Townsend – Same – EP-Review

Review: Michael Segets

Townsend zählt zu den lokalen Größen in Arkansas und speziell in Little Rock. Dort hat sie auch zwei Tracks ihrer selbstbetitelte EP mit fünf Eigenkompositionen aufgenommen. Die ersten drei Songs wurden in Nashville eingespielt. 2018 legte Townsend das Album „Show Me Home“ vor und lässt nun ein Kurzwerk folgen, das sich thematisch um die Liebe dreht. Die Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen liegt dabei gleichsam in der Natur der Sache.

Das kurze, lockere „Sunrise“ ist mit der Begleitung durch Congas alternativ angehaucht. Das Stück fängt den Moment ein, in dem man sich verliebt. Das erste, tiefere Kennenlernen greift „Whisper“ auf. Der Uptempo-Song verströmt daher gute Laune. Getragener sind die beiden Americana-Titel „Scars“ und „Stay“. Die erstgenannte Ballade beschreibt das Stadium einer Beziehung, in der die Fassaden bröckeln und die Vorgeschichten der Personen in das Zusammenleben hineinspielen. Bei „Stay“ steht die Beziehung schließlich kurz vor ihrem Ende, da sich die gegenseitigen Erwartungen nicht erfüllen. „Can’t Travel“ betont, dass es leichter ist, wenn man nicht allein die Herausforderungen des Lebens meistern muss. Die Aufbruchsstimmung wird musikalisch durch einen flotten Rhythmus transportiert.

Townsend stellt auf ihrer Homepage den aktuellen Titel „The Frontliners“ als Lyric-Video vor. Der Song ist nicht auf der EP vertreten. Er beschäftigt sich auch nicht mit Liebesbeziehungen, sondern wirft einen Blick auf die zwischenmenschliche Solidarität, gerade in Zeiten der Pandemie. Konzeptionell passt er daher vielleicht nicht auf das vorliegende Werk, schließt sich inhaltlich aber an „Can’t Travel“ an.

Townsend bearbeitet auf ihrer EP verschiedene Stationen einer Beziehung. Diese setzt die Songwriterin passend zur Stimmungslage mal in ruhigen, mal in beschwingten Tönen um. Insgesamt ergibt die EP ein schlüssiges Gesamtbild, sodass man auf den nächsten Longplayer der jungen Amerikanerin gespannt sein darf. Sie reiht sich in die Liste junger Songwriterinnen wie Morgan Wade, Leah Blevins oder Riddy Arman ein, die sich dieses Jahr eindrucksvoll zu Wort meldeten. In ihren musikalischen Stilen und Themenschwerpunkten unterscheiden sich die Musikerinnen, zeigen aber, dass im Americana-Bereich eine neue Generation in den Startlöchern steht.

Eigenproduktion (2021)
Stil: Americana

Tracks:
01. Scars
02. Whisper
03. Stay
04. Sunrise
05. Can’t Travel

Townsend
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Riddy Arman – Same – CD-Review

Review: Michael Segets

Hatte ich zuletzt mit Blick auf die Newcomer Morgan Wade und Leah Blevins vermutet, dass eine Riege junger Musikerinnen in der Americana-Szene neue Akzente setzt, bestätigt Riddy Arman mit ihrem Debüt diese These. Anders als die vorgenannten Musikerinnen geht Arman im Landleben auf und tradiert im stärkeren Maße den Mythos des amerikanischen Westens. Dies schlägt sich musikalisch in der reduzierten, akustischen Instrumentierung und ihrer größeren Nähe zum Country nieder.

In Ohio aufgewachsen durchstreifte Arman die Vereinigten Staaten, arbeitete auf verschiedenen Ranches und machte Abstecher nach New York und New Orleans. Die Singer/Songwriterin findet ihren Frieden allerdings in der Abgeschiedenheit der Farmen mit Viehzucht und Ackerbau. Dies spiegelt sich in ihren Texten wider, in denen sie die Ambivalenz dieses Lebens auslotet.

Auf der einen Seite steht die Schönheit und Erfüllung, die die Arbeit in der Natur und mit den Tieren bietet. Diesen Aspekt heben „Old Maid’s Draw“ sowie „Herding Song“ in ruhiger Weise hervor. Die belastende Stille und die Isolation, die sich fern der Städte und Mitmenschen breit machen kann, thematisiert Arman auf der anderen Seite. Das mit Streichern begleitete „Both Of my Hands“ transportiert diese eindrucksvoll und auch „Help Me Make It Through The Night“ – ein Titel von Kris Kristofferson – greift die Einsamkeit auf.

Wie Wade und Blevins nutzt Arman ihr Debüt, um ehemalige Beziehungen Revue passieren zu lassen. Auf „Half A Heart Keychain” und dem etwas kräftiger instrumentalisierten „Too Late To Write A Love Song” reflektiert sie deren Scheitern. In die gleiche Kerbe schlägt „Barbed Wire”. Sehr schön entfaltet sie dort den Dualismus des Cowboy-Mythos zwischen Autarkie und sozialen Bindungen. Der Stacheldraht symbolisiert die Grenze dieser beiden Pole. Arman ist wahrscheinlich zu jung, um den Western „Mit stahlharter Faust“ mit Kirk Douglas zu kennen, aber dieser Klassiker kommt mir bei diesem Thema in den Sinn.

Gerahmt wird das Werk durch zwei Titel, die sich mit Familiengeschichten befassen. Den Anfang macht „Spirits, Angels, Or Lies”, der vielleicht emotional am meisten berührt. Der Text beruht auf einer wahren Begebenheit: In der Nacht, in der Johnny Cash verstarb, erschien er Armans Vater am Krankenbett – einen Monat vor seinem eigenen Tod. Am Ende der CD steht „Problems On My Own”. Der Track versinnbildlicht die Emanzipation von der Familie und der Vergangenheit.

Das Erstlingswerk von Arman erscheint auf dem Label La Honda Records, das auch Colter Wall und Vincent Neil Emerson unter Vertrag hat. Arman, deren Songs zwischen Country und Folk changieren, befindet sich dort also in guter Gesellschaft.

Das selbstbetitelte Debütalbum von Riddy Arman reiht sich in eine Folge interessanter Veröffentlichungen ein, die junge Musikerinnen wie Morgan Wade oder Leah Blevins dieses Jahr vorlegen. In der thematischen Ausrichtung ähnlich, zeigen alle drei Künstlerinnen ein selbstständiges Profil. Im Vergleich zu ihren Kolleginnen setzt Arman weniger auf eingängige Melodien, stattdessen wirken ihre Songs besonders pur und unverstellt. Ihnen haftet eine gewisse Schwere und Sprödigkeit an, die durchaus einen eigenen Charme entwickeln.

La Honda Records – Thirty Tigers (2021)
Stil: Folk/Country

Tracks:
01. Spirits, Angels, Or Lies
02. Half A Heart Keychain
03. Barbed Wire
04. Both Of My Hands
05. Help Me Make It Through The Night
06. Herding Song
07. Old Maid’s Draw
08. Too Late To Write A Love Song
09. Problems On My Own

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