Erja Lyytinen – 01.03.2018, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

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Erja Lyytinen, die Queen of Slide Guitar im blue notez club. Pünktlich um 20:15 Uhr betraten Erja und ihre Band die Bühne des, für einen Donnerstag Abend, sehr gut gefüllten Club. Mit dabei der Drummer Jaakko Pöyhönen, der mit vergangenen Jahr Ina Forsman begleitet hatte. Shuffle Blues, Elmore James-Songs, darauf war ich vorbereitet. Trotzdem konnte Erja noch überraschen.

Neben Tracks aus ihrem neuen Album „Stolen Hearts“, brachte sie eine gelungene Adaption von George Gershwins „Summertime“. Mein persönlicher Favorit war das Kinderlied „Old Mac Donald“, welches in eine feurige Version von Hendrix‘ „Crosstown Traffic“ mündete. Die Zwischenrufe: „Spiel mehr Hendrix“ zeugten davon, dass es dem Publikum gefallen hatte. Nach zwei Stunden ging das kurzweilige Konzert zu Ende. Klasse Vorstellung!

CD Tipps: „Stolen Hearts“ und „Live in London“

Line-up:
Erja Lyytinen (lead vocals, guitars)
Jaakko Pöyhönen (drums)
Kasperi Kallio (keys)
Tatu Back (bass)

Text und Bilder: Peter Schepers

Erja Lyytinen
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Blue Notez Dortmund

Aynsley Lister – 28.02.2018, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Dass Abende im Leverkusener topos schon aufgrund der urigen Location immer etwas Besonderes sind, dürfte gerade für die eingefleischten Besucher dieser historischen Kneipe nichts ungewöhnliches sein. Gestern, bei Aynsley Listers Premiere dort, platze der kleine Club aber förmlich aus allen Nähten. Für mich persönlich war es ein Wiedersehen mit ihm nach fast 17 Jahren (damals im Schwarzen Adler, siehe Bild etwas weiter unten).

topos-Verantwortlicher Klemens Kübber war so nett gewesen und hatte im Sitzbereich vor der Bühne zwei Plätzchen für uns reserviert, so dass dem Kollegen Jörg Schneider, der dankenswerter Weise den Grippe-erkrankten Gernot Mangold spontan vertreten hatte, eine gute Position für seine Bilder gewährleistet war.

Und so saßen wir inmitten einiger, diesmal trinktechnisch weitestgehend zum Schmachten verurteilter, rheinischer Frohnaturen (samt ihrem schönen Dialekt), die ich schon von früheren Besuchen als Stammbesucher identifizieren konnte. Danke nochmals explizit, Klemens!

Der überwiegende Rest, der keine der wenigen Sitzplätze ergattern konnte, durfte in den nächsten drei Stunden ab dem Einlass, dem Ölsardinentum fristen, es war einfach rappelvoll. Auch ROCKPALAST-Ikone Peter Rüchel war übrigens zugegen.

14463309_313905475638771_314360729862726967_nNachdem sich die Band um 20:20 Uhr ihren Weg zur Bühne regelrecht erkämpft hatte und Lister sich erstmal, der Gegebenheiten wegen, verwundert die Augen gerieben hatte, wurde mit dem Opener aus diesem Werk „All Of Your Love“ auch standesgemäß begonnen. Aynsleys Gesang war noch nicht perfekt ausgesteuert. Das war dann aber mit dem melodischen „Inside Out“ bereinigt und man bekam einen ersten Vorgeschmack von seinen brillanten Fill- und Solier-Künsten auf seiner Stratocaster. Auch Andrew Price glänzte mit einem schönen Orgel-Intermezzo.

Dem atmosphärisch dichten „Il Grande Mafioso“ folgte mit „Hyde 2612“ das für mich überragende Stück, das allein schon das Eintrittsgeld wert war. Der Protagonist spielte hier einmalig auf einer Vollresonanzgitarre und ließ zum Teil allerfeinste geslidete Soli vom Stapel, was ihm mehrfachen Szenenapplaus einbrachte. Das von Aynsley nach langen Jahren wieder ins Programm genommene „Running Out On Me“ und das wiederum melodische „Other Part Of Me“ (mit allmaneskem E-Solo) schlossen den ersten Teil des Gig ab.

Den noch fulminanteren zweiten Teil eröffnete das groovige „Stay“. Mit „Home“ folgte der erste herrliche langsamere Schwofer. Für die Freunde des Altherren-Blues‘ gab es das ausgedehnte Freddie King-Cover „Tore Down“. Bei den fantastischen „Everything I Have To Give“ (hymnisches E-Solo) und dem grandiosen Prince-Klassiker „Purple Rain“ (Publikum singt im Refrain mit) hatte die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht. Das groovig stampfende „Posession“ bildete schließlich das launige Finale von Set 2.

Wie schon beim Gig ein paar Tage zuvor in Dortmund bediente „Handful Of Doubt“ die lauthals geforderten Zugabe-Wünsche. Lister und Genossen wurden aber nicht von der der winzigen Bühne gelassen und entschlossen sich dann, ihre euphorische Audienz noch mit einem jammigen Instrumental als Rausschmeißer zu beglücken. In diesem leicht Southern-behafteten Stück (Allman Brothers-Touch) hatten Andrew Price, Steve Amadeo, Boneto Dryden und last but not least Aynsley Lister nochmals Zeit, ihr Können in Form kleiner Soli zu unterstreichen.

_DSC0171 - KopieAm Ende gab es oben im Rückzugsraum der Künstler noch kurz Gelegenheit mit Aynsley (immer noch äußerst sympathisch), wie damals, ein paar Worte zu wechseln und das schon obligatorische Bild für unsere VIP-Galerie abzulichten. Als kleinen Gag hatte ich den gleichen Pullover wie vor 17 Jahren extra nochmal aus dem Schrank gezogen. Erneut ein toller Abend im restlos ausverkauften topos, der Weg durch die eisige Kälte hatte sich absolut gelohnt. Eine ganz starke Leistung des Lister-Kollektivs!

Line-up:
Aynsley Lister (lead vocals, guitar)
Andrew Price (keys)
Steve Amadeo (bass)
Boneto Dryden (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Aynsley Lister
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topos Leverkusen
Jörg Schneider Webseite

Mark Daniel – New Truth – EP-Review

Daniel

Review: Stephan Skolarski

„New Truth“ ist die erste eigenständige Produktion des US-amerikanischen Singer/Songwriter-Gitarristen Mark Daniels, der in den letzten Jahren u.a. als Tour- und Studiomusiker für Gitarrenvirtuose Steve Vai, Marshall Tucker und Living Colour gearbeitet hat. Er hat sich für das Solo-Debut erfahrene Begleitmusiker an die Seite geholt; mit Marc Hickox am Bass und Session Drummer Mickey Curry (u.a. Bryan Adams, The Cult, Elvis Costello, Hall & Oates).

„Slow Setting Sun“ kommt als seichter Roadtrip-Song daher, wie man ihn häufig von Bon Jovi gewöhnt ist. Das besondere Roadtrip-Feeling kann dieser Song aber leider nicht entfachen. Das rockigere „Hearts Stops Beating“ steigert sich mit einem intensiven Gitarrensolo am Ende und legt einen wilden Endspurt hin, der von einem dominanten Gesangspart begleitet wird.

„Walk Through Fire“ ist das mit Abstand beste und einprägsamste Stück der EP, und besticht durch Reminiszenzen an Bryan Adams. Das vierte Lied „Coming Down“ hat einen durchgängigen Wechsel-Rhythmus, mit erfrischendem Sound. Mit einem interessanten Akustik-Gitarrenintro beginnt das abschließende „Got It Bad“ und glänzt dann mit dem langgezogenen verzerrten instrumentalen Gitarren-Fadeout; ein schöner Abschluss der EP.

Die Lieder bewegen sich alle im 4-Minuten Bereich. Insgesamt ist die Debut-EP musikalisch gut ausgestaltet, aber einigen Tracks fehlt ein wenig die Durchschlagskraft, um sich langfristig im Ohr festzusetzen. Daniels Stimme ist ausbaufähig. Dennoch ist die EP ein solider Versuch sich als Solokünstler zu etablieren.

AAP (2018)
Stil: Blues Rock

01. Slow Setting Sun
02. Heart Stops Beating
03. Walk Through Fire
04. Coming Down
05. Got It Bad

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Aynsley Lister – 25.02.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Musiktheater Piano 2018

Aynsley Lister, der bereits im November letzten Jahres in Deutschland auf Tour war, findet offenbar großen Gefallen am prachtvollen Jugendstil des alten Musiktheaters und vergibt zur Begrüßung strahlend lächelnd das Kompliment: „Cool Venue“, als Ausdruck seiner Wertschätzung gegenüber dem kultigen Veranstaltungssaal. Vier Gitarren hat er mitgebracht und diese Auswahl unterstreicht auch seine künstlerische Vielseitigkeit, die er in den nächsten knapp zwei Stunden darbieten wird.

Das Konzert beginnt mit dem blues-rockigen „All Of Your Love“ vom letzten Studioalbum „Eyes Wide Open“ (2016). Leider lässt sich das Publikum nicht sofort vom dynamischen Lister anstecken. Erst „Hyde 2612“, mit einem intensiven Slide-Gitarren- Solo bringt das Publikum dann zu ausgiebigen Jubelstürmen. Mit „Runnin‘ Out On Me“ kommt eine Nummer, die lange nicht mehr in Listers Setlist dabei war, aber vom hohen Wiedererkennungswert profitiert. Die folgenden „Other Part of Me“ und „Stay“, ebenfalls vom letzten Album, sind zwei eher melodische Blues Rock Songs. „Home“ vom gleichnamigen Longplayer (2013) ist dann wieder ein ruhigeres Lied im Stile des fast gleichaltrigen US-amerikanischen Blues-Gitarristen John Mayer.

Auch ein Blues-Cover von Listers Gitarren-Hero Freddie King darf an diesem Abend natürlich nicht fehlen. Hierfür wählt er den Klassiker “Tore Down“, den er auf fast zehn Minuten ausdehnt, mit einem musikalischen „Zwiegespräch“ zwischen Keyboard und Gitarre. Neben Keyboarder Andrew Price sind auch seine zwei weiteren Bandmitglieder, Steve Amadeo am Bass und Boneto Dryden am Schlagzeug immer voll auf einer Linie mit Listers Tempo- und Rhythmuswechseln.

Die Stärken von Lister sind vor allem die ruhigen Passagen seiner Tracks, in denen er sein Publikum mit feinfühlig, akzentuiertem und leisem Gitarrenspiel, fast schon hypnotisch in seinen Bann zieht. Das Musiktheater bietet Lister hierfür ausreichend Raum seine Virtuosität aufzuzeigen. Er ist aber auch in der Lage Geschichten zu erzählen, denen man gerne zuhört, wie z.B. bei „Other Part Of Me“. Nicht zufällig wurde er bei den „British Blues Awards“ 2014 bereits als „Songwriter of the Year“ ausgezeichnet.

Das Highlight des Abends ist sicherlich das sinnliche und ergreifende Prince Cover „Purple Rain“ mit Listers überragendem, stark an Prince angelehnten Gitarrensolo. Bei diesem Song schafft er es sogar das Publikum zum Mitsingen zu animieren. „Purple Rain“ ist schon seit vielen Jahren ein prägender Song in Listers Setlist, aber es gelingt ihm immer wieder die Ballade mit der notwendigen Emotionalität zu besetzen. Das wilde und explosive „Possession“, setzt dann als vorletztes Stück endlich etwas mehr Bewegung bei den Zuschauern in Gang. Die Zugabe besteht leider nur noch aus dem funkigen „Handful of Doubt“.

Schon über sein letztes Studioalbum „Eyes Wide Open“ hat er gesagt: „Ich wollte die Ungeschliffenheit und Energie beibehalten.“ Genau das gelingt ihm auch heute Abend in Dortmund. Er und seine Begleitmusiker präsentieren zeitgenössischen Blues Rock mit leidenschaftlichen und packenden Solo-Parts. Am Ende des Konzerts folgt noch die erfreuliche Ankündigung, dass Lister im November wieder nach Deutschland kommen wird.

Line-up:
Aynsley Lister (lead vocals, guitar)
Andrew Price (keys)
Steve Amadeo (bass)
Boneto Dryden (drums)

Bilder: Albrecht Schmidt
Text: Stephan Skolarski

Aynsley Lister
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Musiktheater Piano
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Julian Sas – 24.02.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

Mit Julian Sas feierten wir unsere diesjährige Premiere, was die Berichterstattung aus unserem heimischen Schwarzen Adler angeht. Auch für den beliebten Rheinberger Blues-Kult-Tempel, war es der erste ‚Hochkaräter‘ in diesem, sich noch im Anfangsstadium befindlichen Jahr 2018.

Da der letzte Sas-Gig im Adler erst gefühlt wenige Momente her ist (tatsächlich sind es nicht mal neun Monate), hatte ich über meinen, in unserer Hauptstadt lebenden, früheren Rocktimes-Kollegen Mike Kempf, der zu Julian ein privates und freundschaftliches Verhältnis pflegt, und mittlerweile mit Soundanalyse, auch ein eigenes Rockmusikmedium sein Eigen nennt, versucht, einige Infos zu ‚ziehen‘, was denn so zu erwarten sei.

Von seiner ansonsten gewohnten ‚Berliner Schnauze‘ und Diplomatie, ganz zu Schweigen, keine Spur! Lediglich, dass Sas in letzter Zeit 27 Kilo abgenommen hatte, war ihm zu entlocken. So ging es dann halt, frei nach dem Motto eines früher beliebten holländischen Entertainers, ‚Lass Dich überraschen‘, ab nach Vierbaum.

In der Tat sah man dem Protagonisten den üppigen Gewichtsverlust deutlich an, als er um 20:15 Uhr mit seinen gewohnten Begleitern Roland Bakker an den Keys (wieder mit vielen wüsten Orgel- und HT-Piano-Einlagen), und seiner starken Rhythmusfraktion, Fotis Anagnostou und Rob Heijne, die Bühne im ziemlich vollen Adler betrat.

Das Überraschungsmoment blieb an diesem sehr schönen Blues Rock-typischen Abend dann doch eher aus, außer, dass sich vielleicht auch ein paar jüngere Menschen, im überwiegend von der gewohnten Ü55-Generation besiedelten Saal, eingefunden hatten…

Das Quartett stieg nach kurzem, aber furiosem Instrumental-Intro, mit den im ersten Abschnitt oft gebrachten „Swamplands“ und „Mercy“ ein – natürlich zwei ideale, rhythmische und stampfende Tracks, um direkt Stimmung in die Bude zu bringen.

„Jump For Joy“, das mit ein bisschen Moore- und Gilmour-Flair behaftete „Shame On You“, Bound To Roll“, das mit einer markanten E-Hook geführte, atmosphärische „That’s Enough For Me“, das überragende „Helping Hand“ (mit ZZ Top-, Allman Brothers- und auch dezenten Santana-Anleihen in den schier endlosen Soli von Sas) und der fulminante „Blues For The Lost And Found“ standen für einen ersten Set, der jetzt schon kaum an Spielfreude und Leidenschaft der Beteiligten zu überbieten war.

Zu erwähnen ist vielleicht, dass Julian, der zunächst mit einer rot-weißen Fender-Stratocaster überwiegend spielte, im Verlauf, auf so alle typischen, bekannten E-Gitarren-Modelle im Blues- und Southern Rock , wie zum Beispiel, die Les Paul, Firebird und ES aus der Gibson Familie, als auch am Ende noch die Telecaster für die Zugaben „Walkin‘ Blues“ (Muddy Waters) und das obligatorische „Bullfrog Blues“, bei denen heftig geslidet wurde, zurückgriff.

Das dem „Statesboro Blues“ ‚verwandte‘ „Stranger Blues“ wurde dann zu Beginn der zweiten, mehr Cover-dominierten Hälfte, auch mit einem kurzen Intermezzo des berühmten Willie McTell-Klassikers, durchzogen. „Twighlight Of The Skies“ (Peter Green-Flair), das herrlich melodische „Coming Home“ (mein Favorit des Abends), ein weiterer Rory Gallagher-Cover-Song und „Hey Joe“ quasi in einer ‚Hendrix 2.0 Version‘, hielten das hohe Level weiter aufrecht.

Am Ende nach den bereits oben angeführten Zugaben, konnten wir Julian dann noch für das mittlerweile obligatorische Bild mit unserem Logo für die VIP-Galerie gewinnen. Hier attestierte er uns dann auch seine Passion für unser bevorzugtes Genre, speziell für das Gitarrenspiel von Dickey Betts, was man bei so manchem seiner Soli auf der Les Paul bestätigt bekam.

Ein toller Jahresauftakt im Adler mit Julian Sas und seiner Truppe (danke nochmals an das Team um Ernst Barten), dem mit u. a.  Band Of Friends, Ana Popovic, der Vega-Strauss Band, Danny Bryant, Ryan McGarvey, Josh Smith, Vdelli, Mike Anderson und  Sari Schorr illustre Gäste im Verlauf der nächsten Monate folgen werden.

Line-up:
Julian Sas (lead vocals, electric & slide guitar)
Roland Bakker (piano, organ)
Fotis Anagnostou (bass)
Rob Heijne (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Julian Sas
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Schwarzer Adler

Sue Foley – The Ice Queen – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die produktive Blues-Musikerin Sue Foley brachte in 20 Jahren 15 Alben heraus. Ungewöhnlich lange – nämlich sechs Jahre – ließ sie sich für ihr neues Werk „The Ice Queen“ Zeit. Dies mag damit zusammen hängen, dass sie an einem schriftstellerischen Großprojekt über berühmte Gitarristinnen arbeitet. In ihrer Karriere stand die Kanadierin mit so unterschiedlichen Musikern wie Solomon Burke, BB King, Van Morrison, Tom Petty, George Thorogood, Lucinda Williams und Johnny Winter auf der Bühne oder im Studio. Für ihren aktuellen Longplayer konnte Foley ebenfalls illustre Gäste gewinnen: Charlie Sexton, Jimmie Vaughan und Billy F. Gibbons.

Charlie Sexton, der Bob Dylan als Bandmitglied begleitet und die Arc Angels mitbegründete, unterstützt Sue Foley auf zwei Titeln. Bei dem Opener „Come To Me“ steuert Sexton leichte Slide-Passagen ein und wertet mit seinem Gesang den Chorus des Midtempo-Tracks auf. Die Stimmen von Sexton und Foley erzeugen einen prima Flow. Auch bei „81“ ist Sexton beteiligt. Sein Harmoniegesang fällt hier allerdings dezent aus. Der Titel glänzt durch die Gitarrenarbeit in Kombination mit der Orgel von Mike Flanigin. Foleys Gesang transportiert zudem ein kraftvolles Blues-Feeling, sodass der Song zu meine Favoriten unter den langsameren Stücken avanciert.

Die herausragende Nummer der Scheibe ist jedoch „The Lucky Ones“, die zu Recht als Single vorab ausgekoppelt wurde. Der Rhythmus erinnert an „The Wanderer“ von Dion. Sue Foley und Jimmy Vaughan singen entspannt einen dialogisch angelegten Text. Die gemeinsamen Textpassagen sind angenehm harmonisch und versetzen in die Blütezeit des Rock ’n Roll der 50er oder frühen 60er zurück. Im gleichen Stil und Tempo ist der einzige nicht von Foley geschriebene Titel „Send Me To The ‚Lectric Chair“ gehalten.

Staubtrocken und gelassen klingt die unverkennbare Stimme von Billy Gibbons auf „Fools Gold“. Sie steht in einem schönen Kontrast zu Foleys klarem Gesang. Ein Orgel- und ein längeres Gitarrensolo setzen sich vor den gleichmäßigen Midtempo-Rhythmus, sodass keine Monotonie aufkommt.

Foley ist nicht auf die Prominenz angewiesen. Die Zusammenarbeit mit den Gästen zahlt sich allerdings bei den Songs aus und bereichert die äußerst abwechslungsreiche CD. Foley gibt Einblicke in unterschiedliche Facetten ihres künstlerischen Schaffens als Gitarristin und Sängerin. Diese reichen von der knackigen Uptempo-Nummer „Run“ über verschiedene Interpretationen des Blues bis zum Folk.

Auf den Stücken „The Ice Queen“ und „Death Of A Dream“ wird Foley lediglich von Upright Bass und Schlagzeug begleitet. Bei dem Titelstück zelebriert sie mit ausgedehnten Gitarrensoli den Blues. Auf dem anderen Song zupft sie die Saiten sanft und der Besen wischt dezent über die Drums. Vor dem inneren Auge erscheint eine kleine Bar, in dem die Musik den abendlichen Drink untermalt. Eher für die größeren Clubs sind „Gaslight“ und „If I Have Forsaken You“ aufgrund der umfangreichen Band geeignet.

Der Soul des ersten Titels mit Orgeltupfern und Saxophon-Einlage erinnert an The Commitments. Die zweite Nummer hat einen breiten Soundteppich, der vor allem durch die Orgel und die fünf Mitglieder der Texas Horns erzeugt wird. Foley gibt ihrer Stimme hier einen weichen Klang, der sehr gut zu der getragenen Grundstimmung passt. Am Ende des Longplayers finden sich zwei Solobeiträge von Foley. Bei „The Dance“ experimentiert sie mit Flamenco-Klängen. „Cannonball Blues“ überrascht als eingängiger Folksong.

„The Ice Queen“ bietet einen sorgfältig arrangierten Querschnitt durch die Spielarten des Blues. Vielleicht schwebte Foley eine Hommage an die Klassiker dieser Musikrichtung vor, denn viele Elemente klingen vertraut, ohne dass die Vorbilder lediglich kopiert werden. Eingefleischte Blues-Fans werden vermutlich ihre Freude am Entdecken der vielfältigen Bezüge haben. Für mich fällt das Album im letzten Viertel bei den reduziert instrumentalisierten Stücken etwas ab. Die anderen Songs und besonders die Duette mit den männlichen Gesangspartnern lohnen aber auf alle Fälle.

Dixiefrog Records/H’art (2018)
Stil: Blues (Rock)

01. Come To Me (feat. Charlie Sexton)
02. 81
03. Run
04. The Ice Queen
05. The Lucky Ones (feat. Jimmie Vaughan)
06. Gaslight
07. Fool’s Gold (feat. Billy F. Gibbons)
08. If I Have Forsaken You
09. Send Me To The ‚Lectric Chair
10. Death Of A Dream
11. The Dance
12. Cannonball Blues

Sue Foley
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H’ART Musik-Vertrieb GmbH

Greasy Tree, 16.02.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Greasy-Haupt

Meine erste CD-Besprechung für Sounds Of South verfasste ich zu dem Debütalbum von Greasy Tree. Es ist daher Ehrensache auch von ihrem Konzert in meiner heimatlichen Lieblings-Location, der Krefelder Kulturrampe, zu berichten.

Das gut aufgelegte und perfekt eingespielte Trio aus Jonesboro, Arkansas, brachte mit ihrem Blues Rock die volle Rampe mühelos zum Kochen. Die Feierlaune des Publikums war am Freitag nach Karneval ungebrochen. Zudem hat sich Greasy Tree bereits eine treue Fanbasis erspielt. So haben einige auswärtige Besucher in Tour-T-Shirts den Weg zum kalten Niederrhein gefunden.

Mit dem fetzigen „She Wild“ von ihrer CD eröffnete die Band das Konzert. Mutig ist, dass danach direkt zwei unveröffentlichte Eigenkompositionen nachgeschoben wurden. Die beiden rockigen Stücke „Trouble With Trouble“ und das hervorragende „See The Light“ funktionierten aber sehr gut. Bassist Dustin „Red“ Dorton animierte zum Mitklatschen, sprang über die Bühne und ließ seine Mähne fliegen. Der Aktivposten riss das Publikum mit, das spätestens bei „Sweet Sugar“ in Bewegung geriet und das Tanzbein schwang.

Bei „Love That Lady“ übernahm Dorton die Lead Vocals, die ansonsten von Cameron Robert gesungen wurden. Der Song leitete zu einem eher Blues-orientierten Teil des Konzerts mit „Shame (Behind The Botle)“, „Goin‘  Home“ und „Time, Love And Space“ über. Roberts ausgedehnten Gitarrensoli wurden frenetisch von der Menge bejubelt. Die tolle Atmosphäre wurde zudem durch den Rauch auf der Bühne und die flackernde Lichtorgel unterstützt.

Eine besonders gelungene Version von „ Red House“, das von Jimi Hendrix stammt, war das erste Cover des Abends. Zum Abschluss des ersten Sets folgte „Whipping Post“ von den Allman Brothers.

Harte Gitarrenriffs beendeten die Pause. Band und Besucher rockten bei „Bright Lights“ und „Let Love Go“ drauflos, bis es beim Headbanging zum Led-Zeppelin-Medley kein Halten mehr gab. Robert stieg von der Bühne, um ein Bad in der Menge zu nehmen, die diese Aktion fast schon ekstatisch feierte. Die ausgelassene Stimmung hielt sich auch bei „Don’t Worry About Me“ und „Greasy“. Dorton teilte sich hier die Lead Vocals nochmal mit Robert.

Schlagzeuger Creed Slater steuerte harmonischen Background-Gesang zum rockigen „Gravy Train“ bei und sorgte während des gesamten Abends für den nötigen Druck der Songs. Mit „Whiskey“, dem letzten noch fehlenden Titel ihres Albums, endete das zweite Set.

Als Zugabe spielten die jungen Männer „I Put A Spell On You“ von Creedence Clearwater Revival und „Hard To Handle“ von The Black Crowes. Ich war mit der Auswahl und Performance der Cover sehr zufrieden, aber Gernot hätte sich als Pink Floyd-Fan noch „Have A Cigar” gewünscht, das Grasy Tree ebenfalls im Repertoire hat.

Die Eindrücke zu den Live-Qualitäten der Band, die Peter Schepers in Dortmund sammelte, bestätigen sich. Greasy Tree zündete auch in Krefeld ein Blues Rock-Feuerwerk. Die abwechslungsreiche Darbietung und das ausgelassene Publikum sorgten für einen durchweg gelungen Konzertabend.

Die sympathischen Musiker hätten vielleicht noch den ein oder anderen Kommentar zu den Songs einstreuen können, aber das haben die Anwesenden nicht wirklich vermisst. Verschwitzt und zufrieden konnten sie in die frostige Nacht und das bevorstehende Wochenende ziehen.

Line-up:
Cameron Roberts (guitar, vocals)
Dustin ‚Red‘ Dorton (bass, vocals)
Creed Slater (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

Greasy Tree
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

King King, 01.02.2018, Luxor Live, Arnheim – Konzertbericht

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Obwohl ich King King in den letzten Jahren live schon fast inflationär gesehen habe, gab es diesmal doch wieder gute Gründe, der Truppe des (in allen Beziehungen) schwergewichtigen Bandleaders Alan Nimmo (im obligatorischen Schotten-Rock und mit dementsprechend schottisch beflaggten, aus seinen Boots herausragenden Socken, auftretend), wieder einen Besuch abzustatten.

Zum einen ergab sich die Gelegenheit, die Band erneut im wunderschönen Luxor Live in Arnheim anzuschauen, örtlich für uns recht schnell und gut erreichbar, das uns ja beim Sass Jordan-Gig vor einigen Monaten, vom gesamten Ambiente her, richtig gut gefallen hatte.

Zweitens galt es wieder bei Fotografen-Kollege Gernot eine musikalische Bildungslücke zu schließen, der schändlicher Weise Nimmo & Co. bis dato überhaupt nicht kannte. Weiterhin hat King King ja mit „Exile & Grace“ ein neues Album am Start. Somit konnte man sich auch auf etwas neue Musik gefasst machen. Last but not least hatten die Briten mit Jonny Dyke (u. a. Amy McDonald, B.E.King, Patricia Kaas) einen neuen Keyboarder zu integrieren. Hier war die spannende Frage, wie er die nicht kleine Lücke, die Bob Frizdema hinterlassen hat, mit neuem Leben füllen wird.

Pünktlich wie ein schottischer Maurer betrat Nimmo mit seiner arrivierten Gefolgschaft Wayne Proctor, Lindsay Coulson und besagtem Jonny Dyke um 20:30 Uhr zu AC/DC-Klängen die, mit den herrlichen Verzierungen an den Seiten gerahmte, großzügige Bühne, im erneut beeindruckend beleuchteten Auditorium.

Und schon beim Opener stand das neue Werk im Fokus. Mit “(She Don’t) Gimme No Lovin‘” gab es einen zünftigen Rocker im Stile der legendären Combo Bad Company, die nicht nur aufgrund der Stimmähnlichkeiten zwischen Paul Rodgers und Alan Nimmo, auch im weiteren Verlauf bei vielen der dargebotenen Tracks durchschimmerte.

Mit den beiden eingängigen Ohrwürmern „Waking Up“ und „You Stopped The Rain“ (mit erster integrierter Publikumsinteraktion und zwei tollen Nimmo-E-Soli) des starken Vorgänger-Werkes „Reaching For The Light“, das auch diesmal immer noch den Hauptfokus des Gigs bildete, kam sofort gute Stimmung in den insgesamt ganz ordentlich besuchten großen Saal des Luxor Live.

Alan witzelte, dass er zum ersten Mal mit 12 Jahren im Rahmen eines internationalen Jugenfußballspiels in Arnheim gewesen ist, und natürlich gewonnen hatte. Er erklärte, dass die Schotten damals in dieser Alterssparte nahezu unschlagbar gewesen wären (vermutlich dank ihm…), erst in den darüber liegenden Stufen hätte es dann (bis heute) leider nicht mehr so geklappt (ich gehe davon aus, dass er da schon zur Gitarre übergeschwenkt war…).

Über „Broken“ (vom neuen Album), dem wunderbar atmosphärischen „Long History Of Love“ (Dyke brilliert mit Orgel-Solo), dem Stones-/Bad Co.-umgarnten Rocker „Lose Control“ (schöne HT-Fills von Dyke), das furiose „Rush Hour“ und dem weiteren, zünftigen „Exile & Grace“-Track „Long Time Running“, war die Zeit bereits wie im Nichts verflogen und es ging schon in Richtung Zielgerade.

Die hatte mit dem grandiosen „Stranger To Love“ , bei der die Band ihre ganze Klasse bewies und Alan zur berühmten, ganz verstärker-losen „Leisespielphase“ (man hörte nur die zarten Metallseiten seiner Gibson Les Paul klingen, sodass die ansonsten ja immer ziemlich redseligen Holländer sogar mal inne hielten) ansetzte und der funkigen, shuffligen, aber auch extrem launig abrockenden und klasse gespielten Nummer „All Your Life“ (inkl. Vorstellung der Band jeweils mit kleinen Solo-Einlagen) zum Abschluss des Hauptteils, ganz starke Kost zu bieten.

Da war natürlich noch nicht an Feierabend zu denken. Das Quartett bot dann mit der atmosphärischen Ballade „Find Your Way Home“ und dem dezent Southern soulig–garnierten Gute-Laune-Schunkler „Let Love In“, bei dem Nimmo seine Audienz nochmals zum Mitsingen der Refrainzeilen einbezog, äußerst vergnügliche Abschluss-Minuten.

King King war somit auch bei unserem zweiten Auslands-Einsatz wieder eine Reise wert. Eine typische Band vom Kaliber ‚kannste blind hingehen‘. Nimmo & Co. werden demnächst natürlich auch wieder in unseren Landen ‚vorsprechen‘, siehe hierzu unsere Konzert-Tipps. Danke von unserer Seite an das nette und hilfsbereite Luxor Live-Team sowie an das  kooperative KK-Management bezüglich der unproblematisch und glatt verlaufenen Akkreditierung.

Line-up:
Alan Nimmo (lead vocals, electric guitar)
Lindsay Coulson (bass)
Wayne Proctor (drums, backing vocals)
Jonny Dyke (keys, backing vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

King King
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Brooke Lynn Promotion
Luxor Live, Arnheim

Blues Caravan – 21.01.2018, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Was für ein grandioser Abend im Musiktheater Piano in Dortmund! Labelinhaber Thomas Ruf, hat diesmal im Rahmen eines 22 Konzerte umfassenden Blues Caravans durch Deutschland mit Bernard Allison und Mike Zito, zwei echte Blues-Rock-Schwergewichte auf die Reise geschickt und ihnen mit der Kroatin Vanja Sky noch eine talentierte weibliche Newcomerin in Obhut gegeben, deren neue CD „Bad Penny“ es auch ein wenig bei uns zu promoten galt.

Dem nicht genug. Mit Star-Bassist Roger Inniss, den wir ja neulich schon bei Tasha Taylors Konzert bewundern durften, und dem furiosen Drummer aus der Bernard Allison Band, Mario Dawson, wurde das musikalische Treiben der drei Protagonisten in Sachen Rhythmus-Sektion, mit absoluter Weltklasse unterfüttert.

Auch Bernard Allisons neues Werk „Let It Go“ steht in den Startlöchern, zudem hatte Ruf Records ja noch anlässlich des 20. Todestages seines Vaters Luther im letzten Jahr ein fantastisches, limitiertes LP-Set auf den Markt gebracht, sodass der Geist dieser Blues-Musik-Ikone naturgemäß im Konzert  mitschwebte und auch mit Stücken gehuldigt wurde.

Aber von vorne. Pünktlich um 20:00 Uhr (vorbildlich!), betraten die Musiker samt Label-Chef die Bühne. Blickfang war zunächst natürlich der weibliche Part des Trios, der mit hochhackigen Stiefeletten, einer super-eng anliegenden Leggings und einem Flokati-ähnlichen weißen Überwurf, rein optisch, auch eher anderen Gewerben als dem Blues-Musikertum, hätte zugeordnet werden können. Aber was soll’s, scheiß was auf ‚Haute Couture‘, hier geht’s schließlich um Musik!

Nach Rufs Vorstellung stieg das Quintett mit Luther Allisons „Low Down And Dirty“, dem Stück, mit dem man das Ereignis auch als Trailer beworben hatte, in den Gig ein. Der abwechselnde Gesang der drei Hauptdarsteller und die surrenden E-Gitarren (Bernard mit klasse Slide), samt des damit verbundenen Southern Blues Rock-Flairs, waren natürlich direkt nach unserem Gusto. Stark!

Zu loben ist besonders die kurzweilige Gestaltung des Abends. Im Anschluss hatte jeder der drei Protagonisten Gelegenheit, sich in kleineren Segmenten, in eigener Sache zu präsentieren und zeitweise zu pausieren. Lediglich Inniss und und Dawson mussten richtig schuften, die spielten von Beginn bis Ende durch.

Los ging es mit Vanja Sky, die mit ein paar Stücken aus ihrem neuen Album „Bad Penny“ aufwartete. Ihre gute Stimme, ordentliches Gitarrenhandwerk und Songwriting, geben Hoffnung, in einem, von Damen mittlerweile auch stark frequentierten Genre, demnächst Fuß fassen zu können. Mike Zito kam zur Unterstützung zweimal mit auf die Bühne. Hängen blieb u. a. das Slide-trächtige „Crossroads Of Life“,  die Rory Gallagher-Cover-Nummer „Bad Penny“ und das Rhythm-bluesige, abschließende „Give Me Back My Soul“.

Als nächster war mit Mike Zito, einer meiner persönlichen Lieblings-Blues Rocker, an der Reihe. Mit seiner tollen Stimme, seiner Southern-umwehten Interpretation des Blues Rocks und all seinen ausnahmslos starken Alben, hat er sich schon lange in mein Herz gespielt. Jetzt hatte ich endlich auch mal die Gelegenheit, ihn live zu erleben (übrigens, wie sich nachher am Merchandising- Stand herausstellte, auch ein sehr sympathischer Typ).

„One More Train“, „Keep Coming Back“, das überragende „Gone To Texas“, „Wasted Time“ (mit Stevie Ray Vaughan-Flair) und „Make Blues Not War“, das Titelstück seines aktuellen Albums, und das Southern Rockige „Highway Mama“ hießen die Stationen seiner brillanten ‚Solo‘-Performance. Danach folgte eine viertelstündige Pause.

Der wie ein Rasta-lockiger Mafiosi in Erscheinung tretende Bernard Allison, legte als Spaßmacher im Bunde samt Inniss und Dawson, mit einem fingerfertigen Instrumental los und servierte mit dem Reggae-umgarnten „Love Was Meant To Be“ meinen Favoriten seines Sets nach. Auch seine Version von Hendrix „Voodoo Child“ in einer ‚Extended Version‘ war der Hammer.

Der mit satten vier Stücken gestaltete Zugabenbereich stand dann nochmals mit u. a. „Life Is A Bitch“, bei dem dann alle wieder zugegen waren, im Zeichen von Luther Allison. Am Ende konnten auch Roger Inniss und Mario Dawson mit zwei furiosen Solo-Einlagen auf ihren Arbeitsgeräten glänzen, wobei Letztgenannter auf seinem Schlagzeug (teilweise mit sich überkreuzenden Schlägen) regelrecht wütete.

Nach fast 3 Stunden (inkl. der Pause) ganz großer Blues Rock-Schule ging es anschließend noch am Merchandising-Stand weiter und es durfte sich über reißenden Tonträger-Absatz, den man sich auch redlich verdient hatte, gefreut werden. Sky, Zito und Allison standen am Ende auch noch anstandslos für unser obligatorisches Bild für die VIP-Galerie zur Verfügung.

Fazit: Ein herrlicher Abend mit spielfreudigen und gut gelaunten Akteuren, der keine (Blues Rock)-Wünsche offen ließ. Wer die reichhaltigen Gelegenheiten bei den noch kommenden Konzerten, verstreichen lassen sollte, verpasst wirklich einen musikalischen Genuss. Blues Caravan 2018 – Hingehen Pflicht!

Line-up:
Vanja Sky (lead vocals, electric guitar)
Bernard Allison (lead vocals, electric guitar)
Mike Zito (lead vocals, electric guitar)
Roger Inniss (bass, vocals)
Mario Dawson (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Vanja Sky
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Bernard Allison
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Mike Zito
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Ruf Records
Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Hot’n’Nasty, 19.01.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Hot’n’Nasty bewiesen mit ihrem Auftritt in der sehr gut gefüllten Kulturrampe, dass es auch hervorragende deutsche Blues-Rock-Bands gibt. Die in den 90er Jahren im Pott gegründete Band hat in den folgenden Jahren auch durch den Tod des 2014 zu früh verstorbenen Sängers Patrick Pfau mehrere Umbesetzungen erfahren, sodass von den Gründungsmitgliedern nur noch Gitarrist Malte Triebsch auf der Bühne steht, der sowohl in der Rhythmusarbeit, wie auch in den Soli unverkennbar das musikalische Gesicht der Band ist. Auf der Bühne selbst, steht aber der charismatische Sänger Robert Collins im Vordergrund und brilliert mit facettenreichen Gesangsparts und humorvoller Moderation durch die Show, die somit  das Publikum von Beginn an mitnahm.

Die ostdeutsche Rythmusfraktion um Drummer Dominique Ehlert und Jacob Müller, beides studierte Musiker aus Leipzig, tragen erheblich zu einem kompakten und klar definierten Sound bei. Die Bühnenpräsenz der beiden könnte aber kaum unterschiedlicher sein. Müller, bearbeitete seinen Bass meist scheinbar in sich gekehrt, mit geschlossenen Augen (mir fiel übrigens ein schöner Aufkleber am Bass auf, mit dem Müller auch ein politisches Statement zur Unpartei in Deutschland abgab, die wenig mit Integration und Gleichberechtigung verbindet).  Seine Qualitäten zeigte er auch in einem ausladenden Solo bei der Vorstellung der Band.

Ehlert dagegen suchte immer wieder Blickkontakt mit den Zuschauern, zog dabei die eine oder andere Grimasse zog und bearbeitet die Drums von gefühlvoll ruhig, bis zu brachial, dass man mit seinen Augen den Sticks kaum noch folgen konnten. Beide bewiesen, warum sie in anderen Projekten auch als Studiomusiker gern gesehen Gäste sind. Kompliment an dieser Stelle auch wieder an Malte Menzer, der es wieder schaffte, einen sehr guten Sound und stimmungsvolles Licht in die Rampe zu bringen.

Ziemlich pünktlich gegen 21:00 Uhr betraten die vier Musiker die Bühne und begannen mit „Damned To Ride“ vom 2012 Longplayer „Boost“, gefolgt von „Hard Working Band“ vom 2005 veröffentlichten Album „Electified“.  Vor „She Talks“ verkündete Robert Collins, dass mit „Dirt“ ein neues Album am Start ist, welches auch im Mittelpunkt des weit über zwei Stunden dauernden zweigeteilten Acts stand.

Besonders hervorzuheben aus dem ersten Set sind das ein klein wenig an „Little Wing“ (in der Version an Derek And The Dominos erinnernd, Collins‘ Stimme einem Joe Cocker gleichend) und das stampfende „It’s Only Money“ mit, wie in fast jedem Song, einem ausladenden Solo von Triebsch. Spätestens ab diesem Song hatte Hot’n’Nasty die Rampe im Griff und sorgte für zum Teil fast exstatische Tanzeinlagen im Publikum.

Das Ende des Sets bildete mit „Out Of The bBue (Hell To Pay)“ eine klassische starke Bluesnumer mit virtuosen Gitarrenspiel, bei der die Lautstärke bis zu einem Minimum gedrosselt wurde und die Zuschauer in den Bann zog. Hier gab es aber leider auch den einzigen negativen Aspekt des Abend, in dem Pille Peelings, der Betreiber der Rampe kompromisslos Stärke zeigte. Leider wurde diese Passage von lauten Flaschenöffnen und Unterhaltungen einiger weniger Zuschauer gestört, was in meinen Augen respektlos gegenüber den Künstlern und auch den anderen Zuschauern ist, da diese Stille im Spiel Bestandteil der Performance war. Hoffentlich nehmen die Betroffenen es Pille nicht übel, dass er sie bat zu gehen und sie nach Reflektion des Abends beim nächsten Mal wieder, aber diesmal aber nicht störend dabei sind.

Nach einer etwa 20-minütigen Pause ging es dann weiter und die Zuschauer konnten bei Triebsch und Collins neue T-Shirts bewundern. Triebsch nun mit psychedelischen Hendrix-T-Shirt, nachdem er zuvor das ZOJO-Shirt von Led Zeppelin trug, womit er seine musikalischen Wurzeln zeigte.  Collins mit trug ein Einhorn-Shirt. Triebsch berichtete, dass Collins eine Unmenge komischer Shirts habe, die er uns vielleicht noch präsentieren wird, was für Gelächter im Publikum sorgte. Collins roch unter seinen Achseln und konterte humorvoll,  dass es noch nicht nötig sei. Der noch rockigere und jammende zweite Teil der Show nahm jetzt Fahrt auf.

Einer der Höhepunkte war mit Sicherheit die Vorstellung der Band, in der jeder der Musiker über Minuten in ausladenden Soli sein musikalisches Können beweisen konnte, wobei sich  insbesondere die Rythmusfraktion in den Vordergrund spielte. Müller zeigte, dass der Bass auch als Soloinstrument nutzbar ist und Ehlert bewies, dass Hände schneller sind als Augen. Wie sagt man auf Neudeutsch so schön: „Großes Kino“! Collins überras chte bei „Can’t Get Your Love“, dass er auch Stimmlagen einer Donna Summer beherrscht und setzte kurz zu „Feel Yor Love?“ an.

Mit „Going Down“, einem starken Cover von Don Nix ging Part 2 zu Ende, was natürlich enthusiastische Zugabeforderungen zur Folge hatte. Die Vier brachten noch ein Medley alter Klassiker aus Blues, Rock und Hardrock, wobei sie „La Grange“ (Collins mit starkem Harp-Intro), „Whole Lotta Rosie“ und „Radar Love“ gekonnt, aber mit eigenen Nuancen miteinander verknüpften, um wieder bei „La Grange“ endend, das über zwei Stunden dauernde Konzert abzuschließen.

Fazit: Ein starker Auftritt von Hot’n’Nasty in der Kulturrampe, der bewiesen hat, dass die Zukunft des Quartetts mit Sicherheit noch einiges erwarten lässt. Die Band schaffte es fast alle Bandbreiten des Blues in die Show zu integrieren und sorgte somit  in einem langen Auftritt für einen kurzweiligen Abend, der nur zufriedene Besucher zurückließ, wenn man die Stimmung während und nach dem Konzert als Bewertungsfaktor sieht.

Vielen Dank auch noch einmal an Pille und sein Team, für die, wie immer, unproblematische Akkreditierung und den herzlichen Empfang.

Line-up:
Robert Collins (lead vocals, harp)
Malte Triebs (guitars)
Jacob Müller (bass)
Dominique Ehlert (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Hot’N’Nasty
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Kulturrampe Krefeld