Terri Clark – Pain To Kill – CD-Review

Eine begrüßenswerte und medienwirksame Unterstützung erhielt die New-Country-Musik in letzter Zeit durch Deutschlands immer noch beliebteste Unterhaltungssendung ‚Wetten Dass‘. Shania Twain, Faith Hill und die Dixie Chicks gaben sich in den letzten drei Shows die Klinke in die Hand und leisteten erste Schritte, dieses hierzulande immer noch schlummernde Genre ein wenig populärer zu machen.

Also, lieber Tommy, vielen Dank von meiner Seite und weiter so! Sollten dir und deinen Leuten im Hintergrund die Ideen ausgehen, schaut doch in Zukunft ab und zu hier in Magazinen wie Sounds of South vorbei, da gibt es jede Menge Nachschub an potentiellen Kandidaten.

Eine Dame, die sich zum Beispiel nahtlos in die Reihe der oben erwähnten einfügen würde, ist die 1968 gebürtige Kanadierin Terri Clark. Musikalisch vorbelastet (Großeltern waren Countrystars und die Mutter Folksängerin) zieht es sie 1987 nach Nashville. Nach einigen Jobs und einer Anstellung als feste Clubsängerin erhält sie endlich 1994 einen Kontrakt von Mercury Records.

Nun stellt sie mit „Pain To Kill“ ihr bereits neuntes Werk vor. Ich habe früher von ihr schon einige Videoclips gesehen, aber der Funke wollte nie so richtig überspringen. Schön, dass ich jetzt von unserem Partner Bärchen Records regelrecht zu meinem Glück ‚gezwungen‘ wurde. Zwölf wohltuende, angenehm ineinanderfließende Lieder, in einer Dreiviertelstunde kompakt durch das Who-Is-Who der Nashville- Studiomusiker dargeboten, bieten New-Country-Feeling vom Allerfeinsten. Terris Stimme ist unaufdringlich und strotzt trotzdem vor Frische. Bonuspunkte gibt es auch für ihre Beteiligung am Songwriting.

Zwölf wohltuende, angenehm ineinanderfließende Lieder, in einer Dreiviertelstunde kompakt durch das Who-Is-Who der Nashville- Studiomusiker dargeboten, bieten New-Country-Feeling vom Allerfeinsten. Terris Stimme ist unaufdringlich und strotzt trotzdem vor Frische. Bonuspunkte gibt es auch für ihre Beteiligung am Songwriting.
Spaß bereiten rockige Stücke wie „Pain To Kill“ und „I Wanna Do It All“. Chartskompatibel sind sicher die beiden Anfangsstücke „I Just Wanna Be Mad“ und „Three Mississippi“. Aber auch die langsameren Sachen wie „I Just Call To Say Goodbye“, „Almost Gone“, und „God And Me“ sind peppig dargeboten.

Ein Werk, das irgendwo zwischen Kathy Mattea, Patty Loveless und einer Mary Chapin Carpenter problemlos Anspruch auf einen festen Platz in einer New-Country-Sammlung hat.
Dazu kommt eine äußerst ansprechende Optik bei Begutachtung des Booklets. Also, insgesamt eine runde Angelegenheit. Mir bleibt deshalb die Feststellung. Terri, this album kills, without any pain!

Mercury Nashville (2003)
Stil:  New Country

01. I Just Wanna Be Mad
02. Three Mississippi
03. Pain To Kill
04. I Just Call To Say Goodbye
05. I Wanna Do It All
06. The One You Love
07. Almost Gone
08. Working Girl
09. Better Than You
10. Not A Bad Thing
11. The First To Fall
12. God And Me

Terri Clark
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Bärchen Records

Hal Ketchum – Lucky Man – CD-Review

Für Hal Ketchum mag der Titel seiner neuen CD „Lucky Man“ eine zutreffende Zustandsbeschreibung seiner persönlichen Situation sein; ich schätze mich sehr glücklich, auf die Musik eines Mannes gestoßen zu sein, der mir bisher leider nur namentlich bekannt gewesen ist.

Der als ‚Hofdichter der Countrymusik‘ bezeichnete Künstler, hat aus einem, laut eigener Aussage, Mega-Eigen-Repertoire von fast 600 Stücken sieben klasse Songs in Verbindung mit fünf Fremdkompositionen von Leuten, wie z. B. Produzent Rodney Crowell, ausgewählt, die ihm musikalisch sehr nahe stehen und auch bei ihrer Darbietung mitwirken. Die Lieder fliegen mit der Leichtigkeit einer sommerlichen Brise an einem vorbei; die Instrumentierung ist wunderschön auf die Thematik der Songs abgestimmt. Ketchum’s angenehme Stimme passt sich in beeindruckender Weise dem Stil und dem Tempo der Stücke optimal an.

Die CD beinhaltet zwei Duetts (mit Dolly Parton und Lisa Brokop), lebhafte Uptemponummern mit erfrischend gespielten Akustik- und E-Gitarrenelementen („(She’s Something) Your’re Everything“, „You Can’t Go Back“), einen Hauch von Rockabilly („Don’t Let Go“, mit den Musikern von Richochet im Background), dazu einen leichten Elvis-/Chris-Isaak-Touch („Loving You Makes Me A Better Man“, „Dreams Of Martina“).

Highlights auf einer ausgereiften Produktion sind für mich das herrlich dahin wippende „Livin‘ Life Lovin‘ You“, die Uptempoballade „Richest Man In Texas“ in Trace Adkins-Manier und das seiner Frau gewidmete und mit viel Gefühl dargebotene „She Is“, bei der Hal eine Kostprobe der Variabilität und Bandbreite seiner Stimme abliefert, sowie einer Wahnsinns-Gitarrenhintergrundarbeit von Brent Mason, als auch tolle Background-Vocals von Bekka Bramlett.

Dazu gibt es ein farblich harmonisches und geschmackvoll gestaltetes Cover mit schönen Fotos vom Interpreten, mich irgendwie an einen der vier Musketiere erinnernd, passend in ein gut gewähltes und umgesetztes Gesamtkonzept. Thank you, lucky Man!

Curb Records (2001)
Stil: New Country

01. (She’s Something) You’re Everything
02. You Can’t Go Back
03. That’s How Much You Mean To Me
04. Loving You Makes Me A Better Man
05. Don’t Let Go
06. Dreams Of Martina
07. She’s Still In Dallas
08. Two Of The Lucky Ones
09. Richest Man In Texas
10. Livin‘ Life Lovin‘ You
11. Keep Mom And Dad In Love
12. She Is

Hal Ketchum
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Bärchen Records

Toby Keith – Clancy’s Tavern – Deluxe Edition – CD-Review

Toby Keith ist ein Musiker der polarisiert. Viele mögen ihn nicht, noch viele mehr lieben ihn abgöttisch. Ich zählte lange Zeit zur ersten Fraktion. Die aus meiner Sicht eher begrenzten vokalen Künste des ehemaligen Ölplattformarbeiters, sein typisch amerikanisch übertriebener und teilweise kleingeistig verbreiteter Patriotismus sowie sein ins Gesicht eingemeißelt zu scheinendes Dauergrinsen (wer will ihm das allerdings angesichts seines Megaerfolgs – alles, was er anpackt, ob Musik, Schauspielerei oder als Restaurantbesitzer, ist nunmal von Erfolg gekrönt – auch, ehrlich gesagt, verübeln) nervten doch eher, als meine Sympathie zu erwecken.

Mit seinen beiden letzten Alben „Bullets In The Gun“ (mal wieder ein Keith-typischer Titel…) und diesem hier zu besprechenden „Clancy’s Tavern“ hat sich das – musikalisch zumindest – allmählich geändert. Diese beiden Werke liefern recht unterhaltsame und abwechslungreiche New Country-Kost und aufgrund der hervorragenden Live-Zugaben (hierbei handelt es sich um vier Songs eines Überraschungskonzerts, das Keith im Kreise von namhaften Mitmusikern wie Chad Cromwell, Kenny Greenberg, Rob McNelley, Kevin Grant, Jim Hoke und Mica Roberts, firmierend unter dem Bandnamen Incognito Bandito, in New York mal gegeben hat) ein echtes Zusatzschmankerl.

Lobend muss auch erwähnt werden, dass sich Toby nicht zu schade war, auch mal in good ole Germany konzerttechnisch vorzusprechen, er gab in diesen Tagen vier Gigs, die allerdings recht unterschiedliche Reaktionen bei den Besuchern erzeugten (von richtig gut, bis zu demonstrativem Verbrennen der Konzertkarte eines enttäuschten Fans in Hamburg nach nur 75 Minuten Spielzeit ohne Zugabe und Verabschiedung, was aber wohl nicht Keith’s Schuld war; in den anderen Locations hielt er die heute typischen ‚Konzertmuster‘ ein und gab sich auch relativ publikumsnah).

„Clancy’s Tavern“ (als Hommage an die Bar seiner Großmutter gemeint) bietet New Country in all seinen Facetten. Keith hat bis auf einen Song alle Tracks selbst komponiert (u.a. mit Hilfe von Bobby Pinson, Scotty Emerick, Rivers Rutherford, Bob DiPiero und Eddy Raven) und wurde natürlich von diversen Könnern der Nashville-Studiomusikerriege (seinen Incognito Banditos, wie sich von selbst versteht, dazu Erik Darken, Steve Nathan, Aubrey Haynie, Ilya Toshinsky, Russ Pahl, Perry Coleman, Tom Bukovac, etc.) wie immer instrumentell anspruchsvoll begleitet. Seinen Gesang erledigte er aus meiner Sicht im Rahmen seiner Möglichkeiten gut.

Der druckvolle Opener „Made In America“ (mit den landesüblichen Huldigungen und ein wenig Montgomery Gentry-Flair), „Tryin‘ To Fall In Love“ (voller quirligem E-Bariton-Gezupfe, leicht retro, lustiger, selbstironischer Text) und das launige, im schweißtreibenden Stil eines Pat Green dargebotene „Beers Ago“ (schönes E-Solo, southern-rockig) stehen für die flotteren Nummern. Keith setzt diesmal bei einigen Stücken auf recht atmosphärisches Ambiente. „I Need To Hear A Country Song“ (Bariton-E-Arbeit, Steel) , „Just Another Sundown“ (schöne Akustikgitarre, hallendes E-Spiel), „South Of You“ (klasse Zusammenspiel aller Gitarren), „Club Zydeco Moon“ (klingt wie ein verlangsamtes „Ghost Riders In The Sky“, tolles Akkordeon, weinende Harp) und das relaxte, zum Titel passende „Chill-Axin'“ (irgendwo zwischen den Eagles und James Otto) bieten Stoff zum Zurücklehnen und Entspannen.

Ich favorisiere das voller ehrlich wirkender Emotion gesungene Titelstück, das zum Mitgrölen bestens geeignete „Red Solo Cup“ (aus der Feder von Jim und Brett Beavers sowie Brad und Brett Warren (The Warren Brothers), die allesamt hier auch nur mit Akustikgitarren und Banjo begleiten), das mit minimalistischem Aufwand (sehr einfach mitzusingender Refrain) maximale Stimmung erzeugt, sicherlich ein fest-gesetzter Bestandteil des Keith-Live-Programms der nahen Zukunft, wie dann auch die Deutschland-Konzerte zeigten, und die bluesige Countryballade „I Won’t Let You Down“ (einziger, hier ganz allein geschriebener Song von Keith), bei der Toby sich ziemlich schamlos bei Tracks wie Eric Claptons „Wonderful Tonight“, Dickey Betts‘ „Atlanta’s Burning Down“ oder Skynyrds „Freebird“ bedient. Toll besonders die traurige Harp von Pat Bergeson und die grandiosen E-Gitarren-Parts von Kenny Greenberg und Tom Bukovac. Gänsehaut garantiert!

Auch wenn es sich bei den vier Live-Stücken um alte Kamellen handelt (Songinterpretationen von Waylon Jennings, Buck Owens, Three Dog Night und Chuck Berry), so macht die filigrane Umsetzung der beteiligten Musiker einfach Spaß. Ich zolle meinen Neid in Richtung der an diesem Abend anwesend Gewesenen – hier die Studioasse Nashvilles mal live auf der Bühne zaubern zu sehen und zu hören – das hätte ich gerne auch erlebt, selbst wenn ich absolut nicht auf diese unsägliche Coverei stehe. Aber hier hört man bei jedem Ton, was da für geniale Musiker am Start sind. Letztendlich aufgrund der spürbaren Qualität eine schöne Zugabe bei dieser Deluxe-Version, die auch noch durch ein dickes Booklet mit allen Texten aufgewertet wird.

Somit ist Toby Keith’s „Clancy’s Tavern“ eine uneingeschränkte Kaufempfehlung zu attestieren. Well done, Mr. Keith! Wenn der Herr jetzt nur noch etwas an seinen inneren Werten feilen und an seiner Feinfühligkeit (z. B. eine meiner persönlichen Stärken…) arbeiten würde, könnte man ihn glatt mögen…

Show Dog/Universal Music (2011)
Stil:  New Country

01. Made In America
02. I Need To Hear A Country Song
03. Clancy’s Tavern
04. Tryin‘ To Fall In Love
05. Just Another Sundown
06. Beers Ago
07. South Of You
08. Club Zydeco Moon
09. I Won’t Let You Down
10. Red Solo Cup
11. Chill-Axin‘

Live Tracks: 
12. High Time (You Quit Your Low Down Ways)
13. Truck Drivin‘ Man
14. Shambala
15. Memphis

Toby Keith
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Bärchen Records

Buddy Jewell – Same – CD-Review

Die ultimative Steigerung der mittlerweile auch in unseren Landen unerträglich um sich greifenden Horror-Casting-Shows wäre sicherlich ‚Deutschland sucht den Volksmusikstar‘. Im übertragenen Sinne wäre Buddy Jewell hier das amerikanische Pendant dazu, denn er ist Sieger von ‚Nashville Star‘, aber Gott sei Dank haben die Amis ja ein etwas anderes Verständnis, was Musik aus ihrer Heimat anbelangt. Und so hat dort auch ein 42-jähriger gestandener Cowboy das Rennen gemacht.

Sony ließ im Zuge des zu erwartenden Erfolges natürlich nichts anbrennen und stellte Buddy Jewell für seine Debüt-CD das Star-Ensemble der Studiomusiker – von meinen Kollegen so liebevoll als Nashville-Mafia bezeichnet – an die Seite. Und die glänzenden Kritiken aus allen Himmelsrichtungen scheinen auf eine späte, aber sehr aussichtsreiche Karriere hinzudeuten.

Mein Gesamteindruck des Werkes ist mit einigen Abstrichen verbunden, aber im Groben und Ganzen auch postiv. Mit „I Wanna Thank Everyone“ scheint Buddy noch mal einen Diener vor allen Beteiligten, die seinen Erfolg ermöglichten, zu machen. Toller rhythmischer Honkytonk-Kracher mit klirrendem Piano und tollen E-Gitarren, wie er flockiger nicht sein könnte. Auch „Sweet Southern Comfort“ ist ein Stück der Extraklasse. Eine typische Südstaatenhymne, mit viel Atmosphäre und starkem Text vorgetragen, die unter die Haut geht. Wunderbare Banjo- und Harmonikaklänge, sowie Buddies einfühlsame Stimme machen diesen Song zum Klassiker, auch Südstaatenrockfans sollten sich das Lied mal reinziehen.

Klasse die Uptemponummern „Abilene On Her Mind“ und „One Step At A Time“, die ziemlich flott an einem vorbeiziehen. Auch das Stück von Produzent Clint Black setzt der CD noch mal seinen Stempel auf. Endlich können sich die Mafiosis, …äh, Studiomusiker mal ausleben. Ein regelrechter Schlagabtausch zwischen E-Gitarre, Fiddel, Piano und Steelgitarre. Geht sehr gut ab.
Das Werk enthält aber auch einige recht langweilige Balladen und Heuler. Bei „Today I Started Loving You Again“, einem Duett mit Miranda Lambert, einer weiteren 19-jährigen Wettbewerbsteilnehmerin, verfolgt einen der Refrain lange über das Ende des Albums hinaus. Der ist so kitschig und schnulzig, bohrt sich aber ins Gehirn wie eine Made in den Speck, so dass ich mich schon morgens im Auto dabei ertappte, wie ich ihn vor mich hinträllerte.

„O’Reilly Luck“ klingt ein wenig nach Charlie Daniels zu „Simple Man“-Zeiten mit keltisch angehauchtem Lalala-Chorus, den ich recht nervtötend finde. Ziemlich überflüssig die Nummer „Why We Said Goodbye“, die Tim McGraw schon vor zwei Jahren auf „Set This Circus Down“ interpretiert hat und mit genau so wenig Überraschungen vor sich her trottet.

Überhaupt wirkt das Album auf mich wie eine kleine Kampfansage an den zuletzt erwähnten Kollegen. Ich denke allerdings, noch etwas verfrüht, denn der gute Tim kommt irgendwie peppiger und rockiger daher, auch wenn er vielleicht nicht ganz die stimmlichen Qualitäten von Buddy besitzt. Jewell’s CD ist mir insgesamt etwas zu traditionell gehalten, vor allem das oftmals in den Vordergrund tretende Gefiddel törnt eher ab. Wenn man einen so versierten Gitarristen wie Brent Mason zur Verfügung hat, muss der auch mal öfter losgelassen werden. Letztendlich aber ein durchaus gelungenes, sympathisches Erstwerk, das sicher keine Eintagsfliege bleiben wird. Ich würde sagen: Noch weiter ausbaufähig.

Sony Nashville (2003)
Stil: New Country

01. I Wanna Thank Everyone
02. Help Pour Out The Rain (Lacey’s Song)
03. Sweet Southern Comfort
04. Today I Started Loving You Again
05. Abilene On Her Mind
06. One In A Row
07. O’Reilly Luck
08. Why We Said Goodbye
09. One Step At A Time
10. I Can’t Get By
11. You Know How Women Are

Buddy Jewell
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Bärchen Records

Gary Jeffries – Middle Class Man – CD-Review

Es sind gerade wieder gute Wochen für die Freunde des Southern Rocks! Da gibt es das starke Zweitwerk von Zach Williams & The Reformation, die mit viel Herzblut eingespielte Sam Morrison Band-Scheibe und auch noch das neue Solo-Album von Gary Jeffries. Dazu die Ankündigung des Skynyrd-Clans, demnächst wieder ein neues Album in Angriff nehmen zu wollen, was aber heute eher nur noch reservierte Vorfreude auslöst. Ja, dieser Gary Jeffries, um den es hier geht, der hat schon einiges an musikalischer Erfahrung auf dem Buckel. Asphalt Ballet, Coupdeville, Übergangssänger bei den Regulators (deren Debütscheibe ein unverzichtbarer Klassiker ist, allerdings nicht mit ihm am Mikro) und als Frontsau von den jetzt nicht mehr bestehenden Alligator Stew.

Jetzt hat Gary seiner Meinung nach das Beste an Songs aus diesen Bandphasen herausgepickt, neu eingespielt und dazu mit einigen brandaktuell kreierten Tracks garniert. Da ich nur eine Scheibe von Alligator Stew, und zwar die „A First Taste Of“ (und nichts bzgl. der anderen Bands), besitze und auf dieser hier kein einziger Song davon vertreten ist, kann ich mich auf komplettes Neuland konzentrieren, bis auf den CCR-Gassenhauer “ Bad Moon Rising“ als Cover natürlich, der hier in einem schönen Countryambiente (Banjo, Harp, Akustik-Slide) mit Bluegrass-Touch gegen Ende der CD präsentiert wird.

Obwohl die Scheibe eine Eigenproduktion ist und vermutlich mit streng kalkuliertem Budget erstellt wurde, macht Jeffries nicht den Fehler, sich als ‚Alleinwissender‘ über die Sache herzumachen. Er hat sich bei der Produktion von Ron Pease über die Schulter schauen lassen. Die ist nämlich hervorragend gelungen und bewältigt den Balance-Akt zwischen ’nicht zu altbacken und zu overstylt klingen‘ ganz hervorragend. Aufgrund des durchgehend starken Songmaterials ist somit ein echter Hörspaß über knapp fünfzig Minuten garantiert.

Schon beim Opener „Free“ heulen direkt die Slidegitarren zu einem flotten Rhythmus aus Akustik- und Baritongitarre, dass es jedem Southern-Rocker warm ums Herz wird. Das folgende „Heaven Winds Blow“ erinnert an die „Gator Country“-Tage von Molly Hatchet mit typischem E-Solo, wummernder Orgel und herrlichen Backs von Kristin Kincaid. Zu diesen sumpfigen Klängen bekommen vermutlich selbst Alligatoren eine Gänsehaut. Grandios auch der Titeltrack, mit seiner bumpigen Note und den tollen E-Gitarren. Eine Mischung aus Molly und Blackfoot zu besten Tagen. Stark!

Und die Highlights gehen weiter und weiter. Das melodische „Ashes To Ashes“ und der gitarrenlastige Honkytonker „Know Ya Too Well“ (Pianist Jimmy Rogers mit Billy Powell’schem Geklimper, erinnert ein wenig an „Jukin‘ City“ von Hatchet) bilden die Vorhut für das sensationelle „Blood On The Highway“ (aus dem Aphalt Ballet-Fundus) mit seinem swampigen E-Groove, quäkiger Harp, gurgelnder Orgel, klasse Backs und jaulender Les Paul. Ein Killersong! Atmosphärisch wird es bei „Flowers On My Grave“, da meint man die Hooters hätten sich dem Southern Rock zugewendet. Klasse auch hier der üppige Slideanteil.

Das nächste Superstück, das jedem Genre-Fan weiche Knie bescheren wird, ist „Mississippi Girl“. Der Anfang noch im sprechgesanglich gehaltenen Charlie Daniels-Ambiente, geht über in eine Uptemponummer der Marke Molly Hatchet mit fettem Drumming (von Randy Trent), vor allem der Tempowechsel im langen E-Solo in Ingram’scher Manier ist genial. „Free My Soul“ (aus der Coupdeville-Phase) erinnert mit seinem dezenten psychedelischen Touch ein wenig an Skynyrds „Voodoo Lake“. Das stampfende „Southern Pride“ (ebenfalls aus der Coupdeville-Zeit) mit Harp, Backs und Slide hat eine bluesige Note, toll hier die ruhige Billy Powell-Gedächtnis-Piano-Passage als Bridge angelegt. Am Ende lässt Jeffries, der mich auf den Bildern an eine schlanke Reinkarnation von Dave Hlubek erinnert) mittels „Free In Heaven“ (seinem verstorbenen Vater gewidmet) sein bärenstarkes „Middle Class Man“-Album gefühlvoll ausklingen. Wunderbar erneut die weiblichen Backs von Kristin Kincaid.

Gary Jeffries‘ musikalisches Plädoyer für den Mittelstand ist absolute Spitzenklasse geworden. Eine schöne, hervorragende, moderne Aufarbeitung der guten alten Southern Rock-Zeit im Stile der Anfangstage von Bands wie Skynyrd, Molly, Doc & Co. mit den heute etwas besseren technischen Möglichkeiten und Erkenntnissen. Für mich eine der besten Southern Rock-Scheiben des neuen Jahrtausends. Toll gemacht, Gary Jeffries!

Eigenproduktion (2011)
Stil: Southern Rock

01. Free
02. Heaven Winds Blow
03. Middle Class Man
04. Ashes To Ashes
05. Know Ya Too Well
06. Blood On The Highway
07. Flowers On My Grave
08. Mississippi Girl
09. Free My Soul
10. Bad Moon Rising
11. Southern Pride
12. Free In Heaven

Gary Jeffries bei Reverbnation
Bärchen Records

Jewel – Greatest Hits – CD-Review

Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass mir Musik von Jewel Kilcher, oder besser bekannt nur kurz als Jewel, zumindest was meine Tonträgersammlung betrifft, gänzlich durchgegangen ist. Gut – ihr Name ist meiner Person natürlich geläufig und auch so mancher Song wie z. B. „Standing Still“ oder „Intuition“ ist mir jetzt, wo ihr brandaktuelles „Greatest Hits“-Album durch den Player läuft, mittels Radio sicher schon über den Weg gelaufen.

Schön, dass ich jetzt relativ unverhofft an die Zusammenstellung der erfolgreichsten Stücke ihrer bisherigen, seit 1995 währenden Karriere gelangt bin. Ihre acht ‚echten‘ Alben werden hier in chronologischer Reihenfolge abgearbeitet, wobei das weltweit wohl am meisten beachtete Werk „Spirit“ die stärkste Berücksichtigung erfahren hat. Unerwähnt bleiben darf auch nicht, dass die auf einer großen Farm in Stephenville, Texas lebende, hübsche Blondine, die seit 2008 mit dem Rodeo-Reiter Ty Murray verheiratet ist und einen Sohn mit ihm hat, auch im Schauspielbereich und schriftstellerisch erfolgreich tätig ist. Ein echtes Multitalent also! Passend dazu kommt auch die Bandbreite und unglaubliche Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme. Da ist von kindlichem und elfenhaftem Anstrich (Richtung Kate Bush, Corrs) über typische Pop-Stimmen wie Shakira, Spears & Co., New Country-Sängerinnen à la Chely Wright, Jo Dee Messina oder Lori McKenna sowie echter Diven Marke Celine Dion, Faith Hill, alles dabei.

Wie so oft bei „Greatest Hits“-Alben im Major-Bereich wurde marketing-technisch der größtmögliche pekuniäre Effekt natürlich nicht aus dem Auge verloren und auch ein Anreiz für ihre ‚Die Hard‘-Fans, die also vermeintlich im Besitz aller ihrer CDs sind, geschaffen, sich auch diese Kompilation anzueignen. So wurden zwei der älteren Stücke „You Were Meant For Me“ und „Foolish Games“ jeweils mit momentan angesagten Interpreten wie den Pistol Annies (u. a. mit Miranda Lambert) und mit der American Idol- und mehrfachen Grammy-Gewinnerin Kelly Clarkson neu eingespielt (beide Stücke sind allerdings in den hier auch enthaltenen Originalversionen ebenfalls wunderschön).

Dazu gibt es mit „Two Hearts Breaking“ sogar einen ganz neuen Track. Da ich davon ausgehe, dass ihre früheren Hits ihrer Klientel bestens geläufig sind, lege ich den Fokus meiner Besprechung auch auf die bisher unveröffentlichten Lieder. „You Were Meant To For Me“ fällt in der ‚PA-Version‘ im Vergleich zum Original etwas rootsiger aus (die Akustikgitarre kratzt mehr, E- und Steel-Gitarre sind neu bzw. etwas auffälliger, die drei Damen sind nur ergänzend mit Harmoniegesängen im Refrain wirklich wahrzunehmen. Der Song fällt insgesamt etwas kräftiger aus.

Bei „Foolish Games“ kommt es natürlich zum Showdown von zwei echten Alpha-Weibchen, deren Stimmen sich dabei auch noch recht ähnlich sind. Wie bei Damen so oft (z. B. in ganz besonders Sachen Kleidung bzw. äußerem Aussehen…), dürfte, wenn vermutlich auch nicht zugegeben, hier doch letztendlich ein wenig auch das Buhlen um das ‚am Ende als Bessere abzuschneiden‘, im Vordergrund gestanden haben (gerade Clarkson wirkt hier sehr engagiert und ehrgeizig). Man spürt förmlich hier die unterschwellige Spannung eines (aber fair geführten) Duells – beide Damen versuchen mit aller Kraft das Optimum aus sich herauszuholen. Eine tolle Powerballade, durch die somit ein echter Hauch von zeitgenössischem Stardom weht! Am Ende steht aus meiner männercharmanten Sicht ein gerechtes Unentschieden.

Der ganz neue Song „Two Hearts Breaking“ hat ebenfalls erhebliches Hit-Potenzial. Sehr poppig ausgerichtet mit rhythmischen Drum-Loops, E-Gitarren und Synthie-Tupfern, herrlich kräftigen Groove-Zwischenpassagen und damit es auch im New Country-Bereich eventuell noch wahrgenommen werden kann, unter Einbeziehung einer filigranen Akustikgitarrenuntermalung in Verbindung mit, da bin ich mir nicht ganz sicher, entweder einer recht blechernen klingenden Mandoline oder einem eher zart gespielten Banjo (die beteiligten Musiker samt ihrer Instrumente zu den Titeln sind im Booklet leider nicht aufgeführt – dafür aber alle Texte).

Apropos New Country. Bei den Produzentennamen tauchen hier mir bestens vertraute Leute wie Dan Huff, John Rich, Nathan Chapman, Frank Lidell oder Parade-Basser Glenn Worff auf, ein Indiz dafür, dass Jewels zwar überwiegend im Pop liegende Wurzeln jederzeit auch in diese Sparte kompatibel sind. Man hört aber in jedem Fall heraus, dass hier auch Studiomusiker aus der Nashville-Zunft an diversen Nummern beteiligt waren.

Insgesamt hat mir als Einsteiger Jewels „Greatest Hits“- Zusammenstellung sehr gut gefallen. Eine sehr angenehme, melodische und klangvolle Musik, bei der man sich schön entspannen kann. Sollte es irgendwann zu neuen Alben kommen, werde ich in Zukunft auf diese funkelnde musikalische Erscheinung sicher ein etwas genaueres Auge als bisher werfen!

Rhino / Warner Music (2013)
Stil:  Pop & More

01. Who Will Save Your Soul
02. You Were Meant For Me (Album Edit)
03. Foolish Games
04. Hands
05. Down So Long
06. Jupiter (Swallow The Moon) (Single Version)
07. Standing Still
08. Break Me (Radio Remix)
09. Intuition
10. Good Day
11. Stronger Woman (Radio Edit)
12. Somewhere Over The Rainbow
13. Satisfied (Radio Edit)
14. You Were Meant For Me (feat. Pistol Annies)
15. Foolish Games (feat. Kelly Clarkson)
16. Two Hearts Breaking

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JB And The Moonshine Band – Beer For Breakfast – CD-Review

Da die meisten Musikredakteure, die ich kenne, wie auch meine Wenigkeit durchaus als trinkfreudige, Gerstensaft liebende Gesellen eingestuft werden dürfen (wie schon das eine oder andere Treffen mit solchen Menschen eindrucksvoll bewies), liefert JB (Patterson) und seine Moonshine Band mit „Beer For Breakfast“ musikalische Unterhaltung und Humor, die auch in unseren Kreisen ihre Freunde finden dürfte. Und irgendwie sagt man ja auch, dass man nach durchzechter Nacht immer mit dem Getränk weiter machen sollte, mit dem man am Vorabend aufgehört hat…

Der aus Texas stammende Frontmann, früher mal ein Werbemensch, und seine Langzeitfreunde Gabe Guevara (drums), Hayden McMullen (lead guitar) und Chris Flores (bass) präsentieren auf ihrem zweiten Silberling eine hochwertige Mischung aus Red Dirt, Southern Rock und New Country und erscheinen mir bereits jetzt schon, ähnlich wie die Randy Rogers Band, Wade Bowen oder auch Eli Young Band, als ganz heiße Kandidaten für einen künftigen Major-Deal.

Die Songs sind allesamt melodisch und eingängig, abwechslungsreich, was Stil und Tempo angeht, authentisch und teilweise auch witzig, sprich, hier steckt ein immenses Potential an Massenkompatibilität dahinter, ohne dass man Angst haben müsste, dass sich die Burschen selbst unter diesen Bedingungen allzu sehr verbiegen lassen würden. Dass dieser JB Patterson den Schalk im Nacken sitzen hat und auch mit einer genüsslichen Portion Selbstironie an die Sache geht (irgendwie hat man bei ihm das Gefühl, ein Augenzwinkern ist immer mit dabei), was mir übrigens sehr gefällt und nahe kommt, darüber kann man sich in vielen Youtube-Clips ein Bild machen.

Der Opener und Titelsong mit seinem kurzen knappen wie präzisen Statement im Refrain „Down here in Texas is beer for breakfast“ prescht launig im Uptempo durch die Boxen und findet bereits die verdiente Aufmerksamkeit in den dortigen Music Charts. Voll ins Herz trifft Patterson bei mir als Besitzer eines (ich denke, mich auch recht stark liebenden) Labradors bei Track 5, wenn er singt „why can’t she be more like my dog?“ (eine humorvolle Hommage an die Herrchen dieser Welt und ihre allseits bekannten, mannestypischen Eigenheiten). Ob der Text bei meiner Frau ebenfalls so gut ankommt, steht dabei allerdings auf einem anderen Blatt Papier…

Auch das mit Ex-Shooter Jennings-Gitarrist Leroy Powell zusammen komponierte „Hell To Pay“, ein zwischen Molly Hatchet und Lynyrd Skynyrd zu deren Bestzeiten pendelnder, deftig stampfender, gitarrenlastiger Southern Rocker, besticht mit seiner klaren Ansage „you better give me my money or you got hell to pay“. Satte E-guitar-getränkte Stücke wie „Ride“ oder das mit Redneck-Flair behaftete „Yes“ dürften Liebhabern des Genres ebenfalls einen Mordsspaß bereiten.

Toll dazu passend die Gastmusiker Shawn Fichter (percussion), Fiddle-Artist Rob Hajacos und Steel-Schwergewicht Mike Johnson, die dem Sound des Vierers mit filigranem und nie aufdringlichem Spiel viel Zusatzwürze verleihen. Am Ende gibt es mit dem ganz dezent Hip Hop-umwobenen „I’m Down“ und „Perfect Girl“ zwei voller Hitpotential steckende Bonustracks, die einmal mehr den angenehmen Humor von Patterson & Co. reflektieren.

Mit „Beer For Breakfast“ sind JB & The Moonshine Band vierzehn frisch gezapfte Songs gelungen, die in musikalischer Hinsicht, wie auch dem ganzen Drumherum (auch das Cover mit dem angedeuteten, verkatert wirkenden Patterson samt dickem Humpen vor Eier & Speck-Sandwich passt vorzüglich) voll überzeugen und Durst nach Mehr machen. Ich persönlich habe diesen fröhlichen Frühschoppen jedenfalls mit großer Wonne mitgenommen. Und ganz nebenbei – eigentlich ist es bei diesem schönen Wetter doch schon irgendwie wieder Zeit für ein Bierchen, oder nicht?

Average Joes Entertainment (2012)
Stil:  Red Dirt

01. Beer For Breakfast
02. Kiss Me That Way
03. No Better Than This
04. Edge Of The Road
05. More Like My Dog
06. Hell To Pay
07. Smith County Line
08. Ride
09. The Only Drug
10. Black And White
11. I Don’t Care
12. Yes

Bonus Tracks:
13. I’m Down
14. Perfect Girl

David Grissom
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Bärchen Records

Jackson Stone Band – Risin‘ High – CD-Review

Ein Neuling auf der Southern-Rock-Ebene ist die Jackson Stone Band, die jetzt ihr Debüt „Risin‘ High“ auf den Markt gebracht hat. Kopf der Truppe ist der schwergewichtige Dave Verno jr. (man munkelt, dass er den gleichen Ernährungsberater wie Dave Hlubek haben soll…), der eine ganze Schar von exzellenten Musikern um sich versammelt hat. Gelungen ist ihm ein recht kurz gehaltenes Werk mit acht Stücken (knappe 35 Minuten), die es aber in sich haben. Er bietet eigenständige Songs in Anlehnung an die starke Phase der zweiten Bandgeneration wie Molly Hatchet, 38 Special, Doc Holliday etc., nachdem sich die Szene so langsam wieder vom Schock des Skynyrd-Flugzeugabsturzes zu erholen begann.

Wohl auch Dank seines Körpervolumens und der üblichen Getränke, ist Vernon jr. mit einer dreckig-erdigen Röhre ausgestattet, die meines Erachtens in Bereichen von Jimmy Farrar und Warren Haynes anzusieden ist. Allerdings gelingt es ihm immer wieder, sie variabel den Songmustern anzupassen, wenn es erforderlich zu sein scheint (beispielsweise bekommt „Throwing It All Away“ durch Veränderung der Stimme in Richtung Rickey Medlocke ein leichten Blackfoot-Touch). Und der Frontmann ist eindeutig mit Charisma ausgestattet, was im Southern-Rock ja schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat.

Der Opener „Call Up The Doctor“ legt direkt in bester Molly-Hatchet-Tradition zur Zeit ihres 3. und 4. Albums los. Herrlich aggressiver Drive und ebenso feurige Gitarreneinlagen.  „Sympathy“ ist vom Stil her Van Zant zuzuordnen, scheint aber auch von Mollys „Respect Me In The Morning“ von „Take No Prisoners“ inspiriert zu sein (damals Duett Jimmy Farrar und Mother’s Finest Sängerin Baby Jean). Starker weiblicher Hintergrundgesang verleiht der Nummer eine wunderbar soulige Note. Überhaupt möchte ich hier ein Loblied auf die tollen Backgroundsängerinnen Dallis Craft, Melissa Mendenhall, Linda Dalziel und Tiwana Turner ablassen, die in fast jeden Song gut hörbar integriert wurden.

„Heavy Metal Outlaws“ ist ein typischer Stimmungsmacher und könnte das schon immer ausgeprägte Balzverhalten in der Bikerszene nachhaltig revolutionieren. „Seven Days“ kommt als rauchiger Southern-Blues der Marke Warren Haynes zu „Tales Of Ordinary Madness“-Zeiten mit jeder Menge filigraner Gitarrenarbeit daher. Im Repertoire der meisten Southern Bands findet man ein Lied wie „Gimme The Wheel“, ein rhythmischer, pianogetränkter Boogie. Drivin‘ Sideways und Doc Holliday dank der Eddie Stone-mäßigen Orgeleinlage fallen mir hier spontan als Referenzen ein.
Die Bitte der Backgroundsängerin am Ende des Liedes „Baby Don’t Slow Down“ wird schlichtweg ignoriert, es folgt im Anschluss die einzige richtige Ballade „Take Me Back“, die nicht nur vom Titel an ein gleichnamiges Stück von .38 Special von ihrem 2. Album erinnert. Piano-mäßig sind klare Parallelen zu Skynyrds „Free Bird“ feststellbar. Wieder verzieren den Song starke E-Gitarrenparts. Das ausklingende Titelstück ist eine Uptempo-Mixtur aus Molly Hatchet während der Farrar-Epoche und 38 Specials „Rockin‘ Into The Night“-Phase.

Eine gute halbe Stunde wird es einem wirklich warm ums doch oft so gebeutelte Southern-Herz. Geile Gitarren-Soli en masse, wie bereits schon vorher erwähnt. Zu meckern gibt es einzig und allein höchstens was über die recht spartanisch gehaltene Cover-Gesamt-Gestaltung, trotz des schönen Titelbildes und des klasse aussehenden Band-Logos. Die Scheibe stellt ohne Wenn und Aber eine große Bereicherung für die Südstaaten-Rock-Szene dar. Kompliment an die Jackson Stone Band alias Mr. Dave Verno jr!

Eigenproduktion (2004)
Stil:  Southern Rock

01. Call Up The Doctor
02. Throwing It All Away
03. Sympathy
04. Heavy Metal Outlaws
05. Seven Days
06. Gimme the Wheel
07. Take Me Back
08. Risin‘ High

Jackson Stone Band bei Reverbnation
Bärchen Records

Hurry Sundown – Can You Feel It – CD-Review

Schon in meinem Review zu ihrem Debüt hatte ich ja bereits den Nachfolger von Hurry Sundown für Frühling 2005 angekündigt, was bei Bands dieses Genres, zumal ohne Labelkontrakt, sicherlich eine recht waghalsige Prognose ist. Aber wie dem auch sei, die Jungs haben Wort gehalten und da ist, pünktlich mit dem Eintreffen der ersten so richtig angenehmen Temperaturen in unserem Lande, ihr zweiter Silberling. Und, wie damals schon angedeutet, mit dem neuem Produzenten Steve Grisham, in Szenekreisen als Ex-Guitar-Player der Outlaws, mittlerweile ansässig bei den Ghost Riders bekannt.

Eine personelle Umbesetzung hat es in der Zwischenzeit gegeben. Gitarrist John Tiefry wurde durch Jeremy Miller ersetzt, der sich aber völlig problemlos in das Bandgefüge integriert hat, und ebenso herrliche Soli vom Stapel lässt wie sein Vorgänger, und auch beim Double-Leads-Spiel in Kombination mit Frontmann Scott Casteel durchaus zu glänzen weiß. Ansonsten hat sich nicht viel an ihrem Konzept geändert, warum auch, denn der eingeschlagene Weg mit eigenständigen Stücken in der Tradition von The Outlaws, Marshall Tucker Band oder der frühen 38 Special, sowie der Henry Paul Band, hat ja sehr verheißungsvoll begonnen und wird gut angenommen.

Erwähnenswert sicherlich auch das gewaltige Live-Treiben mit bis zu 200 Gigs pro Saison, das auch zur Popularität dieses Albums beitragen dürfte. Die Covergestaltung ist aus verständliche Gründen wie auch beim Erstling ziemlich spartanisch ausgefallen, die reine Spielzeit bleibt, wenn man die zwei etwas kräftiger gestalteten Remakes von „Summer Skies“ und „On My Way“ noch abzieht, recht kurzweilig bemessen. Allerdings stört das nicht wirklich, denn die Songs gehen einmal mehr in einem Guss runter. Die CD startet zunächst mit einem kurzen Akustikgitarrenintro. „Home“ ist ein am Anfang und Ende mit mehrstimmigen, a capella-artigen Harmoniegesängen in bester Westcoasttradition von Bands wie Poco oder Eagles umschlungener Song. Der Mittelteil und die eingestreuten E-Zupfer haben Outlaws/Marshall-Tucker Band Flair. Beim Gesang meint man teilweise, Billy Jones wäre aus dem Southern-Rock-Sky zurückgekehrt.

Ein locker, flockiges Lied im Stile ihrer Vorbilder, den Outlaws ist „Crazy Lady“. Knackige Drums, Harmoniegesänge, zweistimmige E-Gitarren und ein den Song durchgehend begleitendes E-Riff, dass an das Intro von Skynyrds „Down South Jukin'“ erinnert, setzen hier die Akzente. Ein erstes Highlight folgt mit der Ballade „Can’t Make It On Goodbye“. Wunderschöne Akustikgitarrenuntermalung, Gesang ähnlich dem von Donnie Van Zant in frühen Tagen, die Gitarrenarbeit wie zu MTB-Zeiten (im Mittelteil ganz weiche E-Zupfer, am Ende ein knackiges Solo, Marke Toy Caldwell).

Bei „Can’t Forget You“ eine erneute Outlaws/MTB-Mischung mit wunderbaren Akustikgitarrenfills, hat das berühmte „Can’t You See“, sicherlich im Kopf von Songwriter Jeb Shelton rumgeschwirrt.  Sehr peppig wird bei „Little Miss Daisy“ abgerockt, wobei sogar ein leicht aufkommendes Soul-Feeling und filigranes Gitarrenspiel a là Hendrix zu gefallen wissen. „Some Kind Of Fool“, für mich ein weiterer Höhepunkt, ein flockiger, countryinfizierter Sommer-Song, wie zur Outlaws-„Lady-In-Waiting“-Epoche, mit tollen Harmonievocals der Marke Billy Jones/Hughie Thomasson und herrlichem zwischenzeitlichen Gitarrengeplänkel, sowie mit kurzem, aber tollem End-Solo. Stark!

Eine recht flotte von Drums und Bass getragene Nummer ist „Into The Sunset“, die sich durch ein mit Tempowechseln arrangiertes E-Solo hervorhebt. Hier bringt die ziemlich dünne Stimme von Scott Casteel allerdings so ihre Problemchen mit sich. Trotzdem ein gutes Stück, dass dem Album Würze verpasst. Der absolute Kracher dann das abschließende Titelstück „Can You Feel It“. Na klar, wir fühlen sofort, dass dies ein großartiger Song ist. Beginnt als gemäßigte Ausgabe von „Long Time Gone“ von 38 Special’s längst verjährtem Debüt, ähnelt von der Struktur allseits bekannten Hymnen wie „I’ll Be Loving You“ (MTB) oder „Blue Sky“ (ABB), hat einen grandiosen Gitarrenmittelteil, als wenn sich Toy Caldwell und Dickey Betts duellieren würden, inklusive Double-Leads, dabei integriert dezente Drums- und Bass-Spielereien, am Ende noch mal einsetzender Gesangspart, mit letztendlich kurzem, knackigem E-Solo.

Ein echter Hammer! Hurry Sundown werden mit ihrem Zweitwerk sicherlich erneut mit ihrem Faible für’s ‚innovative Altmodische‘ Sympathiepunkte bei den Southern-Freaks aller Schichten sammeln. So eine CD müssen ihre großen Vorbilder die Outlaws, und da ist die Reunion ja bereits in vollem Gange, erst mal hinbekommen. Die Messlatte für Paul & Co. liegt ziemlich hoch…

Eigenproduktion (2005)
Stil:  Southern Rock

01. Knox County (Miller’s Tune)
02. Home
03. Summer Skies
04. Crazy Lady
05. Can’t Make It On Goodbye
06. Can’t Forget You
07. Little Miss Daisy
08. Some Kind Of Fool
09. On My Way
10. Into The Sunset
11. Can You Feel It

Bärchen Records

Gary Allan – Set You Free – CD-Review

Der Mann aus Southern California mit einem neuen, hervorragenden Album. Lange haben wir ihn nicht mehr so gut gehört. Gary Allen gab sein Debüt bereits 1996 und zählt mit seinem 9. Studioalbum bereits zum Inventar der Szene. Trotz wirklich beachtlicher Erfolge (immerhin drei Nr.1-Hits), fortwährend exzellenter Alben und stetiger Major-Präsenz (Allan ist quasi seit Beginn bei MCA unter Vertrag) schaffte er es nie ganz, in den Kreis der ganz großen Superstars wie Tim McGraw, Kenny Chesney oder Keith Urban & Co. vorzustoßen.

Seine Vorliebe für traditionellen „Bakersfield-derived Country“ und auch seine etwas nach innen gekehrte Art (dafür liegt allerdings auch ein triftiger Grund vor. Seine von Depressionen geplagte Frau hatte 2004 Selbstmord begangen) standen ihm für den ganz großen Durchbruch immer ein wenig im Weg. Das könnte sich allerdings mit seinem neuen Album „Set You Free“ gravierend ändern. Ein tolles, modernes New Country-Werk mit vielen starken, sehr abwechslungsreichen Songs, klasse produziert und natürlich von exzellenten Musikern eingespielt.

Gary selbst hat fünf der Tracks mitkomponiert, sieben co-produziert, zum einen mit Greg Droman, der auch für das Vorgängerwerk „Get Off On The Pain“ verantwortlich war, zum anderen mit Freund und Langzeitweggefährten Mark Wright. Den Rest übernahm Jay Joce, der schon Interpreten wie Eric Church und Little Big Town betreut hat. Zum ersten Mal spielt er auf einem seiner Longplayer Akustik- und E-Gitarre. Auch wenn sein neues Werk wieder voller Zitate steckt, die an seine verstorbene Frau erinnern, so ist diesmal aber eine deutlich positive Tendenz erkennbar. Es scheint, dass Allan den Verlust weitestgehend verarbeitet hat – eine Art spürbare Aufbruchsstimmung durchzieht dieses hervorragende Album.

Dazu legte er mit der herrlich flockigen Single „Every Storm (Runs Out Of Rain)“ (klasse Harmoniegesänge von Rachel Proctor) und einer derzeitigen Top-5-Platzierung (Tendenz steigend) einen Traumstart hin. Und die CD beinhaltet noch jede Menge weiterer Stücke, die entsprechendes Potential aufweisen, womit auch der komplette Silberling gute Chancen auf großen Chart-Erfolg haben sollte. Ganz stark direkt der von knackigen E-Gitarren getragene Opener „Tough Goodbye“, der mit seiner starken Melodie sofort richtig Laune macht.

Auch ein absoluter Hitkandidat. Gleiches gilt für die beiden kitschfreien Powerballaden (mit den typisch kräftigen Refrains) „You Without Me“ (Richtung Jason Aldean) und „One More Time“ (das Lied erinnert dezent an Diamond Rios gleichnamiges Stück), sowie das wieder von markanter Gitarrenarbeit getragene, rhythmische „Pieces“ (schön rockiger Refrain). Aber es gibt auch jede Menge unkonventionelle Tracks, die einiges an Überraschungen aufweisen. „Bones“ beispielsweise erweist sich als knochentrockener, fetter Southern Rocker, der auch Van Zant gut zu Gesicht stünde (Gary singt im Stile von Donnie Van Zant, klasse Bluesharp von Matt Warren, der auch stark beim Songwriting involviert war).

Die teilweise etwas düstere „Crying in My Beer“-Ballade „It Ain’t The Whiskey“ (mit weinender Steel im Refrain – Parallelen in den Strophen und im Aufbau zu Bleu Edmondsons „The Band Plays On“) fesselt sehr und das mit dem deutlichen Stempel der Warren Brothers (beide haben das Stück mit Blair Daly komponiert) versehene „Sand In My Soul“ ist im Refrain gar mit einer dezenten „Hotel California“ Westcoast-Note behaftet. Das sehr relaxte „Hungover Heart“ steckt voller Southern Soul – sehr stark hier die typischen E-Gutarren-Fills.

Die beiden außergewöhnlichsten Songs sind „No Worries“ und „Drop“. Erstgenanntes ist eine launige Mischung aus Country und Reggae (Marke Jimmy Buffet, Kenny Chesney – mit den obligatorischen Steel Drums), bei dem sofort der nächste Karibik-Urlaub am geistigen Auge vorbeifliegt (Blake Sheltons „Some Beach“ schlägt in eine ähnliche Kerbe), letztgenanntes Lied verbeugt sich vor Sachen wie Tennessee Ernie Fords „16 Tons“ oder Randy Newmans „Leave Your Hat On“ (bekannt durch Joe Cocker). sehr cool und leicht jazzig swingend von Nashvilles Parademusikern in Szene gesetzt. Den Ausklang bildet das überaus angenehme, mit Streicherbegleitung atmosphärisch aufgewertete „Good As New“ (toll das raue Cello, dazu wieder herrliche Gitarrenarbeit).

Gary Allan hat mit „Set You Free“ schon ganz früh im Jahr ein heftiges Ausrufezeichen in Music City gesetzt. Es klingt frischer und knackiger als je zuvor. Das gesamte Songmaterial ist „erste Sahne“ und sehr kurzweilig. Dazu auch gesanglich eine Top Leistung von ihm. Selbst die unterschiedlichen Produzenten erweisen sich hier als außerordentlicher Glücksfall. So ist „Set You Free“ noch viel mehr als ein echter persönlicher Befreiungsschlag. Hut ab für diese überragende Leistung, Mr. Allan!

MCA Nashville (2013)
Stil:  New Country

01. Tough Goodbye
02. Every Storm (Runs Out Of Rain)
03. Bones
04. It Ain’t The Whiskey
05. Sand In My Soul
06. You Without Me
07. One More Time
08. Hungover Heart
09. No Worries
10. Drop
11. Pieces
12. Good As New

Gary Allan
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