan der beiden hier federführenden Genres, besonders der Southern Rock-Fraktion, dieses Teil wärmstens empfehlen. Man wird mir, da lehne ich mich jetzt einfach mal aus dem Fenster,  diesen Geheimtipp auf ewig danken! Tolle Mucke von Scotty Bratcher . „That Album“ rocks, that’s all and nothing more I have to say!

Etta Mae Records (2016)
Stil: Southern Blues Rock

01. Ain’t No Way I’m Coming Home
02. Disappointing Ourselves
03. Worry Me No More
04. Tables Turn And Bridges Burn
05. Hard To Feel
06. Without Hope
07. That’s Alright Mama
08. Let Your Soul Give Way
09. Cold Blooded Killer
10. All And Nothing More
11. Rollin‘
12. As The Years Go Passing By
13. Whipping Post

Scotty Bratcher
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Vanessa Collier – Meeting My Shadow – CD-Review

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Die aus Maryland, USA, stammende Vanessa Collier mit ihrem 2. Album. Nach ihrem Debüt im Jahre 2014 haben sich die Dinge schlagartig für die einstige Berklee-Musikstudentin entwickelt. Eine Tour mit Blues-Legende Joe Louis Walker, Best Of 2014 Blues Breaker, Besuch in Dan Akroyds House Of Blues Radio Show, Top 3-Finalistin in John Lennons Songwriting-Wettbewerb, Teilnehmerin bei der International Blues Challenge2016 in Memphis, weitere Auftritte als Support von Stars wie Annie Lennox und Willie Nelson, sind hier als ein paar rasante Highlights anzuführen.

In Zusammenarbeit mit Kevin Houston als Co-Produzent und einem Kreis von guten Musikern (u. a. TK Jackson, Daniel McKee, Laura Chavez, Charles Hodges, Marc Franklin, Josh Roberts) präsentiert sie den Blues in „Meeting My Shadow“ auf äußerst facettenartige Weise.

Es bluest, groovt, shuffelt und gospelt an allen Ecken und Enden. Vanessa variiert stimmlich perfekt zu den diversen Präsentationsformen der Stücke. Die Songs von 3-7 „When It Don’t Come Easy“ (das swampige Slide erinnert an die große Bonnie Raitt), das flotte, tanzbare „Two Parts Sugar, One Part Lime“ mit der herrlichen HT-Piano-Einlage, das in Wynonna-Manier gebrachte „When Love Comes To Town“ (mit Allmaneskem Slide-Solo), der slow-bluesige Schwofer „You’re Gonna Make Me Cry“ und das shufflige „Whiskey And Women“ (E-Gitarren-/Sax-Solo) erweisen sich für unser Magazin als die signifikantesten. Bei den meisten Tracks spielt natürlich aber Colliers Saxofon eine mehr als tragende Rolle.

Sie sieht es quasi als Erweiterung ihrer Stimme an. „Mit ihm kann ich jammern, knurren und weinen. Ich kann ein Lied vorantreiben, mit einem starken, nervösen und entfesselten Angriff. Ich kann subtil und schön sein, aber auch stark und mächtig“, so Vanessa in einem Statement. Und in der Tat bläst die Protagonistin für ihr junges Alter schon absolut leidenschaftlich, was ihr Paradeinstrument betrifft.

„In „Meeting My Shadow“ treffen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeienander. Eine Hommage an den Geist der Blues Tradition, eine Reflexion unserer jetzigen Kultur und ein hoffnungsvoller Wunsch nach Wachstum, Verständnis und Integration, dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln. Es ist auch eine Geschichte von Beharrlichkeit und Bemächtigung, die dazu bestimmt ist, Kraft zu teilen und eine erhobene Botschaft zu liefern“, lautet weiter ihre höchstpersönliche Zusammenfassung bezüglich des neuen Werkes.

In unseren Augen entpuppt sich „Meeting My Shadow“ von Vanessa Collier als ein fein entworfenes Kollier mit einigen echten und  noch rohen Diamanten, an denen in Zukunft vermutlich noch weiter fleißig geschliffen wird.

Eine starke, variable und  ausdrucksvolle Stimme, dazu ein erstaunlich versiertes Saxophonspiel, sowie kompositorisches Können, lassen auf eine große Zukunft der jungen Blues-Künstlerin schließen. Wer sich gerne mit Damen wie Bonnie Raitt, Dusty Springfield, Sass Jordan, Beth Hart, Wynonna oder Kim Carnes befasst, dürfte sich auch bei Vanessa Collier gut aufgehoben fühlen und das heißt doch schon was, oder?

Ruf Records (2017)
Stil: Blues & More

01. Poisoned The Well
02. Dig A Little Deeper
03. When It Don’t Come Easy
04. Two Parts Sugar, One Part Lime
05. When Love Comes To Town
06. You’re Gonna Make Me Cry
07. Whiskey And Women
08. Meet Me Where I’m At
09. Cry Out
10. Up Above My Head, I Hear Music In The Air
11. Devil’s On The Downslide

Vanessa Collier
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Ruf Records

Ben Poole – 18.02.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Poole-Haupt

Ich muss gestehen, dass ich immer noch richtig baff bin, von dem, was Ben Poole und seine britischen Kumpanen Tom Swann, Ben Matthews und Joe Mac gestern Abend im Schwarzen Adler in Vierbaum abgelieferten.

Es war ein einziges Feuerwerk in Sachen modern und variabel gespieltem Blues Rock, das selbst ein gestandener Musik-Redakteur und Viel-Konzertbesucher wie ich, vor allem, was dieses Genre betrifft,  schon lange, in solcher Intensität und Wucht, nicht mehr erlebt hat. Das war echt beeindruckend, was die vier jungen Engländer da abgefackelt haben.

Mit einer Verspätung von knapp 25 Minuten stieg die Band mit dem rhythmisch groovenden „Let’s Go Upstairs“ in den zweigeteilten Gig ein. Sinnbildlich steht der Titel auch für den Weg des Protagonisten. Er will steil nach oben und angesichts dieser Leistung, klingt das alles anders als unrealistisch. Beim folgenden Stampfer „Win You Over“ stellte Ben im Bridge seine Mitstreiter erstmals vor.

Das herrlich soulig groovende „Love Nobody No More“ stellte einen ersten Höhepunkt in Teil 1 da, dem Ben (hatte sich eine Gibson Les Paul gegriffen)  mit einer saustarken und eigenwilligen Cover-Fassung vom Freddie King-Klassiker „Have You Ever Loved A Woman“ (bekannt geworden eher durch Eric Clapton) noch Einen drauf setzte. Pooles begeisterndes E-Gitarren-Solo konnte man durchaus als Southern Rock-tauglich einstufen. Das rockige „Lying To Me“ glänzte mit dezentem Bad Co.-Flair. Mit dem erneut, mit viel souligem Feeling bestückten „The Question Why“ ging es in die Pause.

Das starke „Someday You’ll Have Your Own“ eröffnete den Reigen der Tracks des 2. Sets. Mark Knopflers geschriebenes, auch von Jeff Healey übernommenes „I Think I Love You Too Much“ beinhaltete ein erstes schönes Duell von Poole und Keyboarder Joe Mac (viele tolle Hammond-Einsätze), das auch später beim shuffligen „Stay At Mine“ in noch intensiverer und improvisiert anmutender Form wiederholt wurde.

Davor gab es aber mit einem von Bens Lieblingsstücken, „Longing For A Woman“, ein weiteres Highlight, gerade auch, was unser Magazin angeht. Das atmosphärische E-Gitarren-Solo erinnerte nämlich ganz stark an die Künste von Marshall Tuckers Toy Caldwell bei Tracks wie „Can’t You See“ & Co. Kraftpaket Ben Matthews an den Drums musste hier und diverse weitere Male  Schwerstarbeit leisten. Das furiose, im Stile von Gary Moores „Still Got The Blues“ servierte slow-bluesige „Time Might Never Come“ war der krönende Abschluss des Hauptteils.

Im frentisch eingeforderten Zugabenteil durfte man dann noch Pooles versierte Fingerfertigkeit auf der Akustikklampfe als Solo-Artist bestaunen. Tony Joe Whites „As The Crow Flies“, ein unglaublich gespieltes Instrumental (teilweise mit furiosen Flamenco-Klängen) und das finale, fantastische „Hanging In The Balance“ versetzten alle im Saal, regelrecht in Ekstase.

Bei letztgenanntem Stück war wieder die komplette Band zugegen, wurde im Bridge inklusiv ihres väterlichen Roadies nochmals vorgestellt und bekam den, sich redlich erarbeiteten Applaus. Währenddessen hatte sich Ben nochmal eine abgewetzte Telecaster mit Funksteuerung übergestreift, um beim Southern-trächtigen Schluss-Solo (wieder in Marshall Tucker-/Allman Brothers-Tradition) durch das Publikum zu stolzieren und gleichzeitig das Bad in der Menge zu genießen. Kam natürlich super bei den Anwesenden an.

Fazit: Ein famoser Abend mit der Ben Poole Band. Besser und energiegeladener kann man heutigen Blues Rock kaum performen. Poole braucht sich hinter Kollegen wie Aynsley Lister, Davy Knowles, Quinn Sullivan, Devon Allman, Ryan McGarvey & Co. wahrlich nicht mehr zu verstecken. Eine neue junge Generation rückt dem ‚Noch-Platzhirsch‘ Joe Bonamassa mittlerweile ganz schön dicht auf die Pelle. Um vor lauter Begeisterung und überschwänglichem Lob, Ben Poole und seine Jungs am Ende dann aber doch ein wenig einzunorden, empfehle ich, vielleicht noch ein wenig an der Pünktlichkeit zu feilen. Ansonsten schon ganz nah am vermeintlichen Superlativ des Genres. Vielen Dank an Ernst Barten vom Adler für die spontane Akkreditierung und das fulminante Konzert.

Line-up:
Ben Poole (lead vocals, guitars)
Tom Swann (bass, bgv)
Ben Matthews (drums)
Joe Mac (Keys, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Poole
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