Lori McKenna – 1988 – CD-Review

Nachdem Lori McKenna auf ihrem letzten Album „The Balladeer“ eher die typische Singer-/Songwriter-Klientel bedient hatte, nimmt sie drei Jahre später mit ihrem neuen Werk „1988“ wieder mehr Kurs in Americana-/roots-rockigere Gefilde. Das Album hat sie nach dem Jahr benannt, in dem sie mit ihrem Mann Gene das Ehebündnis geschlossen hat. Beide sind heute noch verheiratet und haben fünf Kinder.

Ja, beim Titel „1988“ denkt man natürlich automatisch daran, wie das Jahr damals persönlich für einen selbst gelaufen ist und ich muss schon etwas innerlich recherchieren, bis man es wieder halbwegs einordnen kann. 5 Jahre nach meinem Abitur im Jahr 1983, trafen wir uns alle erstmalig wieder zu einer gemeinsamen Feier (ich fristete zu dieser Zeit  noch dem Junggesellendasein), eine Tradition die wir von da an alle 5 Jahre bis zum heuteigen Tag fortführen, im kommenden November sind es dann 40 Jahre, unfassbar…

Sportlich hatte ich mit zwei erfolgreichen Tischtennis-Bundesliga-Saisons (83/84 und 86/87) bereits den Zenit meiner Karriere überschritten, auch wenn es mir drei Jahre später 1990 noch gelang, in der 2. Bundesliga eine komplette ungeschlagene Halbserie mit 17 siegreichen Spielen in Folge hinzulegen, was von keinem Spieler mehr in den zehn folgenden Jahren bis zu meinem Ausscheiden aus dem höherklassigen Ballsport wiederholt werden konnte.

Beruflich befand ich mich nach Wehrdienst in der Sportfördergruppe in Köln, Ausbildung zum Industriekaufmann in Paderborn noch in der Findungsphase, bis ich 1991 dann im Medienbusiness gelandet bin, dem ich bis zum heutigen Tage noch verbandelt bin.

Musikalisch fördert meine LP-/CD-Sammlung nicht viel  im Jahr 1988 Herausragendes zu Tage, der Southern Rock wurde mit dem Einzug von Synthesizer-Klängen zum Teil übel kommerzialisiert (u. a. 38 Special „Rock’N’Roll Stragedy“,  Outlaws „Soldiers Of Fortune“), so würde ich hier das Debüt von Melissa Etheridge, „Long Cold Winter“ von Cinderella und die wohl eher unbekanntere Scheibe „Memory In The Making“ von einem John Kilzer als Highlights in der Retrospektive hervorheben.

2005 hatte ich dann mal das Vergnügen, die Grammy-dekorierte Protagonistin beim Blue Highways Festival (u. a. mit Interpreten wie Bernie Leadon, Jim Lauderdale, Son Volt, Kelly Willis und Chuck Prophet) im kleinen Saal der Vredenburg in Utrecht live erleben zu dürfen.

Schon damals konnte man ihr Potential als brillante Songwriterin erahnen, was nicht zuletzt durch unzählige Credits für Stars der New Country-Szene wie u. a. Faith Hill, Sara Evans, Tim McGraw, Keith Urban, Little Big Town, Carrie Underwood, Taylor Swift und sogar auch für Lady Gaga in vermutlich finanzielle Unabhängigkeit mündete.

So kann sich Lori im Rahmen ihrer eigenen Musikveröffentlichungen ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit gönnen, diesmal also, wie anfangs erwähnt, etwas roots-rockiger im Ambiente. So dominieren Gesang, Akustik- und typisch gespielte E-Gitarren samt Bass- und Drum-Rhythmus-Grundlage das Geschehen, ganz dezent klingen auch mal Organtöne durch.

Die Texte mit den eingängigen Refrains sind gewohnt intelligent und überwiegend autobiografisch angefärbt, die Musik hat was von den Chicks (auch der Stimmähnlichkeit zu Natalie Maines geschuldet – „The Old Woman In Me“, „Happy Children“), Sheryl Crow (u. a. „Killing Me“), einem weiblichen Will Hoge („Days Are A Honey“, „The Town In Your Heart“), Miranda Lambert („1988“) oder auch viel unterschwelliges Tracy Chapman-Flair („Growing Up“, „Wonder Drug“, „Letting People Down“) und weiß bis zum ultimativen Abschluss, dem schmerzhaften „The Tunnel“ durchgehend zu begeistern.

“I like doing solo shows, but I really like it when we’re all together, That’s another reason why this record sounds the way it does. I really wanted it to sound like a band, because it’s so fun to play live that way“, so McKenna zu ihrem neuen, von Dave Cobb produzierten und mit eingespielten neuen Werk „1988“.  Die Zielvorgabe ist aus meiner Sicht perfekt umgesetzt! Mit das stärkste Album ihrer Karriere!

CN Records-Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Americana

Tracks:
01. The Old Woman In Me
02. Happy Children
03. Killing Me (feat. Hillary Lindsey)
04. Days Are A Honey
05. 1988
06. Growing Up
07. Wonder Drug
08. The Town In Your Heart
09. Letting People Down
10. The Tunnel

Lori McKenna
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

Bailey Zimmerman – Religiously – CD-Review

Ich glaube bei jedem interessierten Musikhörer, natürlich auch bei mir, ist es ein natürlicher Reflex, beim Auftauchen des Namen Zimmerman, spontan an Bob Dylan zu denken. Um direkt die Antwort in diesem Fall hier zu geben, bei Bailey Zimmerman handelt es es sich nicht um einen Nachfahren des berühmten Singer/Songwriters, sondern um den Sohn einer Autoverkäuferfamilie aus Louisville, einer Kleinstadt in Illinois.

Baileys Werdegang verlief über einen Job in einer Metzgerei („da habe ich gelernt, Rehe zu häuten“), auf dem Bau einer Gaspipeline und das in die Wiege gelegte Veredeln von Pickup-Fahrzeugen. Also nix mit Vitamin-B-geförderter Karriere, Musik wurde nur mal so nebenbei gemacht. Die befreundete Trucker-Gemeinde (für die er oft auftrat) gab dann den entscheidenden Anstoß für seine Karriere.

Ein ins Netz gestellter Song, geschrieben mit seinem Freund Gavin Lucas, ging mithilfe dieser Trucker-Fans viral, und seitdem überschlugen sich die Ereignisse. Major-Vertrag mit Warner Music, die Debüt-EP „Leave The Light On“ samt erfolgreicher Singles war in den USA 2022  das meist gestreamte Country-Debüt aller Zeiten und genreübergreifend das am häufigsten gestreamte Debüt des Jahres.

Amazon Music erkor ihn im Jahr 2022 zum “Artist to Watch” , YouTube dekorierte ihn 2022 zum “Trending Artist on the Rise” und Billboard zeichnete  ihn mit dem “Country Rookie of the Month” aus. Jetzt gibt es folgerichtig das Debütalbum „Religiously“ mit satten 16 Songs.

Beim Blick in die Credits fällt sofort auf, dass sowohl beim Songwriting (Bailey hat die meisten Stücke mit geschrieben) als auch bei der musikalischen Umsetzung (überragend hier der omnipräsente Tim Galloway – acoustic guitar all tracks;, banjo tracks 1–4, 6, 8, 12, 13, 15, 16; bouzouki  tracks 1, 2, 10, 11, 14, 15; electric guitar tracks 1–5, 9–11, 13, 15, 16; mandolin tracks 3, 10, 14, 15); slide guitar track 3, dobro track 13, bass guitar track 16) viele Namen auftauchen, die man bis dato bei Alben der Nashville-Zunft eher selten wahrgenommen hat, was der Sache allerdings überhaupt keinen Abbruch tut.

Ganz im Gegenteil hier spürt man an allen Ecken und Enden, dass man das bisherige Nashville-Etablissement ordentlich aufmischen möchte. Zimmerman brilliert von Beginn an beim emotional gesungenen Titellied mit seiner ausdrucksstarken rauchigen Stimme, die von Produzent Austin Shawn (wieder so eine eher unbekannte Person) herrlich transparent und klar in Szene gesetzten Instrumente sind eine Wonne für’s Gehör.

Spätestens beim folgenden, mit epischer Note versehenen „Warzone“ (erinnert an Skynyrds „The Last Rebel“) hat man den Protagonisten schon ins Herz geschlossen. „Fix’n To Break“ klingt so, als wenn Bryan Adams ins New Country-Milieu gewechselt wäre. Und so gibt sich ein Track nach dem anderen bis zum finalen Ohrwurm „Is This Really Over?“ die Klinke in die Hand, und man fragt sich nach knapp 53 kurzweiligen Minuten, ob tatsächlich schon Schluss ist.

Am Ende kann man den momentanen Hype um den Youngster absolut nachvollziehen. Eine weitere Auszeichnung, nämlich der des ‚Sounds Of South-Newcomer des Jahres 2023‘, dürfte ihm so gut wie sicher sein. Bailey Zimmerman liefert mit „Religiously“ eine deutliche Kampfanasage an die derzeit dominierenden Kollegen wie Morgan Wallen, Luke Combs, Brantley Gilbert, Jason Aldean & Co. Auch, wenn man es sicher nicht vergleichen kann,  zumindest vom Erfolg her, hat er das damalige Debüt des großen Bob Dylan erstmal klar in die Tasche gesteckt…

Elektra Nashville / Warner (2023)
Stil: New Country

Tracks:
01. Religiously
02. Warzone
03. Fix’n To Break
04. Forget About You
05. Chase Her
06. FallIin Love
07. You Don’t Want That Smoke
08. Found Your Love
09. Rock Aand A Hard Place
10. Other Side Of Lettin‘ Go
11. Pain Won’t Last
12. Where It Ends
13. God’s Gonna Cut You Down
14. Fadeaway
15. Get To Gettin‘ Gone
16. Is This Really Over?

Bailey Zimmerman
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Oktober Promotion

Nalani Rothrock – The Rock House Sessions (Extended Cut) – CD-Review

Wenn man als musikalisch talentiertes Kind bereits das Wort ‚Rock‘ im Familiennamen integriert hat, müsste der Lebensweg, besonders in den Staaten, eigentlich schon so etwas wie vorbestimmt sein. Nalani Rothrock kam schon mit 8 Jahren mit der Musik in Berührung, war bereits mit 12 schon Bestandteil der Band ihres Vaters, der dann auch ihr Songwriting und Bühnenpräsenz maßgeblich beeinflusste.

Die innige Bekanntschaft mit dem Gitarristen und Songwriter Joshua Lamkin 2011 war dann der endgültige Beweggrund nach Nashville zu ziehen, um in Music City Fuß zu fassen. Als großes Glück, vor allem wenn man ihr aktuelles Werk „The Rock House Sessions (Extended Cut)“ durchgehört hat, dürfte auch das dortige Kennenlernen des mehrfach Grammy-dekorierten Kevin McKendree, zu bezeichnen sein, der für seine Zusammenarbeit mit vielen namehaften Größen wie u. a. Little Richard, John Hiatt, Delbert McClinton, Buddy Guy oder Lee Roy Parnell bekannt ist.

Der hat nämlich diese Scheibe nicht nur in seinem eigenen Studio The Rock House in Franklin, Tennessee, produziert, sondern auch seine filigranen Fertigkeiten als Keyboarder mit eingebracht. Dazu hat er den smooth-relaxten Opener „Everytime I Close My Eyes“ zusammen mit Nalani und Joshua mit komponiert.

Ok, mit einer Rockmusikscheibe, hat das Ganze natürlich nur ganz marginal was zu tun (vielleicht am ehesten noch bei „Just Before I Go“) , aufgrund ihrer Stimme, die wie ein Mix aus Bonnie Raitt, Susan Tedeschi und Norah Jones klingt, liegt es natürlich nahe, sich in den Sphären des Southern Soul und des Blues (dazu mit ganz dezenten unterschwelligen Jazz- und Countrynoten bei „Fool For You“ mit quäkender Trompete von Andrew Carney, beziehungsweise beim country-bluesigen, in bester Bonnie Raitt-Manier performten „Try“) zu bewegen, was dann hier auch vorzüglich umgesetzt wird.

Mit dabei auch der uns bestens bekannte Weltklasse-Bassist Steve Mackay, der uns ja bestens von Joe Bonamassa– und Peter Frampton-Konzerten bekannt ist. Dazu gesellen sich dann noch Leute wie Kenneth Blevins und Lynn Williams (beide Drums), Bryan Brock (Percussion) sowie die Backgroundsängerinnen Nicole Boggs, Jonell Mosser und Jackie Wilson. Das gesamte Konglomerat in seiner überwiegend ‚laid-back‘ gespielten Art eignet sich bestens als Lounge- oder Barroom-Hintergrund, aber auch auf der Veranda oder der Terrasse zum gemütlichen Relaxen und Runterkommen.

Nach zwei grandiosen Killerballaden in der zweiten Hälfte („Midnight“ und „Goodbye“), weiß auch das abschließende „Hey Little Bird“ (aus der Feder von Lamkin) von Vogelgezwitscher ummantelte, mit Pinseldrums, leichten Bariton-Slide-Streicheleinheiten (Joshua, wie auch über das ganze Werk hinweg, mit akzentuiertem, sehr effektvollen Spiel, jedoch immer im Dienste der Protagonistin) und Kendrees sanftem Orgelhall, besonders auch in leicht ins Ohr gehender, lyrischer Hinsicht zu gefallen („Hey little bird way up in the tree, c’mon, spend a little time with me…“).

Am Ende erhält man mit „The Rock House Sessions (Extended Cut)“ von Nalani Rotrock ein jetzt mit neun Stücken umfassendes, sehr kurzweiliges Album, das in allen Belangen überzeugt. Nashville darf sich über eine weitere großartige Singer/Songwriterin, ein echtes ‚Rot(h)kelchen‘ des Southern Soul Blues, in seine Reihen erfreuen. Wunderbar!

Jolani Music Group (2022)
Stil: (Southern) Soul / Blues

01. Everytime I Close My Eyes
02. Fool For You
03. Just Before I Go
04. Hold On
05. How Long
06. Midnight
07. Goodbye
08. Try
09. Hey Little Bird

Nalani Rothrock
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Luke Combs – Gettin‘ Old – CD-Review

Es gibt eigentlich nur zwei Künstler, die in Nashville in den letzten Jahren die Country-Alben-Charts nach Belieben beherrschen. Einer davon ist der aus Charlotte, North Carolina stammende Luke Combs, der knapp neun Monate nach „Growin‘ Up“ mit „Gettin‘ Old“ quasi Teil 2 eines ursprünglich zusammen geplanten Doppel-Albums am Start hat.

Combs ist mit all seinen bis vier dato erschienen Werken (das erste „This One’s for You“ stammt aus 2017!) aktuell immer noch unter den Top-15 platziert, das momentane „Gettin‘ Old“ kratzt nach drei Nr.1-Longplayern in Folge mit Platz 2 ganz kräftig an der Pole-Position. Der Bursche trifft einfach den (New) Country-Nerv der Zeit.

Die Erfolgsrezeptur ist dabei seit Beginn eigentlich recht ähnlich. Eine unbändige Kreativität beim Songwriting (er schreibt fast so gut wie alle Lieder mit), die dann halt in immens viele Stücke mit leicht merkbaren und mitsingbaren (Alltags-) Texten mündet. Dazu eine Top-Einspielung und Produktion durch die bekannten Musiker-Größen in diesem Metier, wohlfühlig veredelt mit seiner warm-rauchigen Raspelstimme, die zu den Songs einfach hervorragend passt.

Der Opener „Growin‘ Up And Gettin‘ Old„, (eine melancholische Midtempoballade mit emotionalem Refrain und tollen E-Gitarren) stellt quasi das Verbindungsglied zwischen beiden Werken dar und bildet wie so oft die Richtschnur für die folgenden siebzehn Tracks.

Als nicht ganz so glücklich empfinde ich bisherige Single-Auswahl, auch wenn das Fiddle-dominierte (Paul Franklin) „Love You Anyway“ sicherlich ein schönes Lied ist, gibt es aus meiner Sicht hier mit „See Me Now“, „Take You With Me“ oder „Tattoo On A Sunburn“ deutlich vielversprechendere Tracks. Auch beim zweiten Versuch mit dem Cover von Tracy Chapmans „Megastück „Fast Car“ gelingt Luke zwar eine absolut starke Nummer, die die Ausstrahlung des 80er-Hits der US-Singer/Songwriterin aber dennoch nicht erreichen kann.

Die Southern Rock-Freunde in unserem Magazin werden mit dem coolen swampig-shuffligen „A Song Was Born“ und dem zünftigen, Charlie Daniels-umwehten „Fox In The Henhouse“ (tolle Orgel-/E-Gitarren-Kombination als Solo) belohnt. Ansonsten geben sich in der Regel balladeske Midtempotracks und etwas temporeichere Nummern bis zum abschließenden Piano-untermalten „the Part“, meist im Wechsel, die Klinke in die Hand.

„Gettin‘ Old“ ist alles andere als ein Synonym für Altersmüdigkeit zu sehen, der gerade mal 33-jährige Luke Combs wird  zweifellos auch die nächsten Jahre im New Country-Geschäft ordentlich aufmischen. Er bleibt sich treu: Pures New Country-Vergnügen ohne jeden Anflug von etwaigen Pop-Attitüden. Einen weiteren großen Clou kann er auch bei uns landen: Am 6. Oktober wird er nämlich im Rahmen seiner World Tour 2023 in der Barclays Arena in Hamburg auftreten. Wenn er die voll kriegt, wäre das der Hammer!

River House / Columbia (Sony) (2023)
Stil: New Country

01. Growin‘ Up And Gettin‘ Old
02. Hannah Ford Road
03. Back 40 Back
04. You Found Yours
05. The Beer, The Band, And The Barstool
06. Still
07. See Me Now
08. Joe
09. A Song Was Born
10. My Song Will Never Die
11. Where The Wild Things Are
12. Love You Anyway
13. Take You With Me
14. Fast Car
15. Tattoo On A Sunburn
16. 5 Leaf Clover
17. Fox In The Henhouse
18. The Part

Luke Combs
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Sony Music

Elle King – Come Get Your Wife – CD-Review

Kommen wir mal wieder zu den bisherigen musikalischen Versäumnissen in meinem Leben. Die in Ohio aufgewachsene Elle King, Tochter von Comedian Rob Schneider und des ehemaligen Modells London King, ist wieder so ein Fall. Sie ist seit 2015 im Business unterwegs und har bereits zwei Alben veröffentlicht, die unbemerkt an mir vorüber gegangen sind.

Ich bin auf ihren Namen erstmals bewusst im Rahmen des bald erscheinenden Stones-New Country-Samplers (kein April-Scherz!) gestoßen, der uns bereits zur Besprechung vorliegt (der geschätzte Kollege Segets wird hier demnächst seine Eindrücke dazu schildern), wo sie eine sehr gelungene Version von „Tumbling Dice“ mit beisteuert.

Daraufhin habe ich mir noch ihr gerade, seit kurzem auf dem Markt befindliches Album „Come Get Your Wife“ mit freundlicher Unterstützung von Sony Music zur Besprechung besorgt. Und es hat sich zweifellos gelohnt. Schon mit den ersten lässigen Banjo-Introtönen des hier insgesamt auch überragend agierenden Todd Lombardo und ihrer grandiosen Stimme, die man zunächst eher im Indie-Pop verorten würde, bahnt sich beim Opener „Ohio“ ein ganz besonderes Gebräu an, das auch im weiteren Verlauf durchgehend zu begeistern weiß.

Elle hat neben einigen klug ausgesuchten Fremdkompositionen den überwiegenden Teil der Tracks mit einigen Co-Writern selbst komponiert, dazu hat sie, abgesehen von einem Lied, auch die Produktion zusammen mit Star-Producer Ross Coppermann übernommen. Apropos Ross Copperman: Ich hoffe, ich tue ihm nicht unrecht, gefühlt bringe ich ihn immer mit sehr modernen Produktionen, oft mit den heute üblichen technischen Spielereien in Sachen Keyboards, Loops etc., in Verbindung, um auch eine gewisse Pop-Kompatibilität zu gewährleisten.

Keine Ahnung, ob Elle direkt ein Veto eingelegt hat, aber hier wurde eine knackige, organische (New) Countryplatte mit vielen Facetten erschaffen, die mit allen klassischen Countryinstrumenten von den bekannten Nashville-Studio-Könnern eingespielt wurde, trotzdem aber auch ungemein modern und kräftig wirkt.

Für das eher kommerzielle Moment gibt es mit Miranda Lambert („Drunk (And I Don’t Wanna Go Home„) und Dierks Bentley (beim launigen Barsong „Worth a Shot„) zwei prominente Duett-Partner, die dann auch als Singles vorab erschienen sind. Ziemlich melodisch geht es in der ersten Hälfte auch noch beim grandiosen, mit herrlichem Gospelflair umgarnten Southern Christian Rock-Song „Try Jesus“ (könnte auch von Third Day sein) und dem flockigen „Lucky“ zu, hier sei aber auch noch das rotzig-frech gesungene, slide-trächtige Southern-Redneck-Country-Stück „Before You Meet Me“ zu erwähnen.

Mit „Tulsa“ wendet sich das Blatt zu deutlich traditioneller konzipierten Klängen, wobei immer wieder das Banjo oder auch Steel (Dan Dugmore) involviert sind. „Crawlin‘ Mood“ sowie das textlich zwiespältige „Bonafide“ schlagen in die gleiche Kerbe – traditionell, aber absolut knackig und ohne Staub von gestern.

Das treibende „Blacked Out“ (mit klasse E-Solo) wird sicherlich die Southern-Freunde begeistern und das folgende „Out Younder“ überzeugt mit seinem coolen Country Rock-Groove. Und wie es dann auf einer durch und durch begeisternden Scheibe eben so ist, gibt es am Ende mit „Love Go By“ noch eine gospelige Killer-Country-Soul-Nummer, die mich entfernt an „Wrecking Ball“ von Eric Church erinnert.

Wenn Rob McNelly am Anfang nur in die E-Saiten greift und sich Elle zunächst mit ihrer eigenwilligen Stimme darüberlegt, ist Gänsehaut garantiert. Sobald dann  auch noch die restlichen Instrumente und die Gospel-Harmoniegesänge einsetzen, ist man zum Ausklang vollends geflasht. Ein Hammersong!

Mein Tipp zu Elle Kings „Come Get Your Wife“ kann von daher nur ohne jedes ‚Wenn und Aber‘ lauten: „Kommt Leute, schnappt euch dieses megastarke Album!“

RCA Nashville / Sony (2023)
Stil: New Country

01. Ohio
02. Before You Meet Me
03. Try Jesus
04. Drunk (And I Don’t Wanna Go Home) feat. Miranda Lambert
05. Lucky
06. Worth a Shot feat. Dierks Bentley
07. Tulsa
08. Crawlin‘ Mood
09. Bonafide
10. Blacked Out
11. Out Yonder
12. Love Go By

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Sony Music

Shania Twain – Queen Of Me – CD-Review

Es gab eine Zeit, da war Shania Twain tatsächlich die Königin sowohl des Country als auch des Pop. Sie war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, mit einem der bekanntesten Producer der Rockmusik verheiratet, parallel rauschte die MTV-Video-Welle durch unsere Fernsehgeräte. Ihr Album „Come On Over“ von 1997 schoss in beiden Genres durch die Decke.

Auch beim Nachfolger „Up!“ 5 Jahre später hielt dieser Trend noch an. Als im Jahr 2003 ihre Stimme aufgrund einer diagnostizierten Lyme-Borreliose-Erkrankung streikte und auch noch später die Ehe mit Robert ‚Mutt‘ Lange in die Brüche ging, wurde es recht still um die erfolgsverwöhnte Kanadierin.

Den Thron bestiegen in der Zwischenzeit die Underwoods, Swifts, Adeles, Lady Gagas, Rhihannas und Co. Die Major-Labels und besonders ihre Fans ließen sie allerdings nicht fallen und so kämpfte sich Shania mit ihrem 2017 erschienenen Album „Now“ mit einer Doppel-Nr. 1 (US-Country- und Pop-Charts) wieder in die gewohnten Regionen zurück.

Jetzt mit ihrem sechsten Longplayer „Queen Of Me“, diesmal unter Republic Nashville/Universal-Fahne, startet die mittlerweile 57-jährige Künstlerin, die, wie es Booklet und Coverbild suggerieren, immer noch sehr attraktiv wirkt, einen erneuten Comeback-Versuch. Sie liefert zwölf, wie gewohnt, melodisch eingängige Popsongs, alle selbst mit diversen Co-Writern verfasst, die das Anforderungsprofil in Sachen Mission eines erneuten Nr. 1-Werkes tadellos erfüllen.

Besagte Haupt-Co-Writer wie David Stewart, Mark Crew, Dan Priddy, Adam Messinger, Mark Ralph und Tyler Joseph übernahmen, dann auch die Produktion und den Löwenanteil der Instrumente, bzw. des heute üblichen Programming. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, ist es, dass die Songs demnach etwas synthetisch rüberkommen und auch ihre Stimme in der Tat nicht mehr ganz so wie früher klingt (man braucht etwas Gewöhnungszeit).

Nichtsdestotrotz haben gerade die Kernsongs wie „Best Friend“ und das shufflige „Giddy Up!“ spürbares Hit-Potential. Mir gefallen allerdings eher die flockig-gitarren-untermalten Tracks wie „Inhale/Exhale Air“, „Got It Good“ und das pettyeske „Not Just A Girl“ mit am besten. Ich war zwar nie ein großer Queen-Fan, aber die Umsetzung des Titelstücks (mit den Queen-typischen Gesangselementen) ist klasse gemacht.

„This album is dedicated to my fans worldwide. Music made for YOU from my heart, for all your inspiration“ steht dann am Ende des Booklets. Die Kämpferin Shania Twain hat geliefert, demnächst wird sie für eine UK-Tour auch in Europa wieder präsent sein. Jetzt liegt es an genau ihren Fans, sie zumindest temporär wieder mal als Königin des Pop auf den Thron zurück zu hieven.

Republic Nashville (2023)
Stil: Pop

01. Giddy Up!
02. Brand New
03. Waking Up Dreaming
04. Best Friend
05. Pretty Liar
06. Inhale/Exhale Air
07. Last Day Of Summer
08. Queen Of Me
09. Got It Good
10. Number One
11. Not Just A Girl
12. The Hardest Stone

Shania Twain
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Universal Music

Lainey Wilson – Bell Bottom Country – CD-Review

Allein schon für das hippieeske und doch so stylisch sowie wunderbar farblich abgestimmte Outfit hätte die aus Baskin, Louisiana stammende Lainy Wilson (mittlerweile natürlich in Nashville ansässig) auf dem Cover ihres neusten Albums „Bell Bottom Country“ in Sachen Haute Couture eine absolute Bestnote verdient. Aber auch musikalisch steht das vierzehn Stücke umfassende (13 davon von Lainey mitgeschrieben), von James Joyce in herrlichem Sound produzierte Gesamtwerk in Nichts nach.

Die mittlerweile 30-jährige Singer-Songwriterin, die Dolly Parton und Lee Ann Womack als ihre großen Vorbilder benennt, und 2020 mit der Single „Things A Man Oughta Know“ ihren Durchbruch schaffte, legt jetzt ihre zweite Scheibe auf einem Major-Label nach und befindet sich in kreativer Höchstform. Ich habe selten eine CD einer weiblichen Künstlerin im Player liegen gehabt, die mich sofort komplett mitgenommen und begeistert hat.

Zum einen gefällt mir ihre freche, mit einem Southern-Akzent versehene Stimme, die ich irgendwo zwischen Miranda Lambert, Stevie Nicks und Susannah Hoffs einordnen würde, und natürlich das in allen Belangen von wunderbarer Diversität geprägte Songmaterial, das am Ende einen exzellenten Balance-Act zwischen verhaltem modernen und traditionellen Countryelementen meistert.

Die beiden Opener „Hillbilly Hippie“ (CCR meets The Bangles) und das mit treibendem Refrain bestückte „Road Runner“ versetzten sofort in beste euphorisierende Laune, bevor man dann mit der grandios performten, melancholischen Ballade „Watermelon Moonshine“ wieder runtergekühlt wird. Das auf dem Fuße folgende funk-counryrockige coole „Grease“ flutscht dann mit enormer Power wieder wie Öl aus den Boxen.

Und so wird man im weiteren Verlauf mit angenehmen und bewegenden Midtempornummern (zum Teil mit balladeskem Einschlag) wie „Week-End“, „Me, You, And Jesus“, „Heart Like A Truck“ (nicht nur des pathetischen Titels wegen für mich eine potentielle Nr.1-Single) „Atta Girl“ und „Live Off“ (starker emotionaler Gesang der Protagonistin) sowie launigen Tracks der Marke „Hold My Halo“, „This One’s Gonna Cost Me“ (Led Zep-Flair), dem „Ghost Riders“-umwehten „Wildflowers And Wild Horses“ und dem countryesk verpackten 4 Non Blondes-Hit „What’s Up (What’s Going On)“ als Rausschmeißer durch ein stimmiges Wechselbad der Höremotionen geleitet. Irgendwo dazwischen, nicht zu vergessen, der herrliche Countryschunkler „Those Boots (Deddy’s Song)“ mit grandioser Akustik- und E-Gitarrenuntermalung.

Am Ende bin ich heilfroh, dass ich diese Scheibe, die schon im Oktober erschienen ist und mir fast durchgerutscht wäre, doch noch zum Reviewen erhalten habe. Diesen authentischen, instrumentell hervorragend eingespielten ‚Schlaghosen-Country‘ von Lainey Wilson hört man einfach gerne. Man merkt auf diesem bis in die Haarspitzen unter dem Hut motivierten Werk zu jeder Zeit, dass die junge Dame hoch hinaus will! Hats off, Lainey!

Broken Bow Records (2022)
Stil: New Country

Tracks:
01. Hillbilly Hippie
02. Road Runner
03. Watermelon Moonshine
04. Grease
05. Week-End
06. Me, You, And Jesus
07. Hold My Halo
08. Heart Like A Truck
09. Atta Girl
10. This One’s Gonna Cost Me
11. Those Boots (Deddy’s Song)
12. Live Off
13. Wildflowers And Wild Horses
14. What’s Up (What’s Going On)

Lainey Wilson
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Peter Frampton – 16.11.2022, Mitsubishi Electric HALLE, Düsseldorf – Konzertbericht

Ich glaube jeder, der sich als Fan von Rockmusik bezeichnet und eine dementsprechende Sammlung an Tonträgern besitzt, wird in dieser sicherlich „Frampton Comes Alive“ aus dem Jahr 1976 inkludiert haben, eines der wohl bekanntesten und erfolgreichsten Live-Alben aller Zeiten.

Auch ich besitze sie als Doppel-LP und habe sie mir als Verfechter der CD natürlich dann irgendwann auch in digitaler Version zugelegt. Das ist aber schon lange her und ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich trotz meiner unzähligen Konzertbesuche bis dato, den mittlerweile in Nashville lebenden Briten nie live gesehen habe. Umso schöner, dass der Veranstalter Sparkassenpark Mönchengladbach, uns jetzt die Möglichkeit in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric HALLE dazu ermöglicht hat.

Zunächst konnte aber der britische Gitarrist und Songwriter Jack Broadbent für eine knappe halbe Stunde sich mit seinem eigenwilligen Stil, der sich überwiegend in Deltablues-Sphären bewegte, u. a. mit Tracks aus seinem aktuellen Werk „Ride“, als Alleinunterhalter der Audienz vorstellen.

Der als „New master of slide guitar“ gerufene Musiker wirbelte dabei wie von einer Tarantel gestochen mit einem  Flachmann auf dem Hals seiner Gitarre herum und erntete nach dem finalen Ray Charles-Cover-Stück „Hit The Road Jack“ den gebührenden Applaus für eine engagierte und sympathische Performance.

Während der kurzen Pause kam eine humorvolle Ansage an unsere Handy-infizierte Spezies, doch diese bitte nur im Rahmen der ersten drei Stücke zu benutzen und es dann auszuschalten. Dies führte zum Einen, dass am Anfang eine große Meute in Richtung Fotograben stürmte, aber von den Ordnern dann wieder schnell in die Schranken verwiesen wurde. Für diese wurde es dann natürlich auch ab Stück 4 zum reinsten Spießroutenlauf mit den immer wieder aufleuchtenden Displays, denn Respekt und eine gewisse Regelakzeptanz, scheinen sich in dieser Ego-Gesellschaft leider zu Fremdworten entwickelt zu haben.

Dazu hatte ich auch noch das Glück in kurzer Entfernung einen Besucher der Marke Wichtigtuer neben mir zu haben, der durch regelmäßige Zwischenrufe seine scheinbar mangelnde Aufmerksamkeit im bisherigen Leben, auf diese Art und Weise zu kompensieren versuchte.

Ansonsten stimmte aber alles an diesem Abend (Sound, Licht, Stimmung) und ich muss schon vorab konstituieren, dass dieses Konzert mit Abstand das absolute Jahreshighlight darstellte und auch in meiner persönlichen Alltime-Favorite-Liste sicherlich unter den ersten Zehn landen würde.

Im Gegensatz zum Gig von Joe Bonamassa vor gut einem halben Jahr an gleicher Stelle, präsentierte sich hier ein Protagonist, bei dem trotz seiner charismatischen Bühnenpräsenz das Kollektiv nie außer Acht gelassen wurde, sprich, sein ebenfalls hochkarätiges Begleitensemble, bestehend aus Nashville-Paradebassist Steve Mackey (der war übrigens bei beiden Konzerten die gemeinsame Schnittmenge), Drummer Dan Wojciechowski, Co-Gitarrist Adam Lester und dem überragenden Rob Arthur (keys, electric and acoustic guitar, vocals) wurde von seiner Seite deutlich der gebührende Respekt (musikalisch wie auch menschlich) gezollt.

Frampton, durch seine tückische fortschreitende Muskelerkrankung IBM deutlich gezeichnet, musste den Gig auf dem Stuhl sitzend vollziehen, demnach passten sich auch die anderen Musiker entsprechend an, lediglich Rob Arthur war durch das ständige Wechseln der Keys und zwischenzeitlich zu den Gitarren (da saß er dann auch wie die anderen) läuferisch unterwegs.

Zum Glück scheint die Motorik des mittlerweile über Siebzig-jährigen in Armen und Händen noch nicht entscheidend beeinträchtigt zu sein, Peter glänzte mit seinen unzähligen quirligen, aber auch sehr gefühlvollen Gitarreneinlagen, auch seine Stimme hat nichts von ihrer Markanz und Ausstrahlung verloren.

Apropos Stimme: Es gab natürlich vor so gut wie jedem Stück eine Anekdote aus seinen Glanzzeiten, da u. a. war von einem sondergefertigtem grünen Bob Ludwig-Drumkit und von einer bei einem Flugzeugcrash verloren geglaubten Les Paul-Gitarre die Rede, die über Ebay und andere wundersame Weisen wieder in Framptons Besitz gelangt sind (und an diesem Abend auch zum Einsatz kamen), Scheidung, Gitarrenkaufsucht, wilden Parties in seinem Haus in der Nähe der Abbey Road, wo an einem regnerischen Abend plötzlich ein wildfremdes Pärchen vor der Tür stand und für gleich drei Wochen am Stück um Unterkunft bat (daraus entstand „The Lodger“), zwei feuchtfröhlichen Wochen mit Alvin Lee und Gattin von drei geplanten auf den Bahamas, wo nichts ging, in denen aber eigentlich ein Album entstehen sollte oder wie man den Zorn von Panama-Diktator Manuel Noriega wegen eines gecanzelten Gigs auf sich zog und nur mit viel Glück aus dem Land entschwinden konnte. Alles natürlich in klarstem Gentleman-Englisch und mit jeder Menge eigenwilligem britischem Humor überliefert.

Klar, dass neben Sachen wie dem standesgemäßen Opener „Baby (Something’s Happening)“, „Lying“, „It’s A Plain Shame“, „All I Wanna Be Is By Your Side“, „I’ll Give You Money“, die alle ihre besonderen Momente hatten und zum Teil auch durch die große Leinwand im Hintergrund visuell sehr passend unterlegt wurden, die Hitstücke wie „Show Me The Way“, „Lines On My Face“, „Baby I Love Your Way“ oder „Do You Feel Like We Do“ (mit den bekannten Talkbox-Einlagen) im Fokus, aber auch das in einer starken Instrumentalversion gebrachte „Georgia On My Mind“ oder das Soundgarden-Cover „Black Hole Sun“ und die beiden Tracks aus Peters Humble Pie-Zeit, „4 Day Creep“ und „I Don’t Need No Doctor“, wussten absolut zu gefallen.

Als das Quintett dann am Ende noch eine Killerverson vom Beatles-Klassiker „While My Guitar Gently Weeps“ nachlegte, gab es kein Halten mehr auf den Stühlen. Mehrminütige Standing Ovations zogen den sichtlich bei der letzten Vorstellung seiner Europa-Tournee gerührten Vollblutmusiker nochmals zu seinem Mikro zurück und er bedankte sich bei allen Involvierten auf herzlichste Weise. Auch wenn man Frampton ansah, dass er realisierte, dass es vermutlich sein letzter Auftritt in Düsseldorf war, verabschiedete er sich doch mit einem optimistisch gestimmten „Never Say Never“.

Wir erwidern: „Alles Gute Peter Frampton, was immer da noch kommen mag! Danke für dieses grandiose Musikerlebnis!“

Line-up:
Peter Frampton (lead vocals, electric and acoustic guitar, talk box, percussion)
Steve Mackey (bass)
Rob Arthur (keys, electric and acoustic guitar, vocals)
Dan Wojciechowski (drums)
Adam Lester (electric and acoustic guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Peter Frampton
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Jack Broadbent
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SparkassenPark Mönchengladbach Promotion
Mitsubishi Electric HALLE, Düsseldorf

Lindsay Ell – Interview

Gut 1 1/2 Stunden vor ihrem Gig im Rahmen der SOUND OF NASHVILLE-Reihe zusammen mit Kyle Daniel und Shy Carter als Support, hatten wir die Gelegenheit, mit der sympathischen Kanadierin im großzügigen Backstage-Bereich des Kölner Helios37 ein paar Worte zu wechseln.

Sounds Of South: Hallo Lindsay, willkommen in Köln. Du bist, soweit mir bekannt, jetzt zum dritten Mal in der Domstadt. Hattest du ein wenig Gelegenheit, dir auch ein paar Sehenswürdigkeiten der rheinischen Metropole anzusehen?
Lindsay Ell: Vielen Dank, es ist so toll, wieder hier zu sein. Ja, es ist das dritte, vielleicht vierte Mal, und ich liebe Köln. Es macht Spaß, hier zu sein. Ich freu mich riesig, bei euch in  Deutschland ein paar Shows spielen zu können. Wir haben echt einen verrückten Terminplan. Gerade noch gereist, geht es schon vom Zug zum Soundcheck, aber danach hatte ich noch ein wenig Zeit vor der Show in die Stadt zu gehen. So verweilte ich dort ein wenig, der Dom ist einer meiner Favoriten auf diesem Planeten.

Sounds Of South: Deutschland und New Country – passt das aus deinen bisherig erlebten Erfahrungen gut zusammen?
Lindsay Ell: Absolut, ich komme ja ursprünglich aus Kanada und bin dann nach Nashville gegangen. Aber immer, wenn ich in Deutschland bin, fühle ich mich zuhause wie in Kanada. Jeder ist hier so nett und einladend, das Essen ist großartig und alle sind so freundlich. Ich fühle mich hier sehr heimisch. Und ich lieb euer Bier, was will man also mehr, haha?

Sounds Of South: Wie bist du bis dato durch die Corona-Pandemie gekommen?
Lindsay Ell: Die letzten Jahre waren auf viele Arten herausfordernd für alle von uns, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ich glaube allerdings, dass wir aus diesen Lektionen einiges an wertvollen Dingen mitnehmen können, zum Beispiel zu Hause mit der Familie zu sein, ein bisschen ausgeglichener zu werden, oder ein wenig zu entschleunigen. Das habe ich zumindest daraus gelernt und ich bin dafür auch dankbar. Wir waren ständig unterwegs, tourten um die ganze Welt, aber es war schön, um mal kurz inne zu halten, zu Hause zu sein, mal Lebensmittel in den Kühlschrank zu packen, und einfach mal mit der Familie zusammen zu sein. Ich bin natürlich aber auch froh, wieder zurück zu sein und live spielen zu können. Ich denke wir haben viel gelernt in den letzten Jahren.

Sounds Of South: Während bei den Superstars (u. a. Rolling Stones, Ed Sheeran) bei ausverkauften Stadien hierzulande der Euro beim Besucher locker zu sitzen scheint, kämpfen die kleineren und mittleren Clubs dank Corona und Ukraine-Krieg und den damit verbundenen Preisexplosionen und Zuschauerverlusten massiv ums Überleben. Hast du Ideen, wie man dort in naher Zukunft wieder in die Gewinnzone zurückkehren könnte?
Lindsay Ell: Das ist wirklich eine gute Frage! Ja, wie schon gesagt, es war sehr anstrengend für alle von uns, auf so viele unterschiedliche Arten in den letzten Jahren und du sagst, dass die großen Arenen es bei bestimmten Künstlern leichter hätten, wieder auf die Beine zu kommen. Ich meine allerdings, dass es eher an guten Shows liegt, die Künstler kommen zu lassen und die Leute daran zu erinnern, wie einzigartig Livemusik ist. Wir neigen dazu zu Hause rumzusitzen, Musik auf unseren Computern und Handies anzugucken, beziehungsweise anzuhören, aber nichts von dem kann das Gefühl einer echten Live-Performance, das Gemeinsame oder diese speziellen Momente an einem Austragungsort zu erleben, ersetzen. Man muss die Leute langsam wieder aus ihren Häusern herauslocken und ihnen nicht die Dinge ständig vorhalten und jammern, dass keiner mehr zu den Shows kommt, sondern gerade als kleine Location jetzt in die Zukunft investieren. Ich glaube fest, dass die Leute dann zurückkommen werden.

Sounds Of South: Wie sieht die Situation in den Staaten aus? Gibt es dort auch Auswirkungen zu bemerken?
Lindsay Ell: Ja, dankenswerter Weise ging es Mitte des letzten Jahres mit den Shows wieder bergauf. Auch hier gab es wie du schon anmerktest, viel kleine Clubs, die ihre Probleme hatten und so gerade zurecht kamen, aber irgendwie durchhielten und wieder öffneten. Die Shows sind nun wieder zurück und die Leute dort verstehen jetzt, dass Livemusik wichtig ist. Und, ehrlich gesagt, wenn  die Staaten ein Abbild oder eine Vorahnung dessen sind, wie es  sich entwickeln wird, habe ich ein gutes Gefühl für all diese kleineren Clubs.

Sounds Of South: Du bist aktuell noch mit dem 2020er Album „Heart Theory“ unterwegs. Obwohl wir dich bisher als recht lebenslustige Künstlerin wahrgenommen haben , guckst du auf dem Cover recht grimmig drein und auch die Songs sind ja als Abrechnung mit deinem bisherigen Beziehungsleben zu interpretieren. War es denn wirklich so schlimm?:-)
Lindsay Ell: Haha, weißt du, ich glaube wir alle erleben mal diesen Herzschmerz. Ich wollte eigentlich nur aufrichtige Songs schreiben und ich meine, es wäre nicht authentisch, immer nur ‚Friede-Freude-Eierkuchen‘-Lieder zu kreieren. Wir gehen alle mal durch schwierige Beziehungen. Wir verlieren Jobs, wir reisen durch die Welt, es sterben Familienmitglieder. Wir müssen uns mit diesen schwierigen Situationen auseinandersetzen. Diese Scheibe ist für mich ein Symbol, solche Dinge zu verarbeiten. All diese Sachen, dazu die Pandemie, waren für mich ein wichtiger Prozess, worüber ich dann einfach geschrieben habe. Vom Coverbild, über den ersten Track der Platte, befand ich mich wie in einem Schockzustand, durch den ich dann gegangen bin. All diese Emotionen, die wir fühlen, von Ablehnung, Zorn, Handeln bis hin zu Depressionen, um am Ende einen Ort zu finden, diese Dinge zu akzetieren. Ich wollte wirklich ein Album kreieren, das man vom Anfang bis Ende hören kann und wo man diesen Fortschritt spürt.

Sounds Of South: Der Abschlusstrack „Ready To Love“ suggeriert zumindest den Blick nach vorn. Ist mittlerweile Besserung in Sicht?:-)
Lindsay Ell: Ja, absolut. Es ist schon komisch, all die Musik, die ich momentan schreibe, ist sehr fröhlich und zum Wohlfühlen, wie  es mal war. Ich glaube, dass Musik auf so viele Arten heilsam ist. Es ist schon amüsant, wenn du einen Lernprozess durchläufst und wie es dann dein Leben verändern kann. Ich fühlte, ein Heartbreak-Album schreiben zu müssen und jetzt ist meine Musik vom Stil her, wieder viel fröhlicher.

Sounds Of South: Du hast ja im Verlauf der letzten Jahre mit richtigen Größen der Nashville-Szene getourt, beziehungsweise auch auf den Platten zusammengearbeitet. Welcher der Kollegen/innen hat dich am meisten beeindruckt und warum?
Lindsay Ell: Ja, ich liebe es mit Musikern zu touren, von denen ich noch was lernen kann. Ich habe viel von Brad Paisley und Keith Urban mitgenommen, vor allem ihre Art des Gitarrespielens. Mit Keith Urban auf Tour gewesen zu sein, war unglaublich, er ist so ein toller Songschreiber, Gitarrist und Performer. Auch mit Blake Shelton das Touren im vergangenen Jahr war klasse. Dazu habe ich einige Gigs mit Little Big Town gespielt.  Es macht soviel Spaß mit Leuten die Bühne zu teilen, zu denen man aufschauen kann. Vor ein paar Wochen durfte ich die Show für Shania Twain eröffnen, das war schon eine echte Nummer auf meiner Wunschliste und ich kann noch immer nicht glauben, dass das geschehen ist. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wenn wenn du dich innerlich auf neue Sachen fokussierst, dass du sie auch wahr werden lassen kannst.

Sounds Of South: Ich persönlich bin ja ein großer Dann Huff-Fan. Von seiner rockmusikalischen Vergangenheit über seine Soli bis zu seinen Produktionen überzeugt er mich immer wieder. Auf’s Neue Er hat ja dein letztes Album produziert. Als was für einen Menschen hast du ihn kennengelernt?
Lindsay Ell: Dann ist der Größte! Er ist so ein unglaubliches Genie in Sachen Produktion und Gitarre spielen. Mit ihm im Studio arbeiten zu dürfen war ein fantastisches Erlebnis. Er ist ein humorvoller und auch ganz spezieller Typ. Und Dann Huff ist durch und durch einer der herzlichsten Menschen, die ich je getroffen habe. Es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten und auch viel von ihm bei der Produktion zu lernen. Er ist einer meiner Herzenskünstler und es war toll mit ihm gewirkt zu haben.

Sounds Of South: Wie sehen deine nächsten Projekte aus?
Lindsay Ell: Ich bin im Studio schon sehr fleißig. Ich schreibe bereits an meinem nächsten Projekt. Im Herbst wird es neue Musik von mir geben und im nächsten Jahr kommt dann die neue Scheibe.

Sounds Of South: Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns gleich auf dein Konzert, alles Gute dafür!
Lindsay Ell: Oh, mein Gott, danke, dass ihr hierhin gekommen seid! Danke auch dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit mir zu sprechen.  Ich hoffe, dass euch die Show heute Abend gefallen wird.

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Das Interview in Englisch:

Sounds Of South: Hi Lindsay, first of all, welcome to Cologne. As far as I know, your already for the third time in the Cathedral City of Cologne, aren’t you? Did u find some time to look for any places of interest at the Metropol of the Rhine as well?
Lindsay Ell: Thank you so much, It’s so great to be here. Yes I Think it is for sure my third, perhaps my forth time, but I love Cologne. I love beeing here, I’ve been excited to play some acts. We have been on such a crazy schedule. I’m even travelling, so we came right from the train to soundcheck, but I have a little time for the downtown before the show, so I might set up a little bit, the dome is one of my favourite places on the planet.

Sounds Of South: Germany and New Country-does it fit together from your previous experiences?
Lindsay Ell: Yes, I’m originally from Canada, and I moved down to Nashville. But whenever I’m in Germany, I feel like I’m at home in Canada. Everybody is just so kind and welcoming and the food is amazing and they are just so friendly. I just feel very home. And I love the good beer, what more can you need, haha?

Sounds Of South: How did you get through the Corona pandemic so far?
Lindsay Ell: The past few years have been challenging in so many different ways for all of us, you know, for a number of differnt reasons. But I think we are able to learn a lot of valuable lessons you know, it’s to be home with your family and feel a little more balanced and be able to slow down with something. That I know I ve learned a lot. I m so grateful for that time. We so used to be on the road, toured around the world, but it was actually nice for a brief moment to be home, put food in my fridge and be with my family and so I m very grateful being back to play live-shows, but I think we learned a lot in the past years.

Sounds Of South: While money seems to be pretty loose when it comes to superstars just like Rolling Stones, Ed Sheeran with sold out stadions in this country, are small and middle sized clubs ,thanks to corona, the Ukraine war and the connected Inflation to this, just fighting massively to survive. Do you have any ideas, how they could return in the profit zone?
Lindsay Ell: That is such a good question, you know! Ya, I think it’s been challaging like I said for all of us, in so many ways the last couple of years, and you write that the big venues get back easier on their feet, but I think I just about putting on the good shows and letting artits come and reminding people how special live music is, you know. I think we got used to sitting at home and watching music on our computers and our phones, but nothing will truly replace the feeling of a good live show and getting to see someone in the room and feeling that special moment in a venue. I think it asked people slowly to start coming out of the room to see live music again and don’t remember them how special live music was, not noone come back to my shows and as long the smaller venues are putting on their shows and investing in the future. I do believe that they will come back there.

Sounds Of South: What is the current situation in the US? Are there any impacts to remark on this?
Lindsay Ell: Yes, thankfully shows came back in the US in the middle of last year, There were a number of small venues as you said were struggling and just get by and kinda keep open and stay open, but thankfully they kind of made over it build it up a lot of them and shows are coming back and people have learned that live music is important. And honestly, if  the US is just even a picture of a foreshadow or what it may look like, I do have a good feeling for all those small venues.

Sounds Of South: You are currently on the way/on tour with the 2020th album (Heart Theory). Although we know/have taken you as a fun-loving artist, you are looking pretty grumpy on the cover and the songs are (probably) to be interpreted as a reckoning on you relationship so far. Was it really that bad?
Lindsay Ell: Hahah, you know, I think we all go through a heartbreak, I really want to write songs just from a honest place as a songwriter you know and I think it would be inauthentic for me to pretend we always be happy and always smiling. Ah ya, we all go through break-ups that are difficult. We lose jobs, we move across the world, we lose family members, we go through difficult situations. This record to me is just a symbol how we can work through that. Wheather it’s a break-up or losing a love-one or going through the problem of pandemic this record was so important to me too as sort of process to write how it went through it: from the picture on the cover from the first song of the record it hits me in a place of shock and than moving through, you know. All of the emotions we feel from denial to anger to bargaining to depression even and finally getting to a place of acceptance and at the end. I just really want to write an album that you can listen to top to bottom and hear that progression.

Sounds Of South: The final track („Reade To Love“) at least suggests looking ahead, (therefore)is there now improvement insight?
Lindsay Ell: Yes there is! It is so funny now all of the music that I am writing is really happy is really feel good as It has been. I do think music is healing in so many ways. It is amazing when you come through to that what you learn and how much it can change your life. And I do feel I have to write a heartbreak album and all the music I do now is in a much happier style.

Sounds Of South: In the last years you used to be on tour with very well known Bands of the Nashville scene, respektively cooperated on records as well. What colleague from them used to impresses u most of all?
Lindsay Ell: Yeah I have loved touring with so many artists that I would look up to. I learned a lot from Brad Paisley, and Keith Urban, from the way they play the guitar. Touring with Keith was just incredible, he is such an amazing writer and guitar player and performer. I loved being able to tour with Blake Shelton over the past year and have been playing some shows with Little Big Town and so it is just amazing to be able to tour with artits that I really just look up and to be able to share the stage with them. I just opened for Shania Twain a couple of weeks ago and it was just like a massiv thing of my bucked list and I can not believe that it was happening and I am so grateful for it. It is such a good example if you really put your mind on something new you can really make it happen.

Sounds Of South: I am personally a huge Dann Huff-Fan. He totally always convinced me from his Rock-music past, over his Solos, till his productions. He Used to produce your last album once again. As what kind of person to u get to know of him?
Lindsay Ell: Dann is the greatest. He is like such an incredible genius of a producer and a guitar player and obviously one of my idols as a guitar player and to be able to work with him in the studio was just an incredible experience. He is just amazing and special as a person. And through in and out Dann Huff is just one of the kindest hearts I’ll ever meet and i just love working with him and i learned so much from him as a musician producer and to speaking from my hearted artists it was amazing to work with him.

Sounds Of South: What are your next projects?
Lindsay Ell: I have been in the studio busy I have been wrinting my next project. I will have some new music coming up this fall as well as a new record next year.

Sounds Of South: Thank you very much for this Interview and i m looking (very much) forward to to your upcoming concert right now. Wishing you the very best to it.
Lindsay Ell: Oh my god, Thank you for beeing here! Thank you for taking the time to talk to me before and I hope you guys really enjoy the show tonight!

Bilder: Gernot Mangold
Interview: Daniel Daus

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Kane Brown – Different Man – CD-Review

Wenn man jemandem das Coverbild des Protagonisten in hiesigen Gefilden unter die Nase halten würde und um eine berufliche Einschätzung bitten würde, bin ich mir ganz sicher, dass Kane Brown irgendwo zwischen Hip-Hop-Musiker, Gangster-Rapper, Schauspieler oder vielleicht noch als Basketballspieler oder Leichtathletikstar (z. B. 100m-Läufer) verortet würde.

Dass dieser Bursche was mit Countrymusik zu tun hat, würden sicherlich wohl nur absolute Insider konstatieren. Brown stammt aus Georgia, ist aber größtenteils in Tennessee aufgewachsen. Nachdem er sich zunächst in der R&B-Sparte versuchte, dann aber mit einigen Countrycoversongs Erfolg hatte und auch durch erste, selbst geschriebene Lieder aufhorchen ließ, wurde er bei RCA Nashville unter Vertrag genommen.

Seither läuft es für den 28-jähreigen wie am Schnürchen. Beide bisherigen Alben landeten auf Platz 1 der Country Billboard Charts, das zweite, „Experiment“ sogar auch in den genreübergreifenden allgemeinen Charts. Mit „Different Man“ unternimmt er also den nächsten Angriff auf die Spitzenpositionen.

Das mit 17 Tracks umfangreiche Werk gibt dann auch Anlass zu hoffen, dass es Brown eventuell mal wieder gelingt, Morgen Wallens Dauerbrenner „Dangerous“ zumindest temporär die Stirn bieten zu können. Eingerahmt wird der Longplayer mit „Bury Me In Georgia“ vorn und mit „Dear Georgia“ hintern von zwei starken Bekenntnissen zu seiner Herkunft, vor allem der Opener erweist sich als furioser Southern Country Rocker à la The Cadillac Three mit furiosen E-Gitarren-Soli von Derek Wells und Dann Huff, der als Mitproduzent (dazu kommen noch Brown sowie Andrew Goldstein, Lindsay Rimes und Ilya Toshinsky) hier wieder seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt.

Neben ihm begeistern vor allem Ilya Toshinsky (banjo 1, 4, 9, 15, 17, acoustic guitar 2–4, 7–17, ukulele 15) mit seinem ebenfalls filigranen Saitenspiel, Paul Franklin an der Steel guitar (2–4, 7, 10–12, 14–17) und Stuart Duncan sowie Lars Thorson (1, 9, 17) an der Fiddle (4, 10, 15), was erkennen lässt, dass es sich hier nicht nur um Alibi-Einlagen handelt.

Gut, nach dem Shania Twain-umwehten, launigen „Like I Love Country Music“ mit country-typischem Instrumental-Schlagabtausch-Outro, gibt es zwar auch eine Pop- beziehungsweise R&B-umwehte Phase (u. a. mit einem schönen Duett zusammen mit Ehefrau Katelyn, dazu mit Backgroundvocals von Shy Carter, der uns neulich in Köln als Support von Lindsay Ell sehr positiv aufgefallen ist), die dann aber spätestens mit dem swampigen Countryrocker „Riot“ wieder in die Spur findet.

Browns variable Stimme weiß vor allem zu gefallen, wenn sie Mark Wystrach ähnelt und Tracks wie „Leave You Alone“, „Drunk Or Dreamin'“ oder „Nothin‘ I’d Change“ diese lässig-leicht-relaxte Midland-Note vermittelt.

Die bereits oben erwähnte flockige Hommage an seinen Heimatstaat „Dear Georgia“ inklusiv verspieltem E-Gitarrensolo schließt ein umfangreiches, wie der Titel „Different Man“ es schon suggeriert, von Diversität gekennzeichnetes tolles Album ab, das keine Langeweile aufkommen lässt. Sicherlich stellt Kane Brown damit am Ende dieses Jahres eines der Top-Werke der Szene!

RCA Records Nashville (2022)
Stil: New Country

01. Bury Me In Georgia
02. Different Man
03. Like I Love Country Music
04. Go Around
05. Grand
06. See You Like I Do
07. Thank God (featuring Katelyn Brown)
08. Leave You Alone
09. Riot
10. One Mississippi
11. Drunk Or Dreamin‘
12. Losing You
13. Whiskey Sour
14. Pop’s Last Name
15. Devil Don’t Even Bother
16. Nothin‘ I’d Change
17. Dear Georgia

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