49 Winchester – Leavin‘ This Holler – CD-Review

Das große musikalische Potential von 49 Winchester hatte Stephan Skolarski ja bereits in seinem Review zum hochgelobten Vorgängerwerk “Fortune Favors The Bold” erkannt. Der Longplayer erbrachte ihnen sogar  eine Nominierung in der Kategorie „Best Duo or Group“ bei den Americana Music Awards des letzten Jahres ein. In der Zwischenzeit hatten auch der Kollege Mangold und meine Wenigkeit das Vergnügen, sich davon bei ihrem bärenstarken Gig am 21.05.24 in der Kölner Kantine zu überzeugen.

Dort hatten sie bereits einige der Tracks („Yearnin’ For You“, „Leavin’ This Holler“, „Make It Count“, „Tulsa“, „Hillbilly Happy“ als Zugabe) ihres jetzt, am 02.08.2024 erscheinenden neuen, von Stewart Myers produzierten Nachfolgewerks „Leavin‘ This Holler“ mit ‚breiter Brust‘ vorgestellt.

Mein Herz haben sie dann auch schon direkt mit dem herrlichen, Mandolinen-unterlegten, fluffig ins Ohr gehenden Opener „Favor“ gewonnen, der sich auch direkt als einer der ganz großen Favoriten des Werks entpuppt. Die auf dem Fuße folgende, erfrischende Uptemponummer „Hillbilly Happy“ mit Charlie Daniels-typischem Refrain, wird jeden Southern Rock-Liebhaber glücklich machen. Das countrylastige, schwungvolle   „Yearnin’ For You“ beweist, dass sich 49 Winchester in Sachen Songwriting längst auf Augenhöhe mit den Platzhirschen der Szene wie Luke Combs, Eric Church oder Morgan Wallen befinden.

Ein Schelm ist, wer da denkt, dass mit „Make It Count“ ein Nachfolger für Tracks wie „Sweet Home Alabama“ oder „All Summer Long“ kreiert werden sollte. Überhaupt findet sich bei einigen der nachfolgenden Lieder immer wieder diese rotzige Kid Rock-Attitüde von Fronter und Gitarrist Isaac Gibson wieder.

Ein unbedingt zu erwähnendes Highlight in diesem grandiosen Gesamtwerk ist natürlich auch noch der emotional packende, aus Americana-, Country- und Southern Rock-Versatzstücken zusammengestellte Titelsong „Leavin’ This Holler“, der mit sensationellen Harmoniegesängen von Maggie Antone verziert wurde, und einem nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Ähnliches Esprit verströmen weitere Nummern wie „Fast Asleep“ oder das finale „Anchor“. „Tulsa“ und „Travelling Band“ demonstrieren dann nochmals nachhaltig die Massenkompatibilität des Sextetts aus Virginia.

„It takes not much to make a hillbilly happy“ singt Fronter Isaac Gibson in seiner typischen Art, der Rezensent erfreut sich an dieser brillanten Mischung aus melodischem New Country, emotionalem Americana und zünftigem Southern Rock, die absolut den Nerv der Zeit trifft. 49 Winchester etablieren sich somit in Szene und empfehlen sich ganz stark für die anstehenden SoS-Titel des Jahres 2024.

New West Records (2024)
Stil: Southern Rock, New Country

Tracks:
01. Favor
02. Hillbilly Happy
03. Yearnin’ For You
04. Make It Count
05. Leavin’ This Holler
06. Fast Asleep
07. Tulsa
08. Rest Of My Days
09. Traveling Band
10. Anchor

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49 Winchester – Support: Drayton Farley – 21.05.2024, Kantine, Köln – Konzertbericht

Toller Konzertabend in der Kölner Kantine! Der Gig von 49 Winchester mit ihrem Support Drayton Farley war im Vorfeld aufgrund der gesteigerten Kartennachfrage vom ursprünglich geplanten Club Volta in die ungefähr etwas mehr als doppelt so große Location im Kölner Norden gelegt worden und die Leute sollten ihr Kommen nicht bereuen.

Zunächst stellte der aus der Nähe von Birmingham in Alabama stammende Singer/Songwriter Drayton Farlowe in einem 45-Minuten Programm, Songs aus seinem eigens Fundus vor. Nur mit Akustikgitarre behangen und seinem bardenhaften Gesang, der mich ein wenig an Jason Isbell erinnerte, an der Front, gelang es ihm mit seiner kommunikativen Art, authentischen Texten und melodischen Tracks wie u. a. „Something Wrong (Inside My Head)“, Stop The Clock“, „Dream Come True“, „Evergreen Eyes“ American Dream (Hard Up) und dem abschließenden „Pitchin Fits“, viele Pluspunkte für sich zu sammeln, als auch den verdienten Applaus einzuheimsen.

Line-up:
Drayton Farley (lead vocals, acoustic guitar)

Nach knapp einer halben Stunde Umbaupause brachte dann 49 Winchester, das 6-köpfige Ensemble aus Castlewood, Virginia, das vor geraumer Zeit bereits als Support-Act von Luke Combs für Furore gesorgt hatte, von der ersten Minute an den ‚Kessel‘ in der Kölner Kantine zum Brodeln, visuell zusätzlich durch permanent wehende Rauchschwaden auf der Bühne untermauert!

Das Sextett, bestehend aus dem herrlich kauzig aussehenden, aber auch zugleich sehr charismatisch auftretenden Fronter Isaac Gibson, der mich an eine Art noch unverbrauchte Mischung aus Charlie Daniels in jungen Jahren, Billy Gibbons und Charlie Starr erinnerte sowie Co-Gitarrist Bus Shelton, Schlagzeuger Justin Louthian, Bassist Chase Chafin, Keyboarder Tim Hall und Pedal Steel Player Noah Patrick, sorgte schon direkt mit dem launigen Opener „Chemistry“ dafür, dass die Chemie zwischen Band und Publikum auf’s Beste funktionieren wird.

Im Mittelpunkt standen im weiteren Verlauf des ca. 1 1/2 stündigen Gigs die Songs ihrer ersten Alben, darunter natürlich auch die vom starken „Fortune Favors The Bold“ (“ u. a. „Annabel“, „All I Need“, „Damn Darlin’“, „Second Chance“, „Last Call“),  sowie ergänzend schon eine Vorschau auf den kommenden, am 03. August 2024 zur Veröffentlichung geplanten Nachfolger mit Tracks wie u. a. „Yearnin‘ For You“, „Make It Count“, Leavin‘ This Holler“, das wir dann zu entsprechender Zeit natürlich auch wieder beleuchten werden.

Highlights unter vielen in dieser höchst abwechslungsreichen Show waren für mich persönlich , der bis dato mit der Truppe noch gar keine Berührungspunkte hatte, u. a. Songs wie das atmosphärisch-bluesig-balladeske „Hays, Kansas“, das im emotionalen Refrain zum Mitsingen infizierende „Russell County Line“ sowie das progressive und mit einem starken Instrumentalteil bedachte „Don’t Speak“ oder auch das brandneue „Tulsa“ mit schöner Red Dirt-Note.

Am Ende wurde die Band vom sehr angenehmen Publikum gebührend gefeiert und natürlich nicht ohne Zugabe entlassen. Gibson bedanke sich für die tolle Kölner Audienz („die ihm noch in 15 Jahre in Erinnerung bleiben wird“ – OT) und sorgte mit seinen Kumpanen dafür, dass alle Anwesenden samt der vertretenden Hillbillies, die Kantine überglücklich verließen (mit „Hillbilly Happy“, ein Stück aus dem kommenden, neuen Album).

Besonders gefreut hat mich auch die unbeschränkte Fotoerlaubnis für den Kollegen Mangold. Hier zeigt sich, wie man vertrauensvoll zwischen Band-Management und Multiplikatoren (Agenturen, Magazinen) völlig entspannt zusammenarbeiten kann, um ein bestmögliches Werbeergebnis für die Protagonisten zu erzielen, wie man es an den tollen Fotos unschwer erkennen kann!

49 Winchester, weiter so! Ein toller aufstrebender neuer Act im New Country-, Country Rock-, und Southern Rock-Genre, von dem noch viel zu hören sein wird. Bestnote von uns für diesen Abend!

Line-up 49 Winchester:
Isaac Gibson (lead vocals, electric guitar, acoustic guitar)
Tim Hall (keyboards)
Justin Louthian (drums)
Chase Chafin (bass,)
Bus Sheltonon (electric guitar, acoustic guitar)
Noah Patrick (pedal steel)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Semmel Concerts Entertainment GmbH
Kantine, Köln

Drayton Farley – Twenty On High – CD-Review

Review: Michael Segets

„Twenty On High“ hat seine Gänsehautmomente. Die sind vor allem Farleys Gesang geschuldet, der an manchen Stellen brüchig oder verletzlich wirkt und so pures Gefühl transportiert. Drayton Farley zählt zu einer neuen Generation von Songwritern, die einen frischen Wind in die Americana-Szene bringen. Ich denke da beispielsweise an die Kollegen Ian Noe, Arlo McKinley oder Vincent Neil Emerson. Farley tourte bereits mit Nikki Lane und promotet sein neues Album unter anderem mit Wiskey Myers, Lukas Nelson & Promise Of The Real sowie 49 Winchester.

Farleys vierter Longplayer mit zehn Eigenkompositionen erscheint auf seinem eigenen Label Hargrove Records. Als Produzenten konnte er Sadler Vaden (Jason Isbell And The 400 Unit) und für die Tontechnik Matt Ross-Spang (Lucero) gewinnen. „Twenty On High“ ist Farleys erstes Album, das er mit kompletter Bandbesetzung einspielte. Die Band gibt meinem Favoriten und zugleich der ersten Auskopplung „Norfolk Blues“ dann auch einen kräftigen Drive mit.

Die anderen Stücke sind ruhiger und lassen den Melodien Raum. Der Titeltrack oder auch der Opener „Stop The Cloud“ sind eingängige und stimmungsvolle Songs im Midtempo. „Above My Head“ wirkt zunächst etwas zahm, hat aber im hinteren Teil seine dynamischen Momente. Eine besondere Intensität entwickeln „Wasted Youth“ durch das Slide-Gitarrenspiel sowie „How To Feel Again“, das zwischen semi-akustischen und opulent arrangierten Parts wechselt. Die Ausflüge, die Farley in Richtung Country mit „Something Wrong (Inside My Head)“ und mit „Devil’s In NOLA“ unternimmt, bewegen sich in bekannten Bahnen und nehmen mich nicht so mit.

Bei den beiden Balladen am Ende des Albums scheint dann aber wieder seine Klasse als Songwriter auf. Katie Crutchfield (Waxahatchee) unterstützt Farley gesanglich auf „The Alabama Moon“. Hier sorgen Klavier und Geige für eine atmosphärische Untermalung. Beim abschließenden „All My Yesterdays Have Passed“ konzentriert sich die Begleitung auf die akustische Gitarre. Die Musik soll nach Farleys Vorstellung den Texten dienen. Über diese gibt er seiner Gefühls- und Gedankenwelt Ausdruck. Die persönlichen Einblicke, die er gewährt, wirken authentisch und sind manchmal mit einer Prise humorvoller Distanz gewürzt.

Drayton Farley hofft, dass ihm mit „Twenty On High” der Durchbruch gelingt. Es wäre ihm zu wünschen. Als Sänger mit eindringlicher Stimme und als Songwriter, der etwas zu erzählen hat, liefert er eine beachtenswerte Scheibe ab, die einige großartige Momente bereithält.

Hargrove Records – Thirty Tigers/Membran (2023)
Stil: Americana

Tracks:
01. Stop The Cloud
02. Norfolk Blues
03. Wasted Youth
04. Above My Head
05. Twenty On High
06. Something Wrong (Inside My Head)
07. Devil’s In NOLA
08. How To Feel Again
09. The Alabama Moon
10. All My Yesterdays Have Passed

Drayton Farley
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

49 Winchester – Fortune Favors The Bold – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Die Winchester Street im Russell County, Virginia, hat in der letzten Zeit ein größeres, mediales Interesse erfahren. Grund dafür ist die musikalische “Liebeserklärung” der Band 49 Winchester, die vor 8 Jahren in dem rund 2000 Einwohner zählenden Städtchen gegründet wurde und nun auf ihrem 4. Album “Fortune Favors The Bold” der entlegenen Heimat ein Denkmal setzt.

Doch der Reihe nach: Als 4 Nachbarschaftsfreunde 2014 begannen, gemeinsam Songs zu schreiben und unter dem Bandnamen 49 Winchester ihr Debüt-Album in Eigenregie veröffentlichten, folgten sie von Anfang an ihren eigenen Ideen. Diese konsequenten Independent-Jahre wurden mit den Alben “Wind” (2018) und “III” (2020) fortgesetzt, wobei zahlreiche Festivalauftritte und Tournee-Termine zunehmenden Erfolg brachten. Das führte schließlich dazu, dass die “rapidly rising band” nun bei New West Records ihren neuen Longplayer “Fortune Favors The Bold” released.

Die Vorab-Single “Annabel” kennzeichnet gleich von Beginn an den melodischen Sound von 49 Winchester, sowie das exzellente Story-Telling des Songwriters, Gitarristen und Sängers Isaac Gibson. Insgesamt gilt für alle Stücke: ein bodenständiger Alt-Country-Rock-Folk und Southern-Soul-Stil wird konsequent kombiniert. In der “Heimweh-Ballade” an seine Hometown in “Russell County Line” (“If you wonder where my heart is”) krönt Gibson seine Leidenschaft mit einem Gänsehaut-Poetic-Country-Feeling: ein Flaggschiff-Song! Neben dem Singer/Songwriter Gibson glänzen Chase Cafin (Bass), Bus Shelton (Electric-Guitar), Noah Patrick (Steel-Guitar), Don Eanes (Piano, Hammond B3, Keys) und Dillon Cridlin (Drums) auf dem neuen Album, das zusammen mit Stewart Myers in verschiedenen Studios produziert wurde.

Wiederentdeckte musikalische Traditionen zu integrieren und gleichzeitig die eigenen Songs zu behaupten, verwirklichen 49 Winchester auch im wunderbaren Southern Rock-Titel “All I Need” mit entsprechenden Skynyrd-Riffs, starken Hammond-Keys und passenden Gibson Lead-Vocals. Dass seine Stimme neben eigenen Akzenten ebenso ein John Fogerty-Muster drauf hat kann beim schnellen “Hillbilly Daydream” nacherlebt werden. Eine ebenso Story- und Refrain-orientierte Nummer ist “Damn Darlin’” (”Oh, Nashville you broken my heart”) – mit tollem Hammond-Solo, schöner Lyric-Bridge, sowie einer Erinnerung an Tom Petty-Variationen im neuen Gewand: ein Straight Banger!

Mit dem Titel-Song “Fortune Favors The Bold” folgt ein Mid-Tempo-Track, ein immer wieder herrlicher Hammond-Sound trifft auf klasse Vocal Begleitung und wird zielsicher zum Top-Song aufgebaut. Für den Country-Blues “Second Chance”, dürfte als Konzertausgabe sicher viel Live-Potenzial möglich sein; ebenso wie bei der eindrucksvollen Southern-Ballade “Neon”, die ihre Strahlkraft erst nach und nach entwickelt. Das letzte Stück “Last Call” wird zum schnellen J.J. Cale/CCR-Piano-Rock und rundet das Album als Rock’n’Roll “Oldie” Nummer perfekt ab.

49 Winchester haben mit ihrem 4.Album endgültig das Durchbruch-Release auf Klassiker-Niveau erreicht. Schon vor diesem Masterpiece hatten die Southern Rocker von Whiskey Myers die Zeichen der Zeit erkannt und 49 Winchester für die kommende Tour als Vorband gebucht. Auch dies bestätigt: “Fortune Favors The Bold”!

New West Records (2022)
Stil: Southern-Rock, New Country

Tracks:
01. Annabel
02. Man’s Best Friend
03. Russell County Line
04. All I Need
05. Hillbilly Daydream
06. Damn Darlin’
07. Fortune Favors The Bold
08. Second Chance
09. Neon
10. Last Call

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Oktober Promotion