Jewel – Greatest Hits – CD-Review

Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, dass mir Musik von Jewel Kilcher, oder besser bekannt nur kurz als Jewel, zumindest was meine Tonträgersammlung betrifft, gänzlich durchgegangen ist. Gut – ihr Name ist meiner Person natürlich geläufig und auch so mancher Song wie z. B. „Standing Still“ oder „Intuition“ ist mir jetzt, wo ihr brandaktuelles „Greatest Hits“-Album durch den Player läuft, mittels Radio sicher schon über den Weg gelaufen.

Schön, dass ich jetzt relativ unverhofft an die Zusammenstellung der erfolgreichsten Stücke ihrer bisherigen, seit 1995 währenden Karriere gelangt bin. Ihre acht ‚echten‘ Alben werden hier in chronologischer Reihenfolge abgearbeitet, wobei das weltweit wohl am meisten beachtete Werk „Spirit“ die stärkste Berücksichtigung erfahren hat. Unerwähnt bleiben darf auch nicht, dass die auf einer großen Farm in Stephenville, Texas lebende, hübsche Blondine, die seit 2008 mit dem Rodeo-Reiter Ty Murray verheiratet ist und einen Sohn mit ihm hat, auch im Schauspielbereich und schriftstellerisch erfolgreich tätig ist. Ein echtes Multitalent also! Passend dazu kommt auch die Bandbreite und unglaubliche Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme. Da ist von kindlichem und elfenhaftem Anstrich (Richtung Kate Bush, Corrs) über typische Pop-Stimmen wie Shakira, Spears & Co., New Country-Sängerinnen à la Chely Wright, Jo Dee Messina oder Lori McKenna sowie echter Diven Marke Celine Dion, Faith Hill, alles dabei.

Wie so oft bei „Greatest Hits“-Alben im Major-Bereich wurde marketing-technisch der größtmögliche pekuniäre Effekt natürlich nicht aus dem Auge verloren und auch ein Anreiz für ihre ‚Die Hard‘-Fans, die also vermeintlich im Besitz aller ihrer CDs sind, geschaffen, sich auch diese Kompilation anzueignen. So wurden zwei der älteren Stücke „You Were Meant For Me“ und „Foolish Games“ jeweils mit momentan angesagten Interpreten wie den Pistol Annies (u. a. mit Miranda Lambert) und mit der American Idol- und mehrfachen Grammy-Gewinnerin Kelly Clarkson neu eingespielt (beide Stücke sind allerdings in den hier auch enthaltenen Originalversionen ebenfalls wunderschön).

Dazu gibt es mit „Two Hearts Breaking“ sogar einen ganz neuen Track. Da ich davon ausgehe, dass ihre früheren Hits ihrer Klientel bestens geläufig sind, lege ich den Fokus meiner Besprechung auch auf die bisher unveröffentlichten Lieder. „You Were Meant To For Me“ fällt in der ‚PA-Version‘ im Vergleich zum Original etwas rootsiger aus (die Akustikgitarre kratzt mehr, E- und Steel-Gitarre sind neu bzw. etwas auffälliger, die drei Damen sind nur ergänzend mit Harmoniegesängen im Refrain wirklich wahrzunehmen. Der Song fällt insgesamt etwas kräftiger aus.

Bei „Foolish Games“ kommt es natürlich zum Showdown von zwei echten Alpha-Weibchen, deren Stimmen sich dabei auch noch recht ähnlich sind. Wie bei Damen so oft (z. B. in ganz besonders Sachen Kleidung bzw. äußerem Aussehen…), dürfte, wenn vermutlich auch nicht zugegeben, hier doch letztendlich ein wenig auch das Buhlen um das ‚am Ende als Bessere abzuschneiden‘, im Vordergrund gestanden haben (gerade Clarkson wirkt hier sehr engagiert und ehrgeizig). Man spürt förmlich hier die unterschwellige Spannung eines (aber fair geführten) Duells – beide Damen versuchen mit aller Kraft das Optimum aus sich herauszuholen. Eine tolle Powerballade, durch die somit ein echter Hauch von zeitgenössischem Stardom weht! Am Ende steht aus meiner männercharmanten Sicht ein gerechtes Unentschieden.

Der ganz neue Song „Two Hearts Breaking“ hat ebenfalls erhebliches Hit-Potenzial. Sehr poppig ausgerichtet mit rhythmischen Drum-Loops, E-Gitarren und Synthie-Tupfern, herrlich kräftigen Groove-Zwischenpassagen und damit es auch im New Country-Bereich eventuell noch wahrgenommen werden kann, unter Einbeziehung einer filigranen Akustikgitarrenuntermalung in Verbindung mit, da bin ich mir nicht ganz sicher, entweder einer recht blechernen klingenden Mandoline oder einem eher zart gespielten Banjo (die beteiligten Musiker samt ihrer Instrumente zu den Titeln sind im Booklet leider nicht aufgeführt – dafür aber alle Texte).

Apropos New Country. Bei den Produzentennamen tauchen hier mir bestens vertraute Leute wie Dan Huff, John Rich, Nathan Chapman, Frank Lidell oder Parade-Basser Glenn Worff auf, ein Indiz dafür, dass Jewels zwar überwiegend im Pop liegende Wurzeln jederzeit auch in diese Sparte kompatibel sind. Man hört aber in jedem Fall heraus, dass hier auch Studiomusiker aus der Nashville-Zunft an diversen Nummern beteiligt waren.

Insgesamt hat mir als Einsteiger Jewels „Greatest Hits“- Zusammenstellung sehr gut gefallen. Eine sehr angenehme, melodische und klangvolle Musik, bei der man sich schön entspannen kann. Sollte es irgendwann zu neuen Alben kommen, werde ich in Zukunft auf diese funkelnde musikalische Erscheinung sicher ein etwas genaueres Auge als bisher werfen!

Rhino / Warner Music (2013)
Stil:  Pop & More

01. Who Will Save Your Soul
02. You Were Meant For Me (Album Edit)
03. Foolish Games
04. Hands
05. Down So Long
06. Jupiter (Swallow The Moon) (Single Version)
07. Standing Still
08. Break Me (Radio Remix)
09. Intuition
10. Good Day
11. Stronger Woman (Radio Edit)
12. Somewhere Over The Rainbow
13. Satisfied (Radio Edit)
14. You Were Meant For Me (feat. Pistol Annies)
15. Foolish Games (feat. Kelly Clarkson)
16. Two Hearts Breaking

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Jo Dee Messina – Greatest Hits – CD-Review

Jod

Schaut man in das Gesicht von Rotschopf Jo Dee Messina, das das Titelbild ihres aktuellen „Greatest Hits“ Albums schmückt, entdeckt man, ohne allzu große Menschenkenntnis besitzen zu müssen, eine entschlossene, lebensfreudige und energiegeladene Powerfrau. Und all diese Attribute lassen sich auch auf die Songs dieser CD übertragen, die einerseits einen schönen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens repräsentieren, als auch zum anderen den Zahn der Zeit des aktuellen Mainstrem-New-Country auf den Punkt treffen.

Trotzdem war nicht alles Gold in ihrer Vergangenheit, was glänzt. Aufgewachsen mit einer alleinerziehenden Mutter, lernte sie frühzeitig, sich im Leben in vieler Hinsicht selbst durchbeißen zu müssen. Nach ihrem Gang ins Country-Mekka schien es ihr, trotz Senkrechtstarts mit Super-Hits wie „Heads Carolina, Tails California“ und „You’re Not In Kansas Anymore“, den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Managementprobleme und ein ziemlich spendables Leben brachten die Gute sogar an den Rande des Bankrotts.

Aber ihr unermüdlicher Kampfgeist und wahrscheinlich das Glück, starke Partner wie Curb Records und das Erfolgsduo Byron Gallimore/Tim McGraw im Rücken zu haben, brachte den Weg in die Erfolgsspur zurück. Und so gab es seitdem Nominierungen, Auszeichnungen, Preise und Top-Ten-Hits, ja sogar Schauspielangebote, in Hülle und Fülle.

Die Songs dieser Greatest Hits-Kompilation strotzen vor Energie und Fröhlichkeit und selbst die langsameren Lieder sind recht kraftvoll inszeniert.
Im Mittelpunkt des Albums steht das Stück „Bring On The Rain“, eine verträumte Ballade, bei der Tim McGraw beim Refrain mit von der Partie ist, und was zusätzlich als Videoclip mit aufgeboten wurde. Auch die bisher unveröffentlichten Titel, besonders „You Belong In The Sun“, mit seiner modernen, knackigen Melodie, machen Lust auf ihr nächstes Werk.

Auch wenn die Musiker im Booklet nicht genannt sind, gehe ich aufgrund der tollen Instrumentierung von den üblichen Verdächtigen aus, die von manchen Kollegen oftmals so liebevoll (allerdings meine ich da manchmal auch einen etwas neidischen Unterton herauszuhören) als Nashville-Mafia betituliert werden. In meinen Augen allerdings Klassemusiker, bei denen halt Qualität garantiert ist und warum sollte man die also nicht in Anspruch nehmen?
Ich meine Jo Dee Messina hat alles richtig gemacht und kann selbstbewusst in eine rosige Zukunft blicken. Das Album schnellte übrigens natürlich auf Platz 1 in den Billboard-Country-Charts und hält sich seit Wochen beständig unter den ersten Zwanzig.

Curb Records (2003)
Stil: New Country

01. Was That My Life
02. I’m Alright
03. Heads Carolina, Tails California
04. Bye-Bye
05. Stand Beside Me
06. Bring On The Rain
07. Lesson In Leavin‘
08. That’s The Way
09. Burn
10. Downtime
11. Because You Love Me
12. You’re Not In Kansas Anymore
13. Wishing Well
14. You Belong In The Sun
15. I Wish
16. Bring On The Rain (Bonusvideo)

Jo Dee Messina
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Delicious Surprise, Jo Dee Messina, Nashville, New Country

Lee Ann Womack – Greatest Hits – CD-Review

Womack

Ob zwei neue Titel als Kaufargument bei der Anhängerschaft von Lee Ann Womacks „Greatest Hits“-Album ziehen werden, bleibt abzuwarten. Für mich, der nur ein paar Videoclips von ihr kennt, und den Rest der Leute ist dies sicherlich ein ansprechender Rückblick auf eine sieben Jahre anhaltende und erfolgreiche Karriere mit bislang vier veröffentlichten CDs.

Nicht nur stimmlich entdecke ich relativ viele Ähnlichkeiten zum – auch vor einiger Zeit herausgekommen – gleichnamigen Album von Jo Dee Messina; allerdings hat dieses Werk doch die etwas stärkeren Songs in der Spitze aufzuweisen.

Im Zentrum natürlich die phänomenale „Single Of The Year“ beim Country Music Association Award 2000 „I Hope You Dance“, ein perfekter Brückenschlag zwischen moderner New-Country- und anspruchsvoller Pop-Musik. Noch ein wenig besser gefällt mir der Rodney Crowell-Song (dessen Live-Qualitäten durfte ich neulich beim empfehlenswerten jährlichen „Blue-Highway-Festival“ im holländischen Utrecht bewundern) „Ashes By Now“, wobei die CMA-Sängerin des Jahres 2001 ihr ganzes Temperament einfließen lässt.

Eine weitere Pop-Perle stellt „Worth Leaving Behind“ dar, das atmosphärisch mit Streichern im Stile der Corrs in Szene gesetzt ist und klasse E-Gitarrenparts enthält. Relativ relaxt kommt das Duett mit der kauzigen Country-Legende Willie Nelson daher, das auch auf seiner von mir bereits beleuchteten CD „The Great Divide“ zu finden ist. Stammt übrigens aus der Feder von Elton John-Spezi Bernie Taupin.

Nicht zu vergessen natürlich die beiden neuen Songs unter der Regie von Tim McGraw-Producer Byron Gallimore. Super knackig aufgenommen, toll instrumentiert und voller Energie. Man merkt, dass dieser Wechsel die hübsche bodenständige Künstlerin, die den Balanceakt zwischen Familienmutter (zwei Töchter, verheiratet mit Produzent Frank Liddell) und Superstar so schwerelos zu meistern scheint, noch einmal beflügelt.

Ob ihr nächstes Album auf diesem Niveau durchgehend präsentiert werden kann, dürfte die spannende Frage der nächsten Zeit sein. Wenn ja, kann Lee Ann Womack schon mal damit beginnen, sich über die Garderobe für die dann anstehenden Awards Gedanken zu machen…

MCA Nashville (2004)
Stil: New Country

01. Never Again, Again
02. You’ve Got To Talk To Me
03. The Fool
04. A Little Past Little Rock
05. (Now You See Me) Now You Don’t
06. I’ll Think Of A Reason Later
07. I Hope You Dance
08. Ashes By Now
09. Why They Called It Falling
10. Something Worth Leaving Behind
11. Mendocino County Line
12. Does My Ring Burn Your Finger
13. The Wrong Girl
14. Time For Me To Go

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Tracy Byrd – Greatest Hits – CD-Review

Tracy Byrd ist jetzt seit 1993 im Country-Geschäft und wird zurecht zu den großen Neo-Traditionalisten der Zunft gezählt, auch wenn ihm bisher nie so richtig die ganz große öffentliche Akzeptanz von Künstlern, beispielsweise wie Alan Jackson, zuteil wurde. Mit „Greatest Hits“ präsentiert er nun schon sein elftes Album, wie immer in gewohnt guter Qualität, und dazu noch mit zwei brandaktuellen, neuen Stücken, sowie drei Neuaufnahmen älterer Byrd-Klassiker!

Für Leute, die bisher noch nichts von ihm in der Sammlung haben, oder ihn nur oberflächlich kennen, ist die CD sicherlich eine gelungene Zusammenstellung seiner erfolgreichsten Nummern (vier Balladen, der Rest schwungvolle Mid-, und Uptemponummern), darunter unter anderem „The Truth About Men“ mit Andy Griggs, Montgomery Gentry und Blake Shelton, das überragende, southern-lastige „A Good Way To Get On My Bad Side“ im Duett mit Mark Chesnutt, oder das wunderbar melodische, Steel-getränkte „Tiny Town“.

Aber auch für die richtigen Tracy Byrd-Hardliner wird etwas geboten, denn die bekommen immerhin drei der bereits bekannten Stücke, nämlich „Watermelon Crawl“, „“Keeper Of The Stars“ und „I’m From The Country“ in einem neuen Gewand dargeboten, ebenso wie die zwei bereits erwähnten neuen Stücke „Johnny Cash“ und „Revenge Of A Middle-Aged Woman“! Beide Lieder sind sehr flott geraten und zeigen einen Tracy Byrd in Hochform.

Erstgenanntes, etwas kratziger und mehr rockig, dank toller E-Gitarre und heulenden Fiddeln (ein leicht mitzugrölendes „Ooh-Ooh“ im Refrain dürfte gerade bei Live-Konzerten zur Stimmung beitragen) – vielleicht mit einem dezenten Blake Shelton-Charakter, mit dem Tracy übrigens auch gut befreundet ist, das zweite Stück erinnert ein wenig an Gretchen Wilsons Abräumer „Redneck Woman“. Ist eine astreine Foot-Stomping-Honkytonknummer voller Drive, mit glasklarem Akustik-Piano von John Jarvis und einem schönen Steel- und Fiddel-Schlagabtausch. Ein richtiger Saloon-Feger!

Mit dabei so klingende Namen wie Greg Morrow, Pat Buchanan, Brent Mason, Paul Franklin und Aubrey Haynie. Das Ganze ist sehr knackig produziert von Billy Joe Walker jr.! Tracy Byrd zeigt wieder eindrucksvoll, dass man ihn auch weiterhin in Nashville auf dem Notizzettel haben muss!

BNA Entertainment (2005)
Stil:  New Country

01. The Truth About Men
02. Just Let Me Be In Love
03. Drinkin’ Bone
04. Watermelon Crawl
05. Keeper Of The Stars
06. A Good Way To Get On My Bad Side (feat. Mark Chesnutt)
07. Ten Rounds With Jose Cuervo
08. Put Your Hand In Mine
09. I’m From The Country
10. Tiny Town
11. Johnny Cash
12. Revenge Of A Middle-Aged Woman

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