Der König und Miterfinder des New Country ist zurück! Fast dreizehn Jahre nach dem Rückzug aus dem Musikbusiness (zumindest was „echte“ Alben angeht – „Scarecrow“ war das letzte), um sich verstärkt der Erziehung seiner drei Töchter widmen zu können, tritt Garth Brooks mit dem heiß erwarteten Comeback „Man Against Machine“ jetzt auf „seine“ Bühne zurück. Und, um es vorweg zunehmen, es ist ihm großartig gelungen! Der Grund ist vor allem darin zu finden, dass der beliebte Entertainer eine wunderbare Balance gefunden hat, hinter ihm Liegendes mit den in der Zwischenzeit entstandenen Trends der Sparte durch viel Augenmaß zu verbinden und dabei auch noch eine gewisse Risikobereitschaft und Experimentierfreudigkeit zugleich an den Tag zu legen.
Schon der Opener und Titelsong „Man Against Machine“, gewidmet dem amerikanischen Volksheld John Henry (der Legende nach sollte der Bahnarbeiter durch eine Schlag-Maschine ersetzt werden, die er jedoch in einem anberaumten Wettbewerb schlug, danach aber tot zusammenbrach) weiß zu überraschen. Brooks, der den Track mitkomponiert hat (wie auch zwei weitere der insgesamt 14 Tracks) macht daraus einen episch durchzogenen, sehr emotional dargebotenen Southern Rocker (klasse E-Gitarren!) mit fröstelnden „War“-Crowd-Harmoniegsängen zu Schlaghammergeräuschen im Hintergrund. Erinnert von der Art ein wenig an Eric Churchs „The Outsider“ (nur besser gelungen). Das folgende melodische „She’s Tired Of Boys“ wird durch die unverkennbaren Vocals seiner Ehefrau Trisha Yearwood bereichert.
Auch das schon von einem bald progressiven Charakter gekennzeichnete „Cold Like That“ würde man nicht so einfach auf einer Garth Brooks-Agenda vermuten. Famos hier die atmosphärischen Gitarrenpassagen der beiden hervorragenden E-Gitarristen Chris Leuzinger und Kenny Greenberg. Natürlich weiß der beliebte Musiker auch immer noch, was ihn damals (bis heute) zum Maß aller Dinge gemacht hat. So gibt es mit den Piano- und Steel-unterlegten, teilweise typisch melancholisch/baladesken Stücken wie „Mom“, „Cowboys Forever“, „Send ‚Em Down The Road“ oder dem düsteren „Midnight Train“ Lieder, die sich an seine überragenden Hits wie „The Dance“, „Wild Horses“ oder „The Thunder Rolls“ ein wenig anlehnen, ohne sich aber zu sehr anzubiedern. Auch das herrlich altmodisch swingende „Rodeo And Juliet“ (schönes Wortspiel) wäre perfekt für seine unwiderstehlichen Laufeinlagen bei seinen Live-Gigs prädestiniert. Hier leiert die Steelgitarre, quietscht die Fiddel zu angejazzten Gibson-E-Gitarren-Tönen in bester, launiger Retro-Manier.
Jerry Douglas gibt als Gast auf dem kurzen „Wrong About You“ seine markanten Dobro-Einlagen zum Besten. Auch die erste Single wartet mit sehr rhythmisch pop-rockigen Untertönen auf. „People Loving People“ heißt die einfache, aber unmissverständliche, politische Botschaft, um diese Welt voller Kriege, Leid und Hunger zu verbessern. Auch die humorvolle Kapitalismuskritik bei „Fish“ macht richtig Spaß. Es geht um einen Geschäftsmann (Brooks), der einem einfachen, genügsamen Fischer erklären will, wie man zu Reichtum kommen kann, um nachher nur noch das tun zu können, was einem Spaß macht. Der Fischer fragt ihn dann: „Fischen?“ Schließlich sitzt der geläuterte Business-Mensch mit dem Fischer am Steg und angelt gemeinsam mit ihm Fische. Am Ende lassen das wieder überaus atmosphärische „You Wreck Me“ (tolle Piano- und grandiose E-Gitarrenklänge mit Streicheruntermalung) und die soulig-bluesige Southern-Ballade „Tacoma“ (erinnert ein wenig an Elvin Bishops „Fooled Around And Fell In Love“ – tolle, gospelige, weibliche Background-„Uuh-Uuh“-Gesänge) keinen Zweifel daran, dass sich Garth Brooks auf dieses heikle Unterfangen intensiv und bestens vorbereitet hat.
Musikalisch perfekt in Szene gesetzt haben dieses Werk neben den bereits erwähnten Könnern alte Weggefährten wie Milton Sledge, Mike Chapman, Bobby Wood, Bruce Bouton, Rob Hajacos und Hochkaräter wie Greg Morrow, Eddie Bayers, Bryan Sutton, Richard Bennet und klasse Sänger/innen wie Karyn Rochele, Vicki Hampton und Robert Bailey. Sauber und transparent produziert hat Mark Miller. Garth Brooks hat mit „Man Against Machine“ ein Aufsehen erregendes und sicher heiß diskutiertes Album abgeliefert. Der „Vater des New Country“ ist somit gerade heute aus unserer Sicht eine spektakuläre und positive Bereicherung in der aktuellen Nashville-Maschinerie. Welcome back, Garth Brooks!
RCA Int. (Sony Music) (2014)
Stil: New Country
01. Man Against Machine
02. She’s Tired of Boys
03. Cold Like That
04. All-American Kid
05. Mom
06. Wrong About You
07. Rodeo and Juliet
08. Midnight Train
09. Cowboys Forever
10. People Loving People
11. Send ‚Em On Down the Road
12. Fish
13. You Wreck Me
14. Tacoma