Them Dirty Roses – 29.03.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Immer noch ganz beeindruckt vom immens starken Joe Bonamassa-Gig in der großen Lanxess-Arena zu Köln am Vorabend, galt es jetzt den Hebel wieder in Richtung Clubkonzerte umzulegen, die jungen Spunde Them Dirty Roses aus Nashville, Tennesssee, unter der Fahne von Teenage Head Music, hatten ihren Debütauftritt in unserer geliebten schnuckeligen Kulturrampe in Krefeld.

Für die sympathischen Jungs, aber auch besonders ganz für den engagierten Rampen-Chef Pille Peerlings hatte es mich gefreut, dass er, bei seiner Ansage der Band um 21:00 Uhr, eine ausverkaufte Hütte proklamieren durfte, was bei Erstauftritten solcher Insider-Acts eher ungewöhnlich ist. Ein verdienter Lohn für eine tolle kontinuierliche Arbeit, Pille!

Die Burschen robbten sich dann im Verlauf des, wie gewohnt, zweiteilig strukturierten Sets, durch ein sattes, 24 Stücke umfassendes Programm (inkl. zweier Zugaben). Da ich nur die vom Kollegen Jörg Schneider (der diesmal auch in Sachen Bildern federführend war) reviewte Deluxe-Version-Scheibe mit den beiden EPs „Same“ und „Trouble“ des Quartetts kannte, besaßen nach dem kraftvollen Opener „You Can’t“, natürlich Tracks wie „What Your Daddy Doesn’t Know“, „Whiskey In My Cup“, „A Bad Hand“ (vieles erinnerte mich dabei an Whiskey Myers) und das bereits inflationär gehörte „Whipping Post“ den höchsten Wiedererkennungswert.

Pechvogel des Abends war der quirlig spielende Leadgitarrist Andrew Davis, von dessen Gibson Les Paul sich eine Saite gelöst hatte, die er aber dank früherer Tätigkeit in einem Gitarrenladen, wie er berichtete, blitzschnell wieder ausgebessert hatte. Im zweiten Teil riss ihm auch noch seine um den Hals-dekorierte Holzperlen-Kette und die vielen kleinen Kügelchen kullerten zu Boden und verstreuten sich um seinen Aktionsradius. Hier hätte dann selbst eine frühere Arbeit in einer Boutique für Schmuck-Accessoires wohl kaum auf die Schnelle Abhilfe gebracht. Naja, Rosenkranz-Beten kann er sich auf jeden Fall erst mal knicken…

Der deutlich stärkere zweite Teil (sowohl vom Sound, Licht und auch Gehalt der Lieder) mit den beiden launigen Reißern „Songs About You“ und „Molly“ direkt zum Auftakt und tollen Stücken wie u. a.  „Head On“, dem gelungenen Mountain-Cover „Mississipi Queen“, dem Cadillac Three-umwehten „Grew Up In The Country“, dem mit Skynyrd– und Black-Crowes-Ingredienzien durchzogenen „Trouble“ sowie „Cocaine And Whiskey“, brachten die Rampe zum Kochen.

Auch Led Zeppelins „Rock And Roll“ und das zum Tanzen anregende „Shake It“, wieder aus dem eigenen Fundus, im Zugabenteil, erbrachte dem Quartett tosenden Applaus. Das anwesende Publikum wollte die völlig durchschwitzten Burschen erst gar nicht von der Bühne lassen, aber angesichts des stressigen Tour-Programms, wurde es aber am Ende doch respektvoll hingenommen.

Der dynamische junge Nashville-Vierer hatte wirklich alles gegeben und durfte sich nachher am Merchandising-Stand über regen Smalltalk mit den Zuschauern und intensives Interesse an seinen Tonträgern und T-Shirts freuen. Ein toller Einstand für Them Dirty Roses in der Krefelder Kulturrampe, da steckt schon jetzt viel Potential drin!

Line-up:
James Ford (lead vocals, electric guitar)
Andrew Davis (electric guitar, vocals)
Ben Crain (bass, vocals)
Frank Ford (drums, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Patricia Vonne – Top Of The Mountain – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die multikulturellen Wurzeln Patricia Vonnes spiegeln sich abermals auf „Top Of The Mountain”, ihrem achten Album seit 2003, wider. Aufgewachsen in San Antonio und mittlerweile in Austin lebend integriert Vonne ein breites Spektrum an Musikstilen, die in der Grenzregion der Vereinigten Staaten und Mexikos lebendig sind.

Der Longplayer ist dementsprechend abwechslungsreich. Neben den unterschiedlichen Musikrichtungen tragen eine variable Instrumentalisierung und die Unterstützung – vor allem beim Songwriting – von prominenten Musikern zu einem kurzweiligen Ausflug nach Texas bei. Die überwiegende Anzahl der Titel ist dabei im Roots Rock zu verorten.

Patrica Vonne ist ihr bislang reifstes Album gelungen. Einen großen Anteil daran hat Rick Del Castillo, der mit zwei Ausnahmen alle Songs produzierte und Vonne dazu bewegte, in einer tieferen Stimmlage zu singen. Dies vermeidet den schrillen Cowgirl-Pop-Eindruck, der einigen Titeln ihrer bisherigen Veröffentlichungen anhaftete. In den drei spanischen Liedern zeigt Vonne ihre Verbundenheit mit dem lateinamerikanischen Erbe ihrer musikalischen Sozialisation.

Der Walzer „Cancion De La Boda” – mit Akkordeon und Geige begleitet sowie anfangs mit dem Knistern einer alten Schallplatte unterlegt – erweckt den Anschein, als stamme er aus einer früheren Zeit. „Madre De Perla” widmet Vonne ihrer Mutter. Passend zu dem Flamenco-Feeling klappert Vonne mit den Kastagnetten. Ihre bevorzugten Instrumente setzt sie auch auf „Illuminaria“ ein.

Michael Ramos produzierte das Tejano-Stück mit der Folge, dass Vonnes Gesang höher als auf den anderen Titeln ausfällt. Wenn man wenig mit den deutlichen mexikanisch-spanischen Stileinflüssen anfangen kann, bleiben immer noch zehn hörenswerte Tracks.

Allen voran steht das Duett mit Joe King Carrasco „Lil´ Lobo“. Vonne und ihr Partner heulen sich unterstützt von krachenden Gitarren die Seele aus dem Leib. Der Vergleich mit den anderen Wölfen von Los Lobos drängt sich bei dem Tex-Mex „Graceland Trip“ auf. Hier zeigt Vonne, dass sie auch ohne fremde Unterstützung treibende Rocksongs schreiben kann. Dennoch zahlt sich bei „City Is Alive“ die Zusammenarbeit mit der New Yorker Rockgröße Willie Nile aus. Neben der Nummer mit härteren Gitarren-Riffs findet sich mit „Lekker Ding“ ein lockerer Old-School-Rock-n-Roll auf der Scheibe.

Von den schnelleren Stücken fällt einzig der Opener „Citatel“ durch die Dramatik im Gesang etwas ab. Bei dem von Alejandro Escovedo mitgeschriebenen „Tidal Wave“ passt das Pathos hingegen besser.

Mit akustischen Gitarren und Geige widmet sich Vonne auf dem titelgebenden „Top Of The Mountain“ dem Country. Die windumwehte und staubige Landschaft eines Westernfilms kommt bei „Western Blood“ unwillkürlich in den Sinn. Patricia Vonne lässt ihre E-Gitarre auf dem mit Steven Medina Hufsteter von den Cruzados komponierten Instrumentalstück melodiös klirren.

Den regulären Abschluss des Albums bildet die kraft- und gefühlvolle Ballade „God´s Hand“. Vonnes Stimme wird hier nur von einem Klavier begleitet. Als Bonustrack gibt es noch die weitere Ballade „Stop The Madness“, die für eine texanische Organisation gegen häusliche Gewalt verfasst ist. Ihr soziales Engagement und ihr Einsatz für Frauenrechte brachte Vonne schon bei den früheren Titeln „Missing Women“ beziehungsweise „Mujeres Desaparecidas“ zum Ausdruck.

Auf ihrer neuen CD „Top Of The Mountain“ hat Patricia Vonne Pop-Elemente zugunsten eines erdigeren Sounds aufgegeben, was den Freunden von Sounds Of South gefallen wird. Vonne tourt in den nächsten Monaten ausgiebig durch Deutschland und präsentiert ihr neues Werk live. Da man den Berichten von Daniel Glauben schenken kann, lohnt ein Konzertbesuch auf alle Fälle.

MIG (2018)
Stil: Rock / Americana

01. Citadel
02. City Is Alive
03. Illuminaria
04. Top Of The Mountain
05. Lil‘ Lobo
06. Madre De Perla
07. Tidal Wave
08. Graceland Trip
09. Western Blood
10. Cancion De La Boda
11. Lekker Ding
12. God’s Hands
13. Stop The Madness

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M. i. G.-Music
Indigo Musikproduktion + Vertrieb

Greasy Tree, 16.02.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Greasy-Haupt

Meine erste CD-Besprechung für Sounds Of South verfasste ich zu dem Debütalbum von Greasy Tree. Es ist daher Ehrensache auch von ihrem Konzert in meiner heimatlichen Lieblings-Location, der Krefelder Kulturrampe, zu berichten.

Das gut aufgelegte und perfekt eingespielte Trio aus Jonesboro, Arkansas, brachte mit ihrem Blues Rock die volle Rampe mühelos zum Kochen. Die Feierlaune des Publikums war am Freitag nach Karneval ungebrochen. Zudem hat sich Greasy Tree bereits eine treue Fanbasis erspielt. So haben einige auswärtige Besucher in Tour-T-Shirts den Weg zum kalten Niederrhein gefunden.

Mit dem fetzigen „She Wild“ von ihrer CD eröffnete die Band das Konzert. Mutig ist, dass danach direkt zwei unveröffentlichte Eigenkompositionen nachgeschoben wurden. Die beiden rockigen Stücke „Trouble With Trouble“ und das hervorragende „See The Light“ funktionierten aber sehr gut. Bassist Dustin „Red“ Dorton animierte zum Mitklatschen, sprang über die Bühne und ließ seine Mähne fliegen. Der Aktivposten riss das Publikum mit, das spätestens bei „Sweet Sugar“ in Bewegung geriet und das Tanzbein schwang.

Bei „Love That Lady“ übernahm Dorton die Lead Vocals, die ansonsten von Cameron Robert gesungen wurden. Der Song leitete zu einem eher Blues-orientierten Teil des Konzerts mit „Shame (Behind The Botle)“, „Goin‘  Home“ und „Time, Love And Space“ über. Roberts ausgedehnten Gitarrensoli wurden frenetisch von der Menge bejubelt. Die tolle Atmosphäre wurde zudem durch den Rauch auf der Bühne und die flackernde Lichtorgel unterstützt.

Eine besonders gelungene Version von „ Red House“, das von Jimi Hendrix stammt, war das erste Cover des Abends. Zum Abschluss des ersten Sets folgte „Whipping Post“ von den Allman Brothers.

Harte Gitarrenriffs beendeten die Pause. Band und Besucher rockten bei „Bright Lights“ und „Let Love Go“ drauflos, bis es beim Headbanging zum Led-Zeppelin-Medley kein Halten mehr gab. Robert stieg von der Bühne, um ein Bad in der Menge zu nehmen, die diese Aktion fast schon ekstatisch feierte. Die ausgelassene Stimmung hielt sich auch bei „Don’t Worry About Me“ und „Greasy“. Dorton teilte sich hier die Lead Vocals nochmal mit Robert.

Schlagzeuger Creed Slater steuerte harmonischen Background-Gesang zum rockigen „Gravy Train“ bei und sorgte während des gesamten Abends für den nötigen Druck der Songs. Mit „Whiskey“, dem letzten noch fehlenden Titel ihres Albums, endete das zweite Set.

Als Zugabe spielten die jungen Männer „I Put A Spell On You“ von Creedence Clearwater Revival und „Hard To Handle“ von The Black Crowes. Ich war mit der Auswahl und Performance der Cover sehr zufrieden, aber Gernot hätte sich als Pink Floyd-Fan noch „Have A Cigar” gewünscht, das Grasy Tree ebenfalls im Repertoire hat.

Die Eindrücke zu den Live-Qualitäten der Band, die Peter Schepers in Dortmund sammelte, bestätigen sich. Greasy Tree zündete auch in Krefeld ein Blues Rock-Feuerwerk. Die abwechslungsreiche Darbietung und das ausgelassene Publikum sorgten für einen durchweg gelungen Konzertabend.

Die sympathischen Musiker hätten vielleicht noch den ein oder anderen Kommentar zu den Songs einstreuen können, aber das haben die Anwesenden nicht wirklich vermisst. Verschwitzt und zufrieden konnten sie in die frostige Nacht und das bevorstehende Wochenende ziehen.

Line-up:
Cameron Roberts (guitar, vocals)
Dustin ‚Red‘ Dorton (bass, vocals)
Creed Slater (drums, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Michael Segets

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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Charlie Parr – 06.02.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Parr-Haupt

‚Pille‘ Peerlings, der Chef der Krefelder Kulturrampe, hat 2018 die neue Konzertreihe „Caesar’s Pallets“ ins Leben gerufen. Im „Bluebird Cafe“ (BBC) werden dienstags akustisch gehaltene Liveauftritte präsentiert, bei denen vor allem Newcomern eine Bühne geboten wird. Nach dem Gastspiel des gut aufgelegten Dortmunders Edy Edwards lud das BBC zum ersten „Special“ mit dem alten Hasen Charlie Parr aus Minnesota ein.

Der im Qualitätsjahrgang 1967 geborene Singer/Songwriter hatte seine neue CD „Dog“ im Gepäck. Eine Auswahl der stärksten Stücke seines sechzehnten Album streute Parr in die beiden Sets des Abends ein. Neben dem eingängigen Titelsong „Dog“ durfte das grandiose „Hobo“ natürlich nicht fehlen. Ebenfalls begeistert vom Publikum aufgenommen wurden „I Ain’t Dead Yet“ und das swingende „Boiling Down Silas“. Den Geist New Orleans atmete die Liveversion von „LowDown“ – trotz der reduzierten Instrumentierung – ebenso deutlich wie auf dem Longplayer.

Parr beeindruckte mit den Klangvariationen, die er seiner akustischen 12-String-Guitar entlockte. Slide-Passagen, so bei „Remember Me If I Forget“, und feines Picking, wie bei „Last Day“ wechselten sich ab oder wurden bei „True Friends“ gekonnt kombiniert. Nicht nur hinsichtlich der Gitarrenarbeit zog Parr alle Register, auch mit den stilistischen Elementen zwischen Folk, Blues und Country zeigte er die Bandbreite seiner älteren Kompositionen.

Er spielte mit einem augenzwinkernden Kommentar zu Bob Dylan „Cheap Wine“, das Blues-getränkte „Too Much Liquor, Not Enough Gasoline“, seinen bislang größten Erfolg „1922 Blues“ und die stampfende Country-Nummer „Rocky Raccoon“. Seine besondere Vorliebe zu Hunden schien erneut bei „Old Dog Blue“ durch.

Neben den Eigenkompositionen unternahm Parr eine Zeitreise durch die Geschichte des Folks mit seinen unterschiedlichen Variationen. So spielte er „My Grandfathers Clock“ und „Ragged And Dirty“, das von William Brown stammt. Die Auswahl der Songs trifft Parr auf seinen Konzerten spontan. Er lässt sich von Stimmungen treiben oder wird getrieben. Wer kann das bei Künstlern schon sagen? Den krönenden Abschluss bildete eine A-Cappella-Zugabe von „Ain’t No Grave Gonna Hold My Body Down“. An Intensität übertraf Parr die bekannte Version von Johnny Cash bei weitem.

Das Publikum im vollen BBC verabschiedete Parr mit tosendem Applaus. Es erlebte einen introvertierten Musiker, dessen Humor in kurzen Anekdoten aufblitzte. In seinen Songs legt er hingegen seelische Abgründe offen. Manche sprachlichen Wendungen bleiben reduzierte Gedankensplitter, die zur Interpretation einladen. In bester Singer/Songwriter-Tradition erzählt Parr Geschichten, denen man gerne zuhört, da sie Situationen und Gefühle aufgreifen, die wohl jeder mal erlebt hat.

Vergänglichkeit und Tod, Freiheit und Einsamkeit sind in seinen Texten gegenwärtig. Aus seinen Lyrics spricht oftmals ein tiefes Mitgefühl für verlorene Seelen und eine rastlose, letztlich unvollendete, Sinnsuche. Charlie Parr stellt sich der Frage, welche Spuren man hinterlässt. Von dem Abend bleibt die Erinnerung an ein intimes Konzert und an die intensive Darbietung eines bescheiden auftretenden Menschen, der großartige Songs schreibt.

Das BBC ist eine tolle Idee und eine bessere Alternative zu einem Abend vor dem Fernseher, der schnell vergessen wird. Dass bei den Caesar’s-Pallets-Konzerten in der Regel auf einen festgesetzten Eintritt verzichtet wird und stattdessen ein Hut rumgeht, ist fair und lädt zu einem spontanen Besuch ein. Für den nächsten Termine im Februar sind das Duo Kassiopeia und Hello Luke angekündigt.

Line-Up:
Charlie Parr (vocals, guitar)

Bilder und Text: Michael Segets

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Hot’n’Nasty, 19.01.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Hot’n’Nasty bewiesen mit ihrem Auftritt in der sehr gut gefüllten Kulturrampe, dass es auch hervorragende deutsche Blues-Rock-Bands gibt. Die in den 90er Jahren im Pott gegründete Band hat in den folgenden Jahren auch durch den Tod des 2014 zu früh verstorbenen Sängers Patrick Pfau mehrere Umbesetzungen erfahren, sodass von den Gründungsmitgliedern nur noch Gitarrist Malte Triebsch auf der Bühne steht, der sowohl in der Rhythmusarbeit, wie auch in den Soli unverkennbar das musikalische Gesicht der Band ist. Auf der Bühne selbst, steht aber der charismatische Sänger Robert Collins im Vordergrund und brilliert mit facettenreichen Gesangsparts und humorvoller Moderation durch die Show, die somit  das Publikum von Beginn an mitnahm.

Die ostdeutsche Rythmusfraktion um Drummer Dominique Ehlert und Jacob Müller, beides studierte Musiker aus Leipzig, tragen erheblich zu einem kompakten und klar definierten Sound bei. Die Bühnenpräsenz der beiden könnte aber kaum unterschiedlicher sein. Müller, bearbeitete seinen Bass meist scheinbar in sich gekehrt, mit geschlossenen Augen (mir fiel übrigens ein schöner Aufkleber am Bass auf, mit dem Müller auch ein politisches Statement zur Unpartei in Deutschland abgab, die wenig mit Integration und Gleichberechtigung verbindet).  Seine Qualitäten zeigte er auch in einem ausladenden Solo bei der Vorstellung der Band.

Ehlert dagegen suchte immer wieder Blickkontakt mit den Zuschauern, zog dabei die eine oder andere Grimasse zog und bearbeitet die Drums von gefühlvoll ruhig, bis zu brachial, dass man mit seinen Augen den Sticks kaum noch folgen konnten. Beide bewiesen, warum sie in anderen Projekten auch als Studiomusiker gern gesehen Gäste sind. Kompliment an dieser Stelle auch wieder an Malte Menzer, der es wieder schaffte, einen sehr guten Sound und stimmungsvolles Licht in die Rampe zu bringen.

Ziemlich pünktlich gegen 21:00 Uhr betraten die vier Musiker die Bühne und begannen mit „Damned To Ride“ vom 2012 Longplayer „Boost“, gefolgt von „Hard Working Band“ vom 2005 veröffentlichten Album „Electified“.  Vor „She Talks“ verkündete Robert Collins, dass mit „Dirt“ ein neues Album am Start ist, welches auch im Mittelpunkt des weit über zwei Stunden dauernden zweigeteilten Acts stand.

Besonders hervorzuheben aus dem ersten Set sind das ein klein wenig an „Little Wing“ (in der Version an Derek And The Dominos erinnernd, Collins‘ Stimme einem Joe Cocker gleichend) und das stampfende „It’s Only Money“ mit, wie in fast jedem Song, einem ausladenden Solo von Triebsch. Spätestens ab diesem Song hatte Hot’n’Nasty die Rampe im Griff und sorgte für zum Teil fast exstatische Tanzeinlagen im Publikum.

Das Ende des Sets bildete mit „Out Of The bBue (Hell To Pay)“ eine klassische starke Bluesnumer mit virtuosen Gitarrenspiel, bei der die Lautstärke bis zu einem Minimum gedrosselt wurde und die Zuschauer in den Bann zog. Hier gab es aber leider auch den einzigen negativen Aspekt des Abend, in dem Pille Peelings, der Betreiber der Rampe kompromisslos Stärke zeigte. Leider wurde diese Passage von lauten Flaschenöffnen und Unterhaltungen einiger weniger Zuschauer gestört, was in meinen Augen respektlos gegenüber den Künstlern und auch den anderen Zuschauern ist, da diese Stille im Spiel Bestandteil der Performance war. Hoffentlich nehmen die Betroffenen es Pille nicht übel, dass er sie bat zu gehen und sie nach Reflektion des Abends beim nächsten Mal wieder, aber diesmal aber nicht störend dabei sind.

Nach einer etwa 20-minütigen Pause ging es dann weiter und die Zuschauer konnten bei Triebsch und Collins neue T-Shirts bewundern. Triebsch nun mit psychedelischen Hendrix-T-Shirt, nachdem er zuvor das ZOJO-Shirt von Led Zeppelin trug, womit er seine musikalischen Wurzeln zeigte.  Collins mit trug ein Einhorn-Shirt. Triebsch berichtete, dass Collins eine Unmenge komischer Shirts habe, die er uns vielleicht noch präsentieren wird, was für Gelächter im Publikum sorgte. Collins roch unter seinen Achseln und konterte humorvoll,  dass es noch nicht nötig sei. Der noch rockigere und jammende zweite Teil der Show nahm jetzt Fahrt auf.

Einer der Höhepunkte war mit Sicherheit die Vorstellung der Band, in der jeder der Musiker über Minuten in ausladenden Soli sein musikalisches Können beweisen konnte, wobei sich  insbesondere die Rythmusfraktion in den Vordergrund spielte. Müller zeigte, dass der Bass auch als Soloinstrument nutzbar ist und Ehlert bewies, dass Hände schneller sind als Augen. Wie sagt man auf Neudeutsch so schön: „Großes Kino“! Collins überras chte bei „Can’t Get Your Love“, dass er auch Stimmlagen einer Donna Summer beherrscht und setzte kurz zu „Feel Yor Love?“ an.

Mit „Going Down“, einem starken Cover von Don Nix ging Part 2 zu Ende, was natürlich enthusiastische Zugabeforderungen zur Folge hatte. Die Vier brachten noch ein Medley alter Klassiker aus Blues, Rock und Hardrock, wobei sie „La Grange“ (Collins mit starkem Harp-Intro), „Whole Lotta Rosie“ und „Radar Love“ gekonnt, aber mit eigenen Nuancen miteinander verknüpften, um wieder bei „La Grange“ endend, das über zwei Stunden dauernde Konzert abzuschließen.

Fazit: Ein starker Auftritt von Hot’n’Nasty in der Kulturrampe, der bewiesen hat, dass die Zukunft des Quartetts mit Sicherheit noch einiges erwarten lässt. Die Band schaffte es fast alle Bandbreiten des Blues in die Show zu integrieren und sorgte somit  in einem langen Auftritt für einen kurzweiligen Abend, der nur zufriedene Besucher zurückließ, wenn man die Stimmung während und nach dem Konzert als Bewertungsfaktor sieht.

Vielen Dank auch noch einmal an Pille und sein Team, für die, wie immer, unproblematische Akkreditierung und den herzlichen Empfang.

Line-up:
Robert Collins (lead vocals, harp)
Malte Triebs (guitars)
Jacob Müller (bass)
Dominique Ehlert (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Rhino Bucket, 05.01.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Kaum sind die ersten Tage von 2018 ins Land gezogen, startet auch die Konzertsaison am ersten Wochenende des Jahres direkt mit einem Paukenschlag. Die sich mittlerweile unter der Teenage Head Music-Familie befindlichen kalifornischen Kult Hard Rocker Rhino Bucket, bestritten den Deutschland-Auftakt ihrer Europa-Tournee, in Krefelds Konzert-Puppenstübchen, der Kulturrampe.

Klar, dass auch wir uns das Ereignis nicht entgehen lassen wollten. Gastgeber Markus ‚Pille‘ Peerlings und sein Team hatten angesichts des Ansturms auf die Karten, die Fläche von sämtlichem sonstigen Mobilar (Stehtische) freigeräumt, die Rampe war picke-packe voll. Neu waren zwei aufgehangene Bildschirme, sodass man sowohl in den hinteren Rängen, als auch vorne im Foyer, jeder Zeit ein Blick auf das Geschehen der Bühne werfen konnte.

Das Quartett um die beiden Gründungsmitglieder Georg Dolivo und Reeve Downes, sowie den später, aber auch schon vor längerer Zeit, dazu gestoßenen Brian ‚Damage‘ Forsythe (Kix) und Dave DuCey (Warrior) stiegen pünktlich um 21:00 Uhr mit dem standesgemäßen Opener „One Night Stand“ in den Gig ein.

In den nächsten gut 90 Minuten war dann kompromisslos Vollgas der klassischen Hard Rock-Schule angesagt. Allein schon der Bon Scott-ähnlichen Stimmlage des Fronters Georg Dolivo wegen und dem rhythmisch-riffigen E-Gitarrensound fast aller Tracks, war die Nähe zum australischen Aushängeschild der Sparte natürlich unverkennbar.

Rhino Bucket repräsentierte die amerikanische Variante vor allem durch das E-Gitarrenspiel von Brian Forsythe, der mit einer doch eher im Country Rock verwurzelten Fender Telecaster, sein quirliges Spiel mit vielen integrierten filigranen Soli, zum Besten gab. Dieser war zudem noch mit einem Sweatshirt der berühmten Fame-Studios in Muscle Shoals, Alabama, bekleidet, eine der Wiegen, des von uns normaler Weise bevorzugten Southern Rocks.

Der Vierer spielte im Großen und Ganzen das gleiche Programm wie Abends zuvor im belgischen Verviers mit Stücken wie dem dezent ZZ Top-umwehten „Beat To Death Like a Dog“, „Who’s Got Mine“, „She Rides“, „She’s A Screamer“ bis zum launigen Schlussspurt mit u. a.  „I Was Told“.

Im Prinzip ein schöner Querschnitt durch ihre sieben bisherigen Studio-Alben. Eine dezente Tempo-/Lautstärken-Drosselung gab es – wenn überhaupt –  nur bei „Word“. Dolivo scherzte bei der Ansage, dass es jetzt vielleicht ‚die‘ Gelegenheit wäre, ein wichtiges Telefongespräch zu führen. Das aktuelle Album „The Last Real Rock N’Roll“ wurde durch Songs wie „Hello Citizens“, „Forgivness“ und „So Long“ gestreift.

Nach dem Gig gab es noch das mittlerweile obligatorische Bild der Band mit unserem Logo in den Katakomben der Rampe für unsere VIP-Galerie und das übliche Treiben am dicht belagerten Merchandise-Stand, an dem die vier Kultrocker gut gelaunt und lebensnah für Small-Talk, Unterschriften und Bilder, ihren Fans zur Verfügung standen.

Insgesamt ein toller, stimmungsvoller Konzertauftakt des Jahres 2018 mit Rhino Bucket in Krefelds kultiger proppevoller Kulturrampe. Direkt die richtige Band, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort – das müsste doch ein wahrlich gutes Omen für die laufende Saison sein!

Line-up:
Georg Dolivo (lead vocals, electric guitar)
Brian Forsythe (electric guitar, vocals)
Reeve Downes (bass, vocals)
Dave DuCey (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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The Electric Alley, 08.12.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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The Electric Alley bildeten gestern Abend für Gernot und mich, den Abschluss (sofern wir uns nicht noch für irgendetwas Ungeplantes spontan entscheiden sollten) eines intensiven Konzertjahres 2017, in dem wir alleine aus unserer lieb gewonnenen Kulturrampe satte 19 mal berichtet haben.

Nachdem ich am Montag bei Chantel McGregor aufgrund der ungeheuren Fülle an Aufgaben und dementsprechenden Belastungen in meinem richtigen Job, mal gepasst hatte, war die Präsenz beim Deutschland-Debüt, des sich im Portfolio von Teenage Head Music befindlichen Quartetts aus dem spanischen Cadiz, natürlich Pflicht, zumal es noch mal die Gelegenheit gab, sich von den vielen bekannten, ebenso Musikverrückten wie u. a. Manny Montana samt Ehefrau, KR-Ikone Mario Scholten (hatte angesichts des herrlichen Wetters großzügig den Vorzug im gemütlichen Outdoor-Bereich an der Kasse bekommen), Techniker Malte, SoS-Mitarbeiter Michael Segets und natürlich ‚Mr. Kulturrampe‘ Pille aus dem alten, noch bestehenden Jahr zu verabschieden (und bereits die ersten Pläne für 2018 zu schmieden).

Um die 60 Zuschauer sorgten für einen Erstaufritt der jetzt gerade nicht mega-mäßig bekannten Iberer für einen ordentlichen Rahmen, die auch für mich Neuland waren, da Gernot den Review zu ihrem immer noch aktuellen Album „Get Electrified!“ von 2015  geschrieben hatte.

Der unterhaltsame engagierte Gig, der sich stilistisch überwiegend im Bereich des melodischen Hard Rocks einordnen lässt, untermauerte im Prinzip Gernots verfasste Thesen, die Band samt ihres eigenständig kreierten Materials, in die Nähe der bekannten Interpreten des Genres wie Alice Cooper, Aerosmith, Bon Jovi oder Guns’n Roses zu rücken. Aus meiner Sicht könnte man durchaus auch noch Acts wie AC/DC, Black Crowes, House Of Lords, Little Caesar, etc. in den erweiterten Dunstkreis aufnehmen.

Und so spielten sich die vier Musiker, angeführt von Sänger und Gitarrist Jaime Moreno (dessen in Düsseldorf lebende Schwester zum Gig angereist war) mit viel Dampf (eröffnet wurde mit dem fetzigen „Up In Flames“) durch ausgewählte Tracks ihrer beiden Alben „Backward States Of Society“ und „Get Electrified!“. Lead Gitarrist Nando Perfumo glänzte mit vielen quirligen Soli auf seiner schwarzen Les Paul, der athletische Sergio Reyes Gamaza am Bass (einmal mit toller Gesangskurzeinlage) und Drummer Rafa Gonzales bildeten eine überaus kraftvolle Rhythmusfraktion.

Der Bezug zu unserem Magazin wurde durch das, mit einem integrierten „Can’t You See“-Intermezzo verzierte, southern rockige „Live While You’re Alive“ gewahrt, das aus meiner Sicht neben Stücken wie „Go Go Go“ (vielleicht der Song mit dem höchsten Wiedererkennugswert), den atmosphärischen Midtempotracks „Free My Soul“ (sehr emotional gesungen) und „Eagles Fly Solo“ (teils soulig, teils hymnisch), auch zu den Highlights des Hauptteils zählte.

Die stürmischen „Alley, Alley“-Rufe der begeisterten anwesenden Rampen-Besucher wurden mit zwei Zugaben, u. a. mit dem Titelstück des 2015er-Werkes „Get Electrified!“ angemessen zufriedengestellt. Insgesamt ein knackiger Abend mit The Electric Alley, der zum vorgezogenen Wochenausklang mal so richtig die Ohren durchgepustet hat.

Unser Dank nochmals an alle Beteiligten, die dazu beigetragen haben, dass in solchen, mit viel Herzblut bedachten Locations wie der Kulturrampe, noch unzählige weitere niveauvolle musikalische Auflagen dieser Art folgen mögen. Man sieht sich im neuen Jahr bei Rhino Bucket!

Line Up:
Nando Perfumo – Lead Guitar, Background Vocals
Jaime Moreno – Lead Vocals, Electric Guitar
Sergio Reyes Gamaza – Bass, Background Vocals
Rafa Gonzales – Drums

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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Chantel McGregor, 04.12.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Montags in der Kulturrampe lagen bisher die Prioritäten auf Blues Rock. Pünktlich um 20:30 Uhr betrat Chantel McGregor die Bühne in der mit etwa 80 Besuchern für einen Montag gut besuchten Kulturrampe. Da die 31jährige Britin, mehrfach von den British Blues Awards als beste Jungmusikerin, beste weibliche Stimme und Gitarrist des Jahres, preisgekrönt wurde, war ein eher blueslastiger Abend zu erwarten. Die ersten beiden Songs, „Not Here With Me“ und „Anaesthetise“ spielte sie alleine auf einer akustischen Gitarre eher in einem folkigen Stil, zum Teil einer Heather Nova auch stimmlich ähnelnd.

Zu „Inconsolable“ gesellten sich dann die beiden Mitstreiter Adam Speare am Bass und Ollie Goss an den Drums zu ihr, hielten sich aber zunächst sehr im Hintergrund. Die Zuschauer stellten sich auf einen eher ruhigen Abend ein und hörten entspannt den Protagonisten zu. Diese Ruhe wurde aber jäh unterbrochen, als Chantel während des Songs die akustische Gitarre gegen ihre elektrische Musicman tauschte und diesen mit einem ersten sehr melodischen Solo beendete.

Von nun an wurde es rockig und McGregor zeigte ihren Wandel hin zum Hardrock, der auch das aktuelle Album „Loose Control“ in weiten Teilen prägt. Mit „Southern Belle“ setzte sie einige Southern Rock-Akzente und nahm das Publikum, auch durch ihre sympathische, manchmal schelmische Bühnenpräsenz mit auf eine progressive hardrockende Reise. Es folgten noch „Like No Other“, „Caught Out“ und „Your Fever“ und knapp 50 Minuten vergingen wie im Flug, als der erste Set endete.

Nach einer etwa 20-minütigen Pause, in der sich die zum Teil mittanzenden Zuschauern mit Erfrischungsgetränken stärken konnten, ging es weiter. Die Pause tat auch McGregor gut, die, von meisten Zuschauer nicht bemerkt, mit einer Erkältung zu kämpfen hatte. Bei dem mit Vollgas gespielten „Burn Your Anger“ war eine stilistische  Nähe zu einer rockigen Melissa Etheridgezu erkennen. Mit „I’m Not Good For You“ wurde erstmals das Montagsmotto ‚Blues‘ aufgenommen und die Band legte einen schönen Song dieser Sorte hin, um mit „Fabulous“ wieder rockiger Klänge einzuschlagen.

Mit dem bisher unveröffentlichten „April“, einem Instrmental, folgte einer der Höhepunkte das Abends. Psychedelisch, inklusiv eines fast durchgehenden Solos in verschiedenen Geschwindigkeiten, wurden manche Zuhörer sichtbar in einen ekstatischen Zustand versetzt. Die folgenden „Killing Time“ und „Walk On Land“ kamen wieder sehr rockig rüber und wurden,wie jeder Song, mit Humor angekündigt, wo Chantel auch über sich selbst lachen konnte. So versprach sie, falls genügend Zugaben gefordert würden, sie diesen auch nachkommen würde.

Die erste dieser Sorte, „Take The Power“, zeigte, dem Titel gemäß, welche Power in der jungen McGregor steckt und nach etwa gespielten 90 Minuten, verließ die Band die Bühne unter dem tosenden Applaus, der noch Minuten anhielt. Eine sichtlich gerührte McGregor spielte als Rausschmeißer mit „Avin A Giraffe“ eine mitreißende Bluesnummer und ließ nun endgültig sichtlich zufriedene Besucher zurück, um wenige Minuten später am Merchandise-Stand, gut gelaunt wieder präsent zu sein.
Fazit: McGregor nutzte den letzten Auftritt der Tournee, um ihren neuen Longplayer „Loose Control“ in Krefeld vorzustellen, wobei die meisten Songs sich in den zwei Sets wiederfanden und noch rockiger und rauher daherkamen, als auf der Platte.

Sie zeigte ihre vielfältigen spielerischen Fähigkeiten und setzte mit gezielten Gitarrensolis immer wieder Akzente. Bemerkenswert war auch der Beginn des Konzertes, mit zweieinhalb ruhigen folkigen Nummern einzusteigen und dann gemäß des Albumtitels die „Kontrolle“ in zum Teil psychedelischen Sequenzen zu verlieren. Das Konzert hat auch schon Vorfreude, für das, fürs nächste Jahr angekündigte neue Album ausgelöst.

Die Besucher dieses Gigs werden mit Sicherheit beim nächsten Mal auch wieder dabei sein. Positiv anzumerken ist, dass die Rampe trotz Wochenbeginns gut gefüllt war, was wieder einmal ein Zeichen dafür war, dass gute Livemusik immer sein Publikum findet. Gefreut hat es mich auch für Pille und sein Team, dass das Risiko der Montagsreihe, sich langsam auszuzahlen scheint und von den Rockfans aus Krefeld und Umgebung angenommen wird.

Line-up:
Chantel McGregor (lead vocals, electric guitar)
Adam Speare (bass)
Ollie Goss (drums)

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Chantel McGregor
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Kulturrampe Krefeld

Minor Cabinet – 10.11.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Heimspiel für die Krefelder Band Minor Cabinet in der heimeligen Kulturrampe bedeutet, wie zu erwarten, ein ausverkauftes Haus, was auch dem Betreiber Pille Peerlings sichtlich gut tat. Dies ist insbesondere deshalb positiv hervorzuheben, weil die Songs der Band, bis auf wenige Ausnahmen, aus der eigenen Feder stammen und nicht der momentane Boom der Coverbands bedient wurde, welche meist, unabhängig von der Qualität, für recht volle Hütten sorgen.

Pünktlich gegen 21:00 Uhr betraten Minor Cabinet die Bühne, um sich mit dem bluesigen „Daybreaker“ warm zu spielen. Direkt darauf folgte mit „Fly Into The Sun“ einer meiner Favoriten. Der Song ist ein Beweis, warum das letzte Album, der Kategorie Blues zugeordnet wurde. Enthalten war ein ganz starker, variantenreicher Gesang des Fronters Jasny, mit kurzen, Cocker-ähnlichen Schreieinlagen und starkem Sologitarrenspiel des neuen Leadgitarristen Robert Kaber, der die Lücke, die Clemens Bombien hinterließ, nahtlos schließen konnte. Sein Spiel hauchte den Songs einen stärkeren psychedelischen Touch ein.

Dies wurde spätestens bei „Waiting For The Morning Light“, einem der neuen bisher nicht veröffentlichten Tracks deutlich, wo auch Christian Peitz an den Keyboards, mit Doors-ähnlichen Klangteppichen, starke Akzente setzen konnte. Es folgten nun einige Songs, deren Tauglichkeit live überprüft werden konnte und die ungeteilt positiv vom Publikum aufgenommen wurden. Wenn diese Prototypen im Studio auf der fürs nächste Jahr angekündigten neuen Scheibe ihren Feinschliff erhalten, können sich die Minor Cabinet-Fans auf einen großen Nachfolger von „Black Ink On White Sheets“ freuen, der rockiger, psychedelischer daherkommen wird und vermutlich die Fangemeinde vergrößern müsste.

Im Folgenden wurden einige ältere Stücke präsentiert, bis es ungefähr zur Hälfte des Konzertes einen ersten emotionalen Höhepunkt gab. Mit „Mary Jane’s Last Dance“ und „Fee Fallin’“ spielten Minor Cabinet zwei Coverversion zu Ehren des leider viel zu früh verstorbenen Tom Petty. Dabei gelang es ihnen, das Flair der Gospelsongs wiederzugeben, ohne ihren eigenen Stil zu verlieren. Ganz stark das Gitarrensolo am Ende von „Mary Jane“ und die Fähigkeit von Jasny bei „Free Fallin“ das Publikum gekonnt zu inspirieren, bei den Gesangspassagen im Hintergrund zu unterstützen.

Nach einer ganz starken Version des Avicii-Covers „Addicted To You“ kamen die Minuten des Roman Dönicke, der sich für einige Minuten an seinen Drums austoben konnte, während der Rest der Band eine Pause einlegte. Dabei war die variantenreiche Spielart zu erkennen, die sich durch das ganze Konzert zog und sich auch darin widerspiegelte, dass er je nach Art der Lieder, Teile seiner Drums austauschte. Gemeinsam mit Roman am Schlagzeug, legte Paul Krobbach mit seinem Bassspiel, die rhythmische Basis für die drei anderen Mitstreiter, die mit Gitarren- und Keyboardsoli,  in fast allen Stücken, einprägende Nuancen setzen konnten.

Nach zwei neuen Songs „End Of Our Days“ und „Because You Are“ verabschiedeten sich die fünf Musiker, um nach kurzer Zeit für die Zugaben, nochmals auf die Bühne zu kommen. Mit „Secrets“ das von der Melodie her, in Richtung „All Along The Watchtower“ von Bob Dylan ging, spielten Minor Cabinet, den für mich stärksten Song, in dem das E-Gitarrensolo, dann eher zu Jimi Hendrix ausschlug. Nach dem eher raueren Vorsong, folgte das fast acapella-artig vorgetragene „Stationary“. Jasny begleitete an der akustischen Gitarre und der Rest der Band begab sich mitten ins Publikum, was für sie in emotionaler Hinsicht, vermutlich der Höhepunkt des Abends war.

Mit „Devotion“ verabschiedete sich das Quintett dann mit einer rockigen, psychedelischen Nummer vom Publikum. Man darf jetzt schon auf das neue Album gespannt sein, wobei der gestrige Abend gezeigt hat, dass Minor Cabinet eher eine absolute Liveband sind.  Mit dezenten Variationen zu den Studiosongs gelingt es ihnen meist, diesen auf der Bühne ein rockigeres Flair zu verpassen und durch ihre Spielfreude und Präsenz, die nicht nur auf den Fronter Jasny zutrifft, ihr Publikum mitzureißen. Sie haben auf jedem Fall schon das Release-Konzert für die neue Scheibe im nächsten Jahr avisiert, also unbedingt auf die Konzertankündigungen der Rampe achten.

Line-up:
Julian Jasny (lead vocals, guitars)
Robert Kaber (electric guitar)
Paul Krobbach (bass)
Roman Dönicke (drums)
Christian Peitz (keys)

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

Minor Cabinet
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Kulturrampe Krefeld

Hannah Wicklund & The Steppin Stones, 02.11.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Die gerade mal knapp 21 Lenze zählende Hannah Wicklund gilt derzeit als eines der großen, kommenden Talente, was E-Gitarren-lastige (Blues) Rockmusik angeht.

Im Schlepptau unserer geschätzten Teenage Head Music-Freunde gab sie erstmals mit ihren Steppin Stones (Michael Comeaux und Michael Matthews) in der urigen Krefelder Kultstätte, der Kulturrampe, ihre Visitenkarte ab.

Die Besucher ließen KR-Chef ‚Pille‘ Peerlings im Vorverkauf zunächst ’schmoren‘, der durfte sich dann aber bei seiner Ansage des Trios, letztendlich über ca. gut 80 Anwesende freuen, was einer fast vollen Rampe, mit noch etwas angenehmer Bewegungsfreiheit, entspricht.

Das mittlerweile in Nashville ansässige Leichtgewicht mit den langmähnigen Engelslocken, ließ dann direkt mal beim eröffnenden Instrumental-Jam sofort die flinken Finger über ihr Saitengerät fliegen. Die adrigen Gelenke ihrer Hände offerierten bereits ein etliches Maß an intensiver Übung, Grundvoraussetzung, um sich in diesem breitgefächerten Metier an Meistern und Könnern, seinen kommenden Platz erfolgsträchtig zu erarbeiten.

Mit dem krachenden Stampfer „Bomb Through The Breeze“ gab Hannah eine erste Kostprobe aus ihrem für Januar 2018 anvisierten neuen Album. Aus den bereits bestehenden Steppin Stones-Alben servierte sie das shufflige  Titelstück „Looking Glass“ von 2013 sowie „False And Hollow“ (schöne Tempowechsel) sowie das mich ein wenig an Pat Travers erinnernde „Friends In The Dark“, jeweils aus 2015.

Mein Stück des Abends war der melodische Schwofer „Strawberry Moon“, einer der wenigen Momente zum Durchatmen in einem ansonsten furios abgehenden Programm, wie auch das von ihr solo performte „Shadow Boxes“.

Die erste Zugabe „Mama Said“ nutze sie zur Vorstellung der beiden Mitstreiter (mit Kurz-Soli), als auch zum Einsatz der durch Jeff Beck („Live In Japan“) und Peter Frampton auf seinem „Comes Alive“ zur Berühmtheit gelangten Talk Box, einem Schlauch, der quasi Gesang und E-Gitarre effektiv miteinander vermischt.

Mit den beiden Neil Young-Covern „Ohio“ (tolle, rassig rockige Version im Hauptteil mit mehrfachen, starken E-Gitarren-Soli) und der zweiten Zugabe „Rockin‘ In The Free World“ (wieder mit Talk Box-Einsatz) machte sie sowohl das begeisterte Publikum als auch Kollegen Gernot zu  glühenden Verehrern ihrer Spielkunst.

Hannah Wicklund und ihre Steppin Stones erfüllten in Krefeld die hohen Erwartungen im Vorfeld mit einer frischen, unverbrauchten, vielleicht noch ein wenig ungestümen und gesanglich auch noch nicht ganz perfekten Vorstellung.

Aber für ihr junges Alter war das schon ein klasse Auftritt bei ihrer Debüt-Tour hier in Europa. Beim nächsten Mal in der Kulturrampe wird man nicht drum herum kommen, sich Karten ganz frühzeitig zu besorgen, da ist ein ausverkauftes Haus sicherlich garantiert. Diesem kleinen weiblichen, aus South Carolina stammenden Wirbelwind, gehört ganz sicher die Zukunft!

Line-up:
Hannah Wicklund (lead vocals, electric guitar)
Michael Comeaux (bass)
Michael Matthews (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Hannah Wicklund & The Steppin Stones
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld