Jack Ingram – Live – Wherever You Are – CD-Review

Nächste bärenstarke Live-Scheibe von Jack Ingram, inklusive eines bei der „CMT-Outlaws“-Show 2005 aufgenommenen „Bonus“-Tracks sowie zweier brandneuer Studio-Stücke! Auch für diese Live-Dokumentation wählte Jack wieder einen texanischen, musikgeschichtsträchtigen Ort, die Gruene-Hall in New Braunfels! Während 2003 auf seiner Tour im Billy Bob’s/Texas der Fokus naturgemäß noch auf dem Material des damals aktuellen Albums „Electric“ und der anschließenden Nachschlag-EP „Extra Volts“ lag, konzentriert sich der mittlerweile schon mit Kultstatus bedachte Songwriter diesmal mehr auf Stücke aus seiner 1999iger „Hey You“-Schaffensphase, für manchen Ingram-Fan vielleicht sein bislang bestes Stuodiowerk.

Die hier vorliegende, neue CD beginnt mit einer kurzen, schlicht gesprochenen Einleitung („Hello“), in der Jack kurz das Konzept des neuen Werkes in unnachahmlichem Texas-Slang vorstellt, und schließlich zunächst mit dem ersten, der beiden neuen Studio-Tracks „Wherever you are“! Wunderschön die eingängige, locker ins Ohr fließende Melodie, dazu Ingram’s sanft-kratzige Stimme und das knackige, kraftvolle Arrangement! Der Texaner hat ja auch schon in geraumer Vorzeit immer wieder versucht, Brücken nach Nashville zu schlagen, was bei diesem Stück nicht nur durch den Produktionsort und die beteiligten Musiker untermauert wird und auch hervorragend gelingt.

Dieser absolut radiotaugliche Song überzeugt zudem durch das starke Gitarrenspiel von Troy Lancaster und seine allerdings sehr unauffällig orientalisch anmutenden, Sitar-Untermalungen. Es folgt der zentrale Live-Part des Albums mit 10 Stücken aus der Gruene Hall. Rootsig, ursprünglich, zwanglos, staubig, wunderschön Americana-countryrockig! Und er startet direkt mit einem „Hey-You“-Dreier-Pack „in die Vollen“! Die herrlich melodische Nummer „I Would“, in der Art und Weise, wie auch die Randy Rogers Band ihre Fans immer wieder zu begeistern weiß, gefolgt vom rhythmischen Uptempostück „How Many Days“, sowie das mit gepflegten Steve-Earle-/Buddy Miller-Flair umhaftete „Work This Out“ reißen das Auditorium zu Begeisterungsstürmen hin.

Natürlich hat Jack seine ihn traditionell begleitende „Beat-Up Ford“ Band um sich versammelt, die technisch brillant, druckvoll und sehr harmonisch zu agieren weiß. Man hat zwischendurch immer wieder den Eindruck, dass Gitarrist Jens Pinkernell großen Gefallen an alten Creedence-Clearwater-Revival-E-Riffs zu haben scheint, die er beim einen oder andern Solo immer wieder mal sporadisch in leicht abgewandelter Form einbringt, was hervorragend zum meist erdigen, rauen Soundgewand der Stücke passt. Seiner Vorliebe für Waylon Jennings-Cover zollt Jack dann beim honkytonk-trächtigen „Only Daddy That’ll Walk The Line“ Tribut, inklusive starke „Klimper“-Leistung am Piano von Keyboarder Bukka Allen.

Die balladeske, traumaft schöne Americana-Nummer „Biloxi“, der rockige Footstomper „Mustang Run“ und der fröhliche Country-Gröler „Happy Happy (Country Country)“ sind dann die prächtigen Vorboten für den Kracher des Abends („Barbie Doll“), das selbst so einem Anheizer wie Dan Baird und seinen Georgia Satellites in nichts nachsteht. Starke Vokalleistung von Jack, knackiges Instrumentieren seiner Band (inkl. tollen. Piano- und E-Gitarren-Soli), sowie ein Schlagabtausch mit dem gesangsfesten (und wohl auch trinkfesten) Publikum treiben die Atmosphäre auf den Siedepunkt. „Goodnight Moon“ lässt das stimmungsgeladene Konzert dann lässig ausklingen.

Ein weiteres, bereits zu Anfang angedeutetes Live-Bonbon folgt mit „Never Knocked Me Down“ von der erwähnten, 2005er „CMT-Outlaws“-Show, welches nochmals unterstreicht, dass die Verbindung Ingram-Nashville durchaus, sofern er seine Roots-/Americana-Wurzeln nicht verliert, auch zukünftig als durchaus reizvolle Angelegenheit zu betrachten sein könnte. Atemberaubend hier das Zusammenspiel mit den Nashville Studiomusikergrößen, wie u. a. Paul Franklin, Shannon Forrest und dem furios agierenden Gitarrenhero Brent Mason, die auch live zeigen, wo die obere Messlatte des Instrumental-Könnens zu liegen scheint.

Herrlich mit Jack harmonierend auch Danielle Peck im Background. Auch der abschließende Studiotrack „Love You“ hat es in sich, ja ist nochmal ein richtiger Knüller. Dreckiger, Stones-/Dan Baird-riffiger, ungemein satter, rauer Country-Honkytonk-Rock mit dem kraftvollem Drumming eines Tommy Harden, klasse Fiddle-Fills von Joe Spivey, schönen Steeleinlagen von Mike Johnson, dem feinen „Geklimper“ eines Mike Rojas und dem erneut sehr starken, satten, würzigen E-Gitarren-Spiel von Troy Lancaster.

Das treibt die Vorfreude auf Ingram’s nächsten, hoffentlich bald kommenden Geniestreich im Studio bereits jetzt schon in die Höhe! „Live-Wherever You Are“ ist ein weiteres Paradestück von Jack Ingram in Sachen Alternate-Country/Americana/Roots-/Red-Dirt-/Countryrock, egal wo man sich gerade befindet, ob in New Braunfels, Nashville oder auch im heimischen Wohnzimmer! Ein furioser Jahresauftakt 2006!

Big Machine Records (2006)
Stil: Country Rock

01. Hello
02. Wherever You Are
03. I Would
04. How Many Days
05. Work This Out
06. One Thing
07. Only Daddy That´ll Walk The Line
08. Biloxi
09. Mustang Burn
10. Happy Happy
11. Barbie Doll
12. Goodnight Moon
13. Never Knocked Me Down
14. Love You

Jack Ingram
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