Joe Bonamassa – Now Serving: Royal Tea Live From The Ryman – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Auf der Suche nach attraktiven Konzert-Kultstätten, die seiner Extraklasse einen angemessenen Rahmen verleihen, ist Joe Bonamassa im vergangenen Herbst im Ryman Auditorium in Nashville, Tennessee, für eine besondere Show auf die Bühne gegangen. Die Aufzeichnung von „Now Serving“ wurde die 18. Live-Aufnahme einer Bonamassa-Performance in 17 Jahren – zählt man „Live at Rockpalast“ (2007) im DVD-Format hierbei mit.

In dieser Liste nobler Veranstaltungsorte waren die Radio City Music Hall in New York, das Sydney Opera House, die Vienna Opera, oder alle führenden Venues in London (u.a. die Royal Albert und die Carnegie Hall) vertreten, ebenso das seit Jahrzehnten für Open Air Live Events beliebte Red Rocks Amphitheater in Denver, Colorado, das schon die Beatles 1964 eroberten.

Es fehlte eigentlich noch ein Bonamassa Live-Album aus dem 1892 erbauten und somit altehrwürdigen Konzerthaus Ryman in Music City. Die Situation war auch für den erfahrenen Blues-Rock-Hero außergewöhnlich. Er hatte dort bereits 8-mal gespielt, wohnt in Nashville fast um die Ecke, jedoch war das Konzert am 20.09.2020 (coronabedingt) ausschließlich als Live-Stream für die Fans weltweit geplant. Der stets bis in alle Einzelheiten, auch von Joe selbst vorbereitete Gig, wurde von einer eigens für diese Veranstaltung ausgewählten Formation performt.

Mit dabei waren die langjährigen Gefährten Reese Wynans (Keys) und Michael Rhodes (Bass), die Background Sängerinnen Jade MacRae und Danielle DeAndrea, sowie Drummer Greg Morrow. Zusätzlich gastierten der Blues-Harp Spieler Jimmy Hall von der Southern Rock Band Wet Willie und Bob Segers „Tour-Gitarrist“ Rob McNelley, an der 2. Sologitarre.

Die „One-Night-Only-Show“ erreichte Fans in 44 Ländern und war durch ihre Ausstattung mit rund 1700 „Cardboard“ Fan-Fotos auf den Sitzen jedoch ausgesprochen steril, obwohl die technisch kreierten Live-Ovationen in den Songpausen den Eindruck einer Publikumsshow vermitteln können. 12 Live Tracks, überwiegend ein ‚Best of‘ von JBs 24. Billboard Nr. 1 Scheibe „Royal Tea“, sowie drei Cover-Versionen aus dem „A New Day Now“ Debut Album, verbinden die Ursprünge des Blues-Rock-Titans mit seinen neuesten eigenen Songs.

So wirkt die Perfektion eines Bonamassas auch bei „Now Serving“ unglaublich präzise und leidenschaftlich – tadellos und unermüdlich in der Präsentation. Die individuelle und professionelle musikalische Darstellung jedes Mitwirkenden (einschließlich der Backing Singer) unterstreicht die einzigartige Produktion deren musikalisches Wechselspiel nicht nur in der Gitarren-Einheit zwischen Rob McNelley (übrigens Guitar Player of the Year 2014) und Joe Bonamassa an die ehemals starken Zeiten von Wishbone Ash und Allman Brothers wiederholt erinnert.

Da in der Setlist entsprechend nur Glanzstücke angeboten werden, ist eine Auswahl pure Geschmackssache und könnte auf die Sahnehäubchen von „A Conversation With Alice“ (mit schönen Tempowechseln im Heavy Rock), „I Didn’t Think She Would Do It“ (einer schnellen Blues-Nr.), und dem wunderbar Harmonica-angetriebenen Blues-Rock „Lonely Boy“ eingegrenzt werden, wenn da nicht auch z. B. die ewigen Ohrwürmer, wie Rory Gallaghers „Cradle Rock“ oder Ian Andersons „A New Day Yesterday“ im Programm wären.

Es ist Bonamassas musikalischer Überzeugungskraft zu verdanken, dass „Live At The Ryman“ ebenfalls die Spendenbereitschaft der Fans in Zeiten pandemiebedingter Tourausfälle aktivieren konnte. Seine Non-Profit Stiftung „Keeping The Blues Alive Foundation“ konnte zur Unterstützung von Künstlern erhebliche zusätzliche Einnahmen verzeichnen.

Die ungewöhnliche Live-Aufnahme „Now Serving“ vermittelt das Gefühl, ein besonderes Ereignis mit einem der besten Gitarristen nacherleben zu können. Das Album ist daher für eingefleischte Bonamassa Anhänger bzw. interessierte Blues Rock-Enthusiasten ein unbedingtes Must-Have. Das Ryman Auditorium fügt sich damit perfekt in die Liste von Bonamassas legendären Konzert-Mitschnitten ein.

Mascot Label Group (2021)
Stil: Blues

Tracks:
01. When One Door Opens
02. Royal Tea
03. High Class Girl
04. Lookout Man!
05. Why Does It Take So Long To Say Goodbye
06. A Conversation With Alice
07. I Didn’t Think She Would Do It
08. Beyond The Silence
09. Lonely Boy
10. Cradle Rock
11. Walk In My Shadow
12. A New Day Yesterday / Starship Trooper – Wurm

Joe Bonamassa
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Another Dimension

The Marcus King Band – Soul Insight – CD-Review

cover The Marcus King Band - Soul Insight 300

Review: Stephan Skolarski

Das anhaltende Sammlerinteresse nach zusätzlichen Vinyleditionen bisheriger CD-Releases motiviert manche Band zur Wiederveröffentlichung (fast) vergriffener Longplayer. Diese erfreuliche Entwicklung erreichte auch den amerikanischen Singer/Songwriter und Gitarristen Marcus King, dessen Debut-Album nun als schwarze Doppel-LP wieder erhältlich ist.

Der damals erst 19-jährige Gitarren-Virtuose aus Greenville, South-Carolina, hatte im Oktober 2015 mit „Soul Insight“ einen grandiosen Einstand. Ein Werk, das stilübergreifend Southern Rock, Blues, Psychodelic-Jam-Improvisationen, Soul, Funk, Jazz und Country-Ansätze einfühlsam und explosiv verbindet. Die junge Formation war zuvor mit Marcus King (Lead Vocals, Slide Resonator Guitar), Jack Ryan (Drums), Anthony House (Bass) und Alex Abercrombie (Organ und Keys) Tournee Opener für Johnny Winter, die Foo Fighters und Gov’t Mule, deren Mastermind, Warren Haynes, die Band auf seinem Label zuerst unter Vertrag nahm.

Die sämtlich von Marcus King komponierten Songs reichen in ihren Dimensionen dementsprechend von Vorbild-Einflüssen der Allman Brothers („Boone“, „Keep Moving“) und Stevie Ray Vaughan („No Decency“), Gary Clark jr. („Dyin“) bis zu Warren Haynes himself („Always“); dabei werden zu den stets atemberaubenden Guitar-Passagen und Kings Südstaaten-akzentuierten Lead-Vocals starke Solo-Einlagen (Orgel, Saxophon und Bläser) arrangiert. Zwei Instrumentalstücke (u. a. „Booty Stank“) bilden den Southern-Psychodelic-Jam-Rock Anteil der Scheibe, die in modifizierten Soul/Jazz-Varianten Santana-Improvisationen einbezieht.

Der Versuch, das geniale Guitar-Phänomen Marcus King, auch als Performer und Produzenten, zu beschreiben, führt unweigerlich in eine familienbezogene, tiefgründig verwurzelte Musiktradition, die über frühkindliche Förderung und väterliche Vorbildfunktion wesentliche Grundsteine legte. So ist die Virtuosität des jungen Marcus King auf „Soul Insight“ bereits stilbildend und „electrifying“ und im Akustik-Country-Rock „I Won’t Be Here“ zum Abschluss des Albums nochmals „traditional classic“.

Im Rückblick auf einen inzwischen kometenhaften Aufstieg hat Marcus King mit seinem Debüt „Soul Insight“ alle damaligen Vorhersagen (siehe auch unser Review aus dem Jahr 2018) ausgiebig bestätigt. So auch die von Warren Haynes, seinem Mentor (2015) im Rolling Stone Magazin: „There’s this young guitar player singer from South-Carolina named Marcus King, who is starting to stir up quite a bit of dust, and I think the potential for his music is endless…..“. Eine Aussage, die der talentierte Guitarrissimo mit sprichwörtlicher Begeisterung erfüllt.

Fantasy Records (2021)
Stil: Southern Rock, Blues, Soul, Country

Tracks:
01. Always
02. Boone
03. Fraudulant Waffle
04. Honey
05. Dave’s Apparition Interlude
06. Everything
07. No Deceny
08. Dyin’
09. Booty Stank
10. Opie
11. Keep Moving
12. I Won’t Be Here

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Oktober Promotion

Jessie Lee & The Alchemists – Let It Shine – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Drei Jahre nach ihrer Gründung brachten Jessie Lee & The Alchemists in 2018 ihr gleichnamiges und hochgelobtes Debutalbum heraus. Und nun liefern die Franzosen, die bereits als Hoffnung der europäischen Bluesszene gefeiert werden, am 7. Mai ihr Nachfolgealbum „Let It Shine“ ab.

Die Truppe besteht aus der, aus der Pariser Blues-Szene entstammenden Sängerin und Gitarristin Jessie Lee und ihrem langjährigen musikalischen Partner Alexis „Mr. Al“ Didier, ebenfalls Gitarrist, sowie dem Bassisten Laurent Cokelaeres, dem Trommler Stéphane Minanas und dem Organisten Laurian Daires. Zudem sind für das Album einige Gastmusiker (Blasinstrumente, Chor) mit von der Partie.

Musikalisch ist das Album eine analog aufgenommene und abgemischte Reminiszenz an den klassischen Blues/Blues Rock der 70’er Jahre mit zehn kraftvollen, zum Teil knallharten, und elegischen Songs, angereichert mit zahlreichen Stilelementen des Soul. Und nur zwei Tracks des Albums dauern wirklich weniger als fünf Minuten.

Während die rockigeren Tracks zumeist von harten Basslinien beherrscht bzw. untermalt werden, weisen die ruhigeren und bluesigeren Stücke immer wieder Elemente der Soulmusik auf. In einigen Songs erinnert mich Jessie Lees Stimme ganz entfernt sogar an Dani Klein, die Sängerin der 80’ger Jahre Band „Vaya Con Dios“ („But You Lie“).

Überhaupt kommt Jessie Lee sehr stimmgewaltig daher und überzeugt in den lauten Nummern ebenso wie in den ruhigeren Tracks („But You Lie“, „Let It Shine“, „One Only Thing“, „You Took My Mind Away“) in denen ihre Stimme noch eindrucksvoller zum Tragen kommt. Auch die Leistung des Keyboarders Laurin Daires muss unbedingt erwähnt werden. Mit seinen Klangteppichen und aufblitzenden Einlagen trägt er definitiv zur Stimmung des Werks bei („Another“, „The Same“, „Get Out Of My Head“).

Besonders gut gefallen haben die Tracks „The Same“ (mit hartem Rhythmus und ruhigen Gesangsmittelteil), das gefällige und soulige Midtempo-Stück „Let It Shine“ sowie das bluesig-soulige „One Only Thing“, in dem Jessies warme Stimme (hier an Layla Zoe erinnernd) nur sparsam von Schlagzeug und Bass begleitet wird und sich erst gegen Ende Keyboard und Gitarre dazugesellen. Der beste Song ist für mich allerdings die knapp neun Minuten(!) lange, akustische und teils gospelig anmutende Ballade „I Don’t Need To Say“.

Als französische Band wurden Jessie Lee &  The Alchemists natürlich zunächst in unserem Nachbarland bekannt. Aber mit diesem Longplayer soll sich das nun ändern. Bei der International Mississippi Blues Trial Challenge heimsten sie bereits 2018 mehrere Preise ein und erhielten im Jahr darauf die Einladung, Frankreich bei der European Blues Challenge 2021 zu vertreten. Ein guter Anfang ist also gemacht. Wir drücken Jessie Lee und ihren Mitstreiten die Daumen. Das Album gibt allen Anlass dazu.

Label: Dixiefrog Records (2021)
Stil: Blues, Blues Rock

Tracks:
01. Another
02. But You Lie
03. You Gotta
04. The Same
05. Let It Shine
06. Sometimes
07. One Only Thing
08. Get Out Of My Head
09. You Took My Mind Away
10. I Don’t Need To Say

Jessie Lee & The Alchemists
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Dixiefrog Records

Gary Moore – How Blue Can You Get – CD-Review

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Der nordirische und leider viel zu früh verstorbene Gary Moore, hatte zu Lebzeiten, so behaupte ich es einfach mal, auch in unseren präferierten Musikgeschmackskreisen, eine gewisse Relevanz.

Bei mir persönlich trat er mit seinem Einstieg für Brian Robertson bei Thin Lizzy auf dem auch heute noch gerne gehörten Werk „Black Rose“ erstmals in Erscheinung. Nach seinem kurzen Intermezzo dort, landeten dann diverse Alben aus seiner Hard Rock-Ära in meiner Sammlung und naja, sein wohl mit erfolgreichstes Album samt der Hinwendung wieder zum Blues mit „Still Got The Blues“ war damals 1990 quasi ein Pflichtkauf.

Live habe ich ihn einmal zwölf Jahre später gesehen, als er ziemlich aufgedunsen, den Support für ZZ Top in der ausverkauften Grugahalle in Essen gab. In 2011 erlitt Moore dann ja bekanntlich im Schlaf  einen für ihn tödlichen Herzinfarkt.

Zum 10-jährigen Gedenken hat man jetzt nochmal in seinen Archiven gekramt und einige bisher ungehörte und unveröffentlichte Deep Cuts und Alternative Versionen gefunden. Insgesamt sind dann acht Stücke unter dem Albumtitel „How Blue Can You Get“ zusammengekommen.

Die Gesamtspielzeit ist aufgrund der Tatsache, dass sich fünf Tracks im nahen 6-Minuten-Bereich und darüber hinaus befinden, trotzdem recht ordentlich. Den Einstieg bestreiten mit „I’m Tore Down“ und „Steppin‘ Out“ zwei Stücke, die im Prinzip für reflexartiges Losagieren von Blues Rock-Gitarrenfricklern der Marke King, Collins, Clapton, Bonamassa & Co. prädestiniert sind.

Ganz schön finde ich, wie hier der Unterschied, und das gleich an vier Beispielen, zwischen einer anmutenden Schmuse-Blues-Ballade und einem Slow Blues aufgezeigt wird.

Während sich „In My Dreams“ und „Love Can Make A Fool Of You“ mit ihren pathetisch-hymnischen E-Hooks und -Soli im klaren Fahrwasser des Megahits „Still Got The Blues“ bewegen, und eher auf die Emotionen des Hörers fokussiert sind, stehen beim Titelstück sowie dem abschließenden starken „Living With The Blues“ eher die Emotionen des Künstlers selbst im Vordergrund, die sich mittels besonders schmerzlichem Gesang und tiefgreifendem E-Gitarrenspiel ausdrücken.

Nicht zu vergessen noch die zwei Tracks, die für unsere Klientel besonders interessant erscheinen: zum einen das texas-bluesige „Looking At Your Picture“, bei dem dezente Reminiszenzen Richtung SRV, Arc Angels oder Storyville geweckt werden, zum anderen das in bester ABB-/Gregg Allman-Manier southern-bluesige „Done Somebody Wrong“, bei dem Moore auch seine Slide-Qualitäten auspackt.

Somit erweist sich „How Blue Can You Get“ ebenso als schöne Zugabe für Gary Moore-Fans und -Sammler wie auch für Liebhaber der klassischen Ikonen des Blues, beziehungsweise des Blues Rocks. Insgesamt eine wirklich schöne Erinnerung an den Nordiren.

Label: Mascot Label Group (2021)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. I’m Tore Down
02. Steppin‘ Out
03. In My Dreams
04. How Blue Can You Get
05. Looking At Your Picture
06. Love Can Make A Fool Of You
07. Done Somebody Wrong
08. Living With The Blues

Mascot Label Group
Another Dimension

Black Pistol Fire – Look Alive – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Die Band Black Pistol Fire ist in Europa noch eher als Geheimtipp zu sehen, könnte aber auch hier in der Sparte ‚Grunge trifft Blues und Southern Powerrock‘ seine Fans gewinnen. In Kanada, wo die beiden Bandmitglieder Kevin McKeown und Eric Owen, die sich seit dem Kindergarten kennen, ihre Heimat haben, schafften sie es immerhin 2018 schon mit dem Song „Lost Cause“ für 14 Wochen in den Charts präsent zu sein.

Nun bringen die mittlerweile in Austin/Texas lebenden Musiker mit „Look Alive“ das nächste Album auf den Markt, welches vor Dynamik und Kraft nur so strotzt. Dies ist besonders erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Stücke zum großen Teil zu zweit eingespielt sind und somit von einem Powerduo gesprochen werden kann.

Harte Gitarrenriffs und einprägende Melodien begleiten durch das gesamte Album und Gitarrist McKeown überzeugt auch durch einen kraftvollen Gesang, der mich stimmlich an Ben Ringel von den Delta Saints erinnert. Eric Owen, die Einmann-Rhythmusfraktion bearbeitet die Drums mal wild, als gäbe es kein Morgen, aber auch gefühlvoll zurückhaltend, falls es der Song erfordert.

Zudem erzeugt er durch den Basssynt. zuweilen mystisch psychedelische Klangwelten, die den Stücken einen großen Volumenumfang geben. Als Anspieltipp sei „Always On My Mind“ empfohlen, in dem das Duo seine gesamte Bandbreite an stilistischen Elementen einfließen lässt, und der auch live ein Kracher sein könnte.

Es kann auf jedem Fall gesagt werden, dass den beiden Kanadiern mit „Look Alive“ ein starkes Album gelungen ist, welches auch die Grundlage zu einer hoffentlich bald folgenden Tour sein können. Skeptiker können – glaube ich – beruhigt werden, die zwei können ihre Songs auch ohne Begleitmusiker auf der Bühnen rocken, was sie in der Vergangenheit auch bei Festivals wie Lollapaooza oder Bannaroo schon nachhaltig bewiesen haben.

Band:
Kevin McKeown: Vocals, Guitars
Eric Owen: Drums & Bass Synt.
Gastmusiker:
Emily Wolfe: Guitars auf “Beyond The Blue
Tameca Jones: Vocals auf “Never Enough“
Matt Melli: Hammond Organ auf “Beyond The Blue“
Nick Joswick: Synth Keys auf “Look Alive“

Black Hill Records (2021)
Stil: Blues, Rock

Tracks:
01. Look Alive
02. Pick Your Poison
03. Holdin Up
04. Never Enough
05. Wildfire
06. Hope In Hell
07. Black Halo
08. Temper Temper
09. Level
10. Always On My Mind
11. Beyond The Blue

Black Pistol Fire
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Black Hill Records

The WildRoots – WildRoots Sessions Volume 1 – CD-Review

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The WildRoots sind ein Projekt von Patricia Ann (saxophone, vocals, flute, Bass) und Stephen Dees (guitars, bass, percussion, vocals, production) mit Victor Wainwright (piano, organ, vocals). Zum erweiterten Kreis des Trios gehören Billy Dean – drums, Charlie DeChant – saxophone, Greg Gumpel – guitar, Stephen Kampa – harmonica, Nick Black – guitar, vocals, Ray Guiser – saxophone und Alberto Cruz – drums.

Dazu gönnte man sich eine illustre Gästeliste an Leadsängern und Instrumentalisten mit einigen hier mehr oder weniger bekannten Größen wie u. a. John Oates (starke Performance bei „Our Last Goodbye“), Bryan Basset (Foghat), Nick Black, Anthony “Packrat” Thompson, Robert “Top” Thomas (Smoke House), Beth Mckee, Billy Livesay (Clarence Clemmons, The Livesays), Mark Hodgson (Midnight Creepers), Chris Merrell (Dickey Betts), Todd Sharp, David Kent und Eddie Zyne, die allesamt dem hier überwiegend traditionell gehuldigten Blues, ihren Dienst erweisen.

Den Einstieg gibt es mit dem viel gecoverten „634-5789“ (Otis Redding, Ry Cooder, Tina Turner & Robert Cray), das man bei unserer Klientel auch in Versionen von der Johnny Van Zant Band (auf „Round Two“) oder auch Trace Adkins (auf seinem Debütalbum „Dreamin‘ Out Loud“) kennt.

Nach starkem erstem Viertel zieht mit dem hier, in diesem Rahmen und zu dieser Zeit, etwas deplatziert wirkenden Weihnachtslied „Santa Claus Is Back In Town“ (wenn auch in einer guten Variante), auch ein wenig Füllmaterial ein – man muss teilweise schon mit einem sehr bläserlastigen, recht urwüchsig klingendem Blues verwurzelt sein – sodass ich meine, dass auch Jazz-Fans hier durchaus mal ein Ohr riskieren könnten.

Nichtsdestotrotz erhalten dann immer wieder eingeflochtene starke Tracks wie „Cradled In The Bosom Of Jerusalem“ (feat. Victor Wainwright  und Beth McKee), „Misty Morning In New Orleans“ (feat. Mark Hodgson) oder dem einzig modernen Blues Rocker „In A Sad Room“ (feat. Chris Merrell) bis zum grandiosen Rausschmeißer „I’m Yours“, bei dem Wainwright in Sachen inbrünstigem Gesang und Charlie DeChant mit famosem Saxofon-Spiel wirklich alle emotionalen Register ziehen, den Spannungsbogen bis zur letzten Sekunde des Albums.

Insgesamt ist „WildRoots Sessions Volume 1“ von The WildRoots als ein gelungenes Großprojekt zu etikettieren, bei dem allerdings überwiegend die Traditionalisten des Blues-Genres (mit hoher Bläser-Affinität) angesprochen werden.

So richtig wild geht es hier bei den WildRoots also nicht zu, allerdings wird der Blues von versierten Musikern, die den Stil aus dem Effeff beherrschen, gekonnt an seinen Wurzeln gepackt. Für das gewisse Etwas sorgen dabei auch die vielen unterschiedlichen, allesamt guten Lead-Sänger.

Die CD kommt im in einem einfachen, in schwarz-weiß gehaltenen Klapp-Pappschuber und enthält die relevanten Infos zum Projekt.

WildRoots Records (2021)
Stil: Blues

Tracks:
01. 634-5789
02. Something In The Water
03. Move Along Part 1
04. Our Last Goodbye
05. Santa Claus Is Back In Town
06. Easy Chair
07. Memphis Queen
08. Square
09. Cradled In The Bosom Of Jerusalem
10. King Snake Crawl Revisited
11. Move Along Part 2
12. Misty Morning In New Orleans
13. Where I Am
14. In A Sad Room
15. Bend In The Road
16. I’m Yours

The WildRoots
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Alabama Slim – The Parlor – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Der inzwischen 81 jährige Milton Frazier aus Vance, Alabama ist bereits seit seiner Kindheit dem Blues verhaftet und steht in der Tradition von Lightnin’ Hopkins und Bill Broozny. Unter seinem Künstlernamen Alabama Slim ist er seit einiger Zeit als Blueser bekannt geworden.

Gemeinsam mit seinem Cousin Little Freddie King hat er letztes Jahr sein neuestes Album aufgenommen. Es heißt „The Parlor“ und ist nach dem Aufnahmestudio in New Orleans benannt, wo es bereits im Juni 2019 in nur vier Stunden von den beiden mit Unterstützung von Ardie Dean am Schlagzeug, Matt Patton am Bass (Drive-By Truckers), Dexateens an der Orgel (Dial Back Sound) und Jimbo Mathus am Klavier (Squirrel Nut Zippers) in einem Take eingespielt wurde.

Herausgekommen ist eine minimalistische, pure Bluesscheibe mit leicht souligen Anleihen, auf der Alabama Slim, der mit dem Old-School-Blues groß geworden ist, einen Vergleich mit John Lee Hooker absolut nicht scheuen muss.

Dabei erweisen sich Alabama Slim und Little Freddie King, der auf „Freddie‘s Voodoo Boogie“ auch den Gesangspart übernimmt, als kongeniale Partner. Sein klares Gitarrenspiel und Alabama Slims warme Stimme ergänzen sich aufs Vortrefflichste, teils mit eingängigen Basslinien von Matt Patton („Rock Me With Momma“, „Rock Me Baby“) vervollständigt.

Das Album startet recht flott mit einem schwungvollen Shuffle, den Little Freddie mit eingängigen Gitarrenriffs unterlegt („Hot Foot“), entwickelt sich dann aber nach „Freddie’s Voodoo Boogie“ mehr in Richtung gefühlvolle Blues-Songs (z. B. „All Night Long“), wobei der 4 1/2-minütige Slowblues „Rob Me With A Gun“ sicherlich heraussticht.

Insgesamt liefern Alabama Slim und seine Jungs mit „The Parlor“ ein im Grunde traditionelles Blues-Album ab, welches durch eine minimalistische ‚weniger-ist-mehr‘-Ausrichtung besticht. Trotzdem, oder vielleicht auch genau deshalb, durchdringt es die Seele der Zuhörer und wirkt so wohltuend auf das Mind-Setting.

Am 29. Januar kommt die Scheibe auf Vinyl und CD in die Läden. Für Fans des schwarzen Blues ist das Teil absolut empfehlenswert. Für meinen Geschmack hat es durchaus 5 Sterne verdient.

Cornelius Chapellier Records/Bertus (2021)
Stil: Blues

Tracks:
01. Hot Foot
02. Freddie’s Voodoo Boogie
03. Rob Me Without A Gun
04. Rock With Me Momma
05. All Night Long
06. Forty Jive
07. Midnight Rider
08. Rock Me Baby
09. Someday Baby
10 Down In The Bottom

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Bertus

Eric Clapton’s Crossroads Guitar Festival 2019 – DVD-Review

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Review: Jörg Schneider

Leider stand mir für das bereits erfolgte Review des Festival-Doppelalbums die gleichnamige DVD noch nicht zur Verfügung. Daher jetzt nachträglich noch ein paar Worte zum Video-Mittschnitt. Es gibt ihn auf zwei DVDs bzw. zwei Blu Ray Discs.

Beide Versionen enthalten im wesentlichen die selben Tracks, wie sie auch auf den CDs zu finden sind. Zusätzlich gibt es noch eine kurze filmische „Introduction“, in welcher man die Location in Dallas samt Umgebung etwas kennenlernt und der US-Schauspieler Bill Murray das Festival in launiger Manier anmoderiert.

Was einem erst beim Anschauen der DVDs so richtig bewusst wird, ist die Tatsache, dass ein großer Teil der von Clapton für das Festival verpflichteten Musiker bereits der Generation 70+ (Andy Fairweather Low, Bonnie Raitt, Buddy Guy (84!), Peter Frampton, Jeff Beck, Albert Lee und natürlich Clapton selbst) angehören, bzw. kurz davor stehen (Sonny Landreth, Keb‘ Mo’, Gustavo Santaolalla, Jimmie Vaughan, Robert Cray).

Um so freudiger nimmt man zur Kenntnis mit welch großartiger Spielfreude die alten Herren noch immer durch das Programm toben können. Vor allem Buddy Guy brettert, immer wieder angestachelt von Jonny Lang, mit nicht nachlassender Energie, durch seinen 2018‘er Hit „Cognac“ und spielt die Zuhörer auf seiner Gitarre schon fast schwindelig.

Den Abschluss der ersten DVD bilden drei Songs mit Jeff Beck, nachdem dieser zu den Takten von „Space For The Papa“ im weißen Schlabber-Overall lässig auf die Bühne geschlendert ist.

Die zweite DVD steht dann überwiegend im Zeichen der jüngeren Gitarristen und Musiker und beginnt mit einer harten Nummer von Robert Randolph, der sitzend mit flirrender und quäkender Gitarre auf den Oberschenkeln, durch die Nummer „Cut Em Loose“ rockt. Rockig geht‘s dann auch weiter bis Keb Mo‘ („Am I Wrong“) und John Mayer („Slow Dancing In A Burning Room“) mit zwei Bluesnummern wieder etwas Ruhe in die Sache bringen.

Der im ersten Review bereits geschilderte, hervorragende akustischen Eindruck von Lianne La Havas bekommt nun auch mit ihrem Auftritt ein äußerst sympathisches Gesicht.

Bevor es dann nach Gary Clark jr., Vince Gill, Albert Lee und Bradley Walker (er zelebriert im Rollstuhl sitzend einen wunderschön schmalzigen Südstaatenblues) zum großen Finale mit Clapton und Ensemble kommt, muss allerdings Bill Murray, der am zweiten Tag des Festivals seinen 70’sten Geburtstag feierte, die auf der nach einem Geburtstagsständchen von Clapton überreichten Geburtstagstorte, Kerzen auspusten.

Im Nachspann sind dann nochmals Doyle Bramhall ll und die Tedeschi Trucks Band mit „Going Going Gone“ zu hören.

Insgesamt ist es mit den beiden DVDs gelungen, eine rundherum sehr gute Zusammenfassung der zwei Festivaltage, die von Bill Murray mit wechselnden, etwas exzentrischen Kopftüchern, launig moderiert wurden, zu präsentieren. In akustischer wie auch in optischer Hinsicht bieten sie einen 4-stündigen Musikgenuss, der so manchen musikalischen Leckerbissen enthält. Wer also noch kein Weihnachtsgeschenk hat, die DVDs, bzw. Blu Ray Discs sind für den Anlass sicherlich eine top Wahl.

RHINO / Warner Music (2020)
Stil: Rock, Blues, Soul

Tracklist:

DVD1:
01. Introduction
02. Native Stepson – Sonny Landreth
03. Wonderful Tonight – Eric Clapton & Andy Fairweather Low
04. Lay Down Sally – Eric Clapton & Andy Fairweather Low
05. Million Miles – Bonnie Raitt, Ken Mo’ & Alan Darby
06. Sons Gonna Rise – Citizen Cope with Gary Clark Jr.
07. Lait De Ushuaia A La Quiaca – Gustavo Santaolalla
08. I Wanna Be Your Dog – Doyle Bramhall II with Tedeschi Trucks Band
09. Thats How Strong My Love Is – Doyle Bramhall II with Tedeschi Trucks Band
10. Lift Off – Tom Misch
11. Cognac – Buddy Guy & Jonny Lang
12. Everything Is Broken – Sheryl Crow with James Bay
13. Every Day Is A Winding Road – Sheryl Crow with James Bay
14. Retrato – Daniel Santiago & Pedro Martins
15. B-Side- Kurt Rosenwinkel with Pedro Martins
16. Baby Please Come Home – Jimmie Vaughan with Bonnie Raitt
17. I Shiver – Robert Cray
18. How Long – The Marcus King Band
19. Goodbye Carolina – The Marcus King Band
20. While My Guitar Gently Weeps – Peter Frampton with Eric Clapton
21. Space For The Papa – Jeff Beck
22. Big Block – Jeff Beck
23. Caroline No – Jeff Beck

DVD2:
01. Cut Em Loose – Robert Randolph
02. Hold Back The River – James Bay
03. When We Were On Fire – James Bay
04. Mas Y Mas – Los Lobos
05. Am I Wrong – Keb‘ Mo’
06. Slow Dancing In A Burning Room – John Mayer
07. How Blue Can You Get – Tedeschi Trucks Band
08. Shame – Tedeschi Trucks Band
09. Ís Your Love Big Enough – Lianna La Havas
10. I Say A Little Prayer – Lianna La Havas
11. Feed The Babies – Gary Clark Jr.
12. I Got My Eyer On You Locked Loaded – Gary Clark Jr.
13. Pearl Cadillac – Gary Clark Jr.
14. Tonight The Bottle Let Me Down – Vince Gill with Albert Lee & Jerry Douglas
15. Tulsa Time – Vince Gill with Albert Lee & Jerry Douglas
16. Drifting Too Far From The Shore – Bradley Walker with Vince Gill, Albert Lee         & Jerry Douglas
17. Happy Birthday (to Bill Murray)
18. Badge – Eric Clapton
19. Layla – Eric Clapton with John Mayer & Doyle Bramhall II
20. Purple Rain – Eric Clapton & Ensemble
21. High Time We Went – Eric Clapton & Ensemble
22. Going Going Gone – Doyle Bramhall ll with Tedeschi Trucks Band

Eric Clapton’s Crossroads Guitar Festival
Eric Clapton
Eric Clapton bei Facebook
Oktober Promotion

Eric Clapton’s Crossroads Guitar Festival 2019 – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Bereits 1999 organisierte Eric Clapton den Vorläufer des jetzigen Festivals zur finanziellen Unterstützung des Crossroads Center, einer Therapieeinrichtung in Antigua für Drogen- und Alkoholabhängige. 2004 wurde daraus das inzwischen mit Kultstatus behaftete „Crossroads Guitar Festival“. Seitdem hat es unter Führung von Clapton regelmäßig, mit Ausnahme von 2016, alle drei Jahre stattgefunden, zuletzt in 2013.

Nun ist das Festival im Herbst letzten Jahres zum fünften Mal zurückgekehrt und natürlich wieder mit von Clapton handverlesenen Gitarristen und Musikern der Spitzenklasse. Wer von ihm ausgewählt wird und auf dem Festival auftreten darf, kann sich sicherlich mit Recht zur Creme de la Creme der Blues- und Rockmusik zählen.

Mit dabei sind, wie in allen Jahren zuvor auch, die Blues- und Rock-Urgesteine Buddy Guy, und Jeff Beck, sowie Doyle Bramhall ll, Jimmie Vaughan, John Mayer, Robert Cray, Robert Randolph, Sonny Landreth und Vince Gill. Stattgefunden hat das Event am 20. und 21. September letzten Jahres in Dallas mit vielen weiteren Größen der Blues und Rock Szene (Andy Fairweather Low, Peter Frampton, Sheryl Crow, Los Lobos, Bonnie Raitt, Keb‘ Mo‘).

Eine besondere Erwähnung verdienen Doyle Bramhall II, Susan Tedeschis und Derek Trucks Version von „I Wanna Be Your Dog“, dem Punk-Klassiker von Iggy Pop und den Stooges sowie die Clapton Songs „Lay Down Sally“, „Wonderful Tonight“ und „Layla“. Die beiden erstgenannten Songs performt der Meister mit Andy Fairweather Low und „Layla“ mit Doyle Bramhall ll und John Mayer.

Im Laufe des Konzertes erweist Clapton dann auch noch zusammen mit Peter Frampton seine Reminiszenz an George Harrison, und dies, wie könnte es anders sein, mit „While My Guitar Gently Weeps“. Zusätzlich gibt‘s gegen Ende des Festivals noch den Cream-Klassiker „Badge“, der allerdings in Claptons moderner Version nicht so überzeugend klingt.

Vor allem müssen aber die im Line-up auftauchenden talentierten bzw. jüngeren und zumindest hierzulande wahrscheinlich mehr oder weniger unbekannteren Künstler hervorgehoben werden. Sie haben das Festival enorm bereichert.
Citizen Cope ist bereit seit 1995 in Sachen Blues, Soul und Folk unterwegs. Nach seinen Auftritten in 2010 und 2017 war er auch letztes Jahr wieder mit einem Song dabei. Zusammen mit Gary Clark Jr. jammt er den Song „Sons Gonna Rise“, ein hörenswerter, melodiöser Blues mit schönem Gesangsolo im Mittelteil.

Ganz anders Gustavo Santaolalla. Er stammt aus Argentinien und gilt als Mitbegründer des Latin-Rock. Mit „Lait De Ushuaia A La Quiaca“ liefert er ein relaxtes Latin-Instrumental auf der Gitarre ab, begleitet von einer Violine.

Auch „Lift Off“, gespielt von dem erst 25-jährigen Briten Tom Misch, ist ein hervorragendes Instrumentalstück, in dem er vorwiegend auf dem unteren Teil des Gitarrenhalses die Saiten zupft.

Pedro Martins und Daniel Santiago hingegen sind brasilianische Jazzgitarristen. Mit „Retrato“, einer ruhigen, südamerikanischen Gitarrennummer mit leichten Flamenco-Einflüssen, schmeicheln sich die beiden, hervorragend aufeinander eingespielt, in unsere Gehörgänge. In „B-Side“ wird Kurt Rosenwinkel, ein US-Jazzgitarrist der in Berlin lebt und bereits 2013 mit von der Partie war, dann auch noch einmal von Pedro Martins unterstützt. In dem Song stehen ebenfalls wieder weiche und melodiöse Klänge im Vordergrund.

Am meisten beeindruckt hat den Schreiber dieser Zeilen allerdings die jamaikanisch-griechische Sängerin Lianne La Havas. In ihrer Ballade „Is Your Love Big Enough“ überzeugt sie mit klarer Jazz-Stimme und einem minimalistisch-einprägsamen Gitarrenlauf.

Mit „I Say A Little Prayer“ hatten bereits Dionne Warwick in 1957 und 10 Jahre später auch Aretha Franklin Erfolg. Lianne La Havas gelingt es diese zwei in die Jahre gekommenen Stücke nur mit ihrer zarten Stimme und dezenter Gitarre zu entstauben und in einem ansprechenden modernen Gewand leicht jazzig zu präsentieren. Toll!

Eine weitere Überraschung des Festivals war sicherlich die aus South Carolina stammende Marcus King Band. Ihr Titel „How Long“ geht mächtig ab und erinnert durch flotte Bläsersätze an vergangene Soul-Zeiten. Ganz anders, und dennoch absolut hörenswert, ist „Goodbye Carolina“, ein einfühlsamer Südstaaten Blues getragen von Marcus Kings leicht heiserer Stimme.

Den krönenden Abschluss des Festival bilden schließlich nach fast vierstündigem Hör- bzw. Videogenuss die Nummern „Purple Rain“ und „High Time We Went“, die der Meister beide mit dem gesamten Ensemble intoniert und zelebriert.

Insgesamt wurden 43 Songs des zweitägigen Festivals der Nachwelt auf CD, DVD, Blue Ray und Vinyl erhalten. Über den Ladentisch gehen die Teile seit dem 20.11.2020.

Eine kleine Kostprobe des Events gibt’s auf YouTube mit der Marcus King Band – „Goodbye Carolina“, Lianne La Havas – „I Say A Little Player“ und Eric Clapton – „Badge“ zu sehen und zu hören.

RHINO / Warner Music (2020)
Stil: Rock, Blues, Soul

Tracklist:
01. Native Stepson – Sonny Landreth
02. Wonderful Tonight – Eric Clapton & Andy Fairweather Low
03. Lay Down Sally – Eric Clapton & Andy Fairweather Low
04. Million Miles – Bonnie Raitt, Ken Mo’ & Alan Darby
05. Sons Gonna Rise – Citizen Cope with Gary Clark Jr.
06. Lait De Ushuaia A La Quiaca – Gustavo Santaolalla
07. I Wanna Be Your Dog – Doyle Bramhall II with Tedeschi Trucks Band
08. Thats How Strong My Love Is – Doyle Bramhall II with Tedeschi Trucks Band
09. Going Going Gone – Eric Clapton & Tedeschi Trucks Band
10. Lift Off – Tom Misch
11. Cognac – Buddy Guy & Jonny Lang
12. Everything Is Broken – Sheryl Crow with James Bay
13. Every Day Is A Winding Road – Sheryl Crow with James Bay
14. Retrato – Daniel Santiago & Pedro Martins
15. B-Side- Kurt Rosenwinkel with Pedro Martins
16. Baby Please Come Home – Jimmie Vaughan with Bonnie Raitt
17. I Shiver – Robert Cray
18. How Long – The Marcus King Band
19. Goodbye Carolina – The Marcus King Band
20. While My Guitar Gently Weeps – Peter Frampton with Eric Clapton
21. Space For The Papa – Jeff Beck
22. Big Block – Jeff Beck
23. Caroline No – Jeff Beck
24. Cut Em Loose – Robert Randolph
25. Hold Back The River – James Bay
26. When We Were On Fire – James Bay
27. Mas Y Mas – Los Lobos
28. Am I Wrong – Keb‘ Mo’
29. Slow Dancing In A Burning Room – John Mayer
30. How Blue Can You Get – Tedeschi Trucks Band
31. Shame – Tedeschi Trucks Band
32. Ís Your Love Big Enough – Lianna La Havas
33. I Say A Little Prayer – Lianna La Havas
34. Feed The Babies – Gary Clark Jr.
35. I Got My Eyer On You Locked Loaded – Gary Clark Jr.
36. Pearl Cadillac – Gary Clark Jr.
37. Tonight The Bottle Let Me Down – Vince Gill with Albert Lee & Jerry Douglas
38. Tulsa Time – Vince Gill with Albert Lee & Jerry Douglas
39. Drifting Too Far From The Shore – Bradley Walker with Vince Gill, Albert Lee         & Jerry Douglas
40. Badge – Eric Clapton
41. Layla – Eric Clapton with John Mayer & Doyle Bramhall II
42. Purple Rain – Eric Clapton & Ensemble
43. High Time We Went – Eric Clapton & Ensemble

Eric Clapton’s Crossroads Guitar Festival
Eric Clapton
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Oktober Promotion

Henrik Freischlader Band – Missing Pieces – CD-Review

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Review: Michael Segets

Das Musik-Business hat sich mit der Entwicklung der Digitalität deutlich verändert. Der Siegeszug der Streaming-Dienste auf der einen Seite und das Wiederaufkommen von Vinyl auf der anderen spiegeln wohl zwei unterschiedliche Zugangsweisen zur Musik dar. Die CD steht zwischen den beiden Extremen und wird wahrscheinlich langsam vom Markt verdrängt.

Während die schnelle Verfügbarkeit (fast) jedes Einzeltitels in Zeiten des Internets problemlos möglich ist, nehmen sich Vinyl-Enthusiasten Zeit für eine Platte. Bei der ästhetischen Zelebration des Abspielen eines Albums – vom nahezu ehrfürchtigen Herausnehmen aus dem Cover über das vorsichtige Auflegen und Entstauben der Rillen bis hin zum sanften Setzen der Nadel – kommt jedem Schritt eine Bedeutung zu. Das haptische Erlebnis, das dem Hörgenuss vorausgeht, wird durch die visuelle Wahrnehmung des Covers ergänzt. Musikgenuss ist hier nicht nur auf das Auditive beschränkt.

Den Anlass für diese schon fast philosophische Betrachtung liefert das neue Werk „Missing Pieces“ der Henrik Freischlader Band, von dem mir die CD-Version vorliegt. Das Digi-Pack folgt dem raffiniertesten Gesamtkonzept, welches mir seit langer Zeit untergekommen ist. Einerseits ist das Cover-Artwork von Caroline Sandmayer zu erwähnen, das durch ein Cut-Out zwei Ebenen aufweist. Andererseits beeindruckt die Idee, jedem Track ein doppelseitig bedrucktes Blatt zu widmen, das zwischen die beiden Ebenen des Titelbildes eingeschoben werden kann. Man hat also 27 Cover-Varianten zur Auswahl.

Musikalisch knüpft „Missing Pieces“ an den Vorgänger „Hands On The Puzzle“ an. Wieder in den Arnsberger Megaphon Tonstudios aufgenommen, verzichten Freischlader und seine Mannen auf Overdubs bei den live eingespielten Tracks, wodurch die Scheibe ehrlich und handgemacht klingt. Der Songwriter, Sänger und Gitarrist Henrik Freischlader setzt erneut auf die Stammbesetzung seiner Begleitband, die unverändert aus Roman Babik an den Keyboards, Armin Alic am Bass, Moritz Meinschäfer am Schlagzeug sowie Marco Zügner am Saxophon besteht.

Das elegische „Opening“ eröffnet mit ausgiebigen, wehmütigen Gitarrenklängen das Album. Das Instrumental leitet atmosphärisch das folgende „New Beginning“ ein, bei dem die eindringliche Gitarrenarbeit fortführt wird.

Die Stücke auf „Missing Pieces“ bewegen sich überwiegend im Bluesspektrum („I Wanna Thank You“, „We Used To Be Happy“). Besonders gelungen sind „Justice Blues“ sowie das rauere „What Have I done To You?“. Mit seiner rockigen Note weiß „Let The People Bee Free“ zu überzeugen. Neben seiner Domäne, dem Blues, greift Freischlader mehrmals Funk-Elemente auf. So klingen Funky-Töne trotz des Titels bei „It Ain’t Funky“ an. Zu hören sind sie auch bei „Power To The Peaceful“, das an die Musik der Siebziger rund um „Shaft“ erinnert.

Manchen Songs („One And One Is One“, „Walking In The Shadows Of The Spotlight“) gibt die Henrik Freischlader Band eine Portion Soul mit, woran Marco Zögner am Saxophon einen großen Anteil hat.

Experimentellere Passagen finden sich, wie für Freischlader üblich, ebenfalls auf dem Longplayer. Von diesen bin ich ja kein Freund, aber nach mehrmaligen Hören integrieren sie sich in die Songs. Lediglich bei „Another Missing Piece“ nehmen die Keys einen Improvisationscharakter an, den ich nicht mehr mitgehe.

„Missing Pieces“ ist ein Beispiel dafür, dass man sich für Musik Zeit nehmen sollte. Die Stücke gewinnen bei jedem Durchlauf. Als Gesamtkunstwerk ist die Hardcopy ein Highlight, das sich auch unter dem Tannenbaum gut macht.

Cable Car Records (2020)
Stil: Blues, Funk

Tracks:
01. Opening
02. New Beginning
03. Power To The Peaceful
04. Let The People Be Free
05. Another Missing Piece
06. Justice Blues
07. It Ain’t Funky
08. I Wanna Thank You
09. What Have I Done To You?
10. Grown Up
11. One And One Is One
12. We Used To Be Happy
13. Walking In The Shadows Of The Spotlight

Henrik Freischlader
Cable Car Records