Rozedale – 27.09.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Nachdem mich Gernot unnachgiebig bearbeitet hatte, mal einem Live-Erlebnis des französischen Quintetts Rozedale beizuwohnen, ergab sich jetzt mit dem Gig im heimischen Schwarzen Adler, nun endlich die passende Gelegenheit dazu.

Der freute sich wie ein kleines Kind, als er bereits am Nachmittag einen kunstvollen Windfänger in Empfang nehmen konnte, den er beim Drummer der Band, Denis Palatin (der kann also nicht nur kräftig poltern, sondern sehr feinmotorisch mit den Händen arbeiten), bei einem früheren Auftritt, in Auftrag gegeben hatte. Zwei seiner Werke dienten auch links und rechts oben als Bühnendekoration.

Schade, dass sich im Gegensatz zum Auftritt in der Vorwoche von der Laura Cox Band das Verlangen bei einigen Stamm-Besuchern, handgemachten guten Blues Rock neuer junger aufstrebender Acts hautnah zu erleben, scheinbar anderen Interessen zum Opfer gefallen ist. Ein wenig mehr Resonanz hätte dem sich gerade im Umbruch befindlichen Adler-Geschehen (Übernahme durch eine potenzielle neu gegründete Genossenschaft), sicherlich einen weiteren positiven Schub geben können.

So hatten sich vielleicht gerade mal um die 50 Besucher zu Beginn des Wochenendes in Rheinbergs bekannter Musik-Kultstätte eingefunden. Die dürften sich allerdings über ihre gute Entscheidung innerlich selbst auf die imaginäre Schulter geklopft haben. Denn der Fünfer um seine beiden Leitfiguren Amandyn Roses (mich rein äußerlich und auch von ihrem Stimmvolumen an eine junge Wynonna erinnernd, passend zum Namen mit rosen-bedruckten Kleid auftretend) und Charlie Fabert, lieferte eine Gala-Vorstellung in Sachen Spielfreude, als auch gesanglichem und instrumentellem Können ab.

Während das erste Set mit Tracks wie „Racing At The Wheel“, „Smoking Gun“, „Fireplace“, der flotten „Nutbush City Limits“-Adaption, dem proggigen „Soul Posession“, dem Freddie King Instrumental-Standard “ Hideaway“, „The Sun Won’t Rise Today“ und der überragenden Akustik-Performance beim viel gecoverten „I’ll Take Of You“ (grandioser Gesang von Roses, Fabert in Manier eines Akustikgitarren-Wizards) noch einem Abtasten zwischen Band und Auditorium glich (das Adler-Publikum ging aber auch hier schon engagiert mit), war dann in Part 2 mit zunehmender Intensität der Stücke, das berühmte Eis, endgültig gebrochen.

Amadyn Roses kam zum Opener „Long Way To Go“ wie aufgedreht aus dem Backstage-Raum und brachte die von dem begeisterten Akustik-Intermezzo noch faszinierten Adler-Besucher stimmungsmäßig sofort wieder in die Spur.

Über Songs wie u. a. das slow-bluesige „Drifting“, „Dance With The Devil“ (schönes Bass-Intro von Pili Tempo, wieder proggig-angehaucht), einem tollen Boogie (klasse HT-Piano-Spiel von Séraphin Palmeri), begann quasi mit dem, sich in einen wüsten Trommel-Orkan steigernden Drum Solo von Denis Palatin innerhalb von „When The Evil Sets Its Sights On You“, eine furiose Schlussphase.

Der quirlige Lead-Gitarrist Charlie Fabert wechselte zum finalen Track des Hauptteils „The Kind Of Man You Are“ von der überwiegend gespielten Les Paul zu einem Stratocaster-Modell, und was er dann in einer lang währenden Solo-Passage an seinem Arbeitsgerät abließ (episches Spiel mit Leisephase und allen technischen Finessen) war schon als sensationell zu umschreiben. Das Adler-Publikum kam sichtlich nicht aus dem Staunen, angesichts dessen, was der Franzose mit seinen langen dünnen Griffeln an Tönen erzeugte.

Nach den lautstarken Zugaberufen bewiesen Rozedale am Ende, wie man einen alten Blues-Schunkler der Marke „Got My Mojo Workin'“ in eine wuchtige Blues Rock-Dampfwalze ummünzen kann. Hier hatten nochmals alle Beteiligten Bandmitglieder Gelegenheit, auf ihrem Terrain zu glänzen. Danach war dann endgültig Schluss und die beiden sympathischen Fronter nahmen sich noch ausgiebig Zeit, die Leute am Merchandising Stand mit Autogrammen auf den gekauften Tonträgern zu versorgen.

Fazit: Rozedale spielten sich mit einer engagierten Leistung in die Herzen der aufgeschlossenen Adler Blues-Fans. Dieser Gig hätte ganz klar ein volles Haus verdient gehabt. Liebe Leute, traut euch auch öfter mal was neues, damit solche Herzblut-Locations weitergeführt werden können…

Line Up:
Amandyn Roses: Lead vocals
Charlie Fabert: Guitars, vocals
Séraphin Palmeri: Keyboards, vocals
Denis Palatin: Drums, vocals
Pili Tempo: Bass, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Schwarzer Adler Rheinberg
Genossenschaftsinitiative Adler Erhalten

Bonnie Bishop – The Walk – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die 2000er waren für Bonnie Bishop mit vier Studioalben und vielen Touren ein aufreibendes Jahrzehnt. Belohnt wurde ihre kontinuierliche Arbeit mit einem Grammy für ihren von Bonnie Riatt performten Song „Not Cause I Wanted To“, den sie zusammen mit Al Anderson schrieb. Nach „Free“ (2012) ging Bishop es etwas ruhiger an und meldete sich erst 2016 mit „Ain’t Who I Was“ zurück. Das Album wurde von Dave Cobb (Shooter Jennings, Jason Isbell, Chris Shiflett) produziert.

Kreativ ausgelaugt beschloss sie eine Pause einzulegen. Sie zog von Nashville in ihre texanische Heimat um. Mit wiedergefundener Schaffenskraft und Spielfreude sind die sieben Tracks von „The Walk“ quasi in einem Rutsch entstanden. Für das neue Album holte sie Steve Jordan (Robert Cray, John Mayer, Buddy Guy) auf den Produzentenstuhl.

Ob das so eine gute Wahl war, wage ich kaum zu beurteilen. Der Beat beziehungsweise das Schlagzeug auf „Love Revolution“, „Keep On Moving“ und „I Don’t Like To Be Alone“ wirken sehr klinisch. Selbst die Gitarreneinlagen auf diesen langsamen Stücken – obwohl sicherlich technisch gut gespielt – erscheinen steril. Die Begleitung steht damit etwas unverbunden Bishops Gesang gegenüber, der durchaus spannend und facettenreich ist.

Besser ineinander greifen Instrumente und Gesang bei der ersten Single „Every Happiness Under The Sun“. Die flotte und tanzbare Nummer hat zwar wie die zuvor genannten Stücke einen Pop-Einschlag, die dunkle, kratzige Gitarre, der Harmoniegesang sowie die treibende Rhythmusarbeit geben ihr aber einen kräftigen Drive mit.

Gitarrenpassagen und Background sind auch bei „Women At The Well“ gelungen. Der Fokus liegt hier allerdings auf der Klavierbegleitung. Zum Einstieg zu „Song Don’t Fail Me Now“ zeigt Bishop ebenfalls ihre Fingerfertigkeit an den Tasten. Nach einem langen Intro trägt sie mit sanfter Stimme die Ballade vor, die schließlich einen vokalen Abschluss findet.

Die beiden Songs stellen mit „The Walk“ die rootsige Seite der CD dar. Der Titeltrack punktet mit rhythmischer Percussion und erneut ausdrucksstarker – mal gehauchter, mal gebrochener, mal voller – Stimme von Bishop.

Bishop singt toll, schreibt einfühlsame Texte und komponiert gute Songs. Die Arrangements der Titel auf „The Walk“ überzeugen hingegen nicht durchgängig. Sie erscheinen zum Teil zu glatt und gefällig. Dort, wo sie erdige („The Walk“) oder bluesige Töne („Women At The Well“) anschlägt, wird Bishops Potential deutlich.

Der Kontrast, mit dem Bishop auf dem Cover spielt, durchzieht auch ihr aktuelles Werk. Mit dem Abendkleid in der Wüste, wirkt sie wie eine verirrte Meerjungfrau auf dem Trockenen. Mich zieht es – zumindest musikalisch – eher zur staubigen Atmosphäre, von der es auf „The Walk“ mehr hätte geben können.

Plan BB Music/Thirty Tigers (2019)
Stil: Pop, Rock

Tracks:
01. Love Revolution
02. Keep On Moving
03. The Walk
04. Every Happiness Under The Sun
05. I Don’t Like To Be Alone
06. Women At The Well
07. Song Don’t Fail Me Now

Bonnie Bishop
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Stichworte: Bonnie Bishop, The Walk, Nashville, Texas, Bonnie Riatt, Al Anderson, Dave Cobb, Shooter Jennings, Jason Isbell, Chris Shiflett, Steve Jordan, Robert Cray, John Mayer, Buddy Guy

Jon Pardi – Heartache Medication – CD-Review

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Ein Künstler, der mich vor einigen Jahren mal absolut positiv überrascht hatte, ist Jon Pardi. Seine beiden von mir reviewten Longplayer „Write You A Song“ und „California Sunrise“ schlugen ein wie Bombe, letztgenannter erklomm die Pole-Position in den Country-Charts und hielt sich dort über zwei Jahre in den Top 25!!!

Jetzt holt der aus Dixon, Kalifornien, abstammende Musiker mit „Heartache Medication“ zum dritten Schlag aus und auch der ist wieder absolut gelungen. 14 sehr abwechslungsreiche, frische und flockige, aber immer auf recht traditioneller Basis gehaltene Stücke, ohne, wie manchmal bei anderen Major-Erfolgs-Künstlern-Künstlern (Taylor Swift, Luke Bryan, Brett Eldredge, Thomas Rhett) zu beobachten, in Pop-Attitüden abzudriften.

Pardi bleibt sich weiter treu und baut die Song-Fundamente der Neukreationen, bei denen er auch wieder stark involviert ist (mit vielen namhaften Co-Writern), auf Akustik- und E-Gitarren, sowie Steel und Fiddle auf. Es ist eine wahre Freude hier den Musikern wie Jenee Fleenor, Danny Radar, Rob McNelley, Andy Ellison, und Mike Johnson bei ihrem filigranen Können beiwohnen zu dürfen.

Auch das kraftvolle Drumming von Miles McPherson trägt sein Übriges zum Gelingen der Tracks bei. Bestes Beispiel der furiose, psychedelische Instrumentalausklang beim humorvollen „Me And Jack“.

Begeisternd auch das wunderbare Duett mit Countrysternchen Lauren Alaina bei „Don’t Blame It On Whiskey“ erinnernd an die AbbottMusgraves-Kooperationen.

Bei den restlichen Tracks (wunderbar allein schon der Twin-Gitarreneinstieg beim Opener „Old Hat“) achtete das Produzententrio Pardi, Bart Butler und Ryan Gore auf schön wechselnde Stimmungs- und Tempovariationen mit dem einen oder anderen Gute-Laune-Schmankerl darunter wie „Tequila Little Time“ oder „Buy That Man A Beer“.

Erfreulich ist aus meiner Sicht auch zu bemerken, dass manche Stücke wie z. B „Buy That Man A Beer“ oder das abschließende „Starlight“ mit einem gewissen Southern-Charme countrifizierter Blackberry Smoke daher kommen.

Wie bei hochwertigen Major-Produktionen üblich, gibt es zu „Heartache Medication“ natürlich ein umfangreiches Booklet mit allen Songtexten und Infos zum Album.

Man braucht keine hellseherischen Fähigkeiten zu besitzen, dass Jon Pardi mit diesem Werk wieder absolut den Nerv der New Country-Gemeinde treffen wird. Wer nach dem Hören dieses herzerfrischenden Werkes allerdings immer noch Kummer verspüren sollte, dem sei der Gang zu einem Seelenklempner  dringendst angeraten!

Capitol Records Nashville (2019)
Stil: New Country

01. Old Hat
02. Heartache Medication
03. Nobody Leaves A Girl Like That
04. Ain’t Always The Cowboy
05. Me And Jack
06. Don’t Blame It On Whiskey [feat. Lauren Alaina]
07. Tied One On
08. Oughta Know That
09. Tequila Little Time
10. Buy That Man A Beer
11. Call Me Country
12. Love Her Like She’s Leaving
13. Starlight

Jon Pardi
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Universal Music

Kris Barras Band – 25.09.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Kris Barras wird seit einigen Jahren vom, in Blues Rock-Kreisen namhaften Mascot/Provogue-Label, bei dem ja auch so prominente Interpreten wie Joe Bonamassa, Beth Hart, Walter Trout, etc. unter Vertrag stehen, behutsam aufgebaut.

Als Leadsänger der ebenfalls schillernd besetzten Supersonic Blues Machine (u.a. mit Fabrizio Grossi, Kenny Aronoff, Billy Gibbons), wurde er bei uns der breiteren Masse vorgestellt.

Beim Rockin The Blues Festival ist er als Anheizer für Walter Trout und Jonny Lang eindesetzt worden. In dieser Zeit hat er sich ohne Murren in den Dienst der Sache gestellt und sich mit den beiden starken Alben „The Divine And Dirty“ und dem brandaktuellen „Light It Up“ sukzessive weiterentwickelt.

Nun ist aber die Zeit gekommen, den Briten mit diesem aktuellen Werk, eigenständig durch Europa zu schicken. Für einen Debüt-Gig mitten in der Woche, war das Musiktheater Piano mit ca. 120 Leuten akzeptabel besucht. Dem Barras- Quartett, mit dem wieder breitwandig posierenden Bassisten Elliott Blackler(seinen Tieftöner meist mit Plektron bearbeitend), Keyboarder Josiah J. Manning und neu-Drummer Billy Hammett, wurde ein warmherziger Empfang beschert.

Zu pünktlichem Beginn um 20:00 Uhr legten Barras & Co. mit dem Titelstück „Ignite“ (Light It Up“) und „Counterfeit People“ direkt wie Rock-Feuerwehr los.

„Dass der mit seinen Tattoos archaisch anmutende Fronter Rock ’n‘ Roll im Blut hat, untermauerte dann der nächste Track „Rock ’n‘ Roll Is Running Through My Veins“ glaubwürdig. Aber auch dezente Southern Rock-Gene, wie es sein schönes E-Gitarren-Solo bei „What A Way To Go“ an den Tag legte.

Eines meiner Lieblingsstücke, das danach eigentlich geplant war, „Propnane“, klemmte sich die Band und legte mit der aktuellen Single „What You Get“ und „Vegas Son“ noch zwei Stücke vom neuen Silberling nach.

Der neue Drummer Billy Hammett durfte dann mit Klatsch-Unterstützung des Publikums kurz seine Trommel-Koordinationsfähigkeiten zur Schau stellen. Nach dem mit dezentem Texas-Flair rüberkommenden „I’m Gone“ wurde es dann persönlich.

Bei „Broken Teeth“ reflektierte Kris seine Zeit als Martial-Arts Kampfsportler, wo er sich vermutlich die eine oder andere Schramme zugezogen hatte, und mit „Watching Over Me“ wurde seinem, an Krebs viel zu früh gestorbenen Vater und Mentor im musikalischen Bereich gehuldigt, was besonders im emotional performten Gitarrensolo zum Ausdruck kam.

Nach dem krawalligen „Not Fading“ und dem dem leicht ZZ Top –angehauchten „Devil’s Done Alright“ war mit dem wohl bekanntesten Lied „Hail Mary“ in einer fulminanten Version (Mitwirkung Publikum, fulminantes E-Gitarrensolo, teilweise im Auditorium zwischen den Leuten) auch schon das Ende des Haupteils erreicht.

Am Ende wurde Barras und Band dann statt dem vorgesehenen „Lovers Or Losers“ noch der Freddie King-Klassiker „Going Down“ abgerungen. Starke Szenen hatte hier auch Keyboarder Josiah J. Manning, der mir insgesamt aber zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurde.

So war nach knapp 80 Minuten zur arbeitnehmerfreundlichen Zeit von 21:20 Uhr bereits Schluss., da hätte ich persönlich als Debütant im Hinblick auf die gute Stimmung an diesem Abend und in Sachen potentieller Folgeauftritte/Zuschauerakquise im Piano vielleicht noch zwei Stücke nachgelegt…

Line-up:
Kris Barras (lead vocals, electric guitar)
Elliott Blackler (bass, vocals)
Josiah J. Manning (keys, vocals)
Billy Hammett (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Kris Barras Band
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Garrett T. Capps & NASA Country Band – 25.09.2019, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Eigentlich suchte ich nur zum Spaß die Kulturrampe auf, um mir Garrett T. Capps anzuhören, und knipste ein wenig herum. Nach dem Auftritt sprach mich aber der Tour-Manager an und fragte nach den Bildern. Daher seien hier doch ein paar Worte begleitend zu den Fotos verloren.

Garrett T. Capps bezeichnet seine Musik gerne als Space-Country. Tatsächlich integriert er einen analogen Synthesizer in seinen Sound. Sphärische Klänge setzten daher ein, bevor Capps die Bühne betrat, und hallten noch längere Zeit nach, als er bereits auf dem Weg zum Merchandise-Stand war. Dazwischen gab es für circa achtzig Minuten eine Mischung aus eher traditionellem Country und experimentelleren Tönen.

Frisch im Gepäckraum hatte Capps die neue CD „All Right, All Night“, die er auszugsweise vorstellte. Daneben durften seine wohl bekanntesten Songs „In The Shadows (Again)“ und „Born In San Antone“ nicht fehlen.

Die NASA Country Band ist ein Quintett. Wenn Synthesizer und Trompete längere Ausflüge unternahmen, gönnte sich der Bassist ein Durchatmen bei einer Tasse Tee. Daneben kam vor allem im ersten Teil des Konzerts auch die genretypische Lap Steel einige Male zum Einsatz.

Insgesamt wurde ein interessanter, stellenweise gewöhnungsbedürftiger Mix geboten, für den die meisten Besucher allerdings aufgeschlossen waren. Mehrmals schlugen Capps und Crew ein ordentliches Tempo an, sodass das Publikum in (Tanz-)Bewegung geriet.

Für seinen ersten und einzigen Auftritt in Deutschland fertigte Capps extra einen Spickzettel in Landessprache an (siehe Foto). Hinter seiner obligatorischen Sonnenbrille lies der Space-Cowboy sowieso einige Male den Schalk aufblitzen. Garrett T. Capps und seine NASA Country Band gaben ein gelungenes Konzert für Country-Fans, sofern diese nicht gerade zu den Traditionalisten gehörten.

Text und Bilder: Michael Segets

Garrett T. Capps
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Kulturrampe Krefeld

Sheryl Crow – Threads – CD-Review

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In der Laufbahn eines beständig erfolgreichen Künstlers gibt es immer so etwas wie ein Karrierealbum, also eines, das eindeutig den den Höhepunkt der Schaffenszeit darstellt. Wer zu diesem Zeitpunkt abtritt, tut dies in weiser Voraussicht, dass es danach vermutlich kaum noch Steigerungspotential gibt. Was das Verpassen dieses Momentes und die oft weniger erfreulichen Umstände danach zum Teil bewirken, hat man bei vielen einstigen Lichtgestalten aus Kultur, Politik und Sport, zu Genüge erlebt.

Im Fall der eigentlich noch recht jungen Sheryl Crow (gerade mal mein Alter…!) verwundert es doch ein wenig , aber sie wird sich solch eine Ankündigung aber wohl gut überlegt haben. Im Leben der Mitfünfzigerin, die sich einst als Mädel einer musik-begeisterten Familie aus Missouri auf ihren Weg gemacht hatte, um dann als Backgroundsängerin von Michael Jackson, den Eagles und Bob Dylan, den Einstieg zu finden, glänzte bekanntlich nicht immer alles, vor allem Probleme im gesundheitlichen Bereich (Krebs, Gehirntumor), zerrten vermutlich besonders an ihren Kräften.

In mein Leben trat sie, wie vermutlich bei vielen, mit ihrem flippigen Hit „All I Wanna Do“, dass selbst meine Ehefrau und Stieftochter begeistert waren und wir gemeinsam ihren Support bei Joe Cocker in Dortmund damals live begutachteten. Dies war allerdings auch zugleich schon das letzte Mal, dass ich sie auf der Bühne erleben konnte, habe aber doch so einige ihrer späteren Alben wie zuletzt „Feels Like Home“ in meiner Sammlung.

Ihr neues Werk „Threads“ ist quasi eine pompöse Abschiedsfeier, bei der alle hochkarätigen Gäste aus dem Hier und Jetzt und der glorreichen Vergangenheit des Rock, Pop und Country erschienen  sind, um quasi dem Lebenswerk der Protagonistin, nochmals die Ehre erweisen.

Crows einstiges Vorbild Stevie Nicks ist beim flockigen Frauenpower-Stück „Prove You Wrong“ dabei. Im folgenden Verlauf geben sich prominente Namen wie Bonnie Raitt, Eric Clapton, Sting, Chris Stapleton, Keith Richards, Don Henley, Joe Walsh, Neil Young, Kris Kristofferson, Willie Nelson, Emmylou Harris, Vince Gill (und und und), die Klinke in die Hand, um mit Sheryl, bei den überwiegend selbst geschriebenen Stücken (mit renommierten Co-Writern) zu performen.

Selbst Johnny Cashs kurz vor seinem Tode aufgenommene Gesangsspuren wurden posthum bei „Redemption Day“, einem der bewegenden Höhepunkte des Werks, dazugemischt.

Meine Favoriten sind der oben bereits erwähnt Opener „Prove You Wrong“, das dank Bonnie Raitt herrlich slide-getränkte „Live Wire“, die radio-taugliche Kooperation mit Chris Stapleton bei „Tell Me When It’s Over“ (erinnert von der Machart ein wenig an dessen Zusammenarbeit mit Justin Timberlake bei „Say Something“ ), „The Worst“ (tolle Nylon-String-Gitarre von Keith Richards), der melancholische Barroom-Schwofer „Lonely Alone“ mit Willie Nelson und als absoluter Kracher das Southern Rock-taugliche „Still The Good Old Days“ mit dem kauzigen Joe Walsh, der sowohl gitarren- als auch gesangstechnisch brilliert.

Ebenfalls nicht schlecht ist das R&B-tanztaugliche „Wouldn’t Want To Be Like Yous“ mit St. Vincent. Das unter Mitwirkung von Clapton und Sting (den mag ich eh nicht) erzeugte George Harrison-Stück „Beware of Darkness“ sowie der pianogetränkte Schmachtfetzen unter Beteiligung von Vince Gill zünden bei mir nicht ganz so richtig.

Schön auch die Gestaltung des Klapp-DigiPaks. Es beinhaltet nämlich ein großes poster-ähnliches Einsteck-Faltblatt, das auf der eine Seite viele Bilder von Sheryl mit besagten Künstlern enthält und auf der anderen  sämtliche Texte, Infos zu den involvierten Musikern und die Entstehungstories zu den einzelnen Tracks beinhaltet.

Insgesamt ein von der Spielzeit randvoll bepackter Silberling, der aber durch seine Diversität der Charaktere eine unheimliche Kurzweiligkeit ausstrahlt. Wer letztendlich so viele klangvolle Namen des Musikbusiness als Gast auf einem Album von sich versammeln kann, weiß am Ende, dass er mit Stolz auf sein Schaffensspektrum zurückblicken kann.

Die Frage, die sich Sheryl Crow nach „Threads“ sicherlich gestellt haben wird ist: Kann ich das überhaupt noch toppen oder nur noch verlieren? Mehr Stardom geht nämlich wirklich nicht. Mein Tipp: Liebe Sheryl, genieße einfach entspannt dein restliches Leben, wie auch immer es in Zukunft ausfallen möge.

The Valory Music Co. (Universal) (2019)
Stil: New Country

01. Prove You Wrong (feat. Stevie Nicks & Maren Morris)
02. Live Wire (feat. Bonnie Raitt & Mavis Staples)
03. Tell Me When It’s Over (feat. Chris Stapleton)
04. Story of Everything (feat. Chuck D & Andra Day & Gary Clark Jr.)
05. Beware of Darkness (feat. Eric Clapton & Sting & Brandi Carlile)
06. Redemption Day (feat. Johnny Cash)
07. Cross Creek Road (feat. Lukas Nelson & Neil Young)
08. Everything Is Broken (feat. Jason Isbell)
09. The Worst (feat. Keith Richards)
10. Lonely Alone (feat. Willie Nelson)
11. Border Lord (feat. Kris Kristofferson)
12. Still The Good Old Days (feat. Joe Walsh)
13. Wouldn’t Want To Be Like You (feat. St. Vincent)
14. Don’t (feat. Lucius)
15. Nobody’s Perfect (feat. Emmylou Harris)
16. Flying Blind (feat. James Taylor)
17. For The Sake of Love (feat. Vince Gill)

Sheryl Crow
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Universal Music

Beth Hart – War In My Mind – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Beth Hart hat nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens gestanden. Eine schwierige Kindheit, ein spielsüchtiger Vater, Drogenprobleme und ihre, wie sie offen zugibt, manisch-depressive Erkrankung sowie der frühe Verlust ihrer Schwester haben sie über die Jahrzehnte geformt.

Inzwischen ist die Sängerin gereift und präsentiert nun mit 47 Jahren ihr wohl persönlichstes Album. Auf „War In My Mind“ verarbeitet sie die Berg- und Talfahrten ihres Lebens. In den Songs gibt sich Beth Hart roh und ungeschminkt, die Tracks wirken deshalb auch sehr kraftvoll und authentisch.

Fast alle Songs kommen in ihrer Grundtendenz einerseits eher nachdenklich daher, reißen aber andererseits den Zuhörer dank ihrem virtuosem Klavierspiel und einfühlsamen Gesang auch immer mit. Auf jeden Fall besticht das Album nicht nur musikalisch, sich mit den Lyrics auseinander zu setzen lohnt sich ebenfalls. Insofern ist es schade, dass, zumindest der für das Review vorliegenden Demoversion des Albums, kein Booklet mit den Songtexten beiliegt.

Hier eine kurze Beschreibung einiger Songs auf dem Album:

Der Opener „Bad Woman Blues“ – er handelt von einer durchtriebenen Frau, die sich dessen aber nicht schämt – bietet ein gospelartiges Intro, welches sich zu einem rhythmisch groovenden Track entwickelt.

In der sich zu einer epischen Hymne entwickelnden Klavierballade „War In My Mind“ verarbeitet Beth Hart ihre jahrelange Alkoholsucht und das Gefühl mit dem Leben nicht mehr klar kommen zu können.

Um Schmerz, Kampf und Liebeskummer geht es auch in dem leicht jazzig beginnenden Song „Without Words In The Way“, während „Let It Grow“ davon handelt, in Zeiten der Hoffnungslosigkeit diese zu überwinden, ein froh stimmendes Stück mit einem tollem Gospelchor im Background. Auch „Try A Little Harder“ kommt flott und lebensbejahend daher. Das Stück versucht ein Bild der Spielhöllen in Las Vegas zu zeichnen und spielt auf die Glücksspielsucht ihres Vaters an.

Ihrer früh verstorbenen Schwester Sharon hat Beth Hart mit dem Midtempostück „Sister Dear“ ein Denkmal gesetzt, welches entfernt an Marty Webbs „Tell Me On A Sunday“ erinnert. Ganz andere Einflüsse treten in „Spanish Lullabies“ zutage. Wie der Titel vermuten lässt, spielen hier spanische Gitarrenklänge und leichte Flamenco Rhythmen eine tragende Rolle.

Geradezu aus einem James-Bond-Film entstammen könnte hingegen der Slowblues „Rub Me For Luck“, während das gut tanzbare „Sugar Shack“ mit seinem Discotouch eine Reminiszenz an die 70’er Jahre des letzten Jahrhunderts ist.

Ihre jahrelange Drogensucht hatte Beth Hart nicht zuletzt durch ihren christlichen Glauben überwunden, in der Ballade „Thankful“ bringt sie nun ihre Dankbarkeit und ihren Glauben sehr gefühlvoll zum Ausdruck.

Über ihr Album sagt Beth Hart selbst, dass sie auf keinem anderen ihrer Werke sie so sehr sie selbst war. Diese Aussage stimmt absolut. Mit „War In My Mind“ liefert die Sängerin ein großartiges Album ab, welches für sie selbst offenbar ein Stück weit Therapie, auf jeden Fall aber Befreiung ist und für den Hörer zwölf abwechslungsreiche Songs bereit hält.

Mascot Label Group (2018)
Stil: Blues, Singer/Songwriter

01. Bad Woman Blues
02. War In My Mind
03. Without Words In The Way
04. Let It Grow
05. Try A Little Harder
06. Sister Dear
07. Spanisch Lullabies
08. Rub Me For Luck
09. Sugar Shack
10. Woman Down
11. Thankful
12. I Need A Hero

Beth Hart
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Laura Cox Band – 21.09.2019, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Dass Ernst Barten, der ja gerade das siebzigste Lebensjahr vollzogen hat, zumindest was seine unternehmerische Verantwortung für den Schwarzen Adler betrifft, am Ende dieses Jahres in den wohl verdienten Ruhestand gehen wird, ist ja in der hiesigen Presse und auch durch uns ausgiebig thematisiert worden.

Demnach dürfte allseits bekannt sein, dass genossenschaftliche Bemühungen im Gange sind, den Adler, zweifellos über viele Dekaden einer der großen kulturellen Instanzen der Stadt Rheinberg und Umgebung, im Sinne seines langjährigen Besitzers weiterzuführen. Wer sich finanziell, ideenmäßig oder auch tatkräftig einbringen möchte und dies noch nicht getan hat, kann sch über den Link am Ende des Artikels genauer informieren.

Zwei gute Nachrichten gibt es im Rahmen des Laura Cox Band-Gigs für die potentiellen Genossenschaftler zu vermerken. Zum einen konnte die bauliche Substanz des historischen Gebäudes der ungemeinen Dezibel-Schallwellenwucht des französischen Hard Rock-Quartetts, in seinen Grundfesten nicht im Ansatz erschüttert werden, zum anderen scheint das Konzept, auch jüngere und eigenständig kreative Bands ergänzend zum bewährten Blues-Kerngeschäft einzubeziehen, durchaus überlegenswert zu sein. Der Adler war an diesem Abend für das Debüt eine Newcomer-Band aus einem Adler-untypischen Genre sehr gut besucht.

Die durch ihre Youtube-Clips einer breiteren Fanbasis bekannte Laura Cox und ihre Mitstreiter Mathieu Albiac (electric guitar, vocals), François C. Delacoudre (bass, vocals) und Antonin Guérin (drums) ließen vom zünftigen Opener „Hard Blues Shot“ an, keine Kompromisse gelten, es wurde brachial in harter Manier, aber durchaus auch mit Melodien im Blick, kräftig abgerockt.

Im Mittelpunkt stand hierbei natürlich das filigrane Gitarrenspiel, das die Bandleaderin auf unterschiedlichen Modellen (überwiegend Gison Les Paul und sporadisch Gibson-Firebird, Fender Telecaster, einmal mit Banjo bei „Barefoot In The Countryside“) ausgiebig präsentierte. Aber auch ihr Co-Gitarrist Mathieu Albiac trug mit sattem Rhythmuspiel und einigen Solo-Einlagen zum fetten Sound des Vierers bei.

Neben vereinzelten Covernummern („Foxy Lady“ von Hendrix, mit typisch psychedelischen Wah-Wah-Spiel und Skynyrds „Simple Man“ in einer Power-Version im Anschluss an meinen Favoriten des Abends „Good Ol Days“) gab es auch schon einen Ausblick auf das am 08.11.2019 erscheinende, neue Album „Burning Bright“, das uns bereits vorliegt und zu gegebener Zeit, kurz vor VÖ, besprochen werden wird.

Als Appetitanreger gab es hier aus dem Fundus straight rockende Stücke wie „Bad Luck Blues“, „Here’s To War“, „River“, „As I Am“ und „Fire Fire“. Bei letztgenanntem hatte man angesichts der lautstarken „Fire, Fire“-Rufe in einer von Cox initierten Interaktion des klasse mitgehenden Adler-Publikums kurzzeitig Befürchtungen, dass die heimischen Gessmänner samt ihrer Feuerwehr-Brigaden ausrücken könnten…

Den Unterschied zum Gig des Vorjahres, den wir in Köln besucht hatten, machte diesmal der Bassist François C. Delacoudre aus, der mich mit seinem wüsten Spiel an den Kollegen Barend Courbois erinnerte. Der machte ordentlich Dampf, was nicht zuletzt bei seinem Solo, als er seinen Viersaiter teilweise wie eine Leadgitarre behandelte (sogar kurz hinter dem Kopf spielend), überaus eindrucksvoll untermauert wurde. Dabei ergänzte er sich hervorragend mit dem fett polternden Drummer Antonin Guérin (der auch mit einer schönen Trommel-Solo-Einlage im Anschluss an Delacoudre).

Und so hieß es am Ende bei der letzten Zugabe dann auch passend „If You Wanna Get Loud Come To The Show“. Die anwesenden Adler-Besucher, die ihr Kommen sicherlich nicht bereut hatten, werden einem erneuten Besuch der Laura Cox Band (die würde jedenfalls gerne wieder im Adler spielen) positiv gesonnen sein, dann schon hoffentlich unter starker und kompetenter genossenschaftlicher Führung und gerne auch mit etwas mehr jüngeren Besuchern.

Line-up:
Laura Cox (lead vocals, guitars)
Mathieu Albiac (electric guitar, vocals)
François C. Delacoudre (bass, vocals)
Antonin Guérin (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Laura Cox Band
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Schwarzer Adler
Genossenschaftsinitiative Adler Erhalten

John Illsley – 19.09.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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John Illsley zum dritten Mal im schönen, und wieder sehr gut besuchten Musiktheater zu Dortmund! Selbst der alte Dire Straits-Recke (mit die treibende Kraft neben Mark Knopfler, mittlerweile ja ein hochcharismatischer Grand Senior der Rockmusikgeschichte) drückte angesichts der positiven Emotionen, die der Band entgegen gebracht wurden, seine Freude über die Wiederkehr in die wunderbare Location aus, als er zwischendurch sichtlich gerührt anmerkte, dass er gerne so einen Spielort in seiner Heimatstadt haben würde.

Um es vorwegzunehmen, im Prinzip tat sich beim Auftritt gegenüber dem Vorjahr nicht viel, es war ein ähnlich herrlicher Abend! Gute zwei Drittel des Gigs wurden dabei den unzähligen Dire Straits-Klassikern wie „Walk Of Life“ (Opener), „Expresso Love“ (neu), „Private Investigation“, „Lady Writer“, „Romeo And Juliet“ (in Set 1), „Calling Elvis“, „On Every Street“, „Tunnel Of Love“, Money For Nothing“ (in Set 2) und “Brothers In Arms”, “The Bug” sowie “Where Do You Think You’re Going” (im Zugabenteil), gewidmet.

Den Mehrwert, wenn man das Wort in diesem Kontext überhaupt gebrauchen darf, brachten allerdings die neu vorgestellten Stücke („Old Amsterdam“, „Coming Up For Air“, „So It Goes“, „Wild One“, „Double Time“ seines brandaktuellen Albums „Coming Up For Air“, die sich aber auch deutlich im Fahrwind seiner musikalischen Herkunft bewegten.

Neu im Line-up war diesmal Scott McKeon, der einen exzellenten Job erledigte und sich mit Robby McIntosh im überwiegend Dire Straits-typischen klirrenden Stratocasterspiel, sei es durch Fills oder Soli, blendend ergänzte und immer wieder bei Wechselspielereien mitglänzte.

Steve Smith erledigte seinen variablen Keyboards-Part mit stoischer Ruhe (hatte auch einige Harmoniegesangseinsätze), Drummer Stuart Ross trommelte in der ganzen Bandbreite von einfühlsam bis kräftig. Deutlich stärker eingebunden war die beim letzten Mal noch etwas schüchtern wirkende Hannah Robinson, die  sporadisch  mit der Akustikgitarre und diversen Percussion-Accesoires beschäftigt war, aber – gefühlt – deutlich mehr Gesangsanteile inne hatte. Klasse ihre Solo-Einlage am Ende des proggigen „Testing The Water“, bei der sie verdienten Szenenapplaus einheimste.

Meine persönlichen Favoriten waren die mit einem gewissen J.J. Cale-Flair bedachten „Calling Elvis“ (McIntosh auch mit Slidekünsten) und der herrlich swampige Groover „Double Time“ (fulminante E-Gitarren, klasse Orgel), der sicherlich auch unsere Southern Rock-Gemeinde begeistert hätte.

Nach der grandiosen Fassung von „Money For Nothing“ (beide Gitarristen mit knarzenden Les Pauls, tolle Kollektiv-Vokalperformance, Robinson wieder mit im Fokus), gab es im vehement erstrittenen Zugabenteil, mit den bereits o. a. Klassikern, kein Halten mehr, zumal mit dem grandiosen “Where Do You Think You’re Going?” als Rausschmeißer, nochmals ein absoluter Glanzpunkt (was für E-Gitarrenparts!) gesetzt wurde.

Was mir persönlich bei Illsley gefällt ist, dass er, trotz seiner charismatischen Erscheinung, nicht die Omnipräsenz wie sein ehemaliger Weggefährte Mark Knopfler auf der Bühne raus lässt, sondern wirklich seinen Mitspielern, genügend Platz zur Entfaltung ihres Könnens gewährt.

Die zahlen diesen Vertrauensvorschuss mit ungemeiner Spielfreude zurück, sodass aufkommender Wehmut nach einer Dire Straits-Reunion eigentlich schon direkt im Keim erstickt wird. Zudem tut sich Illsleys Gesang ja nun auch nicht sonderlich viel zu dem von Knopfler.

Insgesamt somit erneut ein lohnenswerter Besuch, bei dem musikalische Nostalgie und Aktualität wunderbar ineinander griffen. Bestnote für John Illsley und seine Band, auch von einem Southern Rock-Magazin!

Line-up:
John Illsley (lead vocals, bass)
Robbie McIntosh (electric guitars, vocals)
Scott McKeon (electric guitars)
Steve Smith (keys, vocals)
Stuart Ross (drums)
Hannah Robinson (vocals, acoustic guitar, percussion)

Bilder: Adam Zegarmistrz Glagla
Text: Daniel Daus

John Illsley
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Jimmy Carpenter – Soul Doctor – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Was es bedeutet, in verschiedenen Bands über 35 Jahre „On The Road“ das Musik-Business von der Pike auf zu erlernen, das kann der Blues-Musiker Jimmy Carpenter begeistert erzählen und musikalisch aufbereiten. Auf seinem vierten Solo-Album „Soul Doctor“ kommt der US-amerikanische Saxophonist, Singer-Songwriter und Arrangeur jedenfalls dermaßen in Fahrt, dass es den geneigten Hörer gerne mal komplett vom Hocker reißt – entsprechende Lautstärke vorausgesetzt.

Die 10 Tracks des Studio-Longplayers, davon sieben Eigenkompositionen – von Carpenter selbst arrangiert und produziert – verbreiten eben jenen virtuosen, klassischen Soul-Blues-Sound, der immer wieder für eine Überraschung gut ist. Bereits der Titeltrack „Soul Doctor“ verneigt sich zu Beginn vor den vielen Vorbildern des Soul-Blues im typischen Rhythmus und durch Carpenters ausgeprägte Vocals; E-Gitarre und Sax bringen den Aufreißer zusätzlich auf Touren. Das Songwriter-Talent wird auch beim stimmungsvollen Memphis-Soul-Stück „When I Met You“ nochmals deutlich, wenn die Horn-Section im 60er Soul-Sound einsetzt und ein Touch von Van Morrison überschwappt.

Mit dem anschließenden Blues-Shuffle „Wild Streak“ folgt ein weiteres Highlight – Carpenters herrliche Sax-Einlage und Mike Zitos rasantes Slide – Solo inklusive (ein 5-minütiger Muntermacher für das Frühstücksradio). Im gleichen Stil geht der Longplayer zum nächsten Track über: „Love It So Much“ ist eine perfekt arrangierte Nummer im New Orleans-Groove, dessen beeindruckender Bläser-Sound funky im Dr. John-Stil nachwirkt.

Der folgende Slow-Blues „Need Your Love So Bad“ wurde schon erfolgreich von Fleetwood Mac gecovert (Original-Titel von Little Willie John) und bekommt bei Carpenters Version ein wunderbar dynamisches Tenor-Sax-Solo obendrauf, wie auch der ungemein fröhliche Funk-Jazz-Track „Wanna Be Right“ im Anschluss.

Einen schönen Übergang bildet das Cover der alten Ray Charles Komposition „One Mint Julep“ als ebenso funkiges, Saxophon – getriebenes Instrumentalstück, das vom schnellen „Wrong Turn“ im Südstaaten-Blues-Rock und wilden Slide- und Harmonica-Solos abgelöst wird. Dabei kann man die Spielfreude der großen Begleitband förmlich spüren – ein unbedingter Anspieltipp des Albums.

Dieses kommt mit dem Instrumental „LoFi Roulette“ beinahe etwas zur „Ruhe“, wobei schöne Solos von Sax, E-Gitarre und Hammond B3 in Form einer „familiären“ Jam-Session im Ohr bleiben. Einen würdigen Abschluss findet der „Soul Doctor“ in einer umwerfend lässigen Cover-Version von Eddie Hintons „Yeah Man“, das mit seiner optimistischen Botschaft die mehr als gelungene Produktion abrundet.

Jimmy Carpenters kraftvoll-swingende Platte „Soul Doctor“ beweist, dass er ganz im Soul-Blues-Sektor „zu Hause“ ist und mit seinem musikalischen Charme und den spritzigen Arrangements begeistern kann. Es bleibt zu hoffen, dass die Blues-Community auch hier verstärkt auf ihn aufmerksam wird – dieses Album verdient Respekt!

Gulf Coast Records (2019)
Stil: Soul, Blues, Rock

Tracks:
01. Soul Doctor
02. When I Met You
03. Wild Streak
04. Love It So Much
05. Need Your Love So Bad
06. Wanna Be Right
07. One Mint Julep
08. Wrong Turn
09. LoFi Roulette
10. Yeah Man

Jimmy Carpenter
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