Brandon Clark Band – Tall – CD-Review

„Oklahoma Beer Joint Music“! Die nächste, richtig „geile“ Truppe aus dem „Red Dirt“-Umfeld des Areals Texas/Oklahoma mit einem „Mörder“-Album! Schon der Blick auf das Backcover weckt gewisse Erwartungen und scheint zu vermitteln, was einen dann auch tatsächlich bei dem klasse Debüt der Brandon Clark Band erwartet. Energie geladener, von satten Gitarren bestimmter, voller Southern Rock-Esprit steckender, unbekümmerter, losgelassener, erdiger, hard-drivin‘ „Red Dirt“-(Country)Rock vom Allerfeinsten, wobei einem die sicher prickelnde Live-Atmosphäre einer BCB-Show bereits am geistigen Auge vorüber zieht.

Auf dem „Live-Foto“ sieht man Drummer Heath Jacobsen im Hintergrund, den mächtig cool wirkenden Bassisten Darren Lightfoot und Bandleader Brandon Clark lässig „in Action“ mit ihren Cowboyhüten und ihren Gitarren, während der hoch talentiert und prächtig aufspielende Leadgitarrist Dave Duval ekstatisch in „Hendrix-Manier“ seine Klampfe hinterm Kopf bearbeitet. Es handelt sich bei „Tall“ allerdings keineswegs um eine Live-CD, sondern um ein reines Studioalbum. Aber, und das kommt phantastisch rüber, vermittelt auch der Studiosound durch seine Ursprünglichkeit und den Verzicht auf überproduzierten Firlefanz, eine überaus authentische Live-Atmosphäre.

Diese Truppe spielt direkt, unbekümmert und frei von der Leber weg. Und die Songs bleiben prächtig hängen! Alle beteiligten Musiker stammen aus Tulsa, Oklahoma, spielten dort in diversen regionalen Bands, bis schließlich der ideale Zeitpunkt zum Start der Brandon Clark Band gekommen war. 2007 hat man bereits über 250 Shows zusammen abgewickelt und ist auch laufenden Jahr wieder ohne Ende auf Tour (u.a. mit Interpreten wie Jason Boland & The Stragglers, Roger Clyne & The Peacemakers, The Derailers, No Justice, Eli Young Band, Bleu Edmonson, Billy Joe Shaver). Mit ihrem herrlichen, so ungemein dynamisch vorgetragenen, zwischen Rock, Country und Southern Rock angesiedelten, „roughen“, aber absolut melodischen Sound scheint es so, als lägen ihre größten Einflüsse irgendwo an einem Schnittpunkt von Cross Canadian Ragweed und den Outlaws (mit einem Schuß Lynyrd Skynyrd).

Damit beackern sie in etwa das Terrain solcher Kollegen wie der Ryan Bales Band, der Tyler McCumber Band, Back Porch Mary und wie sie alle heißen. Schön auch ihre eingangs bereits erwähnte Eigen-Charakterisierung „Oklahoma Beer Joint Music“, die den damit unterschwellig suggerierten hohen Spaßfaktor hervorragend zum Ausdruck bringt. Los geht’s mit dem satt groovenden, herrlich melodischen, schwungvollen „Writing On The Wall“, eine „Hammer“-Nummer, die mit ihren beiden fulminanten, beherzt und flink in Szene gesetzten E-Gitarren-Soli im Mittel- und Endteil jede Menge Southern Rock-Nähe versprüht.

Da kommen einem unweigerlich Hughie Thomassons Outlaws in den Sinn. Die folgenden „Try A Little Loneliness“ und das forsch galoppierende „Another Bottle“ bestechen durch pulsierende Countryrock-Atmosphäre (tolle E-Gitarren-Läufe), wobei man Einflüsse großer Country-Outlaws wie Cash und Jennings, aber auch solcher Bands wie Molly Hatchet, Cross Canadian Ragweed oder The Bottle Rockets geschickt zu einem spannungsgeladenen und harmonischen Ganzen in Einklang bringt. Bis auf einen wurden sämtliche Songs übrigens von Darren Lightfoot und Brandon Clark zusammen, oder von einem der beiden alleine komponiert. Zwei etwas gemäßigtere Tracks (das southern-mäßige, starke „She’s Got No Wings“ und „Wandering Eyes“) haben höchstens Verschnaufpausen-Charakter, denn beim kompletten Rest regieren dann wieder pure Spielfreude, und es wird ordentlich Gas gegeben.

Die immer wieder stampfende Countryrocker mit den fetten E-Gitarren-Passagen, dabei extrem melodisch und oft mit humorvollen Texten ausgestattet, machen richtig Laune. Man merkt zu jeder Zeit deutlich, über welches Potenzial die Band verfügt und dass sie möglicherweise eine „rosige“ Zukunft vor sich hat – und das sie ein echter Live-Abräumer sind. „This Hangover Ain’t Over“ (ein furioser „Red Dirt“-Roadhouse-/Honky Tonk-/Country-Rock’n Roll-Heuler), „Along For The Ride“ (dezent blues-rockig), „18 wheeler“ (kraftvoller Trucker-Rock) und „So Far Gone“ („Red Dirt“-mäßig Richtung Cross Canadian Ragweed, Stoney LaRue) beweisen, dass das Quartett äußerst variabel agieren kann.

Selbst der alte Dylan-Song „Wagon Wheel“ (mit tollem southern-rockin‘ Outlaws-Flair) wurde zu einer richtigen Gute Laune-/Mitgröl-Nummer umgemünzt. Am Ende gibt es mit „After The Sun Goes Down“ schließlich noch ein fettes Southern Rock-Stück, das wie aus einer Session von Cross Canadian Ragweed und Lynyrd Skynyrd stammend daher poltert (klasse ein sich immer wieder steigerndes „Gimme Three Steps“-E-Riff, pumpender Bass, knochentrockenes Drumming). Ein toller Abschluß eines durchweg tollen Albums!

Ein kleines Manko ist die etwas spartanische Verpackung der CD im einfachen Papp-Sleeve in alter LP Cover-Optik, doch das muss im Hinblick auf die tolle Musik einfach als zweitrangig eingestuft werden. Mit diesem Quartett hat die southern orientierte Coutryrock-/“Red Dirt“-Szene ihren nächsten Rohdiamanten im Rennen! Und der wird gewaltig „funkeln“! „Tall“ – ein bärenstarkes Debüt der Brandon Clark Band!

Eigenproduktion (2008)
Stil:  Country Rock

01. Writing on The Wall
02. Try A Little Loneliness
03. Another Bottle
04. She’s Got No Wings
05. This Hangover Ain’t Over
06. Along For A Ride
07. 18 Wheeler
08. Wandering Eyes
09. Wagon Wheel
10. So Far Gone
11. After The Sun Goes Down

Brandon Clark Band
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Bärchen Records