Sawyer Brown – Mission Temple Fireworks Stand – CD-Review

Sawy

Sawyer Brown muss man schon zu den Dauerbrennern der New Country-Szene zählen. Die Mannen um Bandchef Mark A. Miller präsentieren mit
„Mission Temple Fireworks Stand“ bereits ihr 17. Album seit ihrem Debüt 1985. Eine fast unveränderte, personelle Besetzung seit der Gründung spricht eindeutig dafür, dass es mit der Chemie innerhalb der Truppe zu stimmen scheint. Die Band, bekannt für ihre positive Energie, die sie sowohl auf ihren CDs vermittelt, wie auch in ihren energiegeladenen Live-Shows herüber transportiert, hat sich im Laufe der Jahre eine riesige, treue Fan-Gemeinde erarbeitet.

Diese Tradition wird auch auf ihrem aktuellen Werk konsequent beibehalten. Der Opener, gleichzeitig auch das Titelstück, knallt direkt mit einen furiosen E-Gitarren-Intro los, ein glänzendes Boogie-Woogie-Piano „fliegt“ mit hinzu und Showman Miller fordert im Stile eines schwarzen Predigers mit emotionalem Gesang immer wieder gospelartige Hamonievocals heraus. In der Mitte des Stückes krönt ein herrlich klirrendes Slide-Solo diesen temperamentvollen Auftakt. Man meint wirklich, man sei live bei einem Gottesdienst in den Südstaaten zugegen. Ist auch die erste ausgekoppelte Single. Ein Klasse-Auftakt.

Spaß genießt bei Sawyer Brown ebenfalls immer eine hohe Priorität. Der Beweis hier: „Tarzan And Jane“, eine poppige Countrynummer, wobei es auf humorige Weise gelingt, Urwaldatmosphäre selbst in einen Song dieses Genres zu transportieren. Pfeifende Steel-, Orgel- und E-Gitarren-Ansätze simulieren Grillen-Gezirpe und andere, mit einem Dschungel assoziierte Geräusche, dazu ein lustiger Text und „Oooh-Kaschaka-oooh“-Hamonies vollenden diese herrlich überdrehte Gute-Laune-Nummer. Das Sawyer Brown auch immer wieder wunderbar melodiöse Balladen aus dem Ärmel schütteln können, beweisen ungefähr eine Handvoll der insgesamt zwölf Lieder, die allesamt sehr schön instrumentiert wurden, wobei besonders die häufig eingestreuten E-Fills markant hervorstechen.

Klasse auch das Georgia-Satellites-Cover „Keep Your Hands To Yourself“, das sich ohne Probleme mit dem Original messen kann. Der Höhepunkt des Albums folgt direkt danach mit „Ole’ Kentuck“, das wie ein Tornado aus den Boxen über’s flache Land fegt. Herrlicher Drive, starkes schwüles, ungemein rhythmisches Southern-Flair, kratzige Akustik-Gitarre, Mandoline, Banjo, E-Solo, powernde Drums, alles was das Countryherz begehrt. An diesem Song haben vielleicht so gar Southern Rock-Freunde ihre Freude. Gegen Ende folgen dann noch drei Countrypopnummern mit leicht sonnigem 70er-Retro-Flair, die in erster Linie von den kleinen, instrumental eingebrachten Feinheiten der Bandmitglieder und auch der Gastmusiker leben.

Mark Miller hat wieder die meisten Stücke komponiert und auch produziert. „Mission Temple Fireworks Stand“ beweist eindeutig, dass Sawyer Brown auch nach 17 Jahren noch immer voll im Saft stehen. Von Abnutzungserscheinungen keine Spur! Klasse Album!

Curb Records (2005)
Stil: New Country

01. Mission Temple Fireworks Stand
02. Tarzan And Jane
03. They Don’t Understand
04. With You Daddy
05. Your Faith
06. Keep Your Hands To Yourself
07. Ole‘ Kentuck
08. All I Want Is You
09. One Little Heartbeat At A Time
10. Ladies‘ Man
11. There Was a Time
12. Tryin‘ to Find (A Way to Make It Last)

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Garth Brooks – Man Against Machine – CD-Review

Der König und Miterfinder des New Country ist zurück! Fast dreizehn Jahre nach dem Rückzug aus dem Musikbusiness (zumindest was „echte“ Alben angeht – „Scarecrow“ war das letzte), um sich verstärkt der Erziehung seiner drei Töchter widmen zu können, tritt Garth Brooks mit dem heiß erwarteten Comeback „Man Against Machine“ jetzt auf „seine“ Bühne zurück. Und, um es vorweg zunehmen, es ist ihm großartig gelungen! Der Grund ist vor allem darin zu finden, dass der beliebte Entertainer eine wunderbare Balance gefunden hat, hinter ihm Liegendes mit den in der Zwischenzeit entstandenen Trends der Sparte durch viel Augenmaß zu verbinden und dabei auch noch eine gewisse Risikobereitschaft und Experimentierfreudigkeit zugleich an den Tag zu legen.

Schon der Opener und Titelsong „Man Against Machine“, gewidmet dem amerikanischen Volksheld John Henry (der Legende nach sollte der Bahnarbeiter durch eine Schlag-Maschine ersetzt werden, die er jedoch in einem anberaumten Wettbewerb schlug, danach aber tot zusammenbrach) weiß zu überraschen. Brooks, der den Track mitkomponiert hat (wie auch zwei weitere der insgesamt 14 Tracks) macht daraus einen episch durchzogenen, sehr emotional dargebotenen Southern Rocker (klasse E-Gitarren!) mit fröstelnden „War“-Crowd-Harmoniegsängen zu Schlaghammergeräuschen im Hintergrund. Erinnert von der Art ein wenig an Eric Churchs „The Outsider“ (nur besser gelungen). Das folgende melodische „She’s Tired Of Boys“ wird durch die unverkennbaren Vocals seiner Ehefrau Trisha Yearwood bereichert.

Auch das schon von einem bald progressiven Charakter gekennzeichnete „Cold Like That“ würde man nicht so einfach auf einer Garth Brooks-Agenda vermuten. Famos hier die atmosphärischen Gitarrenpassagen der beiden hervorragenden E-Gitarristen Chris Leuzinger und Kenny Greenberg. Natürlich weiß der beliebte Musiker auch immer noch, was ihn damals (bis heute) zum Maß aller Dinge gemacht hat. So gibt es mit den Piano- und Steel-unterlegten, teilweise typisch melancholisch/baladesken Stücken wie „Mom“, „Cowboys Forever“, „Send ‚Em Down The Road“ oder dem düsteren „Midnight Train“ Lieder, die sich an seine überragenden Hits wie „The Dance“, „Wild Horses“ oder „The Thunder Rolls“ ein wenig anlehnen, ohne sich aber zu sehr anzubiedern. Auch das herrlich altmodisch swingende „Rodeo And Juliet“ (schönes Wortspiel) wäre perfekt für seine unwiderstehlichen Laufeinlagen bei seinen Live-Gigs prädestiniert. Hier leiert die Steelgitarre, quietscht die Fiddel zu angejazzten Gibson-E-Gitarren-Tönen in bester, launiger Retro-Manier.

Jerry Douglas gibt als Gast auf dem kurzen „Wrong About You“ seine markanten Dobro-Einlagen zum Besten. Auch die erste Single wartet mit sehr rhythmisch pop-rockigen Untertönen auf. „People Loving People“ heißt die einfache, aber unmissverständliche, politische Botschaft, um diese Welt voller Kriege, Leid und Hunger zu verbessern. Auch die humorvolle Kapitalismuskritik bei „Fish“ macht richtig Spaß. Es geht um einen Geschäftsmann (Brooks), der einem einfachen, genügsamen Fischer erklären will, wie man zu Reichtum kommen kann, um nachher nur noch das tun zu können, was einem Spaß macht. Der Fischer fragt ihn dann: „Fischen?“ Schließlich sitzt der geläuterte Business-Mensch mit dem Fischer am Steg und angelt gemeinsam mit ihm Fische. Am Ende lassen das wieder überaus atmosphärische „You Wreck Me“ (tolle Piano- und grandiose E-Gitarrenklänge mit Streicheruntermalung) und die soulig-bluesige Southern-Ballade „Tacoma“ (erinnert ein wenig an Elvin Bishops „Fooled Around And Fell In Love“ – tolle, gospelige, weibliche Background-„Uuh-Uuh“-Gesänge) keinen Zweifel daran, dass sich Garth Brooks auf dieses heikle Unterfangen intensiv und bestens vorbereitet hat.

Musikalisch perfekt in Szene gesetzt haben dieses Werk neben den bereits erwähnten Könnern alte Weggefährten wie Milton Sledge, Mike Chapman, Bobby Wood, Bruce Bouton, Rob Hajacos und Hochkaräter wie Greg Morrow, Eddie Bayers, Bryan Sutton, Richard Bennet und klasse Sänger/innen wie Karyn Rochele, Vicki Hampton und Robert Bailey. Sauber und transparent produziert hat Mark Miller. Garth Brooks hat mit „Man Against Machine“ ein Aufsehen erregendes und sicher heiß diskutiertes Album abgeliefert. Der „Vater des New Country“ ist somit gerade heute aus unserer Sicht eine spektakuläre und positive Bereicherung in der aktuellen Nashville-Maschinerie. Welcome back, Garth Brooks!

RCA Int. (Sony Music) (2014)
Stil: New Country

01. Man Against Machine
02. She’s Tired of Boys
03. Cold Like That
04. All-American Kid
05. Mom
06. Wrong About You
07. Rodeo and Juliet
08. Midnight Train
09. Cowboys Forever
10. People Loving People
11. Send ‚Em On Down the Road
12. Fish
13. You Wreck Me
14. Tacoma

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