John Mayall – 09.03.2017, Kantine, Köln – Konzertbericht

Mayall_aktuell

Am 29. November 1933 erblickte John Mayall, der Godfather des weißen Blues, in Macclesfield, Cheshire, England das Licht der Welt. Aber erst Anfang der 60er- Jahre des letzten Jahrhunderts, erlangte er im Alter von 30 Jahren mit den Bluesbreakers große Bekanntheit. Im Laufe der Zeit spielten bei John Mayalls Bluesbreakers so bekannte Musiker wie John McVie, Eric Clapton, Jack Bruce, Peter Green, Mick Taylor, Mick Fleetwood und Mick Taylor.

Und heute steht der Großmeister des Blues mehr als 50 Jahre nach Gründung der Bluesbreakers im Alter von 83 Jahren immer noch auf der Bühne und gibt seinem Tourneeplan zufolge bis Ende des Jahres über 80 Konzerte in Europa und den Staaten! Von Altersmüdigkeit anscheinend keine Spur und es ist wirklich erstaunlich, wie Mayall in seinem Alter immer noch diese Energie aufbringt.

Im Januar diesen Jahres hat er sein 66stes Studioalbum „Talk About That“, auf dem unter anderem auch Joe Walsh zu hören ist, veröffentlicht. Leider hat er aber daraus während seines Konzertes in der Kantine nur „Don’t Deny Me“, einen schönen Harp-Song mit kräftigen Basseinlagen, gespielt. Ansonsten gab’s an diesem Abend hauptsächlich ältere Stücke aus seinem reichhaltigen Repertoire des JM zu hören. Nach Fertigstellung des Albums hat sich leider Mayalls Gitarrist Rocky Athas aus der Band zurückgezogen, so dass der Altmeister fürs Erste zusammen mit den beiden verbliebenen Musikern Greg Rzab und Jay Davenport als Trio auftritt.

Sichtlich bester Laune betraten die drei Musiker mit etwas Verspätung, die wohl dem Andrang am Merchandise-Stand geschuldet war, gegen 20:15 Uhr die Bühne und legten vor ausverkauftem Haus zum Einstimmen, mit dem beschwingten Klassiker „Streamline“ vom 1967er Album „Crusade“ los, gefolgt von „Big Town Playboy“, einem neueren Song aus 2014. „Moving On“ vom gleichnamigen 1973er Werk klang in der derzeitigen Besetzung zwar immer noch sehr rhythmisch, konnte aber an die Originalaufnahme, sicherlich auch wegen den neuen Zusammensetzung der Band, ohne Sidegitarristen Rocky Athas, nicht heranreichen.

Anschließend folgt das eingangs bereits erwähnte „Don’t Deny Me“, welches das bis dahin eher ruhige Publikum erstmals mit reichhaltigem Applaus belohnte. Vom diesem ermutigt und inzwischen warmgespielt, ging es mit dem leicht düsteren, keyboardlastigen „Demons In The Night“ vom 2002er Album „Stories“ weiter. Mit dem „Moving Grooving Blues“ bewies John Mayall ein weiteres mal, dass er auch an der Gitarre eine gute Figur macht. Der Song aus den 90ern ist in der Gangart etwas härter und sehr rhythmisch angelegt, mit einem wilden Schlagzeugsolo im Mittelteil, stets von Johns flirrender und psychedelisch angehauchter Gitarre begleitet.

Ruhigere und verträumte Töne lieferte dann der relativ lange Track „Special Life“ vom gleichnamigen 2014er Album mit einem, am Keyboard erzeugten Xylophon-artigen Intro, welches sich als wiederkehrendes Motiv durch das ganze Stück zog, einer wundervollen Harp-Passage in der Mitte und einem von Greg Rzab hervorragend gespielten Bass-Solo.

Im folgenden Stück bekam dann auch Schlagzeuger Jay Davenport die Möglichkeit, seine Künste unter Beweis zu stellen. In „Dancing Shoes“, einem erstmals 1999 auf „Padlock On The Blues“ erschienenen, vom Swing beeinflussten Stück, lieferte der Mann an der Schießbude ein furioses, minutenlanges Schlagzeugsolo ab.

Die weiteren musikalischen Highlights des Abends waren „Early In The Morning“ („Along For The Ride“, 2001), dessen Refrain vom Publikum begeistert mitgesungen wurde und durch ein schönes Duett zwischen Greg Rzab am Bass und John Mayall an der Gitarre geprägt war, sowie der stampfende Klassiker „Chicago Line“ (gleichnamiges Album, 1988) bei dem der Meister Harp und Keyboards gleichzeitig bediente.

Und da es das letzte Stück des Abends war und wohl auch den Höhepunkt darstellen sollte, wurde das Stück zusätzlich noch mit einem minutenlangen Harpsolo gewürzt, gefolgt von einem nicht enden wollenden gewitterartigen Bass-Solo mit anschließendem Schlagzeugsolo! Das Publikum war begeistert, klatschte und sang mit, was das Zeug hielt.

Welch furioses Ende! Als Zugabe gab es dann Mayalls wohl  bekanntesten Klassiker „Room To Move“, immer noch mit einem wild-virtuos dargebotenen Mundharmonikaspiel wie eh und je, allerdings mit inzwischen leicht schwächelnder Stimme des Bluesmeisters. Ingesamt bestand das Konzert zwar nur aus 12 Songs, was sich zunächst recht sparsam anhört. Aber wer John Mayall kennt, der weiß, dass er auf der Bühne gerne improvisiert und seine Stücke durchaus recht lang geraten können. Das Konzert endete daher auch erst nach gut zwei Stunden!

Welch eine Kondition! Mayalls Stimme klingt immer noch klar und kräftig, ließ aber mit fortschreitendem Konzert etwas nach. Da merkte man ihm schon sein fortgeschrittenes Alter an. Aber ein begnadeter Sänger war John Mayall ja an sich nie, wohl aber ein starker Harp-Spieler mit dem richtigen Bluesfeeling. Und das ist er und hat er immer noch!

Leider war der Gig durch das Ausscheiden des Gitarristen Rocky Athas in weiten Bereichen etwas zu bassbetont, eine begleitende Sidegitarre fehlte eindeutig und hätte den Stücken bestimmt sehr gut getan. Trotzdem, das Publikum war hellauf begeistert und feierte den Grand Seigneur des weißen Blues mit reichhaltigem und lang andauerndem Applaus. John Mayall liebt den Blues nicht nur, er lebt ihn einfach, auch heute noch mit 83 Jahren! Er ist mit soviel Spielfreude dabei, dass man wirklich geneigt ist, sein hohes Alter zu vergessen.

Line-up:
John Mayall (Lead vocals, keyboard, harmonica, guitar)
Greg Rzab (Bass)
Jay Davenport (Drums)

Text und Bilder: Jörg Schneider

John Mayall
John Mayall bei Facebook
Kantine Köln
Jörg Schneider

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert