The Wilkinsons – Highway – CD-Review

Das kanadische Trio wartet wohl mit einer recht seltenen Konstellation im Musikbusiness auf, nämlich Vater, Tochter und Sohn in einer Band. Wo man unweigerlich jede Menge Zoff vermutet, wird man aber bereits seit sieben Jahren, seit dem Erscheinen ihres Debütalbums „Nothing But Love“, eines Besseren belehrt. Im Gegenteil: Mit ihrem neuen Silberling „Highway“ zeigt sich die Familienbande sogar geschlossener und so stark wie eigentlich nie zuvor. Ja, man kann ihnen zu einem Generationen übergreifenden Volltreffer gratulieren, denn diese CD beinhaltet musikalische Leckerbissen für Jung und Alt gleichermaßen.

Ein Grund für das blendend harmonierende Teamwork sind sicher die klar abgesteckten Kompetenzen, aber auch, dass jeder für sich immer wieder sporadisch Zeit findet, abweichende Vorstellungen in Soloprojekten zu verwirklichen. Verdienter Lohn für ihr bisheriges Schaffen sind unter anderem ein „CMA Horizon Award“ sowie die Auszeichnung als „Vocal Group Of The Year“. Und auch dank “Highway” dürften die Namen Amanda, Steve und Tyler Wilkinson für einige Nominierungen auf den Notizzetteln der entsprechenden Juroren bereits vorgemerkt sein. Ein glänzendes Werk mit satten 14 Liedern (knapp 51 Minuten Spielzeit), jedes eine kleine Perle für sich.

Sicherlich zum einen ein Verdienst des guten Songwritings, wobei Familie Wilkinson in hohem Maße beteiligt ist, zum anderen im zwar relativ klein gehaltenen Musikerkreis, aber der dafür um so kompetenter bestückt ist. Was hier die Herren Jerry Kimbro an der Akustikgitarre, Michael Rojas an den Keyboards, Joe Spivey an der Fiddle und Dan Dugmore an Steel und Dobro abliefern, ist schon erste Sahne. Nicht zu vergessen John Willis, den man eigentlich bei den meisten Nashville-Produktionen an der Akustikgitarre arbeiten lässt, der diesmal jedoch an der Leadgitarre, Banjo, Sitar und Mandoline zugleich brilliert.

Dabei drängt sich kaum ein Akteur auffällig in den Vordergrund, hier wird dezent, aber unerhört präzise und mit sehr viel Liebe fürs Detail musiziert, was gerade beim Genuss mit dem Kopfhörer besonders zur Geltung kommt. Den Großteil der Vocals übernahm traditionsgemäß die sehr gereift wirkende Amanda, einmal durfte der immer noch ein wenig „milchgesichtige“ Tyler ran („Human“), zwei Songs werden von Vater Steve gesungen („Highway“ und „Grains Of Sand“), dessen Stimme zuweilen an wenig an Ricky Skaggs zu erinnern scheint.

Herrlich niveauvoll country-poppig geratene Songs wie „Little Girl“, „Inside The Lines“, die Single „L. A.“ (wie eine lockere Mischung aus Sheryl Crows „All I Wanna Do“ und Jennifer Hansons „Beautiful Goodbye“), „Human“ oder „Occasionally Crazy“, wirken nie kitschig, machen aber dank der erwähnten musikalischen Feinheiten richtig Laune. Aber auch ruhigere Nummern wie „Melancholy Wine“ (Michael Rojas mit Bruce-Hornsby-like Piano-Geklimper), „Leaving Song“ (klasse Dobrospiel von Dan Dugmore), „One Blue Day“ (traumhafte Barroomballade mit leicht angejazzter E-Gitarre) oder „Not Today“ (Amanda im Stile einer Country-Ikone wie Reba McEntire), wissen durch jeweils genial zu den Stücken passende Stimmung und Texte zu gefallen.

Respekt an alle Beteiligten! Hier wird große New Country-/Countrypop-Musik geboten. Der Wilkinson’sche Motor läuft auf Hochtouren und wird noch sicherlich so manchen „Highway“ passieren. Absolut empfehlenswert.

RCR Records (2005)
Stil: New Country

01. Little Girl
02. Melancholy Wine
03. Leaving Son
04. Inside The Lines
05. L.A.
06. One Blue Day
07. Noone’s Gonna
08. Human
09. Highway
10. Not Today
11. Occasionally Crazy
12. You Want Me
13. Williamstown
14. Grains of Sand

The Wilkinsons
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