Crossing Keys – About Time… – CD-Review

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Oh Mann, dieser Silberling der Crossing Keys bringt den Rezensenten mal wieder echt in die Bredouille. Die 1994 gegründete schwedische Band liefert eine ungemein engagierte, handwerklich perfekt eingespielte und produzierte Scheibe ab und trotzdem hinterlässt sie einige Kritikpunkte, die z.T. allerdings meinem subjektiven Empfinden/Geschmack geschuldet sind. So umweht mein Urteil ein bisschen der Hauch des Ungerechten.

Andererseits habe ich natürlich schon hunderte Scheiben aus diesem Bereich rezensiert und denke, dass mein recht fundiertes Wissen in dieser Sparte letztendlich ein verlässliches Resultat abgibt. Kommen wir kurz zu den Backgroundinfos bzgl. dieser skandinavischen Band, die relativ spärlich gesät sind, da selbst die Homepage nur auf Schwedisch verfasst ist.

Die Crossing Keys musizieren heute (mit unterschiedlichen Eintrittsdaten) in folgender Besetzung. Tomas Odhner (voc, guitars, harp), Peter Nilsson (guitars, mandolin, voc), Jimmy Östlund (guitars, pedal steel, voc), Johannes Brodén (drums), Thomas Andersson (bass, voc) und Daniel Karlsson (keyboards). Wer für das Songwriting der sieben (vermutlich selbst geschriebenen) Stücke, neben drei einwandfrei zu identifizierenden Coversongs, verantwortlich ist, gibt das mir zur Verfügung gestellte, zweiseitige, auf einem Tintenstrahldrucker ausgeworfene Blättchen nebst einfacher CDR, nicht her.

Ich denke aber, dass Frontmann Odhner hier größtenteils involviert ist, und wohl von daher auch den Hauptpart am Mikro übernommen hat. Sorry, ich bin leider nun mal kein Freund von dünnen hellen Stimmen. Diese schmälert bei mir dann im Verlauf auch den Hörgenuss beträchtlich, da sie sich halt naturgemäß wie ein roter Faden durch das Werk zieht und lediglich beim abschließenden Instrumental „Steam Train“ (ein dahinrollender Schlagabtausch zwischen Telecaster-Spiel in Brad Paisley-Manier und einem klimpernden Piano, dazwischen Hupgeräusche einer Dampflok – Thematik gut umgesetzt!) nicht zum Einsatz kommt.

Direkt der Opener „Whatever Comes First“, ein Coverstück von den Sons Of The Desert (eine meiner Lieblingsbands), zeigt dann letztendlich auch den großen Unterschied zu perfekter Musik auf. Während Odhners aus meiner Sicht ein wenig amateurhaft und auch skandinavisch klingender Gesang (wenn man schon diverse Melodic Rock-/AOR-Scheiben aus diesem Areal besprochen hat, hört man das sofort) diesen Track zum Allerweltslied mutieren lässt, versprüht Drew Womack im Original doch eben die Aura, die Songs auf Topebene auszeichnet. Ich bin mir sicher, dass diese CD mit einem Sänger seines Formats ganz erheblich aufgewertet würde. So einer lässt sich allerdings im Land der Elche auch nicht so einfach mal aus dem Wald zaubern.

Deshalb muss ich leider hier eine gewisse, z.T. aber auch durchaus verständliche Betriebsblindheit attestieren. Es gibt mit „That Just About Says It All“ (von The Sky Kings, eine ehemals designierte Supergroup mit zwei Doobie Brothers-Leuten plus Bill Lloyd/Foster & Lloyd und Rusty Young/Poco) sowie „Every Night’s A Saturday Night“ ein Lied von Lee Roy Parnell, als der sich noch in New Countrygefilden bewegte, zwei weitere Cover.

Die restlichen, selbstkreierten Stücke sind allesamt sehr melodisch und auch flockig instrumentiert. Ab und zu leiert mal die Pedal Steel, das Piano klimpert schön, die Orgel gurgelt, einmal quäkt die Mundharmonika dazwischen („See It Fall“). Klasse vor allem die schönen E-Soli (manchmal auch in der bei Southern Rock-Fans beliebten Twin-Version), -Fills, und -Untermalungen, das ist alles tadellos und auch sehr knackig produziert.

Die Stücke variieren aufgrund Odhners vokalen Darbietungen zwischen 1990er umwobenem New Country vom Schlage Little Texas (dezent Keith Urban), über AOR Marke REO Speedwagon (sie erinnert mich immer wieder an die von Kevin Cronin) und bravem Westcoast in Poco-Manier (Gesang in Richtung Glenn Frey/Timothy B. Schmit). Alles keine schlechten Referenzen, leider aber letztendlich doch nicht mit deren Esprit. Auch die Spielzeit von einer knappen halben Stunde (in New Country-Kreisen zwar nicht unüblich) gibt bei drei Covern im Kreativbereich kleine Abzüge. Dazu fehlt mir so ein wenig die eigene Duftmarke.

Insgesamt ist den Crossing Keys ein melodisches, instrumentell einwandfreies, aber auch sehr angepasstes Album gelungen. Trotz viel Herzbluts wird es aufgrund der genannten Kritikpunkte aus meiner Erfahrung her schwer werden, mehr als nur regionale Beachtung zu erhaschen.

Eigenproduktion (2011)
Stil:  New Country & More

01. Whatever Comes First
02. The Beauty Of Love
03. Sweet Carrie Anne
04. Ain’t Nothing Like A Change
05. When I Found You
06. That Just About Says It All
07. Every Night’s A Saturday Night
08. Says Yes
09. See It Fall
10. Steam Train

Crossing Keys
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Alecia Nugent – A Little Girl… A Big Four-Lane – CD-Review

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Die Fans von Alecia Nugent dürfen sich freuen! Endlich ist es da, ihr zweites, heiß ersehntes Album! Und was für ein starkes Teil ist es erneut geworden: Herrliche, so wunderbar reine, ungetrübte Bluegrass/Acoustic Country-Music vom Allerfeinsten! „Regie“ führte, wie beim 2004er Debüt, auch diesmal wieder Grammy-Award Gewinner Carl Jackson! Dieser ist nicht nur erneut an fast der Hälfte aller Stücke kompositorisch beteiligt (doch auch die übrigen, von anderen arrivierten Songwritern beigesteuerten Songs sind für Alecia wie maßgeschneidert), nein, er spielt Akustikgitarre, Banjo, singt im Background und hat das Gesamtwerk natürlich auch produktionstechnisch vorzüglich in Szene gesetzt.

Die Kombination Jackson – Nugent beeindruckt auf mehr denn je. Ein wunderschönes Album, bestehend aus dreizehn Stücken, eingespielt mit absoluten Spitzen-Musikern, wie u. a. Rob Ickes (Dobro), Adam Steffey (Mandoline), Andy Falco (Akustikgitarre), Jim Van Cleve (Fiddle), Steve Sutton (Banjo), Tony Creasman (Drums), sowie einer ganzen Reihe hochkarätiger Backgroundsängerinnen und-sänger wie Rebecca Lynn Howard, Allison Krauss, Cia Cherryholmes oder Doyle Lawson. Den Auftakt bildet das starke „Too Good To Be True“ aus der Feder von Leslie Satcher und Larry Cordle. Ein flotter Uptempo-Drumrhythmus, gepaart mit Akustikgitarre und forschem Banjospiel bereitet den Weg für jede Menge kleiner Instumental-Fills, um letztendlich in einem furiosen Schlagabtausch aus Mandoline, Banjo, Dobro und Fiddle seinen Höhepunkt zu erreichen. Ganz große musikalische Leistung!

Eins von jeder Menge Highlights einer durchweg höchst-niveauvollen CD. Ob von zarter bis kratziger Akustikgitarre, abgehackter bis zirpender Mandoline, sägender bis heulender Fiddle, den wunderbar polternden Banjo-, sowie surrenden Dobro- oder Weisenborn-Akustik-Slide Klängen, sämtliche Instrumente vereinen sich zum einem wundervollen Acoustic-Erlebnis. Nugents Stimme (eine Art Mischung aus Reba McEntire, Dolly Parton, Trisha Yearwood, Patty Loveless und manchmal sogar dezent Wynonna) klingt frisch, noch variabler als beim Vorgänger und passt sich jeder Song-Art und jedem Tempo höchst einfühlsam an.

Herrlich beispielsweise der mit bluesig/swampiger Atmosphäre umgarnte Footstomper „Muddy River“ (starkes Akustik-Slidespiel von Rob Ickes, wunderbarer Backing-Gesang von Rebecca Lynn Howard), die balladesken oder entspannteren Nummern wie „God Knows What“ (sehr melodisch), „Where His Wheels Left The Road“, das zuckersüße „You’ve Still Got It“ (Background Vocals von Allison Krauss), „It Won’t Be Me“ (ganz traditioneller, sehr emotionaler, wunderschöner Country-Waltz), „Somewhere Else To Fall“(Alecia im Stile der großen weiblichen Country-Ikonen), oder die flotten, dynamischen „I Cried All The Way To Kentucky“ (humorvoller Text) und „Breaking New Ground“ (dank des integrierten Spielraums für viele Soli geradezu ideal für Bluegrass-Jam-Sessions)!

Passionierte Gesangsliebhaber werden sich an Alecias Duett mit Bradley Walker (wunderbare, warme Brad Paisley-mäßige Baritonestimme) und am mit Gospelflair bestückten, abschließenden „Meet Me In Heaven Someday“ laben. Toll auch das lockere, herrlich melodische „Letter from home“, komponiert von Carl Jackson und Jennifer McCarter, das viele sicher auch noch in der Fassung der McCarters, Ende der Achtziger, in Erinnerung haben. Alecia Nugents zweites Werk „A Little Girl… A Big Four Lane“ besticht durch eine insgesamt sehr homogene Gesamtstruktur und lebt von der allseits spürbaren Freude aller Beteiligten, sich musikalisch einzubringen.

Die Fans von Rhonda Vincent, Alison Krauss, den jüngeren Werken Dollys, Patty Loveless‘ & Co. werden sich auch dem Zauber Alecia Nugents nicht entziehen können. Carl Jackson hat dabei, wie nicht anders zu erwarten, erneut geschickt die Fäden gezogen. Sein Statement zu diesem klasse Werk: „It’s not absolutely hardcore bluegrass, and it isn’t absolutely country, either. We just tried to make a great album.” Und das ist ihnen wirklich gelungen! Wahrhaftig, ein großartiges Album!

Rounder Records (2008)
Stil: New Country

01. Too Good To Be True
02. Muddy River
03. God Knows What
04. A Dozen White Roses
05. Where His Wheels Left The Road
06. I Cried All The Way To Kentucky
07. When It Comes Down To Us (It’s All Up To You)
08. You’ve Still Got It
09. Breaking New Ground
10. It Won’t Be Me
11. Letter From Home
12. Somewhere Else To Fall
13. Meet Me In Heaven Someday

Alecia Nugent
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Bärchen Records

Miko Marks – It Feels Good – CD-Review

Der Blick auf das Cover von Miko Marks‘ zweiter CD „It Feels Good“ ist für den Countryfan vielleicht nicht gerade alltäglich. Eine afroamerikanische, hübsche, überaus sympathisch lächelnde, junge Dame mit hellem Stroh-Cowboyhut, einer gleichfarbigen Akustik-Gitarre in der Hand, vor karibisch anmutendem, türkis-farbigem Meereswasser! Doch wer hier spontan auf Karibik-Musik mit einem ordentlichen „Hula-Hula“-Flair spekuliert, ist komplett auf dem Holzweg!

Nein, die aus Flint, Michigan stammende, hoch talentierte Sängerin und Songwriterin hat sich mit vollem Herzen, wie auch schon bei ihrem hoch gelobten Erstling (Nominierung zum „Female Vocalist of the Year“ durch die „Indie-World Nashville“; Siegerin des „Best New Country Artist 2006“-Award, gewählt vom „New Music Weekly Magazine“; Gewinnerin des „Country Album of the Year“ beim „Independent Music Award“, mit u.a. Wynonna und Patty Loveless als Juroren) dem durchaus traditionell verwurzelten, sehr erfrischenden, sonnigen, Country und New Country verschrieben, den sie mit viel Hingabe, positiver Energie und jeder Menge „Soul“ in der Stimme (der Vegleich zu Wynonna ist gar nicht fern…) sehr gekonnt präsentiert!

Das Mädel hat zweifellos richtig Klasse! Die Produktion (verantwortlich dafür zeichnet der mit allen Wassern gewaschene Ron Cornelius, u.a. schon aktiv für Willie Nelson, Bob Dylan, Confederate Railroad…) ist glasklar, knackig und trotz der traditionellen Basis, absolut zeitgemäß und modern. Die Sings sind einfach grioßartig und stecken voller Hit-Potenziel! Unterstützt wird sie von einer ganzen Anzahl Musikern aus der Elite der Nashville Studio-Cracks, wie beispielsweise Buddy Hyatt (Keys), Jim Hyatt (Bass), Bruce Watson (Banjo), Jeff King, Brent Mason (Electric guitar), Paul Franklin (Steel guitar), Eddie Bayers, Wayne Killius (Drums), Larry Franklin (Fiddle) und Tammy Pierce (Background Vocals), die sich alle mächtig für die Newcomerin ins Zeug legen.

Die Countryfreunde bekommen zehn wunderschön instrumentierte Tracks geboten, wobei zwei Klasse-Songs („Broken Heart“ – schöner, melodischer Midtempo New Country, mit dezent rauchiger Stimme dargeboten und das fantastische, frisch und fröhlich groovende, Westcoast-sonnige, wunderbar ins Ohr gehende „Double Dog Cheater“) von Miko selbst komponiert wurden, was ihre Ambitionen als talentierte Songwriterin glänzend untermauert. Beim herrlichen Opener „It Feels Good“ fühlt man sich, wie es der Titel so passend vermuten lässt, sofort pudelwohl.

Der Song glänzt durch gut gelauntes Musizieren mit countrytypischer Untermalung durch Banjo- und E- und Akustikgitarren, schönen Mandolinenzupfern und einem prächtigen Fiddle-/E-Gitarren-Duell durch die Herren Paul Franklin und Brent Mason. Das garantiert oberste Spielklasse! „Locked & Loaded“ verfügt sogar über ein dezentes Southern-Feeling. Miko erinnert mit frech-kratziger Stimme an Damen wie eine Dale Krantz, Bonnie Raitt & Co., klasse auch die Backs einer Tammy Pierce, die bei recht vielen Stücken mit toll harmonierenden „Ooohs“ hervorragende Unterstützung gewährt.

Am Ende des Liedes brilliert dann Jeff King mit filigranem Stratocaster-Spiel. Sehr stark auch die wundervolle, melodische, reine, glasklar instrumentierte Country-Ballade „9 years pushin‘ 30“! Ein weiterer Höhepunkt ist sicher auch das gut abgehende „The Son My Daddy Never Had“, das recht soulig/bluesig, aber auch voller purer Country-Traditionen steckend, präsentiert wird. Das Stratocaster-Intro erinnert ein wenig an gute alte Diamond Rio-Darbietungen, beim Gesang röhrt Miko voller Inbrunst im Stile einer Wynonna, und verleiht dem Stück einen schön bissigen Touch. Als Zusatzbonbon gibt es eine herrlich eingepasste Dreier-Soli-Kombi aus Fiddle/Steel- und E-Gitarre. Nach zwei weiteren, sehr gelungenen Balladen bekommt man am Ende mit „So Much Love“ noch einmal einen knackig liebevoll, in der Tradition vieler berühmter, weiblicher Country-Ikonen der Marke Dolly Parton, Tammy Wynette, Trisha Yearwood, etc. in Szene gesetzten, melodischen Midtempo-Countrysong geboten, wobei mit glasklarem Piano, „pfeifendemr“ Orgel, Fiddle, Steel-, Akustik- und E-Gitarren nochmals alle „Branchen-üblichen“ Register gezogen werden.

Ein toller Abschluß! Mit “It Feels Good“ hat Miko Marks Ihre Leistung im Vergleich zum Debüt noch einmal stark verbessert. Das ist toller, ehrlich dargebotener Country/New Country, der geradezu dazu prädestiniert erscheint, mit Vehemenz in die Charts von Nashville einzudringen. Möge ihr das „Countryradio“ die Chance dazu geben! Verdient hätte sie es und die Klasse dazu hat sie allemal! Um es mit dem Albumtitel auszudrücken. Fühlt sich wirklich gut an, diese tolle Musik von Miko Marks!

Universal Records (2007)
Stil: New Country

01. It Feels Good
02. Locked And Loaded
03. 9 Years Pushin’ 30
04. Broken Heart
05. Double Dog Cheater
06. The Son My Daddy Never Had
07. The Great Unknown
08. Strong Enough To Cry
09. The Wall’s To High To Climb
10. So Much Love

Miko Marks
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Bärchen Records

Montgomery Gentry – Rebels On The Run – CD-Review

MG

„Montgomery Gentry is back and kickin‘ ass“. Mit seinem siebten Studioalbum kehrt das ursprünglich aus Kentucky stammende Duo, bestehend aus Eddie Montgomery (übrigens der Bruder von John Michael Montgomery) und Troy Gentry, zu seinen alten Anfangsstärken zurück. Es hat sich einiges (nicht nur Positives) bei Montgomery Gentry seit ihrem letzten Werk getan. Neben der Aufnahme in die Grand Ole Opry (auf die sie ganz besonders stolz sind – „Something that people can’t take away from you“, so Troy dazu) gab es mit ihrer etatmäßigen, langjährigen Plattenfirma Columbia Rercords Differenzen über den weiteren musikalischen Werdegang, was letztendlich zum Split und Wechsel zum Average Joe-Label führte.

Auch Eddie Montgomery erlebte ein Wechselbad der Gefühle. 2010 wurde bei ihm Prostata-Krebs diagnostiziert, der allerdings mittlerweile als erfolgreich geheilt gilt. Noch dicker kam es dann mit dem Ende seiner Ehe. Gesangs-Partner Troy Gentry war jedoch in den schweren Stunden immer zugegen und schweißte damit das Gemeinschaftsgefühl der beiden noch enger zusammen. Und so stehen auch viele Songs ihrer neuen CD „Rebels On The Run“ im thematischen Zusammenhang mit dem Erlebten. Produziert hat diesmal Michael Knox, der ja bekannter Weise Jason Aldean in Superstar-Gefilde emporgebracht hat.

Der Auftaktsong „Damn Right I Am“ versprüht dann sofort das von vielen so geliebte, typische Montgomery Gentry Southern-Flair. Eddie erledigt mit seiner warmen Baritonstimme den Strophengesang, während Troy dann beim kräftigen Refrain das Ruder übernimmt. Der patriotische, uramerikanische Werte hervorhebende Text passt wie das E-Gitarren-Solo mit seinem kurzenTwin-Teil, das die Brücke vom New Country zum Southern Rock schlägt, zu ihrer ureigenenk zu performen. Wo Montgomery Gentry drauf steht, ist halt auch Montgomery Gentry drin. „We cut our teeth in the honkytonks and no matter what you try to do, we have to be us or it just doesn’t sound right“, so die beiden dazu, und man nimmt es ihnen auch ohne den geringsten Zweifel ab.

Apropos Honky Tonk. „Ain’t No Law Against That“ (tolles Gitarren- und Banjospiel, Steel und Honky Tonk-Piano), ein Stück über das Leben im „Hier und Jetzt“, ist so ein kleiner, dreckiger Song, der in jeder Kaschemme den Launepegel in die Höhe schießen lässt. Nach diesem deftigen Auftakt gewähren die beiden mit „Damn Baby“ (schönes Slide-Solo) und „Empty“ (herrlich „weinende“ Steelguitar) zunächst eine melodische, balladeske Entspannungsphase. Mit der ersten Single „Where I Came From“ zieht das Tempo und die Power dann wieder an. Ein typischer „Simple Man-Song“, schön verschachtelt mit Tempo-, Stimmungs- und Gesangswechseln, sehr emotional dargeboten, der gerade jetzt, wo immer mehr einfache Amerikaner das Auseinanderdriften der Gesellschaft auch öffentlich anprangern, genau den Zahn der Zeit trifft. Sehr hitverdächtig!

In die gleiche Kerbe schlägt auch „Like Those People“. Hier wurden dazu noch die alten Haudegen Charlie Daniels und Alabama-Sänger Randy Owen gesangstechnisch mit eingebunden, die sich natürlich in unnachahmlicher Manier mit den beiden Hauptprotagonisten das Mikro von Hand zu Hand reichen. Macht richtig Spaß dieser Track. Ihre Liebe zum Southern Rock haben beide ja noch nie verhehlt. Der Titeltrack „Rebels On The Run“ bewegt sich, wie der Titel schon andeutet, klar im Fahrwasser Lynyrd Skynyrd/38 Special/Van Zant. Ein weiteres Highlight. Das komplett von Troy Gentry vorgetragene „Simple Things“ überrascht mit einem AC/DC-Mini-E-Gitarren-Führungsriff und ist im gesamten Verlauf von kräftiger New Country-Natur.

Auch die hochemotionale, von Fiddle, Steel, E-Gitarre und Orgel wunderbar umgarnte Ballade „Missing You“ wurde von Troy übernommen (hier hat der gute Eddie vermutlich im Rahmen der Ereignisse um seine gescheiterte Ehe bewusst gepasst). Es fällt überhaupt auf, dass die Vocals diesmal ziemlich „gerecht“ auf beide Partner verteilt sind. Gleichzeitig war dies der letzte Durchatmer vor einem furiosen Ende. Mit „So Called Life“ und „Work Hard, Play Harder“ gibt es zum Ausklang zwei deftig stampfende Redneck-trächtige New Country-Kracher, die im Stile von Chris Cagles „Country By The Grace Of God“ oder Big & Richs „Save A Horse Ride A Cowboy“ in sattem E-Gitarren-/Banjo-Ambiente voller Wucht dargeboten werden. Fett! Es ist, wie immer, eine regelrechte Freude den involvierten, hochkarätigen Gitarristen wie Adam Shoenveld, Rob McNelley und Ilya Toshinsky bei ihrem exzellenten Zusammenspiel zuzuhören.

Mit „Rebels On The Run“ haben Montgomery Gentry wieder etwas mehr zu Ihren Ursprüngen zurückgefunden und trotzdem den Blick nach vorne gerichtet. Aber ein schlechtes Album haben sie ja eigentlich noch nie abgeliefert. Sie bleiben auch nach dem Labelwechsel weiterhin eine verlässliche Konstante in der Southern Rock-infizierten New Country-Sparte! Hut ab! Äußerst starker Stoff!

Average Joe Records (2011)
Stil: New Country

01. Damn Right I Am
02. Ain’t No Law Against That
03. Damn Baby
04. Empty
05. Where I Come From
06. I Like Those People
07. Rebels On The Run
08. Simple Things
09. Missing You
10. So Called Life
11. Work Hard, Play Harder

Montgomery Gentry
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Alecia Elliott – I’m Diggin‘ It – CD-Review

Ein gutes Beispiel dafür, dass in Nashvilles New Country-Szene auch im Nachwuchsbereich einiges an Potential vorhanden ist, gibt die achtzehnjährige Alecia Elliott ab. Geboren am 25.12.1982 in Muscle Shoals, Alabama, mit einem MCA-Vertrag ausgestattet, müssten das eigentlich Riesenvoraussetzungen sein, um eine große Musikerkarriere zu starten, wenn auch in einer etwas anderen Sparte. Und in der Tat, die junge Dame überzeugt mit einem tollen Debut-Album. Ihre variable, manchmal sogar für ihr Alter recht sexy klingende Stimme begleitet elf wunderschöne Melodien, die durch ihre unbekümmerte Art ganz leichtverdaulich genossen werden können.

OK, wer, wie manche meiner Kollegen, sich erst auf musikalische Tiefseetauche begibt, um Details zu entdecken, die dem Normalsterblichen in aller Regel verborgen bleiben, der ist hier sicher in falschen Gewässern. Hier genügt ein Schnorchelgang an der Oberfläche, um Schönes zu entdecken.

Sicherlich könnten auch böse Zungen behaupten, hier wird von gewieften Managern eine Art Country-Britney Spears-Kopie auf den Markt geworfen, aber solche Dinge sollte man in diesem Fall einfach ignorieren. Den arrivierten Nashville Studiomusiker-Größen muss ihr Job jedenfalls sichtlich viel Freude bereitet haben. Man hat irgendwie das Gefühl dass sie sich für dieses junge Talent besonders ins Zeug gelegt haben.

Ich selbst habe selten auf einer CD dieses Genres so saubere instrumentale Arrangements gehört, auch der Klang ist einfach hervorragend. Sicherlich auch ein Grund dafür, dass hier ein wahnsinnig professionelles Werk entstanden ist, bei dem der Spaßfaktor aber trotzdem groß geschrieben wurde, könnte darin zu suchen sein, dass Alecia, trotz ihrer jungen Jahre, schon reichhaltig Tourerfahrung gesammelt hat.

So war sie schon in Europa, in den USA hatte sie Liveauftritte mit Leuten wie Billy Ray Cyrus, Joe Diffie, Collin Raye, Loretta Lynn und anderen. Einer der Höhepunkte ihrer Karriere war bisher der Auftritt 1995 zu Ehren des Gouverneurs Don Sunquist in der Grand Ole Opry.

Herausheben möchte ich aus den elf Stücken, bei denen bei zwei Liedern Alecia als Co-Writerin mitwirkt, die Uptemponummern „Some People Fall, Some People Fly“ und „Ordinary Love“, das funkige Titelstück „I’m Diggin‘ It“ und die schöne Ballade „Every Heart“. Der obligatorische Wermutstropfen ist mal wieder die Kürze der Scheibe.

Abschlussfazit. Auf den meisten Bildern des poppig gestalteten Covers wirkt Alecia, deren musikalisches Vorbild mittlerweile Shania Twain ist, ihrem Alter entsprechend, noch ein wenig teenagerhaft und verträumt. Musikalisch gesehen hat sie es jedoch schon längst faustdick hinter den Ohren…

MCA Nashville (2000)
Stil:  New Country

01. Some People Fall, Some People Fly
02. I Don’t Understand
03. I’m Waiting For You
04. Ain’t No Ordinary Love
05. Every Heart
06. I’m Diggin‘ It
07. That’s The Only Way
08. Say You Will
09. You Wanna What?
10. Stay Awhile
11. Some Say I’m Running

Bärchen Records

Tyler Farr – Redneck Crazy – CD-Review

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Beeindruckendes Major-Debutalbum von einem der vielversprechendsten neuen, jungen Akteure des New Country! Der ursprünglich aus Missouri stammende, mittlerweile nach Nashville übergesiedelte Tyler Farr (zunächst nur mit Stücken wie „Hey Y’all“ für Colt Ford oder „She’s Just Like That“ für Joe Nchols als Songwriter in Erscheinung getreten) legt mit seinem Erstwerk „Redneck Crazy“ direkt einen Traumstart hin. Auch hier hat er über die Hälfte der insgesamt elf Lieder mitkomponiert.

Während die zunächst ausgekoppelten Singles „Hot Mess“ (launiger New Country zum Tanzen und Feiern) und die schöne und mit weinender Steel getränkte Ballade „Hello Goodbye“ (erinnert ein wenig an die einstigen Sons Of Desert) eher Achtungserfolge erzielten, befindet sich das gleichnamige Titelstück „Redneck Crazy“ bereits in den Top 3 der Billboard Country Singles-Charts (zur Zeit auf Platz 2) und ist auf dem besten Weg direkt Tyler Farrs erste Nr. 1-Single zu werden. Ein herrlich melodischer, in den Strophen leicht melancholischer Track mit starkem Refrain und toller Gitarren- und Orgelbegleitung. Dass dieser Song ein gewisses Etwas hat, spürt man direkt mit dem ersten Hören!

Nach dem gut zum Einstieg gewählten, textlich leicht lasziv anmutenden Opener „Dirty“ (bestens für die berühmt berüchtigten Honkytonks geeignet, schön dazu passend in Southern Country Rock-Manier umgesetzt, hat auch ein wenig was von Billy Ray Cyrus „Achy Breaky Heart“) folgt mit „Makes You Wanna Drink“ (z. T. Sprechgesang, Refrain mit Crowd-Unterstützung, Big & Rich-Flair) die erste Nummer aus einem ganzen Reigen von Tracks um das Thema „Trinken“. Ganz in der Tradition des zur Zeit ebenfalls megaerfolgreichen Luke Bryan bietet „Ain’t Even Drinkin’“ mit polternden Drums, klasse E-Gitarren (inkl. zündendem Solo) und „Oh-oh-oh“- Harmoniegesängen, absolut in Nashville angesagten Stoff für die Radiostationen. „Whiskey In The Water“ enthält dagegen wieder viel Melancholie und wunderschöne Poesie („Everyday I pray I thank God I got her, she’s the moon in my shine, the whiskey in my water“).

Das Zeug zum Nachfolger von Little Big Towns Sommer-Hit „Pontoon“ hat zweifelsohne „Wish I Had A Boat“: Ein flapsiger E-Gitarrenrhythmus, ein Refrain zum Mitsingen, tolles Southern Rock-E-Gitarrensolo, dazu wieder Crowd-Harmonie-Gesänge, fertig ist der Gute-Laune-Song mit hohem Wiedererkennungswert. Passt auf jede Party! Ebenfalls ein weiterer, feucht fröhlicher Laune-Kracher ist das an Chris Cagle angelehnte „Chicks, Trucks, And Beer“, bei dem Spezi Colt Ford den Ball zurückspielt und seinen unnachahmlichen Gastauftritt hat (inkl. typischer Rap-Einlage). Auch hier wird und darf die Titelzeile ordentlich mitgegrölt werden.

Erst gegen Ende wird es dann wieder ernster. Das sehr atmosphärisch und toll gesungene und auch gespielte (klasse Bariton-E-Gitarre) „Cowgirl“ bietet Lagerfeuer-New Country für kommende Neo-Western. Am Ende präsentiert Tyler dann seinen gesamten stimmlichen Glanz (übrigens auch insgesamt beeindruckt er mit einem sehr angenehmen, überaus variablen, leicht angerauten Organ, irgendwo in der Schnittmenge zwischen Jeffrey Steele,  und Billy Ray Cyrus) beim nur durch von Channing Wilson (der das Lied auch kreiert hat) mit der Akustikgitarre begleiteten „Living With The Blues“. Ein Stück, das nicht nur musikalisch, sondern auch textlich unter die Haut geht. Ein grandioser Abschluss eines durchgehend starken Erstwerkes. Was für ein Karriereauftakt! Prächtiger, erfrischender, knackiger New Country für die Klientel von Luke Bryan über Justin Moore, Jake Owen, Chris Young, bis hin zu Eric Church oder Blake Shelton. Tyler Farr – ganz klar einer der absoluten Shootig Stars des Jahres 2013!

SONY NASHVILLE/ COLUMBIA (2013)
Stil: New Country

01. Dirty
02. Makes You Wanna Drink
03. Redneck Crazy
04. Whiskey In My Water
05. Hot Mess
06. Hello Goodbye
07. Ain’t Even Drinkin‘
08. Wish I Had A Boat
09. Chicks, Trucks, And Beer
10. Cowgirl
11. Living With The Blues

Tyler Farr
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Michael Ray – Same – CD-Review

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Neuer, talentierter „Jungspund“ am Major-Countryhimmel! Michael Ray, aus dem kleinen Nest Eustin in Florida stammend, kommt wie es so oft ist, aus einer musikalischen Familie. Ein Garth Brooks-Konzert in Orlando war schließlich der berühmte Auslöser, der Michael zum Start einer Karriere als Countrymusiker bewegte. Nachdem er und seine Band sich zunächst mit unzähligen Konzerten in Florida eine heimatliche Fanbasis erspielt hatten, folgte konsequenterweise der Schritt nach Nashville. Auch hier war der Weg zunächst nicht auf Rosen gebettet. Erst ein von Big & Rich initiierter Kontest, den Michael gewann, brachte schließlich den Durchbruch und letztendlich den Deal mit Warner Bros. Nashville.

Ray wurde von Produzentenikone Scott Hendricks (u. a. Blake Shelton, Brooks & Dunn, Alan Jackson) unter die Fittiche genommen und der ist gleich voll des Lobes: „Michael, he’s got it all. He sings well. He’s a really seasoned entertainer. Girls find him not hard to look at. He’s got the drive, the motivation, the work ethic, the right attitude going into this thing. He’s been great to work with in the studio, just getting better and better every time we’re recording. He takes it seriously, and we do have really high hopes for him.“

Der Bursche mit der Vorliebe für aufwendige Arm-Tattoos (wie man es auf den Bildern der CD gut entnehmen kann), startet sein Debüt mit der ersten Single „Kiss You In The Morning“, ein schmissiges, positive Energie verströmendes Lied, das, nicht nur der Stimmenähnlichkeit wegen, Parallelen zu Blake Shelton aufweist. Ist direkt unter den TOP-10 der Billboard-Country-Single-Charts eingeschlagen.

Weiter geht es in Jason Aldean-Manier mit „Another Girl“, ein Stück mit schön rockig treibendem Southern Groove. Ein Fan-Favorit ist bereits „Real Man Loves Jesus“ – wen wundert’s – aus der Feder der Pastoren-Söhne Brad und Brett Warren. Tollen satten Country Rock bietet „Livin‘ It Up“, Insider kennen das Stück vielleicht noch von Emerson Drives „Believe“.

Der großartige Big & Rich-Track „Run Away With You“ wurde von Michael und John Rich neu aufgemöbelt. ‚Kiss a little more‘ heißt die einfache Botschaft auf dem ruhigen „Think A Little Less“, gefolgt von der Piano-geladenen Ballade „I Wish I Was Here“. Das von einem markanten E-Bariton-Gitarrenriff geführte „This Love“ erweist sich als tanz- und radiotaugliche Nummer.

Auch das melodische „Drivin‘ All Night“ empfiehlt sich nicht nur fürs Nachtradio. Mit „Everything In Between“ folgt eine weitere, tolle, sehr atmosphärische Ballade. Klasse hier die etwas düster anmutenden Steeltupfer von Russ Pahl, die dem Lied eine gewisse Tiefe verleihen. Überhaupt muss man hier wieder die Klassemusiker aus der Eliteliga Nashvilles (u.a. Nir Z, Adam Shoenveld, Troy Lancaster Charlie Judge, Michael Rojas, Perry Coleman) erwähnen, die sich für den Debütanten sichtlich ins Zeug legen.

Besonders Dany Radar mit seinem glasklaren, variablen Akustikgitarrenspiel (allein schon das Banjo-ähnliche Wirken auf „Kiss You In The Morning“ ist bärenstark) und die E-Gitarristen setzten ihr großartiges Können immer wieder in Szene. Am Ende huldigt Michael auf „Somewhere South“ seinen Südstaaten-Wurzeln, dazu gibt’s zum Abschluss passender Weise eine kurze Mini-E-Gitarren Twin-Einlage.

Michael Ray eröffnet sein Nashville-Stell-Dich-Ein mit der frischen Energie eines unverbrauchten Major-Neulings auf Höhe von Kollegen wie dem bereits erwähnten Blake Shelton, Justin Moore, Chris Young, Jake Owen, Dustin Lynch & Co. Das erstaunlich reif wirkende Debüt des typischen Mädchenschwarms wird neben „Kiss You In The Morning“ sicherlich noch jede Menge weiterer Hits abwerfen. Ein wirklich vielversprechender Karrierestart mit einem klasse Album!

Warner Bros. Nashville (2015)
Stil: New Country

01. Kiss You In The Morning
02. Another Girl
03. Look Like This
04. Real Men Love Jesus
05. Livin‘ It Up
06. Run Away With You
07. Think A Little Less
08. Wish I Was Here
09. This Love
10. Drivin‘ All Night
11. Everything In Between
12. Somewhere South

Michael Ray
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Bärchen Records

Luke Bryan – Kill The Lights – CD-Review

Luke Bryan setzt dem Jahr 2015 seinen Stempel auf. Nachdem der erfolgreiche Künstler (und er ist ist mittlerweile einer der erfolgreichsten Musikinterperten der USA, weit über das Countrygenre hinaus) vor kurzem mit einer weiteren saustarken Scheibe aus seiner Springbreak-Kollektion („Spring Break… Checkin‘ Out“) aufgewartet hatte, legt er auf Capitol Records nun mit „Kill The Lights“, seinem 5. ‚offiziellen‘ Studioalbum, noch einmal nach. Mann, hat der Sonnyboy eine kreative Energie! Labelintern hat er einer Größe wie Keith Urban mittlerweile fast schon den Rang abgelaufen.

Auch auf „Kill The Lights“ hat Luke wieder einen erheblichen Teil der Tracks mitkomponiert, an seiner Seite natürlich mit das Beste, was Nashvilles Songwritergarde zu bieten hat: Dallas Davidson, Ashley Gorley, Chris DeStefano, Jon Nile, Russ Copperman, Jay Clementi, Rodney Clawson, Luke Laird, Rhett Akins, Ben Hayslip, nur um einige zu nennen. Selbstredend wurde für ihn auch instrumentell das große Besteck aufgefahren. Sämtliche Positionen zum Teil mehrfach besetzt. Auch hier nur Top-Leute der Szene wie Greg Morrow, Shannon Forrest, Ilya Toshinsky, Jimmy Lee Sloas, Mark Hill, Adam Shoenveld, Kenny Greenberg, JT Corenflos, Michael Rojas, Perry Coleman, Hillary Lindsey und, und, und.

Äußerst knackig produziert haben Jeff und Jody Stevens, die sich musikalisch und kompositorisch ebenfalls eingebracht haben und auch diesmal den Spagat geschafft haben, Bryan wieder für die allgemeinen Billboard Charts ’salonfähig‘ zu halten, ohne dabei komplett die New Country-Klientel aus dem Auge zu verlieren. Ein modernes Werk, das vor Kraft und Energie strotzt, aber auch immer wieder tolle Momente des Einkehrens bietet. Die Debütsingle „Kick Up The Dust“, ein Banjo-getriebener lässiger Bro-Countrystampfer hat sämtlichen Staub der Saloontheken weggefegt und sich sofort auf Platz 1 der Charts festgesetzt. Coole Nummer!

Das Titelstück wird mit seinem energiegeladenen Refrain vermutlich so manches Leuchtmittel zum Verglühen bringen. Bryan und seine Co-Writer Jody und Jeff Stevens überraschen hier, man glaubt kaum, das so was möglich ist, mit einem „Billy Jean“-verdächtigen Grund-Rhythmus. Auch ein potentieller Hit. Bryan hat seine ganz starken Momente auf diesem Werk, wenn er zwischendurch immer mal wieder einen Gang zurückdreht. Klasse das Piano-getränkte, relaxt dahin groovende „Strip It Down“, ein herrliches Stück zum Zurücklehnen und Entspannen. Grandios hier die messerscharfen E-Gitarrenslides, der auch insgesamt mit vielen brillanten, auf den Punkt gebrachten Kurzsolis agierenden Klasseleute Greenberg, Shoenveld und Corenflos. Immer wieder ein Genuss, diesen großartigen Instrumentalisten zuzuhören!

Auch das gar nicht schnelle „Fast“ (schöne Powerballade), das atmosphärische „Just Over“ und das abschließende, melancholische „Scarescrows“ bieten wunderbar ruhige Unterhaltung. Hochzeitswillige müssen ihren Wunschsong unter Umständen neu überdenken. Das sehr emotionale, dezent folkige „To The Moon And Back“ könnte mal eine etwas weniger kitschigere und nicht so bekannte Alternative zu den gewöhnlichen Verdächtigen dieser Art darstellen. Klasse hier die countrytypischen Harmoniegesänge von Hillary Lindsey, die den Song auch mitkreiert hat. Ansonsten beherrschen natürlich kraftvolle Tracks die Szene.

Tolles Zusammenwirken von Luke mit Little Big Town-Member Karen Fairchild, die sich auf „Home Alone Tonight“ als tolle Duettpartnerin erweist. „Move“ ist das rockigste Stück des Albums und wird nicht nur die Hüften der vielen heißen Mädels bei seinen Stadionkonzerten in Wallung bringen. Ein herrlich treibender Groove mit starker E-Gitarrenbegleitung inkl. fetzigem Solo. Das Gute-Lune verbreitende „Love It Gone“ würde auch schön ins Repertoire eines Kenny Chesney passen.

Gegen Ende beweist Bryan dann auch, dass er gesangstechnisch durchaus im Southern Rock bestehen kann. „Hurtin‘, Fishin‘ And Lovin‘ Every Day“ entpuppt sich als klassische Nummer, die ein wenig „Can’t You See“- und „Long-Haired Country Boy“-Flair in eine neue Kreation mitlaufen lässt. Grandios hier das knöcherne Banjospiel von Ilya Toshinsky in Kombination mit dem gernretypischen E-Gitarrenspiel der erwähnten Saitenkönner (am Ende kurze Twineinlage).

Fazit: Der New Country-„Hans Dampf in allen Gassen“, Luke Bryan, ist auch 2015 nicht zu stoppen. Zwei Alben der Extraklasse kurz hintereinander sind der Beweis, dass Bryan ganz nah am Zenit seiner Karriere angekommen ist. Auch sein „Kill The Lights“ ist wieder ein wahrer „Killer“ und ganz sicher sein nächstes Nr. 1-Album! Dadurch könnte Luke es glatt schaffen, drei Alben gleichzeitig unter den aktuellen Top-20 der Billboard-Country-Charts zu platzieren. Respekt, Mr. Bryan!

Capitol Records Nashville (2015)
Stil: New Country

01. Kick The Dust Up
02. Kill The Lights
03. Strip It Down
04. Home Alone Tonight (feat. Karen Fairchild)
05. Razor Blade
06. Fast
07. Move
08. Just Over
09. Love It Gone
10. Way Way Back
11. To The Moon And Back
12. Huntin‘, Fishin‘ And Lovin‘ Every Day
13. Scarecrows

Luke Bryan
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Bärchen Records

Andy Griggs – Freedom – CD-Review

Griggs

Alle Achtung! Der kann ja richtig rocken – und macht das auch noch schlichtweg klasse! Kompliment! Drei Jahre nach seinem mit Gold ausgezeichneten Debut (über 500.000 verkaufte Exemplare) „You Won’t Ever Be Lonely“ meldet sich Andy Griggs mit „Freedom“ zurück! Dabei bleibt er nicht bei seiner damaligen künstlerischen Entwicklungsstufe stehen, sondern macht erfreulicherweise einen gewaltigen Schritt nach vorn. Dazu gehört nach einem solchen Erstlingserfolg eine Menge Mut und ein gesundes Selbstvertrauen in die eigene Musik.

Das Resultat ist überaus positiv und kann sich wirklich hören lassen. „Freedom“ ist deutlich rockiger ausgefallen, als der Erstling! Bei seiner dampfenden Version von ZZ Tops „I need you tonight“, kürzlich auf dem ZZ-Top-Country-Tribute „Sharp dressed men“ erschienen, deutete sich der neue Sound schon an, der nun auf „Freedom“ seine Fortsetzung findet: Kerniger, geradeaus rockender New Country mit viel Energie und Druck! Satte, fette Gitarren und „Big Drums“ (ex John Mellencamp Spezi Kenny Aronoff trommelt, was das Zeug hält) überall, eine gewaltige Portion modernen Outlaw-Feeling’s ala Travis Tritt, zuweilen mit einer ordentlichen Brise Southern–Flair, paaren sich mit prima Melodien und ausgezeichnetem Songmaterial.

Dazu ist das Werk messerscharf produziert von David Malloy. Das Album startet mit dem Titelsong! „Freedom“ ist ein riffiger, mit sattem Schlagzeug-Rhythmus ausgestatteter, flotter, knackiger New Country-Song mit schönen Steel-Passagen und einem klasse Slide-Gitarrensolo. In die gleiche Kerbe schlägt das fetzige „The Road To Lasting Love“. Anschließend kommt das großartige „Practice Life“, zu dem Martina McBride die Zweitstimme liefert. Satte E-Gitarren-Riffs, inklusive eines tollen Solos, ein feines Dobro, eine tolle Melodie und jede Menge Power zeichnen diese rockige New Country-Nummer aus.

Anschließend folgt mit „Always“ eine von nur zwei Balladen. Danach ertönt ein herrliches E-Gitarren-Intro, rolling Drums setzten ein, und schon befinden wir uns mitten in dem fulminanten, flockigen, melodischen und druckvollen Country-Heuler „Custom Made“. Ein Knüller-Song, der trotz seiner Power nicht mehr aus dem Ohr geht. Danach wird’s southernmäßig: wie schon beim oben erwähnten ZZ-Top-Tribute-Song hat Andy Griggs sich auch für „A Hundred Miles Of Bad Road“ den ex-Gitarrero Tom Keifer der ehemals sehr erfolgreichen US-Hardrocker Cinderella ins Studio geholt, dessen Vorliebe zum Country-Genre ja schon damals berüchtigt war. Keifers herrliche Slide-Acoustic-Gitarre und fette, rockige E-Gitarren entfachen ein blusigers, southern-gewürztes „Ghosttown“-Feeling in bester Outlaws-/Charlie Daniels-Manier.

Am Ende darf Keifer sogar mit“grölen“. Toller Song mit toller Gitarrenarbeit! Das folgende „How Cool Is That“ kommt wie ein seeliger Bad Company-Rocker mit Countryflair daher, wieder mit starken E-Gitarren und dezenter Steel. „Sweetheart Of Beinja Bayou“ ist ein flotter, melodischer, Cajun-Countryrocker mit Banjo und Fiddle, „Brand New Something Going On“ ist klassischer New Country, und bei dem 6-minütigen „Where’s A Train“, kommt noch einmal die bluesige, southern-infizierte Seite von Andy Griggs zum Vorschein. Wilde Gitarrensoli und sehr viel Gefühl dominieren diesen Song.

Alles in allem ein starkes Album, das man wohl zu den diesjährigen positiven Überraschungen im oft so eingefahrenen Nashville Mainstream-Zirkus zählen muß. Bester rockin‘ New Country aus Music City! Beinhaltet übrigens mit dem von Andys verstorbenem Bruder Mason geschriebenen „Someone Like Me“ noch einen sehr emotionalen hidden track!

RCARecords (2002)
Stil: New Country

01. Freedom
02. The Road To Lasting Love
03. Practice Life (With Martina McBride)
04. Always
05. Custom Made
06. A Hundred Miles Of Bad Road (With Tom Keifer)
07. How Cool Is That
08. I’ve Learned
09. Tonight I Wanna Be Your Man
10. Sweetheart Of Beinja Bayou
11. Brand New Something Going On
12. Where’s A Train
13. Someone Like Me

Andy Griggs
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Carrie Underwood – Carnival Ride – CD-Review

Carrie Underwood, die Gewinnerin der 4. American Idol-Staffel im Jahre 2005, hat mit ihrem Debüt „Some Hearts“ bereits alle Rekorde gebrochen. Das Album ist mittlerweile sechsfach mit Platin ausgezeichnet worden und hält sich selbst zwei Jahre nach der Veröffentlichung immer noch in den Billboard-Country-Charts unter den Top-Twenty. Selbst die in den Staaten ebenfalls überaus erfolgreiche Kelly Clarkson konnte ihr in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. Nicht zu vergessen die Awards und Grammys, die sie zusätzlich einheimste. Ein Bilderbuch-Karrierestart also, sicherlich auch ein Verdienst ihres guten Managements, das mit viel Gespür für die Zeit im Hintergrund agiert.

Auch mit ihrem neuen Album „Carnival Ride“ macht Carrie Underwood eindeutig klar, dass der Vorgänger mitnichten eine Eintagsfliege war, im Gegenteil, es wird erneut zum Großangriff auf die renommierte Konkurrenz im Countrypop-Genre geblasen. Überraschend rockig geht’s beim Opener „Flat On the Floor“ zur Sache und man ist erstaunt, was für dreckig rotzige Töne aus diesem so lieb und sympathisch erscheinenden Wesen herausgeröhrt werden. Ein schwer stampfender Countryrocker, unterstützt von exzellenter Banjo- und E-Gitarren-Arbeit, wobei man spontan in den Songwriting-Credits (wie auch beim später folgenden humorvollen „Last Name“) auf John Rich (Big & Rich) tippen würde, der aber bei diesem Werk nicht involviert wurde.

Bei „All-American Girl“ wird dann in peppiger New-Country-Manier ihrem „Mädchen von nebenan“-Image bestens Tribut gezollt. Die erste Single „So Small“ kommt als Powerballade mit typisch emotionalem Bombast (Carrie holt stimmlich alles aus sich heraus, heulende Steel und seufzende Streicherarrangements) im Refrain daher und könnte als Bewerbung für ein eventuell anstehendes großes Hollywood-Film-Epos aussichtsreich ins Rennen geschickt werden. Davon gibt es mit „Just A Dream“ (überraschend kriegskritischer Text), „I Know You Won’t“ und „Wheel Of The World“ noch weiteren Nachschlag, wobei sich Carrie hier durch ihre vokale Variabilität auszeichnet. Beim Rest wird dann so ziemlich alles abgedeckt, was der musikalische Zeitgeist momentan hergibt.

„Get Out Of This Town“ erinnert mit Stevie Nicks-verdächtigem Refrain an die glorreichen Fleetwood Mac-Tage, bei „Crazy Dreams“ wird sich mit einem markanten Banjo-/E-Gitarren-Intro ziemlich unverblümt an Keith Urbans „Better Life“ vergriffen, bei „You Won’t Find This“ gibt es geschickt verschachtelten, souligen R & B mit einer Portion Country (Alecia Keys lässt grüßen), mit dem Randy Travis-Cover „I Told You So“ wird die „Pure Country“-Klientel bedient (Carrie singt wie die jungen Reba McEntire und Tammy Wynette), bei „The More Boys I Met“ (lustiger Text) und „Twisted“ bewegt man sich zwischen Jo Dee Messina und Shania Twain.

Insgesamt ein kraftvolles, von Mark Bright produziertes Album, das sicher erneut den Nerv der Zeit treffen wird, wie es sich auch in den Charts bereits andeutet (Single Platz 3, Album Platz 2 hinter den Eagles). Carrie war diesmal etwas stärker als beim Vorgänger am Songwriting beteiligt (neben vielen prominenten Komponisten wie u.a. Brett James, Steve McEwan, Chris und Hillary Lindsey, Gordie Sampson, Neil Thrasher, Tom Shapiro), was die Musiker betrifft, wurde natürlich auch fast alles involviert, was Rang und Namen hat (Eric Darken, Paul Franklin, Jonathan Yudkin, Aubrey Haynie etc.), wobei Ilya Toshinsky (Bering Strait) am Banjo und Tom Bukovac an der E-Gitarre die nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen.

Hervorheben muss man eindeutig Carries viel ausgeprägter und reifer wirkende Gesangsleistung, die sich mit den großen Diven der Zunft wie Martina McBride, Faith Hill, Shania Twain, LeAnn Rimes schon jetzt locker messen kann. Unserer Prognose zufolge wird dieses Album aufgrund seiner Vielseitigkeit wieder zum Dauerbrenner und Verkaufshit werden. Die Carrie Underwood-Erfolgsstory geht also garantiert weiter!

Arista Records (2007)
Stil: New Country

01, Flat On The Floor
02. All-American Girl
03. So Small
04. Just A Dream
05. Get Out Of This Town
06. Crazy Dreams
07. I Know You Won’t
08. Last Name
09. You Won’t Find This
10. I Told You So
11. The More Boys I Meet
12. Twisted
13. Wheel Of The World

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