The Trongone Band – Keys To The House – CD-Review

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The Trongone Band ist musikalisch zunächst quasi als reines ‚Familienunternehmen‘ gestartet. Die beiden Brüder Andrew Trongone (guitar/lead vocals) und Johnny Trongone (drums/vocals) begannen zusammen mit Vater John sr. (bass) ihre ersten spielerischen Versuche und Live-Auftritte rund um die heimatliche Gegend von Richmond an der US-Ostküste.

Mit einer schnell wachsenden Fanbase holte man sich mit dem starken Ben ‚Wolfe‘ White (keys/lead vocals) und Todd Herrington (bass/vocals) weitere Unterstützung, Letzgenannter zunächst als Ersatz für den Vater, wenn getourt wurde. Herrington ist aber mittlerweile fester Bestandteil der Band und hat ihr Debütalbum „Keys To The House“ auch produziert.

Das besteht aus neun herrlich abwechslungsreichen und kurzweiligen Stücken, welches den Puls der Southern Rock-Fraktion – da bin ich mir relativ sicher – vor Freude in die Höhe schießen lassen wird.

Jede Menge typischer E-Gitarren (auch mit viel Slide, Andrew hat sich hier das (große) Südstaaten-Ein-mal-eins bestens einverleibt), variierende Leadgesänge mit vielen Harmonie-Parts, zum Teil auch weiblichen Ergänzungen durch Alexandra Spaulding (bei „Blind“, „Anne Marie“, „Canyon Road“, „Love Away“ sowie „Ain’t It Funny“) und als eine Art Trademark, die Verknüpfung von (Hammond) Orgel-, E- und HT-Piano-Einlagen (meist innerhalb eines Tracks) durch den überragend agierenden Ben White.

Schon das eröffnende „Blind“, das wie eine süffisante Mischung aus Black Crowes, Dirty Guv’nahs und auch der Band Of Heathens dahergroovt, wird vermutlich schon so manchen Fan des Genres dazu veranlassen, sich die Scheibe ‚blind‘ zuzulegen. Ein herrlicher Auftakt. Dem nicht genug. Wenn im anschließenden „Ann Marie“ die E-Gitarre mit flockiger Akustikgitarrenuntermalung losknarzt, das Piano kurz aufklimpert und der Gesang mit Harmonie-Unterstützung im Stile der Outlaws einsetzt, hat der Vierer endgültig gewonnen.

„Straight To Hell“ rockt, wie der Titel es schon andeutet, mit polternden Drums, heulender E-Gitarre und wummernde Orgel echt ’straight‘. The Band, ABB, Little Feat und auch die Band Of Heathens stehen als Blaupause für das verspielte „Not Coming Home“ (wechselnde Leadgesänge, klasse E-(Slide) Gitarre, hallende/gurgelnde Orgel, viel klimperndes Piano). Die Freunde des swampigen bedient der herrlich slide-durchtränkte Stampfer „Nothing To Lose“, White lässt hier seine Orgel mal so richtig ‚durchspülen‘.

Nach einem schönen Piano-Intro entwickelt sich „Canyon Road“ mit den einsetzten restlichen Instrumenten und dem Gesang zu einer wunderschönen Southern Soul-Ballade, während der Schunkler „Another Lost Rambler“ wieder die Fußwippe aktiviert. Beim, in ABB-Tradition groovenden „Love Away“ (White mit Gregg Allman-Gedächtnis-Orgel), stört es überhaupt nicht, wenn das Solo mal von einem Syntheziser absolviert wird, zumal gegen Ende ein tolles E-Slide wie zu „Brothers & Sisters“-Zeiten reinsurrt.

Welch ein lässiger Groove und verspieltes Solieren beim abschließenden „Ain’t It Funny“, das dann den Rausschmeißer abgibt! Wieder mal lassen die Band Of Heathens (toller Leadgesang von Andrew) grüßen. Was für ein ‚Fun pur‘, wie eben auch das gesamte Werk. Da hätte man gerne sofort noch zwei bis drei Stücke mehr gehört, vielleicht der einzige Mini-Kritikpunkt.

The Trongone Band haben mich mit ihrem Erstling „Keys To The House“ restlos überzeugt. Todd Herrington hat in einem fetten, aber jederzeit transparenten Sound produziert. Das Quartett, das alle Lieder selbst komponiert hat, glänzt als bestens harmonierendes Kollektiv. Der Spaß, den die Jungs beim Einspielen hatten, transferiert sich direkt spürbar in die Boxen des heimischen Wohnzimmers.

Hinzu kommt eine superschnelles, hilfsbereites und kooperatives Management/Label, das sofort nach der Anfrage mit allen erforderlichen Dingen/Infos präsent war. Im Prinzip braucht die Trongone Band unter diesen hervorragenden Voraussetzungen, jetzt die Schlüssel zum Erfolg nur noch rumzudrehen, um auch bei uns jede Menge Fans des Genres hinzuzugewinnen. Aus meiner Sicht bisher der Newcomer-Tipp des Jahres!

Quelle Live-Studio-Videos: Audio Barre

Harmonized Records (2017)
Stil: Southern Soul Rock

01. Blind
02. Ann Marie
03. Straight To Hell
04. Not Coming Home
05. Nothing To Lose
06. Canyon Road
07. Another Lost Rambler
08. Love Away
09. Ain’t It Funny

The Trongone Band
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Harmonized Records
Under The Sea Artist Management
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Bärchen Records

Them Vibes – Electric Fever – CD-Review

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Them Vibes, eine weitere Band aus der Musikerschmiede Nashville, bringen mit „Electric Fever“ ihren zweiten Longplayer in der seit 2013 bestehenden Bandgeschichte heraus. Sie gründeten sich in der Underground Rockszene East Nashvilles, ein erstes Indiz dafür, dass nicht der typische Nashville-Sound zu erwarten ist. Them Vibes sind auch nicht dem klassischen amerikanischen Mainstream zuzuordnen. Auf diesem Werk sind ganz klar die Einflüsse der frühen Stones- und Beatles-Ära zu hören, aber auch Southern Rock-Ingredienzien à la Black Crowes.

Beim Opener „Shoot The Messenger“ fühlt man sich zu Beginn an die Glamrock-Ära im Stile von T Rex zurückversetzt, während der folgende Titelsong „Electric Fever“ eine gelungene, funkig-soulig gespielte, durchaus radio- und Rockdisko-taugliche Nummer ist.

Die folgenden, eher ruhigen Songs mit klar erkennbarem Southern Rock-Touch schließen im gewissen Sinne die Lücke, die die Black Crowes hinterlassen haben. Dabei sind in den Songs immer wieder psychedelische Akzente gesetzt, die auch aus den Federn der Stones, Beatles oder Led Zeppelin hätten stammen können. Schön ist, dass es dem Quintett dabei aber gelingt, einen eigenen modernen Stil zu entwickeln und man nicht in die Richtung einer Art Coverband abdriftet.

Mit „Hangin“ wird es dann eine Spur härter. Hier wird aufgezeigt, dass Rock’n’Roll noch lebt. Wie es sich für Bands aus dem Rockgenre gehört, ist mit „Stay“ auch eine eher getragene Hymne, die früher die Feuerzeuge, heute die Taschenlampenfunktion der Handys aktiviert. Den Abschluss bildet mit „Waiting On The Gold“ ein akkustischer Song, der einem Country-umwobenen Nashville-Track am nächsten kommt.

Them Vibes ist mit „Electric Fever“ ein abwechselungsreiches Album gelungen, welches durch die vielen stilistischen Einflüsse niemals langweilig wird und dennoch in gewisser Weise einen roten Faden erkennen lässt. Wer auf modernen Southern Rock und Rockmusik im Stile der alten Sones und Beatles steht, wird auf der Scheibe mit Sicherheit einige Lieder nach seinem Geschmack finden.

Schön wäre, wenn es Teenage Head Music gelänge, die Band nach Europa zu lotsen, da bei dem Material ein abwechselungsreiches gitarrenorientiertes Livegewitter zu erwarten ist.

Alex Haddad – guitars
Larry Florman (Brother Love) – vocals
Kyle Lewis – guitar
Judd Fuller – bass
Sarah Tomek – drums

Review: Gernot Mangold

Teenage Head Music (2017)
Stil: Rock

01. Shoot The Messenger
02. Electric Fever
03. Love Will Never Fade Away
04. Who Do You Love
05. Comin Down On You
06. Sha La Loo Ya
07. Dance All Night
08. Hangin
09. Out Of The Blue
10. Stay
11. New Religion
12. Waiting On The Gold

Them Vibes
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Teenage Head Music

The Brandos – Los Brandos – CD-Review

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Review: Michael Segets

Fast elf Jahre mussten die Fans auf das neue Studioalbum der Band warten. Pünktlich zum dreißigjährigen Jubiläum ihres Debüts „Honor Among Thieves“ lassen The Brandos wieder von sich hören. Von den Gründungsmitgliedern ist allerdings nur noch Leadsänger und Gitarrist David Kincaid verblieben. Der aus Kalifornien stammende und in New York lebende Bandleader hat sich für „Los Brandos“ bei Frank Giordano (guitar, backing vocals) und Tommy Goss (Drums) Unterstützung geholt.

Wie der Titel bereits vermuten lässt, sind auf der CD auch auf Spanisch gesungene Stücke vertreten. Auf dem vorangegangenen Studioalbum „Over The Border“ deutet das Abschlusslied bereits an, dass sich Kincaid zukünftig auch in dieser Sprache versucht. Hier singt er nun fünf der zehn Songs auf Spanisch.

Obwohl sie einen spanischen Text haben, lassen die beiden kraftvollen Rockstücke „Señor Coyote“ und „Querer A Los Niños” mit den dominierenden Gitarren und der markanten Stimme Kincaids direkt erkennen, dass The Brandos wieder da sind. Gleiches gilt für „Maligna Presencia”, das mit einem Tempowechsel punktet und ein Highlight unter den spanischen Liedern darstellt.

Bei dem sanfteren „Bella Encantadora“ überzeugen die melodischen Gitarren, wobei der Song insgesamt etwas zu glatt wirkt. Die tief gesungene Tex-Mex-Nummer „A Todo Dar“, von Ignacio Jaime geschrieben, kracht hingegen ungeschliffen drauflos.

Das zweite Cover „Jacinto Chiclana“ wurde ursprünglich von Astor Piazolla komponiert und von Jorge Luis Borges mit einem Text versehen. Maria Gómez übernimmt den Begleitgesang bei dem getragenen Stück, das in einer englischen Übersetzung präsentiert wird.

„Suffer In Silence“ und „Woodstock Guitar“ reihen sich mit dem spannungsgeladenen Songwriting, eingängigen Refrains, tollem Gitarrenspiel und dem ausdrucksstarken Gesang, nahtlos in frühere Veröffentlichungen der Brandos ein. Bei „What Kind Of A World“ begleitet sich Kincaid lediglich mit einer akustischen Gitarre, wodurch seine stimmlichen Qualitäten voll zur Geltung kommen. Mit „These Troubled Times“ findet eine rockige englischsprachige Nummer den Weg auf das Album, die zu meinen Favoriten zählt.

Dass Kincaid tolle Songs schreiben und unverwechselbar performen kann, zeigt er auch auf der neuen Scheibe. Die spanisch gesungenen Lieder funktionieren und sind als Brandos-Stücke identifizierbar. Dennoch gelingt es Kincaid in seiner Muttersprache etwas besser, die Varianz seiner Stimme einzusetzen.

Das Begleitheft liefert die englischen Übersetzungen. Dies ist sinnvoll, da die Texte durchaus eine Aussage haben. Sie stellen einen literarischen Kommentar zu historischen oder sozialen Gegebenheiten und zu menschlichen Sinnfragen dar. Während sich Kincaid bislang musikalisch und inhaltlich seinen irischen Wurzeln und damit dem keltisch inspirierten Folk-Rock zugewandt hatte, wirft er nun einen Blick auf seinen mexikanischen Familienzweig und auf seine neue Rolle als Vater eines Sohnes.

Kincaid brauchte einen langen Atem, um seine Alben zu realisieren. Frühere Rechtsstreitigkeiten mit der Plattenfirma und private Umstände haben Veröffentlichungen immer wieder hinausgezögert. Die Fertigstellung des neuen, bereits 2015 bei Blue Rose Records angekündigten Longplayer war wohl ebenfalls mit Problemen behaftet. Das vorliegende Produkt zeigt, dass sich die Anstrengung gelohnt hat.

Zu gönnen wäre es dem Sechzigjährigen, dass das Werk Erfolg hat und die derzeitige Tour entsprechend verläuft. Den Fans ist zu wünschen, dass „Los Brandos“ nicht das letzte musikalische Lebenszeichen von Kincaid bleibt.

Blue Rose Records (2017)
Stil: Rock

01. Señor Coyote
02. Querer A Los Niños
03. Suffer In Silence
04. Woodstock Guitar
05. Jacinto Chiclana
06. Maligna Prescencia
07. What Kind Of A World
08. Bella Encantadora
09. These Troubled Times
10. A Todo Dar

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The Brandos – 18.06.2017, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Bandleader Dave Kincaid und The Brandos haben bei der Vorstellung ihres neuen Albums „Los Brandos“ den nahezu vollen Yard Club gerockt.
Der gut aufgelegte Kincaid scherzt zu Beginn über die zehnjährige Pause, die von den Brandos eingelegt wurde. Diese ist aber bereits bei den ersten Tönen des Live-Klassikers „Fight For Love“ vergessen. Temporeich geht’s mit „The Only Love“ und „Let It Go“ von der „Over The Border”-CD weiter.

Bei den früheren Single-Auskopplungen „Anna Lee“ und „The Solution“ geht das Publikum vollständig mit. Das harmonische „The Keeper“ und das neue „Suffer In Silence“ setzten einen Kontrapunkt zu den rauen Klängen der schnelleren Rocksongs. Im ersten Teil des Hauptsets präsentiert Kincaid noch die beiden kraftvollen „Señor Coyote“ und „Querer A Los Niños” von der aktuellen Scheibe. Die auf Spanisch gesungenen Stücke leitet Kincaid mit kurzen Erklärungen ein und baut augenzwinkernd darauf, dass ein im Publikum identifizierter Spanier, die genauen Übersetzungen liefern könne.

Mit dem wunderschönen Liebeslied „Love Of My Life“ und dem seinem Sohn gewidmeten „What Kind Of World“ integriert Kincaid einen semi-akustischen Part in das Konzert. Beim ersten Stück wird er noch von Gitarrist Frank Giordano begleitet, das zweite spielt er solo. Hat Kincaid früher mit Mandoline oder Banjo für Abwechslung gesorgt, setzt er bei dieser Tour auf die akustische Gitarre.

„She’s The One“ läutet den zweiten Teil des rockigen Hauptsets ein. Es folgt „Woodstock Guitar“, zu dem Kincaid eine Anekdote erzählt. Live gespielt, gewinnt „Bella Encantadora“ im Vergleich zur etwas glatten Studioversion. Mit „Over The Border“ und „Pass The Hat“ spielen The Brandos zwei Titelstücke älterer Alben mit hohem Wiedererkennungswert. Der wohl bekannteste Song der Band ist „Gettysburg“. Das Intro lässt die irischen Einflüsse in der Musik der Brandos kurz durchscheinen. „Can’t Go Home“, das Kincaid gerne gegen Ende seiner Konzerte spielt, schließt das eineinhalbstündige Hauptset.

Zwischen den beiden Zugaben gönnt sich die Band nur eine kurze Verschnaufpause. „Maligna Presencia“ und „These Troubled Times“ der neuen Veröffentlichung nehmen Tempo auf. Die Mimik und Gestik Kincaids bei dem langen Gitarrensolo in „Nothing To Fear“ ist unverwechselbar. Die Publikumswünsche „Light Of Day“ und das abschließende „Gunfire At Midnight” lassen den Saal schließlich kochen und das liegt nicht nur an den hochsommerlichen Temperaturen.

Die Besucher haben ein beeindruckendes Brandos-Konzert erlebt. In den gut zwei Stunden hörten sie – mit Ausnahme der beiden Cover-Stücke – alle Songs des aktuellen Albums in gelungenen Versionen. Das Publikum, das überwiegend aus eingefleischten Brandos-Fans bestand, nahm diese begeistert auf. Darüber hinaus kann man bei der sehr guten Songauswahl der älteren Lieder kaum etwas besser machen.

Kincaid scheint die Bühnenauftritte vermisst zu haben und spielte ein leidenschaftliches Konzert. Stimmlich ist er noch voll auf der Höhe und sein Gitarrenspiel gewohnt virtuos. Die Begleitmusiker Frank Giordano, Thomas Goss und Sal Maida agierten souverän, aber unauffällig. Einziger Wehmutstropfen ist vielleicht das Fehlen von Bassist Ernie Mendillo, der früher neben Kincaid als kongenialer Aktivposten die Bühne rockte.

Line-up:
Dave Kincaid (lead vocals, guitars)
Frank Giordano (guitars, vocals)
Sal Maida (bass, vocals)
Thomas Goss (drums, vocals)

Bilder: Peter ‚Beppo‘ Szymanski
Bericht: Michael Segets

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Yard Club Köln
Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Stacie Collins – 14.06.2017, Yard Club, Köln – Konzertbilder

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Trotz des schönen und ziemlich warmen Sommerwetters haben sich doch einige SC-Fans im Yardclub eingefunden, um sie mit ihrer Band auf der Bühne zu erleben. Im Club ist es heiß, gefühlte 40 Grad. Stacie betritt die Bühne, wie immer mit ihrem unverkennbaren Markenzeichen, diesem coolen alten Strohhut, wohl geformt und gebogen. Als ich sie in Bonn im Oktober 2013 gesehen habe, trug sie ihn auch schon.
Und dann geht sie los die Show, aufgeteilt in 2 Sets (Trackliste siehe Galerie). Mit einer unglaublichen Leichtigkeit tänzelt sie über die Bühne, singt ihre Songs und bläst die Harp dazu, perfekt begleitet von ihrer Band. Was für ein schöner Abend!

Line-up:
Stacie Collins (lead vocals, harp)
Al Collins (bass)
Ryan McCormick (drums)
Jon Sudbury (electric guitar)

Bilder und Eindrücke: Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Stacie Collins
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Yard Club Köln
Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Julian Sas – 10.06.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Mit Julian Sas verbindet mich so ein Hauch von Nostalgie in eigener Sache. Er war der allererste Musiker, über dessen Live-Künste ich als Rezensent ein paar Zeilen verfasst habe. Wir schrieben das Jahr 2001 und Sas machte den Support für Roger Chapman in der Rheinberger Stadthalle. Es war die Zeit, als das Internet erst allmählich begann, Fahrt aufzunehmen und wir hatten gerade mit ein paar Typen aus ganz Deutschland, wovon sich niemand gegenseitig kannte, das erste Rockmusik-Online-Magazin gegründet und in die Tat umgesetzt.

Damals schrieb ich über Julian: „… Äußerlich mich an den noch etwas jüngeren Hughie Thomasson (The Outlaws, später Lynyrd Skynyrd) erinnernd, die lange, gelockte Mähne durch ein Stirnband umringt, aber dem mit der Zeit immer breiter werdenden Mittelscheitel hilflos ausgeliefert, ließ er ein Blues’n’Boogie Rock-Gewitter über uns fegen, das sicherlich bei jedem Genre-Fan für eine recht hohe Ausschüttung von Glückshormonen sorgte…“

Seitdem ist viel Wasser den Rhein heruntergelaufen. Viele Veröffentlichungen und unzählige Konzerte auf Seite des Protagonisten und weit über 1000 Reviews und als Inhaber eines noch recht jungen Magazins meinerseits später, nutzen Fotograf Gernot und ich die Gelegenheit, den Holländer samt seiner Mitstreiter Roland Bakker, Fotis Anagnostou und Rob Heijne, im Schwarzen Adler erneut unter die Lupe zu nehmen.

Die Leute und wir beide brauchten unser Kommen in der rappelvollen Vierbaumer Blues-Kult-Kneipe nicht zu bereuen, das Quartett zog alle Register der heutigen Blues Rock-Kunst und überzeugte mit ungeheurer Dynamik, Power und sympathischer Ausstrahlung in zwei ausgiebig ausstaffierten Sets.

Hängen geblieben aus dem ersten Part sind Songs wie das Wah-Wah-begleitete, schön stampfende „Mercy“, die in texanischer Manier zelebrierten Boogies „Jump For Joy“ (Wahnsinns-Power) und „Driftin‘ Boogie (ZZ Top-Flair), sowie der atmosphärische Slow Blues „Fear Of Falling“, die bis dato allesamt von Sas mit einer Stratocaster abgewickelt wurden. Für das Gregg Allman gewidmete, mit passenden ABB-Jam-Anleihen ausgeschmückte „Helping Hand“ zum Ende des ersten Sets und im weiteren Verlauf wechselte der Niederländer dann zu den, auch von Warren Haynes gerne gespielten, Gibson Firebird-Gitarren.

Im zweiten Set legten die vier Musiker in Sachen Intensität und Spielfreude noch einen oben drauf. Als Toptracks hab ich das hymnische, mit ein wenig „Freebird“-Esprit performte „Coming Home“ auf meinem Notizzettel stehen. Herrlich auch das vor Power nur so strotzende Freddie King-Cover „Going Down“ mit launig integriertem E-Gitarren-Hammond-Orgel-Duell zwischen Sas und dem rein äußerlich eher weniger nach Tasten-Virtuose, sondern mehr wie ein schlitzohriger Metzgermeister („…darf es gerne eine Scheibe mehr sein…?“) wirkenden, wuchtigen Roland Bakker (auch mit einigen tollen HT-Piano-Einlagen), das seiner Frau gewidmete „Blues For J“ (mit dezenten Gary Moore-Reminiszenzen) und das rhythmisch rockende „The Devil Got My Number“ zum Ende des musikalischen Hauptteils.

Unter zurecht tosendem Applaus und Zugabe-Gesängen ließ das Quartett es sich nicht nehmen, noch Sas‘ bekannten Rory Gallagher-Präferenzen zu huldigen. Der Bandleader schnappte sich eine Telecaster und slidete zunächst den allseits beliebten „Bullfrog Blues“ in Alleinunterhalter-Manier, bis sich der Rest seiner Kumpanen samt der schwer schuftenden Rhythmusfraktion Anagnostou/Heijne und Bakker (erneut klasse HT-Piano) für ein furioses Finish dazu stießen.

Julian Sas und Band untermauerten nachhaltig, dass ihnen auf europäischen Blues Rock-Parkett nur sehr wenige Acts das Wasser reichen können. So kann ich erneut eine tadellose und vor allem äußerst energiegeladene Leistung im, wieder durch einen klaren und transparenten Sound glänzenden Adler, attestieren.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Julian, wie bereits erwähnt, auch diverse Southern Rock-typische Akzente mit in manche Lieder einfließen ließ. Bei schwül-warmen Temperaturen draußen, gab es das fällige Gewitter, allerdings wie damals schon, nur in musikalischer Hinsicht, und zwar innerhalb des Rheinberger Bluestempels. Und ich wette, dass auch diesmal bei Ernst Barten und seinem Adler-Publikum, wieder jede Menge Endorphine freigesetzt wurden…

Line-up:
Julian Sas (lead vocals, electric & slide guitar)
Roland Bakker (piano, organ)
Fotis Anagnostou (bass)
Rob Heijne (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Julian Sas
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Schwarzer Adler

Andy Frasco And The U.N. – Songs From The Road – CD/DVD-Review

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Review: Michael Segets

Andy Frasco bezeichnet seine Musik selbst als „Party Blues“. Er will mit seiner Mucke gute Laune versprühen und dies gelingt ihm bei seinem Open-Air-Konzert in Bamberg auf ganzer Linie. Die Aufnahme der Live-Show vom 13. August 2016 umfasst fünfzehn Songs und zeigt, dass Frasco und seine Band wissen, wie Partystimmung erzeugt wird.

„C Boogie“ eröffnet das Konzert und heizt direkt die Atmosphäre im Publikum auf. Frasco hält es nicht hinter den Keyboards, sondern begibt sich ins Publikum und animiert mit einer eigenwilligen Tanzeinlage. „When You Lonely (Fill You Up)“ nimmt den Schwung mit. Die Bläser um Ernie Chang am Saxophon laufen hier auf Hochtouren. Auch bei dem Soul-durchtränkten „Tie You Up“ sowie dem eingängigen „Make It Worth“ verströmt die Band große Spielfreude, unterstützt durch einen Schluck Jägermeister.

„Mature As Fuck“ startet und endet als Rock-Nummer, die zum Mitgrölen einlädt. Dazwischen liegt ein kurzes Reggae-Intermezzo. Bei „Stop Fucking Around“ bezieht Frasco das Publikum in den Refrain ein. Den Gesangspart bei einer Strophe übernimmt Gitarrist Shawn Eckels. Durch die Vorstellung und Soli der Bandmitglieder kommt „It´s Been A Struggle“ auf über 14 Minuten Spielzeit.

Mit dem Country-Bar-Song „Smokin´ Dope And Rock `N Roll”, das als Medley mit „Purple Rain“ von Prince gespielt wird, zeigen die zehn Musiker weitere Facetten ihrer musikalischen Bandbreite. Das Bluegrass-infiltrierte „Down The Road” schließt die Ausflüge der Band in die Spielarten des Country ab. „Doin´ It” versetzt die Hörer dann beinahe in die Disco-Ära der siebziger Jahre. Dabei klingen die Töne, die Matt Owen seiner Tuba entlockt, fast wie ein funky Keyboard.

Der Blues „Baby Take The Day Of“ findet sich nicht auf der Audio-CD, statt dessen ist dort das beschwingte „Crazy Guy“ aufgenommen, mit dem sie auf 79 Minuten Spielzeit kommt. Frasco zeigt, dass er das Spiel mit dem Publikum beherrscht und lädt es bei „Sunny Day Soldier“ erneut dazu ein, ihn gesanglich zu unterstützen, was dieses gerne wahrnimmt. Schließlich holt Frasco noch einige Kinder auf die Bühne, um mit ihnen zu singen und zu tanzen.

Jugendfrei sind die Anzüglichkeiten während des Konzerts zwar nicht immer, aber Frasco rechnet damit, dass er nicht ganz verstanden wird und wer will das bei so einer Sause schon genau nehmen? Die Tanzparty findet bei „What More Can I Say” ihren Höhepunkt und vorläufigen Abschluss.

Die beiden Zugaben zeigen nochmal andere Seiten von Andy Frasco and the U.N. Die Zugabe beginnt mit dem ruhigen Stück „Main Squeeze“, bei dem sich Frasco stimmungsvoll am Piano begleitet und die Band erst später einsteigt. „Killing In The Name“ von Rage Against The Machine schlägt eine härtere Gangart an und lässt es zum Abschluss richtig krachen.

Die Besucher in Bamberg erlebten ein abwechslungsreiches Konzert mit einer sympathischen, ungestüm aufspielenden Band, die jenseits von stilistischen Einordnungen dazu einlädt, Spaß mit ihr und an ihrer Musik zu haben. Andy Frasco and the U.N. empfehlen sich mit „Songs From The Road“ auf alle Fälle für den Besuch ihrer Konzerte.

Unabhängig von der Musik oder der Show gibt es einen Kritikpunkt an der DVD: Wenn man die Scheibe durchlaufen lässt, unterbrechen fünf ein- bis zweiminütige Impressionen von dem Leben der Band während ihrer Tour den Konzertmitschnitt. Die Kurzfilme zerstückeln das Konzert, was eher störend ist. Man hätte sie auch als Bonus separieren können, aber vielleicht verstehe ich das künstlerische Gesamtkonzept nicht. Gut hingegen ist, dass die einzelnen Songs direkt vom Titelmenü angewählt werden können.

Ruf Records (2017)
Stil: Party Blues & More

DVD:
01. C Boogie
02. When You’re Lonely (Fill You Up)
03. Tie You Up
04. Make It Work
05. Mature As Fuck
06. Stop Fucking Around
07. It’s Been A Struggle
08. Smokin‘ Dope And Rock N‘ Roll
09. Down The Road
10. Doin‘ It
11. Baby Take The Day Off
12. Sunny Day Soldier
13. What More Can I Say
14. Main Squeeze
15. Killing In The Name

CD:
01. C Boogie
02. When You’re Lonely (Fill You Up)
03. Tie You Up
04. Make It Work
05. Mature As Fuck
06. Stop Fucking Around
07. It’s Been A Struggle
08. Smokin‘ Dope And Rock N‘ Roll
09. Crazy Guy
10. Down The Road
11. Doin‘ It
12. Sunny Day Soldier
13. What More Can I Say
14. Main Squeeze
15. Killing In The Name

Andy Frasco And The U.N.
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Ruf Recordske

Mason Rack Band – 02.06.2017, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

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Das, in zwei Sets geteilte, starke Konzert (z. T. mit Gast Harp-Spieler) dauerte über zwei Stunden, mit vielen eigenen Kompositionen und Coversongs wie „Crawling Kingsnake“, „Goin‘ Out West“ (Tom Waits), „La Grange“, „Who Do You Love“. Dazu ein Medley, bestehend aus bekannten Riffs (ACDC, Led Zeppelin und Cream), gespielt vom Bassisten.

Die obligatorische Percussion-Einlage und der Instrumententausch (Drummer spielt Bass, der Bassmann spielt Lead und Mason am Schlagzeug) brachte zusätzliche Stimmung im, für das Überangebot am Pfingstwochenende und die sommerlichen Temperaturen, gut gefüllten Blue Notez Club.

CD Tipp: „Live in Canada“

Line-up:
Mason Rack (lead vocals, guitars)
Jamie ‚Robo‘ Roberts (bass)
Jules Keshan (drums)
PJ Kevo (harp)

Bilder und Eindrücke: Peter Schepers

Mason Rack Band
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Blue Notez Dortmund

Little Steven – Soulfire – CD-Review

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Review: Michael Segets

Steven van Zandt, alias Little Steven, ist ein Urgestein in der Musikbranche. Vor allem als kopftuchtragendes Mitglied der E Street Band von Bruce Springsteen wurde er international bekannt. 1982 startete er seine Solo-Karriere mit „Men Without Women“. Diesem Album folgten in den Achtziger Jahren noch drei weitere. 1999 meldete er sich mit „Born Again Savage“, das auf seinem eigenen Wicked-Cool-Label erschien, nochmal zurück.

Zwischenzeitlich widmete er sich der Schauspielerei als Mafiosi in „The Sopranos“ und „Lillyhammer“. Seit Jahren produziert er Alben junger Bands, moderiert seine Radio-Show ‚Little Steven’s Underground Garage‘ und tourt mit Springsteen.

Nun veröffentlicht Little Steven mit „Soulfire“ sein erstes Solo-Album in diesem Jahrtausend. Wer jedoch nach so langer Pause neues Songmaterial erwartet hat, wird weitgehend enttäuscht. Steven van Zandt wirft eher einen Blick zurück und spannt den Bogen von den 1970er Jahren, die von der Zusammenarbeit mit Southside Johnny und den Asbury Jukes geprägt waren, bis zu den neueren Arbeiten für Bands seines Labels. Die CD bietet acht von ihm (mit-)geschriebene Songs, die bereits andere Künstler veröffentlicht haben, zwei Coverversionen und zwei Erstveröffentlichungen.

Nach seiner politischen Phase, die ihn vom Rock’n’Roll in Richtung Pop entfernte, kehrt der Sechsundsechzigjährige nun zu seinen musikalischen Anfängen zurück. Sechzehn Musiker und sechs Backgroundsängerinnen unterstützen ihn dabei. Das Album bietet energiegeladene Rocksongs, die an die besten Zeiten Little Stevens anknüpfen. Der Little Stevens Frühwerk kennzeichnende Einsatz der Horn-Section prägt auch die aktuelle CD. Der mehrstimmige Gesang der Backgroundsängerinnen, wohl als Hommage an die frühe Phase des Rock’n’Roll gedacht, nimmt manchen Songs den ungeschliffenen Charme, der seine Alben aus der ersten Hälfte der 1980er Jahren charakterisiert, integriert sich aber nahtlos in den zumeist satten Klangteppich der Arrangements.

Mit dem Titelstück „Soulfire“ legt die CD rockig los und gibt das Grundtempo des Albums vor. Das hymnenhafte „I’m Coming Back“ reißt von Anfang an mit. Die Bläser-Abteilung mit den beiden alten Weggefährten Stan Harrison (Tenor Saxophon) und Eddie Manion (Bariton Saxophon) von den Asbury Jukes gibt dem Song enormen Schwung.

Bei „Blues Is My Buisness“ covert Little Steven eine Blues-Rock-Nummer, die aus der Feder von Kevin Bowe und Todd Cerney stammt. Durch die – für die Verhältnisse von Little Steven – langen Soli von Gitarre und Orgel, den mehrstimmigen Gesang und das Spiel zwischen Chor und Lead Vocals gelingt es ihm tatsächlich, ein authentisches Blues-Feeling aufkommen zu lassen, ohne dass er seine Wurzeln, die nun mal im Rock liegen, verleugnet. Little Steven liefert mit „I Saw The Light“ wiederum einen geradlinigen, bislang unveröffentlichten, Rocksong ab.

Das etwas langsamere „Some Things Just Don’t Change“ baut geschickt einen Spannungsbogen auf und gewinnt zunehmend an Intensität. „Love On The Wrong Side Of Town“, das Little Steven zusammen mit Bruce Springsteen geschrieben hat, wurde wie das vorangegangene Stück ursprünglich von Southside Johnny und den Asbury Jukes aufgenommen. Beide Songs gehören unter den Kompositionen von Little Steven zwar nicht zu meinen Favoriten, sind aber gut arrangiert und den ursprünglichen Versionen mindestens ebenbürtig.

„The City Weeps Tonight“ erinnert an die Schnulzen der Fünfziger oder Sechziger Jahre. Das bis dato unveröffentlichte Stück ist mit Doo Wop überfrachtet. Der mehrstimmige Backgroundgesang verleiht dem Song eine ziemliche Süße und für den schmachtende Gesang von Little Steven muss man schon in einer sehr speziellen Stimmung sein. In den ersten zwei Minuten steigt „Down And Out In New York City“ mit ungewohnt jazzigen Klängen ein, die auch später immer wieder durchscheinen. Little Steven gibt der Funk-Nummer von James Brown dann aber einen rockigen Einschlag, bei dem der mitreisenden Chorus das Highlight darstellt.

„Standing In The Line Of Fire“ galoppiert mit seinem treibenden Rhythmus, bei dem Schlagzeuger Rich Mercurio ganze Arbeit leistet, direkt in den Sonnenuntergang. Die staubtrockene Gitarre könnte einen Italowestern begleiten. Das als Single ausgekoppelte „Saint Valentine’s Day“, zeichnet sich durch den coolen Gesang von Little Steven aus, der durch den etwas reduzierteren Klangteppich voll zur Geltung kommt. Die Version seines Klassikers „I Don’t Wanna Go Home“ unterscheidet sich mit dem Einsatz der akustischen Gitarre von der Live-Performance beim Rockpalast 1982, ist deshalb aber nicht weniger gelungen. Den Abschluss der CD bietet mit „Ride The Night Away“ nochmal eine straight gespielte Rocknummer, die durch die Bläser viel Drive erhält.

Die anfängliche Befürchtung, dass die CD ein zusammengewürfeltes Konglomerat von Zweitverwertungen seiner Songs darstellt, bestätigt sich nicht. „Soulfire“ ist ein persönliches Album, bei dem sich Little Steven auch vor der Musikrichtungen seiner Jugend verneigt, die er bislang nicht in seinen Soloprojekten verarbeitet hatte. Als einer der Heroen meiner Jugendzeit löst Little Steven bei fast allen Songs das ein, was man von ihm erhoffen kann: kraftvolle, sorgfältig komponierte und arrangierte Rockmusik von einer großartigen Begleitband mit Herz gespielt und mit Leidenschaft gesungen.

Versteht man das Album als Zwischenbilanz und nicht als abschließende Werkschau, bleibt zu hoffen, dass Little Steven trotz seiner vielfältigen Betätigungsfelder den Blick wieder auf seine musikalische Solo-Karriere richtet und weitere Alben in Angriff nimmt, denn sein Feuer brennt noch.

Wicked Cool Records/Universal (2017)
Stil: Rock

01. Soulfire
02. I’m Coming Back
03. Blues Is My Buisness
04. I Saw The Light
05. Some Things Just Don’t Change
06. Love On The Wrong Side Of Town
07. The City Weeps Tonight
08. Down And Out In New York City
09. Standing In The Line Of Fire
10. Saint Valentine’s Day
11. I Don’t Wanna Go Home
12. Ride The Night Away

Little Steven
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Universal Music

Greasy Tree – Same – CD-Review

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Review: Michael Segets

Das selbstbetitelte Debüt von Greasy Tree bietet 42 Minuten kraftvollen Blues Rock. Greasy Tree sind Cameron Roberts (guitar, vocals), Dustin ‚Red‘ Dorton (bass, vocals) und Jacob Brumley (drums, vocals). Die jungen Männer aus Jonesboro, Arkansas, haben sich über die Zusammenarbeit mit Teenage Head Music gefunden und sind in den letzten zwei Jahren unter anderem auf diversen Festivals aufgetreten.

Bei ihrem in Memphis eingespielten Album wurden sie von Pete Matthews (Devon Allman, Evanescence, Paul Simon) sowie Toby Vest unterstützt. Die klare Produktion verzichtet auf Spielereien und konzentriert sich stattdessen auf die Qualitäten der Band. Greasy Tree loten die Spannbreite des Blues Rock aus und integrieren unterschiedliche musikalische Stilrichtungen in ihre Songs, ohne dass dies aufgesetzt oder bemüht wirkt. Die Band verarbeitet Einflüsse von Blues, Rock, Funk und Soul eigenständig, sodass ihr insgesamt ein stimmiges Album gelingt. Der Nachteil eines so vielfältigen Angebots liegt naturgemäß darin, dass sich der Hörer je nach musikalischem Geschmack eventuell mehr von dem einen oder weniger von dem anderen Element gewünscht hätte.

Die Gitarrenriffs, die kraftvolle und an den richtigen Stellen raue Stimme von Cameron Robert prägen den Opener „Don’t Worry About Me“. Ein kurzes Gitarrensolo und der mehrstimmige Background-Gesang gegen Ende des Stücks setzen die richtigen Akzente, um auf die nächsten Songs neugierig zu machen. Mit dem treibenden „Let Love Go“ legt die Band einen Zahn zu. Nach einem fast sanften Gitarrenintermezzo setzen die rockigen Riffs wieder ein und Roberts offenbart seine Shouter-Fähigkeiten. Neben dem eingängigen Refrain von „Sweet Sugar“ mischen sich durch die Breaks und das Bassspiel von Dustin ‚Red‘ Dorton Funk-Anleihen in den Song. Auch Schlagzeuger Jacob Brumley dreht bei diesem Song mächtig auf. Abwechslungsreiche Gitarreneinsätze sorgen zusätzlich für überraschende Momente.

Bei „Time, Love and Space“ schalten Greasy Tree einen Gang runter. Spannung erhält die Midtempo-Nummer durch das kraftvolle Schlagzeug und die Intensitätssteigerung des Gesangs.  „Goin‘ Home“ zeigt die Band von ihrer gefühlvollen, Blues-orientieren Seite. Der Refrain wartet mit einem Tempowechsel und stampfendem Rhythmus auf. „Shame (Behind the Bottle)“ ist ein weiterer Blues, bei dem Roberts seine Gefühle über eine unglückliche Kombination von Alkohol und Liebe herauslässt. Beschwingt und lässig wirkt hingegen das Soul-durchtränkte „Love That Lady“, das mit passendem Harmoniegesang gute Laune verströmt. Mit „Wiskey“ ist die Band dann wieder beim Thema Alkohol. Hier wird Dorton Raum gegeben, sein Können am Bass zu zeigen.

Das über sechs Minuten lange „Greasy“ startet mit einem Funk-Einschlag. Den zweiten Teil des Stücks prägt ein ausgiebiges, zunächst getragenes Gitarrensolo, das zum Ende Fahrt aufnimmt und so zum Refrain des Anfangsteils überleitet. Robert legt sich als Sänger und Gitarrist bei „She Wild“, dem knackigen Abschluss der CD, nochmal intensiv ins Zeug.

Der Blues Rock von Greasy Tree, der seine Wurzeln in den 60er und 70er Jahren hat, ist weit davon entfernt, angestaubt zu wirken. Vielleicht bietet die CD keine großen Innovationen, aber das abwechslungsreiche Songwriting, die Musiker, die ihre Instrumente beherrschen, und die passende Stimme von Cameron Roberts hebt die Band deutlich aus dem Mittelmaß heraus. Insgesamt debütiert Greasy Tree mit einem gelungenen Album, das Lust darauf macht, mehr von der Band zu hören.

Teenage Head Music (2016)
Stil: Blues Rock

01. Don’t Worry About Me
02. Let Love Go
03. Sweet Sugar
04. Time, Love, And Space
05. Goin‘ Home
06. Shame (Behind The Bottle)
07. Love That Lady
08. Whiskey
09. Greasy
10. She Wild

Greasy Tree
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