Hogjaw, 23.10.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Was für ein Abend in der Krefelder Kulturrampe und dazu noch mit einer faustdicken Überraschung, die sich unsere Freunde von Teenage Head Music da ausgedacht hatten. Später mehr dazu.

Das Arizona-Quartett Hogjaw hatte auf ihrer Europa-Tournee für ihr letztes Konzert noch einmal in unserem beliebten niederrheinischen Lieblings-Club Halt gemacht, der einzige Stopp in unserem Land übrigens.

Klein vor wenigen Zuschauern angefangen, hat sich die Band um ihren Leader Jonboat Jones im Laufe der letzten Jahre zu einer echten Institution in der Rampe entwickelt. Klar, dass der Gig in ‚Nullkommanix‘ ausverkauft war.

Das eingespielte Team stellte nach Pilles Ansage sofort mit dem Opener „Rollin‘ Thunder“ und dem fetten Stampfer „Where Have You Gone“ klar, wer die neue Führungsrolle im Southern Hard Rock-Bereich beansprucht: Molly Hatchet war gestern, hier kommt Hogjaw!

Schade im ersten Set war nur, dass bei „North Carolina Way“, das mir bei ihrem letzten Auftritt schon klasse gefallen hatte, Jimmy Roses Stimme, bei seinem einzigen Einsatz am Frontmikro, erst im letzten Drittel des Liedes vernünftig zu hören war.

Highlight hier das finale „County Line” mit furiosem Instrumentalfinish, eigentlich schon als vermeintlicher Höhepunkt von mir zu dieser Phase vermutet. Aber es sollte anders kommen.

Der zweite Teil knüpfte mit „Never Surrender“ nahtlos an die erste knackige Hälfte an. Klasse hier dann das Titelstück des aktuellen Albums „Way Down Yonder“ mit Charlie Daniels-typischer Sprechpassage und Publikums-Mitsing-Interaktion, sowie natürlich das, im wahrsten Sinne des Wortes, ‚feurige‘ „Gitsum“, das, mit seinem dazu gedrehten Video (unbedingt mal im Netz anschauen und bitte nicht ganz bierernst nehmen…), Freunden des Waffengebrauchs vermutlich bereits vielfach Freudentränen in die Augen getrieben und dem eher weniger zu Humor neigenden Pazifisten sicherlich das Blut in den Adern gefrieren lassen hat.

Kommen wir zur Überraschung des Abends. Die Jungs von Robert Jon & The Wreck, genauso wie Hogjaw aus dem Teenage Head-Portfolio, die sich zur Zeit auch auf Tour befinden, hatten einen Tag Pause und waren ebenfalls in der Rampe zugegen.

Was dann ab da auf der Bühne bei „I Will Remain“, „This Whiskey“ und dem Freddie King-Klassiker „Going Down“ abging, als Keyboarder Steve Maggiora, Neu-Gitarrist Henry James und letztendlich Fronter Robert Jon Burrison peu à peu dazu gestoßen waren, entpuppte sich als Mega-Southern Rock-Kino der Extra-Klasse. Vor allem die, mit drei Leadgitarristen, quasi in Armee-Stärke zelebrierten Instrumentalpassagen, ließen einem, schier endlos erscheinende, wohlige Schauer über den Rücken laufen.

Das sind dann wohl die speziellen Glücksmomente, mit denen Leute wie THM-CEO Manny Montana, KR-Chef Pille Peerlings und auch wir von Sounds Of South für unseren umtriebigen Einsatz im Sinne der Southern Rock-Sache belohnt werden. Nicht zu vergessen, die treuen und begeisterungsfähigen Besucher, die solche einzigartigen und mit Herzblut geführten Clubs wie die Rampe am Laufen halten. Sensationell!

Die zwei stürmisch geforderten Zugaben mit u. a. „Road Of Fools“ – wieder im reinen Hogjaw-Line-up – waren da natürlich eine nette Geste in Richtung Band, aber eigentlich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr unbedingt notwendig.

Ein unvergesslicher Abend in der Kulturrampe. Die neuen Könige des Southern Hard Rocks heißen eindeutig – ohne Wenn und Aber – Hogjaw!!!

Line-up:
Jonboat Jones (lead vocals, electric guitar)
Jimmy Rose (electric guitar, vocals, lead vocals)
Elvis DD (bass)
J. ‚Kwall‘ Kowalski (drums, vocals, lead vocals)

Special guests:
Robert Jon Burrison (lead vocals)
Steve Maggiora (keys)
Henry James (electric guitar)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Hogjaw
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Teenage Head Music
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Eric Steckel – 18.10.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Der erst 28-jährige Amerikaner Eric Steckel hat bereits eine glänzende Musikerkarriere hinter sich: Seine erste Scheibe brachte er im zarten Alter von 12 Jahren heraus und bereits ein Jahr später durfte mit John Mayall und den Blues Bluesbreakers spielen, was einem musikalischen Ritterschlag gleichkommt.

Jetzt, fünf Jahre und zahlreiche Alben später, stand der junge Ausnahmegitarrist zum ersten Mal auf der Bühne der gut gefüllten Kulturrampe und ich harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten. Mit etwas Verspätung ging’s dann endlich los.

In den folgenden eineinhalb Stunden brannten Steckel und seine beiden niederländischen Begleiter (Schlagzeug und Bass) ein schweißtreibendes und im wahrsten Sinne des Wortes ‚pausenloses Feuerwerk‘ ab. Steckel liebt den Blues nicht nur, er lebt ihn auch.

Während er seine Stromgitarre bearbeitet, meint man zu sehen, wie sein Körper und Geist förmlich mit der Musik verschmelzen, während sein Drummer, angestachelt vom treibenden Bass, sich seine Seele geradezu aus dem Leib trommelt.

Wenn Eric Clapton gemeinhin als Mr. Slowhand bezeichnet wird, dann ist Steckel genau das Gegenteil, er ist Mr. Fasthand: die Finger seiner rechten Hand fliegen geradezu über den Gitarrenhals. So muss sich ‚Satriani auf Speed‘ anhören.

Dem Publikum hat’s gefallen, die Funken sprangen vom ersten Moment an über und nach zehn Songs – gefühlt dauerte ein Stück wohl kaum weniger als zehn Minuten – mussten Steckel und seine Jungs natürlich noch einmal für eine Zugabe ran, bevor sie sich den begeisterten Leuten an Ihrem Merchandise-Stand widmen konnten.

Line up:
Eric Steckel- vocals, guitar
Ruud Gielen – drums
Jos Kamps – bass

Text und Bilder: Jörg Schneider

Eric Steckel
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John Campbelljohn – 01.10.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Pünktlich um 20:30 betrat der Kanadier John Campbelljohn nach der Anmoderation vom Kulturrampenchef „Pille“ Peerlings zusammen mit seinem langjährigen Schlagzeuger Neil Robertson die dreieckige Bühne der Kulturrampe. Zuletzt war er dort vor ca. vier Jahren zu Gast und muß wohl beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, die Kulturrampe war jedenfalls für einen Montagabend erstaunlich gut gefüllt.

Das Duo benötigte kaum Zeit zum Warmlaufen, die Funken sprangen direkt auf die anwesenden Zuhörer über. Geboten wurde ein kurzweiliger und Dank der Kommunikationsfreudigkeit von John Campbelljohn unterhaltsamer Abend, bestehend aus zwei einstündigen Sets mit kurzer Pause und natürlich einigen Zugaben.

Musikalisch bestachen die beiden durch ihre immense Spielfreude, mit der sie ihre Setlist, gefüllt mit Songs aus den Bereichen Blues, Rock’n’Roll und Blues Rock, zu Gehör brachten. Selbst Klassiker wie „Whole Lotta Love“, „You Can’t Always Get What You Want“, „Hey Joe“ und „Shake Your Moneymaker“ wirkten, im neuen Blues-Gewand und mit Slidegitarre gespielt, erfrischend neu. Dabei produzierten die beiden klanglich erstaunlich viel Druck, und das ganze ohne Verstärkung durch einen Bassisten.

Alles in allem ein tolles Konzert in der Kulturrampe mit vernünftiger Lautstärke, das lange in Erinnerung bleiben wird.

Line-up:
John Cambelljohn (lead vocals, electric guitar, lap steel)
Neil Robertson (drums,vocals)

Text und Bilder: Jörg Schneider

John Campbelljohn
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J.P. Harris – Sometimes Dogs Bark At Nothing – CD-Review

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Review. Michael Segets

J.P. Harris sagte einmal, er mache Countrymusik – nicht mehr und nicht weniger. Mit diesem Statement grenzt sich Harris gegen diejenigen ab, die im Country mehr sehen wollen als Musik. Selbstbewusst wendet er sich aber auch gegen diejenigen, die versuchen, dem Country – da er unter dem Generalverdacht steht, wenig originell zu sein – eine besondere künstlerische Note zu geben.

Festzuhalten bleibt: Per se ist Country weder moralisch noch musikalisch minderwertig. J.P. Harris spielt Country und das macht er auf „Sometimes Dogs Bark At Nothing“ wieder konsequent und gut.

Mit dem Titelstück zelebriert J.P. Harris – der hier streckenweise eine gehörige Portion Vibration in seine Stimme legt – eine akustische Country-Ballade, die im wesentlichen vom Slide einer Pedal-Steel getragen wird. Auf „Miss Jeanne-Marie“ geben kräftige Klavier-Akkorde den Rhythmus vor. Der Track ist ziemlich stark, aber das akzentuierte Schlagzeug, die kurzen Gitarrenpassagen und die harmonische weibliche Begleitstimme machen das rootsige „Runaway“ zu meinem Favoriten unter den langsameren Songs.

Hier lässt Harris, der als Jugendlicher von zuhause fortgelaufen ist, autobiographische Erfahrungen einfließen. Diese scheinen auch bei „When I Quit Drinking” und „I Only Drink Alone” durch. Der zweitgenannte Titel versetzt atmosphärisch ebenso wie „Long Ways Back“ in einen Nachtclub, in dem die letzten Gäste in den frühen Morgenstunden über den Lauf der Dinge sinnieren.

Westcoast-Feeling versprüht „Lady In The Spotlight“. Dabei rechnet Harris im Text mit den Teilen der Musikindustrie ab, die vor allem bei Frauen mehr Wert auf Äußerlichkeiten legen als auf musikalisches Talent.

Harris_VIPNeben den unterschiedlich angelegten Balladen finden sich drei Country Rock-Songs auf dem Longplayer, die zusätzlich für Abwechslung sorgen. So startet das Album mit „JP’s Florida Blues #1“. Das Video zeigt, dass eine gute Idee und kein großer Aufwand oder High-Tech benötigt wird, damit es unterhaltsam ist. In der Mitte der CD nimmt „Hard Road“ Fahrt auf. Den Schlusspunkt des Werks setzt das rumpelnde „Jimmy’s Dead And Gone“. Alle drei Stücke stellen sehr gelungene Genrebeiträge dar.

Musikalisch bleibt sich J.P. Harris treu. Allerdings ging er bei der Produktion von „Sometimes Dogs Bark At Nothing“ neue Wege. Er spielte das Album nicht mit seiner Begleitband The Tough Choices ein, sondern schickte ausgewählten Musikern Demo-Tapes mit der Bitte, ihre Ideen bis zum Studiobesuch für sich zu behalten.

Erst im Studio trafen die Musiker aufeinander und dort entstanden dann die vorliegenden Versionen ohne große Probenzeit. Obwohl manche Songs schon etwas älter sind – der letzte Longplayer von J.P. Harris wurde vor vier Jahre veröffentlicht – entwickelten sie sich bei der Aufnahme spontan.

J.P. Harris steht in der Tradition des Country und sein aktueller Tonträger beweist, dass es lohnt, diese fortzuführen. Nicht auf Hochglanz poliert, sondern ehrlich und ungeschliffen wirkt auch sein Auftreten.

Er geht mit „Sometimes Dogs Bark At Nothing” auf Tour und kommt für drei Konzerte nach Deutschland. Nach den umjubelten Auftritten in der Kulturrampe in den beiden vergangenen Jahren besucht Harris die Krefelder Kultstätte erneut am 05.11. In Hamburg und Altlandsberg steht er am 23. und 24. November auf der Bühne.

Free Dirt Records/Galileo Music (2018)
Stil: Country

Tracks:
01. JP’s Florida Blues #1
02. Lady in the Spotlight
03. When I Quit Drinking
04. Long Ways Back
05. Sometimes Dogs Bark at Nothing
06. Hard Road
07. I Only Drink Alone
08. Runaway
09. Miss Jeanne-Marie
10. Jimmy’s Dead and Gone

J. P. Harris
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Free Dirt Records

Dirt River Radio – 21.09.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Die australische Band Dirt River Radio spielte nach ihrem furiosen 2016er-Auftritt in diesem Jahr wieder in der sehr gut gefüllten Kulturrampe. Im Gepäck hatten sie den gerade erschienen Longplayer „Just For Kicks“. Nicht dabei allerdings Sänger und Gitarrist Danger Alexander und Sängerin Sarah Fagan, was im Vorfeld aber schon bekannt war.

Es kann vorab aber schon gesagt werden, dass der Rest der Band das Fehlen der beiden Protagonisten sehr gut kompensierte. Da die Gesangsparts auf alle Vier verteilt wurden, gab es  in dieser Hinsicht sehr viel Abwechslungsreichtum zu vermelden. Die zweite Gitarre wurde natürlich etwas vermisst und hätte den Sound etwas komplexer machen können.

Mit der akademischen Viertelstunde Verspätung stellte Pille Peerlings die Band kurz vor und um 21.15 begann der erste Set mit „Chase The Sun“ vom 2010er Werk „Beer Bottle Poetry“, das zusammen mit den aktuellen Album „Just For Kicks“ die meisten Songs stellte. Das Quartett nahm mit dieser rasanten Country-Rock’n’Roll-Nummer direkt das Publikum mit.

Heath Brady moderierte nun fast jeden Song mit einer kleinen Anekdote an, wobei sich aber auch die anderen Bandmitglieder immer wieder humorvoll einbrachten. Zur Belustigung des Publikums machte Sarah Fagan öfters mal mit einem Augenblinzeln eine Bemerkung in seine Richtung, dass er nur Geschichten erzählt.

Mit „Kill Everyone In The Room“ folgte dann direkt der Opener des aktuellen Albums, wobei der Titel auch als Metapher für das Konzert gesehen werden konnte, zumindest, wenn was die Dynamik der Songs angeht.

Im folgenden reichten sich Country-umwehte Midtempotracks wie „Broken English Girs“ oder „Blackhearted“ mit southernlastigen Songs wie „Devil On The Road“ und Stücken wie „I’ll Be The One“, bei dem durchaus zu erkennen war, dass CCR zu den Bands gehört, welche die Musik von Dirt River Radio beeinflussen, die Klinke in die Hand. Mit dem rockenden „Dangerous“, auch vom neuen Silberling, wurde dann der erste knapp 50 minütige Set unter dem Applaus der Anwesenden beendet.

Nach etwa 20 Minuten Pause begann dann das zweite Set mit dem ruhigen country-southern-mäßigen „Black Eyed Mondays“ vom 17er-Album „Sun City White“. Brady trug nun seine Mähne für ein paar Songs offen und hätte so auch in die Hippie-Woodstock-Ära gepasst. Mit „Kiss Of The Year“ gab es eine brandneue Nummer.

Nachdem Brady sich über die fragwürdige Qualität amerikanischen Biers ausgelassen hatte, folgte selbstredend die  Ballade „American Beer“, einer der stärksten Songs des Konzertes, wobei es schwer fällt, einen explizit hervorzuheben, da es keinen, nennen wir es einmal so, unnötigen Lückenfüller gab.

Nach „The River“ erzählte Brady von einem Erlebnis im Himalaya und Freundschaften, die auch zu Ende gehen können, um dies in der Countryballade „All My Friends“ dann entsprechend charismatisch zu vertonen. Nachdem er im Anschluss seine Neutralität in Sachen Fußball zur Sprache gebracht hatte, präsentierten die Vier das starke „Public Bar“.

Kurz danach kam dann bei einer zunächst sehr slow beginnenden Version von „Proud Mary“ der große Auftritt von Kellie Fernando, die stimmgewaltig das dann immer rasanter werdende Stück intonierte.

Mit „Coooksucking Blues“, einem Hard Rock-Song, in dem Elemente von AC/DC und Led Zeppelin zu erkennen waren, beendeten Dirt River Radio in furioser Manier das Konzert, um nach kurzer Zeit für zwei Zugaben die Bühne wieder zu betreten (welche sie aber eigentlich gar nicht richtig verlassen hatten).

Eine dieser war das schmalzige, mit viel Humor gebotenen Cover „Unchained Melody“ von den Righteous Brothers. Nach knapp zwei Stunden war dann der Gig, aber nicht der Arbeitstag der Band endgültig vorbei, denn die vier Australier nahmen sich noch ausgiebig Zeit,  mit den Fans in der Kneipe der Kulturrampe Smalltalk zu halten.

Ein Dank geht wie immer an das freundliche Team der Rampe, aber auch an Manny Montana von Teenage Head Music, der diese Band wieder nach Krefeld gebracht hat und es sich nicht nehmen ließ einer seiner Lieblingslocations einen Besuch abzustatten.

Wer eine authentische Band mit Rock-, Country- und Southern-Einflüssen erleben will, wird bei einem Dirt River Radio-Konzert mit Sicherheit auf seine Kosten kommen.

Line-up:
Heath Brady – Vocals, Guitar
Matt Bray – Drums, Vocals
Anthony Casey – Bass, Vocals
Kellie Fernando – Vocals, Percussion

Text und Bilder: Gernot Mangold

Dirt River Radio
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Luke Winslow-King – 03.09.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Der mir lange Zeit unbekannte, aber von allen Seiten mit viel Vorschuss-Lorbeeren bedachte Luke Winslow-King, wurde durch den werten Kollegen Michael Segets mit dem Magazin in Berührung gebracht, als er mich bat, doch seine neue CD „Blue Mesa“ mal zum Besprechen anzufordern. Gesagt, getan und schon hatte ich mit dem Verantwortlichen des Labels eine Riesendiskussion bezüglich der Südstaaten-Flagge in unserem Logo, an der Backe.

Reaktionär, Imageschaden für den Künstler, etc., was ich da alles an Befürchtungen zur Kenntnis nehmen durfte. Nachdem ich ihn bat, mir auch nur irgendeine einzige Stelle in diesem Magazin zu benennen, die diese Thesen belegen würde und ihm (und allen etwaigen Zweiflern – hier auch nochmals zum Mitschreiben…), versicherte, dass dieses Symbol, rein für die Musik steht, die wir lieben (und sonst nichts) und der Kollege noch ein klasse Review abgeliefert hatte, wurde er aber ganz handzahm und bedankte sich nachher nochmals herzlich. Die Plattenfirma heißt übrigens Bloodshot Records…

Aber gut, Exkurs beendet. Am Ende war ja alles ok. Beim Gig an gleicher Stelle von The Broadcast verabredeten wir uns schließlich für das, am arbeitnehmer-unfreundlichen Montag (vor allem das gefürchtete frühe Aufstehen am nächsten wieder anstehenden Werktag nicht zu vergessen), um Luke mit seiner Band auch mal live unter die Lupe zu nehmen.

Und keine Frage, der Besuch hat sich gelohnt. Nach der Ansage von Rampenchef ‚Pille‘ Peerlings entpuppte sich der Protagonist vom eingängigen Opener „Chicken Dinner“ an, als angenehmer, souveräner und auch durchaus mitreißender Performer.

Verlassen konnte er sich dabei auf eine tolle Begleittruppe, mit der Rhythmusfraktion Chris Davis und Christian Carpenter, sowie seinem kongenialen Mit- und Zuspieler Benneto Luti, die seine melodischen, dank viel Slidespiel, immer mit einem Hauch von Louisiana umwehten Rocksongs, bestens in Szene setzten.

Dabei wurde stets eine schöne Balance zwischen Schwofern („Blue Mesa“), Midtempo-Schunklern („On My Way“, „You’ve Got Mine“) und rockigen Sachen („Born To Roam“, „The Leaves Turn Browne“) gewahrt. Überragend für mich im überaus langen ersten Set (90 Minuten!), das fantastische „Leghorn Women“ mit famosen Soli besonders von Luti.

Im Prinzip, hätte es die zwei furiosen Zugaben vom (wirklichen) Ende da noch on top drauf gegeben, wäre ich glücklich und total geflescht nach Hause gefahren. Für jemanden, der aber seit 4:15 Uhr auf den Beinen war und am nächsten Morgen zur gleichen Zeit wieder raus musste, zog sich der wahrlich auch gute zweite und deutlich lebhaftere Set, dann aber doch in die Länge, zumal sich angesichts der Bandkonstellation kaum spürbare Variationen ergaben.

Wie dem auch sei – die ca. 50 Besucher hatten einen Megaspaß und gingen bei den Interaktionen mit Klatschen und Gesang mit vollem Herzen mit. Eine der tanzfreudigen Stammbesucherinnen der Rampe bewies einmal mehr, zu welchen Energieleistungen Pädagogen (abseits des schulischen Alltags) im Stande sind…

Luke und seine Mitstreiter wurden natürlich am Ende des Hauptteils längst nicht von der Bühne gelassen und gaben mit “Domino Sugar“ und „Thought I Heard You“ (er und Roberto Rücken an Rücken bei ihren fulminanten Wechsel-Soli) nochmals Gas bis zum Anschlag. Am Ende ging es auch dank des heftig pumpenden Bass-Spielers Christian Carpenter  und des agil trommelnden Chris Davis, fast schon brachial zur Sache.

Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass der charismatische Luke Winslow-King bei seinem nächsten Termin in Krefeld (hoffentlich dann an einem Wochenende) eine rappelvolle Rampe vorfinden wird. Kurzfazit: Klasse Songs, starker Typ mit tollen Musikern an seiner Seite!

Line-up:
Luke Winslow-King – (lead vocals, electric & slide guitar)
Roberto Luti – (electric & slide guitar)
Christian Carpenter – (bass, vocals)
Chris Davis – (drums)

Bilder: Michael Segets
Text: Daniel Daus

Luke Winslow-King
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Bloodshot Records
Kulturrampe Krefeld

The Broadcast – 31.08.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Nach nicht ganz zwei Jahren kehrten The Broadcast aus der Teenage Head Music-Familie wieder in unsere geliebte Kulturrampe zurück. Obwohl die Band um ihre Masterminds Caitlin Krisko und Aaron Austin keinen ‚frischen‘ Tonträger mit am Start hatte, gab es jedoch einiges an interessanten Neuigkeiten im Rahmen dieses Gigs zu vermerken.

Zunächst durfte sich Rampen-Chef über ein so gut wie volles Haus freuen, was sich aber nach ordentlichem Vorverkauf und der starken Leistung beim letzten Mal, vermutlich auch schon abgezeichnet hatte.

Um 21:15 betrat das neu formierte Quintett die trapez-förmig verlaufende Bühne der Rampe zu ihrem letzten Deutschland-Auftritt der noch laufenden Europa-Tournee. Im Vergleich zum Konzert davor gab es mit William Seymour (bass, vocals), Michael W. Davis (drums) und Mike Runyon (keys) gleich drei Umbesetzungen zu vermelden, wobei besonders Letztgenannter mit seinen diversen Keyboard-Ingredienzien einen starken Anteil am viel progressiveren und jammigeren, aber auch in Teilen immer wieder dezent southern-rockig ausgerichteten Stil der Band beitrug.

Klar natürlich, dass das mich ein wenig an eine junge Wynonna erinnernde, charismatische Energiebündel Caitlin Krisko mit ihrer famosen Röhre und der spielfreudige Gitarrist Aaron Austin, hier immer noch eindeutig den Ton angeben, aber auch der herrlich trocken agierende, sympathische Drummer Michael W. Davis und sein agiler Rhythmus-Kollege William Seymour sorgten für viel frischen, angenehmen Wind im Bandgefüge.

Das in zwei Sets angelegte Konzert verflog im ersten Part mit Tracks wie „Eyes Of A Woman“, ihrem Paradelied „Battle Cry“, dem Instrumental „Tires“ und einer saustarken Allman Brothers-Adaption, „Try It One More Time“, wie im Fluge. Zur Überbrückung einer gerissenen Seite an Aaron Austins Stratocaster wurde mit „Today I Sing The Blues“ die kürzlich verstorbene ‚Queen of Soul‘, Aretha Franklin, gewürdigt.

Im zweiten Teil legte das immens dynamische Quintett nochmals an Intensität und Ausstaffierung ihrer Stücke wie u. a.  „Fighting The Feeling“, „Half Asleep“, „Loving You“, Led Blood“ bis zum finalen „Whipping Post“ zu. Apropos Allmans. Nach zwei Besuchen des Devon Allman Projects mit den damit verbundenen Jam-Schlachten kurz zuvor und starker beruflicher Belastung in Kombination mit recht wenig Schlaf, ging mir persönlich, der präferenzmäßig eigentlich eher auf 3-5 minütige Songs gepolt ist, ein wenig die Puste aus.

Nichtsdestotrotz, die versammelte Audienz, inklusive des wieder fleißig knipsenden SoS-Kollegen Gernot Mangold, äußerte ihre Begeisterung zurecht in frenetischen Zugabebekundungen, die mit dem knackigen, Black Crowes-umwehten Rocker „Don’t Waste It“ und der fulminanten Coverversion von „With A Little Help From My Friends“ erfüllt wurden.

Wie in der Rampe üblich, gab es anschließend im Bluebird Cafe der Location noch die fälligen Smalltalks, Verkäufe und Autogramme am Merchandising-Stand. The Broadcast ziehen jetzt weiter in Richtung Belgien, Spanien (schwerpunktmäßig) und Frankreich. Die Leute in Europa können sich glücklich schätzen, eine Band mit soviel anstehendem Potential, noch auf dieser recht persönlichen Ebene begleiten zu dürfen. Alles Gute liebe Broadcasts für den Rest der Tour und alles, was noch folgen wird…!

Line-up:
Caitlin Krisko (lead vocals, percussion)
Aaron Austin (guitar, vocals)
William Seymour (bass, vocals)
Michael W. Davis (drums)
Mike Runyon (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Broadcast
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Josh Hoyer & Soul Colossal – 29.08.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Ein verregneter Mittwochabend lädt nicht gerade dazu ein, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Für den Gig von Josh Hoyer & Soul Colossal haben sich allerdings eine Menge Leute aufgerafft und den Weg in die Kulturrampe gefunden. Belohnt wurden sie mit einem fantastischen Soul-Feuerwerk.

Ich wollte zunächst nicht auf das Konzert, da aber Daniel von den Live-Qualitäten der Band schwärmte, Karl für die Fotos spontan Zeit hatte und sich die kurzfristige Akkreditierung durch „Pille“ Peerlings gewohnt unproblematisch erwies, ließ ich mich dann doch überzeugen und bereue es nicht. Josh Hoyer wurde dem ihm vorauseilenden Ruf, ein klasse Live-Act zu sein, gerecht.

Um viertel vor Neun begrüßte der Rampenchef die Band und den gut gefüllten Saal, in dem sich neben den üblichen Verdächtigen auch weit angereiste Zuhörer eingefunden hatten. Wie Gitarrist Benjamin Kushner nachrechnete, lag der erste Auftritt in der Rampe auf den Tag genau 17 Monate zurück. Nach Gesprächen mit Leuten, die den direkten Vergleich hatten, soll sich Hoyer und seine Band in diesem Jahr sogar noch gesteigert haben.

Entsprechend ihres Namens legten Josh Hoyer & Soul Colossal mit einer gehörigen Portion Soul bei „Liberator“ los. Zwischen den beiden mit Funk-Elementen angereicherten Stücken „Do It Now“ und „Enough For Everybody“ streuten sie die Ballade „Clara Jayne“ ein.

Bei „Make Time For Love” zeigte Hoyer, dass er auch den Blues im Repertoire hat. Die rockige Soulnummer „Let It Out” leitete dann zu „Misfit Children” über, das den ersten Teil des Konzerts beendete.

Josh Hoyer ist hinter seinen Keys in seinem Element. Manchmal hält es ihn nicht auf dem Hocker: Er springt auf und heizt dem Publikum ein. Selten habe ich so viele Konzertbesucher so ausgiebig mittanzen sehen. Da gab es kaum jemanden, der nicht zumindest gewippt hat. Er hat Soul im Blut und reißt die Menschen mit.

Hoyer beherrscht die Tasten ebenso wie seine Mitstreiter ihre Instrumente. Benjamin Kushner an der Gitarre und Blake DeForest an der Trompete erhielten zahlreiche Möglichkeiten, in längeren Instrumentalparts ihr Können zu zeigen. Belohnt wurden sie mit langem Szenenapplaus. Auch Bassist Mike Keeling fügte sich gut in das Gesamtbild der Band ein.

Der Anfang des zweiten Sets war insgesamt mit „Love Song”, „Running From Love”, „Just Call Me” und „Parts Of A Man” etwas langsamer angelegt. Danach lieferte Hoyer eine energiegeladene Cover-Version von „Strictly Reserved For You“, das von Charles Bradley stammt. „Illusion“ stieg mit Trommelwirbeln dramatisch ein und gab den Startschuss zu dem dynamischen Finale des Konzerts.

Ein Highlight war „Dirty World“ einschließlich eines umjubelten, mehrminütigen Solos des Schlagzeugers Larell Ware. Die anderen Bandmitglieder nutzten das Intermezzo ihres Drummers, um etwas Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sich so vor dem abschließenden „Better Days“ vom neuen Album „Do It Now“ zu stärken.

Josh Hoyer und seine Band bewegten sich gekonnt zwischen Soul, Funk und Blues. Mit sichtlicher Freude nahmen die Musiker die Begeisterung des Krefelder Publikums für ihren stilistischen Mix auf.

Auch im Anschluss an den über zweistündigen Auftritt zeigten sich die sympathischen Männer aus Nebraska beziehungsweise Pennsylvania gut gelaunt und führten ausgiebige Gespräche mit den Fans. Dabei bat mich Josh Hoyer mit einem Augenzwinkern, in dem Bericht großzügig zu sein. Dafür bestand kein Grund: Die Band hat ein tolles Konzert hingelegt, für das die Besucher bestimmt gerne durch den Regen an- und abgereist sind.

Line-Up:
Josh Hoyer (vocals, keys)
Benjamin Kushner (guitar)
Larell Ware (drums)
Mike Keeling (bass)
Blake DeForest (trumpet, tambourine)

Bilder: Karl Bongartz
Text: Michael Segets

Josh Hoyer & Soul Colossal
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Hackensaw Boys – Support: Susto – 09.07.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Pünktlich um 20:30 betrat Susto (Justin Osborne), Leader der gleichnamigen Band die Bühne der leider nur knapp zur Hälfte gefüllten Kulturrampe. Das, was Susto in dem knapp 40-minütigen Soloauftritt bot, war alles, nur nicht angsteinflößend, so wie es der Name Susto im medizinischen Sinne als ‚kulturgebundene Angststörung‘ suggeriert.

Im Gegenteil, Susto verbreitete mit seinen launigen Songs, auf denen er sich nur mit der akustischen Gitarre begleitete, eher Frohsinn im Publikum. Die in bester Singer/Songwriter-Manier gespielten Songs, eine Auswahl aus seinen zwei bisher erschienenen Alben, führten die Zuhörer eher vom Alltagsstress in eine ausgeglichene und relaxte Stimmung.

Einige Songs erinnerten im Gitarrenspiel an Neil Young in seiner folkigen Frühphase. Mit geschlossenen Augen zugehört, hätte jederzeit auch die prägnante Mundharmonika einsetzen können. Das Publikum zollte ihm zwischen den Songs den verdienten Applaus, wobei sich Susto mehrfach gerührt bei der Audienz bedankte.

Der Funke war schnell in beide Richtungen übergesprungen, was meist das schöne an den kleinen Clubkonzerten ist, sodass der Opening Act als gelungener Einstieg in den Abend gesehen werden kann.

Nach dem Konzert beschrieb Osborne noch einmal seine positiven Eindrücke vom Abend und besprach mit Pille Peerlings, dass ein Auftritt mit kompletter Band erstrebenswert wäre. Reizvoll wäre hier, dass der sympathische Künstler, aus der ganze Bandbreite seiner Songs schöpfen könnte und sich nicht nur auf den Teil beschränken muss, der solokompatibel und eher ruhig ist.

Nach einer kurzen Umbaupause legten dann die fünf Mannen von den Hackensaw Boys, wie schon von Susto vor dem letzten Stück angekündigt, direkt energiegeladen und schwungvoll los. Die aus Charlottesville, Virginia, stammende Band um David Sickman spielte eine Mischung aus Folk, Country, American Roots, mit einem gehörigen Einschlag vom Punk der legendären The Clash.

Bestens gelaunt, brachten das Quintett innerhalb kürzester Zeit, die Rampe zum Kochen. Mit Fiddle, Banjo, Kontrabass, Gitarre und einem, zu großen Teilen aus verschiedensten Dosen hergestellten Schlagzeug, welche der Drummer sich umgeschnallt hatte (er absolvierte das ganze Konzert im Stehen), wurde schnell für eine brodelnde Stimmung gesorgt.

Bei der Bandvorstellung wies Sickman darauf hin, dass sein Drummer gestern Geburtstag gehabt habe und dass dies beim Basser heute der Fall wäre, was im späteren Verlauf das Publikum dazu animierte, ein stimmgewaltiges Ständchen hinzulegen. Dieser zückte sofort sein Handy, um diesen emotionalen Moment festzuhalten.

Die Vocals steuerte bei den meisten Songs Sickman mit seiner leicht kratzigen, aber sehr angenehmen Whiskystimme bei. Dabei moderierte er humorvoll mit viel Selbstironie durch die Show. Auch eine gerissene Seite im Verlauf des Konzertes brachte ihn nicht aus der Ruhe, sondern er nutzte das Aufziehen fast schon als Showelement.

Bei mehreren Tracks konnte auch sein Fiddlespieler beweisen, dass er gesangstechnisch überzeugen kann, wobei er fast die ganze Zeit leicht tänzelnd sein Instrument bearbeitete. Auch der Akteur am Banjo durfte einen tragenden Gesangspart übernehmen. Mit einem Wolfsjaulen bei – nomen est omen – „Wolfs Howling“, leitete er seinen Part ein. Die Rhythmussektion samt Bass und dem Schlagzeuger, wenn man dem selbstgebauten umgehängten Instrument damit gerecht wird, sorgten für die nötige Fülle der Songs.

Nach etwa 90 rasanten Minuten wurde das letzte Lied angekündigt. Dabei verließen die Jungs die Rampe und boten an diesem lauen Sommerabend vor der Location inmitten der Besucher noch zwei Open Air-Songs dar.

Mit dabei, wie schon bei den letzten Stücken, auch wieder Susto. In bester Stimmung verabschiedeten sich dann die Musiker nach etwa 100 Minuten Gute-Laune-Musik zum Teil mit Handschlag von den Fans, um noch bis weit nach Mitternacht in der Kneipe der Rampe den Besuchern für den einen oder anderen Smalltalk zur Verfügung zu stehen.

Ein absolut gelungener Abend zu Beginn der Woche, der auch eine volle Rampe verdient gehabt hätte. Wer Spaß an handgemachter American Roots-Musik mit einer Prise Punk hat, dem sei ein Besuch der Hackensaw Boys zu empfehlen.

Text und Bilder: Gernot Mangold

Hackensaw Boys
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Susto
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Kulturrampe Krefeld

Captain Ivory- 22.06.2018, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Am Tag der Mittsommerwende machten Captain Ivory Stop in der Kulturrampe in Krefeld. Im Gepäck hatten sie ihre neue, bisher nur auf der Tour erhältliche Platte „Hang Fire“, ihr mittlerweile drittes Werk. Um kurz nach Neun sagte Pille Peerlings, wie gewohnt, in der nun doch recht gut gefüllten Rampe, das Quartett aus Nashville an, das dann direkt mit dem Titelsong loslegte.

Die Vier starteten leicht psychedelisch, soulig, dazu mit Blueselementen, wobei das kraftvolle Gitarrenspiel von Jayson Traver und Robbie Bolog zunächst im Vordergrund stand und Bolog mit seinen energiegeladenen Soli begeistern konnte. Traver, der Fronter, war, neben dem Gesang, überwiegend für den Rhythmus zuständig, konnte jedoch aber auch sporadisch in den Soloparts, sein spielerisches Können unter Beweis stellen. Gesangstechnisch zeigte Jayson während des Konzertes alle Facetten: Von ruhig, fast melancholisch, bis hin zu kraftvollem, dem Blues verwandten, kehligen Gesang.

In manchen Passagen war auch eine gewisse Nähe zu den befreundeten Delta Saints zu erkennen, wobei Captain Ivory eine Spur härter rockend daherkommt. Neben den beiden genannten Protagonisten, seien aber auch Brett Smith am Bass und Russ Sternglass, der den eigentlichen Drummer Seth Maschari auf der Europatour ersetzt, zu erwähnen, die eine starke Rhythmusgrundlage bildeten, um so den beiden Gitarrenfreaks, genügend Freiraum für deren Aktionsradius zu geben. Dabei hatten beide auch eingestreute Soloparts, die vom Publikum mit dem verdienten Applaus, mehr als einmal, Anerkennung bekamen.

Traver moderierte schon ab dem ersten Stück, gut gelaunt durch die Stücke, sodass in Kombination mit der Spielfreude des Quartetts, der Funke auf das Krefelder Publikum, schnell übersprang. Es war bei den 15 gespielten Songs (aus allen Alben) keiner dabei, der ins Negative abfiel.

So rockten sich die vier jungen Musiker voller Energie durch Sachen wie u. a. „Curse Or Cure“, „Here You Are“ und „False Remedy“, um schließlich einen richtigen Kracher zu landen.

Der Billy Cobham-Covertrack „Stratus“, ein jazziger Fusion-Song, bei dem alle Musiker mit zum Teil ausladenden Soli das Publikum begeisterten, endete in einem infernalischen Ende, bei dem sich Traver und Bolog an den Gitarren, scheinbar von einem Solo zum nächsten jagten. Die Rampe bebte sprichwörtlich.

Nach dieser wilden Gitarrenschlacht, gab es mit „Six Minutes To Midnight“ von ihrem Debüt, ein, im Vergleich, eher ruhiges Lied, das aus mehrerlei Hinsicht, eines der Highlights des Abends war. Robbie Bolog hatte seine E-Gitarre gegen eine Slideguitar getauscht und es folgte ein Song mit leichtem Countryeinschlag, der vom Stil her, am ehesten dem klassischen ‚Nashville-Sound‘ verbunden war. Er begab sich währenddessen schließlich mitten in das begeisterte Publikum, um von dort weiter zuspielen.

Danach wurde noch einmal richtig Fahrt aufgenommen und nach etwa 100 Minuten schweißtreibenden Rocks, beendete Captain Ivory nach „Feelin‘ Allright“, (einem Titel, der nach dem Gig eindeutig mit ‚Ja‘ beantwortet werden konnte) und „Skinning The Hand“, den Hauptteil unter dem starken Applaus der Fans. Mit „Paper Town“ kam noch eine Zugabe, die sich das begeisterungsfähige Krefelder Publikum auch redlich verdient hatte.

Wie in der Rampe gewohnt, nahmen sich die Musiker nach dem Konzert wieder genügend Zeit zum Smalltalk mit den Fans, die eine großen Abend feiner Livemusik miterlebt hatten. Auch ein großer Dank an Pille und sein Team, für die freundliche Bewirtung und den wieder einmal tollen Sound in der Rampe.

An dieser Stelle sei auch ein Gespräch mit einem Kollegen erwähnt, der auf dem Guns ’n‘ Roses-Event letzte Woche war, das nach seiner Aussage wirklich gelungen war. Wenn man aber gut ausgesteuerte Musik haben will, ist das, was Malte Menzer in der Rampe zaubert, ‚gefühlt‘ eine Kategorie besser, als der Sound in einer Stahl-Beton-Arena mit geschlossenen Dach.

Auch die Nähe zur Band ist ein erheblicher Faktor, welcher immer wieder ein Highlight der ‚kleinen‘ Clubkonzerte ist. Es ist doch etwas anderes, einem Musiker quasi direkt auf die Hände zu schauen, als dies über Videoleinwände zu tun, wobei man die Akteure auf der Bühne von den meisten Plätzen mit bloßem Auge kaum erkennen kann.

Deshalb, wie immer, der Aufruf, die lokalen Liveclubs zu unterstützen, ohne die es viele der jetzt ‚großen‘ Bands niemals gegeben hätte.

Line-up:
Jayson Traver (lead vocals, electric guitar)
Robbie Bolog (electric guitar)
Brett Smith (bass)
Russ Sternglass (drums)

Bilder und Text: Gernot Mangold

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