Luke Bryan – Kill The Lights – CD-Review

Luke Bryan setzt dem Jahr 2015 seinen Stempel auf. Nachdem der erfolgreiche Künstler (und er ist ist mittlerweile einer der erfolgreichsten Musikinterperten der USA, weit über das Countrygenre hinaus) vor kurzem mit einer weiteren saustarken Scheibe aus seiner Springbreak-Kollektion („Spring Break… Checkin‘ Out“) aufgewartet hatte, legt er auf Capitol Records nun mit „Kill The Lights“, seinem 5. ‚offiziellen‘ Studioalbum, noch einmal nach. Mann, hat der Sonnyboy eine kreative Energie! Labelintern hat er einer Größe wie Keith Urban mittlerweile fast schon den Rang abgelaufen.

Auch auf „Kill The Lights“ hat Luke wieder einen erheblichen Teil der Tracks mitkomponiert, an seiner Seite natürlich mit das Beste, was Nashvilles Songwritergarde zu bieten hat: Dallas Davidson, Ashley Gorley, Chris DeStefano, Jon Nile, Russ Copperman, Jay Clementi, Rodney Clawson, Luke Laird, Rhett Akins, Ben Hayslip, nur um einige zu nennen. Selbstredend wurde für ihn auch instrumentell das große Besteck aufgefahren. Sämtliche Positionen zum Teil mehrfach besetzt. Auch hier nur Top-Leute der Szene wie Greg Morrow, Shannon Forrest, Ilya Toshinsky, Jimmy Lee Sloas, Mark Hill, Adam Shoenveld, Kenny Greenberg, JT Corenflos, Michael Rojas, Perry Coleman, Hillary Lindsey und, und, und.

Äußerst knackig produziert haben Jeff und Jody Stevens, die sich musikalisch und kompositorisch ebenfalls eingebracht haben und auch diesmal den Spagat geschafft haben, Bryan wieder für die allgemeinen Billboard Charts ’salonfähig‘ zu halten, ohne dabei komplett die New Country-Klientel aus dem Auge zu verlieren. Ein modernes Werk, das vor Kraft und Energie strotzt, aber auch immer wieder tolle Momente des Einkehrens bietet. Die Debütsingle „Kick Up The Dust“, ein Banjo-getriebener lässiger Bro-Countrystampfer hat sämtlichen Staub der Saloontheken weggefegt und sich sofort auf Platz 1 der Charts festgesetzt. Coole Nummer!

Das Titelstück wird mit seinem energiegeladenen Refrain vermutlich so manches Leuchtmittel zum Verglühen bringen. Bryan und seine Co-Writer Jody und Jeff Stevens überraschen hier, man glaubt kaum, das so was möglich ist, mit einem „Billy Jean“-verdächtigen Grund-Rhythmus. Auch ein potentieller Hit. Bryan hat seine ganz starken Momente auf diesem Werk, wenn er zwischendurch immer mal wieder einen Gang zurückdreht. Klasse das Piano-getränkte, relaxt dahin groovende „Strip It Down“, ein herrliches Stück zum Zurücklehnen und Entspannen. Grandios hier die messerscharfen E-Gitarrenslides, der auch insgesamt mit vielen brillanten, auf den Punkt gebrachten Kurzsolis agierenden Klasseleute Greenberg, Shoenveld und Corenflos. Immer wieder ein Genuss, diesen großartigen Instrumentalisten zuzuhören!

Auch das gar nicht schnelle „Fast“ (schöne Powerballade), das atmosphärische „Just Over“ und das abschließende, melancholische „Scarescrows“ bieten wunderbar ruhige Unterhaltung. Hochzeitswillige müssen ihren Wunschsong unter Umständen neu überdenken. Das sehr emotionale, dezent folkige „To The Moon And Back“ könnte mal eine etwas weniger kitschigere und nicht so bekannte Alternative zu den gewöhnlichen Verdächtigen dieser Art darstellen. Klasse hier die countrytypischen Harmoniegesänge von Hillary Lindsey, die den Song auch mitkreiert hat. Ansonsten beherrschen natürlich kraftvolle Tracks die Szene.

Tolles Zusammenwirken von Luke mit Little Big Town-Member Karen Fairchild, die sich auf „Home Alone Tonight“ als tolle Duettpartnerin erweist. „Move“ ist das rockigste Stück des Albums und wird nicht nur die Hüften der vielen heißen Mädels bei seinen Stadionkonzerten in Wallung bringen. Ein herrlich treibender Groove mit starker E-Gitarrenbegleitung inkl. fetzigem Solo. Das Gute-Lune verbreitende „Love It Gone“ würde auch schön ins Repertoire eines Kenny Chesney passen.

Gegen Ende beweist Bryan dann auch, dass er gesangstechnisch durchaus im Southern Rock bestehen kann. „Hurtin‘, Fishin‘ And Lovin‘ Every Day“ entpuppt sich als klassische Nummer, die ein wenig „Can’t You See“- und „Long-Haired Country Boy“-Flair in eine neue Kreation mitlaufen lässt. Grandios hier das knöcherne Banjospiel von Ilya Toshinsky in Kombination mit dem gernretypischen E-Gitarrenspiel der erwähnten Saitenkönner (am Ende kurze Twineinlage).

Fazit: Der New Country-„Hans Dampf in allen Gassen“, Luke Bryan, ist auch 2015 nicht zu stoppen. Zwei Alben der Extraklasse kurz hintereinander sind der Beweis, dass Bryan ganz nah am Zenit seiner Karriere angekommen ist. Auch sein „Kill The Lights“ ist wieder ein wahrer „Killer“ und ganz sicher sein nächstes Nr. 1-Album! Dadurch könnte Luke es glatt schaffen, drei Alben gleichzeitig unter den aktuellen Top-20 der Billboard-Country-Charts zu platzieren. Respekt, Mr. Bryan!

Capitol Records Nashville (2015)
Stil: New Country

01. Kick The Dust Up
02. Kill The Lights
03. Strip It Down
04. Home Alone Tonight (feat. Karen Fairchild)
05. Razor Blade
06. Fast
07. Move
08. Just Over
09. Love It Gone
10. Way Way Back
11. To The Moon And Back
12. Huntin‘, Fishin‘ And Lovin‘ Every Day
13. Scarecrows

Luke Bryan
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Andy Griggs – Freedom – CD-Review

Griggs

Alle Achtung! Der kann ja richtig rocken – und macht das auch noch schlichtweg klasse! Kompliment! Drei Jahre nach seinem mit Gold ausgezeichneten Debut (über 500.000 verkaufte Exemplare) „You Won’t Ever Be Lonely“ meldet sich Andy Griggs mit „Freedom“ zurück! Dabei bleibt er nicht bei seiner damaligen künstlerischen Entwicklungsstufe stehen, sondern macht erfreulicherweise einen gewaltigen Schritt nach vorn. Dazu gehört nach einem solchen Erstlingserfolg eine Menge Mut und ein gesundes Selbstvertrauen in die eigene Musik.

Das Resultat ist überaus positiv und kann sich wirklich hören lassen. „Freedom“ ist deutlich rockiger ausgefallen, als der Erstling! Bei seiner dampfenden Version von ZZ Tops „I need you tonight“, kürzlich auf dem ZZ-Top-Country-Tribute „Sharp dressed men“ erschienen, deutete sich der neue Sound schon an, der nun auf „Freedom“ seine Fortsetzung findet: Kerniger, geradeaus rockender New Country mit viel Energie und Druck! Satte, fette Gitarren und „Big Drums“ (ex John Mellencamp Spezi Kenny Aronoff trommelt, was das Zeug hält) überall, eine gewaltige Portion modernen Outlaw-Feeling’s ala Travis Tritt, zuweilen mit einer ordentlichen Brise Southern–Flair, paaren sich mit prima Melodien und ausgezeichnetem Songmaterial.

Dazu ist das Werk messerscharf produziert von David Malloy. Das Album startet mit dem Titelsong! „Freedom“ ist ein riffiger, mit sattem Schlagzeug-Rhythmus ausgestatteter, flotter, knackiger New Country-Song mit schönen Steel-Passagen und einem klasse Slide-Gitarrensolo. In die gleiche Kerbe schlägt das fetzige „The Road To Lasting Love“. Anschließend kommt das großartige „Practice Life“, zu dem Martina McBride die Zweitstimme liefert. Satte E-Gitarren-Riffs, inklusive eines tollen Solos, ein feines Dobro, eine tolle Melodie und jede Menge Power zeichnen diese rockige New Country-Nummer aus.

Anschließend folgt mit „Always“ eine von nur zwei Balladen. Danach ertönt ein herrliches E-Gitarren-Intro, rolling Drums setzten ein, und schon befinden wir uns mitten in dem fulminanten, flockigen, melodischen und druckvollen Country-Heuler „Custom Made“. Ein Knüller-Song, der trotz seiner Power nicht mehr aus dem Ohr geht. Danach wird’s southernmäßig: wie schon beim oben erwähnten ZZ-Top-Tribute-Song hat Andy Griggs sich auch für „A Hundred Miles Of Bad Road“ den ex-Gitarrero Tom Keifer der ehemals sehr erfolgreichen US-Hardrocker Cinderella ins Studio geholt, dessen Vorliebe zum Country-Genre ja schon damals berüchtigt war. Keifers herrliche Slide-Acoustic-Gitarre und fette, rockige E-Gitarren entfachen ein blusigers, southern-gewürztes „Ghosttown“-Feeling in bester Outlaws-/Charlie Daniels-Manier.

Am Ende darf Keifer sogar mit“grölen“. Toller Song mit toller Gitarrenarbeit! Das folgende „How Cool Is That“ kommt wie ein seeliger Bad Company-Rocker mit Countryflair daher, wieder mit starken E-Gitarren und dezenter Steel. „Sweetheart Of Beinja Bayou“ ist ein flotter, melodischer, Cajun-Countryrocker mit Banjo und Fiddle, „Brand New Something Going On“ ist klassischer New Country, und bei dem 6-minütigen „Where’s A Train“, kommt noch einmal die bluesige, southern-infizierte Seite von Andy Griggs zum Vorschein. Wilde Gitarrensoli und sehr viel Gefühl dominieren diesen Song.

Alles in allem ein starkes Album, das man wohl zu den diesjährigen positiven Überraschungen im oft so eingefahrenen Nashville Mainstream-Zirkus zählen muß. Bester rockin‘ New Country aus Music City! Beinhaltet übrigens mit dem von Andys verstorbenem Bruder Mason geschriebenen „Someone Like Me“ noch einen sehr emotionalen hidden track!

RCARecords (2002)
Stil: New Country

01. Freedom
02. The Road To Lasting Love
03. Practice Life (With Martina McBride)
04. Always
05. Custom Made
06. A Hundred Miles Of Bad Road (With Tom Keifer)
07. How Cool Is That
08. I’ve Learned
09. Tonight I Wanna Be Your Man
10. Sweetheart Of Beinja Bayou
11. Brand New Something Going On
12. Where’s A Train
13. Someone Like Me

Andy Griggs
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Carrie Underwood – Carnival Ride – CD-Review

Carrie Underwood, die Gewinnerin der 4. American Idol-Staffel im Jahre 2005, hat mit ihrem Debüt „Some Hearts“ bereits alle Rekorde gebrochen. Das Album ist mittlerweile sechsfach mit Platin ausgezeichnet worden und hält sich selbst zwei Jahre nach der Veröffentlichung immer noch in den Billboard-Country-Charts unter den Top-Twenty. Selbst die in den Staaten ebenfalls überaus erfolgreiche Kelly Clarkson konnte ihr in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. Nicht zu vergessen die Awards und Grammys, die sie zusätzlich einheimste. Ein Bilderbuch-Karrierestart also, sicherlich auch ein Verdienst ihres guten Managements, das mit viel Gespür für die Zeit im Hintergrund agiert.

Auch mit ihrem neuen Album „Carnival Ride“ macht Carrie Underwood eindeutig klar, dass der Vorgänger mitnichten eine Eintagsfliege war, im Gegenteil, es wird erneut zum Großangriff auf die renommierte Konkurrenz im Countrypop-Genre geblasen. Überraschend rockig geht’s beim Opener „Flat On the Floor“ zur Sache und man ist erstaunt, was für dreckig rotzige Töne aus diesem so lieb und sympathisch erscheinenden Wesen herausgeröhrt werden. Ein schwer stampfender Countryrocker, unterstützt von exzellenter Banjo- und E-Gitarren-Arbeit, wobei man spontan in den Songwriting-Credits (wie auch beim später folgenden humorvollen „Last Name“) auf John Rich (Big & Rich) tippen würde, der aber bei diesem Werk nicht involviert wurde.

Bei „All-American Girl“ wird dann in peppiger New-Country-Manier ihrem „Mädchen von nebenan“-Image bestens Tribut gezollt. Die erste Single „So Small“ kommt als Powerballade mit typisch emotionalem Bombast (Carrie holt stimmlich alles aus sich heraus, heulende Steel und seufzende Streicherarrangements) im Refrain daher und könnte als Bewerbung für ein eventuell anstehendes großes Hollywood-Film-Epos aussichtsreich ins Rennen geschickt werden. Davon gibt es mit „Just A Dream“ (überraschend kriegskritischer Text), „I Know You Won’t“ und „Wheel Of The World“ noch weiteren Nachschlag, wobei sich Carrie hier durch ihre vokale Variabilität auszeichnet. Beim Rest wird dann so ziemlich alles abgedeckt, was der musikalische Zeitgeist momentan hergibt.

„Get Out Of This Town“ erinnert mit Stevie Nicks-verdächtigem Refrain an die glorreichen Fleetwood Mac-Tage, bei „Crazy Dreams“ wird sich mit einem markanten Banjo-/E-Gitarren-Intro ziemlich unverblümt an Keith Urbans „Better Life“ vergriffen, bei „You Won’t Find This“ gibt es geschickt verschachtelten, souligen R & B mit einer Portion Country (Alecia Keys lässt grüßen), mit dem Randy Travis-Cover „I Told You So“ wird die „Pure Country“-Klientel bedient (Carrie singt wie die jungen Reba McEntire und Tammy Wynette), bei „The More Boys I Met“ (lustiger Text) und „Twisted“ bewegt man sich zwischen Jo Dee Messina und Shania Twain.

Insgesamt ein kraftvolles, von Mark Bright produziertes Album, das sicher erneut den Nerv der Zeit treffen wird, wie es sich auch in den Charts bereits andeutet (Single Platz 3, Album Platz 2 hinter den Eagles). Carrie war diesmal etwas stärker als beim Vorgänger am Songwriting beteiligt (neben vielen prominenten Komponisten wie u.a. Brett James, Steve McEwan, Chris und Hillary Lindsey, Gordie Sampson, Neil Thrasher, Tom Shapiro), was die Musiker betrifft, wurde natürlich auch fast alles involviert, was Rang und Namen hat (Eric Darken, Paul Franklin, Jonathan Yudkin, Aubrey Haynie etc.), wobei Ilya Toshinsky (Bering Strait) am Banjo und Tom Bukovac an der E-Gitarre die nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen.

Hervorheben muss man eindeutig Carries viel ausgeprägter und reifer wirkende Gesangsleistung, die sich mit den großen Diven der Zunft wie Martina McBride, Faith Hill, Shania Twain, LeAnn Rimes schon jetzt locker messen kann. Unserer Prognose zufolge wird dieses Album aufgrund seiner Vielseitigkeit wieder zum Dauerbrenner und Verkaufshit werden. Die Carrie Underwood-Erfolgsstory geht also garantiert weiter!

Arista Records (2007)
Stil: New Country

01, Flat On The Floor
02. All-American Girl
03. So Small
04. Just A Dream
05. Get Out Of This Town
06. Crazy Dreams
07. I Know You Won’t
08. Last Name
09. You Won’t Find This
10. I Told You So
11. The More Boys I Meet
12. Twisted
13. Wheel Of The World

Carrie Underwood
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Whiskey Falls – Same – CD-Review

Achtung, aufgepasst! Ein bärenstarkes, neues Quartett um den ehemaligen Brother Cane-Gitarristen Damon Johnson sorgt mit seinem großartigen Debüt für mächtig Wind in der amerikanischen New Country (Rock)-Szene! Das Fundament von Whiskey Falls, die einen prächtigen, knackigen, herrlich southern-verwurzelten, rockigen New Country spielen, beruht auf dem Zusammenschluss zweier eher zufällig bekannter Freundespaare.

Da sind zum einen Seven Williams und Wally Brandt, beide aus Kalifornien stammend, die seit vielen Jahren für Film und Fernsehen Songs erfolgreich komponiert haben und mittlerweile auch eine eigene Produktionsfirma (u. a. „The Simple Life“) besitzen, zum anderen die aus Birmingham, Alabama, kommenden Buck und Damon Johnson (nicht verwandt), vielen unter Umständen zumindest oberflächlich bekannt aufgrund ihres Songs „Just Feel Better“, der vor rund 2 Jahren von Carlos Santana unter Mitwirkung von Aerosmiths Steven Tyler ins Rampenlicht befördert wurde.

Letztgenannter Damon Johnson dürfte sich auch in Southern-Rock-Kreisen als Frontmann und Gitarrist von Brother Cane einen guten Namen erarbeitet haben. Kennen gelernt hat man sich letztendlich in Nashville, als Buck bei einer Songwriting-Session Seven und Wally vorgestellt wurde und man nach 10 Minuten bereits eine gemeinsame Basis gefunden hatte. Buck (auch mit reichhaltig musikalischer Erfahrung behaftet: er war u.a. Musiker bei den Doobie Brothers, Timothy B. Schmidt, John Waite, The Thorns) brachte dann seinen Jugend-Freund Damon noch mit ins Boot. Eine explosive Mischung vierer gestandener Leute also, bei der eigentlich jeder einen Führungsanspruch geltend machen könnte, doch davon ist überhaupt nichts zu spüren. Im Gegenteil, alles passt ganz hervorragend zusammen.

Ein Grund dürfte der gemeinsame und für eine noch so frisch zusammengestellte Truppe bereits schlafwandlerisch sichere Harmoniegesang sein, bei dem sich die Vier an der Front einbringen können. Auf der anderen Seite scheint eine für alle zufriedenstellende Formel bei der Verteilung des Lead-Gesangs gefunden worden zu sein. Das Album beinhaltet herrlich abwechslungsreiche 13 Stücke (mal härter, mal ruhiger, immer sehr melodisch), wobei eine wunderbare Mischung aus deutlich Southern Rock-infiziertem New Country in Kombination mit Westcoast-typischen Harmoniegesängen kreiert wurde.

Da finden sich Spuren von Bands und Kollegen wie Jeffrey Steele, den Pirates Of The Mississippi, Montgomery Gentry und Little Texas, aber auch von einem Keith Urban (goes South) oder Restless Heart und gar den Eagles!

Tolle Melodien, satte E-Gitarren und feine, southern-drenched Slides prägen das geschehen, immer mal wieder geschickt ergänzt um schöne Klavier-, Banjo- oder Mandolinen-Klänge! Schon beim Opener „Falling Into You“ eröffnet sich dem Zuhörer die ganze „Leichtigkeit des musikalischen Seins“ von Whiskey Falls in Verbindung mit einem knackigen Arrangement: Lockere Akustik Gitarren-Untermalung mit immer wieder eingeflochtenen E-Slide-Riffs, klasse Drumming von Steve Brewster (übrigens jede Menge Nashville-Star-Instrumetalisten wie Russ Pahl, Gordon Mote, Bruce Bouton, Larry Franklin, Jeff King, James B. Lowery sind mit an Bord), dazu diese wunderbar leichten, ein so sonniges Flair versprühenden Harmoniegesänge, die in dieser Schönheit wohl nur von den Eagles oder Crosby, Stills & Nash praktiziert werden können. Ein lockeres Banjo zur weiteren Untermalung und ein sattes Slide-Solo bilden das berühmte „I-Tüpfelchen“. Ein grandioser Song zum Auftakt.

Die folgende Single „Last Train Running“ schlägt in die gleiche Kerbe, ist allerdings eine Spur kratziger und durch das starke Steel-Spiel von Russ Pahl etwas countrylastiger. Zum ersten Mal etwas heftiger geht es dann bei „The Night Ain’t Over Yet“ zur Sache. Jugendlicher Elan Marke Hilljack, Forty5South, mit der Angriffslust eines Jeffrey Steele bilden zusammen einen flotten Southern-/Roadhouse-Country-Rocker. Honkytonk-Piano, klase E-Gitarren-Solo und das brillante Dobro-Spiel von Bruce Bouton setzen hier die Zusatzakzente.

Weitere Stücke, bei denen es richtig rockt: „The Champ“ über den Glanz und Fall eines Musikers – tolle Mixtur aus Big & Rich– und Chris Cagle-Trademarks; „Working Man“ – klasse Fiddle, Honky Tonk-Piano, ein cooler Rocker der Marke Warren Brothers/Van Zant; „Let The Whiskey Fall“ – herrlicher Mitgröl-Southern-/Redneck-Country ähnlich Trace Adkins oder Montgomery Gentry; oder das abschließende „Load Up The Bases (The Baseball Song)“ – modern, rockig, mit stampfendem Handclap-Rhythmus, satter E-Gitarre und furiosem B3-Spiel. Hier wird sogar eine gewisse Stadiontauglichkeit bewiesen.

Der Löwenanteil der Stücke wird von Seven Williams besungen, bei dem tollen „Days Of Birmingham“ (großartiger, rhythmischer, southern-fueled Classic-Country-/New Country-Drive) beweist Buck Johnson seine Führungsqualität, beim ebenfalls recht flockigen „Better Days Will Come At Last“ ist Damon die dominierende Persönlichkeit. Der Rest der Stücke hat ausnahmslos Ohrwurmqualität, wobei spontan immer wieder die Eagles als Vergleichsmuster in den Sinn kommen („Highway 59“, „So Much Better“ oder „I Can’t Stop Loving You“, alle mit Gänsehautgarantie). Bleibt noch das herrlich lockere, country-pop-rockige „Keep The Light On“ übrig, bei dem sich Bon Jovi für ihre letzte CD (die sollte ja countrymäßig sein) eine Scheibe hätten abschneiden können.

Alles in allem ein wirklich durchgehend starkes Debüt von Whiskey Falls, das Country-, Southern- und Westcoast-Anhänger mit Freude vereinen sollte. Hier haben sich wirklich erstklassige Leute zusammengefunden, die ihr gewaltiges Potenzial zu einem tollen Album nutzten. Von daher unser begeistertes Gesamturteil: Diesen herrlich mundenden Whiskey bitte genießen, „bloß nicht fallen lassen“!

Midas Records (2007)
Stil: New Country

01. Falling Into You
02. Last Train Running
03. The Night Ain’t Over Yet
04. Highway 59
05. The Champ
06. Days Of Birmingham
07. Better Days Will Come At Last
08. Working Man
09. So Much Better
10. Keep The Light On
11. I Can’t Stop Loving You
12. Let The Whiskey Fall
13. Load Up The Bases (The Baseball Song)

Whiskey Falls
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Kellie Pickler – 100 Proof – CD-Review

Welch eine positive Überraschung! Kellie Pickler vollzieht mit ihrem 3. Album „100 Proof“ eine Wende um 180 Grad, d.h. vom charttauglichen Countrypop zum ernsthaften Traditional Country im Stile der großen Diven – und sie meistert das tatsächlich mit Bravour (sie hat ja nie verhehlt, ein großer Dolly Parton-Fan zu sein)! Sie folgt sie ihrem Herzen und legt damit nun ihre endgültige Reifeprüfung als „genuine recording artist“ ab.

Die aus North Carolina stammende Pickler, teilweise durch ziemlich peinliche Patzer in Interviews zum naiven Blondchen abgestempelt, hat fast vier Jahre ins Land ziehen lassen, um sich dem aktuellen Album zu widmen. In dieser Zeit lernte sie den Musiker, Singer/Songwriter Kyle Jacobs kennen und lieben und ist auch mit ihm seit einem knappen Jahr verheiratet. Und der scheint einen ziemlich positiven Einfluss auf die mittlerweile 25-jährige, zudem noch aus schwierigen Familienverhältnissen stammende Ex-American Idol-Finalistin (sie belegte seiner Zeit Platz 6), auszuüben. Er assistierte ihr auf diesem Werk als Co-Writer bei „Mothers Day“, eine autobiografisch anmutende, nur mit Akustikgitarre und trauriger Steel begleitete Countryballade, die vermutlich ihr problematisches Verhältnis zu ihrer Mutter aufarbeitet.

Gleiches gilt für das abschließende „The Letter (to Daddy)“ (diesmal allerdings, wie es der Titel schon andeutet, an die Adresse des Vaters gerichtet), das ebenfalls recht sparsam, nur mit Akustikgitarre untermalt, daherkommt, aber voller glaubwürdiger Emotion vorgetragen wird. Hut ab, Kellie Pickler! Große Unterstützung erhält sie auf „100 Proof“ durch die erfolgreiche Songwriterin Leslie Satcher, die sich zum Teil mit Kellie (die ist immerhin auch in sechs Stücke schreibtechnisch involviert), aber auch mit anderen Co-Autoren für den Löwenanteil der Stücke verantwortlich zeichnet. Schon der Titel des Openers „Where’s Tammy Wynette“ gibt die Richtung des gesamten Albums vor.

Kellie, immer noch mit einer recht juvenilen, zierlichen Stimme (teilweise im Stile der Parton) ausgestattet, darf sich zu dem meist traditionell gehaltenen instrumentalen Rahmen, geschaffen von durch die Bank exklusiven Nashville-Musikern wie Chad Cromwell, Greg Morrow, Richard Bennett, Glen Duncan, Rob McNelley, Randy Scruggs, Ilya Toshinsky, Paul Franklin etc., nach dem Muster ihrer Vorbilder gesangstechnisch austoben und das passt richtig gut. Die klar gespielte Akustikgitarre und die Steel in allen ihren Facetten geben in guter alter Country-Tradition neben der E-Gitarre, und Tupfern von Mandoline („Unlock That Honky Tonk“), Banjo („Little House On The Highway“) oder Piano („Long As I Never See You Again“) meist unangefochten den Ton an.

Farbe ins Spiel kommt immer dann, wenn Pickler kleine Abstecher unternimmt (die aber immer in Einklang mit dem traditionellen Grundgerüst des Werkes bleiben), wie beim swampigen, in teilweise schon fast grassiger Manier dahinstampfenden „Unlock That Honky Tonk“, rotzig frech daherkeift, sich wunderbar einfühlsam beim melodischen „Rockaway (The Rockin’ Chair Song)“ (atmosphärisch – herrlich mit Fiddle, Mandoline und Banjo locker instrumentiert, dezentes Seventies-Flair) gibt oder beim wohl überragenden Track des Albums, dem Titelstück „100 Proof“ (so ein wenig mit „The Thunder Rolls“-Anstrich) eine emotionale Gesangsmeisterleistung zum Besten gibt. Klasse!

Mit „100 Proof“ hat Kellie Pickler einen Wandel in ihrer Karriere eingeläutet, den man sicherlich so nicht vermutet hätte. Sie wirkt gereift und erscheint auf diesem Werk auch absolut glaubwürdig und könnte glatt zu eine der Überraschungen des noch jungen Jahres 2012 avancieren. Eine fantastische Vorstellung.

19 Recordings / BNA Records (2011)
Stil: New Country

01. Where’s Tammy Wynette
02. Unlock That Honky Tonk
03. Stop Cheatin‘ On Me
04. Long As I Never See You Again
05. Tough
06. Turn On The Radio And Dance
07. Mother’s Day
08. Rockaway (The Rockin‘ Chair Song)
09. Little House On The Highway
10. 100 Proof
11. The Letter (To Daddy)

Kellie Pickler
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Terri Clark – The Long Way Home – CD-Review

Clar

Rückkehr von Terri Clark mit dem bislang vielleicht besten Album ihrer Karriere! Nachdem sich Terri Clark über ein Jahrzehnt als Major-Act bei Mercury Records erfolgreich behauptet hatte, liefen die letzten Jahre der sympathischen Kanadierin alles andere als rund. Es gab Eheprobleme, ihre Mutter erkrankte an Krebs und dazu kam, dass ein geplantes, neues Album bei ihrer neuen Plattenfirma BNA Records trotz zweier im Vorfeld recht erfolgreicher Singles nicht veröffentlicht wurde. Mittlerweile hat Terri ihr eigenes Label ins Leben gerufen, „Bare Track Records“, das über die Capitol-Gruppe vertrieben wird und präsentiert mit „The Long Way Home“, das wohl bahnbrechendste und für sie wichtigste Album ihrer bisherigen Karriere.

Dabei hat kommerzieller Erfolg für sie eine eher sekundäre Bedeutung, wie sie betont. Vielmehr steht ihr künstlerischer Anspruch im Vordergrund, sich so zu verwirklichen, wie sie wirklich ist. Das aus Montreal, Quebec stammende „Cowgirl“ hat, wie es das Cover gut dokumentiert, den Cowboyhut abgelegt, und sich zu einer ernsthaften und gereiften Singer/Songwriterin und Produzentin (alle Lieder sind selbst von ihr produziert) weiterentwickelt, wobei das New Country-Herz weiterhin an der richtigen Stelle schlägt und auch omnipräsent erhalten bleibt. Dennoch gibt sie sich abwechslungsreicher als je zuvor.

Eingerahmt sind die neuen Stücke des Albums von dem Leading-Track „Gypys Booots“ (komponiert von Terri, Leslie Satcher und Jon Randall), der am Anfang und Ende der CD in zwei unterschiedlichen Versionen vorhanden ist: Die Finalversion als rootsiges Acoustic Demo, bei dem Terri in Allroundmanier das komplette Stück allein abwickelt (Gesang, Resonator Guitar, Acoustic Guitar, Percussion), der Opener dafür in einer fulminanten „Full Band-Version. Ein heisser, sexy, southern-fueled, stomping Country-Blues-Rocker, wobei es ein wahrer Ohrenschmaus ist, den involvierten Klassemusikern (u.a. Brent Mason, Shannon Forrest, Kenny Greenberg, B. James Lowry, Paul Franklin, John Hobbs, Jim Horn) während dieses audiophilen Genusswa beiwohnen zu dürfen (herrlich angerauter Gesang Terris, ein satter, swampiger Groove, schwere Gitarren, fette Bläser-Fills). Absolut stark!

Mit „Poor Girls Dream“ folgt dann im Mittelteil noch ein weiterer rockiger Kracher dieses Kalibers. Den Rest der Tracks bestreitet Terri Clark dann im Stile allerbester Nashville New Country-Kultur, und zwar in einer Qualität, die ihresgleichen sucht. Rein tempotechnisch wird meist im Midtempo agiert, sporadische Ausflüge in flottere Bereiche (das flockige, mit einem klasse E-Gitarren-Rhythmus unterlegte „If You Want Fire“ und das etwas poppige „Tough With Me“ – das Intro/Zwischenakustikgitarrenriff erinnert an Bad Companys „Shootig Star“, die Melodie kommt aber eher als eine Art Mixtur aus Wynonnas „What The World Needs‘ und Shania Twains „That Don’t Impress Me Much“), als auch in balladeske Sphären (beispielsweise das grandiose, mit einer gehörigen Portion „raw soul“ versehene „A Million Ways To Run“ – mit wunderschönem, dezentem Zusammenspiel von Akustikgitarre, Mandoline, Dobro und E-Piano oder das sehr melodische „If I Could Be You“ mit E-Piano, Orgel, Steelguitar, und ganz starkem Gesang Terris) mit inbegriffen.

Dazu gibt es noch zwei markante Gastauftritte, zum einen von Vince Gill (steuert wieder seine typischen, wunderbaren Harmonies bei) bei einer instrumentaltechnisch zurückgenommenen Version von „The One You Love“ (das „Original“ ist auf dem „Pain To Kill„-Album zu finden), zum anderen bei „You Tell Me“ (erinnert ein wenig an Eric Claptons „Change The World“) im Duett mit dem in hiesigen Gefilden noch recht unbekannten Musiker Johnny Reid (in Kanada mittlerweile ein absoluter Superstar), der mit seinem rauchigen Organ einen wunderschönen Kontrast zu Terri bildet. Man könnte den beiden stundenlang zuhören!

Fazit: Mit „The Long Way Home“ ist Terri Clark vielleicht so etws wie der musikalische Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere geglückt. Die Kanadierin hat den Sprung zur vielseitigen, ernsthaften und gereiften Künstlerin in beeindruckender Manier bewältigt und macht bessere Musik als je zuvor. Eines der ganz starken Country-Alben des Jahres 2009! Eine wahre Meisterleistung!

Bare Track Records (Capitol Records) (2009)
Stil: New Country

01. Gypsy Boots
02. If You Want Fire
03. A Million Ways To Run
04. What Happens In Vegas (Follows You Home)
05. Merry Go Round
06. The One You Love (feat. Vince Gill)
07. Poor Girls Dream
08. If I Could Be You
09. Tough With Me
10. You Tell Me (Duet with Johnny Reid)
11. Gypsy Boots (Bonus: Acoustic Demo Version)

Terri Clark
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Craig Morgan – Little Bit Of Life – CD-Review

Morgan

Mit meiner damaligen Prognose, dass Craig Morgans 2005er-Album „My Kind Of Livin’“ ein Renner werden könnte, lagen ich goldrichtig. Die CD hielt sich über ein Jahr lang in den Album-Charts und mit „That’s What I Love About Sunday“ und Redneck Yacht Club“ beinhaltete es zwei absolute Mega-Hits. Mittlerweile liegt sein neues Werk „Little Bit Of Life“ vor, wieder beim feinen Independant-Label Broken Bow Records erschienen. Eine überaus gelungene CD mit der er nahtlos an die hohe Qualität seines Vorgängers anknüpft, ja sie vielleicht sogar noch steigert. Klasse! Wie ist der Erfolg des vordergründig gar nicht so country-typisch wirkenden Künstlers zu erklären, der nach wie vor ohne den obligatorischen Cowboyhut auskommt?

Zum einen sicherlich in seiner glasklaren, sehr angenehmen Charakterstimme und seines Musikstils, die sich perfekt in Riege der ganz großen Traditionalisten der Marke Garth Brooks, George Strait, Alan Jackson, Mark Chesnutt und Co. einfügen, zum anderen aber auch durch sein ländliches, Werte-konformes, familiär intaktes Leben (vier Kinder, früherer Armee-Dienstleistender, Natur-/ Tier-Liebhaber), was auch in einem Großteil der Texte seiner Songs sehr authentisch reflektiert wird. Craig Morgan scheint frei von jeglichen Starallüren, was ihm gerade im immer noch konservativ geprägtem Süden des Landes sicherlich viele Freunde beschert.

Er wirkt halt wie ein fleißiger, sympathischer, junger Mann von nebenan. So bietet „Little Bit Of Life“ durchweg auf einem beachtlich hohen Niveau angesiedelten, ehrlichen, abwechslungsreichen, reinen Country (mit den gleichen Klasse-Musikern des Voralbums), der vollkommen traditionell ausgerichtet ist, dabei aber absolut zeitgemäß und modern klingt. Zudem hat man Morgan nie knackiger gehört.

Vereinzelt öffnet man sich ganz dezent sogar mal etwas „poppigeren“ Klängen, wie bei „I am“ oder auch „The song“. Vielleicht ein Verdienst des Einholens einer „dritten Meinung“ durch den neben ihm selbst und Songwriter-Kollege Phil O’Donnell am Produzententisch werkenlnden „Star-Producer“ Keith Stegall (Alan Jackson, Terri Clark, Billy Ray Cyrus etc.), der auf traditioneller Basis schon immer ein gutes Gespür für den „Zahn der Zeit“ entwickelte. Auch der Sound ist insgesamt noch ein wenig satter und kräftiger ausgefallen.

Highlights des Albums sind sicher das mit einem schönen Southern-Flair behafteten „Little Bit Of Life“ (stampfender Dancehall-Country mit viel Banjo, Dobro, Mandoline und leichtem Redneck-Touch), „International Harvester“ (schön „angerockt“, mit erstklassigen, kraftvollen Orgeleinlagen, erneut einem starken Banjo-Drive und klasse E-Gitarren-Riffs), das gar etwas an Montgomery Gentry erinnernde „Nothin’ Goin’ Wrong Around Here“ (mit bluesigem Swamp-Flair), das sehr flotte „I Guess You Had To Be There“ (klasse Fiddle-Solo mit starkem Honkytonk-Piano-„Konter“) oder das flockig dahin groovende „My Kind Of Woman“ (schöne Orgel-Fills, E-Gitarren-Solo, prächtige Harmoniegesänge). Dazwischen hören wir ab und zu ein paar, mit sehr emotionalen Texten versehene, sehr schöne, entspannt vorgetragene, nie zu bombastisch wirkende, reine Country-Balladen („Tough“, „The Ballad Of Mr. Jenkins“, „Sweet Old Fashion Goddness“), die ein ideales Pendant zu den flotteres Stücken bilden.

„Look At ‚Em Fly“ lässt Craig Morgans viertes Studio-Album schließlich mit einem sehr ländlich anmutendem Countrysong mit dezenten Bluegrass-Tendenzen wohlig ausklingen. „Little Bit Of Life“ steht „voll im Leben“ des aktuellen Geschehens in Nashville und dürfte Craig Morgans Position in den oberen Regionen des Genres eindeutig stabilisieren. Bester Traditional Country, auf dessen Klasse man sich mittlerweile bei Morgan zu hundert Prozent verlassen kann.

Broken Bow Records (2008)
Stil: New Country

01. Little Bit Of Life
02. International Harvester
03. Tough
04. I Am
05. The Ballad Of Mr. Jenkins
06. Nothin‘ Goin‘ Wrong Around Here
07. Sweet Old Fashion Goodness
08. I Guess You Had To Be There
09. The Song
10. My Kind Of Woman
11. Look At ‚Em Fly

Craig Morgan
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Bärchen Records

Matt Kennon – Same – CD-Review

Kenn

Starkes, ordentlich Southern-infiziertes New Country-Debüt von Matt Kennon. Wir beobachten in letzter Zeit mit Freude, dass gerade aus dem Staat Georgia einige hervorrgagende Acts wie beispielsweise Brantley Gilbert, Gary Ray & The Heartwells  und jetzt auch Matt Kennon Anstalten machen, sehr viel frischen Wind in die Nashville-Szene hereinzutragen. Die Jungs haben viel Southern Rock-Feeling im Blut und scheuen sich nicht, ihre Musik teilweise mit unkonventioneller Note fernab aller Chartzwänge zu präsentieren (was allerdings nicht bedeutet, dass hier wenig Hitpotential vorhanden wäre, ganz im Gegenteil sogar).

So auch Matt Kennon, der den Vorteil genießt, auf einem Indie-Label (BamaJam, ein Unter Label von Ronnie Gilleys und James Strouds „Stroudavarious Records“) sich so richtig kreativ austoben zu dürfen und dabei noch von einem absoluten „Who-Is-Who“ an Nashville-Vorzeigemusikern (u.a. Shannon Forrest, Brent Mason, Troy Lancaster, Kenny Greenberg, Chip Martin, Tony Harrell, Paul Franklin, Steve Nathan, Chad Cromwell, Eddie Bayers, Aubrey Haynie, Ilya Toshinsky und viele mehr), Co-Songwritern (Noah Gordon, Ben Hayslip, Shenandoah-Sänger Jimmy Yeary, Rob Crosby) und von Produzenten-Legende James Stroud (Tim McGraw, Trace Adkins) unterstützt wird.

Dazu kommen mit Jimi Jamison, dem Ex-Lead Sänger der AOR-/Classic Rock-Legende Survivor und Mark Slaughter, Bandleader der amerikanischen Hard Rock-Combo Slaughter noch zwei recht New Country-untypische Musiker hinzu, die Matt seit seiner Jugend verehrt (Survivor war eines seiner ersten Konzerte, auf die ihn sein Vater mitgenommen hatte). Durch die Beisteuerung von einigen Background Vocals (Slaughter dazu auf einem Track E-Gitarre) der beiden erfüllt sich ein persönlicher Traum Kennons. Das Markenzeichen des jungen Mannes ist zweifellos seine recht außergewöhnliche Stimme, die mit ihrer rauchig heiseren bis raspeligen Art irgendwo zwischen Eddie Montgomery, Bobby Pinson und Jeffrey Steele anzusiedeln ist.

Das eröffnende „Drive It Like You Stole It“ legt gleich los wie die Feuerwehr: Ein treibender, aggressiver und gitarrenlastiger Southern Country-Rocker mit jeder Menge Outlaw-Redneck-Esprit. Große Klasse! Ebenfalls mit viel Drive, aber eine Spur mehr auf Melodie getrimmt, schließt sich „The Man I Used To Be“ an (mit tollem Brent Mason-E-Gitarren-Solo). „The Call“, der wohl vom Text her bewegendste Track (es geht um einen Anruf, der quasi einen Mann in letzter Sekunde vom Selbstmord abhält), wurde als Single vorab ausgekoppelt. Der balladeske und vor Emotionaltät strotzende Song mit seinem Powerrefrain erreichte die Top-Forty der Charts. „Mama Raised The Hell Outta Me“ geht danach wieder in die Vollen. Gute Laune-Country mit Honkytonk-Note, wobei alle typischen Instrumente, wie Fiddle, Dodro, Steel, Piano, E-Gitarre zum Zuge kommen. Trace Adkins meets The Pirates Of The Mississippi könnte hier das Motto lauten.

Herrlich dann wieder das hochmelodische, von etlichen Tempo- und Atmosphärenwechseln durchzogene „If I Was Any Kind Of Man“, wobei die Twin Gitarrenkombination mit parallel spielender Fiddle starke Akzente setzt. „Ride With Me“ (rhythmisch, Twin Gitarren, Dobro, klasse E-Gitarren-Solo), das mit direkter, harscher Titelzeile versehene „Some People Piss Me Off“ und „Too Loud“ (aggressiv, poltrige Drums, Orgel, southern rockig) forcieren dann wieder das Tempo. Immer wieder toll, wie einerseits die E-Gitarren eine dominierende Rolle spielen, dabei aber ständig einen ordentlichen Gegenwind der stets präsenten, countrytypischen Instrumente (Fiddle, Dobro, Steel, Piano) zu spüren bekommen.

Die Musiker leisten hier großartige Arbeit. Das letzte Drittel des Albums steht dann im Zeichen von mit großer Emotionalität umwobener Balladen und Midtempo-Tracks, die aber dank der bereits erwähnten, großartigen und variablen musikalischen Umsetzung klasse rüberkommen. Einfach toll beispielsweise das bluesig-soulige „Cry Like Memphis“, das musikalisches Gefühlskino der Extraklasse bietet. Und wenn Kennon im pianounterlegten Refrain „They cried like Memphis when they heard the King was gone“ herausintoniert, ist die beühmte Gänsehaut vorprogrammiert. Er erinnert hier, wie auch bei „Some people piss me off“, sogar ein wenig an den großen „Bär von Detroit“, Bob Seger.

Matt Kennon hat auf seinem sehr starken Southern-lastigem New Country-Debüt bewiesen, dass es nicht immer ein Major sein muss, um auf sich aufmerksam zu machen. Das ist eine beeindruckende Vorstellung, die er hier abliefert. Bei James Stroud scheint er in den richtigen Händen zu sein, der mit ihm, wie einst mit Tim McGraw, einen behutsamen Aufbau zu planen scheint. Die Messlatte für ein nachfolgendes Album ist allerdings schon in eine enorme Höhe gelegt worden. Matt Kennon, ein Name, den man sich unbedingt merken sollte! Prächtiger Stoff für Freunde von Interpreten wie Trace Adkins, Eric Church, Montgomery Gentry, Bobby Pinson, The Road Hammers, Clay Davidson oder Jeffrey Steele!

BamaJam Records (2010)
Stil: New Country

01. Drive It Like You Stole It
02. The Man I Used To Be
03. The Call
04. Mama Raised The Hell Outta Me
05. If I Was Any Kind Of Man
06. Ride With Me
07. Some People Piss Me Off
08. Too Loud
09. Then There Was You
10. You Can Still Wear White
11. Cry Like Memphis
12. That’s Love

Matt Kennon
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Bärchen Records

Cole Deggs & The Lonesome – Same – CD-Review

Cole

Starkes Debüt eines überaus talentierten New Country-Quintetts, das sich aus zwei Brüderpaaren und einem gemeinsamen Freund zusammensetzt! Bandleader Cole Deggs (beim Blick auf das Coverbild bitte Ruhe bewahren, es ist nicht Keith Urban…!), der übrigens in Nashville schon als gefragter Songwriter für etablierte Leute wie Tracy Byrd und Kenny Chesney (dessen großer Hit „Live those songs again stammt beispielsweise aus Coles Feder) in Erscheinung trat, und sein Bruder Shade (Insidern vielleicht als früherer Bassist von Honeybrowne bekannt) aus dem Osten von Texas, genauer gesagt Lake Jackson, stammend, sowie Jimmy (Keyboards) und David Wallace (Lead guitar), aus Shreveport/Louisiana stellten bei einem Treffen in Nashville die Weichen für eine gemeinsame musikalische Zukunft und ergatterten auch recht schnell einen Major-Kontrakt bei Sony/BMG.

Mit an Bord nahmen sie noch ihren langjährigen gemeinsamen Bekannten Brian Hayes (Drums). Produziert wurde das Werk von den beiden erfahrenen Nashville-Haudegen Mark Wright und Rivers Rutherford, die natürlich nichts dem Zufall überließen und den Eigenkreationen der Newcomer auch noch Stücke aus den Federn der angesagtesten Songschreiber Nashvilles (u.a. Rutherford selbst, Dave Berg, Hillary Lindsey Aimee Mayo, Chris Lindsey, Tom Shapiro) anboten. Dazu ergänzten sie die ohnehin schon vorhandene musikalische Kompetenz von Deggs und seinen Jungs durch ein exzellentes Spektrum an Studiomusikern (Kenny Greenberg, Russ Pahl, Chuck Leavell, Eric Darken, John Willis, etc.! Cole Deggs & The Lonesome glänzen vor allen Dingen durch ihre Vielseitigkeit. Zum einen hat Frontmann Cole eine unglaublich variable Stimme, die sich wunderbar dem gegebenen Flair der einzelnen Stücke anzupassen vermag, zum anderen umfassen die Einflüsse der Band die gesamte stilistische Bandbreite die das Country-Genre bietet. Knackige Countryrocker und wunderbar melodische Balladen stehen in einem guten Verhältnis zueinander.

So startet das Album zunächst mit dem flotten, sowohl ein dezentes Red Dirt-Flair, als auch ein feines Southern-Feeling aufweisenden, knackig würzigen Countryrocker „Girl Next Door“, inklusive eines exzellenten, erdigen E-Gitarren-Solos, klasse Organ-Ergänzungen und wunderbaren Harmonies. Der starke Gesang von Deggs und ein amüsanter Text vollenden diesen prächtigen Opener, der sicher auch Bands wie Montgomery Gentry, Alabama, Brooks & Dunn oder Little Big Town gut zu Gesicht gestanden hätte. Die folgende Single „I Got More“ (bereits auf dem Weg in höhere Regionen der Billboard Country Singles-Charts) glänzt mit entspannten Gitarren, wunderschönem E-Piano und einem äußerst melodischen Refrain. Das tolle „Out Of Alabama“ rockt dann wieder richtig fett im Stile von Kollegen wie Brian McComas oder Jeffrey Steele. Hier darf man sich zudem über großartige integrierte Harp-Passagen freuen.

Nach dem traditionell und auch ein wenig bluesig angehauchten „Twelve Ounces Deep“ (Steel-betont) folgt dann quasi als Gegenpart ein flotter New Country-Song mit auch mal etwas poppigeren Tendenzen der Marke Rascal Flatts. Passt aber alles prima ins Gesamtbild und wirkt auch niemals zu glatt! Danach gibt es eine längere Passage von fünf Stücken, die sich allesamt im entspannten, relaxten Midtempo-/Balladen-Bereich bewegen, allerdings der unterschiedlichsten Couleur. Es gibt sogar dezente Eagles-/Lee Roy Parnell- (bei „Everybody’s Beautiful To Someone“) und im weitesten Sinn auch Roy Orbinson-/Conway Twitty-Reminiszenzen (bei „Girl Like Me“), viel Platz für Cole Deggs’ hervorragende, variable Gesangsperformance und auch viel Spielraum für die countrytypischen Instrumente wie Steelegitarre, E-Piano, Akustik- und E-Gitarre, überraschend sogar mal eine kurze Sax-Einlage.

Am Ende wird man dann mit „I Haven’t Stopped Hurtin’“ noch mal so richtig „aus dem Sessel gerissen“. Wie schon zu Beginn gibt es erneut einen swampigen, rhythmischen ungemein southern-inspirierten Countryrocker (viel The Marshall Tucker Band-Feeling) mit starkem Banjo-Spiel von John Willis, heulender Orgel, Honkytonk-Piano und kreischendem E-Gitarren-Solo! Fans dieser Zunft dürften von diesem Stück begeistert sein.

In der Summe präsentieren sich Cole Deggs und seine Mannen auf ihrem Erstling als eine äußerst talentierte Band mit erstaunlich hohem musikalischen/kompositorischem Potenzial. Annerkennung aber auch, dass ein doch sonst so Chart-orientiertes Majorlabel hier ungewöhnlich viel Entfaltungsspielraum gewährt hat. Das tut Nashville richtig gut! Ein neuer Trend? Es wäre wünschenswert, denn in diesem Fall hätten alle, bis hin zum Konsumenten gewonnen. Wie dem auch sei: Cole Deggs & The Lonesome gelingt in jedem Fall ein beachtliches New Country-Album, bei dem es an nichts fehlt.

Sony / BMG (2007)
Stil: New Country

01. Girl Next Door
02. I Got More
03. Out Of Alabama
04. Twelve Ounces Deep
05. The One That Got Away
06. Huggin‘ This Blacktop
07. Makin‘ Nothing Out Of Something
08. Do You Ever Think About Me
09. Everybody’s Beautiful To Someone
10. Girl Like You
11. I Haven’t Stopped Hurtin‘

Bärchen Records

John Rich – Underneath The Same Moon – CD-Review

JRich

Klasse, bislang unveröffentlichtes Solo-Album von John Rich, heute Part des in Nashville mega-angesagten Duos Big & Rich! Und es zeigt mal wieder eindeutig, wie Künstler zum Teil der Willkür der Plattenbosse in Music City unterworfen zu sein scheinen. Denn das hier verwendete Material schlummerte bereits seit Ende der Neunziger Jahre in den Schubläden des Label und war nach zwei mäßig erfolgreichen Single-Auskopplungen wieder auf Eis gelegt worden. Aber zur Vorgeschichte: John Rich war einige Jahre Bassist und sporadischer Sänger der ebenfalls immer noch überaus erfolgreichen und beliebten Band Lonestar.

Nach seinem dortigen Ausstieg versuchte er als Songwriter, wie auch als Solokünstler in der Szene Fuß zu fassen. Dies allerdings mehr schlecht als recht bezahlt, und wie aus o. a. Gründen beschrieben, zunächst weitgehend erfolglos. So mietete er eines Tages völlig frustriert mit seinem Freund (Big) Kenny Alphin und einem weiteren Songwriter, Jon Nicholson, eine Location in Nashville, in der vom gleichen Schicksal gebeutelte Künstler Gelegenheit bekommen sollten, sich musikalisch und geistig austauschen zu können. Man gründete die sogenannte „MuzikMafia“, der u. a. die mittlerweile ebenfalls zu Starruhm gelangte Sängerin „Redneck Woman“ Gretchen Wilson beitrat.

Rich und Alphin schrieben unzählige Songs zusammen und erregten mit ihrem völlig neuen Konzept („Countrymusic without prejudice“), eine Art New-Country-Rock-Comedy, sowohl bestehend aus traditionellen Elementen, wie aber auch aus zum Teil ziemlich durchgeknallt und kontrovers erscheinenden Stilrichtungen. Big & Rich waren geboren, und mischen seit zwei Alben die Szene Nashvilles gehörig und sehr gewinnbringend durcheinander. So kommt es wie es kommen musste: Plötzlich erinnern sich gewiefte Konzernbosse voller Freude an John Richs einstiges Material, das ja mittlerweile in einem ganz anderen Licht präsentiert werden kann. Nun findet das einst verschmähte Werk doch noch seinen Weg an die Öffentlichkeit! Völlig zu Recht, wie wir meinen – warum also nicht gleich so!

Alle Songs, bis auf einen (Gretchen Peters/Bryan Adams), sind von John entweder allein oder mit diversen Co-Writern (4x Big Kenny) komponiert worden. Zum Teil wurden sie allerdings bereits von der Zukunft eingeholt und inzwischen durch diverse Künstler wie Blake Shelton („Underneath The Same Moon“), Shannon Brown („She Brings The Lightnin’ Down“ – ihr Debut-Album „Cornfed“ wurde von John produziert-), natürlich auch Big & Rich („I Pray For You“ – vom aktuellen Werk „Comin’ To Your City“), sowie durch Peters und Adams selbst („When You Love Someone“) performt. Insgesamt ist die Musik auf diesem Album deutlich konservativer, als die der heutigen Big & Rich, was aber auch nicht verwunderlich erscheint und schon gar nicht negativ gemeint ist.

Nicht nur bei den balladesken Momenten weisen sie recht nahe Parallelen zur guten alten, emotionalen Lonestar-Schule („Steel Bridges“) auf, leben aber auch schon von einer gewissen Experimentierfreudigkeit, wie der mit Dudelsäcken verzierte Celtic-Waltz „Old Blue Mountain“ (Harmonies von Sara Evans), das funkige „She Brings The Lightnin’ Down“, der Midtempo-Rocker „Something to Believe In“ oder das Acapella-Gospelartige „New Jerusalem“ (John singt mit dem klasse agierenden Gospelquartett The Fairchild Four). Sämtliche Lieder sind natürlich von den szenebekannten Instrumentalisten eingespielt (recht Steel-trächtig, viele weibliche Backs), und, wie es sich für einen arrivierten Songwriter gehört, mit allen Texten im Booklet abgebildet.

Produziert hat John zusammen mit Sharon Vaughn (Co-Komponistin und Background-Sängerin). Wie bereits erwähnt, angenehmer, feiner, absolut lohnenswerter New Country-Stoff zwischen Lonestar und Big & Rich, verbunden mit dem Dank für die späte Einsicht an die Sony/BNA-Bosse, dieses prima Album nun endlich doch noch zu veröffentlichen!

BNA/Legacy (2006)
Stil: New Country

01. I Pray For You
02. Underneath The Same Moon
03. Old Blue Mountain
04. She Brings The Lightnin‘ Down
05. I Love You Like That
06. When You Love Someone
07. Steel Bridges
08. Something To Believe In
09. Someday
10. Love Won’t Listen
11. New Jerusalem

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