Brian Fallon – Local Honey – CD-Review

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Review: Michael Segets

Nach einigen eher durchwachsenen Neuerscheinungen im Americana-Bereich, erscheint mit „Local Honey“ von Brian Fallon das erste herausragende Album 2020 dieses Genres, das vollständig überzeugt. Mit The Gaslight Anthem feierte Fallon große Erfolge. Er – wie Bruce Springsteen in New Jersey geboren – stand schon mit dem Boss auf der Bühne. Seit 2016 wandelt der Heartlandrocker auf Solopfaden und schaut bereits auf die beiden Alben „Painkiller“ (2016) und „Sleepwalkers“ (2018) zurück.

„Local Honey“ schlägt nun neue Wege ein. Hinsichtlich der Produktion verabschiedet sich Fallon von dem Major-Vertrag bei Universal und veröffentlicht die CD auf seinem eigenen, vor Kurzem gegründeten Label Lesser Known Records. Konzeptionell wählt er einen ruhigeren Grundton und schraubt damit die aggressiveren Elemente seiner bisherigen Veröffentlichungen zurück, ohne seine Wurzeln zu verleugnen, die nun mal im Rock liegen. Dies bedeutet aber nicht, dass er zahm geworden wäre.

Die Songs haben durchweg eingängige Melodien und entwickeln dank Fallons Gesang atmosphärische Dichte. So erlebt man Fallons Gefühlswelt von dem Opener „When You‘re Ready“, in dem er die Verbindung zu seiner heranwachsenden Tochter besingt, bis zu dem abschließenden Liebeslied „You Have Stolen My Heart“ nach. Inhaltlich wollte sich Fallon auf dem Album ganz mit der Gegenwart auseinandersetzen.

Er verzichtet daher in seinen Texten auf die Aufarbeitung der Vergangenheit oder die Entwicklung von großen Zukunftsplänen. Zurzeit scheint er in eine situierte Lebensphase eingetreten zu sein, in der seine Gefühlslage zu weniger aufwühlenden, aber dennoch intensiven Songs führt.

Das erstklassige „Vincent“ ist der reduzierteste Beitrag auf der CD und damit ein Americana-Stück in Reinform. Mit ihm betritt Fallon Neuland. Auch beim starken „I Don*t Mind (If I‘m With You)“, bei „Horses“ und „Hard Feelings“ zeigt er, dass seine Songs stripped down funktionieren. Etwas opulenter inszeniert sind „21 Days“ sowie „Lonely For You Only“, die sich auf seinen vorherigen Rockalben ohne Bruch einfügen würden.

Auch die vergleichsweise ruhigen Töne, die Fallon auf der CD anstimmt, werden von einem kräftigen Rhythmus getragen. So sind alle Songs dynamisch und viele bleiben durch später einsetzende Instrumente besonders spannend. Die Variationen in Fallons Stimme tragen ihr Übriges dazu bei, dass keine Langeweile aufkommt. Seine Songs auf „Local Honey“ treffen ins Mark.

Die wunderbaren Melodien in Kombination mit seinem ausdrucksstarken Gesang gehen ins Ohr und setzen sich dort fest. Bedauerlich ist lediglich, dass das Vergnügen Brian Fallon zu lauschen, nach einer guten halben Stunde schon vorbei ist. Aber dann lässt man die Scheibe halt nochmal durchlaufen.

Lesser Known Records/Thirty Tigers (2020)
Stil: Americana, Rock

Tracks:
01. When You’re Ready
02. 21 Days
03. Vincent
04. I Don’t Mind (If I’m With You)
05. Lonely For You Only
06. Horses
07. Hard Feelings
08. You Have Stolen My Heart

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Thirty Tigers
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The Secret Sisters – Saturn Return – CD-Review

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Review: Michael Segets

Obwohl es zwischenzeitlich nicht rosig um die Karriere von Laura und Lydia Rogers aussah, melden sich The Secret Sisters nun mit ihrem vierten Album „Saturn Return“ zurück. Nach ihrem von Dave Cobb (Jason Isbell, Shooter Jennings) produzierten Debüt 2010 fiel die zweite CD aus dem Jahr 2014 bei Publikum und Kritik weitgehend durch. Der Major-Vertrag wurde aufgelöst und es folgte eine – auch finanzielle – Durststrecke der beiden Schwestern.

Einen Glücksfall stellte die Bekanntschaft mit Brandi Carlile dar, die zusammen mit Phil und Tim Hanseroth die Produktion von „You Don’t Me Anymore“ (2017) sowie vom aktuellen Longplayer übernahm. Der Gesang der beiden Rogers wurde im Studio getrennt aufgenommen, womit The Secret Sisters Neuland betraten. Der Sound ist glasklar und hebt die Stimmen von Laura und Lydia, die perfekt harmonieren, in den Vordergrund. Begleitet wird das Duo von einem vollen Band-Line-Up, das mal dezent die Songs („Nowhere Baby“) unterlegt, mal opulenter in Erscheinung tritt („Tin Can Angel“).

Alle zehn Kompositionen stammen aus der Feder der Geschwister. Im ersten Drittel der Scheibe sind die stärksten gebündelt. Den Anfang macht „Silver“, ein sehr schöner, erdiger Country-Titel, der Tempo aufnimmt. Der Text zollt Müttern ihren Respekt. Die Lyrics haben für Laura und Lydia eine besondere persönliche Bedeutung, da ihre Großmütter zuvor innerhalb einer Woche verstarben. Zudem waren beide Schwestern zum Zeitpunkt der Studioaufnahmen schwanger.

Richtig Power entwickelt auch die erste Single „Cabin“ inklusive einer raueren Gitarrenpassage. Thematisch greifen die Songwriterinnen die häusliche Gewalt an Frauen auf. Zwischen den beiden kraftvollen Highlights des Albums ist die mit Klavier begleitete melodiöse Nummer „Late Bloomer“ eingeschoben, die älteren Semestern Hoffnung auf das gibt, was noch kommen mag.

Nach dem gelungenen Einstieg folgt mit „Hand Over My Heart“ das mit Abstand schwächste Stück des Albums. In süßlichen Höhen und mit verzichtbaren Klangelementen poppig arrangiert zündet es nicht. Mit den folkorientierten, reduzierteren Beiträgen („Fair“, „Healer In The Sky“) performen The Secret Sisters dann wieder solide Titel, die vor allem durch den zweistimmigen Gesang ihre Momente haben.

Insgesamt verliert der Longplayer im Mittelteil aber seinen Schwung und plätschert etwas dahin. Erst gegen Ende finden sich mit dem atmosphärischen „Water Witch“ und der sanften Ballade „Hold You Dear“ nochmal bemerkenswerte Songs. Der letztgenannte Titel entstand in einer kreativen Viertelstunde, kurz nachdem Laura erfuhr, dass sie schwanger ist. Die Mutterschaft scheint die Damen zu beflügeln; sie sind derzeit in Amerika auf Tour und kommen im Laufe des Jahres nach Europa.

Der Gesang und die Harmonien der Secret Sisters Laura und Lydia Rogers sind hervorragend aufeinander abgestimmt. Das Songmaterial auf „Saturn Return“ überzeugt hingegen nicht durchgängig. Während bei der einen Hälfte der Titel der außergewöhnliche Gesang den Stücken den letzten Schliff gibt, bleibt die andere im Mittelmaß stecken. So bleibt ein geteilter Eindruck des Gesamtwerks zurück.

New West Records/PIAS-Rough Trade (2020)
Stil: Americana, Modern Folk

Tracks:
01. Silver
02. Late Bloomer
03. Cabin
04. Hand Over My Head
05. Fair
06. Tin Can Angel
07. Nowhere Baby
08. Hold You Dear
09. Water Witch
10. Healer In The Sky

The Secret Sisters
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Pias-Rough Trade
New West Records
Oktober Promotion

Wild Rabbit Salad – Trouble In Town – CD-Review

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Review: Michael Segets

„Trouble In Town“ klingt irgendwie nach Independent-Aufnahme. Die Tonqualität ist völlig in Ordnung, aber die Instrumentalisierung sowie der Sound von Wild Rabbit Salad wirken wenig voll. Vielleicht begründet sich der Eindruck auch darin, dass die Songstrukturen oft nicht außerordentlich komplex sind. Dennoch unterhält das Album über weite Strecken gut. Dies liegt vor allem an dem wechselnden Lead-Gesang von Marietta Roebuck und Bucky Goldberg, die zusammen als Wild Rabbit Salad ihren dritten Longplayer rausbringen.

Roebuck, die klassischen Gesang studierte, übernimmt das Mikro bei den meisten Balladen, so beim countryfizierten „Tecumseh Valley“, dem 50er Jahre Barsong „Lying“ und dem sehr getragenen, tief gesungenen „When They Rise“. Überzeugend ist der rockige Touch in Roebucks Stimme auf „Killing Flood In Houston”, dem stärksten Track des Albums.

Insgesamt markanter ist die Stimme von Bucky Goldberg, was besonders beim Duett „Drop Top Cadillac” deutlich wird. Auf „Mine No. 9“ steuert Roebucks den Refrain, Goldberg die Strophen bei. Goldbergs Part in dem beschwingten Stück erinnert an Songs von Pete Seeger.

Pfiffig ist das rockige „Four Days Sober” durch die Kombination von Perspektivwechsel im Text sowie entsprechendem Gesang durch Mann und Frau. „Everybody Loves My Hat” hat ebenso witzige Lyrics. Anders als beim Refrain des süßlichen Midtempo-Stücks „Amelia“ streut Roebuck dort keine Harmonien ein, was den Sound erdiger macht.

Das Titelstück „Trouble In Town“ ist der songtechnisch am meisten ausgefeilte Beitrag. Er erinnert streckenweise an Balladen der späten Achtziger von Bruce Springsteen. Mit „Waiting Around To Die“ bildet ein atmosphärischer Countrysong den Abschluss der Scheibe. Bei beiden Stücken übernimmt Goldberg den Leadgesang.

Auf der CD sind vier Live-Tracks eingestreut. Die Mischung von Live- und Studio-Aufnahmen finde ich meist störend, aber hier integrieren sich die Mitschnitte der Auftritte unauffällig. Das Publikum ist nur am Schluss mancher Titel dezent zu hören.

Das Album wirkt nicht konzeptionell durcharrangiert. Dadurch bleibt es aber beim ersten Hören spannend. Es ist nämlich nicht abzusehen, was als nächstes kommt und wer den Gesangspart übernimmt. Nach ein paar Durchläufen kristallisieren sich schnell die Highlights des Albums heraus. Die Stripped-Down-Produktion „Trouble In Town“ von Wild Rabbit Salad wird kein Dauerbrenner im CD-Player, hält jedoch ein paar lohnende Songs parat.

REGI Music (2020)
Stil: Americana

Tracks:
01. Drop Top Cadillac
02. Tecumseh Valley
03. Mine No. 9 (live)
04. Everybody Loves My Hat (live)
05. Killing Flood In Houston
06. Amelia
07. Lying (live)
08. Four Days Sober
09. When They Rise (live)
10. Trouble In Town
11. Waiting Around To Die

Wild Rabbit Salad
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Haley Johnsen – 03.02.2020, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Markus Peerlings packt „Caesar’s Pallets“ wieder aus! Den Anfang der diesjährigen Reihe von Solo-Konzerten im Wohnzimmer der Kulturrampe machte Haley Johnson. Durch ihre erfolgreiche Teilnahme beim Song-Contest American Idol erlangte sie in Amerika bereits einen hohen Bekanntheitsgrad. Im vergangenen Jahr promotete sie ihr Debüt-Album „Golden Days“ auf ihrer ersten Europa-Tour. Nun kehrte die talentierte Songwriterin mit frisch im Londoner Studio One aufgenommen Akustik-Versionen nach Deutschland zurück.

Bei Ihrer Premiere in Krefeld zeigte sie sich beeindruckt von der coolen Location. Die Rampe ist nach ihrer Aussage der hipste Veranstaltungsort, in dem sie bislang auftrat. Damit erzählte Johnsen den Anwesenden zwar nichts Neues, aber gefreut hat es alle und Pille wahrscheinlich am meisten.

Mit ganz verschiedenen musikalischen Einflüssen aufgewachsen fügt Haley Johnsen diese in einem souveränen Mix aus Americana, Blues und Rock zusammen. Dabei gibt sie dieser Mischung auf ihrem Longplayer, der mit kompletter Band eingespielt wurde, einen poppigen Anstrich. Im intimen Rahmen der Kulturrampe kamen ihre Qualitäten als Songwriterin und ihre tolle Stimme, die bei der instrumental reduzierten Begleitung stärker in den Vordergrund traten, viel besser zur Geltung.

Die junge Amerikanerin bewies eine verblüffende Souveränität auf der Bühne. Locker und selbstironisch philosophierte sie über den unterschiedlichen Kohlesäuregehalt deutscher Mineralwässer, leitete Songs mit Anekdoten und Hintergrundinformationen ein und nutzte auch sonst jede Gelegenheit, mit dem Publikum in Kontakt zu treten.

Mit viertelstündiger Verspätung kam Johnsen aus den Katakomben der Rampe, legte die nagelneue, akustische Fender-Gitarre an, schnallte sich Schellen um den Fuß und gab mit der Stomp Box den Rhythmus für den Opener „I’ll See You Around“ vor. Richtig Fahrt nahm „Everything Comes Back Again“ auf. Mit scheppernden Akkorden rockte Johnsen den Song, den sie mit 16 Jahren geschrieben hatte.

Nach dem ebenfalls mitreißenden „Sideways“ von ihrer EP „When You Lit The Sky“ (2017) folgte mit „Feel The Water“ die erste Ballade. Diese begann sehr sanft, steigerte dann aber die Dynamik durch fast schon rausgeschriene Gesangspassagen. Johnsen hat eine klare, volle Stimme, die sie den verschiedenen Stimmungen der Songs problemlos anpassen kann.

Inspiriert durch die Version von Eva Cassidy präsentierte Johnsen dann „Autum Leaves“ als klassisches Folkstück. Diesen Titel spielte sie zum ersten Mal auf dieser Tour, deren Halbzeit sie feierte. Die Songwriterin hat noch weitere drei Wochen On The Road vor sich und verlässt Deutschland erstmal in Richtung Dänemark.

Als Haley Johnsen zur elektrischen Gitarre griff, zog das Tempo im letzten Drittel des ersten Sets nochmal an. Kräftige Rhythmen („City Of Me“), teilweise begleitet von einem staubiger Gitarrensound leiteten dann zum vorläufigen Finale über. Für dieses holte sie ihren Freund und Tour-Manager Jonny Shewell auf die Bühne und sang mit ihm „Perfect Life“ im Duett.

Die kurze Pause wurde mit dem fetzigen „Lift Me Up“ beendet. Während Johnsen dort ihre akustische Fender hart bearbeitete, zeigte sie vor allem beim Intro zu „Crazy On You“ – einem Song von Heart –, dass sie auch filigrane Fingerarbeit an den Saiten beherrscht.

Nach „Cinderella“, wohl einem Stück mit großer persönlicher Bedeutung für die Sängerin, folgte mit „Tear Drop Canvas“ ein weiterer Titel des Longplayers „Golden Days“. Die erdigeren, handgemachten Versionen, die Johnsen bei der Show darbot, überzeugten weit mehr als die opulenter produzierten Studioaufnahmen. Als Singer/Songwriter gewinnt Haley Johnsen deutlich Konturen und sticht unter den Musiksternen ihrer Generation hervor. Dass sie musikalisch vielseitig ist, zeigt auch ihre Beteiligung an der Electronic-Band Big Wild, obwohl dies auch unter der Rubrik Jugendsünden zu verbuchen sein kann.

In der Mitte des zweiten Sets räumte sie den Platz am Mikro für Jonny Shewell, der seinen Song „Famous“ vorstellte und dabei sein Gesangstalent offenbarte. Für die letzten beiden Stücke „Weekend“ und „Keep On Saying Goodbye“ packte Johnsen erneut die E-Gitarre aus und heizte dem Publikum nochmal mächtig ein.

Ich hätte nicht gedacht, dass dreißig Leute so einen johlenden und klatschenden Tumult veranstalten können. Obwohl Johnsen – ganz Profi – darauf hinwies, dass sie nur für zwei 45-Minuten-Sets engagiert worden wäre, ließ sie sich nicht lange bitten und gab mit „If It Makes You Happy“ von Sheryl Crow sowie dem Schmachtfetzen „Blue Bayou“ von Linda Ronstadt zwei Cover als Zugabe. Die beiden Titel standen den Originalen in nichts nach, was zeigt, über welche Spannweite sie musikalisch und gesangstechnisch verfügt.

Haley Johnsen lieferte eine Performance mit großem Unterhaltungswert, abwechslungsreicher Songauswahl und hervorragendem Gesang. Mit ihrem natürlichen Auftreten spiele sie sich direkt ins Herz der Zuhörer. In besser Gesellschaft kann man einen verregneten Montagabend kaum verbringen. Für die nächsten Veranstaltungen ab März zieht „Caesar‘s Pallets“ auf die Terrasse der Rampe. Die Open-Air-Konzerte auf dem Großmarkt sind eine schöne Idee, sofern das Wetter mitspielt.

Line-Up:
Haley Johnsen (vocals, guitar)
Jonny Shewell (vocals)

Bilder und Bericht: Michael Segets

Haley Johnsen
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Kulturrampe

John Moreland – LP5 – CD-Review

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Review: Michael Segets

Früher mit The Black Gold Band und The Dust Bowl Souls unterwegs, veröffentlicht John Moreland sein fünftes Album allein unter seinem Namen. Der Longplayer trägt den bezeichnenden Titel „LP5“. Mit ihm schlägt der in Texas geborene und zurzeit in Tulsa, Oklahoma, lebende Singer/Songwriter ein neues Kapitel in seiner musikalischen Laufbahn auf.

Bislang im Folk-orientierten Americana – gelegentlich mit einem rockigen Einschlag – unterwegs, setzt Moreland bei seinem neuen Werk auf Keys und Percussion beziehungsweise Elektronik bei der Begleitung seiner angerauten Stimme. Konstant geblieben sind seine tiefgründigen Texte, die sich um Themen wie Selbstdefinition („Harder Dreams“) Vertrauen („When My Fever Breaks“) oder Tod („In Times Between“) drehen.

Um seine neuen Ideen zu realisieren, holte sich Moreland Matt Pence (Jason Isbell) als Produzenten. „LP5“ wirkt leichter und poppiger als seine vorherigen Alben. Die Songs unterscheiden sich zwar hinsichtlich der Rhythmen, sind aber durchgehend im unteren Tempobereich angesiedelt. Durch die verspielten, längeren Instrumentalpassagen bei fast allen Titeln fallen die beiden kurzen Einsprengsel „Two Stars“ und „For Ichiro“ als Einzelbeiträge kaum auf, wenn man die Scheibe durchlaufen lässt.

Der angenehm rauchige Gesang von Moreland steht in einem Kontrast zu der eher poppigen Untermalung („Terrestrial“, „I Always Let You Burn Me To The Ground“). Bei dem mit elektronischen Beats unterlegten „A Thought is Just A Passing Train” wird die Stimme teilweise verzerrt. Gegen Ende des Stücks verliert es sich in experimentellen Spielereien. Der Titel erinnert stilistisch an das letzte Werk von Paul Cauthen.

Insgesamt bleiben die Songs sehr ähnlich und wenig aufregend. Durch den schönen Refrain sticht „East October“ heraus. „Learning How To Tell Myself The Truth“, „In Times Between“ und besonders „Let Me Be Understood“, bei dem Moreland zur Mundharmonika greift, haben einen etwas erdigeren Sound, der an die vorherigen Werke von Moreland anknüpft.

Die Qualität von Morelands Songwriting wird auf dem Album „LP5“ von der glatten Produktion, von der poppigen Begleitung sowie von den instrumentalen Schlenkern oftmals verdeckt. Bei seinem Versuch, den Sound zu innovieren, verliert Moreland seine Stärke, die eben in der stripped-down Darbietung seiner Texte liegt, aus den Augen. Um dieses Können von Moreland kennenzulernen, empfiehlt sich daher, mit den beiden starken Alben „High On Tulsa Heat“ (2015) oder „Big Bad Luv“ (2017) einzusteigen.

Old Omens/Thirty Tigers (2020)
Stil: Americana, Pop

Tracks:
01. Harder Dreams
02. A Thought is Just A Passing Train
03. East October
04. Learning How To Tell Myself The Truth
05. Two Stars
06. Terrestrial
07. In Times Between
08. When My Fever Breaks
09. I Always Let You Burn Me To The Ground
10. For Ichiro
11. Let Me Be Understood

John Moreland
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Thirty Tigers
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The Wood Brothers – Kingdom In My Mind – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die Tonträger von The Wood Brothers zierten in der Vergangenheit einige geschmackvolle und ästhetisch ansprechende Cover. Das Titelbild von „Kingdom In My Mind“ hingegen sieht wie der dilettantische Gestaltungsversuch eines Photoshop-Anfängers aus. Ich wage schon jetzt die Prognose, dass es ein heißer Anwärter auf das schlechteste Cover des Jahres wird. Aber vielleicht erschließt sich mir dessen künstlerische Brillanz auch einfach nicht.

Anders als auf dem Cover fügen sich die unterschiedlichen Komponenten der musikalischen Beiträge zu einem stimmigen Ganzen zusammen. The Wood Brothers entwickeln einen eigenen Sound, der die einzelnen Songs verbindet, obwohl in diesen eine Vielzahl an Musikstilen durchscheinen. Insgesamt lässt sich das neue Werk ebenfalls wie das vorangegangene „One Drop Of Truth“, das 2018 als bestes Americana-Album für einen Grammy nominiert wurde, unter dieser Musikrichtung subsummieren.

Das Trio Oliver und Chris Wood sowie Jonathan Rix hat alle Titel gemeinsam geschrieben. Im Studio nahmen sich The Wood Brothers jedoch die Freiheit, spontanen Improvisationen freien Lauf zu lassen. „Kingdom In My Mind“ strotzt daher vor kreativen Einfällen, die jedoch zum Teil etwas gewöhnungsbedürftig sind. Einerseits finden sich mit dem Schunkler „The One I Love“ und der Ballade „Satisfied“ eingängige Stücke auf dem Album, auf der anderen Seite sind mit „Little Blue“ und „A Dream’s A Dream“ angejazzte Beiträge vertreten, die Gehörgänge und Nerven eher strapazieren.

Mit den mehrstimmigen Gesangspassagen wie bei „Little Bit Brocken“ scheint gelegentlich ein Gospel-Touch durch. Trotz komplexerer Songstruktur bleibt „Cry Over Nothing“ einprägsam und gehört neben der Uptempo-Nummer „Don’t Think About My Death” zu meinen Favoriten auf dem Longplayer. Dieser treibende Bluesrocker bleibt nicht zuletzt aufgrund des Textes im Gedächtnis.

Gitarre und Keys dominieren mit einem speziellen Klang das Werk, der die oft von Tempo- und Rhythmuswechseln geprägten Songs durchzieht. Die Keys von Jonathan Rix sind beim funky Blues „Alabaster“ besonders auffällig. Die vibrierenden Saiten beim Picking des Gitarristen Chrstopher Wood geben „Little Bit Sweet“ einen besonderen Drive. Bei „Jitterbug Love“ erhält die Gitarre einen swampigen Sound. Vor allem der Refrain erinnert dabei an den Longplayer „Graceland“ von Paul Simon.

Auf „Kingdom In My Mind“ finden sich einige extravagante Titel, bei denen The Wood Brothers mit ihrem speziellen Sound genau das Maß zwischen Tradition und Innovation treffen. Vor allem in der zweiten Hälfte des Albums gehen jedoch bei einzelnen Stücken die Spielfreude und die Kreativität zu Lasten der Songstrukturen.

Der CD durchgängig zu folgen, stellt daher eine Herausforderung für mich dar. Jemand, der gegenüber experimentelleren Spielarten des Americana aufgeschlossener ist, mag mehr Freude am Gesamtwerk haben. Ich werde mir eher die Rosinen herauspicken.

Honey Jar Records/Thirty Tigers (2020)
Stil: Americana

Tracks:
01. Alabaster
02. Little Bit Sweet
03. Jitterbug Love
04. Cry Over Nothing
05. Don’t Think About My Death
06. Little Bit Broken
07. The One I Love
08. Little Blue
09. A Dream’s A Dream
10. Satisfied
11. Little Blue (Reprise)

The Wood Brothers
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Thirty Tigers
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Betty Fox Band – Peace In Pieces – CD-Review

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Kaum ist das vergangene Jahr vorüber und schon beginnt das neue wieder mit einer sensationell guten Scheibe. „Peace In Pieces“ heißt das dritte Werk der in Petersburg, Florida, ansässigen Betty Fox Band, die weder ich, noch vermutlich hier kaum irgend jemand anders, bis jetzt auf dem Schirm haben dürfte.

Die hübsche Blondine, mit einer der besten Stimmen, die ich bis dato im soulig-umwobenen Blues-Genre gehört habe, hat sich dazu in die berühmten FAME Studios in Muscle Shoals Alabama begeben, um 13 Eigenkompositionen und einen Gospel-Standard, in exquisiter Begleitung von Musikern wie u. a. Spooner Oldham (Neil Young, J.J. Cale, Jackson Browne), Clayton Ivey (Boz Scaggs, Gregg Allman, Toby Keith), Chris Peet, Barry Williams und Langzeit-Weggefährte Josh Nelms, einzuspielen.

Die beiden Letztgenannten zeichnen sich mit ihr auch für die feinfühlige Produktion (herrlich, wie hier die Instrumente ineinander verschmelzen und der Protagonistin die ‚Bühne‘ für ihren famosen Gesang bereiten) verantwortlich.

Die Stücke bewegen sich meist im relaxt bluesig-souligen Midtempo-Bereich, wo sich Betties Stimmvariabilität auch am besten entfalten kann. Ab und zu wird es mit Sachen wie dem Titelstück, dem shuffelnden „Feels So Good“ und dem swingenden „Rising Strong“ etwas temporeicher.

Manchmal kommt man bei Tracks wie u. a. „Magnificent Hallucination“ oder „Shattered Dreams & Broken Toes“ an Vergleichen mit Beth Hart nicht vorbei, mir persönlich gefällt Betties Stimme in der Bandbreite aber noch etwas besser.

Oldham und Ivey glänzen durch ihre bestens aufeinander abgestimmte songdienliche Tastenarbeit und auch die Bläserfrakton ist meist eher mit sanft plusternder Fillarbeit zugange, lediglich bei „Sweet Memories“ gibt es mal ein durch Brad Guin gespieltes Saxofon-Solo.

Die auffälligsten Akzente setzt neben der Protagonistin Gitarrist Josh Nelms, zum Niederknien seine Soli im southern-souligen Opener „Green Light„, bei „Peace In Pieces (herrlich quirlig) oder beim Überraschungssong des Albums „Fireflies“, wo Fox und Co. plötzlich einen acht-minütigen, Akustik-/E-Gitarren-gesteuerten Americana-Schwofer in bester Lucinda Williams-Manier einstreuen.

Am Ende zollt Fox noch mit dem Gospelstandard „‚Til The Storm Passes By“ ihrer amerikanisch-typischen Musikerziehung (Familie/Kirche) Tribut und gibt mit ihrer Stimme zu Orgel- und Pianoklängen eine letzte vokale Paradevorstellung ab.

Ich muss am Ende schon sagen, dass ich selten so schnell von einer weiblichen Stimme derart begeistert gewesen bin. Betty Fox und ihre exzellente Band liefern schon direkt zu Anfang einen ganzen heißen Kandidaten für das ‚Album des Jahres‘ ab.

Wer sich diese CD kauft, ist zweifelsohne ein schlauer Fuchs!

Eigenproduktion (2019)
Stil: Blues & More

Tracks:
01. Green Light
02. Winter’s Cold
03. Marie
04. Sweet Memories
05. Peace In Piece
06. Let Go Or Be Dragged
07. Runnin‘ Back To You
08. Feels So Good
09. Sweet Goodnight
10. Magnificent Hallucination
11. Shattered Dreams & Broken Toes
12. Rising Strong
13. Fireflies
14. ‚Til The Storm Passes By

Betty Fox Band
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Various Artists – Come On Up To The House: Women Sing Waits – CD-Review

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Review: Michael Segets

Pünktlich zum siebzigsten Geburtstag von Tom Waits erscheint mit „Come On Up To The House“ ein Tribute-Album, das seine Songs in ein neues Licht rückt. Ausschließlich Sängerinnen interpretieren Waits Kompositionen, wodurch sie einen gänzlich veränderten Anstrich bekommen. Während die Veröffentlichungen von Waits sicherlich nicht in den musikalischen Kernbereich von SoS fallen, liegt die Hommage an den Altmeister genau auf der Americana- beziehungsweise Alternative Country-Schiene.

Waits‘ markante Stimme drückt seinem Werk einen unverkennbaren Stempel auf und sichert dessen unmittelbaren Wiedererkennungswert. Seine Platten sperren sich gegen einfache Genrezuordnungen und oftmals überrascht er dadurch, dass er unerwartete Register zieht. Damit polarisiert Waits auch: Entweder mag man seine Musik oder nicht. Es gibt kaum ein Dazwischen.

Ich habe ein gespaltenes Verhältnis zur Musik von Waits. Einige Stücke – zum Beispiel das leider nicht auf der Compilation vertretene „In The Neighborhood“ – finde ich ziemlich beeindruckend, andere unheimlich anstrengend.

Als Produzenten für „Come On Up to The House“ fungierte Warren Zanes, der mit der Musik von Tom Waits quasi aufgewachsen ist. In ausführlichen Liner Notes stellt er seinen persönlichen Bezug zu den Klangsphären von Waits dar und gibt Einblicke in die Entstehung des Samplers.

Mit der Vorgabe, dass nur Frauen die Titel singen, ging Zanes auf die Suche nach Interpretinnen. Sehr früh gewann er Aimee Mann („Hold On“) für das Projekt und viele bekannte Damen aus der Country- und Americana-Ecke schlossen sich an. Zanes versuchte zwar, einige schnellere oder experimentellere Songs auf der Scheibe unterzubringen, da er aber den Künstlerinnen freie Hand bei der Auswahl lies, finden sich nun ausschließlich Balladen auf dem Resultat.

Es wundert daher auch nicht, dass neue Versionen von bereits erfolgreich gecoverten Stücken vertreten sind. „Ol‘ 55“ (The Eagles) wird von den Schwestern Shelby Lynne und Alison Moorer, „Jersey Girl“ (Bruce Springsteen) von Corinne Bailey Rae sowie „Downtown Train“ (Rod Stewart) von Courtney Marie Andrews performt. Die Neueinspielungen unterscheiden sich sowohl vom Original als auch von den vorherigen Covern. Mit ihren ruhigen Americana-Tönen fügen sie sich in die Atmosphäre des Tribute-Albums nahtlos ein.

In der Gesamtschau decken die Sängerinnen verschiedene Phasen aus Waits‘ Werk ab. Beispielsweise mit „Tom Taubert’s Blues“ (The Wild Reeds) werden die 1970er, mit „Ruby’s Arms“ (Patty Griffin) die 1980er berücksichtigt. Fünf Stücke des Samplers finden sich auf „Mule Variations“ (1999); darunter der gospelige Titeltrack (Joseph), das bereits erwähnte „Hold On“ (Aimee Mann) sowie „Georgia Lee“ (Phoebe Bridgers), „Take It With Me“ (Angie McMahaon) und „House Where Nobody Lives“ (Iris Dement).

Der jüngste Song „You Can Never Hold Back Spring“ stammt von der „Orphans“-Trilogie (2006) und wird von Kat Edmonson mit einer weit entfernt klingenden Stimme gesungen. Der Titel verlässt am ehesten die Linie des Albums, indem er Assoziationen zu einer Jazz-Bar aus längst vergangenen Tagen weckt.

Die Balladen werden ansonsten von den Damen, die allesamt singen können, in einem sehr ähnlichen Stil dargeboten. Ihre Stimmen stehen im Vordergrund, die Begleitung ist durchweg eher zurückhaltend. Der Longplayer macht einen homogenen Eindruck; wenn ich dennoch einen Favoriten benennen müsste, dann wäre das „Time“ von Rosanne Cash.

Die Kombination von Song und Performance sorgt bei Tom Waits für unnachahmliche Momente. Eine bloßer Imitationsversuch ist daher zum Scheitern verurteilt. Die Harmonien seiner Kompostionen verschwinden allerdings oftmals hinter den Tiefen von Tom Waits‘ kratziger Stimme, daher ist der Einfall konsequent, über Sängerinnen einen Kontrast zu den Originalen zu erzeugen.

Den Interpretinnen auf „Come On UP To The House“ gelingt es, die Songstrukturen für sich wirken zu lassen. Die gefälligen, reduzierten Versionen decken so eine Seite von Tom Waits’ musikalischem Schaffen auf, die bisher leicht aus dem Blick geraten ist.

Dualtone Records-eOne/SPV (2019)
Stil: Americana

Tracks:
01. Come On Up To The House – Joseph
02. Hold On – Aimee Mann
03. Georgia Lee – Phoebe Bridgers
04. Ol’ 55 – Shelby Lynne & Alison Moorer
05. Take It With Me – Angie McMahaon
06. Jersey Girl – Corinne Bailey Rae
07. Ruby’s Arms – Patty Griffin
08. Time – Rosanne Cash
09. You Can Never Hold Back Spring – Kat Edmonson
10. House Where Nobody Lives – Iris Dement
11. Downtown Train – Courtney Marie Andrews
12. Tom Trauvert’s Blues – The Wild Reeds

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Jason Isbell And The 400 Unit – Here We Rest – CD-Review

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Review: Michael Segets

Turnusmäßig brachte Jason Isbell seit 2007 alle zwei Jahre ein Studioalbum heraus. Aktuelles Material scheint derzeit noch nicht in Sicht. Stattdessen veröffentlicht Isbell seine ersten beiden Zusammenarbeiten mit seiner Band The 400 Unit im Doppelschlag erneut. Zum zehnjährigen Jubiläum von „Jason Isbell And The 400 Unit“ und für die Neuausgabe von „Here We Rest“ (2011) holte sich Isbell Grammy-Gewinner Dave Cobb hinzu, der die Tracks remixte und remasterte.

„Here We Rest“ war einen Tick erfolgreicher als das vorangegangene Album. So wurde „Alabama Pines“ 2012 als bester Song mit einem Americana Music Award ausgezeichnet. „Go It Alone“ taucht später in einer Folge von der Fernsehserie „Sons Of Anarchy“ auf.

Im Vergleich zu seinem Album aus dem Jahr 2009 klingt „Here We Rest“ erdiger und weniger voluminös. Jason Isbell geht mit ihm konsequent weiter in die Richtung, die ihm in den folgenden Jahren mit „Southeastern“ (2013), „Something More Than Free“ (2015) sowie „The Nashville Sound“ (2017) den Durchbruch bescherte.

Die Tracklist von „Here We Rest“ ist identisch geblieben. Bei den Änderungen der einzelnen Songs handelt es sich um – soweit ich die ursprünglichen Versionen hören konnte – eher um Nuancen. The 400 Unit spielt auf dem Album noch in ursprünglicher Bandbesetzung. Mittlerweile hat Sadler Vaden Browan Lollar an der Gitarre abgelöst.

Americana-Balladen sind Isbells Spezialität. „We’ve Met“, „Stopping By“, das akustisch gehaltene „Daisy Mae“ und das sehr getragenen „Save It For Sunday“ sind solche charakteristischen Songs. Das andere Ende von Isbells musikalischer Bandbreite markiert „Never Could Believe“ – ein Rock ’n Roll in guter alter Machart. Eine sommerliche, locker flockige und leicht poppige Nummer schiebt Isbell mit „Heart On A String“ ein.

Seine Affinität zum Country lebt Isbell bei dem gelungenen „Tour Of Duty” und dem Highlight der Platte „Codeine“ aus. Amanda Shires (The Highwomen) glänzt hier mit ihrer Geige und zusammen mit Abby Owens beim Harmoniegesang. Derry DeBorja gibt bei dem Walzer „The Ballad Of Nobeard” ein kurzes Intermezzo am Akkordeon.

Auch acht Jahre nach der Erstveröffentlichung ist „Here We Rest“ immer noch ein hörenswertes Album, was für die Qualität von Jason Isbell als Songwriter spricht. Mit „Alabama Pines“ und „Codeine“ sind zwei zeitlose Songs vertreten, die zu Recht zu den Fan-Favoriten zählen.

Southeastern Records/Thirty Tigers (2019)
Stil: Americana

Tracks:
01. Alabama Pines
02. Go It Alone
03. We’ve Met
04. Codeine
05. Stopping By
06. Daisy Mae
07. The Ballad Of Nobeard
08. Never Could Believe
09. Heart On A String
10. Save It For Sunday
11. Tour Of Duty

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Jason Isbell And The 400 Unit – Same – CD-Review

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Review: Michael Segets

Jason Isbell schwimmt derzeit auf einer Erfolgswelle. Vor allem seitdem er von The 400 Unit begleitet wird, verzeichnete er einige Chart-Platzierungen. Nach seinem letztjährigen Album „Live From The Ryman“ sorgte er mit einigen Kooperationen (Todd Snider, Josh Ritter) dafür, dass er im Gespräch bleibt.

Seine Band trommelte Jason Isbell zuerst 2009 für das Album „Jason Isbell And The 400 Unit“ zusammen. Sie bestand derzeit aus Browan Lollar (Gitarre), Jimbo Hart (Bass), Derry DeBorja (Keyboards), Chad Gamble (Schlagzeug) sowie Isbells jetziger Lebensgefährtin Amanda Shires (Geige).

Seinerzeit hatte ich das Album nicht wahrgenommen. Das war ein Fehler, denn mittlerweile wird die längst vergriffene CD mit dreistelligen Summen gehandelt.

Mit der Wiederveröffentlichung kommt Isbell also der Nachfrage seiner neu hinzugekommenen Fans nach, die Musik noch in den Händen halten wollen. Für eingefleischte Fans der ersten Stunde liefert Isbell eine von Dave Cobb (Shooter Jennings, Ian Noe, Chris Shiflett) remasterte und remixte Version. Bei der Neuausgabe sind die elf Originaltitel vertreten, wobei deren Anordnung sich leicht unterscheidet.

Das instrumentale „Coda“ ist an das Ende des Albums gewandert. Die damalige Deluxe-Edition bot zusätzlich „When My Baby’s Beside Me“, das auf der jetzt erscheinenden Ausgabe ebenfalls hinzugenommen wurde, sowie drei akustische Tracks, die anscheinend nicht in das Konzept passten und daher entfallen.

Die neue Abmischung macht sich an einzelnen Stellen bemerkbar, betrachtet man beispielsweise die Länge der einzelnen Stücke. Bei den meisten weichen die aktuellen Varianten zwar nur wenige Sekunden ab, allerdings sind „Sunstroke“ und „Good“ jetzt circa eine halbe Minute kürzer. Geschnitten wurden, soweit ich das herausgehört habe, die Instrumentalpassagen – einmal in der Mitte, einmal am Ende.

Die eingesparte Zeit wurde bei „The Blue“ drangehängt. Dieses ist nun durch den veränderten Abschluss fast eine Minute länger. Den genauen Unterschieden nachzuspüren, bleibt eine Herausforderung für die eingefleischten Fans von Isbell.

Wie auch seine späteren Veröffentlichungen bietet „Jason Isbell And The 400 Unit“ Americana mit einem rockigen Einschlag, bei dem er sich auf die breite Unterstützung seiner Band verlassen kann. Dadurch erhalten auch die langsameren Songs einen vollen Sound. Unter den Balladen ist sicherlich „Cigarettes and Wine“ hervorzuheben, unter den rockigen Titeln „However Long“. Von den Stücken im mittleren Tempo gefällt besonders der Opener „Seven-Mile Island“ mit starker Rhythmusarbeit.

Wer das Glück hat, die Erstausgabe zu besitzen, braucht bei der Scheibe nicht erneut zuzuschlagen, da die remasterten und remixten Versionen nur behutsam die vorherigen verändern. Sammler und Fans von Isbells Musik werden dennoch nicht umhin kommen, die Neuausgabe zu kaufen, da eben doch an der einen oder anderen Stelle leichte Unterschiede zu hören sind. Für alle anderen bietet sich nun die Gelegenheit, das Frühwerk von Isbell And The 400 Unit zu einem akzeptablen Preis kennenzulernen.

Southeastern Records/Thirty Tigers (2019)
Stil: Americana

Tracks:
01. Seven-Mile Island
02. Sunstroke
03. Good
04. Cigarettes and Wine
05. However Long
06. The Blue
07. No Choice in the Matter
08. Soldiers Get Strange
09. Streetlights
10. The Last Song I Will Write
11. When My Baby’s Beside Me
12. Coda

Jason Isbell
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