Kristy Lee Cook – Why Wait – CD-Review

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Kristy Lee Cook (richtiger Name Kristy Lee) hat für ihre gerade mal 24 Jahre schon einiges erlebt. Aufgewachsen in Selma, Oregon als Tochter einer pferdebegeisterten Familie, modelte sie, war in einigen Videos und Werbespots präsent, sang, performte und nahm auch 2005 ihr erstes Album auf. Man offerierte ihr diverse Plattenverträge, so war sie beispielsweise die erste Künstlerin, die für Britney Spears‘ geplante Produktionsfirma verpflichtet wurde.

Doch all diese Planungen wurden immer wieder seitens der Label durchkreuzt. Im Jahre 2007 bewarb sie sich dann für die siebte Folge der „American Idol“-Staffel, bei der sie letztendlich auch den siebten Platz belegte. Aufsehen erregte sie, als sie nach ihrem Ausscheiden in einem emotionalen Interview in der Show bekannt gab, dass sie, um die Kosten für „American Idol“ tragen zu können, extra ihr geliebtes Pferd veräußert hatte und der neue Besitzer ihr den Rückkauf verweigerte.

Als Lohn für ihre guten Leistungen ergatterte sie dann aber einen Major-Plattendeal beim Arista Nashville-Label, das jetzt ihr erstes, offizielles Album „Why Wait“ veröffentlichte. Produziert hat es Hitschreiber Brett James, eingespielt wurde es mit der ersten Garde der Nashville-Studiomusiker (u.a. Ilya Toshinsky, Mike Brignardello, Lonnie Wilson, J.T. Corenflos, Troy Lancaster, Larry Franklin, Mike Rojas, Eric Darken, Mike Johnson).

Die Stücke wurden von vielen arrivierten Komponisten der Szene beigesteuert, wobei auffällig ist, dass sehr viele weibliche Songschreiberinnen (Kelly Archer, Victoria Banks, Rachel Proctor, Liz Rose, Carrie Underwood, Jamie O’Neal) involviert wurden. Parallel dazu war Kristy jetzt monatelang mit ihren AI-Finalisten-Kollegen auf der obligatorisch an die Show anschließenden Live-Tour unterwegs. Die zehn Stücke umfassende CD bedient ganz klar die New Country-Pop-Klientel der Marke Carrie Underwood & Co., wobei sich der erfolgsverwöhnte Brett James als der richtige Produzent erweist. Er bewies ein gutes Gespür bei der Songauswahl, verleiht den Liedern über die gesamte Distanz eine knackige Note, ohne allerdings dabei zu dick aufzutragen.

Der Opener „15 Minutes Of Shame“ (frecher, flott groovender Countrypopsong) bewegt sich um Platz 40 der Billnoard Country Singles-Charts, und zwar mit steigender Tendenz. Der folgende Titeltrack „Why Wait“ ist die vielleicht rockigste Nummer des Albums (mit dezenter Southern-Atmosphäre, schöne E-Gitarren-Passage am Ende) und erinnert an Sachen von Little Big Town oder Shelly Fairchild. Klasse hier auch der recht angriffslustige Gesang von Kristy.

Im weiteren Verlauf geben sich dann immer wieder emotionale, aber nicht zu bombastische Balladen („Like My Mother Does“, „Baby Believe“, der patriotische Lee Greenwood-Klassiker „God Bless The USA“) und recht flotte, gut tanzbare Nummern mit fetten Drums, untermalender Piano-, Orgel-, Akustik- und E-Gitarrenarbeit, sowie dezenten Steel-Tupfern („Hoping To Find“, „Plant The Seed“, „I Think Too Much“) die Klinke in die Hand, wobei das herrlich melodische „Not Tonight“ (geschrieben von Brett James und Carrie Underwood – Kristy erinnert gesangstechnisch gar ein wenig an Stevie Nicks) richtig Laune macht. Eine Mischung aus beiden Sorten bietet das wunderbare „Homesick“, wo neben Steel auch Banjo und die Fiddle im, von schönen Tempo- und Atmosphärenwechseln dominierten Stück, auftauchen.

Überhaupt sind, trotz der zweifellos poppigen Note, die Countryinstrumente und -elemente doch noch etwas präsenter als beispielsweise bei Kollegin Carrie Underwood. Das kommt sehr gut! Alles in allem ist „Why Wait“ von Kristy Lee Cook ein richtig gutes, knackiges, energiegeladenes, „hungriges“ Album geworden (natürlich ist sie auf Front- und Backcover mit einem Pferd abgebildet), das Freunde der niveauvollen, poppigen Variante des New Country bestens bedient und ihr einen mehr als ernst zunehmenden Platz unter Kolleginnen wie Carrie Underwood, Taylor Swift, Kellie Pickler oder Joe Dee Messina sichern wird.

19 Recordings Limited / Arista Nashville (2008)
Stil. New Country

01. 15 Minutes Of Shame
02. Why Wait
03. Like My Mother Does
04. Hoping To Find
05. Baby Believe
06. Not Tonight
07. Plant The Seed
08. I Think Too Much
09. Homesick
10. God Bless The USA

Kristy Lee Cook
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Bärchen Records

Laura Bryna – Trying To Be Me – CD-Review

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Mit Laura Bryna betritt eine sehr interessante Persönlichkeit den New Country-Sektor in Nashville. Die fotogene, aus Mount Airy, Montana stammende Sängerin mit einem Faible für Kleidung des italienischen Modedesigners Roberto Cavalli, ist trotz einer schon immer bestehenden Leidenschaft für Countrymusik (sie ist von klein auf großer Patsy Cline-Fan) doch eher über Umwege im Genre gelandet. In ihrer Kindheit hatte sie zunächst zwei Schicksalschläge zu verkraften. Ihr Vater starb bei einem Autounfall und ihr Bruder musste im Alter von 13 Jahren aufgrund eines Gehirnaneurysmas sechs Monate im Koma verweilen.

Seit dieser Zeit engagiert sie sich sehr stark für kranke Kinder in einer sogenannten „Make A Wish-Foundation“, der auf diesem Album mit „Make A Wish“ auch ein Song gewidmet ist. Über verschiedene Gesangsprojekte an der High School landete sie zudem in einer afrikanischen Gesanggruppe, die diverse US-Staaten bereiste, um Großstadt-Kindern Lebenserfahrungen zu vermitteln. Es folgte ein Kunststudium, sowie eine Anstellung beim Musical „Rasputin“. Nach ihrer Promovierung gab sie sich dann ihrer eigentlichen Passion hin und zog nach Nashville.

Auch dort schrieb sie sich sofort an der Bellmont Universität ein und hatte das Glück, ein Praktikum, sowohl bei Sony und als auch bei Dreamworks, absolvieren zu können. Dies verschaffte ihr die nötigen Kontakte, u.a. zu Clint Black, der sie für sein Equity Music Label verpflichtete und auch mit ihr zusammen durch die Konzerthallen des Landes tourt. Das zwölf Stücke umfassende Album ist ein typisches New Country-/Countrypop-/Contemporary Country-Einsteigerwerk für eine Künstlerin, der man für die Zukunft von Seiten des Labels einiges zutraut. Hier wurde an nichts gespart.

Die Songwriter zählen zum „Who-Is-Who“ der Szene (u.a. Liz Rose, Tony Mullins, Tony Martin, Mark Nesler, Aimee Mayo, Chris & Hillary Lindsey, Monty Powell und sogar interessante Musiker wie Keith Urban (!), Jennifer Hanson oder Sherrie Austin), und auch von den Musikern her wird mit exzellenten Leuten wie Ilya Toshinsky (von Bering Strait), Brent Mason, Greg Morrow, Eddie Bayers, Paul Leim, Jeff King, Larry Franklin, Mike Rojas und vielen anderen aufgewartet, die eigentlich so alles an Instrumenten einbringen, was sich im Genre großer Beliebtheit erfreut (Fiddle, Banjo, Mandoline, Dobro, Piano, etc.).

Gewählt wurde wie eigentlich bei allen momentan angesagten Interpretinnen ein wohl dosierter Mix aus flotten, fröhlichen und radiotauglichen Uptempo-Nummern („Life Is Good“, „Mabye She Fell“, „Out The Window“, „According To The Radio“ – mit coolem Urban-typischem Banjo-Rhythmus), satten, ausdrucksstarken Balladen im Stil der großen Nashville-Diven Marke Chely Wright, Martina McBride, Faith Hill oder einer poppigen LeAnn Rimes („Room 228“, „Make A Wish“, „640 Battlefield Dr., „She Can’t Save Him“, „Smoke From A Bridge You Burned“) und einigen mehr traditionell trocken, teilweise bluesig dahin rockenden Countrynummern in Sphären zwischen Wynonna, Jo Dee Messina und Trick Pony, bei denen sich die hervorragenden E-Gitarristen wie Brent Mason oder Jeff King auszeichnen („Set It On Fire“, „Same Dog“, „No Man’s Land“).

Auffällig ist die vokale Bandbreite, mit der sich Laura den unterschiedlichen Stücken jeweils glänzend anpasst. Manchmal klingt sie rotzig frech wie eine Heidi Newfield (ex-Trick Pony), mal bölkt sie aggressiv grimmig im Stile einer Wynonna Judd, dann klingt sie plötzlich jungenhaft wie eine Jo Dee Messina/Carrie Underwood oder auch in den balladesken Momenten zart und gefühlvoll wie eine Chely Wright oder LeAnn Rimes. Man merkt sofort, dass man es mit einer fundiert ausgebildeten Sängerin zu tun hat.

Die Produktion von Roger Sarchet ist zeitgemäß knackig und auch die Songs sind in einem sehr gut gewählten Verhältnis zueinander abgestimmt, so dass man von einem recht kurzweiligen Werk sprechen kann. Mit „Trying To Be Me“ hat Laura Bryna eine erste vielversprechende „Duftmarke“ in Nashville gesetzt. Man darf auf den weiteren Verlauf ihrer Karriere gespannt sein. Typischer, angesagter, moderner Damen-New Country mit Chart-Ambition!

Equity Music Group (2008)
Stil: New Country

01. Life Is Good
02. Maybe She Fell
03. My Mistakes
04. Room 228
05. Same Dog
06. Make A Wish
07. Set It On Fire
08. 640 Battlefield Dr.
09. According to the Radio
10. She Can’t Save Him
11. No Man’s Land
12. Smoke From a Bridge You Burned
13. Hometown Heroes

Laura Bryna
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Bärchen Records

Lady Antebellum – Same – CD-Review

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Prächtiges Major-Debut dieses neuen, hoch talentierten New Country-Trios, bestehend aus Hillary Scott (Tochter von Countrysängerin und Grammy-Gewinnerin Linda Davis), Charles Kelley (Bruder des Singer/Songwriters Josh Kelley) und Dave Haywood, die einen herrlich knackigen, erfrischenden, peppigen Gitarren-orientierten, voller Hit-Potenzial steckenden Sound präsentieren, der in etwa zwischen Sugarland und Little Big Town anzusiedeln ist, vielleicht noch ein wenig Country-orientierter.

Die erste Single „Love Don’t Live Here“ ist bereits unter den Top-15 in den Billboard Country-Singles-Charts anzutreffen, und der Weg weist weiter nach oben. Produziert haben das Album die bekannte Songwriterin Victoria Shawund Paul Worley! Fast scheint es so, als sei es dem Trio gelungen, besetzungsmässig in eine Marktlücke zu stossen, denn außer Trick Pony (um die es seit dem Ausscheiden von Heidi Newfield sehr ruhig geworden ist) gibt es kaum eine vergleichbare Konstellation (eine Frau, zwei Männer) von solcher Qualität. Haywood und Kelley sind bereits seit Schultagen eng befreundet, Hillary traf Charles 2006 bei der Produktion eines Musikspots in Nashville, beide kamen ins Gespräch und vereinbarten, es mal mit dem gemeinsamen Komponieren zu versuchen.

Man stellte schnell fest, dass die Chemie stimmt und lotete mit einigen, wenigen Songs und ein paar anschließenden, selbst gebuchten Gigs die Chancen aus, als Dreier-Formation bestehen zu können. Die Reaktionen der Fans war begeistert. Und dann ging alles rasend schnell. Lady Antebellum (der Name resultiert aus dem Ergebnis eines Spaßfotos vor einem südstaatlichen Herrenhaus) wurden als Opening-Acts für renomierte Interpreten wie Kenny Chesney, Carrie Underwood, Tim McGraw, Alan Jackson, Josh Turner und Little Big Town gebucht, spielten in der berühmten Grand Ole Opry und sind mittlerweile auch als Support für Martina McBrides Arena Tour 2008 verpflichtet worden.

Diese musikalischen Konstellationen passen auch prima zusammen, denn Lady Antebellum spielen modern und knackig, haben ihre Roots aber unüberhörbar in den Traditionen des klassischen Country. Das Nashville Lifestyles-Magazin bezeichnete sie kürzlich als „the next big thing“ in Nashville, und das erscheint durchaus plausibel. Das Debutalbum jedenfalls ist ein Volltteffer! Das Trio (übrigens bei den ACM-Awards in der Sparte „Best New Group“ nominiert) präsentiert durchweg hervorragende, sehr selbstbewusste, offensive, in Eigenregie komponierte Songs (zehn von elf) voller jungem Elan und toller Melodien, eingespielt mit der fantastischen Musikern aus der ersten Garde von Nashvilles Studiocracks (u.a. Mike Rojas, Chad Chromwell, Craig Young, Jason Gambill, Bruce Bouton, Paul Worley, Larry Franklin), die vor allem auch durch ihren Abwechslungsreichtum glänzen.

Es wurde ein exzellenter Mix aus wunderbar countryrockigen Uptemponummern („Love Don’t Live Here“, „Lookin’ For A Good Time“ „I Run To You“, „Love’s Lookin’ Good On You“, „Slow Down Sister“), sehr melodischen und atmosphärischen Midtempotracks („Long Gone“, „Home Is Where The Heart Is“, „Things People Say“) und einigen sehr schönen, emotionalen Power-Balladen („All We’d Ever Need“, „Can’t Take My Eyes Of You“, „One Day You Will“) mit dezenten, aber nicht übertriebenen Streichereinsätzen gewählt, wobei fast jedes Lied aufgrund der eingängigen Gestaltungen großes Hitpotenzial aufweist.

Von der Stimme her liegt Hillary Scott irgendwo im Bereich zwischen Sugarland-Sängerin Jennifer Nettles und Michelle Branch von The Wreckers. Charles Kelley dürfte die Frauenherzen mit seiner warmen, rauchigen Charakter-Tenorstimme massenweise zum Schmelzen bringen. Beide wechseln sich in einem gut abgestimmten Verhältnis an der Front ab, spielen sich ab und zu mal im Duett die Bälle zu oder unterstützen den anderen mit wunderbaren Harmoniegesängen. David Hawwood erweist sich dazu als außerordentlich guter Gitarrenspieler (Electric- und Akustik-), weiß aber auch mit schönen Mandolinenfills zu gefallen und steuert obendrein manchmal exzellent passende Harmonies bei.

Hier bewegen sich „Lady A.“ (Spitzname der Fans) schon jetzt auf einem Niveau, das allerhöchste Anerkennung verdient. Die Produktion ist knackig, glasklar und sehr zeitgemäß auf den Punkt gebracht. Man braucht wirklich kein Prophet zu sein um Lady Antebellum schon jetzt eine vielversprechende Zukunft vorauszusagen. Das mit dem „nächsten großen Ding“ könnte also durchaus Wirklichkeit werden. Sugarland haben hier vielleicht ein wenig die Richtung vorgegeben, Lady Antebellum die ‚musikalische „Spur“ gekonnt aufgenommen!

Das ist ohne Wenn und Aber durch und durch toller, moderner, knackiger, gleichzeitig aber auch traditionsbewusster New Country voller Frische und Pep! Diese Drei machen richtig Freude! Fazit. Debüt super gelungen – weiter so, „Lady A“!

Capitol Nashville (2008)
Stil:  New Country

01. Love Don’t Live Here
02. Lookin‘ For A Good Time
03. All We’d Ever Need
04. Long Gone
05. I Run To You
06. Love’s Lookin‘ Good On You
07. Home Is Where The Heart Is
08. Things People Say
09. Slow Down Sister
10. Can’t Take My Eyes Off You
11. One Day You Will

Lady Antebellum
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Bärchen Records

Hunter Hayes – Storyline – CD-Review

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Nashvilles neues, mega-erfolgreiches „Wunderkind“ mit seinem zweiten Album! Was ist dieser Knabe doch für ein talentierter Sänger, Songwriter und vor allem für ein exzellenter Multi-Instrumentalist! Auf seinem neuen Werk „Storyline“ hat der aus Breaux Bridge, Louisiana stammende, gerade mal 22 Lenze zählende Hunter Hayes wieder sämtliche 14 Tracks komponiert (mit vielen namhaften Co-Writern wie Luke Laird, Barry Dean, Katrina Elam, Troy Verges, Gordie Sampson, Sam Ellis, etc.) und natürlich neben dem Lead-Gesang auch wieder eine stattliche Anzahl an Instrumenten (u.a. electric/acoustic guitar, resonator guitar, bouzouki, mandolin, ukulele, b3, piano, wurlitzer, percussion) bedient.

Mein Gott, was hat der Typ in seinen bisherigen kurzen Dasein schon alles erlebt: Im Alter von 4 Jahren bereits einen Auftritt mit Hank Williams Rr. in einer Fernseh-Show, mit 6 Neben-Darsteller in einem Film mit Schauspieler Robert Duvall, der Hunter auch seine erste Gitarre schenkte. Selbst eine Einladung bei Bill Clinton zu seinen damaligen, berühmten White House Lawn-Partys kann der Junge vorweisen. In der Folgezeit nahm er diverse Independent-Platten in Eigenregie auf, bis er schließlich 2008 nach Nashville zog. Von da an ging es Schlag auf Schlag.

Er ergatterte einen Songwriter-Vertrag und nicht von ungefähr waren es Rascal Flatts, die seinen Song „Play“ für ihre „Nothing Like This“-CD buchten. 2010 zeichnete Hayes dann seinen ersten Major-Plattenvertrag mit Atlantic Records. Das Debüt wurde direkt eine Nummer Eins und auch die Single „Wanted“ erklomm die Pole-Position. Man entschloss sich aufgrund des Erfolges, eine erweiterte Version des Werkes („Encore“) auf den Markt zu bringen, die sich dann nochmals sehr gut verkaufen ließ. Der Gewinn diverser Awards und Support-Auftritte bei Taylor Swift, Carrie Underwood und Rascal Flatts bei deren großen Touren, Grammy-Nominierungen, sowie Kennenlernen von musikalischen Größen wie Paul McCartney, Sting, Stevie Wonder (gemeinsamer Auftritt bei den ACM Awards) sowie Elton John (Cover seines „Goodbye Yellow Brick Road“ für ein Reissue) zählten zu weiteren Highlights.

Mittlerweile ist jetzt mit „Storyline“ der sehnlichst erwartete Nachfolger „im Kasten“. Produziert hat, wie auch den Vorgänger, nach dem Motto „Never change a winning team“, wieder Dan Huff (zusammen mit Hunter). Dessen Einfluss ist, gerade, was die vielen von Hunter gespielten E-Gitarren-Soli betrifft, ebenfalls omnipräsent. Mit der sanft und reduziert beginnenden Pianoballade „Invisible“, die sich dann im weiteren Verlauf mit Einsatz vieler Instrumente, inklusive Streicherunterstützung, voluminös steigert, hat Hunter auf Platz 4 in den Billboard-Country-Single-Charts eine erste Duftmarke gesetzt. Diesen Song hat er auch anstatt des geplanten „I Want Crazy“ bei den Grammy Awards performt.

Die CD beinhaltet, wie es für angesagten New Country der heutigen Zeit im Major-Bereich typisch ist, eine Mischung aus kräftigen, energiegeladenen Nummern und diversen Midtempo-/Powerballaden, wobei der Fokus auf den Gesang des Protagonisten gelegt wird, aber auch viele instrumentelle, Country-kompatible Feinheiten mit eingeflochten werden, die hier fast alle von Hayes mit den bereits o.a. Instrumenten erledigt werden.

Der flockige Opener „Wild Card“ (klasse E-Gitarren-Solo), das Heartland-trächtige Titelstück „Storyline“ (klasse Einsatz von Mandoline und Bouzouki), das überschwengliche „Tattoo“, „Flashlight“ (poppige Harmoniegesänge), sowie das mit einem dezenten Latino-Rhythmus unterlegte „Secret Love“ (E-Gitarre mit Santana-Note) stehen hier für die mehr abgehenden Tracks. „Still Fallin'“ (Bariton-Fills; Steel-Tupfer, gespielt von Paul Franklin), das erwähnte „Invisible“, das großartige „When Did You Stop Loving Me“ (endet in einem furiosen Southern E-Gitarren-Jamming, betitelt „…Like I Was Saying“), das mit leichtem R&B-Touch versehene „Nothing Like Starting Over“, und die beiden abschließenden Powerballaden „If It’s Just Me“ (tolles Wurlitzer-/B3-Spiel von Hayes) und das ebenfalls Piano-getränkte „Love too much“ (schöne Slidegitarreneinlage) stehen für den ruhigeren Part des durchgehend hochkarätig bestückten Silberlings.

Hunter Hayes ist mit „Storyline“ wieder ein sehr schönes Album voller großartiger Songs gelungen! Da werdeb eine Menge Hits abfallen. Der talentierte, immer noch sehr jungenhaft aussehende Künstler ist dabei, sich seinen Platz zwischen Acts wie Rascal Flatts und Keith Urban, im oberen Segment der Zunft fest zu etablieren. Wie bei Major-Werken üblich, gibt es ein dickes Booklet mit allen Infos, Song-Texten und Bildern von Hunter on top. Die rasende Erfolgsgeschichte des Hunter Hayes geht eindrucksvoll weiter!

Atlantic Records (2014)
Stil: New Country

01. Wild Card
02. Storyline
03. Still Fallin
04. Tattoo
05. Invisible
06. …Interlude
07. You Think You Know Somebody
08. Flashlight
09. When Did You Stop Loving Me
10. …Like I Was Saying (Jam)
11. Secret Love
12. Nothing Like Starting Over
13. If It’s Just Me
14. Love Too Much

Hunter Hayes
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Bärchen Records

Various Artists – Hot & New Country Music #1 – CD-Review

Hot

Schön, dass die Musikindustrie mittlerweile auch in unseren Gefilden begriffen hat, dass (New) Countrymusik von heute (in Amerika absolut populär) hierzulande über Johnny Cash, Willie Nelson und Truck Stop hinaus längst sein Mauerblümchendasein abgelegt hat und deren Interpreten mit ihren Tonträgern weitaus mehr zu bieten haben, als das bisherige Wühltischniveau.

Meine Wenigkeit kämpft ja schon seit Beginn seiner schreiberischen Aktivitäten, sei es für Sounds of South oder in Kooperation mit Bärchen Records (einem auf Nischen spezialisierten Mailorder, der auch schon seit Urzeiten den unkomplizierten, günstigen und schnellen Erwerb dieser Musik, unterstützt durch fundierte Reviews, ermöglicht) für einen höheren Bekanntheitsgrad. Ich war mit einer der ersten, der beispielsweise einem Keith Urban (leider auf diesem Sampler noch nicht berücksichtigt), als ihn noch kein Mensch wahr nahm und er seine heutige Ehefrau Nicole Kidman vermutlich nur aus der australischen BRAVO und in feuchten Träumen kannte, bereits in der Besprechung seines Debüts punktgenau eine große Karriere voraussagte.

Mein Schlüsselerlebnisse in Sachen New Country waren übrigens Mary Chapin Carpenters Song „Shut Up And Kiss Me“, ein Stück, das ich mal im Radio hörte und mich zu weiteren Recherchen in Sachen dieser Musik veranlasste sowie ein Konzert von Garth Brooks mit der damals ebenfalls noch völlig unbekannten Martina McBride (heute mittlerweile eine Grand Dame des Genres) als Support in der Dortmunder Westfalenhalle. Noch heute löst die Erinnerung daran bei mir eine Gänsehaut aus, wenn ich mich nur an die zwanzig Minuten, am Stück währende La Ola durchs Rund zurückbesinne, bis der Entertainer endlich die Bühne betrat und mit einer furiosen Unterhaltungs-Show (für damalige Verhältnisse) begeisterte, im Gegensatz zum Eintrittspreis, der sich für diese Zeit mit 85 DM in Freudenhaussphären bewegte (heute fast schon lächerlich).

Kommen wir zu diesem Sampler. Sony Music hat es in Verbindung mit CountryMusicNews.de (ein mit vielen Infos bespicktes Internet-Magazin, dessen Besuch als Genreliebhaber natürlich Pflicht ist) geschafft, sämtliche rechtlichen Hürden (die es im Rahmen eines solchen Projektes zu überbrücken gilt) zu meistern und hat wirklich eine durchaus gute und repräsentative Auswahl an Interpreten und Songs auf diesen (ersten) Silberling dieser Art (weitere sollen folgen) gepackt. Ich selbst besitze von fünfzehn der hier zwanzig vertretenden Künstler CDs und kann mir von daher sicherlich eine ganz gute Beurteilung erlauben.

Beim Auftakt-Sampler wurde sich wirklich bemüht, das gesamte Spektrum dieser, vornehmlich in Nashville, beheimateten Sparte (die im Laufe der Zeit sehr viele unterschiedliche Stile mit eingeflochten bekommen hat) abzudecken und mit großen Namen wurde ebenfalls nicht gegeizt. So stehen die Mädels wie Taylor Swift, Carrie Underwood oder Kellie Pickler (beide Letztgenannten waren Kandidaten bei American-Idol) für die poppigen Sachen, Alan Jackson für die Neotraditionalisten, Blake Shelton im Duo mit Trace Adkins und Craig Morgan zumindest auf diesem Teil für die Southern Rock-/Redneck-kompatiblen Zutaten.

Billy Currington (war mal in „Wetten, dass…?“ mit Shania Twain) und Josh Turner demonstrieren die Honkytonk-bestückte Variante, Jason Aldean, Miranda Lambert und Jake Owen repräsentieren die ‚jungen Wilden‘ der Szene, Kevin Costner und Tim McGraw bringen Hollywood-Glanz und Superstardom (beide sowohl erfolgreiche Schauspieler wie Musiker) mit auf den Rundling. Jennifer Nettles von Sugarland mit ihrer grandiosen Southern-Twang-Stimme (hat in einem Duett sogar mal den guten Jon Bon Jovi an die Wand gesungen) und Brad Paisley mit seinem fingerfertigen Telecaster-Gitarrenspiel sorgen für die individuellen Glanzpunkte. John Rich (Part von Big & Rich) überzeugt mit sozialkritischem Text in seinem „Shuttin‘ Detroit Down“.

Es gibt auch einige marginale Unpässlichkeiten. Kenny Chesney und Mac McAnally mit ihrem „Down The Road“ befinden sich hier eher in Westcoast-Gefilden (es gibt im New Country allerdings auch einige Gruppen wie z.B. Restless Heart oder Little Texas, die verstärkt mit Harmoniegesängen arbeiten), der junge Jason Michael Carroll bleibt mit seiner Nummer recht blass, Debbie Nunn ist mit ihrer Piepsstimme und ihrem christlichen Gesangsgefasel eher nervig und Cledus T. Judd mit seiner Tiger Woods-Persiflage eher im Klamaukbereich angesiedelt. Aber auch diese Tracks sind ein guter Beweis für die enorme Bandbreite dieses ehemals als recht verstaubt, einseitig und altbacken verschrienen Genres.

Die meiste Musik im New Country-Genre wird in der Regel übrigens von einem relativ überschaubaren Studio-Instrumentalistenkreis (ein kleiner Auszug. Greg Morrow, Shannon Forrest, Chris McHugh, Tom Bukovac, Dann Huff, Brent Mason, Kenny Greenberg, Pat Buchanan, John Willis, Jimmy Johnson, Paul Franklin, Dan Dugmore, Glenn Worf, Mike Brignardello, Tony Harrell, Steve Nathan, Gordon Mote, Jonathan Yudkin, etc.) eingespielt (es wechseln halt nur die Interpreten beim Gesang), der dafür an Können seines Gleichen sucht und trotzdem keine Einbahnstraßen-Kost abliefert. Immer wieder grandios, was die teilweise aus ihren Spielgeräten rausholen. Auch die exzellenten Produzenten und guten Songwriter tragen in der Regel dann zu einen exklusiven Ergebnis bei.

Zu bemerken ist, dass hier auf dieser Zusammenstellung im Großen und Ganzen Songs berücksichtigt wurden, die auch in den amerikanischen Country-Charts (und auch darüber hinaus) ein Wörtchen mitgeredet haben. Das Genre hat natürlich auch viele Interpreten zu bieten, die keine Major-Verträge besitzen und ebenfalls tolle Musik machen und die nicht so im Rampenlicht stehen (vermutlich auch nie den Weg auf einen solchen Sampler finden werden), Brantley Gilbert oder Gary Ray & The Heartwells seien mal als weitere Tipps angeführt.  Die und unzählige andere gilt es dann insbesondere zu entdecken, sofern man einmal durch die Arrivierten ‚Blut geleckt‘ hat. Sounds of South hat natürlich auch jede Menge an Besprechungen in dieser Hinsicht zu bieten, wenn man gerne stöbert!

Zum Schluss bleibt zu hoffen, dass es Sony Music (und allen anderen Supportern) mit diesem (und den weiteren geplanten) „Hot & New Country Music“-Sampler gelingt, als weiterer Katalysator und Multiplikator zu fungieren, um dieser tollen und sehr abwechslungsreichen Musik hier eine größere Plattform zu bieten. Im beigefügten Booklet sind zu jedem Künstler noch Bilder und kurze Statements abgedruckt.

Gerne dürfen auch deutlich mehr New Country-Interpreten nach Deutschland zu Konzerten geholt werden (wenn möglich auch zu etwas moderateren Preisen als es bei Kevin Costner vor kurzem beispielsweise der Fall war), wie man es im Four Corners Country-Club in Untermeitingen (bei Augsburg, für mich leider eine Weltreise) bereits mit Engagement und beachtenswertem Erfolg versucht (u.a. Lonestar, Phil Vassar)! In diesem Sinne. ‚Keep it (New) Country!‘

Sony Music (2010)
Stil: New Country

01. Love Story – Taylor Swift
02. It Happens – Sugarland
03. American Saturday Night – Brad Paisley
04. White Liar – Miranda Lambert
05. Let Me Be The One – Kevin Costner & Modern West feat. Sara Beck
06. Hillbilly Bone – Blake Shelton feat. Trace Adkins
07. Bubbles – Debbie Nunn
08. It’s Just That Way – Alan Jackson
09. Temporary Home – Carrie Underwood
10. Shuttin‘ Detroit Down – John Rich
11. That’s How Country Boys Roll – Billy Currington
12. Down The Road – Kenny Chesney feat. Mac McAnally
13. Hurry Home – Jason Michael Carroll
14. Didn’t You Know How Much I Love You – Kellie Pickler
15. Bonfire – Craig Morgan
16. It’s A Business Doing Pleasure With You – Tim McGraw
17. Why Don’t We Just Dance – Josh Turner
18. Don’t Think I Can’t Love You – Jake Owen
19. Tiger By The Tail (The Tale Of Tiger Woods) – Cledus T. Judd
20. The Truth – Jason Aldean

Sony Music
Country Music News
Promoteam Schmitt & Rauch

David Nail – I’m About To Come Alive – CD-Review

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Sehr schöner, qualitativ hochwertiger New Country mit jeder Menge Hitpotential! David Nail hat es wohl seinem Talent und seiner Hartnäckigkeit zu verdanken, dass es vielleicht doch noch mit einer großen Karriere im Music City klappen könnte. Auch er ist einer der vielen Künstler, die mit den Irrungen und Wirrungen der Labelentscheidungsträger zu kämpfen haben und hatten, in seinem Fall sogar schon, bevor es überhaupt richtig losging. Nail hatte 2002 bereits bei Mercury Records einen Major-Vertrag in der Tasche, doch die vorab herausgebrachte Single erreichte nur Platz 52 der Billboard-Charts. Der sich nur mäßig herauskristallisierende Erfolg weiterer an die Radiostationen verschickter Songs veranlasste das Label schließlich Nails geplantes Debüt auf Eis zu legen.

Der aus einer Kleinstadt im Südosten von Missouri stammende Nail zog sich danach zunächst gefrustet zurück und arbeitete fortan als Jugendtrainer einer Baseballmannschaft. Über Brian Wright, dem Vizepräsidenten der mittlerweile unter dem Dach der Universal Group beherbergten Label Mercury Nashville und MCA Nashville kam der Kontakt zu Frank Liddell zustande, der nun gemeinsam mit Mike Wrucke (beide arbeiteten schon zusammen für Miranda Lambert) David Nails MCA-Debüt „I’m About To Come Alive“ produzierte. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, Nail eine zweite Chance zu gewähren.

Der Silberling steckt voller fein instrumentierter Songs (herrlich, solch großen Könnern wie u.a. Chuck Leavell, -z.B. The Allman Brothers Band, The Rolling Stones-, Waddy Wachtel, -die „alte“ californische Gitarren-Legende, die u.a. Linda Ronstadt und Jackson Browne begleitete-, Mike Wrucke, Kenny Greenberg, Glenn Worf, Dan Dugmore, Jim Hoke, u.s.w. zuzuhören), die einerseits zwar vorwiegend im Midtempo- und Balladen-Bereich angesiedelt sind, andererseits aber knackig und kraftvoll daherkommen, und richtig Laune machen. Die Radiostationen werden dies diesmal wohl kaum ignorieren können.

Das vorab veröffentlichte Titelstück „I’m About To Come Alive“, im übrigen ein Coversong der amerikanischen Alternative Rock Band Train (mit klasse Gitarren , Steel und tollen Harmonies von Nathalie Hemby, dazu ein kräftiger Refrain), erreichte immerhin die Top 50 der Charts, mit der zweiten Single, dem von einem dezenten Heartland-Flair durchzogenen, sehr flockigen und melodischen „Red Light“ (zur Zeit Platz 24, Tendenz steigend) scheint der Durchbruch nun möglich zu sein. Absolut herauszustellen ist allerdings mit „Mississippi“ der großartige Auftakt dieses insgesamt sehr gelungenen Longplayers. Was ist das für eine Wonne, hier dem exzellenten Klavierspiel des Tastenvirtuosen Chuck Leavell zu lauschen (auch Co-Writer dieser voller Südstaatenatmosphäre durchströmten Ballade; die ein wenig an das alte „New Orleans Ladies“ von Louisiana’s LeRoux zu erinnern scheint). Dazu das zündende E-Gitarrenspiel von Mike Wrucke und Waddy Wachtel (klasse Solo) und die bezaubernden Background Vocals ein Natalie Hemby betören.

An Nails ehrfürchtig wirkendem Gesang spürt man förmlich, dass der realisiert hat, Teilhaber an einer ganz großen Nummer sein zu dürfen. Das ist erstklassige, nach dem Süden „riechende“ New Country-Musik, deren zwischendrin eingestreute Streicher überhaupt nicht stören! Nails kompositorisches Talent kommt bei gleich vier Tracks zum Tragen („Again“ – peppig, dezentes, unterschwelliges U2-Feeling in der Gitarreninszenierung; „Clouds“ – entspannt, aber kräftiger Refrain, fettes E-Gitarren-Solo; „This Time Around“ – ein wenig poppig, rhythmisch, in „männlicher Shania Twain-Manier“; und „Missouri“ – rootsig, mit schönem Dobro, atmosphärische Streicher, wieder tolle „Backs“ von Hemby).

Dazu hat auch der starke Songwriter Scooter Caruso einen erheblichen Anteil an der Gestaltung der Stücke. Mit Gary LeVox (Rascal Flatts-Sänger) bei „Summer Job Days“ (im typischen RF-Stil mit ruhigem Strophengesang, emotionalem Refrain und immer kräftiger werdendem Songverlauf, surrendes E-Gitarren-Solo von Kenny Greenberg) und Kenny Chesney bei „Turning Home“ (New Country-Ballade mit Southern-Teint, Steel, Mandoline, Piano, Twin Gitarren -erinnert vom Gesang her ein wenig an Garth Brooks), kann Nail zudem auf hochkarätige und sehr prominente Unterstützung beim Songwriting zählen. Sicher auch ein Beweis in das in ihn (zu Recht) gesetzte Vertrauen. Ein weiteres Highlight ist das von Scooter Caruso und Aimee Mayo kreierte „Strangers On a Train“, wobei neben dem unnachahmlichen Harmonikaspiel von Jim Hoke auch Miranda Lamberts schön eingeflochtene Harmonies zentrale Akzente setzten.

Und somit schließt sich wieder der Kreis zu Produzent Frank Liddell, der das ganze Werk mit einem glasklaren Sound veredelt hat. David Nail hat mit „I’m About To Come Alive“ einen ersten Schritt in Richtung einer vielversprechenden Karriere gemacht (der Frauentyp dürfte auch bei der weiblichen Klientel bestens ankommen). Das Album könnte aufgrund des bereits erwähnten, erheblichen Hitpotentials zu einem der Überraschungen dieses Jahres in Nashville avancieren. Nail hat bewiesen, dass er durchaus das Zeug besitzt, sich problemlos in der Riege von Leuten wie Billy Currington, Josh Gracin, Brian McComas, Craig Morgan, Steve Azar & Co. einzureihen. Ein klasse Debüt!

MCA Nashville (2009)
Stil: New Country

01. Mississippi
02. I’m About To Come Alive
03. Red Light
04. Again
05. Clouds
06. Summer Job Days
07. Strangers On A Train
08. Looking For A Good Time
09. This Time Around
10. Turning Home
11. Missouri

David Nail
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Bärchen Records

Dean Brody – Same – CD-Review

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Großartiger, überwiegend selbst komponierter, natürlicher, herrlich erfrischend und modern eingespielter, dennoch durch und durch traditioneller Country/New Country, der den angesagten Neo-Traditionalisten Nashvilles, wie Brad Paisley, Rodney Atkins & Co. mächtig Konkurrenz machen könnte. Für den in Jaffry, am Rande der kanadischen Rocky Mountains aufgewachsenen Dean Brody erwies sich der Weg nach Nashville recht steinig. Man kann schon fast sagen, die große Karriere schien schon abgeharkt, bevor sie richtig begann, denn Brody mußte musikalisch wie auch persönlich immer wieder herbe Rückschläge einstecken.

Brody brachte sich mit 14 Jahren selber das Gitarre spielen bei und begann, naturgemäß zunächst in Kanada, die ersten Gehversuche in Richtung musikalischer Karriere. 2004 beschloss er schließlich sein Glück in Nashville zu versuchen. Er ergatterte auch einen Job bei einer Plattenfirma und erhielt einen Veröffentlichungskontrakt, der aber ohne in die Tat umgesetzt zu werden, wieder gecancelt wurde. Zudem wurde seine Aufenthaltsgenehmigung in den Staaten nicht verlängert. Brody kehrte frustriert zurück nach Kanada und war kurz davor, für einen Job in einer Kohlenmine anzuheuern, schließlich musste er seine Familie ernähren.

Just an dem Tag, wo er seinem Bekannten Matt Rovey, vornehmlich bekannt als Zuarbeiter des bekannten Alan Jackson-, George Jones-Produzenten Keith Stegall, die für ihn frustrierenden Nachrichten telefonisch überbringen wollte, klingelte dieser bei ihm durch und verkündete die frohe Botschaft, dass Stegall ihm einen Plattendeal beim arrivierten Broken Bow Records-Label (u.a. Jason Aldean, Randy Owen) besorgt hatte. So zog Brody erneut mit seiner Familie nach Nashville. Doch auch hier wieder der persönliche Rückschlag. Brody erlitt einen schweren Wasserski-Unfall, der eine schwierige Gesichtsoperation zur Folge hatte.

Mittlerweile jedoch sind die Wunden verheilt und Dean hat sein fast ausnahmslos selbst komponiertes Debütalbum eingespielt. Und das sorgt mittlerweile nicht erst seit der erfolgreichen Singlevorveröffentlichung „Brothers“ (klasse, traditioneller, textlich emotionaler Midtempo-Country mit Steel-, Fiddle- und Baritone-E-Gitarren-Einlagen Marke Alan Jackson/Garth Brooks) für Furore. Brody hat sich in der Darbietungsweise des Albums der großen Neotraditionalisten verschrieben. Er punktet mit einer sehr angenehm ins Ohr gehenden Stimme (von Dierks Bentley über Vince Gill bis zu Brad Paisley), sehr natur- („This Old Raft“) und werteverbundenen Texten („Old Joe Riley“), ohne dabei aber zu sehr ins Pathetische abzudriften.

Die Songs sind neben den klasse Gesangsleistungen auch instrumentell absolut hochwertig von einem Starensemble umgesetzt (mit dabei u.a. Lonnie Wilson, Eddie Bayers, Bruce Watkins, Brent Mason, Kenny Greenberg, Philip Moore, Jim Brown, Stuart Duncan, Paul Franklin). Das Album eröffnet mit den zwei recht flotten, knackigen, gut in die Beine gehenden Gute Laune-Songs „Undon“ und „Dirt Roads Scholar“, deren klasse Gitarrenuntermalungen immer wieder durch exzellente Steel- und Fiddle-Einlagen ergänzt werden.

Dass Dean auch im Balladenbereich bewandert ist, beweist er beim schwerelos wirkenden Lovesong „Gravity“, der ein wenig an Lonestar erinnert. Herrlich vor allem das wunderbar entspannt dahin fließende „Lazy days“ mit seinen toll eingestreuten Dobro-Fills, wobei Text-Thematik und Instrumentelles harmonisch ineinander verschmelzen. Klasse! Gleiches gilt für das dezent grassige „This Old Raft“ (erinnert ein wenig an die großen Nashville-Erfolge der Nitty Gritty Dirt Band), bei dem Brodys Gesang, ähnlich einem Vince Gill, unglaublich warm und angenehm rüberkommt, und am Ende Fiddle, E-Gitarre und Dobro zu einem aufeinanderfolgenden Finish ansetzten.

Das atmosphärisch, Western-style angehauchte „Cattleman’s Gun“ wird mitreißend, in typischer Garth Brooks-Dramaturgie in tiefer gelegter Stimmlage dargeboten (Dobro, schönes „Orgel-Gurgeln“, Windpfeifen am Ende). Die feine Ballade „Up On The Moon“ (mit frischem Mandolinengezirpe, Piano- u. E-Gitarren-Fills, Steeljammern und emotional heulende Fiddle) schießt ein komplett in sich stimmiges Album prima ab, das bei Produzent und Stegall-Spezi Matt Rovey absolut in den richtigen Händen lag.

Dean Brodys Debüt bereichert die Szene der modernen Traditionalisten Marke Alan Jackson, George Strait, Garth Brooks, Dierks Bentley, Brad Paisley, Craig Morgan, Vince Gill, Jason Aldean, Rodney Atkins, und wie sie alle heißen, um ein weiteres belebendes und hochwertiges Element. Der Bursche macht einen klasse Job! Die Countryfreunde werden viel Freude mit ihm haben. Die CD kommt in einem schönen in feiner, matter Optik gehaltenen Digipack mit eingeschobenem Booklet, inkl. aller Infos und Texte. Debüt perfekt gelungen!

Broken Bow Records (2015)
Stil: New Country

01. Undone
02. Dirt Road Scholar
03. Gravity
04. This Ain’t The Same Town (That I Painted Red)
05. Lazy Days
06. Brothers
07. Old Joe Riley
08. This Old Raft
09. Back In Style
10. Cattleman’s Gua
11. Up On The Moon

Dean Brody
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Brett Eldredge – Bring You Back – CD-Review

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Brett Eldredge, ein weiterer talentierter Newcomer unter dem New Country-Radarschirm! Dass der aus dem kleinen Ort Paris/Illinois stammende Bursche (ganz witzig: die Rechte seiner auf „Bring You Back“ veröffentlichten Lieder wurden unter dem Namen „Paris Not France Music“ verbrieft) irgendwann einmal musikalisch aufhorchen lassen würde, deutete sich bereits in ganz jungen Jahren an, als ihm Leute aus der Nachbarschaft aufgrund seiner schönen Stimme jedesmal 5 Dollar boten, wenn er für sie die Nationalhyme singen würde.

Nach ersten Erfahrungen bei einigen Talentwettbewerben folgte der finale Entschluss, ebenfalls wie sein entfernter Cousin Terry Eldredge (Mitglied der Bluegrass-Band The Grascals), sein Glück in Nashville zu versuchen. Schnell geriet er in Kontakt mit diversen Songschreibern der Szene, wobei vor allem Bill Anderson sich seiner annahm und ihn in die „Geheimnisse“ des erfolgreichen Songwritings einweihte. Aus einer Zusammenarbeit mit ihm und Brad Crisler (übrigens hat Brett elf der zwölf Tracks mitkomponiert) resultiert beispielsweise auch das flotte Stück „Signs“, eines der vielen Highlights in einem sich durchgehend auf hohem Niveau befindlichen Albums.

Klasse wie hier die 1A-Garde der Studiomusiker (u.a. Shannon Forrest, Mike Brignardello, Brent Mason, Paul Franklin, Bryan Sutton, Stuart Duncan, Tony Harrell) agieren. Vor allem ist es das erste und einzige Stück, bei dem, fast gegen Ende des Albums (Track 10), wie aus dem Nichts eine von Duncan gespielte Fiddle hörbar auftaucht – herrlich hier die Solo-Kombination mit Masons unnachahmlicher E-Gitarre. Produziert hat dieses Lied übrigens TimMcGraw-Spezie Byron Gallimore. Übrigens der helle Wahnsinn, was Atlantic Records an namhaften Produzenten (Scott Hendricks, Chris deStefano, Luke Laird, Brad Crisler, Russ Copperman) aufgefahren hat, die jeweils dann natürlich auch ein ganzes Heer an von ihnen bevorzugten Klasse-Musikern (unter anderem Chris McHugh, Steve Brester, Ilya Toshinski, Dan Dugmore, Jeff King, Russ Pahl, Charlie Judge, Mike Durham, und und und…) und teilweise auch sich selbst eingebunden haben (vorzüglich z.B. bei den Luke Laird-Songs dessen markante Akustikgitarrenarbeit).

Mit dem sehr persönlichen „Raymond“ (hier wird die Alzheimer-Erkrankung seiner Großmutter thematisiert) hatte Eldredge vor einigen Wochen mit Platz 23 der Billboard Country Singles Charts bereits einen respektablen Achtungserfolg erzielt. Mittlerweile ist ihm mit dem energiegeladenen „Don’t Ya“ (stark die vielfältige Saitenarbeit von Produzent und Mitschreiber Chris DeStefano, hier besonders auffällig die Banjitar) sogar der Sprung unter die Top-10 gelungen. Zu punkten weiß Eldridge vor allem mit seiner tollen Bariton-Stimme, die aber auch oft eine unterschwellige Portion an Soul beinhaltet (man assoziert Leute wie Phil Vassar, Pat Green, Gary Ray, Jeff Bates), sich aber immer geschickt dem Countrythema unterordnet.

Eldredge hat unbestritten schon jetzt das Zeug, zu einer echten Charakterstimme zu avancieren. Weitere tolle Songs sind der mit schönem Redneck-Flair durchzogene Opener „Tell Me Where To Park“ (grandioses Akusktigitarrensolo und -spiel von Luke Laird), die schöne Powerballade und zugleich auch der Titelsong „Bring You Back“ (mit beeindruckenden Harmoniegesängen von Mit-Autorin Heather Morgan), die ruhige und sehr atmosphärische Southern Soul-Nummer „Waited Too Long“ (klasse E-Gitarren-Solo in feiner Allman Brothers-Manier von Troy Lancaster) oder das relaxt, mit einem markanten E-Gitarren-Führungsriff dahin groovende „On And On“.

Hitverdächtig auch die flotten, energiereich und dezent poppig gestalteten Sachen wie „Beat Of The Music“ (schöne E-Slidebegleitung) oder das abschließende „Go On Without Me“ (Tempowechsel, gut harmonierende „Backs“ von Natalie Hemby und Stephanie Chapman). Brett Eldredge (nicht nur rein äußerlich Craig Morgan etwas ähnelnd) hat mit seinem Nashville Major-Debüt „Bring You Back“ direkt ein dickes Brett hingelegt. In Kombination mit seinen bereits getätigten Live-Erfahrungen als Support von Leuten wie Taylor Swift, Blake Shelton und Tim McGraw könnte hier schnell eine ernstzunehmende neue Größe im weiten und hart umkämpften Feld der Charaktersänger wie die gerade erwähnten Shelton und McGraw, Luke Bryan, Billy Currington, Jake Owen, Eric Church, Lee Brice, Darius Rucker & Co. für weiteren Wettbewerb sorgen. Ein toller Einstieg von Brett Eldredge!

Atlantic Records (2013)
Stil: New Country

01. Tell Me Where To Park
02. Don’t Ya
03. Bring You Back
04. On And On – 3:09
05. Gotta Get There
06. One Mississippi
07. Beat Of The Music
08. Waited Too Long
09. Mean To Me
10. Signs
11. Raymond
12. Go On Without Me

Brett Eldredge
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Lonestar – Mountains – CD-Review

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Berge haben sie in ihrer über zehn Jahren währenden Laufbahn bereits versetzt. Das texanische Quartett Lonestar (Ritchie McDonald, Michael Britt, Dean Sams und Keech Rainwater) zählt mit seinen millionenfach verkauften CDs zu den festen Größen im Geschehen rund um Music City. Auch ihr neues Werk „Mountains“ wird diesen Trend wohl fortsetzen. Man ist in der komfortablen Situation, interpretationstechnisch ohnehin mit viel Talent gesegnet, sich seit geraumer Zeit das Beste vom Besten in Sachen Produzenten, Songwritern und Begleitmusikern leisten zu können.

Also, was soll da schon großartig schief gehen? An den Reglerknöpfen saß diesmal der prominente Mark Bright (Rascal Flatts, Carrie Underwood, Brad Paisley, BlackHawk etc.), kompositorisch involviert ist, neben Ritchie (3x) und Dean (1x), alles, was Rang und Namen in der Szene hat (Wendell Mobley, Neil Thrasher, Brett James, Craig Wiseman, Tom Shapiro etc.). Hochkarätige Musiker wie Tom Bukovac, Gordon Mote, James Lowry, Eric Darken, Wes Hightower, usw. sind darüber hinaus zusätzliche Qualitätsgaranten, was die instrumentelle und gesangstechnische Ergänzung betrifft.

Im Gegensatz zur letzten Scheibe „Coming Home“ hat man bei „Mountains“ den Fokus wieder verstärkt auf die Balladen gerichtet. Aber auch einige flottere Sachen, wie der Country-Party-Rocker „Cowboy Girl“ (klasse Fiddle/E-Gitarre), das knackige „One Of These Days“ (gab es auch schon mal von Trace Adkins) oder „Careful When You Kiss Me“ (ebenfalls durch Andy Griggs auf seinem letzten Album vorgetragen) dienen sporadisch zur Auflockerung des Gesamtgeschehen. Die beiden letztgenannten Stücke erhalten durch Ritchie McDonalds wesentlich weichere Stimme einen ganz anderen Teint.

Zentrum des Albums ist aber eindeutig der Titelsong. Eine wunderschöne Melodie im Midtempobereich, sehr feine Instrumentierung mit Akustik-, E-Gitarre und Mandoline, ganz dezentes Steelguitar-„Pfeifen“, ein im Verlauf des Stückes kräftiger und emotionaler werdender Refrain mit sehr aufrüttelndem, gutem Text aus der Feder von Bandleader Ritchie McDonald. Einfach klasse. Die Nummer steht bereits unter den ersten Zwanzig der Billboard-Country-Singles-Charts, mit steigender Tendenz.

Wie bereits erwähnt, bewegt man sich bei den restlichen sieben Stücken weitestgehend im professionell, modern instrumentierten, sehr emotional besungenen Balladen-Bereich (vor allem in den Refrains), wobei es textlich (wie auch bei „Mountains“) teilweise recht ernst zur Sache geht („Long Lost Smile“, „What She Had To“). Beim abschließenden „Always In The Band“ (pianogetränkt, Harmonika-Fills) lässt dann Frontmann McDonald noch mal viel persönliche Note einfließen. Mit „Mountains“ haben Lonestar wieder ihren gewohnt routinierten Mainstream-Country abgeliefert. Prima Stoff für die etatmäßige Klientel der Band mit dem Titelsong als absolutes Highlight!

BNA Records (2006)
Stil: New Country

01. Mountains
02. Nothing To Prove
03. Long Lost Smile
04. Thought It Was You
05. Hey God
06. I Wanna Do It For You
07. Cowboy Girl
08. What She Had To
09. One Of Those Nights
10. Careful Where You Kiss Me
11. Always In The Band

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Rick Huckaby – Portrait

Der Sohn der Basketball-Trainer-Legende Rick Huckabay Sr. zeigt den Major-Companies in Nashville die kalte Schulter und verfolgt konsequent seinen eigenen Weg auf eigenem Label. Dem hochtalentierten Musiker, Singer/Songwriter sollte trotzdem nach drei starken CDs bald der große Durchbruch gelingen. Auch bei uns in Good Ol‘ Germany ist er noch ein unbeschriebenes Blatt, das es zu entdecken gilt.

Um direkt auf den Punkt zu kommen: Rick Huckaby zählt schon jetzt für mich zu meinen persönlichen Neuentdeckungen des noch nicht mal zur Hälfte vergangenen Jahres, auch wenn er 2015 bisher keine Neuveröffentlichung herausgebracht hat und dies vermutlich nicht tun wird. Und selbst der erfahrene Musikfreund wird sicherlich fragen: Rick Huckaby? Wer ist denn das schon wieder?
Den ganz aufmerksamen Klienten unseres Magazins könnte der Name allerdings schon mal begegnet sein. Und zwar in meinem Review zur Scheibe „Raise A Little Hell von Her & Kings County, wo Rick mit der rassigen Frontfrau, Monique Staffile, auf „My Heart Can’t Take Anymore“ ein schönes Duett, als Dank für eine schon länger bestehende Freundschaft, beigesteuert hat.

Ein paar Wochen später fing ich mal, aus einer Laune heraus, ein bisschen über besagten Künstler auf den üblichen Wegen zu recherchieren. Und siehe da, der Bursche hat bereits drei CDs herausgebracht, wobei die letzte „Pistols & Diamonds“ allerdings aus 2014 stammt. Ich entschied, ihn trotzdem mal bezüglich eines Reviews des Silberlings anzumailen. Prompt lagen vierzehn Tage später alle seine bisherigen Werke, handsigniert, in meinem Briefkasten. Das nenne ich mal einen Interpreten, der auf Zack ist und mitdenkt!

Da bot sich dann ja förmlich ein Komplett-Portrait an. Zur Person: Rick Huckaby wurde in Baton Rouge, Louisiana geboren. Sein Vater, Rick Huckabay Sr. (Rick hat das zweite ‚a‘ in seinem Künstlernamen zwecks Vermeidung von Verwechslungen weggelassen) war ein, in den Staaten, bekannter und sehr erfolgreicher Basketball-Coach. Der junge, zwar ebenfalls Basketball liebende Rick (heute passionierter Golfer, wie er mir berichtete), fühlte sich aus seinem Innersten aber doch eher zur Musik hingezogen. Er bediente auf der High School zunächst in diversen Bands das Schlagzeug, lernte dann Gitarre zu spielen, schrieb die ersten Songs und gewann mit seiner Band Front Page den ‚Jimmy Dean True Value Hardware Store Regional Talent-Wettbewerb‘.

1996 entschied er sich nach Nashville zu gehen und verdiente seine Lorbeeren zunächst mit ‚weltlicher‘ Arbeit in einem Konstruktionsbüro einer Asphaltfirma. Schon bald wurde er aber von Tracy Lawrence als Bandgitarrist verpflichtet, den er dann auch für fünf Jahre begleitete. 2002 unterzeichnete er bei Warner Brothers einen Major Deal, wurde dort aber vier Jahre lang quasi ‚auf Eis gelegt‘. Rick stieg auf eigenen Wunsch aus und gründete mit seinem Bruder Andy, in Gedenken an seinen zwischenzeitlich an Krebs verstorbenen Vater, das in Eigenregie geführte Label HeadCoach Music, auf dem folgende drei Alben veröffentlicht wurden:

„Call Me Huck“:

Im Jahre 2008 war es endlich so weit. Rick brachte sein Debüt „Call Me Huck“ heraus., aufgenommen im Studio ‚The Ridge‘ in Brentwood, Tennessee, in der Nähe von Nashville gelegen, unter der Regie vom in Music City bestens bekannten Studio-Drummer Lonnie Wilson, der direkt seine Star-Kollegen wie Dan Dugmore, Glenn Worf, Tony Harrell und Jimmy Nichols um Rick versammelte. Ein mit elf Stücken und einer Spielzeit von nur 38 Minuten noch recht knapp bemessenes Werk, das aber dafür ohne jeden Hänger daherkommt.

Der Opener „I Got You Covered“ wie auch das abschließende Titelstück kommen mit einem herrlich lässigen Groove, wie ihn auch zur gleichen Zeit ein gewisser James Otto auf Stücken wie „Just Got Started Lovin‘ You“ oder „These Are The Good Old Days“ praktizierte. Immer wieder grandios, wie sich meist gluckerndes E-Piano sowie gurgelnde Orgel mit den versiert gespielten E-/Akustik- und Steel-Gitarrenparts (grandios Dan Dugmore) auf dem von Wilson und Worf entfachten Rhythmusteppich ausbreiten.

Ricks Stimme erweist sich als durchaus facettenreich und bewegt sich bei Country-lastigeren Tracks („She Takes Me High“, „Diggin‘ At My Scars“) in Sphären von Herren wie Travis Tritt oder Andy Griggs, weiß aber auch bei soulig angehauchten Sachen („Sing It To You“, das Lounge-taugliche „City Life“) mit dem wohligen Stimmesprit eines Randy Travis oder Tracy Lawrence zu überzeugen. Mit „Ain’t Enough Blacktop“ und „Never Needed A Woman“ gibt es zwei wunderbar warmherzige Balladen zum Relaxen. Southern Rock-Liebhaber dürfen sich an, in Richtung Montgomery Gentry zeigenden, Stücken der Marke „My Bad“, „Mash The Gas“ oder „Can’t Miss Kid“ erfreuen, wobei das Musiker Star-Ensemble teilweise einen unfassbar geilen Groove vom Stapel lässt, der einem regelrecht die Spucke weglässt. Einfach famos! Alles in Allem ein vorzüglicher Erstling, der zu Recht blendende Kritiken erhielt!

„Hittin‘ My Stride“:

Nur ein Jahr später schon folgt mit „Hittin‘ My Stride“ Ricks Paradealbum. Im Großen und Ganzen unter ähnlichen Bedingungen, wurde nur ganz marginal in Nuancen gefeilt. Zugunsten einer etwas rockigeren Ausrichtung wurde auf Steel-Parts verzichtet und mit Kenny Greenberg (in blendender Form) sowie Todd Woolsey noch zwei weitere exzellente Saitenkönner aus der Nashville-Garde hinzugenommen. Orgel und Piano bedienten diesmal die zwei, nicht weniger als ihre Vorgänger bekannten John Jarvis und Mike Rojas. Auch Huckabys bewährte Co-Songwriter wie u. a. J. P. Pennington, Paul Nelson, Jeff Anders oder Michael White durften sich erneut kreativ einbringen.

Das Aufttaktstück „Broken Promisland“ groovt, getrieben von klasse E-Gitarren und einem filigranen E-Piano, direkt, was das Zeug hält. Es erinnert ein wenig an Sachen von Ronnie Milsap („Stranger In My House“). Wunderbar auch das folgende, klasse verschachtelte „Devil On A Good Day“, mit ein wenig Bottle Rockets-Flair. Hucks Stimme weilt, wie auch bei einigen anderen Liedern, in ähnlichen Vokallagen wie Brian Henneman, Pat Green oder Jack Ingram. Unfassbar gut: bluesig-soulig und auch rockig angehauchte Tracks wie „Nothing But A Thing“, „Down From Under You“ oder „Steady Peace“. Den satten Groove, den die Musiker mit rassigen E-Gitarren-Licks, -Fills und -Soli hier erneut fabrizieren, ist atemberaubend, ja absolutes Weltklasse-Niveau.

Auch das schwer unter Slide- und Orgeldampf in Allman-Manier schnaufende „Friendly Advice“ dürfte Southern Rock Freaks derbe Laune machen. „Saving Savannah“ ist die emotionsgeladene Südstaatenballade Marke „Atlanta’s Burning Down“, während das progressiv gestimmte „Tell Me Again“ auch von Mike & The Mechanics stammen könnte. Hier hat Rick fast den sanften Schmelz eines Paul Carrack in seiner Stimme.

„Lies Little Lies“ rockt in Honkytonk-Tempo (klasse hier das typische Piano) jeden Saloon und das bluesig-rotzige „Traveling Light“ hat wieder viel Bottle Rockets-/John Hiatt-Flair. Großartig. Toll auch der mit filigraner Akustikgitarre bestückte Titeltrack, der sich als wunderbar eingängiges Country-Lied mit Bruce Hornsby-Gedächtnis-Piano und ABB-mäßiger E-Gitarrenarbeit entpuppt. Das finale „I’ll Look For You“ gehört ganz und gar dem Hauptprotagonisten, ein kammermusikartig gespielter Countryabgesang, nur mit Akustikgitarre und ein paar Claps an den Holzkorpus rhythmisch begleitet. Es bildet die Brücke zu Ricks drittem und bisher letztem Werk.

“Pistols & Diamonds“:

Nach vier Jahren Pause, zumindest was, eigene Musik betrifft (Rick tourte sehr intensiv und schrieb parallel auch weiter fleißig Stücke, wie unter anderem, das hier enthaltene „Muddy Water“ für Trace Adkins), sollte auf „Pistols & Diamonds“ vieles anders als bisher sein. Rick entschloss sich für sein drittes Werk, elektrische Komponenten weitestgehend außen vor zu lassen (nur Bass und Piano blieben verschont) und den Fokus auf eine eher akustisch gehaltene Performance (auch auf großen Wunsch seiner Fans), vor allem, was die Gitarren angeht, zu legen.
Aufgenommen wurde in Tracy Lawrences LMG-Studios direkt in Nashville, mit an den Reglerknöpfen und den Tasten saß diesmal Flip Anderson, Huckabys langjähriger Freund und Songwriter-Kollege. Auch mit Nir Z, Mark Loudermilk gab es Neubesetzungen, lediglich Glenn Worf zupfte zum dritten Mal auf bewährte Art und Weise den Viersaiter. Der musikalischen Qualität tat dies natürlich keinen Abbruch, auch hier ist ebenfalls ein Könner-Ensemble am Werk. Der Titeltrack zum Auftakt, ein echter New Country-Ohrwurm (vielleicht auf dem nächsten Silberling in einer ‚Full-Version‘ als Bonus-Track?) und das herrlich zu Rotwein-Ambiente bei Kerzenlicht dahinschwofende „Closer To You“ lassen den ’stilistischen‘ Bruch trotz der fehlenden E-Gitarren noch kaum spüren.

Das freche „Gasoline Shoes“ beweist, dass man auch mit Akustikgitarren eine tolle bluesige Atmosphäre erzeugen kann (klasse Loudermilks Slide-Solo). „In My Room“ mit zwinkerndem Text und „Rubbin‘ It In“ laden zu Zweisamkeit auf der Couch ein. Ich muss mich immer wieder über meine 22-jährige Kenwood-Anlage wundern. Der Uralt-CD-Player gibt (auch wenn er bei manchen Silberlingen, was das Abspielen angeht, schon mal rumzickt) dank der herrlich transparenten Aufnahme so einen grandiosen Klang ab, dass man meint, Rick und seine Mitmusiker direkt im Wohnzimmer mit von der Partie zu haben. Der „James Taylor Song“ huldigt ehrfürchtig die mehrfach Grammy-belohnte Singer/Songwriter-Legende in Randy Travis-Manier, während das bluesige „Last One To Leave“ eine Paradegesangsvorstellung von Rick offenbart.

„Some Place In The Sun“, „Mountains On My Mind“ und „Sharp Edges“ verbreiten unter minimalistischen Bedingungen melodisch-simples Country-Wohlfühlambiente. „Undedefeated“ groovt nochmal schön bluesig im Southern-Gewand (großartiger variabler Gesang von Huck), bevor das anfangs angesprochene „Muddy Water“ den Schlusspunkt setzt. Ein Album vornehmlich zum gemütlichen Abschalten vom hektischen Alltagsgeschehen, alternativ zum Näherkommen (beim ersten Date) oder auch als Hintergrundmusik für die große Abendmahltafel mit Freunden im Garten oder auf der Veranda. Insgesamt genau so faszinierend und gut wie die beiden anderen Werke, trotz der der auf Reduktion basierenden Instrumentierung.

Fazit: Es ist immer wieder erstaunlich, welch tolle Interpreten in den Staaten im Nashville-Dunstkreis (oder auch anderen Szenen wie z. B. im Red Dirt) aktiv sind, von denen man in unseren Breitengraden nichts erahnt, ja oft nur träumen kann. Rick Huckaby ist wieder so ein Paradebeispiel dafür. Man kann regelrecht froh sein, dass in diesem Fall, anstatt des genetisch wahrscheinlicheren Basketballs, doch eine Gitarre und ein Mikro in seine Hände gefunden haben. Ein neues Album ist übrigens noch nicht direkt in Planung, soll aber laut Rick dann wieder in einer ‚Normal‘-Version erscheinen und mit mehr Rock- und Blues-Einflüssen versehen werden. Man darf gespannt sein! Liebe Leute, gebt solch tollen Musiker mal eine Chance, die es abseits des, bei uns üblichen, 08/15-Kommerz zu entdecken gilt. Man wird mit ausnahmslos toller Musik belohnt, versprochen! Rick Huckabys Alben können über seine Homepage bestellt werden. Traut euch, noch ist er hier ein echter Geheimtipp! Mit mir hat der imaginäre Rick Huckaby-Fanclub Deutschland jedenfalls sein erstes Mitglied…!

Line-up „Call Me Huck“:

  • Rick Huckaby (lead vocals, background vocals, acoustic guitar, electric guitar)
  • Dan Dugmore (electric guitar)
  • Glenn Worf (bass)
  • Lonnie Wilson (drums, percussion, background vocals)
  • Tony Harrell (keyboards)
  • Jimmy Nichols (keyboards)

HeadCoach Music (2008)
Stil: New Country

01. I Got You Covered
02. She Gets Me High
03. Sing It To You
04. Ain’t Enough Blacktop
05. City Life
06. My Bad
07. Diggin’ At My Scars
08. Mash The Gas
09. Never Needed A Woman
10. Can’t Miss Kid
11. Call Me Huck

Line-up „Hittin’ My Stride“:

  • Rick Huckaby (lead vocals, background vocals, acoustic guitar, electric guitar)
  • Dan Dugmore (electric guitar)
  • Kenny Greenberg (electric guitar)
  • Todd Woolsey (electric guitar)
  • Glenn Worf (bass)
  • David Hungate (bass)
  • Lonnie Wilson (drums, percussion, background vocals)
  • Mike Rojas (keyboards)
  • John Jarvis (keyboards)

HeadCoach Music (2009)
Stil: New Country

01. Broken Promiseland
02. Devil On A Good Day
03. Nothing But A Thing
04. Saving Savannah
05. Out From Under You
06. Lies Little Lies
07. Friendly Advice
08. Tell Me Again
09. Steady Peace
10. Traveling Light
11. Hittin’ My Stride
12. I’ll Look For You

Line-up „Pistols & Diamonds“:

  • Rick Huckaby (lead vocals, background vocals, acoustic guitar)
  • Mike Loudermilk (acoustic guitar, slide guitar)
  • Glenn Worf (bass)
  • Nir Z (drums, percussion)
  • Flip Anderson (keyboards)

HeadCoach Music, Lawrence Music Group (2014)
Stil: Acoustic New Country

01. Pistols & Diamonds
02. Closer To You
03. Gasoline Shoes
04. In My Room
05. Rubbin’ It In
06. James Taylor Song
07. Last One To Leave
08. Some Place In The Sun
09. Mountains On My Mind
10. Sharp Edges
11. Undefeated
12. Muddy Water

Rick Huckaby
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Lawrence Music Group