Grant Dermody – Behind The Sun – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Grant Dermody, sicherlich einer der besten amerikanischen Blues-Mundharmonika-Spieler, frönt auf seinem neuesten Album „Behind The Sun“ ganz und gar dem Blues, wie er in den Südstaaten gespielt wird. Außerdem ist es die dritte Zusammenarbeit mit Dirk Powell, dem wohl besten US-amerikanischen Fiddle-, Banjo- und Akkordeonspieler.

Gemeinsam mit ein paar weiteren Größen der Musikszene aus Lafayette, Louisiana, hat die Truppe ein wahrliches Meisterwerk des traditionellen Blues geschaffen. Es umfasst 15 Songs, neun davon sind Originaltunes, bei den übrigen Stücken handelt es sich um Klassiker von Muddy Waters und Melodien von u. a. Kim Wilson, Otis Rush und Jimmy Reed.

Mit „Trouble No More“ startet die Scheibe sofort voll durch und fesselt den Zuhörer gleich zu Beginn mit einer packenden Hookline und kraftvollem Mundharmonikagetöse. Und auch „Don‘t Boss Me“, ein von Rick Estrin geschriebener, fröhlicher Boogie-Woogie, verursacht Zuckungen in den Beinen, ebenso wie der flotte, von Kim Wilson stammende, Tanzflächenshuffle „Learn To Treat Me Right“ gegen Ende der Scheibe.

Dazwischen bewegen sich die Songs zwischen tief schwarzem Südstaatenblues (Dermodys Eigenkomposition „Forgive Me“ oder Muddy Waters‘ „Louisiana Blues“) und gefühlvollem Slowblues („Mourning Dove“), wobei die Bandbreite auch den Chicagostyleblues („Clotilda‘s Got Soul‘) und zwei Instrumentals umfasst: „Lost John“ stampft wie eine von einer Bluesharp angetriebene Lokomotive und das einminütge Zwischenspiel „Mr. Jeff“ besteht nur aus Percussion und Mundharmonika. „Tell Me“ und „She Come Running“ hingegen sind zwei eingängige Midtempo-Bluesnummern, wobei der zweite Song durch ein längeres Harp- und Gitarrenintro geprägt ist, das sich wiederkehrend durch den Song zieht.

Besonders hervorzuhebende Songs sind allerdings das eigenwillige „Footsteps In The Hall“, das wunderschöne Jimmy Reed-Cover „Honest I Do“ mit Country- und Americanaelementen sowie „Time Ain‘t Due“ mit einer puren Harp Eingangssequence, gefolgt von wunderbarem A-Capella-Gesang mit Dermody und den beiden schwarzen Sängerinnen Teka Briscoe und Ahyris Navarre. Nach knapp einer Stunde Spielzeit endet der Longplayer schließlich mit dem Deltablues „So Many Roads“.

Für Anhänger des unverfälschten, traditionellen Blues ist Grant Dermodys neue Scheibe eindeutig ein „Must Have“. Sie macht richtig gute Laune und man kann sich beim Zuhören förmlich in der Musik verlieren. Für mich ist sie eine der besten, wenn nicht sogar die beste Bluesscheibe in diesem Jahr. Daher eine absolute Kaufempfehlung!

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues

Tracks:
01. Trouble No More
02. Don‘t Boss Me
03. Forgive Me
04. Lost John
05. Clotilda‘s Got Soul
06. Louisiana Blues
07. Footsteps In The Hall
08. Tell Me
09. Mourning Dove
10. She Come Running
11. Honest I Do
12. Time Ain‘t Due
13. Mr. Jeff
14. Learn To Treat Me Right
15. So Many Roads

Grant Dermody
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