Jack Ingram – Live – Wherever You Are – CD-Review

Nächste bärenstarke Live-Scheibe von Jack Ingram, inklusive eines bei der „CMT-Outlaws“-Show 2005 aufgenommenen „Bonus“-Tracks sowie zweier brandneuer Studio-Stücke! Auch für diese Live-Dokumentation wählte Jack wieder einen texanischen, musikgeschichtsträchtigen Ort, die Gruene-Hall in New Braunfels! Während 2003 auf seiner Tour im Billy Bob’s/Texas der Fokus naturgemäß noch auf dem Material des damals aktuellen Albums „Electric“ und der anschließenden Nachschlag-EP „Extra Volts“ lag, konzentriert sich der mittlerweile schon mit Kultstatus bedachte Songwriter diesmal mehr auf Stücke aus seiner 1999iger „Hey You“-Schaffensphase, für manchen Ingram-Fan vielleicht sein bislang bestes Stuodiowerk.

Die hier vorliegende, neue CD beginnt mit einer kurzen, schlicht gesprochenen Einleitung („Hello“), in der Jack kurz das Konzept des neuen Werkes in unnachahmlichem Texas-Slang vorstellt, und schließlich zunächst mit dem ersten, der beiden neuen Studio-Tracks „Wherever you are“! Wunderschön die eingängige, locker ins Ohr fließende Melodie, dazu Ingram’s sanft-kratzige Stimme und das knackige, kraftvolle Arrangement! Der Texaner hat ja auch schon in geraumer Vorzeit immer wieder versucht, Brücken nach Nashville zu schlagen, was bei diesem Stück nicht nur durch den Produktionsort und die beteiligten Musiker untermauert wird und auch hervorragend gelingt.

Dieser absolut radiotaugliche Song überzeugt zudem durch das starke Gitarrenspiel von Troy Lancaster und seine allerdings sehr unauffällig orientalisch anmutenden, Sitar-Untermalungen. Es folgt der zentrale Live-Part des Albums mit 10 Stücken aus der Gruene Hall. Rootsig, ursprünglich, zwanglos, staubig, wunderschön Americana-countryrockig! Und er startet direkt mit einem „Hey-You“-Dreier-Pack „in die Vollen“! Die herrlich melodische Nummer „I Would“, in der Art und Weise, wie auch die Randy Rogers Band ihre Fans immer wieder zu begeistern weiß, gefolgt vom rhythmischen Uptempostück „How Many Days“, sowie das mit gepflegten Steve-Earle-/Buddy Miller-Flair umhaftete „Work This Out“ reißen das Auditorium zu Begeisterungsstürmen hin.

Natürlich hat Jack seine ihn traditionell begleitende „Beat-Up Ford“ Band um sich versammelt, die technisch brillant, druckvoll und sehr harmonisch zu agieren weiß. Man hat zwischendurch immer wieder den Eindruck, dass Gitarrist Jens Pinkernell großen Gefallen an alten Creedence-Clearwater-Revival-E-Riffs zu haben scheint, die er beim einen oder andern Solo immer wieder mal sporadisch in leicht abgewandelter Form einbringt, was hervorragend zum meist erdigen, rauen Soundgewand der Stücke passt. Seiner Vorliebe für Waylon Jennings-Cover zollt Jack dann beim honkytonk-trächtigen „Only Daddy That’ll Walk The Line“ Tribut, inklusive starke „Klimper“-Leistung am Piano von Keyboarder Bukka Allen.

Die balladeske, traumaft schöne Americana-Nummer „Biloxi“, der rockige Footstomper „Mustang Run“ und der fröhliche Country-Gröler „Happy Happy (Country Country)“ sind dann die prächtigen Vorboten für den Kracher des Abends („Barbie Doll“), das selbst so einem Anheizer wie Dan Baird und seinen Georgia Satellites in nichts nachsteht. Starke Vokalleistung von Jack, knackiges Instrumentieren seiner Band (inkl. tollen. Piano- und E-Gitarren-Soli), sowie ein Schlagabtausch mit dem gesangsfesten (und wohl auch trinkfesten) Publikum treiben die Atmosphäre auf den Siedepunkt. „Goodnight Moon“ lässt das stimmungsgeladene Konzert dann lässig ausklingen.

Ein weiteres, bereits zu Anfang angedeutetes Live-Bonbon folgt mit „Never Knocked Me Down“ von der erwähnten, 2005er „CMT-Outlaws“-Show, welches nochmals unterstreicht, dass die Verbindung Ingram-Nashville durchaus, sofern er seine Roots-/Americana-Wurzeln nicht verliert, auch zukünftig als durchaus reizvolle Angelegenheit zu betrachten sein könnte. Atemberaubend hier das Zusammenspiel mit den Nashville Studiomusikergrößen, wie u. a. Paul Franklin, Shannon Forrest und dem furios agierenden Gitarrenhero Brent Mason, die auch live zeigen, wo die obere Messlatte des Instrumental-Könnens zu liegen scheint.

Herrlich mit Jack harmonierend auch Danielle Peck im Background. Auch der abschließende Studiotrack „Love You“ hat es in sich, ja ist nochmal ein richtiger Knüller. Dreckiger, Stones-/Dan Baird-riffiger, ungemein satter, rauer Country-Honkytonk-Rock mit dem kraftvollem Drumming eines Tommy Harden, klasse Fiddle-Fills von Joe Spivey, schönen Steeleinlagen von Mike Johnson, dem feinen „Geklimper“ eines Mike Rojas und dem erneut sehr starken, satten, würzigen E-Gitarren-Spiel von Troy Lancaster.

Das treibt die Vorfreude auf Ingram’s nächsten, hoffentlich bald kommenden Geniestreich im Studio bereits jetzt schon in die Höhe! „Live-Wherever You Are“ ist ein weiteres Paradestück von Jack Ingram in Sachen Alternate-Country/Americana/Roots-/Red-Dirt-/Countryrock, egal wo man sich gerade befindet, ob in New Braunfels, Nashville oder auch im heimischen Wohnzimmer! Ein furioser Jahresauftakt 2006!

Big Machine Records (2006)
Stil: Country Rock

01. Hello
02. Wherever You Are
03. I Would
04. How Many Days
05. Work This Out
06. One Thing
07. Only Daddy That´ll Walk The Line
08. Biloxi
09. Mustang Burn
10. Happy Happy
11. Barbie Doll
12. Goodnight Moon
13. Never Knocked Me Down
14. Love You

Jack Ingram
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Cory Morrow – Ten Years – CD-Review

Cory Morrow, einer der wohl beliebtesten und mit immenser Fanbase ausgestatteten Künstler der texanischen Country-/Alternate Country-/Countryrock-Szene, feiert in 2007 sein „offizielles“ zehn-jähriges „Recording artist“-Jubiläum. Anlässlich dazu gönnt er sich und seinen Anhängern mit “Ten Years“ ein, mit natürlich 10 Titeln bestücktes, prächtiges Album, das sowohl seine Vergangenheit reflektiert (acht ausgewählte Songs vergangener Alben werden in einem vollkommen neu arrangierten, alternativen Gewand präsentiert), als auch sein „aktuelles Doing“ widerspiegelt (mit zwei brandneuen Stücken)! Und diese neuen Arrangements haben es in sich, denn sie weichen stark von den Erstaufnahmen ab. „We had a lot of fun thinking up new ways to play old songs“, sagt Morrow!

Diese neue Art die alten Songs zu spielen, zeigt einen bestens aufgelegten Morrow, der das Material nun in einem noch raueren, kantigeren und rootsigeren Ambiente präsentiert als zuvor, ohne dabei auf einen sehr transparenten, erstklassigen Sound und eine großartige Melodik zu verzichten. Beim klasse 2005er Werk „Nothing Left To Hide“ saß erstmals der großartige Gitarrist (u.a. Dwight Yoakam Band), Songwriter und Produzent Keith Gattis an den Reglerknöpfen. Diese äußerst „fruchtbare“ Zusammenarbeit wurde jetzt auch auf „Ten Years“ weiter fortgesetzt. Alles klingt herrlich erdig, trocken, würzig, unbekümmert, ja manchmal gar rotzig, strahlt viel Energie und ein feines Retro-Feeling aus, lässt dabei aber auch zu keiner Sekunde pfiffige, angesagte und sehr zeitgemäße, intelligente Klangstrukturen vermissen.

Sehr stark beispielsweise das gut abgehende, ordentlich Staub aufwirbelnde, rootsige „Nothing Better“ mit seinem straighten 70iger Retro-Countryrock-Flair (furioses, nach vorn gehendes Drumming, röhrendes Telecaster-Spiel, kreischige Electric-/Slide-Fills), der famose, kraftvoll stampfende Outlaw-Countryrocker „Preacher“ (wieder röhrende E-Gitarre, feiner Storytelling-Gesangstil, sägende Fiddle) die ruhige, entspannte, wunderbar melodische Americana-/Alternate Country-Ballade „Always And Forever“, die bislang lediglich in einer Live-Fassung veröffentlicht wurde (wunderbares Akustikgitarrenspiel, klasse Dobro-Ergänzungen), der knackige, an einen „Tom Petty goes Texas Country“-erinnernde Ohrwurm „Beat Of Your Heart“, der, ein gewisses Bakersfield-feeling versprühende, Roadhouse-/Honky Tonk-Feger ”21 Days” (herrlicher E-Gitarren-/Fiddle-Schlagabtausch), oder die grandiose, von herrlich angerauten Tempo- und Rhythmuswechseln geprägte neue Fassung des von den Fans so heiß geliebten, kultigen Countryrockers „Big City Stripper“, der als eine Art Mischung aus Jack Ingram und Dan Baird dahingroovt (inkl. Mundorgel- und toller, staubtrockener Banjo-Bridge) und die mit stimmungsträchtigen „Handclaps“, Glasklirren und lautem, feucht-fröhlichem Gegröle ausgelassen abgeschlossen wird.

Die beiden tollen, brandneuen Stücke „Spinning Around The Moon“ (dezent bluesig, eigenwillige E-Gitarre, klasse Orgeleinsätze, wechselnde Stimmungen in Strophe und Refrain, sehr melodisch, leicht introvertiert, Marke Radney Foster) und der rasante Countryheuler „I Don’t Want To Get Up“ (wie eine spontane Session, bestehend aus Dwight Yoakam, den Kentucky Headhunters und den Georgia Satellites, herrliches Gibson-/Telecaster-Wechselspiel mit halsbrecherichem Picking von Keith Gattis, unterschwelliges Rockabilly-Flair, klasse Drive zum Mitwippen) zeigen, dass Cory sich momentan wirklich „im vollen Saft“ befindet und weiter unbeirrt seinen Weg geht.

Tolle Standortortbestimmung von Cory Morrow, die seinen bisherigen Fans die alten Erinnerungen auf eine großartige Art und Weise neu auffrischt und aufpeppt, und vielleicht auch so manchem Morrow-Neueinsteigern (Leute, es lohnt sich) als idealer „Schnupperkurs“ dienen könnte. „This album is our way to say ‚Thank you'“, führt Morrow aus! Doch auch wir bedanken uns für Corys tolle Mucke und prosten dem Künstler mit dem ‚lausbubenhaften‘ Charme daher zu seinem gelungenen Jubiläum anerkennend zu. Auf die nächsten zehn Jahre, Cory!

Sustain Records (2007)
Stil: Country Rock

01. Spinning Around the Moon
02. Nothing Better
03. I Don’t Want to Get Up
04. Preacher
05. Always and Forever
06. Beat of Your Heart
07. Drinkin‘ Alone
08. More Than Perfect
09. 21 Days
10. Big City Stripper

Cory Morrow
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Cody Bryan Band – Wreck Me – CD-Review

Einfach herrlich! Red Dirt-Rock/-Countryrock vom Feinsten aus Austin, Texas. Auch wenn sich die Zeiten, als talentierte Newcomerbands in der Red Dirt-Szene wie Pilze aus dem Boden schossen, allmählich auf ein Normalniveau einzupendeln scheinen, gibt es doch immer wieder noch die eine oder andere Überraschung zu vermelden. Die Cody Bryan Band ist erneut so ein positives Beispiel. Schon nach dem ersten Hören ihres Debütalbums „Wreck Me“ spürt man sofort. Wow, das ist ein ganz besonderer Act, der es mal ganz hoch hinaus schaffen kann.

Das reizvolle an dieser Band ist die besondere Konstellation, die sich für das Projekt ergeben hat. Da ist zum einen Bandleader Cody Brown aus dem ländlichen Texas Hill Country, mit der klassischen Vita vieler seiner Genre-Kollegen – mit 12 Jahren Gitarre spielen gelernt, erste Auftritte in der Schulaula, etc. – und auf der anderen Seite der etablierte Musiker Matt Noveskey von der Platin-dekorierten Alternativ Rock-Gruppe Blue October (auch Gründer der AR-Supergroup At Plus Machines), der diese junge Truppe formiert und produziert hat. Seine musikalischen Einflüsse in Kombination mit dem Red Dirt-Fundament (sämtliche Songs wurden übrigens an einem Marathon-Wochenende in Nashville kreiert) ergeben eine außerordentliche und extrem reizvolle Mischung.

Herrlich sofort der Auftakt mit dem Titelsong „Wreck Me“. Ein kraftvoll rockendes-E-Gitarrenführungsriff als Intro und schon fegt einem eine richtig schön knackige Red Dirt-Nummer (im Stile der Tyler McCumber Band) um die Ohren, die immer wieder mit klassischer Southern Rock-Gitarren-Fillarbeit durchzogen ist. Cody Browns leicht raspelige Stimme erinnert an eine Mixtur aus Leuten wie Randy Rogers, Cody Canada und Bart Crow. Das folgende „Bleed Like That“ könnte man fast unter dem Motto „Keith Urban goes Red Dirt“ verbuchen. Wunderschön riffige Gitarrenarbeit, dazu ein poppiger, absolut radiotauglicher Refrain mit den zur Zeit in Nashville angesagten ‚Ohohoh‘-Harmonies, dazu auch noch mit weiblicher Stimmunterstützung.

Noveskey gelingt es, wie zum Beispiel auch bei der Single des Werkes „If I’m Going Nowhere“, dem genretypischen Grundsoundgefüge immer wieder so ein unterschwelliges Flair früher Matchbox 20 (Cody Brown versprüht auch gesangsmäßig und vom Songwriting her so ein bisschen Rob Thomas-Flair) einzuhauchen, was den Tracks eine tolle Melodik aber auch eine gewisse nicht alltägliche Spannung verleiht. Man weiß eigentlich nie, was einen beim nächsten Song erwartet und man wird trotzdem immer wieder positiv überrascht. „Good At Being Bad“ (schöner Titel), rockt dann wieder herrlich südstaatlich in dezenter Cross Canadian Ragweed-und Eli Young Band-Manier. Die Highlights des Liedes sind zweifellos das tolle Bariton-E-Gitarren-Solo und die eigenwillig dazu quietschende Fiddle. Hier kommen wir zum einzigen (eher nebensächlichen) Manko des Albums.

Die Band gibt sich, was Infos in eigener Sache angeht, extrem auskunftsfaul. Obwohl die Covergestaltung durchaus geschmackvoll erstellt wurde und auch quantitativ genügend Platz erbringt (vierseitiges Farb-Faltbooklet), gibt es außer der Tracklist (die dafür in dreifacher Ausführung) nichts an Informationen. So ergibt erst die Recherche, dass sich das Bandgefüge aus folgenden Personen zusammensetzt. Zach Lynch, als starkem, Southern Rock-inspiriertem Lead-Gitarristen, Miles Barker am Bass, Cole Gramlings mit variabler Keys-Arbeit, besonders klasse seine hallenden Orgel-Einlagen, und Casey Conway, dem kraftvoll agierenden Drummer. Man erfährt beispielsweise so nicht, wer die herrlich eigenwillig gespielte Fiddle/Violine bedient, für die Country-typischen Steel-Klänge verantwortlich ist und auch nicht, wer die nett anzuhörende Dame ist, die die tollen Backs/Harmoniegesänge sporadisch mit einbringt.

Auch die guten Texte wären sicher eine Veröffentlichung wert gewesen. Hier, liebe Herren, bitte demnächst doch ein bisschen mehr Werbung in eigener Sache. Dies alles spielt natürlich angesichts der immensen musikalischen Qualität der Cody Bryan Band nur eine ganz untergeordnete Rolle. Die CBB macht auch im balladesken Bereich eine prächtige Figur. „You‘re Worth It“ brilliert mit introvertierter Melancholie, das berührende „When We Were Made“ wäre als Hochzeitslied mal eine gewagte Alternative zu den sonst üblichen, in aller Welt bekannten Verdächtigen.

Klasse sind die Jungs aber vornehmlich, wenn sie Tempo aufnehmen. Das furiose „That‘s Why God Made Saturday Night“ wird wohl zukünftig so mache Honkytonks und Dancehalls rocken, die unweigerlich mitgrölbare Refrainzeile dürfte dabei als Garant für Heiserkeit am nächsten Morgen stehen. Einfach nur großartig ist das abschließende „Roses“. Der wunderbar versschachtelte und mit einer fantastischen Melodie dahin groovende Song lässt den Musikern instrumentell nochmal „viel Luft zum Atmen“. Klasse Slide-/E-Gitarren, unglaublich markante Stratocaster-Bariton-Einlagen, eine herrlich hallende Orgel und ein in dumpfe Molltöne verpackter Piano-Ausklang gehen regelrecht unter die Haut. Grandios dieses Stück, das das ganze Potential dieser Band erahnen lässt.

Man packe die Zutaten von etablierten Truppen wie der Randy Rogers Band, der Bart Crow Band, Cross Canadian Ragweed, Eli Young Band und der frühen Matchbox 20 in einen Shaker, schüttelt diese kräftig durch und erhält als Belohnung einen großartigen Cocktail namens Cody Bryan Band. Nein, der Aufforderung dieses fantastischen Albums „Wreck Me“ werden wir ganz sicher nicht nachkommen, ganz im Gegenteil, wir möchten viel viel mehr davon. Die Cody Bryan Band – Texas‘ heißester Newcomeract des laufenden Jahres!

Eigenproduktion (2013)
Stil: Red Dirt

01. Wreck Me
02. Bleed Like That
03. Good at Being Bad
04. When We Were Made
05. If I’m Going Nowhere
06. Holding On
07. A Shot in the Dark
08. You’re Worth It
09. That’s Why God Made Saturday Night
10. Roses

Cody Bryan Band
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Buster Jiggs – Heartache Jubilee – CD-Review

Buster Jiggs sind zurück! Und wie! Mit ihrem neuen Album „Heartache Jubilee“ präsentieren sie ihren so wunderbar lockeren und so herrlich melodischen Countryrock schwungvoller, spielfreudiger und knackiger denn je. Es ist eine Wonne! Bereits im Jahre 2005 hatten wir anlässlich ihres starken Debüts von einem neuen, hell leuchtenden Sterne am texanischen Countryrock-Himmel berichtet, doch dann wurde es erst einmal recht still um die Band aus Hondo/Texas, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass man mit dem klasse Sänger Will Dodson und dem guten Lead-Gitarristen Brett Kastner (beide aus familiären Gründen) zwei nicht unerhebliche Verluste zu beklagen hatte.

Doch nicht nur wir hatten schon beim Erstling das gesangstechnische Potential der Rhythmus-Gitarristin Kristin Muennink erkannt, die ohne jeden Zweifel schon immer das Zeug dazu hatte auch als Lead-Sängerin in der ersten Reihe zu stehen. Keine Frage, ihre große Zeit in der Band ist nun gekommen. So macht Bassist Cody Scherer keinen Hehl daraus, dass Kristin, nachdem man diverse vermeintliche Frontmänner vergeblich getestet hatte, die hundertprozentig richtige ist und der Band einen echten Motivationsschub voller Innovation und Drive in eine neue, richtige Richtung geben würde.

Und das tut sie überaus eindrucksvoll! Kristin hatte beim Vorgänger schon den Löwenanteil des Songwritings übernommen, wie gesagt, die komplette Gitarrenrhythmusarbeit übernommen und mit hervorragenden Harmoniegesängen ihr vokales Talent unterstrichen. „Heartache Jubilee“ verdeutlicht nun nachhaltig, über welch großartige, sehr prägnante Frontqualitäten Muennink verfügt. Ihre Stimme ist auf den knackigen, melodiebetonten Sound der Band hervorragend abgestimmt. Auch die zweite Neubesetzung eines vakanten Postens war ein absoluter Volltreffer! Lead-Gitarrist Heath Childs ist ein Könner ersten Grades, der dem ausgeschiedenen Brett Keltner in wirklich nichts nachsteht.

Saitentechnisch agiert er sogar noch ein Stück variabler, streut immer wieder prächtige Soli ein und singt zudem klasse Harmonies. Mit der renommierten Smith Entertainment Group haben Buster Jiggs (der Name stammt übrigens aus einem Gedicht des Western-Poeten Gail Gardner, „The Sierry Petes – or Tying a Knot In The Devil’s Tail“, und so ist auch ein rotes, mit einer Gitarre bestücktes, grinsendes Teufelchen mit einem Knoten im Schwanz zum Logo der Band geworden) jetzt auch ein starkes Label im Rücken.

Für die Produktion wurde, wie auch schon beim Erstling, mit Joseph Deeb, dem Gitarristen von Micky & The Motorcars, wieder prominente Unterstützung gewonnen, der auch ein paar starke Slide- und Acoustic-Parts übernahm. Sämtliche Songs bestechen durch ihre quicklebendige und instrumentell hochwertige Einspielung. Ihre mit Ohrwurmqualitäten bestückten Melodien verströmen jede Menge positive Energie. Bassist Cody Scherer und Drummer Scott Muennink (Kristins Ehemann) verrichten eine knackige Rhythmusarbeit, Kristin, Deeb und Childs ergänzen sich hervorragend in den untermalenden Gitarrenläufen und bereiten Childs immer wieder Raum für tolle, wunderbar ins Ohr gehende, aber auch mal sehr erdige, auf den Punkt gebrachte Lead-Gitarren-Passagen.

Gastmusiker Mark Hallman bringt sich sehr sparsam mit einigen, den Songstrukturen angepassten Orgel-Parts ein (hervorragend vor allem bei der hinreißend schönen Countryrock-Ballade „Pretty White Wings“, die neben ihrer wundervollen Melodie auch mit einem traumhaften E-Gitarren-Solo aufwartet). Über allem schwebt dann noch die erstaunlich angenehme Stimme Kristin Muennink’s (vielleicht wie eine Mischung aus Patty Loveless, Fleetwood Macs Christine McVie und Sugarlands Jennifer Nettles), die bereits einen hochcharismatischen Eindruck hinterlässt. Mit ihr ist man, was den Gesang betrifft, in der männerdominierten Red-Dirt-/Americana-/Countryrock-Szene, darüber hinaus regelrecht in eine Nische gestoßen, denn allzu oft warten solche Künstler nicht mit weiblichem Lead-Gesang auf.

Vom flockigen, lockeren, großartigen Opener „She’s Gonna Break Your Heart“ (zwei starke E-Gitarren-Passagen), über das stampfende „Once Again“ (klasse E-Gitarren- und Slidekombinationen), dem bereits erwähnten Ohrwurm „Pretty White Wings“, dem rockigen Roots-//Red Dirt-Knaller „Madhouse“ (herrlich angriffslustiger Gesang Muennink’s, fettes, dreckiges E-Gitarren-Solo) und den countrylastigen „Heart Of Mine“ (Marshall Tucker-Flair) und „Down Country Lovin’ (beide prima tanzbar, mit wunderbar knackigen E-Baritone-Gitarrenklängen und flotter Rhythmusarbeit) lässt das komplette Werk keine Wünsche offen. Extrem hoher Melodie- und Gute Laune-Faktor garantiert. Kein schwacher Song!

Wundervoller, sich nachhaltig in den Gehörgängen festsetzender, unbeschwerter, Gitarren orientierter, „Red Dirt“-angehauchter Countryrock, wie er in solch einer Spielfreude, Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit eben nur in Texas entstehen kann. Auch die goldenen Countryrock-Tage aus den Siebzigern kommen einem in Erinnerung. Große Klasse! Buster Jiggs mit Kristin Muennink an der Front, dieses „Experiment“ geht bei „Heartbache Jubilee“ voll auf! Fortsetzung in jedem Fall Pflicht! Die CD kommt in einem schlichten, aber von den Mueninks sehr geschmackvoll gestalteten Digi-Pack. Erneut „teuflisch guter Stoff“!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. She’s Gonna Break Your Heart
02. Addicted To You
03. Ain’t It Sweet
04. Once Again
05. You Don’t Have To Be Lonely
06. Pretty White Wings
07. Heart Of Mine
08. When I’m Dreamin‘
09. Madhouse
10. Everything You Need
11. Down Country Lovin‘

Buster Jiggs
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Brandon Clark Band – Tall – CD-Review

„Oklahoma Beer Joint Music“! Die nächste, richtig „geile“ Truppe aus dem „Red Dirt“-Umfeld des Areals Texas/Oklahoma mit einem „Mörder“-Album! Schon der Blick auf das Backcover weckt gewisse Erwartungen und scheint zu vermitteln, was einen dann auch tatsächlich bei dem klasse Debüt der Brandon Clark Band erwartet. Energie geladener, von satten Gitarren bestimmter, voller Southern Rock-Esprit steckender, unbekümmerter, losgelassener, erdiger, hard-drivin‘ „Red Dirt“-(Country)Rock vom Allerfeinsten, wobei einem die sicher prickelnde Live-Atmosphäre einer BCB-Show bereits am geistigen Auge vorüber zieht.

Auf dem „Live-Foto“ sieht man Drummer Heath Jacobsen im Hintergrund, den mächtig cool wirkenden Bassisten Darren Lightfoot und Bandleader Brandon Clark lässig „in Action“ mit ihren Cowboyhüten und ihren Gitarren, während der hoch talentiert und prächtig aufspielende Leadgitarrist Dave Duval ekstatisch in „Hendrix-Manier“ seine Klampfe hinterm Kopf bearbeitet. Es handelt sich bei „Tall“ allerdings keineswegs um eine Live-CD, sondern um ein reines Studioalbum. Aber, und das kommt phantastisch rüber, vermittelt auch der Studiosound durch seine Ursprünglichkeit und den Verzicht auf überproduzierten Firlefanz, eine überaus authentische Live-Atmosphäre.

Diese Truppe spielt direkt, unbekümmert und frei von der Leber weg. Und die Songs bleiben prächtig hängen! Alle beteiligten Musiker stammen aus Tulsa, Oklahoma, spielten dort in diversen regionalen Bands, bis schließlich der ideale Zeitpunkt zum Start der Brandon Clark Band gekommen war. 2007 hat man bereits über 250 Shows zusammen abgewickelt und ist auch laufenden Jahr wieder ohne Ende auf Tour (u.a. mit Interpreten wie Jason Boland & The Stragglers, Roger Clyne & The Peacemakers, The Derailers, No Justice, Eli Young Band, Bleu Edmonson, Billy Joe Shaver). Mit ihrem herrlichen, so ungemein dynamisch vorgetragenen, zwischen Rock, Country und Southern Rock angesiedelten, „roughen“, aber absolut melodischen Sound scheint es so, als lägen ihre größten Einflüsse irgendwo an einem Schnittpunkt von Cross Canadian Ragweed und den Outlaws (mit einem Schuß Lynyrd Skynyrd).

Damit beackern sie in etwa das Terrain solcher Kollegen wie der Ryan Bales Band, der Tyler McCumber Band, Back Porch Mary und wie sie alle heißen. Schön auch ihre eingangs bereits erwähnte Eigen-Charakterisierung „Oklahoma Beer Joint Music“, die den damit unterschwellig suggerierten hohen Spaßfaktor hervorragend zum Ausdruck bringt. Los geht’s mit dem satt groovenden, herrlich melodischen, schwungvollen „Writing On The Wall“, eine „Hammer“-Nummer, die mit ihren beiden fulminanten, beherzt und flink in Szene gesetzten E-Gitarren-Soli im Mittel- und Endteil jede Menge Southern Rock-Nähe versprüht.

Da kommen einem unweigerlich Hughie Thomassons Outlaws in den Sinn. Die folgenden „Try A Little Loneliness“ und das forsch galoppierende „Another Bottle“ bestechen durch pulsierende Countryrock-Atmosphäre (tolle E-Gitarren-Läufe), wobei man Einflüsse großer Country-Outlaws wie Cash und Jennings, aber auch solcher Bands wie Molly Hatchet, Cross Canadian Ragweed oder The Bottle Rockets geschickt zu einem spannungsgeladenen und harmonischen Ganzen in Einklang bringt. Bis auf einen wurden sämtliche Songs übrigens von Darren Lightfoot und Brandon Clark zusammen, oder von einem der beiden alleine komponiert. Zwei etwas gemäßigtere Tracks (das southern-mäßige, starke „She’s Got No Wings“ und „Wandering Eyes“) haben höchstens Verschnaufpausen-Charakter, denn beim kompletten Rest regieren dann wieder pure Spielfreude, und es wird ordentlich Gas gegeben.

Die immer wieder stampfende Countryrocker mit den fetten E-Gitarren-Passagen, dabei extrem melodisch und oft mit humorvollen Texten ausgestattet, machen richtig Laune. Man merkt zu jeder Zeit deutlich, über welches Potenzial die Band verfügt und dass sie möglicherweise eine „rosige“ Zukunft vor sich hat – und das sie ein echter Live-Abräumer sind. „This Hangover Ain’t Over“ (ein furioser „Red Dirt“-Roadhouse-/Honky Tonk-/Country-Rock’n Roll-Heuler), „Along For The Ride“ (dezent blues-rockig), „18 wheeler“ (kraftvoller Trucker-Rock) und „So Far Gone“ („Red Dirt“-mäßig Richtung Cross Canadian Ragweed, Stoney LaRue) beweisen, dass das Quartett äußerst variabel agieren kann.

Selbst der alte Dylan-Song „Wagon Wheel“ (mit tollem southern-rockin‘ Outlaws-Flair) wurde zu einer richtigen Gute Laune-/Mitgröl-Nummer umgemünzt. Am Ende gibt es mit „After The Sun Goes Down“ schließlich noch ein fettes Southern Rock-Stück, das wie aus einer Session von Cross Canadian Ragweed und Lynyrd Skynyrd stammend daher poltert (klasse ein sich immer wieder steigerndes „Gimme Three Steps“-E-Riff, pumpender Bass, knochentrockenes Drumming). Ein toller Abschluß eines durchweg tollen Albums!

Ein kleines Manko ist die etwas spartanische Verpackung der CD im einfachen Papp-Sleeve in alter LP Cover-Optik, doch das muss im Hinblick auf die tolle Musik einfach als zweitrangig eingestuft werden. Mit diesem Quartett hat die southern orientierte Coutryrock-/“Red Dirt“-Szene ihren nächsten Rohdiamanten im Rennen! Und der wird gewaltig „funkeln“! „Tall“ – ein bärenstarkes Debüt der Brandon Clark Band!

Eigenproduktion (2008)
Stil:  Country Rock

01. Writing on The Wall
02. Try A Little Loneliness
03. Another Bottle
04. She’s Got No Wings
05. This Hangover Ain’t Over
06. Along For A Ride
07. 18 Wheeler
08. Wandering Eyes
09. Wagon Wheel
10. So Far Gone
11. After The Sun Goes Down

Brandon Clark Band
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Johnny Cooper – Follow – CD-Review

Drittes Album des gerade mal zwanzig „Lenze“ zählenden Texaners Johnny Cooper – und ein verdammt gutes! Johnny Cooper galt mit seinem forschen und jugendlich unbekümmerten Auftreten als eine Art Shooting-Star der Red Dirt-Szene. Nach einem Live-Album zu Beginn seiner Karriere und dem von Mike McClure betreuten starken Studio-Erstling „Ignition“, (verkaufte bis dato, was für eine lokale, texanische Independent-Veröffentlichung unglaublich viel ist, über 25.000 Exemplaren, brachte ihm diverse Nominierungen für wichtige Szene-Awards ein und bescherte in der Folge viele Auftritte mit u.a. mit Cross Canadian Ragweed, Pat Green, Jack Ingram, Shooter Jennings, The Mike McClure Band, Micky & the Motorcars, No Justice, Miranda Lambert, usw.), sahen viele Cooper schon auf Augenhöhe mit den arrivierten Vertretern des Genres.

Und in der Tat, seine Stimme erinnert schwer an Cody Canada und auch sein rockiger Stil konnte Vergleichen mit Cross Canadian Ragweed bereits absolut standhalten. Im Prinzip wartete alles gebannt auf den entsprechenden Nachfolger von „Ignition“, doch dieser folgt jetzt mit einem nahezu komplett anderen musikalischen Gesicht Coopers, das die ganze Wandlungsfähigkeit, Vielseitigkeit, Kreativität und Klasse dieses jungen Burschen dokumentiert. Johnny Cooper hat seinen „eigenen Kopf“ und entwickelt sich mit viel Inspiration auf beeindruckende Art und Weise weiter.

„Follow“ heißt das Teil, für das er mit Glenn Rosenstein (Ziggy Marley, Michelle Shocked) und Dexter Green (Collective Soul) ein ganz neues Produzententeam angeheuert hat. Weitestgehend (nicht komplett) gönnt er der vergangenen Red Dirt-Mugge erstmal eine Pause und präsentiert ein ungemein abwechslungreiches Rootsrock-Werk mit Bezügen zum Blues, Soul, Funk und Groove-Rock, aber auch mit durchaus „poppigen“, sprich radiotauglichen Strukturen, was wir in diesem Zusammenhang absolut positiv meinen. Fast jeder Song hat auf seine ganz eigene Art und Weise das Potenzial, zumindestens die lokalen Texas Music Charts kräftig aufzumischen.

Das „Zeug“ wartet mit großartigen Melodien auf und die Qualität des Songwritings ist beeindruckend reif. Ja, der Bursche ist nicht nur ein klasse Sänger mit jetzt schon jeder Menge Ausstrahlung, sondern vor allem auch ein famoser Songwriter. Dazu hat er eine Mannschaft ganz ausgezeichneter Musiker mit an Bord. „Don’t feel like that anymore“ beispielsweise ist ein schön bluesiger Roots-/Groove-Rocker allererster Kategorie mit einer Prise Memphis-Soul, toller Percussion-Arbeit, kratzigen E-Gitarren und feiner Orgel-Untermalung, „Can’t hold on to you“ bietet tollen, lockeren, gefälligen, sich stetig in puncto Drive steigernden Texas Rootsrock-/-pop mit einem leichten Countryrock-Flair.

„Blue“ ist herrlich nostalgischer, sehr nach Muscle Schoals klingender Retro „Blue-eyed Soul“, Try“ hat einen klasse, funky Reggae-Touch, das Titelstück „Follow“ hat etwas episches ala U2, kann aber auch die texanischen Roots nicht leugnen, und das dichte, bluesige „Take your number“ bietet kochenden, mit einer schwülen, drückenden Portion südlicher „New Orleans Juke Joint-Swamp“-Hitze aufgeheizten, Bläser unterstützten, bluesigen Funk-Rock mit einem tierischen E-Gitarren-Solo und einem tollen Groove.

Das auch als erste Single veröffentlichte „Bring Me Down“ entpuppt sich dann allerdings wieder als absolute Vollbedienung für die Red Dirt-Fraktion. Hier rockt der Bursche richtig heftig in Southern-Manier, inklusiv fettem, zündendem E-Gitaren-Solo, irgendwo zwischen Cross Canadian Ragweed, The Black Crowes und Dan Baird. Ein Klasse-Song mit prächtiger Melodik! Viele der Songs hat Cooper laut eigener Aussage in den letzten Monaten bereits in seinem Live-Programm vorgestellt – gefeiert von seinen Fans! Völlig zu Recht, denn das Material ist einfach klasse!

Trotz der Ansammlung von recht vielen, diversen Stilelementen, verliert Cooper zu keiner Minute den roten Faden. Ganz im Gegenteil. Das Album ist eine rundum eine in sich geschlossene Angelegenheit, die nie ihre Spannung verliert. Der Junge hat Inspiration, Kreativität, Mut und Klasse. Eine Kombination, die sehr vielversprechend wirkt und für die Zukunft einiges erwarten lässt. Die CD kommt im schönen Klapp-Digipack und enthält u.a. Coopers persönliche Kurz-Anmerkungen zu jedem einzelnen Songs.

Tenacity Records (2009)
Stil:  Rock

01. Don’t Feel Like That Anymore
02. Somewhere In Between
03. Can’t Hold On To You
04. Blue
05. Bring Me Down
06. Crazy
07. Try
08. Yes My Love
09. Take Your Number
10. Follow

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Randy Rogers Band – Just A Matter Of Time – CD-Review

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Schon bei ihrem Vorgänger hatten wir gemutmaßt, die Randy Rogers Band wird das nächste „dicke Ding“ im Countryrock-Sektor – und als ob sie uns beim Wort genommen hätten, zogen Rogers und Co. jetzt einen Major-Deal an Land und betitelten diese Scheibe auch noch passenderweise mit „Just A Matter Of Time“. Es war wirklich nur eine Frage der Zeit, wann dieser großartigen jungen Truppe der Durchbruch gelingen würde, denn seit „Rollercoaster“ rissen sich die großen Labels förmlich um die Gunst der Truppe. So wurdendie Jungs sogar in die bequeme Lage versetzt, sich die Company aussuchen zu können, die der Band die größten Freiheiten in der Realisierung ihrer musikalischen Ideen gewährleistete.

Die Wahl fiel letztendlich auf das in Nashville ansässige Mercury Label. Eine gute Entscheidung, wie dieses fantastische neue Werk eindeutig beweist. Zum ersten Mal mit einen großzügigen Budget ausgestattet und vor allem nicht einem gewaltigen Zeitdruck ausgesetzt, scheint dieses talentierte Quintett jetzt erst richtig aufzublühen (wie es auch bildlich auf dem Cover mittels einer aus einer Uhr sprießenden Rose metaphorisch passend angedeutet zu sein scheint). Die unweigerlich aufkommenden Aufschreie einzelner Kritiker wie etwa „Verlust ihrer Texas-Roots“ oder „ein für Nashville aufpolierter Sound“ können ganz schnell wieder vom Tisch gewischt werden. Die Band hat erneut alle ihre bekannten Stärken in die Waagschale geworfen, ihr Ding einfach durchgezogen und dabei eine enorme Weiterentwicklung vollzogen.

Rogers-Mentor Radney Foster hat wieder die Produktion übernommen, bei vier Songs kompositorisch mitgewirkt und auch die Akustik- und E-Gitarre sporadisch mitbedient. Herausgekommen ist ein kleines Meisterwerk, das mit „Better Off Wrong“, einem interessanten, rauen, mit polternden Drums dahin stampfenden, von einem tollen „Red´Dirt“-/Southern-Flair umgarnten Pracht-Countryrocker eröffnet wird (knackige, würzige E-Gitarre am Ende, sirenenartige Fiddle-Fills). Danach darf man sich direkt über drei weitere „Killersongs“ freuen („Kiss Me In The Dark“, „One More Goodbye“ und der Titelsong „Just A Matter Of Time“), wobei die erstgenannte Nummer auch als erste Single ausgewählt wurde.

Jede Wette, dass „Kiss Me In The Dark“ mit einer Nominierung bei einer Vielzahl anstehender, wichtiger Awards zum „Besten Song des Jahres“ bedacht werden wird. Ein Traum-Melodie, wunderbar entspannter, rauchiger Gesang von Randy, herrlich auf den Punkt gebrachte weibliche Hamony-Vocals von einer ebenfalls in Bestform agierenden Shelly Fairchild (die mit der ebenfalls großartig im Hintergrund mitsingenden Georgia Middleman für ein Band-Novum sorgt), dezente Orgel, kräftiges Drumming, wunderbare E-Gitarren/Fiddle-Duelle – einfach nur schön! In die gleiche Kerbe schlagen auch die beiden anderen Nummern.

Und damit keine Langeweile aufkommt, sorgen dann Stücke wie „You Could Left Me“ (zum Mitgrölen ermunternder Partyrocker aus der Feder von Randy und dem Entdecker der Band, Kent Finley), „You Could Change My Mind“, ein satter, dampfender Southern-/Countryrocker mit Anleihen an die Stones oder gar die Georgia Satellites (nicht umsonst wirkt hier ein gewisser Dan Baird im Background mit), voller klasse E-Gitarren (starkes Solo von Geoffrey Hill) und tollen Fiddle-Ergänzungen, „You Start Over Your Way“ (southern-mäßiger Saloon-Rocker mit Skynyrd’schem E-Riff) oder „You Don’t Know Me“ (aus der Feder von Bassist Jon Richardson -mein Gott was hat die Band für ein Schreibpotential-), ein lebendiger Southern-/Red Dirt-/Country-Stomper, dezent an die Charlie Daniels Band erinnernd, für die nötige Power!

Im balladesken Midtempobereich bilden dann „Before I Believe It’s True“ (leicht introvertiert dahin groovend), das von Randy und Drew Womack komponierte „If Anyone Asks“ (traurige Fiddle, Rogers „näselt“ beim relaxten Singen, wie bei einigen anderen Liedern auch, fast ein wenig wie Superstar Tim McGraw) oder die recht traurige Barroom-Ballade „Whiskey’s Got A Hold On You“ (Steel-Heulen, Bariton-E-Gitarren-Fills, Orgel-Tupfer, emotionale Fiddle) weitere Highlights. Ein Album auf dem sich Songperle an Songperle aneinanderreihen.

Mit „Just A Matter Of Time“ ist der Randy Rogers Band ein ganz großer Wurf gelungen, der das Vertrauen des Labels mehr als rechtfertigt. Die Band und ihre Musik wirkt reif und erwachsen, keine Spur von Nervosität aufgrund des sicherlich jetzt aufkommenden Erfolgsdruckes. 49 Minuten, die wie im Flug vergehen und deren Schönheit man sich nicht mehr entziehen kann, je öfter das Werk im Player läuft. Das Countryrock-Herz blüht weiter. Ein Super-Teamwork aller Beteiligten. Note 1 mit Sternchen!

Mercury Nashville (2006)
Stil: Red Dirt

01. Better Off Wrong
02. Kiss Me In The Dark
03. One More Goodbye
04. Just A Matter Of Time
05. You Could’ve Left Me
06. You Could Change My Mind
07. Before I Believe It’s True
08. You Start Over Your Way
09. If Anyone Asks
10. You Don’t Know Me
11. If I Told You The Truth
12. Whiskey’s Got A Hold On Me

Randy Rogers Band
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Brad Dunn & Ellis County – Ranch Cat – CD-Review

Fabelhaftes Debüt einer weiteren hochtalentierten texanischen Jungtruppe. Bandleader Brad Dunn charakterisiert seine aus Austin, Texas stammende Combo als so etwas wie eine Countryband mit einem „Rockproblem“. Das meint er natürlich im absolut positiven Sinne. Und eins ist auch ganz klar. Brad Dunn & Ellis County sind eine bärenstarke Countrytruppe, keine Rockband. In der Tat bieten diese Burschen nämlich allerfeinsten, eingängigen, schnörkellosen, völlig Pop-freien, authentischen Country, New Country in Eintracht mit zum Teil schön knackigen, immer wieder überraschend eingeflochtenen (Country)Rockklängen.

Da liefert sich die Gitarrenfraktion alias Brad Dunn (plus Lead-Gesang natürlich), Tim Veilon und Ty Hurless mit den beiden Vertretern der „Abteilung Country“, bestehend aus Fiddleartist Kurt Baumer und dem grandiosen Steelguitar-Player Marty Muse teilweise regelrechte kleine Schlagabtausche um die Gunst (aber auch immer im Dienste) der Songs. Das kommt ganz hervorragend. Den oftmals richtig schön groovigen Rhythmusteppich dazu erzeugen Michael Lamendola am Schlagzeug und Mike Naumann am Bass. Brad Dunn erweist sich dabei als außergewöhnlich variabler Sänger, der praktisch in jeder Situation gekonnt die richtige Stimmlage trifft.

Das hat alles deutlich spürbar „Hand und Fuß“. Das noch recht junge Septett (erst seit 2009 ist man zusammen tätig) wurde bereits als Opener von klingenden Bands wie Reckless Kelly, Micky & The Motorcars, Pat Green oder Tracy Lawrence gebucht, durfte aber auch schon auf dem legendären Capitol Ground für den Gouveneur von Texas aufspielen (tolles Foto davon auf dem Backcover vor monumentaler Kulisse). Produziert hat dieses vortreffliche Debüt Kevin Szymanski, der auch bereits die Regler für klingende Interpreten wie u.a. Bruce und Charlie Robison, Jack Ingram, Korn oder Matchbox 20 bedient hat. Das eine knappe Stunde und vierzehn Tracks umfassende Werk unter dem Titel „Ranch Cat“ eröffnet mit dem großartigen „3 Days In Mexico“ in recht traditionellem Countrygewand, bei denen Kurt Baumer und Marty Muse mit ihren Instrumenten deutlich den Ton angeben.

Die Nummer klingt, als sei sie aus einer imaginären Session von den Eagles (klasse Harmonies) und George Strait entsprungen. Toll, das Steelguitar-Solo von Marty Muse. Klassischen, gitarrenbetonten, etwas Southern angefärbten Red Dirt-Countryrock gib es dann beim folgenden „Piece Of Me“ mit seinen würzigen E-Gitarren-Riffs und-Soli. Ein herrlich zum Mitwippen anregender Song, bei dem auch die Fiddle immer wieder dazwischen „funkt“. „Gone“ erinnert ein wenig an den stilvollen New Country der Warren Brothers und befindet sich eher im Low Down-Bereich. Satten Stoff für die Southern Rock-/Countryrock-/Dixie-Fraktion bietet dann „Red White And Blue“, bei dem schwere Gittarren und Dunns Redneck-angelehnter Gesang prächtig harmonieren, Kurt Baumers Fiddle „wiehert“ ab und zu effektvoll als Füller. Dieser Knaller mit seinem kraftvollen Two Step-Rhythmus ist zudem bestens für die Linedancer geeignet.

Wie geschaffen zum Schwofen auf der Tanzfläche ist „This Time“, eine wunderbar relaxte, melodische und Steel-getränkte Countryballade – einfach wunderschön. In eine ähnliche Richtung streifen noch Lieder wie „Evidently“ (in schöner „Cryin’ in My Beer-Song“-Manier), das auch recht entspannte, herrlich melodische „Sugah“ (mit toller Steel-/E-Solo-Gitarren-Kombi) und der herrlich halbakustisch dahin fliessende, mit großartigen Acoustc-Riffs und toller Electric Lead Guitar ausgestattete Schlussakt „Southern Wind“ (beide jedoch eher im „Red Dirt“-Countryrock-Bereich beheimatet).

Launig wird es allerdings immer, wenn beim Tempo angezogen wird. Toll beispielsweise der unterschwellige Honkytonk-Anstrich bei „Knock Em Down“ (hier allerdings nur von E-Gitarren erzeugt, die Band kommt im übrigen komplett ohne Keyboarder aus), die Verbindung von rhythmischer, stonesker Gitarrenuntermalung mit countryträchtiger Fiddle (quietschendes Solo) bei „Miss Kitty“, oder beim mit Bariton-E-Gitarren-Klängen bestückten Saloon-Heuler „Barstool“ (einzige Fremdkomposition des Albums). Weitere Highlights wie „Rain“ (mit viel Southern Swamp-Feeling, klasse Sprechgesang – Dunn im Stile von Trace Adkins, bedrohliche Stimmung), das furiose, texanisch blues-rockig-angehauchte „Patsy Cline“ (ein Song bei dem sicher auch die Herren von ZZ Top dank des schweren E-Gitarren-Grooves großen Spaß hätten), oder das grassige, auch voller Southern Swamp-Flair steckende „Feed The Chickens“ (mit Mandoline und toll gespielter Akustik-Slide) als wohl größte Überraschung des Longplayers.

Alles in allem entpuppt sich „Ranch Cat“ als ein prächiges, durchgehend hochklassiges Album, das auch von der Songanordnung her einfach klasse strukturiert ist. Ein Volltreffer eben! Ja, es stimmt, Brad Dunn und sein Ellis County haben ein „Problem“, was aber mehr als eine Art „Luxusproblem“ anzusehen ist. Zum einen könnte es schwer fallen, das Niveau dieses tollen Werkes beim nächsten Mal auch nur annähernd wieder zu erreichen und zum anderen müssen sie sich trotz der klar vorhandenen Radiotauglichkeit ihrer Songs diese enorme, ungezwungene, wunderbare Ursprünglichkeit und Authentizität bewahren. Hier heißt es wohl demnächst dann eher. „Austin, we have a problem…“.

Bisher befinden sich Brad Dunn & Ellis County noch auf echtem Geheimtippstatus! Insgesamt gesehen bieten sie jedoch schon jetzt nahezu unverzichtbare Musik für Liebhaber knackiger Country-, New Country- und Red Dirt-angehauchter Countryrock-Musik. Das wird nicht nur die Liebhaber von George Strait bis zur Randy Rogers Band (in ihren Anfangstagen), von Trent Willmon bis Pat Green, von Tracy Byrd bis zur Nitty Gritty Dirt Band und von Jason Boland & The Stragglers bis zu The Bois D’Arcs begeistern. Ganz starker Newcomer-Tobak!

Eigenproduktion (2011)
Stil. Red Dirt

01. 3 Days In Mexico
02. Piece Of Me
03. Gone
04. Red White and Blue
05. This Time
06. Knock Em Down
07. Evidently
08. Sugah
09. Miss Kitty
10. Rain
11. Barstool
12. Patsy Cline
13. Feed The Chickens
14. Southern Wind

Brad Dunn Band
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Tommy Gallagher Band – Always Something – CD-Review

Flockiger, lockerer, herrlich melodiöser, erfrischender, Red Dirt -Countryrock vom Allerfeinsten! Die Tommy Gallagher Band, oder kurz TGB genannt, stammt aus Amarillo/Texas und wurde 2004 gegründet. Ihr Band-Leader Tommy Gallagher ist ein Enkel der Honky Tonk-Legende Tommy Allan und somit musikalisch einmal mehr vorgeprägt (er fuhr bereits als kleiner Junge mit im Tourbus des Opas). Das sich allseits größter Beliebtheit erfreuende und hoch geschätzte Smith Entertainment Label nahm den hochtalentierten Gallagher in weiser Voraussicht unter seine Fittiche und veröffentlichte jetzt sein neue Album „Always Something“.

Schlichtweg eine tolle CD! Ähnlich wie bei Gallaghers Kollegen Bo Cox wurden auch hier fast die gleichen, exzellenten Rahmenbedingungen (Mike McClure – Produzent; Travis Linville – Engineering. Joe Hardy – Mastering; dazu noch Lloyd Maines mit seinem fantastischen Pedal Steel-Spiel und Jeremy Watkins an der Fiddle als Gastmusiker) für das zehn erstklassige Songs umfassende Album geschaffen, die alle von Tommy komponiert wurden. Das eröffnende flockige, sehr melodische Titelstück „Always Something“ (lockerer Akustik-/E-Gitarrenrhythmus, dezente „beatlesque“ Note, schönes E-Gitarren-Solo) schickt sich bereits an, die texanischen Music Charts im Sturm zu erobern.

Beim folgenden, ebenfalls vom einem herrlich locker leichten Groove durchzogenen „Smile“ setzt „Steel-Ikone“ Lloyd Maines an seinem Parade-Instrument mit wunderbaren Melodienlinien erste Akzente, wobei auch der vortrefflich agierende Lead Gitarrist Dustin Garrett bei einem kurzen Schlagabtausch durchaus Paroli zu bieten weiß. Das ist zeitloser, traumhafter Countryrock auf ganz hohem Niveau, der unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht eines jeden Genre-Liebhabers zaubern wird. Auch bei den sich anschließenden, prächtigen „What Goes Around“ (flott gespielt, lässig, klasse Baritone Gitarre, basierend auf einem stark an die goldenen Tage der Eagles erinnernden, lockeren „Take it easy“-Groove) und dem eingängigen „Here Tonight“ (feine Twin-Gitarren, klasse E-Gitarren-Solo) kommen einem unweigerlich Vergleichsgrößen wie die Eli Young Band, No Justice, The Great Divide, The Mike McClure Band oder die Cody Gill Band in den Sinn, wobei es bei der TGB vielleicht ein klein wenig countrylastiger zur Sache geht.

Klasse Überraschungsmomente, bzw. „Farbtupfer“ des Albums bieten „Got It Made“ und das hoch interessante „Have A Ball“. Erstgenannter Song weiß mit furios abgehendem, sich fast in Rockabilly-Sphären bewegendem Retro-Uptempo-Rock zu überzeugen, während die zweitgenannte Nummer im Gesangsteil gar etwas rotzig punkige Züge aufweist (trotzdem sehr melodiebewusst), durch eine glänzend eingefügte, sehr bluesig rockende Phase mit lang gezogen gespielten E-Gitarrenlinien dann jäh unterbrochen wird, um letztendlich im Stile des Beginns wieder „weiterzupoltern“. Hört sich „abgefahren“, aber sehr stark an an und passt trotzdem ganz hervorragend in das Gesamtkonzept des Werkes. Ein klares Highlight dieses durchgehend hervorragenden Silberlings.

Nach diesen zwei im Gesamtkontext recht ungewöhnlichen Ausflügen, kehren Gallagher und seine Mannen wieder zu ihrer Synthese aus flockigem Red Dirt und melodiebewusstem Countryrock zurück und reihen bis zum Ende einen Ohrwurm an den anderen. In dieser Phase bringen sich Lloyd Maines und vor allem Fiddler Jeremy Watkins immer wieder bestens ein, so dass auch Freunde der Randy Rogers Band großen Gefallen an Gallaghers toller Musik finden werden. „Dream“ (ein klasse Countryschwofer mit viel Steel- und E-Gitarre, „Without You“ (wohl mit eine der am schönsten gesungenen Liebeserklärungen, die die Red Dirt-Szene bisher erlebt hat – wunderbar „schmalzig“, trotzdem mit zwei starken, würzigen E-Gitarren-Soli), „Your Gone“ (flockiger Red Dirt mit sägender Fiddle) und „Lovin‘ What I Do“ (an der Schnittstelle zum New Country Marke Blake Shelton, mit trauriger Fiddle), beweisen allesamt Gallaghers Talent, äußerst melodische Songstrukturen außergewöhnlich instrumentiert darzubieten.

Seine angenehme Stimme (Pat Green-Flair) passt sich dem Charakter seiner Songs auf wohlwollende Weise an. Aufgrund der eingängigen Melodien und einer bereits jetzt schon vorhandenen „Nashville-Kompatibilität“ (und dies ist ganz und gar nicht abwertend gemeint) dürften Tommy Gallagher und seine Band mit „Always Something“ vielleicht bereits jetzt schon den Grundstein dafür gelegt haben, Interpreten wie der Eli Young Band, Randy Rogers Band, Wade Bowen oder Pat Green irgendwann in naher Zukunft in den Major-Sektor zu folgen. Wer weiß, zu gönnen wäre es ihnen. Aber egal, das wichtigste ist, sie bleiben sich selbst treu, lassen sich nicht verbiegen und machen weiterhin solch wunderbare Musik. „Always something“ jedenfalls beinhaltet hochkarätigen, leichtfüßigen, radiotauglichen, zeitlos schönen, exzellent umgesetzten Red Dirt-Countryrock ohne Fehl und Tadel. Einfach toll vom ersten bis zum letzten Stück!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Always Something
02. Smile
03. What Goes Around
04. Here Tonight
05. Got It Made
06. Have A Ball
07. Dream
08. Without You
09. You’re Gone
10. Lovin What I Do

Tommy Gallagher Band
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Bärchen Records

Cody Gill Band – King Of Your Hometown – CD-Review

Die „Red Dirt“-Countryrock-Jungs der Cody Gill Band aus Stephenville/Texas hatten uns ja mit ihrem hervorragenden Debüt „Boxcars“ vor geraumer Zeit zu Begeisterungsstürmen hingerissen, jetzt legen sie mit „King Of Your Hometown“ nach. Um es vorwegzunehmen, auch diesmal ist ihnen wieder ein ganz hervorragendes Werk gelungen. Die jungen Burschen scheinen eine gehörige Portion Selbstbewusstsein mitzubringen.

Hatte man beim Debüt noch richtigerweise das Unterfangen in erfahrene Hände vergeben (so wurde es von „Mr. Red Dirt“ persönlich, Mike McClure, produziert und von teilweise etablierten Musikern wie Lloyd Maines und Riley Osborne begleitet), so hat man das Projekt diesmal fast im Alleingang (inkl. der Produktion) durchgezogen. Beim Szene-Label „Smith Entertainment“ scheint man schon jetzt blindes Vertrauen in die Jungs zu setzen, was sich in der Nachbetrachtung dieses starken Albums auch eindeutig als richtig erweist.

Die Cody Gill Band spielt wunderbar melodischen, lockeren, erfrischenden, das typische „Red Dirt“-Flair beinhaltenden, aber sicher auch die Fraktion alter Eagles- oder Poco-Klänge in Verzückung bringenden Americana/Countryrock/-pop, der hin und wieder mal von einer feinen Southern-Brise durchzogen wird. Die Eli Young Band, Wade Bowen, Rich O’Toole, No Justice & Co. kommen als Vergleichsgrössen in Betracht. Marginale Änderungen gab es in der Bandbesetzung. Ritchie Petronis, der bei einem Stück als Co-Writer fungierte, wurde gegen Jarrod Baker am Schlagzeug ausgetauscht. Ansonsten wurde, wie gehabt, das nahezu komplette Songrepertoire wieder selbst komponiert.

Lediglich zwei Stücke, u.a. das abschließende und recht trocken abgehende „Movin’ On“ (klasse Southern Rock-Flair, erinnert an eine Mischung aus Cross Canadian Ragweed und The Great Divide), welches vom der Band sehr nahe stehenden Marshall Owens geschrieben wurde, sind Fremd-Kompositionen. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Einstieg diesmal besonders melodisch gehalten. Mit „Consider“, „Threw Me Away“ (Songwriter Jeremy Harlow) und dem fantastischen Titelstück „King Of Your Hometown“ gibt es zum Auftakt gleich drei absolute Ohrwürmer am Stück, wobei letztgenanntes Lied, das dürfte jetzt schon sicher sein, sich zu einem Dauerbrenner in den Texas Music Charts entwickeln wird. Einfach herrlich, dieser Song. Mit dieser Nummer im CD-Player des Autos ist man im kommenden Sommer ganz sicher der „König seiner Heimatstadt“!

Das sich die Burschen immer wieder gerne zu Ausflügen Richtung Southern Rock hinreißen lassen, hatten sie auf „Boxcars“ bereits zur Genüge dargelegt. Hier liefern sie bei „Crazy“ die erste Kostprobe ab. Ein Skynyrd-typisches E-Gitarren-Führungsriff (der emsige Gitarrist Zack Hooper, eigentlich aus der Jazz-Szene entstammend, beherrscht auch das große Southern Rock-Einmaleins), Kuhglocken-Drums und pumpender Bass des wieder sehr auffällig agierenden Caleb Hooper zeigen, dass der Vierer es auch in diesem Genre drauf hat. Cody Gill erinnert von der Stimme her immer wieder etwas an seinen Mentor Mike McClure. „18 In Mexico“ kommt so ähnlich wie die „Red Dirt“-Variante von Tim McGraws „Seventeen“ daher und geht wunderbar „fluffig“ ins Ohr.

„Heart In The Middle“ umschmeichelt erneut den melodiesüchtigen Hörer mit einem fast schon an einstige, goldene Seventies Countryrock-Tage aufkeimenden Retroflair, natürlich auf bestehender „Red Dirt“-Grundlage. „Crumble“ wurde dagegen sehr atmosphärisch von Cody Gill in Szene gesetzt. Zu Donnergrollen und Regengüssen im Hintergrund pendelt das Stück zwischen balladesker Strophe und powerndem Refrain, abgerundet durch ein starkes E-Gitarren-Solo. Mit dem flotten und sehr peppigen „Roadsigns“ gibt es den zweiten Abstecher in Southern Rock-Gefilde. Der sich gut einführende Jarrod Baker setzt mit fettem Drumming Akzente, eine herrliche Rhythmik und ein typisches Gitarrensolo wird die Fans dieser Musikrichtung zweifellos sehr erfreuen. Das von Cody Gill komponierte „Jack Of Hearts“ weist schön rootsige Züge auf (Richtung Neal Casal). Gill wir hier von der wunderbare Harmonies beisteuernden Stacey Sliger vokal unterstützt.

Fazit:  Die Cody Gill Band hat mit ihrem zweiten Werk „King Of Your Hometown“ ihren Status als eine rasant Richtung Spitze stürmende Red Dirt-Band noch einmal gefestigt. Die Truppe ist sehr gut aufgestellt und besitzt vom Talent her eindeutig das Zeug, Interpreten wie der Randy Rogers Band, Pat Green, Wade Bowen, der Eli Young Band und Cross Canadian Ragweed ins überregionale Majorlabel-Lager zu folgen. Cody Gill und seine Mannen stehen aus unserer Sicht kurz vor dem großen Durchbruch! Klasse!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Consider
02. Threw Me Away
03. King Of Your Hometown
04. Crazy
05. Special
06. 18 In Mexico
07. Heart In The Middle
08. Crumble
09. Roadsigns
10. Jack Of Hearts
11. Movin‘ On

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