Darryl Worley – Here And Now – CD-Review

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Respekt, Respekt, Mr. Worley! Der Mann scheint nicht nur „Nehmer-Qualitäten“ zu besitzen, sondern obendrein noch genug Kraft zu haben, ordentlich „austeilen“ zu können: Erst ist der Major-Deal bei „Dreamworks Records“ futsch, dann bei Neal McCoys kleinem „903 Music“-Independent Label, quasi als Trotzreaktion, sein bislang klar bestes Album abzuliefern, das muss man erst mal hinkriegen, das hat schon Klasse! Etwas rockiger als früher, gleichzeitig immer „real country“, umgarnt mit fetten E-Gitarren, teilweise umweht von einem herrlichen Southern-Flair, geht Worley in den 13 neuen Songs auf, wie nie zuvor!

Bei den früheren Alben fühlte Darryl sich nach eigener Aussage oftmals allzu sehr „in ein Korsett gepresst“, konnte sich eigentlich nie so entfalten, wie er es wollte. Und wirklich, beim Hören der neuen Stücke von „Here And Now“ spürt man förmlich, wie Darryl erleichtert „ausatmet“ und seine ganze, neu gewonnene Energie in die Songs einbringt. Dabei hat sich eigentlich von den Grundgegebenheiten zum letzten Werk gar nicht soviel verändert. Produziert hat erneut Frank Rogers, viele der damaligen Co-Writer sind abermals involviert, und auch der Kreis der exzellenten Musiker früherer Tage hat im Großen und Ganzen wieder Hand angelegt.

Selbst die Cover-technische Umsetzung (12-seitiges Klapp-Booklett mit vielen Bildern und sämtlichen Texten), hält dem Anspruch der großen Label ohne jede Frage stand! Das Geheimnis dieser CD dürfte vielmehr in der völlig zwanglosen Unbefangenheit liegen, mit der man hier zu Werke geht. Es wird nicht auf die Charts und Verkaufszahlen geschielt (obwohl die erste Single „I just came back from a war“ bereits einen prima Chart-Einstieg hingelegt hat), sondern einfach, bei aller Professionalität, voller Spaß los musiziert!

Das kommt prächtig rüber! Worley schreibt klasse Texte, die sympathisch und lebensnah wirken, die Lieder haben sehr viel Pepp und glänzen mit viel Abwechslungsreichtum, die großartigen Musiker, besonders die überragenden Gitarristen Brent Rowan und Pat Buchanan, dürfen sich so richtig austoben. Selten erlebt man eine New Country-CD, die ständige, satte, auf den Punkt gebrachte E-Gitarren-Soli beinhaltet, die so viel Southern-Esprit versprüht.

Kommen wir zu den Songs: „Jumpin’ Off The Wagon“, ein schöner Honkytonk-/Roadhouse Country-Rocker, bedeutet zunächst einmal Worley’s gar nicht so zimperliche Abrechnung mit seinem früheren Label, „Nothin’ But A Love Thang“ ist rhythmischer, dampfender, swampiger, sehr sexy dargebotener Southern-Country und das bluesige, dampfende „Free“ hat gar etwas von den Allman Brothers (typische Orgel/E-Gitarren-Breaks). Der Song zeichnet sich zudem durch einen herrlichen Groove aus.

Die nächsten beiden Stücke („It’s The Way You Love Me“ und „Party Song“) dürften jede Location im staubigen Westen zum Kochen bringen. Das ist abgehender „Gute-Laune Southern Rock“ vom Feinsten, wobei letzteres voller fulminanten Georgia Satellites-Flair steckt! Hier hat man schon die knapp bekleideten Mädels und gut aufgelegten Kerle in bester Feier-Laune auf der Tanzfläche vor dem geistigen Auge. So locker und flockig wie sein Text ist auch die Performance der fantastischen, lupenreinen Countrynummer „Living In The Here And Now“: Schöne Akustikgitarrenuntermalung, immer wieder mit dezenten E-Gitarren und Orgel-Einsätzen versehen, sowie zwei schöne, aufeinander folgende E-Soli beider Gitarristen und eine herrliche Melodie lassen ein wenig entspannte Vince Gill-Atmosphäre aufkommen.

„Do You Know What That Is“ ähnelt von der Coolness her den Stücken, mit denen Trace Adkins in letzter Zeit immer wieder Erfolg hatte. Im hinteren Bereich des Albums gibt es dann noch zwei ruhigere Stücke mit nachdenklichen Texten, zwei erneute rockige Feger („Whiskey Makes The World Go Round“ – so richtig aus dem Leben gegriffen, „Lowdown Woman“ – wieder mit fetten Gitarren und schönem Southern-Feeling), sowie das großartige, bereits erwähnte „I Came Back From A War“, das in einem entspannten, aber durchaus kraftvollen, sehr melodischen musikalischen Rahmen, ebenso patriotisch wie kritisch aktuelle Kriegsproblematik amerikanischer Soldaten reflektiert.

Insgesamt ist „Here And Now“ von Darryl Worley ein Album, das Verlierer und Gewinner offenbart: Verlierer sind sicher sein Frisör, der ihn seit seinem letzten Werk scheinbar nicht mehr zu Gesicht bekommen hat (Darryl jetzt mit langer Matte), und sein voriges Label, das Worleys Stärken augenscheinlich nicht ausreichend zur Entfaltung kommen ließ. Gewinner, und das ist das alles Entscheidende, aber sind Worley selbst, der endlich die Musik machen kann, mit der er sich hundertprozentig identifiziert, und die Fans, die diese großartige Musik in vollen Zügen genießen dürfen! Sehr stark!

903 Music (2006)
Stil: New Country

01. Jumpin‘ Off The Wagon
02. Nothin‘ But A Love Thang
03. Free
04. It’s The Way You Love Me
05. Party Song
06. Living In The Here And Now
07. Do You Know What That Is
08. Things I’ll Never Do Again
09. Slow Dancing With A Memory
10. Whisky Makes The World Go Round
11. Lowdown Women
12. Nothin‘ To Lose
13. I Just Came Back (From A War)

Darryl Worley
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Bärchen Records

Trisha Yearwood – Heaven, Heartache And The Power Of Love – CD-Review

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Trisha Yearwood zählt schon seit vielen Jahren zu den anerkannt besten und ausdrucksstärksten Sängerinnen des (New-) Countrygenres. Diverse CMA- und ACM-Awards, ihre Aufnahme in die Grand Ole Opry, sowie drei Grammys gelten als Beweis für eine kontinuierliche, seit mittlerweile sechzehn Jahren währende, überaus erfolgreiche Karriere auf höchstem musikalischen Niveau. Zu ihren frühen Förderern zählte auch Mega-Star Garth Brooks, mit dem sie seit 2005 verheiratet ist. Nach ihrem starken Vorgänger „Jasper County“ wirft sie jetzt mit „Heaven, Heartache And The Power Of Love“ ihre elfte Studio-CD ins Rennen – und einmal mehr ist dabei auf allerbeste Qualität zu hundert Prozent Verlass!

Das Werk startet direkt mit dem Titelsong, der auch als Videoclip auf dem Silberling beigefügt ist. Nach einem schönen Akustik Gitarren-Intro faucht die aus Georgia stammende Künstlerin zunächst die Titelzeile heraus um anschließend mit einer energiegeladenen Uptempo-Countrynummer (mit dezentem Gospeltouch) ordentlich „in die Vollen“ zu gehen. Beeindruckend hier das schöne Electric-Slide-Solo ihres Tour-Gitarristen Johnny Garcia, der diesmal auch im Studio stark involviert wurde. Yearwoods Stimme ist aufgrund ihrer Variabilität natürlich auch für Balladen bestens prädestiniert. Und so folgt mit „This Is Me You’re Talking To“ prompt ein langsameres Stück, das zunächst sparsam instrumentiert beginnt, mit zunehmender Dauer aber ungemein an Intensität gewinnt. Eine typische Power-Ballade, wie man sie von vielen der großen Diven a la Faith Hill, Martina McBride & Co. immer wieder erfolgreich geboten bekommt.

Weitere Balladen („Nothin’ Bout Memphis“ – mit klasse Horn-Arrangement, „We Tried“- emotionales Flair, wunderbar mit allen Genre-typischen Instrumenten umgesetzt, „Let The Wind Chase You“ – mit Keith Urban als Gastsänger, „The Dreaming Fields“ – elfenartiger Gesang, kammermusikartige Streicher, „Help Me“ – traditioneller, Steelguitar-betonter Countryheuler, und „Sing You Back To M“ – ihrem Vater gewidmet, Trisha solo nur mit Akustikgitarrenbegleitung) wurden auch diesmal von ihrem langjährigem Produzenten Garth Fundis in einem fast gleichwertigen Verhältnis zu den temporeicheren Songs („They Call It For A Reason“ – flotter, gut tanzbarer New-Country, „Cowboys Are My Weekness“ – spaßiger Text, Saloon-tauglicher Retro-Country, sogar mit dezentem „American-Yodel-Slang“ bei einigen Verszeilen, „Not A Bad Thing“ – schön flockiger, eingängiger New-Country mit leichtem „Vince Gill-Aroma“ dank schönem Strat-Spiel von Kenny Greenberg, „Nothin’ About You Is Good For Me“, mit bluesrockiger Note vom Feinsten, und „Drown Me“ – rhythmisch, kratzige Akustikgitarre, E-Gitarren-/Honkytonk-Piano-Schlagabtausch.) gegeneinander aufgewogen.

Ein Album, das richtig Spaß macht und bei dem zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Letztlich auch ein Verdienst der vielen Klasse-Musiker (Kenny Greenberg, Dan Dugmore, Steven Sheehan, Steve Mackay, Chad Cromwell, Greg Morrow, Steve Nathan, Reese Wynans, Eric Darken, Stuart Duncan etc.), die auffällig bemüht sind, dem überaus hohen Gesangs-Level Yearwood’s Stand zu halten. Doch für diese Truppe ist das kein Problem! Mit Big Machine Records hat Trisha zudem ein Label gefunden, bei dem sie sich offensichtlich wohl zu fühlen scheint. Auch die harmonische Ehe mit Garth Brooks überträgt eine spürbare Lockerheit auf die 43-jährige. „Heaven, Heartache And The Power Of Love“ bietet beeindruckende Countryunterhaltung auf aller höchstem Niveau. Eine wahrlich tolle Sängerin! Respekt, Respekt Mrs. Yearwood, für dieses abermals großartige Album!

Big Machine Records (2007)
Stil: New Country

01. Heaven, Heartache And The Power Of Love
02. This Is Me You’re Talking To
03. They Call It Falling For A Reason
04. Nothin‘ `Bout Memphis
05. We Tried
06. Let The Wind Chase You
07. Dreaming Fields
08. Cowboys Are My Weakness
09. Help Me
10. Not A Bad Thing
11. Nothin‘ About You Is Good For Me
12. Drown Me
13. Sing You Back To Me

Trisha Yearwood
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Bärchen Records

Chris Young – Same – CD-Review

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Debüt-Album des diesjährigen „Nashville-Star“-Gewinners Chris Young! Anders als in hiesigen Gefilden kann man beim Sieger dieses Wettbewerbs eigentlich blindlings davon ausgehen, dass sich dieser auch über einen längeren Zeitraum im Business rund um Music City etablieren wird. Der Grund dafür ist einfach die entsprechend hohe Qualität, die alle, die sich letztendlich bei diesem Contest durchsetzen, vorweisen können. Zudem können sie meistens auch auf eine fundierte musikalische Ausbildung zurückblicken.

Im Fall von Chris Young gewährten bereits die Eltern ihrem Sprössling jegliche Unterstützung um auf musikalischem Terrain Fuß fassen zu können. Der aus Murfreesboro, Tennessee stammende Sänger und Songwriter absolvierte schon zu Universitätstagen rund 150 Gigs im Jahr und wagte es, irgendwann sogar ein festes Engagement quasi in der „Höhle des Löwen“ anzunehmen, nämlich dem berühmten Honkytonk-Club in Arlington, dort, wo man dem Nashville-Country im Allgemeinen eher distanziert gegenübersteht.

Doch Young schaffte es dort problemlos mit vier wöchentlichen Auftritten sein Publikum regelmäßig zu begeistern. Rein äußerlich an eine Mischung aus Brad Paisley und Chris Cagle erinnernd, setzten Chris und sein Produzent, der erfahrene Buddy Cannon (Kenny Chesney, Sara Evans, John Michael Montgomery etc.) auf eher traditionellen New Country-Werte, die aber von den beteiligten Musikern derartig knackig und fett eingespielt werden, dass es eine wahre Freude ist. Der erst 21-jährige Young versteht es fast wie ein Chamäleon in farblicher Hinsicht, seine Stimme, (meistens im Bariton-Bereich liegend und für sein Alter bereits erstaunlich reif klingend), immer wieder zu verändern und der Stimmung der jeweiligen Stücke optimal anzupassen.

Hier und da hört man mal einen Blake Shelton, Randy Travis, Buddy Jewell oder einen Trace Adkins heraus, ohne das es den Anschein erweckt, Young habe kein eigenes Profil. Gleich das erste Stück wurde von einem überaus prominenten Trio komponiert: Trick Pony-Bassist Ira Dean, Klasse-Musiker und Songwriter David Lee Murphy sowie Hit-Erfolgsgarant Kim Tribble erschufen mit „Beer Or Gasoline“ einen kraftvollen, satten Countryrocker mit stampfendem E-Gitarren-Rhythmus, der mit jeder Menge Liebe zum Detail (integriertes Banjo, Dobro und Mandoline, Soli :Fiddle / Dobro) glänzt. „You’re Gonna Love“, „Drinkin’ Me Lonely“ (der Song, mit dem Young die Herzen des „Nashville Star“-Publikums eroberte – erste Single – übrigens von ihm selbst mitkomponiert), sowie „Flowers“ decken den eher gemäßigteren Teil des Werkes ab. Ansonsten dominiert jedoch bei allen Songs eine sehr zeitgemäße, überaus knackige Performance.

Immer wieder hören wir starke Gitarrenparts von so etablierten Klasse-Leuten wie Kenny Greenberg oder Pat Buchanan, kombiniert mit Fiddle, Honkytonk-Piano, Steelguitar oder Mundharmonika, zum Teil ein wenig funkig-rockig präsentiert wie Chris Cagle das des öfteren tut, oder aber mit coolem „Sprechgesang“ der Marke Trace Adkins modernisiert.

Richtig flott geht es bei den Boogie-mäßigen „White Lighning Hit The Family Tree“ (erinnert vom Flair an den Chuck-Berry-Klassiker „C’est La Vie“) oder „Lay It On Me“ (starkes Piano, krachende Drums, Fiddle-/Harp-/E-Gitarren-Solo) zu, während „I’m Headed Your Way, Jose“ auf humorvolle Weise den Grenzkonflikt USA/Mexico in konträrer Weise auf die Schippe nimmt (…“Here’s the keys to my Chevrolet, you can have the house and bills I pay, welcome to the good ol’ U.S.A, Im headed your way, Jose.“).

Eine passende Baritone-E-Gitarre und typische Trompeten vermitteln hier diese herrliche Border-Atmosphäre. „Who’s Gonna Take Me Home“ schließlich lässt dann mit krachendem Schlagzeug-Tusch am Ende diese Klasse-Albums noch einen tollen, kräftigen Country-Rocker mit coolem Southern-Flair ausklingen!

Insgesamt kann man dem Newcomer ein kurzweiliges, sehr lebhaftes Debüt attestieren. Man merkt förmlich, dass der Junge „heiß“ war, sich auf seiner ersten Scheibe zu präsentieren. Gelingt es Chris Young in Zukunft noch weiter sein Profil zu schärfen, dürfte einem weiteren „jungen Wilden“ in Nashville eine große Karriere bevorstehen.

RCA Int. (Sony Music) (2006)
Stil: New Country

01. Beer Or Gasoline
02. You’re Gonna Love Me
03. Drinkin‘ Me Lonely
04. White Lightning Hit The Family Tree
05. Lay It On Me
06. Burn
07. Small Town Big Time
08. Flowers
09. Center Of My World
10. I’m Headed Your Way, Jose
11. Who’s Gonna Take Me Home

Chris Young
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Bärchen Records

Chris Young – Neon – CD-Review

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Der ehemalige Nashville Star-Gewinner und im Countrygenre seither sehr beliebte Chris Young gibt sich auch mit dem schwierigen dritten Major-Werk „Neon“ keine Blöße und liefert ein Album voller Chartambitionen ab. Das Werk erscheint in den USA zeitgleich mit „Red River Blue“ des anderen, ebenfalls megaerfolgreichen, noch recht jungen Neo-Traditionalisten Blake Shelton. Man darf gespannt sein, wer von beiden in der Publikumsgunst die Nase vorn haben wird.

Produziert hat wieder, wie schon zuvor „The Man I Want To Be“, Nashville-Veteran James Stroud (u.a. Tim McGraw, Clint Black), das immerhin mit „Gettin’ You Home“, „Voices“ und dem Titeltrack gleich drei Nr.1-Hits abgeworfen hatte. Ein hohe Hürde, die also diesmal mit „Neon“ zu nehmen ist. Young setzt erneut auf sehr melodische Songs mit starkem textlichen Identifikationsgrad, Refrains mit hohem Wiedererkennungswert (die meisten hat er selbst mit diversen Co-Autoren geschrieben, drei Fremdkompositionen, diesmal keine Cover) und auf seine warme, dierer geradezu umschmeichelnde Bariton-Wohlfühlstimme.

Der Bursche kann wirklich singen! “ Can Take It From There“(ein typischer „Wochenend“-Song mit lässigem Rhythmus) eröffnet den Reigen von durchgehend stark instrumentierten Nummern. Kein Wunder, hier wirkt die Creme-de-là-Creme der Nashville-Musikerszene mit Leuten wie Shannon Forrest, Mike Brignardello, Mark Hill, Kenny Greenberg, Brent Mason, Paul Franklin, Aubrey Haynie, Steve Nathan und Wes Hightower mit. Mit „Lost“ (markantes E-Gitarren-Riff, klasse Solo, Steel, Piano, Orgeltupfer, Jason Aldean-Flair) und der ersten Single „Tomorrow“ (geschrieben zusammen mit Frank Myers und Anthony Smith, hat direkt die Top-5 erreicht – emotionale Ballade mit kräftigem Refrain, Fiddle, Steel, Mandoline) folgen sofort zwei potentielle Nr.1-Hits.

In einem insgesamt recht ruhig gehaltenen Werk, sticht „Save Water, Drink Beer“ als einzige wirkliche, ziemlich polternde Uptemponummer deutlich heraus. Fette Drums, heulende Fiddle, ein treibender Rhythmus und eine starke Slide-/Bariton-E-Gitarren-Kombi als Solopart lassen den Laune-Pegel abrupt in die Höhe schießen. Auch das Alan Jackson-/Randy Travis- umwobende Titelstück (dazu dezent unterschwelliges Westcoast-Ambiente Marke Eagles) bietet Relaxatmosphäre pur.

„Old Love Feels New“ und „Flashlight“ reflektieren Vater-Sohn-Beziehungen im Rahmen traditioneller, Familien-angehauchter Countrystimmung, während „You“ (klasse Dobrospiel von Paul Franklin) und „When She’s On“ (Fiddle, surrendes E-Gitarren-Solo, ein wenig retromäßig swingend) wieder peppiger einhergehen. Am Ende wird bei „She’s Got This Thing About Me“ dann ganz großes, kammermusikartiges Gefühlskino geboten. Youngs prägnante Stimme, die sparsame Instrumentierung (fast nur Akustikgitarre und Piano), dazu eine regelrechte Streicherwand, drehen überaus schwer an der Pathos-behafteten Schraube. Da ist ganz tiefes Durchatmen am Ende angesagt. Beeindruckend!

Mit „Neon“ ist Chris Young ein weiteres, starkes Album, in der Tradition so angesagter Kollegen wie Blake Shelton, Luke Bryan, Josh Turner, Justin Moore, Tim McGraw, Billy Currington & Co. gelungen, das Hitsongs an der berühmten Perlenkette beinhaltet. Die Radio-Stationen haben hier wohl demnächst die Qual der Wahl. Chris Young hat das Zeug zu einem kommenden Superstar!

RCA Int. (Sony Music) (2013)
Stil: New Country

01. Aw Naw
02. Hold You To It
03. Lonely Eyes
04. Goodbye
05. A.M.
06. Nothin‘ But The Cooler Left
07. Who I Am With You
08. Text Me Texas
09. We’re Gonna Find It Tonight
10. Forgiveness
11. Lighters In The Air

Chris Young
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Bärchen Records

Lonestar – 20.02.2011, Four Corners, Untermeitingen – Konzertbericht

Was unternimmt man nicht alles für die Musik! Die New Country-Band Lonestar ist in den Staaten mit diversen Nr. 1-Songs und mehrfach prämierten Alben (teilweise mit Doppel-Platin) ein echtes Schwergewicht. Gut, mit dem Ausscheiden zweier ihrer charismatischen Persönlichkeiten wie John Rich (zu Anfangszeiten Bassist der Band), heute Teil des ebenfalls megaerfolgreichen Duos Big & Rich, dazu auch solo und als Produzent, sowie seit 2007 Sänger Ritchie McDonald (entschied sich für eine Solo-Karriere), fehlen natürlich mittlerweile zwei absolute Persönlichkeiten und ich behaupte mal einfach, dass man Lonestar in dieser Original-Besetzung vermutlich hier nie zu sehen bekommen hätte.

Aber egal, mit dem neuen Sänger Cody Collins haben die restlich verbliebenen Mitglieder Michael Britt, Keach Rainwater und Dean Sams einen Cut gemacht und frönen jetzt einem etwas ‚verjüngten‘ musikalischen Stil, Marke Keith Urban, Rascal Flatts & Co., wie ihr erstes Album „Party Heard Around The World“, das erste in der Post-McDonald-Ära, bewies. Mich hatte schon gefuchst, dass ich sie letztes Jahr, aufgrund meines bereits gebuchten Urlaubs, nicht zu Gesicht bekommen konnte. Denn da sind sie auch, wie an diesem Wochende, bereits zu einem Doppelkonzert im Four Corners angetreten.

Eine tolle Location, dieses Four Corners, gelegen in einem Industriegebiet etwas außerhalb von Untermeitingen! Aber von vorne. Ich hatte die geplanten Auftritte wieder sehr spät zur Kenntnis genommen (der Gig samstags war da bereits ausverkauft) und die Tickets demnach auch relativ kurzfristig dann für sonntags geordert. Die Zusendung klappte aber tadellos. Da wir für unseren Hund nur eine Betreuung von Sonntag Mittag bis Montag früh in der Eile organisieren konnten, entschied ich auf eine Übernachtung zu verzichten und damit die 620 km-Reise in die Nähe von Augsburg (mit Besichtigung der Stadt), Konzert und Rückfahrt der gleichen Strecke in einem ‚Abwasch‘ zu erledigen. Eine ambitioniertes Vorhaben, das es nach etlichen Stunden auf den Beinen und einem Wintereinbruch am Abend (der die Rückfahrt auf den ersten 200 km zusätzlich erschwerte – aber dafür ohne Staus) dann auch wirklich war!

Da der Magen schon am späten Mittag knurrte, hatten wir uns entschlossen bei einem Italiener in Augsburg zu dinieren. Wir verpassten dadurch leider ein Mahl im Four Corners, das dafür viele der Anwesenden an den Tischen im in Oktoberfest-Manier aufgemachten Saal einnahmen. Was da an Getränken und Essen im Verlaufe des Abends durch die Besitzerin Marianne Theil und ihr Team in den beengten Verhältnissen plus der beiden zu erklimmenden Emporen abgewickelt wurde, war schon unglaublich. Und die Dame schien immer zur Stelle zu sein, Bestellungen wurden stante pede erledigt. Chapeau für diese Energieleistung.

Der Saal strahlte eine Mischung aus Western-Saloon-Flair und Bierzeltatmosphäre aus. An der Decke war eine Art Kutschenwagen befestigt, in der Ecke zu einer der Emporen baumelte ein Galgenstrick von der Decke. Sämtliche Plätze waren mit Namensschildern beschriftet. Wir hatten leider im Emporenbereich einen nicht ganz so günstigen Platz am Rande der Bühne erhalten, der einen kompletten Blick aufgrund einer zusätzlichen Bedachung der Bühne nicht zuließ. Da ich als ‚Privatperson‘ angereist war, wollte ich eigentlich erst gar keinen Bericht verfassen und das Konzert einfach so genießen. Angesteckt durch die Atmosphäre, beschloss ich dann aber doch spontan, das Ganze schriftlich festzuhalten.

Pünktlich um 20.00 Uhr eröffnete die Vorgruppe Cripple Creek Band das Geschehen und hinterließ direkt einen hervorragenden Eindruck. Sie präsentierte einen unterhaltsamen Mix aus Coverstücken bekannter New Country-Interpreten wie Trace Adkins („Swing“), Brad Paisley („You’re The World“ – in einer peppig aufgemachten Klasse-Version), Keith Urban („Who Wouldn’t Wanna Be Me“), Rascal Flatts („Backwards“) und Charlie Daniels („The Devil Went Down To Georgia“ – hier brachte der vielseitige Helmut Limbeck, der wie eine Kreuzung aus Brad Paisley und Pierre Littbarski optisch rüber kam, die Saiten seiner Fiddle regelrecht zum Glühen) und eigenen Songs, um ihr demnächst erscheinendes Album schon im Vorfeld zu promoten.

Bei mir blieben das Westcoast-angelehnte „Blue Water“, das auf dem Sampler des Country Music Meeting 2011 enthaltene „I Forgot To Forget“ und ein schwerer von Bassist Mike Gerst gesungener Southern Rocker in Erinnerung, bei dem auch der Bandleader Eric Hügel (wie auch bei vielen anderen Songs) auf seiner Telecaster satte E-Gitarrenarbeit ablieferte (klasse vor allem sein Bariton-Spiel). Nach gut einer Stunde erhielten sie für ihren tadellosen, sympathischen und sehr unterhaltsamen Auftritt zurecht tosenden Applaus. Klasse, die Jungs!

Eine halbe Stunde später legte dann Lonestar im Sextett mit „You’re Like Coming Home“ los. Direkt fiel auf, dass Sänger Cody Collins doch noch ziemlich bubihaft wirkt und, klaro, dem Charisma eines Ritchie McDonalds noch nicht das Wasser reichen kann, was die Band auch vermutlich bei der Besetzung der Personalie bewusst kalkuliert hat. Dafür verleiht er Lonestar ein deutlich flotteres und juvenileres Image. Er schöpfte den Rahmen seines Könnens mit Bravour aus. Der Part des Bandleaders wurde von daher von Gründungsmitglied Dean Sams bekleidet, der gleich mehrfach den Entertainer mimte und immer wieder den Dialog zum mit vielen Cowboyhüten bespickten Publikum suchte. Eine echte Quasselstrippe, wenn er einmal losgelegt hat!

Was folgte, war eine schöne Auswahl der gesamten Schaffensperiode („Tell Her“, „Heartbreak Everday“, das rockige „Be Careful When You Kiss Me“, das launige „You Walked In“, „What About Now“, der Superhit „Amazed“- damals wochenlang nicht nur in den Country-, sondern auch in den normalen Charts Nr.1, „With Me“, die schöne Ballade „Smile“, „Front Porch Looking In“, „No News“, garniert mit Stücken vom aktuellen Album wie „Beat“, das herrlich melodische „Making Memories“ und das treibende „Live, Laugh And Love“. Klasse auch das dazwischen geschobene Cover von Marc Cohns „Walking In Memphis“, das in der Lonestar-Version deutlich flotter gespielt wurde.

Mein Mann des Abends war jedoch Michael Britt, der seine immer präzise auf den Punkt gebrachten E-Soli in angenehm untheatralischer Art performte. Der um 23.00 Uhr stürmisch eingeforderte Zugabenteil begann mit dem weiteren, balladesken Nr.1- Hit „I’m Already There“, das dann im eigentlichen Quartett und auf Hockern präsentiert wurde. Der Titeltrack vom Album „Party Heard Around The World“ (mit integriertem Beatles-„Get Back“) bildete die flotte Vorhut für ein anschließendes Rock-Medley, wobei man sich darüber streiten kann, ob so weitere olle Kamellen wie u.a. ZZ Tops „Gimme All Your Lovin'“, Thin Lizzys „The Boys Are Back In Town“ oder Led Zeppelins „Rock’N’Roll“ bei einem New Country-Konzert wirklich angebracht sind. Sie bewiesen zumindest, dass Countrymusiker auch die Rockkeule mühelos schwingen können. Ich persönlich brauche solche abgenudelten Stücke nicht unbedingt und hätte lieber dafür noch drei weitere Lieder aus dem reichhaltigen Lonestar-Fundus gehört.

Der glänzenden Stimmung des Abends tat es aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Leute waren mit diesem furiosen Finale hoch zufrieden und verabschiedeten Lonestar zurecht mit deftigem Applaus. Die lange Reise hatte sich gelohnt. Nur der Wettergott gab den Spielverderber und begrüßte uns mit einer geschlossenen Schneedecke und einem total eingeschneiten Wagen. Nach 26 Stunden auf den Beinen und 1250 zurückgelegten Kilometern hatte das ‚Unterfangen Lonestar‘ mit der heilen Ankunft zuhause dann aber ein glückliches Ende!

Lonestar
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Four Corners Untermeitingen

Van Zant – Get Right With The Man – CD-Review

Dritte Zusammenarbeit der beiden Van Zant-Brüder Donnie (38 Special) und Johnny (Lynyrd Skynyrd)! Um es gleich vorweg zu nehmen: Ganz klar die stärkste, und das ohne Wenn und Aber! Zwei gestandene Southern Rocker begeben sich auf, natürlich schön southern-infizierte, New Country-/Countryrock-Pfade und machen der Konkurrenz à la Montgomery Gentry & Co. mächtig Dampf „unterm Hintern“! Die beiden Vorgängeralben „Brother To Brother“ und „II“ waren sicherlich nicht von schlechten Eltern, klangen jedoch, auch wenn Donnie und Johnny ihre Southern-Roots nicht verleugneten, recht mainstreamig und (vor allem das zweite) ziemlich glatt.

Und besinnt man sich nun auf die Neigungen ihres großen Bruders Ronnie zurück, was lag da näher, als es mal mit einem southern-lastigen Country(rock)-Album zu versuchen, denn der liebte es schon damals die Einflüsse des Genres in so manchem Skynyrd-Songs unterzubringen, wie Stücke der Marke „Mississippi Kid“, „Made In Shade“, „Honky Tonk Night Time Man“ und andere eindeutig beweisen. So ist diese Entwicklung durchaus als konsequent zu bezeichnen, zumal Southern-orientierte Country-Musik in Nashville als Nische eigentlich noch nicht übermäßig besetzt ist, aber durchaus von Erfolg begleitet sein kann, wie es die bereits erwähnten Montgomery Gentry, Travis Tritt und ein paar Kollegen nachhaltig beweisen.

Und einer, der es ebenfalls vorgemacht hat, wie man beide Stilarten harmonisch miteinander kombinieren kann, ist Jeffrey Steele, der vor einigen Monaten ein überragendes Werk mit “Outlaw“ hingelegt hatte. Jener Mr. Steele wurde in nicht unerheblichem Maße beim Songwriting mit Donnie und Johnny, sowie als Backgroundsänger bei „Get Right With The Man“ eingebunden (hat auch eine kleine Gesangspassage bei „Been There Done That“), und auch Tom Hambridge ist in kompositorischer Hinsicht keine Zufalls-Wahl, denn auch der hat bereits häufiger bewiesen, dass er sich auf beiden Terrains bestens auskennt. Dritte im Songwriting-Bunde sind die Warren Brothers, die auch schon öfter für Skynyrd gearbeitet haben und somit ebenso als Experten beider Areale gelten.

Bleibt festzustellen, das hier durch eine brillante Wahl in Sachen Co-Writer, sowie intelligent gewählter Fremdschreiber, die gesunde Basis für eine prächtige Scheibe gelegt wurde. Der Kreis der Musiker, die sich an die delikate Angelegenheit herantrauen durften, ist klein, dafür aber umso exklusiver: Drums-Greg Morrow; Akustik-Gitarre-John Willis; Electric-Gitarren-Tom Bukovac, Kenny Greenberg; Bass-Michael Rhodes, Glenn Worff; Keyboards-Reese Wynans; Steel, Banjo-Russ Pahl; Fiddle-Glen Duncan; Percussion-Greg Morrow, Eric Darken; Background Vocals-Bekka Bramlett, Trez, Perry Coleman, Jeffrey Steele!

Dementsprechend spielt sich hier alles auf einem hohen Niveau ab. Hochkarätige Profis, die es vor allen Dingen auch richtig „southern“ können, halt, wobei natürlich auch die starken Gesangsleistungen der Van Zants explizit hervorzuheben sind. Beide klingen sehr frisch! Man merkt Ihnen den Spaß an der Geschichte deutlich an. Da wird sich variabel den Stimmungen der Lieder angepasst, aber auch geröhrt, gebölkt, gelacht, geflachst und sich zum Teil die Bälle im Duett zugespielt, wie beim rock’n’rolligen Gute Laune-Honkytonker „Plain Jane“. Nicht zu vergessen die herrlich, den Punkt treffenden. immer wieder geschickt eingestreuten, weiblichen Backgrounds, wobei Bekka Bramlett eine überragende Figur abgibt.

Der starke Opener „Takin’ Up Space“ kommt als fast 99%er Southern-Rocker daher, in einer absolut fetzigen Version einer imaginären Band, die „38 Skynyrd“ heißen könnte. „Country“ klingt da eigentlich nur ein im Break plötzlich auftauchendes Banjo. Dennoch, trotz des gewichtigen Southern-Anteils und des insgesamt recht rockigen Charakters, ist die knackige New Country-Note stets präsent. Das Schlagen der musikalischen Brücke zwischen Southern Rock und New Country ist bestens gelungen. Sehr Southern gewichtig sind noch „Sweet Mama“ (starkes Skynyrd-Cover von der „Vicious Cycle“-CD), „I Know My History“ (Biker-taugliche, Skynyrd-lastige Nummer), „I’m Doin’ Alright“ (könnte aus der 38 Special-Anfangsphase stammen), das zu Beginn recht holprige, aber schön rhythmisch dahin stampfende „Lovin’ You“, welches mittels der einsetzenden, satten SlideGitarre und dem Refrain mächtig Fahrt gewinnt, das bereits erwähnte „Plain Jane“, sowie „Been There Done That“, das auf dem rockigen, vorletzten Skynyrd-Album „Edge Of Forever“ keinen Vergleich hätten scheuen müssen.

Die Countryelemente stehen richtigerweise bei den Nummern im Vordergrund, bei denen man etwas mehr auf’s Bremspedal tritt. Wie bei solch melodischen Tracks, wie „Nobody Gonna Tell Me What To Do“, der Single „Help Somebody“ oder „I Can’t Help Myself“! Hier bekommen Banjo und Steelgitarre reichhaltigen Spielraum. Die Songs stecken aber dank knackiger Drums und fetter E-Gitarren-Einlagen dennoch voller Power!

Fazit: Donnie und Johnny Van Zant haben ein richtig starkes Southern-(New)Country(rock)-Album abgeliefert, das sowohl in Nashville, als auch in Atlanta oder Jacksonville (und natürlich bei uns) gefeiert werden dürfte. War nicht unbedingt zu erwarten, ist aber umso erfreulicher! Super Leistung, Boys! So „Get Right With The Van Zants“!

Columbia Records, 2005
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Help Somebody
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. I Can’t Help Myself
08. I’m Doin‘ Alright
09. Lovin‘ You
10. Plain Jane
11. Been There Done That

Van Zant
Bärchen Records

Jessica Andrews – Now – CD-Review

Eine der Entdeckungen des Jahres 2003 für mich persönlich ist sicherlich Jessica Andrews, denn die Gute hat mit „Now“ schon ihr bereits drittes Album veröffentlicht, und das gerade mal mit 19 Jahren. Äußerlich einer natürlichen Ausgabe von Ex-Spice-Girl Victoria Beckham ein wenig ähnelnd, bringt das in Huntington, Tennessee, geborene Mädel eine Gesangsleistung der Spitzenklasse. Eine satte, moderne und energiegeladene Produktion, durch Byron Gallimore, der für Jessica auch den erlesenen Kreis der Studiomusiker seines Steckenpferdes Tim McGraw mit ins Boot nahm.

Beste Unterhaltung mit viel Abwechslung und Überraschungen, wobei der kommerzielle Bereich weder nervig noch zu künstlich daherkommt.
Ich denke, so ungefähr könnte ein Album klingen, wenn Stevie Nicks eine New Country-Platte machen würde. „They Are Roses“ beispielsweise klingt ihr zum verwechseln ähnlich und zeigt, welch reife Stimme die junge Jessica bereits jetzt vorzuweisen hat.

Tolle Songs unter vielen (15 + Hidden Track): „When Gentry Plays Guitar“ müsste eigentlich heißen, „When Michael Landau and Brent Mason Play Guitar“. Gerade das akustische Spiel vom letztgenannten ist absolute Weltklasse. Oder „Cowboy Guarantee“. Eine entspannte Ballade mit Lagerfeuerflair, die runter geht, wie ein eisgekühltes Königs-Pils.

Das Honkytonkstück „Good Time“ in bester Bonnie Raitt-Manier, traditionell gehalten, aber unglaublich knackig und schwungvoll arrangiert. Übrigens einer der beiden Songs, bei denen die Künstlerin auch am Songwriting beteiligt war. Wie auch beim Opener „There’s More To Me Than You“, das zum einen als fetziger Anheizer für den Rest des Albums fungiert, zum anderen als Hidden Track, bei dem Miss Andrews einzig zur Pianobegleitung des überragend aufgelegten Steve Nathan balladesk und besinnlich den Abschluss dieses genialen Gesamtwerks findet. Ein toller Song mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern, stark gemacht. Endlich mal ein Hidden Track, der mir Spaß macht.

Unterm Strich: Wer mal Lust auf knackigen und gut gemachten New Country-Pop auf höchstem Niveau (Richtung Alecia Elliott, SHeDAISY, aber besser) von einer variablen jungen Sängerin hat, sollte hier schnell zugreifen.

DreamWorks Nashville (2003)
Stil: New Country

01. There’s More To Me Than You
02. When Gentry Plays Guitar
03. I Wish For You
04. To Love You Once
05. Bring It To You
06. Never Be Forgotten
07. They Are Roses
08. Sunshine And Love
09. You’re The Man (That Brings The Woman Out Of Me)
10. Cowboy Guarantee
11. Now
12. Second Sunday
13. Windows On A Train
14. God Don’t Give Up On Us
15. Good Time (Hidden Track)

Jessica Andrews bei Facebook
Bärchen Records

Garth Brooks – Man Against Machine – CD-Review

Der König und Miterfinder des New Country ist zurück! Fast dreizehn Jahre nach dem Rückzug aus dem Musikbusiness (zumindest was „echte“ Alben angeht – „Scarecrow“ war das letzte), um sich verstärkt der Erziehung seiner drei Töchter widmen zu können, tritt Garth Brooks mit dem heiß erwarteten Comeback „Man Against Machine“ jetzt auf „seine“ Bühne zurück. Und, um es vorweg zunehmen, es ist ihm großartig gelungen! Der Grund ist vor allem darin zu finden, dass der beliebte Entertainer eine wunderbare Balance gefunden hat, hinter ihm Liegendes mit den in der Zwischenzeit entstandenen Trends der Sparte durch viel Augenmaß zu verbinden und dabei auch noch eine gewisse Risikobereitschaft und Experimentierfreudigkeit zugleich an den Tag zu legen.

Schon der Opener und Titelsong „Man Against Machine“, gewidmet dem amerikanischen Volksheld John Henry (der Legende nach sollte der Bahnarbeiter durch eine Schlag-Maschine ersetzt werden, die er jedoch in einem anberaumten Wettbewerb schlug, danach aber tot zusammenbrach) weiß zu überraschen. Brooks, der den Track mitkomponiert hat (wie auch zwei weitere der insgesamt 14 Tracks) macht daraus einen episch durchzogenen, sehr emotional dargebotenen Southern Rocker (klasse E-Gitarren!) mit fröstelnden „War“-Crowd-Harmoniegsängen zu Schlaghammergeräuschen im Hintergrund. Erinnert von der Art ein wenig an Eric Churchs „The Outsider“ (nur besser gelungen). Das folgende melodische „She’s Tired Of Boys“ wird durch die unverkennbaren Vocals seiner Ehefrau Trisha Yearwood bereichert.

Auch das schon von einem bald progressiven Charakter gekennzeichnete „Cold Like That“ würde man nicht so einfach auf einer Garth Brooks-Agenda vermuten. Famos hier die atmosphärischen Gitarrenpassagen der beiden hervorragenden E-Gitarristen Chris Leuzinger und Kenny Greenberg. Natürlich weiß der beliebte Musiker auch immer noch, was ihn damals (bis heute) zum Maß aller Dinge gemacht hat. So gibt es mit den Piano- und Steel-unterlegten, teilweise typisch melancholisch/baladesken Stücken wie „Mom“, „Cowboys Forever“, „Send ‚Em Down The Road“ oder dem düsteren „Midnight Train“ Lieder, die sich an seine überragenden Hits wie „The Dance“, „Wild Horses“ oder „The Thunder Rolls“ ein wenig anlehnen, ohne sich aber zu sehr anzubiedern. Auch das herrlich altmodisch swingende „Rodeo And Juliet“ (schönes Wortspiel) wäre perfekt für seine unwiderstehlichen Laufeinlagen bei seinen Live-Gigs prädestiniert. Hier leiert die Steelgitarre, quietscht die Fiddel zu angejazzten Gibson-E-Gitarren-Tönen in bester, launiger Retro-Manier.

Jerry Douglas gibt als Gast auf dem kurzen „Wrong About You“ seine markanten Dobro-Einlagen zum Besten. Auch die erste Single wartet mit sehr rhythmisch pop-rockigen Untertönen auf. „People Loving People“ heißt die einfache, aber unmissverständliche, politische Botschaft, um diese Welt voller Kriege, Leid und Hunger zu verbessern. Auch die humorvolle Kapitalismuskritik bei „Fish“ macht richtig Spaß. Es geht um einen Geschäftsmann (Brooks), der einem einfachen, genügsamen Fischer erklären will, wie man zu Reichtum kommen kann, um nachher nur noch das tun zu können, was einem Spaß macht. Der Fischer fragt ihn dann: „Fischen?“ Schließlich sitzt der geläuterte Business-Mensch mit dem Fischer am Steg und angelt gemeinsam mit ihm Fische. Am Ende lassen das wieder überaus atmosphärische „You Wreck Me“ (tolle Piano- und grandiose E-Gitarrenklänge mit Streicheruntermalung) und die soulig-bluesige Southern-Ballade „Tacoma“ (erinnert ein wenig an Elvin Bishops „Fooled Around And Fell In Love“ – tolle, gospelige, weibliche Background-„Uuh-Uuh“-Gesänge) keinen Zweifel daran, dass sich Garth Brooks auf dieses heikle Unterfangen intensiv und bestens vorbereitet hat.

Musikalisch perfekt in Szene gesetzt haben dieses Werk neben den bereits erwähnten Könnern alte Weggefährten wie Milton Sledge, Mike Chapman, Bobby Wood, Bruce Bouton, Rob Hajacos und Hochkaräter wie Greg Morrow, Eddie Bayers, Bryan Sutton, Richard Bennet und klasse Sänger/innen wie Karyn Rochele, Vicki Hampton und Robert Bailey. Sauber und transparent produziert hat Mark Miller. Garth Brooks hat mit „Man Against Machine“ ein Aufsehen erregendes und sicher heiß diskutiertes Album abgeliefert. Der „Vater des New Country“ ist somit gerade heute aus unserer Sicht eine spektakuläre und positive Bereicherung in der aktuellen Nashville-Maschinerie. Welcome back, Garth Brooks!

RCA Int. (Sony Music) (2014)
Stil: New Country

01. Man Against Machine
02. She’s Tired of Boys
03. Cold Like That
04. All-American Kid
05. Mom
06. Wrong About You
07. Rodeo and Juliet
08. Midnight Train
09. Cowboys Forever
10. People Loving People
11. Send ‚Em On Down the Road
12. Fish
13. You Wreck Me
14. Tacoma

Garth Brooks
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Jake Owen – Days Of Gold – CD-Review

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Goldene Zeiten, goldene Tage – für Jake Owen läuft es schon seit einiger Zeit bestens. Spätestens mit dem Vorgänger-Album „Barefoot Blue Jean Night“ und seinen beiden ersten Nr.1-Single Hits (2x in den Billboard Country Singles-Charts mit „Barefoot Blue Jean Night“ und „Alone With You“ / 2x im Country Airplay mit „The One That Got Away“ und „Anywhere With You“) hat er sich in die erste Riege der Nashville Solo-Interpreten und Tour-Headliner katapultiert. Auch privat läuft es für den aus Vero Beach/Florida stammenden, einstigen Golfer mit Profi-Ambitionen wie im Bilderbuch. Die Hochzeit 2012 mit Model Lacey Buchanan und die Geburt der Tochter Olive Pearl wenige Monate später stellten weitere Highlights für ihn dar.

Nach dem Dazwischenschieben einer EP („Endless Summer“) mit vier Gute Laune-Songs zum Sommerausklang des letzten Jahres. gibt es jetzt mit „Days Of Gold“ endlich den heiß erwarteten, neuen, kompletten Longplayer. Klasse und sehr sympathisch, um es vorwegzunehmen, ist, dass es sich Jake (wie man es hätte meinen und sicherlich hätte nachvollziehen können), nicht einfach gemacht hat und im Prinzip stur das Erfolgsrezept von „Barefoot Blue Jean Night“ kopiert und fortgeführt hat. Man hat auf „Days Of Gold“ von Anfang an das Gefühl, dass Owen sich hier Songs zusammengesucht hat, ohne in erster Linie auf die Charts zu schielen (erstmals übrigens nur komplette Fremdkompositionen), sondern die er persönlich richtig gut findet, die für ihn und seine Stimme sowohl eine Herausforderung als auch Weiterentwicklungsmöglichkeit beinhalten.

Dies schließt natürlich bei Weitem nicht aus, dass auch auf diesem Album trotzdem ein immenses Hitpotential präsent ist. Der eröffende Titelsong „Days Of Gold“ entpuppt sich beispielsweise als furioser, swampiger Southern Countryrocker mit ungemein viel Drive, bei der Harp, Banjo, E -Gitarren und Shannon Forrests typisches, kraftvolles Drumming die Hauptingredienzien bilden (toll vor allem die E-Gitarren-Soli und der Instrumetalausklang). Stücke, die richtig gute Laune verbreiten (Luke Bryan und Billy Currington sind da Paradebeispiele), liegen ja zur Zeit ganz groß im Trend in Nashville. Das hat natürlich auch Jake Owen mitbekommen (wie es auch die EP schon zeigte) und bedinet hier die „Feier-Klientel“ mit Stücken wie „Beachin’“ (schöner, relaxt groovender Strandbar-Song) , „Good Timing“ (sehr melodisch, E-Gitarre, Mandolinenbegleitung), „Tall Glass Of Something“ (Sprechgesang, satter Refrain, funky Note), „Typsy“ (wieder mit toller Melodie, schön klares Gitarrenspiel) und dem atmosphärischen „Sure Feels Right“ (Powerrefrain, Heartland E-Gitarre, Synthie-/Mandolinentupfer).

Nicht zu vergessen ist dabei das ebenfalls in Southern Rock-Manier gehaltene „1972“, eine feine Hommage an die guten alten Zeiten mit Größen wie Led Zeppelin, Rolling Stones, Keith Moon, Jimi Hendrix, Janis Joplin & Co, bei der Owen erzählt, wie ein junger Bursche mit seinem Mädel zu den Vinyl-Platten des Vaters „abhängt“. Die erste Single „Ghost Town“ kombiniert atmosphärische Momente in den Strophen mit kraftvollen Refraineinlagen. Ein starker, eher chart-untypischer Song, der aber mit Platz 22 in die Single-Notierungen eingestiegen ist. Schön, dass hier offensichtlich auch mal der Mut eines Künstlers zu etwas weniger „Schema F“ belohnt wird. Das absolute Highlight des Albums ist jedoch das ruhige „What We Ain’t Got“ (aus der Feder von Jerome Goff und Travis Meadows), das nur von Piano, Steelguitar, Jakes phänomenal singender Stimme und Sara Buxtons Harmonies getragen wird.

Hier wird einem selbst und unserer ständig nach Mehr gierender Konsumgesellschaft beieindruckend der Spiegel vorgehalten. Ein Stück, das einen mit einfachen Mitteln sofort gefangen hält und extrem nachdenklich (auch in eigener Person) stimmt. Grandios. Produziert hat das Ganze (wie den erfolreichen Vorgänger) erneut Joey Moi, bei den Songwritern der Lieder gibt es schwerpunktmäßig mit Jaren Johnston ein neues Gesicht, aber natürlich auch viele bekannte Namen wie Ashley Gorley, Chris de Stefano, Dallas Davidson etc. Wie bei Major-Produkten üblich, ist das Ganze von von Parademusikern der 1a-Garde (neben den bereits Genannten u. a. Tom Bukovac, Ilya Toshinsky, Charlie Judge, Russ Pahl, Adam Shoenveld, Jimmie Lee Sloas) der Nashville-Studio-Zunft auf höchst kreativem Niveau mit vielen kleinen instrumentellen Finessen eingespielt.

„Days Of Gold“ ist ein großartiges Album geworden, das Jake Owen ohne jeden Zweifel noch fester unter den erfolgreichen „jungen Wilden“ Nashvilles etablieren wird. Saustarkes Teil!

Sony Nashville/RCA (2013)
Stil: New Country

01. Days Of Gold
02. Beachin‘
03. 1972
04. Ghost Town
05. Life Of The Party
06. Good Timing
07. Tall Glass Of Something
08. One Little Kiss (Never Killed Nobody)
09. What We Ain’t Got
10. Tipsy
11. Drivin‘ All Night
12. Sure Feels Right

Jake Owen
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Billy Currington – Doin’ Somethin’ Right – CD-Review

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Zwei Jahre nach seinem vielversprechenden Debüt legt Billy Currington jetzt das Folgealbum „Doin‘ Somethin’ Right“ nach. In dieser Zeit ist für den aus Rincon/Georgia stammenden, in ärmlichen und schwierigen Verhältnissen aufgewachsenen Sänger und Songwriter mit dem Körper eines Modellathleten viel passiert. Ein gut verkaufter Erst-Silberling und damit die Sicherung seines Major-Vertrages, die Wahl zu einer der attraktivsten Männer Amerikas, jede Menge Medienpräsenz, und und und…!

Wer allerdings vermutete, dass Billy dadurch Gefallen am Pop-orientierten Country gefunden hätte, der wird durch die neue Scheibe eines Besseren belehrt. Denn im Prinzip ist er der Erfolgsrezeptur seines Debuts treu geblieben. Eher traditionell ausgerichtete (New)-Countrymusik, mal etwas langsamer, mal etwas schneller, durch seinen etatmäßigen Produzenten Carson Chamberlain (u.a. auch Mark Wills) schön kräftig und „fett“ daher kommend in Szene gesetzt, so dass auch Verfechter modernerer Töne damit problemlos klar kommen.

Herausgekommen ist ein prima Album! Wieder ist ein recht klein gehaltener, dafür aber um so exklusiverer Musikerkreis (Eddie Bayers, Glenn Worf, Brent Mason, John D. Willis, Gary Prim, Stuart Duncan) um ihn versammelt. Beim Songwriting hat Billy sich diesmal ein wenig zurückgehalten (vier von elf Songs), beim Debüt waren es noch zehn von elf! Billys CD startet direkt mit einem flotten, aufmunternden, gut tanzbaren Country-Fetzer aus der Feder von Brett Jones, mit einem sehr knackigem Gitarrenrhythmus, eingestreuten Fiddle-Läufen und zwei satten E-Gitarren-Soli. Ein überaus temporeicher und gelungener Beginn!

Sehr Dobro-betont ist „Good Directions“, eine traditionelle Nummer im Midtempobereich, wobei der bisher noch nicht so bekannte Instrumentalist Smith Curry eine Klasseleistung (sehr kräftig und klar) im Stile eines Jerry Douglas abliefert. Die erste Single, die es sofort in die Billboard-Country-Single-Charts schaffte, heißt „Must Be Doin’ Something Right“ und ist eine soulige Country-bBallade, bei der so mancher Popstar blass werden würde. Klasse Steel-Begleitung, tolle Piano- und E-Gitarren-Tupfer, sowie Mandolinegezirpe sorgen dafür, dass das Countryflair zu jeder Zeit voll präsent ist.

Nach diesem Muster reihen sich dann die restlichen Stücke in einer gesunden Mischung aus kräftig angerockt und balladesk aneinander, immer traditionell verwurzelt. Enthält zudem eine gelungene Neu-Einspielung des alten Kenny Rogers-Evergreens „Lucille“, auch hier als feiner Country-Waltz präsentiert. Explizit erwähnenswert vielleicht noch das Brett James/Blair Daly-Stück „Little Bit Lonely“, das mit seinem dezenten Reggae-Touch für sonnige Gute-Laune-Atmosphäre sorgt. Stark hierbei das Electric-Solo vom Gitarren-Ass Brent Mason! Klasse auch die energiegeladene Uptemponummer „She Knows What To Do With Saturday Night“, ein turbolenter Countryfeger in dezenter Southern-/-Honkytonk-Prägung, gemixt mit dem Rock’N’Roll-Flair des Chuck-Berry-Klassikers „C’est La Vie“.

Herrlich hier das Honkytonk-Piano von Gary Prim, sowie die Meisterleistungen von Mason an der E-Gitarre und die kreischigen Lap Steel-Einlagen von Paul Franklin! Billy Curringtons angenehme Baritone Stimme wirkt insgesamt noch ein wenig kräftiger und noch sauberer als bei seinem Debüt! Alles in Allem dürfte sein „Doin’ Somethin’ Right“ erneut ein Selbstläufer werden. Das bebilderte Booklet enthält alle Texte und erfreut sicher auch so manchen weiblichen Fan! Prima Stoff für Anhänger von Trace Adkins, Alan Jackson, Brad Paisley, Blake Shelton, Buddy Jewell & Co. „Doin‘ Somethin‘ Right“… – klar Billy, hast alles richtig gemacht!

Mercury Nashville (2005)
Stil:  New Country

01. I Wanna Be A Hillbilly
02. Good Directions
03. Must Be Doin‘ Somethin‘ Right
04. Why, Why, Why
05. That Changes Everything
06. Little Bit Lonely
07. She’s Got A Way With Me
08. Lucille
09. Whole Lot More
10. Here I Am
11. She Knows What To Do With A Saturday Night

Billy Currington
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