Scotty Bratcher – That Album – CD-Review

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Wer sich mal eine nahezu perfekt gelungene Mischung aus Blues- und Southern Rock zu Gemüte führen möchte, sollte flux das Album eines gewissen Scotty Bratcher mit dem Titel „That Album“ in seine Sammlung aufnehmen. Das hat es nämlich in sich.

Der aus Cincinnati stammende, mittlerweile in Ohio ansässige Musiker, hatte bereits mit 2 Jahren die erste Gitarre in der Hand und mit elf erste Auftritte absolviert. Neben intensiver Sessionarbeit mit vielen anderen Interpreten sind hier sein Mitwirken bei Jimmy Hall (Wet Willie, Brothers Of The Southland) und Noah Hunt (Kenny Wayne Sheperd) besonders erwähnenswert, denn sowohl Hall (u. a. quäkige Harp beim Elvis-Cover „That’s Alright Mama“) als auch Hunt (Lead vocals bei „Let Your Soul Give Way“) spielten hier den Ball mit einem Gastauftritt zurück.

Neben seinen filigranen und variablen präsentierten E-Gitarrenkünsten, weiß der Protagonist auf seinem 2. Solo-Album auch mit außerordentlich starken und sehr engagiert gesungenen Lead vocals zu überzeugen, die sich in Sphären irgendwo zwischen Gregg Allman und einem Warren Haynes einordnen lassen und bestens zu seiner Musik passen. Mit an seiner Seite sind auf diesem Werk schwerpunktmäßig noch Don Connaughton am Bass, Shawn Wells am Schlagzeug sowie die starken Keyboarder Billy Justineau and Gary Mielky präsent.

Insgesamt 13 gelungene Stücke ohne jeden Hänger oder Füller mit einer satten Spielzeit von knapp 70 Minuten, sorgen zudem für ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis. Allein schon der Auftakt mit herrlichen knarzigen E-Gitarren und gurgelnder Orgel, „Ain‘t No Way I’m Coming Home“, wird jedem Southern Rock-Fan sofort in den Bann ziehen. Erinnert mich ein wenig an Warren Haynes allerstes Solo-Album.  Das folgende shufflige „Disappointing Ourselves“ startet mit einem ZZ Top-Intro und enthält eine furiose Wah-Wah-E-Gitarrenpassage. „Worry Me No More“ mit seinem brachialen Führungsriff weckt bei mir sogar Assoziationen mit Leuten wie Pat Travers zu Glanzzeiten oder auch Enfant Terrible Ted Nugent.

Der vierte Track, „Tables Turn And Briges Burn“, hat aufgrund der verspielten E-Gitarren und dem Orgel-Sound Gov’t Mule-Charakter, der Southern Rocker „Hard To Feel“ geht in Richtung Stolen Rhodes zu Beginn, schwenkt nach einem Billy Powell-Gedächtnis-Piano-Bridge samt bärenstarkem E-Solo-Anschluss aber in deutlich Skynyrd-typischere Sphären über. Dass Scotty auch Slow Blues kann, beweist er beim acht-minütigen „Without Hope“, eine tolle Ballade mit viel Southern Soul-Flair à la dem einstigen, Dickey Bettsschen „Bougainvillea“. Gleiches gilt für den herrlichen Schwofer „All And Nothing More“ (tolles E-Piano, wummernde Orgel, Echogesang im Refrain).

Der bereits erwähnte Noah Hunt singt auf dem Stevie Ray Vaughan-umwehten Stampfer „Let Your Soul Give Away“. Als Liebhaber von weiblichen Backgroundgesängen (hier von Jennifer Friend) ist „Cold Blooded Killer“ natürlich genau meine Kragenweite. Ein Killersong, der nicht das Blut in den Adern gefrieren lässt, sondern das Southern Rock-Herz erwärmt. „Rollin‘“ zielt mit seinem „Statesboro Blues“-Charakter ganz klar auf die Allman-Klientel ab. Greg Martin (Rufus Huff/Kentucky Headhunters bereichert hier die illustre kleine Gästeliste mit seinem starken Slide-Spiel.

Das Ende des durchgehend, sensationell-guten Albums bestreiten zwei altbekannte Nummern. Das viel gecoverte „As The Years Go Passing By“ (wieder mit Jimmy Hall-Unterstützung) bewegt sich in Gefilden von Gary Moore und Jeff Healey, die bei dem Song ja auch schon Hand angelegt haben. Dass man „Whipping Post“ nur mit Gesang und Akustikgitarre in eine furiose Version verwandeln kann, würde man kaum für möglich halten. Scotty beackert im Stile eines echten Wizzards seine Klampfe, dass einem fast die Spucke weg bleibt. Eine grandiose Version dieses Klassikers als krönender Abschluss.

Hätte ich die Scheibe schon zum Erscheinungsdatum vorliegen gehabt, wäre sie ganz sicher einer der drei Top-Kandidaten zum Album des Jahres 2016 gewesen. Ich kann nur jedem Fan der beiden hier federführenden Genres, besonders der Southern Rock-Fraktion, dieses Teil wärmstens empfehlen. Man wird mir, da lehne ich mich jetzt einfach mal aus dem Fenster,  diesen Geheimtipp auf ewig danken! Tolle Mucke von Scotty Bratcher . „That Album“ rocks, that’s all and nothing more I have to say!

Etta Mae Records (2016)
Stil: Southern Blues Rock

01. Ain’t No Way I’m Coming Home
02. Disappointing Ourselves
03. Worry Me No More
04. Tables Turn And Bridges Burn
05. Hard To Feel
06. Without Hope
07. That’s Alright Mama
08. Let Your Soul Give Way
09. Cold Blooded Killer
10. All And Nothing More
11. Rollin‘
12. As The Years Go Passing By
13. Whipping Post

Scotty Bratcher
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