Molly Hatchet – Support: Losing Gravity – 03.12.2023, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Wenn eine der früher meist verehrtesten Southern Rock-Bands  nach Jahren hier bei uns im Westen und dann auch noch in einem unserer Stammclubs gastiert, ist es natürlich selbst an einem Sonntag Abend, wo danach montags in der Früh der Wecker unbarmherzig zur anstehenden Arbeitswoche klingelt, Pflicht, mit unserem Magazin Präsenz zu zeigen.

Molly Hatchet hatte sich nach einigen eher mäßigen Auftritten in der Vergangenheit im Musiktheater Piano angesagt und es gab eine ausverkaufte Hütte. Mittlerweile mit neuem Sänger, einem neuen Song („Firing Line“) und einem folgenden Album (aufgenommen in den berühmten Abbey Road Studios in London), gab es Grund genug, dem Gig optimistisch entgegen zu sehen.

Apropos Wecker: Die Ankündigung einer Vorband hatte meinem ersten Enthusiasmus erstmal einen Dämpfer verpasst, in der Regel verlängert das meistens nur den Abend und äußerst selten kommt was Lohnenswertes dabei rum. Aber halt, als die deutsche Truppe Losing Gravity mit ihrem texanischen (wie ich später erfuhr) Sänger Chase Wilborn (ich wunderte mich direkt über einen so guten englischen Gesang von einem vermeintlich deutschen Fronter…) schön rockig loslegte, war ich sehr positiv überrascht.

Die jungen Burschen präsentierten mit u. a. „If You Ever Needed“, „Another Day“, Get Loose“, „Long Road“ und „Foundations“ Stücke aus ihren beiden bisherigen Alben, die ein wenig in Richtung, von Bon Jovi (Wilborns Stimme erinnerte mich stark an die von Jon Bon Jovi), Mr. Big, Bryan Adams, etc. gingen. Melodische Rock-Sachen, die einem ja auch als Southern-Fan nicht unbekannt sind. Das kam alles sehr selbstbewusst, erfrischend und sehr sympathisch rüber, es wurde mit dem Publikum interagiert, was dann am Ende auch insgesamt gut ankam und in viel Applaus über die knapp 45 Minuten Spielzeit münzte. Ein guter Auftritt, ohne dass es einem natürlich den Boden unter den Füßen wegzog.

Wie oben bereits erwähnt, sah es so aus, als wenn Bobby Ingram die Wende zum Positiven wieder einläuten würde, neuer Sänger, neues Single, neues Album mit neuen Stücken, das klang doch erstmal alles gut. Allerdings deutete der Haus-und Hof-Tontechniker des Pianos schon vor dem Konzert an, dass Molly Hatchet wieder ihren eigenen Abmischer dabei hätten und dass es sehr laut werden würde, mir schwante Böses…

Und in der Tat gab es wieder den gleichen überlauten Soundbrei, dass es sogar selbst für mich ganz vorne, zunächst schwierig war, die Songs zu identifizieren, da die Stimme von Parker Lee kaum durchdrang und die Pausenmusik scheinbar auch noch im Hintergrund mitlief und nicht eliminiert worden war. Die Keys von John Galvin waren so gut wie garnicht zu hören und wenn, dann nur bei zwei Intros (ohne, dass die Restinstrumente dabei waren). Ich hoffe für die zahlreichen Besucher, dass es nach hinten zumindest nicht ganz so schlimm war. Die gingen allerdings wieder recht gut mit.

Es besserte sich dann erst etwas nach dem Schlagzeugsolo von Shawn Beamer, ab da kam der Gesang vom jungen Fronter Parker Lee, der allerdings sehr motiviert und überdreht inmitten des Altherren-Ensemble wirkte, etwas besser durch. Fairer Weise muss man sagen, dass Bobby Ingram, der mich vor „Beatin‘ The Odds“ per Handschlag begrüßte und sich für unser Kommen kurz bedankte, immer noch ein klasse Gitarrist ist und viele quirlige Soli abfeuerte, zum Teil auch die southern-typischen Twin-Elemente alleine simulierte.

Zu den Highlights zählte sicherlich „Fall Of The Peacemakers“, das mit seiner Mahnung „Stop The Madness“, angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt, aktueller denn je wirkt. Zur Zugabe hätte ich mir zwar die neue Single „Firing Line“ gewünscht (stand als Option auf der Setlist), es wurde dann aber die zweite, auch sicherlich nicht schlechte Variante mit „Flirtin‘ With Disaster“ als Rausschmeißer gewählt. 

Eigentlich ist es ganz einfach: Mal für einen etwas leiseren und dafür transparenteren Sound sorgen, und dann könnte bei Molly Hatchet mit der neuen Scheibe im Rücken, vieles wieder in die richtige Richtung laufen.

So begibt man sich am Ende – nochmal die eigens miterlebten grandiosen Gigs von Molly Hatchet in der Essener Grugahalle (1983 damals zusammen mit den Outlaws) und auch den überragenden Auftritt 1996 auf der Lorelei (zusammen mit u. a. Nine Below Zero, The Band und Lynyrd Skynyrd) unter Ingramscher Regentschaft Revue passieren lassend, angesichts der aktuellen Leistungen, dann doch wieder ein wenig wehmütig auf den Heimweg.

Line-up Losing Gravity:
Chase Wilborn  (electric guitar, lead vocals)
Flo Hain  (electric guitar, vocals)
Lucas Urner (keys)
Max Friedrich (drums, vocals)
Lars Palenzatis (bass, vocals)

Line-up Molly Hatchet:
Bobby Ingram (electric guitar, vocals)
Parker Lee (lead vocals, harp)
John Galvin (keys, vocals)
Shawn Beamer (drums)
Tim Lindsey (bass, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Musiktheater Piano, Dortmund

Lachy Doley Band – Support: Copperhead County, 26.11.2023 – Musiekcentrum De Bosuil, Weert, Konzertbericht

Etwa 400 Besucher finden am späten Nachmittag den Weg ins de Bosuil in Weert und um 16:15 Uhr betreten die niederländischen Southern Rocker von Copperhead County die Bühne als Support für Lachy Doley. Es folgen 60 Minuten authentischer Southern Rock, der die Zuschauer begeistert. Corvin Silvester braucht sich stimmlich nicht vor amerikanischen Southern-Frontern zu verstecken und wird von Lotte den Hertog, die nicht nur Backing Vocals beisteuert, in starken Harmoniegesängen und Soloparts unterstützt.

Lead Gitarrist Robert van Voorden steuert klasse Southern-Soli bei und wie für eine Southern Band typisch spielt er sich die eine oder andere Note mit Keurhorst an der Gitarre zu. Jordy Duitscher gelingt es an den Keyboards den vollen Sound mit Klangteppichen zu unterlegen, während Bassist Johan van Dijk und Drummer Alex Stolwijk für eine fette Rhythmus-Grundlage sorgen, In der Form kann man in der Zukunft von Copperhead County noch einiges erwarten, die sich an dem Abend als starke Live-Band präsentiert haben.

Nach einer kurzen Umbaupause betritt Lachy Doley mit seiner Band unter dem Applaus der Fans die Bühne und es folgen knapp 100 furiose Minuten. Doley zeigt, was man aus einer Hammond Orgel und einer mit einem Stahlbügel modifizierten Hohner Clavinet D6 herausholen kann. Insbesondere mit der Hohner, die er zuweilen mit vollen Körpereinsatz bearbeitet, sorgt er für einen Sound, dass man geneigt ist, den Gitarristen auf der Bühne zu suchen.

Neben den meist eigenen Songs schließt er das Konzert mit dem Spencer Davis-Song „I`m A Man“ und dem Hendrix- Klassiker „Voodoo Child“ ab und offenbart, dass ein Power-Trio auch in der Besetzung Hammond, Bass und Drums möglich ist. Dabei kann sich Foley voll auf seine Rhythmus Sektion verlassen, die das Tempo des Australiers mitgeht und so die Basis für den vollen Sound legt. Joel Burton legt fette Bassläufe hin und Jimmy Barnes‘ Sohn Jackie legt bei einigen Songs dar, dass er neben seinen Fähigkeiten als Drummer auch Gesangsfähigkeiten von seinem Vater geerbt hat.

Line-up: Lachy Doley Band
Lachy Doley – hammond organ, vocals
Joel Burton – bass, bgv
Jackie Barnes – drums, bgv

Line-up Copperhead County:
Corvin Keurhorst – guitars, vocals
Robert van Voorden – guitars, bgv
Johan van Dijk – bass, bgv
Alex Stolwijk – drums
Jordy Duitscher – keys, percussion
Lotte den Hertog – bgv, lead vocals, percussion

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Musiekcentrum De Bosuil Weert

INGVAY – One Magic Mile – CD-Review

Hinter dem Namen INGVAY verbirgt sich der weitgereiste Hannoveraner Musiker Ingo Schmidt, der mit „One Magic Mile“ nun mehr sein drittes Studiowerk nachlegt. ‚Bewegung‘, welcher Art auch immer, ist auch das übergreifende Thema dieser Scheibe, wie man es schon sofort an vielen Songtiteln beim Blick auf die Trackliste erkennen kann.

Der von JJ Cale begeisterte Protagonist (lead vocals, guitars) hat dazu seine langjährigen musikalischen Weggefährten Matthias ‚Maze‘ Meusel (drums), Uwe Seemann (bass, bgv) und Ulrich Rode (guitars, bgv) in seinem Magic Mile Music-Studio um sich versammelt und die sieben Eigenkreationen und vier Coverstücke an einem Tag eingespielt.

Seine mannigfaltigen Erfahrungen als Sound Engineer bescheren dem Hörer ein nahezu perfektes Blues Rock-Klangerlebnis. Unter den Coverversionen befinden sich u. a. demnach auch zwei Stücke aus dem Cale-Dunstkreis, wie das durch Lynyrd Skynyrd zu weiterer Popularität gelangte „Call Me The Breeze“ und „One Step Ahead of The Blues“ von seinem damaligen „Grasshoppers“-Album, geschrieben allerdings von Roger Tillison.

Zu den Highlights des Werkes zählen aber besonders Stücke aus der eigenen Feder wie die fluffigen „Midnight Journey“ und „Working Time“ (beide der Art ‚JJ Cale meets ZZ Top‚), das ein wenig an Tony Joe White erinnernde „I’m On My Way“ (mit schönem Bass-Intro) oder „Walk On By“ (mit „Cocaine“-Reminiszenzen und einem herrlichen E-Gitarren-Bass-Kombi-Outro).

Hinter letztgenanntem Track hätte ich persönlich die CD auch ausklingen lassen, das finale „Soulshine“ kann leider so garnicht mit dem Haynes-Original mithalten. Hier treten dann doch vor allem die stimmlichen Qualitätsunterschiede am deutlichsten hervor, die man schon meist eine Meile gegen den Wind hört, wenn sich deutsche Sänger an amerikanischem Liedgut ausprobieren. Hier bildet Ingo Schmidt leider auch keine Ausnahme.

Insgesamt aber ist „One Magic Mile“ von INGVAY eine klasse Scheibe mit vielen starken E-Gitarren, viel nostalgischem Spirit, tollem differenzierten Sound und auch einigem Southern-Flair. Es dürfen gerne weitere Musikmeilen, magisch hin oder her, in Angriff genommen werden!

Eigenproduktion (2023)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Midnight Journey
02. Here We Go
03. Call Me The Breeze
04. Turn Your Life Around
05. Working Time
06. One More Ticket
07. One Step Ahead Of The Blues
08. I’m On My Way
09. Machine Gun Kelley
10. Walk On By
11. Soulshine

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Stone Water – 04.11.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

„Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich“ heißt ein Sprichwort, das sich auch hier am linken Niederrhein großer Beliebtheit erfreut. Leidtragende war diesmal, wie schon öfter bei Bands, die zum ersten Mal in einer Location live auftreten, unsere geliebte Kulturrampe in Krefeld.

Die neu gegründete Band um den Ex-Vanja Sky-Gitarristen Robert Wendt, Stone Water, hatte mit „Make Me Try“ vor geraumer Zeit ein hervorragendes Debütalbum hingelegt und überregional zurecht unisono starke Kritiken eingeheimst. Dementsprechend war meine Vorfreude groß und ich hatte, ehrlich gesagt, etwas mehr als nur gute 50 Zuschauer erwartet. Aber immerhin, es gab schon heute angesagte Combos, die hier mit weniger gestartet sind.

Zusätzlich hatte das Eintreten des E-Gitarren-Virtuosen Ben Forrester, der in Krefeld auch schon einige klasse Auftritte in diversen Konstellationen hingelegt hatte, in das bisherige Quartett, für zusätzliche Spannung gesorgt. Würde er der Musik einen deutlicheren Southern-Stempel auferlegen?

Das Gute an der kleinen engen Rampe ist, dass sich die Audienz, auch bei nur mittlerem Besuch, meist gut verteilt, sodass man aus Sicht der Band nicht das Gefühl haben muss, quasi vor leeren Rängen zu spielen. Das war dann auch so, mit der schummrigen Beleuchtung und der von Anfang an guten Stimmung, relativierte sich alles einigermaßen.

Im Mittelpunkt stand dann, wie nicht anders zu erwarten, auch das neue Album, das dann in zwei Sets komplett durchgespielt wurde, hinzu kam mit „Can’t You Hear Me Knocking“ ein weiteres Stones-Stück, mit „Jealous Again“ sowie „Thick ‚N Thin“ zwei Black Crowes-Cover und das durch Joe Cocker bekannt gewordene Dave Mason-Lied „Feelin‘ Alright“ als erste Zugabe.

Der Besuch von Stone Water war insgesamt absolut lohnenswert, um es aber vorweg zu nehmen, das grandiose Niveau der Studioscheibe konnte nicht auf die Bühne transportiert werden, da passte noch nicht alles im hybriden Bandgefüge. Das Quintett befindet sich legitimer Weise nach erst drei Live-Auftritten scheinbar noch in der Findungsphase und das spürte man als erfahrener Konzertbesucher, beziehungsweise Rezensent, dann doch irgendwo.

Lediglich die von anderen Acts eingespielte Rhythmusfraktion, bestehend aus Artjom Feldtser und Hanser Schüler spielte ihren Part gewohnt abgeklärt und routiniert, beide überzeugten auch mit perfekt sitzenden Harmoniegesängen, konnten nach meinem Geschmack damit allerdings nicht die weiblichen Einlagen auf dem Tonträger kompensieren. Hanser Schüler versuchte mit zwischenzeitlichen Ansagen, auch ein wenig den Druck von Sänger Bob Beerman zu nehmen.

Der machte für meinen Geschmack mit seiner sympathischen, mimisch, gestenreichen und auch stimmlich engagierten Performance einen klasse Job (dazu mit einigen Harp- und Perkussion-Einlagen) – ich mag das mehr als introvertierte, wortkarge Fronter – wurde mit zunehmender Zeit aber immer wibbeliger und verhaspelte sich bei einigen Ansagen.

Gerade bei Ben Forrester hatte man den Eindruck, dass er noch nicht so richtig seinen Platz im Kollektiv gefunden zu haben scheint. Aber auch er glänzte natürlich mit einigen exquisiten Soli und schöner Fillarbeit auf seiner Les Paul. Stücken wie „Sway“ oder „Feeelin‘ Alright“ bekamen dann durch ihn auch den erhofften Southern-Touch.

Last but not least konnte man selbst ‚Bandleader‘ Robert Wendt eine gewisse anhaltende Anspannung anmerken. Kein Wunder, er hat mehr als nur viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt und unmittelbar anstehende neue Vaterfreuden kamen an diesem Abend noch dazu. Er hatte seine starken Phasen, wenn er den Bottleneck zum Sliden überstreifte und auch im Akustk-Set zusammen mit Beerman zu Beginn des zweiten Sets („Back Door Man“, „If You Get Lost“).

Das insgesamt wie üblich gut mitgehende Publikum in der Rampe animierte Stone Water noch zu zwei Zugaben, wobei dann „Fare Thee Well“ vom Album das Finale bildete. Am Ende hatte ich es jedenfalls nicht bereut, mich an diesem verregneten Abend auf den Weg nach Krefeld gemacht zu haben. Ich bin mir sicher, dass sich das Quintett noch im Laufe der anstehenden Konzerte deutlich steigern wird. In Stone Water steckt ohne Zweifel sehr viel Potential!

Mein Appell (wie auch der in etwa von Bob Beerman vor „Feelin‘ Alright“) an Liebhaber von handgemachter ehrlicher Live-Rockmusik: Besucht mehr solche Gigs, anstatt vor der heimischen Glotze zu hocken, und sich von den, von Politikern, religiös motivierten Seelenfängern und sonstigen Gierhälsen verantworteten heutigen Zeiten, deprimieren zu lassen. Man unterstützt nicht nur ein mittlerweile schwer gefährdetes Stück Kultur, sondern fühlt sich danach wirklich deutlich besser, versprochen!

Line-up:
Bob Beerman – lead vocals, harp, percussion
Robert Wendt – electric guitar, acoustic guitar, bgv
Ben Forrester – electric guitar
Artjom Feldtser – bass, bgv
Hanser Schüler – drums, bgv

Bilder: Michael Segets
Text: Daniel Daus

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Kulturrampe, Krefeld

The Steel Woods – On Your Time – CD-Review

Sie sind neben Blackberry Smoke zweifellos die größte Hoffnung des zeitgenössischen Southern Rocks. Vor gut vier Jahren, als die Welt der Band noch in Ordnung war, hatten wir das Vergnügen, die Nashville-Truppe um Fronter Wes Bayliss und Gitarrist Jason ‚Rowdy‘ Cope im kleinen Blue Shell hautnah erleben zu dürfen. Dort bestätigte das Quartett, die starken Leistungen ihrer beiden bis dato veröffentlichen Werke „Straw In The Wind“ und „Old News„.

Dann der Schock, kurz vor Veröffentlichung von „All Of Your Stones“ verstarb Cope in Folge einer Diabetis-Erkrankung, Bayliss entschied sich, im Sinne seines Freundes- Angel-, Band- und Songwriterkollegen, trotzdem weiterzumachen. Mittlerweile ist mit Tyler Powers einer neuer Gitarrenpartner gefunden und mit „On Your Time“ der nun vierte Lonplayer (produziert von Wes) am Start.

‚Back to the roots‘ heißt es nicht nur thematisch (die Uncle Lloyd-Story wurde von „Straw In The Wind“ wieder aufgenommen) und visuell (Karla Sanders hat wie beim Debüt auch jetzt wieder das Artwork übernommen), sondern auch die elegische Note, ohnehin immer in ihrem Stil vorhanden, kommt, angesichts der Tragödie, fast noch stärker zum Tragen.

Als Unterschied höre ich vielleicht einen etwas stärken Schwenk zum (Outlaw-) Country (deutliche Einbindung von Akustikgitarre, Dobro, Mandoline, Harp) anstelle des bisherigen metallischen Untertons heraus, was vielleicht auch an der Wahl der beiden Cover-Stücke „You Don’t Even Know Who I Am“ (Gretchen Wilson) und „Border Lord“ (Kris Kristofferson) festgemacht werden kann. Trotzdem stehen die Zeichen weiterhin klar auf Southern Rock.

Manchmal überrascht Bayliss bei „Cut The Grass“ auch mit einfachen Lebensweisheiten wie „If you cut the grass today, it will be short tomorrow.“ Klasse bei diesem Lieblingssong des Werkes von mir auch die furiose Zusammenarbeit der E-Gitarren (inklusive Slide), die dann am Ende der Solopassage in Twins münden. Weiterhin bieten der Dobro-bestückte Opener „The Man From Everywhere“ und auch das mit einer Kopfler-mäßigen-E-Gitarre verzierte  „Stories To Tell To Myself“ tolle Hörmomente. Insgesamt knüpfen Bayliss & Co. an das starke Niveau aller Vorgänger nahtlos an.

Am Ende kann wohl keiner die Gemütslage zu „On Yur Time“ besser zusammenfassen als der Protagonist selbst: “I think the only way it’s a first album is that Rowdy has left here; it’s the first time I’m working without him. I’ve had to take whatever we learned together and the things I’ve learned from him and from the music and the road and everything else. It’s a totally different formula, but at the same time it’s very similar. It’s almost like he is here and contributing, because we’re not moving in a different direction. Everything has changed, but we’re still looking up the same hill.”

Jason ‚Rowdy‘ Cope darf jedenfalls das zukünftige Treiben der Steel Woods zufrieden und gelassen mit den anderen verblichenen Southern-Musikern im Rock’N’Roll-Heaven weiterverfolgen. „On Yur Time“ führt seinen Weg mit viel Empathie fort. Das nächste klasse-Album der Steel Woods!

Woods Music /Thirty Tigers (2023)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01.The Man From Everywhere
02. Cut The Grass
03. Devil In His Holler
04. Famine Fortune
05. On Your Time
06. You Don’t Even Know Who I Am
07. Border Lord
08. Stories To Tell To Myself
09. Broken Down Dam
10. If Not For The Rain

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Copperhead County, 23.09.2023 – Musiekcentrum De Bosuil, Weert, Konzertbericht

Ende letzten Jahres zählten Copperhead County mit ihrer starken CD „Homebound“ zu den positiven Überraschungen, jetzt ergab sich die Gelegenheit im nicht ganz soweit von uns entfernten und immer wieder gerne besuchten Musiekcentrum De Bosuil im niederländischen Weert, on top ihre Live-Qualitäten auf die Probe zustellen.

Auch diesmal hatte ich vorab schon ein gutes Gefühl, einen tollen Abend erleben zu werden. Und so machten Kollege Jörg (Foto), Driver Peter und meine Wenigkeit uns auf den Weg und mussten bei Ankunft im Ortskern von Weert direkt feststellen, dass dort in Folge eines Volksfestes ordentlich menschlicher Betrieb herrschte.

Der schwappte leider nicht, beziehungsweise nur sehr bedingt, auf das etwas abseits von dort gelegene Musiekcentrum De Bosuil über, so fanden sich maximal 60-80 Leute in der wieder vom feinsten (Bühne, Licht, Sound) vorbereiteten Location ein. Pünktlich wie die (niederländischen) Maurer legte das Sextett um den Fronter Corvin Keurhorst um 21:15 Uhr mit dem flockigen Opener „Solid Ground“ vom o. a. Werk los, der eigentlich auch schon als Blaupause für den gesamten Verlauf des 22 Stücke (inklusive zweier Zugaben) umfassenden Programms, bestehend aus melodischem, abwechslungsreichen Country, Roots- und natürlich schwerpunktmäßig Southern Rock fungierte.

Mit Corvin Keurhorst (mit neuer schnittiger Kurzhaarfrisur) hat das Ensemble einen nicht nur kreativen, sondern auch ganz starken, charismatischen und überaus amerikanisch singenden Fronter, wie es in der Tradition der großen Southern Rock Band ja eigentlich schon Vorschrift ist. Ein echtes Pfund!

Dazu hat er eine starke und auf den ersten Blick sofort sympathisch wirkende Begleitmannschaft um sich versammelt, von deren guter Chemie untereinander und Spielfreude man förmlich sofort mitgenommen wurde. Der hervorragende Gitarrist Robert van Voorden (überwiegend auf einer Telecaster agierend) beherrscht das Große Einmaleins der Southern Rock E-Gitarrenspielkunst (immer wieder auch mal mit Corvin in kleinen Twinparts verstrickt) nahezu perfekt, Bassist Johan van Dijk erzeugte einen fetten Groove und Backgroundsängerin Lotte den Hertog lieferte mit einigen Solo-Leads, samt toller Alt-Stimme, eine klasse Vocal Performance. Alle vier brillierten auch mit vielen perfekten Harmoniegesängen in der Tradition der Outlaws.

Aufgrund ihrer Positionen auf der Bühne eher im Hintergrund agierend, wussten aber auch Alex Stolwijk (mit kräftigem Drumming) und der rauschebärtige Zottel Jordy Duitscher (mit sehr einfühlsamen Keys) ihren erheblichem Beitrag zur starken Teamleistung beizusteuern.

Ganz besonders positiv steht bei mir zu Buche, dass die neue CD „Homebound“ komplett vorgestellt wurde (plus diverser Stücke vom Debüt und ihrer EP), ich persönlich hätte vielleicht, wie auch schon im CD-Review angemerkt, nur das überragend gespielte „Quickdraw“ mit dem southern-typischen E-Gitarrenfinish als finales Stück an das Ende des Hauptteils gestellt (quasi in „Freebird“-Tradition), wobei auch das hier positionierte, rassige „Brothers“ im Stile von Doc Holliday und den Outlaws sicherlich ebenfalls eine absolut gute Wahl ist.

Als erste Zugabe gab es dann, zum Bandnamen passend, eine launig stampfende Heartland-Version des Steve Earle-Klassikers „Copperhead Road“ und mit „Enjoy The Ride“ (ja, uns hat dieser Ritt mit Copperhead County an diesem kurzweiligen Abend wirklich sehr gut gefallen!) nach ca. einer 1 3/4 Stunde Spielzeit den gelungenen Rausschmeißer.

Nach dem Gig hatten wir dann noch die Gelegenheit mit Corvin und Drummer Alex ein bisschen zu plaudern, wobei wir erfuhren, dass im nächsten Jahr u. a. in Lauchhammer (Real Music Club) und Isernhagen (Blues Garage) ein paar Gigs in unseren Landen geplant sind. Wir deuteten an, dass auch die Southern Rock-verrückte Kulturrampe in Krefeld vielleicht eine tolle Option wäre (Pille, vielleicht geht da ja noch was in diesem Jahr…?) und regten eine zeitnahe Kontaktaufnahme an.

Wenn Silvester & Co. ihre positive Energie auch weiterhin so in Kreativität ummünzen können, werden wir es in Zukunft bei Copperhead County mit einen absoluten Spitzenact der europäischen Southern Rock-Zunft zu tun bekommen, der sich auch nicht hinter den aktuell präsenten Vertretern der US-Szene verstecken braucht. Diese tolle Band sollte jeder Southern Rock-Liebhaber auf seinem Notizzettel stehen haben!

Line-up:
Corvin Keurhorst – guitars, vocals
Robert van Voorden – guitars, bgv
Johan van Dijk – bass, bgv
Alex Stolwijk – drums
Jordy Duitscher – keys, percussion
Lotte den Hertog – bgv, lead vocals, percussion

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Scott Weis Band – 15.09.2023, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

Was für ein herrlicher Abend gestern im Blue Notez in Dortmund. Erneut ließ mich mein Bauchgefühl nicht im Stich, dass es mit der Scott Weis Band einen lohnenswerten Gig geben würde. Aufgrund meiner beruflichen Situation bin ich ja seit geraumer Zeit gezwungen, bei Konzerten etwas kürzer zu treten. Deshalb ziehe ich es mittlerweile vor, Acts zu besuchen, die hier nicht in inflationären Ausmaßen auftreten oder, die ich halt bis dato eher wenig bis garnicht gesehen habe.

Die Scott Weis Band hatte mir ihr ‚Empfehlungsschreiben‘ mit ihrem starken aktuellen Album „Raise Your Hands“ zugesendet, das Vorgängerwerk „Simmer Me Down“ hatte der Kollege Schneider bei uns beleuchtet. Pünktlich um 20:00 Uhr rockte das Trio um den erkälteten Leader Scott Weis, samt seiner Rhythmusfraktion, bestehend aus dem schon fast klassisch geschult wirkenden Bassspieler Robert Kopec und dem kräftigen Drummer Roger Voss mit dem Opener „One Good Reason“ ordentlich los.

Beim Titelsong des oben erwähnten Albums „Simmer Me Down“ kam zum ersten Mal auch die Harp bei Weis zum Einsatz. Im ersten von insgesamt zwei Sets plus einer Zugabe, waren es allerdings neben den stark gespielten Stücken „Raise Your Hands“, dem psychedelischen „Mindless“ und „Bitch Please“ (alle von der neuen CD), vor allem die überragenden Coverversionen von Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“ (danke dafür, dass ich diesen tollen Song das erste mal live in meinem Leben und dann noch mit solch tollen E-Gitarrenpassagen hören durfte) und „With A Little Help From My Friends“ mit virtuosem Bassintro, die besonders herausragten. Vor allem beim letztgenannten Klassiker, hätte man angesichts Scotts superrauen Stimme an diesem Abend mit verbundenen Augen fast auf eine Reinkarnation von Joe Cocker getippt.

Bei „Helpless“ gab es die Spitze in Richtung Ihres Radio-Promoters Rick Lusher (der sich dafür verantwortlich zeichnet, dass wir immer wieder, wie auch im Fall der Scott Weis Band, mit schönen Scheiben direkt aus Amerika bemustert werden), der behauptete, dass man diesen Song in Europa nicht bringen könnte, der dann allerdings Platz 7 der hiesigen Blues-Charts erreichte.

Set 2 enthielt mit „Judgement Day“, den beiden herrlichen Southern Soul-Ohrwürmern „Shine Down“ und „Stay“ (mit „Blue Sky“-Flair) und auch der Killerversion von „Have You Ever Loved A Woman“ (unglaublich hier das Solo mit der Harp in der rechten Hand am Mund und dem gleichzeitigen E-Gitarren-Solo in der linken Hand), auch wieder einen starken „Raise Your Hands“-Anteil.

Dachte man schon, dass jetzt nichts mehr gehen würde, legten die Drei mit dem satt rockenden „“Right Where It Belongs“ und dem Sam & Dave-Evergereen „Something Is Wrong With My Baby“ die nächsten Pfunde auf. Mit „Little Child“, wo Kopec und Voss auch ihre Individual-Qualitäten samt schöner Soli nochmals ausgiebig präsentieren konnten. wurde sich unter frenetischem Beifall verabschiedet.

Klar war natürlich, dass das beeindruckte Blue Notez-Publikum noch einen Zuschlag haben wollte. Weis & Co. ließen sich nicht lange bitten und legten mit „Angelina (Baby Won’t You Please Come Home)“ einen äußerst amüsanten Mitsing-Schunkler nach.

Scott ging dabei durchs klasse mitmachende Publikum, schnappte sich drei Ladies, die dann auf der Bühne eine wirklich gute Figur als Backgroundsängerinnen machten. Eine klasse Interaktion am Schluss, die der Band sicherlich nochmals Sympathiepunkte oben drauf erbrachte. Schade, dass Blue Notez-Hausfotograf Peter Schepers (danke für die tollen Bilder)! leider zu diesem Zeitpunkt wegen Magenproblemen schon den Heimweg hatte antreten musste.

Am Ende sah man eigentlich nur zufriedene Gesichter, der Gig hätte allerdings ohne Zweifel eine deutlich besser besuchte Hütte verdient gehabt. Für mich persönlich ist es tatsächlich das Konzert-Highlight des bisherigen Jahres! Die Scott Weis Band weiß nicht nur in Studio, sondern auch live auf der Bühne absolut zu überzeugen. Muss man in seinem Rockmusikleben gesehen haben!

Line-up:
Scott Weis (lead vocals, electric guitar, harp)
Robert Kopec (bass, bgv)
Roger Voss (drums, bgv)

Bilder: Peter Schepers
Text: Daniel Daus

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Blue Notez Club Dortmund

Stone Water – Make Me Try – CD-Review + Gewinnspiel

Der renommierte Session- und Tourmusiker Robert Wendt hat bei ’seinem‘ neuen Bandprojekt Stone Water aus meiner Sicht alles richtig gemacht. Mit klarem Konzept, ohne persönliche Eitelkeiten (viele Bandleader tendieren ja oft dazu, was auch völlig legitim ist, dementsprechend im Vordergrund zu stehen) hat er ein Kollektiv um sich versammelt, das ohne Zweifel auch höheren internationalen Ansprüchen absolut gerecht werden kann.

Die Songs zum Debüt-Album „Make Me Try“ entstanden überwiegend in der Coronaphase und sprudelten laut eigener Aussage förmlich aus Robert heraus. Neben seiner Rhythmusfraktion mit seinen Kumpels Artjom Feldtser (bass, bgv) und Hanser Schüler (drums, percussion) gelang ihm mit der Hinzunahme des amerikanischen Sängers Bob Beerman (lead vocals, harp) der entscheidende Schachzug, eine Scheibe zu kreieren, bei der man nicht sofort meilenweit gegen den Wind erkennt, dass sie hier aus unseren Sphären stammt.

Wendt gelingt es überzeugend, englische Musik nach dezentem Vorbild der Stones mit gediegenem südstaatlichen Gitarrenflair zu überziehen (er erinnert in seinem Slidespiel oft an Duane Allman, klasse auch beim abschließenden „Melissa“-mäßigen „If You Get Lost“), Beermans rotzige Stimme, irgendwo zwischen Chris Robinson, Kid Rock und Bon Scott liegend, passt hervorragend hervorragend zum planvoll arrangierten Songmaterial. Auch seine punktuell quäkenden Harp-Einlagen laufen nie Gefahr, nervig zu werden. Gut gewählte weibliche Backing vocals von Miriam Thomas und Sylta Fee Wegmann, sowie die Keys-Variationen von Julian Bergerhoff und Hansi Kecker runden das von der Intensität her starke Gesamtwerk ergänzend ab.

Produziert wurde die CD von Hannes Haindl im Schalltona Studio in Hamburg, beim Abmischen assistierte Robert.  Gemastert hat dann Martin Meinschäfer in Arnsberg. 

Der stoneske Einfluss kommt gleich beim Opener „Stony Rock“ zum Tragen und wird gegen Ende mit dem starken „Sweet Charms“ und dem hervorragend gelungenen Stones-Cover „Sway“ nochmals deutlich untermauert.  Der Südstaaten Rock-Anteil, den ich aufgrund Roberts früheren Live-Gitarrenspiels stärker vermutet hätte, beläuft sich hier noch eher im Hintergrund, schimmert aber anhand von Dobro- und Slideeinlagen immer wieder durch.

Vieles geht hier mehr in Richtung rootsigem Rock, vor allem der Ohrwurm „Scarecow“ (mein Lieblingstrack) mit Mellencamp-Flair und das Little Feat-trächtige „Fee Too Well“ lassen das großartige Songwriting-Potential von Robert in seinem ganzen Glanz erscheinen. Auch der melancholisch-progressiv beginnende Titelsong „Make Me Try“ mit seinem psychedelischen Ende hinterlässt bleibenden Eindruck, ebenso wie der straighte Rocker „Second Floor“.

Wenn auch noch nicht auf diesem Album präsent, gibt es noch eine weitere bemerkenswerte Personalie zu vermelden. Mit Ben Forrester hat sich ein weiterer arrivierter Gitarrist dem Quartett angeschlossen, der auch auf der anstehenden Tour schon involviert sein wird. Von ihm erhoffe ich mir insgeheim natürlich eine noch deutlichere Schärfung des Südstaaten Rock-Profils! 

Dies zu überprüfen, sollte dann am 04. November leicht fallen, denn da wird das neue Quintett seine Live-Visitenkarte in unserer geliebten Kulturrampe in Krefeld erstmals abliefern. Es darf dabei gerne dieses  hervorragend gelungene Werk komplett durchgespielt werden.

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Wir verlosen wir ein Debüt-CD-Exemplar von Stone Water.

Folgende Frage muss dazu richtig beantwortet werden:

Für welchen anderen Act haben Wendt & Co. gewirkt, bevor sie Stone Water ins Leben gerufen haben?

a) Vanja Sky
b) Earth, Wind & Fire
c) KC & The Sunshine Band

Bitte sende eine E-Mail mit der richtigen Lösung bis zum 18.09.2023 an dan@sounds-of-south.de.

Wir losen unter allen richtigen Einsendern eine/n Gewinner/in aus, die/der dann umgehend benachrichtigt und mit der CD beliefert wird.

Gewinnerin ist Gabi Busch aus Tostedt

TIMEZONE Records (2023)
Stil: Rock

Tracks:
01. Stony Rock
02. Change
03. Scarecrow
04. Make Me Try
05. Awful Blues
06. Fare Thee Well
07. Second Floor
08. Backdoor Man
09. Sweet Charms
10. Sway
11. If You Get Lost

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Blackwater Bayou – American Dream – CD-Review

Für mich persönlich ist es immer eine besonders große Freude, wenn neue Bands auf dem Southern Rock-Radar erscheinen, vor allem dann, wenn deren musikalisches Potential sofort offensichtlich ist. Das Arkansas-basierte Quartett Blackwater Bayou, bestehend aus Chris Tollett (Guitar, Lead Vocals), Kristofer Freeland (Lead Guitar), Brad Baglio (Drums, Backing Vocals) und Ben Sprouse (Bass) ist wieder so ein Paradebeispiel dafür, dass diese Musik, auch wenn die Heroen der guten alten Zeit von einst, längst nur noch nostalgisches Esprit verströmen, nicht tot zu kriegen ist. 

Blackwater Bayou orientieren sich, wie viele ihrer neuzeitlichen Kollegen, natürlich auch an diesem Liedgut, verstehen es aber eindeutig, ihre eigene Note mit einzubringen. Klasse, wie sie den viel zitierten ‚American Dream‘, direkt beim Opener und Titelsong zugleich, im gesprochenen Intro auf seine wahre Essenz reduzieren: „They share one thing, they all need money!“, um dann in bester Molly Hatchet-„Whiskey Man“-Manier, Gas zu geben.

„Cut You Loose“ mit seinem ZZ Top-„Eliminator“-Touch dürfte insgesamt den hitverdächtigsten Song abgeben. Die zünftigen „Drink To That“ und „Give Away“ (ZZ-Grund-E-Gitarrenrhythmus) mit typischen weiblichen BGVs und knackigen E-Soli dürften ebenfalls der Skynyrd-Fraktion gut gefallen.

Dass sie auch gefühlvoll und atmosphärisch können, beweisen Tracks wie das mit einer Akustikgitarre bestückte „I Felt It“, „Run“ (geht in Richtung Doc Hollidays „Southern Man“) und „No Tomorrow“(fängt ruhig akustikgitarrenbetont an und wird im zweiten Teil episch mit wüsten E-Gitarren).

Bei „Never Come Home“ mit Violinen- und E-Gitarren-Bariton-Klängen lassen die Steel Woods grüßen, klasse hier der Gesang von Chris Tollett, in Paul Rodgers-Manier. Am Ende stampfen die Jungs mit Southern-Metal-artigen E-Gitarren durch den „Chicot Swamp“.

Insgesamt erhält man mit Blackwater Bayous „American Dream“-Scheibe eine kurzweile und abwechslungsreiche Sache ohne viel Schnickschnack und Effekthascherei auf gleicher Höhe wie Acts der Marke Georgia Thunderbolts, Holeman Autry Band, Ole Whiskey Revival, Big Pine Band, etc.  Ob American Dream hin oder her, eines verbindet uns in diesem Kreise am Ende: „We all need Southern Rock!“ 

Eigenproduktion (2023)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. American Dream
02. Cut You Loose
03. Drink To That
04. I Felt It
05. Drive
06. Give Away
07. Run
08. No Tomorrow
09. Never Come Home
10. Chicot Swamp

Blackwater Bayou
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Robert Jon & The Wreck – 05.09.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Da wir in diesem Magazin ja bereits unzählige CD-Reviews, Konzertberichte und auch ein Interview über/mit Robert Jon & The Wreck gebracht haben, möchte ich den Besuch dieses Abends in der Krefelder Kulturrampe, mal als Anlass nehmen, ein wenig die Entwicklung dieser  Erfolgsgeschichte zu beleuchten, denn die hat meiner Ansicht nach viele Väter.

Da gibt es zum einen ihren Teenage Head Music-Promoter Manny Montana, der von Anfang an, an diese Jungs aus Kalifornien geglaubt hat und sie mit umtriebiger Energie und Ausdauer, Jahr für Jahr, nach vorne gepuscht hat.

Da ist natürlich ihr Bandleader Robert Jon Burrison, der es mit seiner Kreativität und seiner charismatischen Gabe geschafft hat, immer wieder das Gefüge seines Kollektivs, auch nach Verlusten von Schwergewichten wie u. a. Christopher Butcher und Steve Maggiora (jetzt bei Toto), mit ebenso guten Musikern in der Waage zu halten.

Natürlich sind auch wir, ohne mit Eigenlob aus der Hose stinken zu wollen, mit ein essentieller Teil davon. Ich kenne kein anderes Musikmagazin oder Medium in unseren Sphären, das dieses Quintett über die lange Zeit, so intensiv publizistisch mitbegleitet hat. Denn es gab auch den Anfang im Jahr 2015, als sie noch vor weniger als 30 Zuschauern hier aufgetreten sind.

Und damit kommen wir zum letzten Teil der Erfolgsgaranten, den Betreibern der vielen Locations, die die Basis für den stetig wachsenden Zuspruch bilden und gebildet haben. Insbesondere ist da Markus ‚Pille‘ Peerlings von besagter Kulturrampe in Krefeld zu nennen, der die Burschen auch nach den ersten unrentablen Auftritten, immer wieder bei sich zu Stammgästen machte.

Wie wir ja alle leider mittlerweile wissen, zieht sich Pille am Ende des Jahres aus der Rampe zurück und wird neue Ufer betreten. Ein herber Verlust für die echte ehrliche Live-Musik von heute, auch wenn es mit der Location weitergeht, kann man sich nicht genug für diese sympathische, geschmackvolle und herzliche Präsenz bedanken. Er wird eine Riesenlücke hinterlassen.

Aus diesem Grund hat jetzt dieser, erstmal offiziell nicht geplante Termin, dann doch noch ihm zu Ehren stattgefunden, sicherlich eine schöne Geste der Dankbarkeit seitens THM und der Band.

Zum Konzert bleibt nicht viel zu schreiben.  Der Blick auf die am Boden liegende recht kurze Setlist ließ schon erahnen, dass es einige längere Tracks geben musste, was sich dann auch bewahrheitete. Nach dem Opener „Pain No More“, „Do You Remember“, „Tired Of Drinking Alone“, „Don’t Look Down“, „Ride Into The Light“ und ihrem Ohrwurm „Oh Carolina“, also mit drei Tracks vom neuen Album inkludiert, die allesamt knackig und straff dargeboten wurden, ging es dann mit dem Beatles-Cover „Come Together“ in die Jam-Phase über.

Wenn Yoko Ono und John Lennon diese furiose Version damals in ihrem Bettchen zu Gehör bekommen hätten, wäre es wohl nix mit „Give Peace A Chance“ geworden, sie wären wohl vor Schreck aus allen Liebeswolken gefallen.

Daran angeschlossen wurde „Last Light On The Highway“ in beiden Parts zelebriert, um dann den Gig mit „Cold Night“ einen weiteren Standardklassiker ihres Songkatalogs in einer halbstündigen Killer-Fassung als Zugabe zu beenden. Hier zeichnete sich besonders Andrew Espantman mit seiner unglaublichen Koordination und seinen maschinengewehrartigen Trommelattacken aus. Auch der ’neue‘ an den Tasten, Jake Abernathie, wusste sich in einem Wechselspiel mit Gitarren-Wizard Henry James in Szene zu setzen.

Am Ende wurden Robert Jon & The Wreck, wie so oft, von den großartig mitgehenden Rampenbesuchern frenetisch gefeiert. Man darf gespannt sein, wo die Reise noch hingehen wird, ich denke, wir werden vermutlich weiterhin mit dabei sein.

Line-up:
Robert Jon Burrison – lead vocals, guitar
Hanry James – lead guitar, vocals
Warren Murrel – bass
Andrew Espantman – drums, vocals
Jake Abernathie – keyboards

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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