David Lee Murphy – Tryin‘ To Get There – CD-Review

DLM

Über sieben Jahre hat sich David Lee Murphy für sein neues Studioalbum „Tryin‘ To Get There“ Zeit gelassen. ‚Gut Ding braucht Weile‘ sagt man, hier scheint dies auch bestens zuzutreffen. Von den drei Werken, die ich jetzt von DLM kenne, ist dieses nämlich ohne Zweifel sein stärkstes.

Meine Beziehung zu ihm ist seit letztem Jahr eh eine ganz besondere. Schließlich wählte ich sein Stück „All Lit Up In Love“, eines meiner absoluten Favoriten in der New-Country-Szene, als Ständchen für meine Geburtstagsparty zum Vierzigsten, welches dann von den Craving Hands so vorzüglich vor versammeltem Kollegenkreis dargeboten wurde. Ich habe heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.

Aber schwelgen wir nicht in der Vergangenheit, sondern befassen wir uns mit der aktuellen Scheibe. Man kann die Songs grob in zwei Kategorien einteilen: Die einen rau-rockig, zum Teil mit einigem Southern-Flair (nicht umsonst nennt David auch Ronnie Van Zant in den Credits als eines seiner Vorbilder), die live sicher das Blut in Wallung bringen werden, wie z.B. das rhythmisch knackige und zum Mitgrölen geeignete „I Like It Already“ mit seinen sirenenartigen Fiddeln und tollen E-Gitarren; das dreckige „Same Ol‘, Same Ol'“ mit tollem Harmonica-Spiel von Pat Buchanan und starkem Break, ein wenig Georgia Satellites/Black Crowes verdächtig; das mit klimperndem Piano und klasse E-Gitarren verzierte „Ghost In The Jukebox“, das auch im Repertoire von Montgomery Gentry zu gefallen wüsste oder der flotte Honkytonk-Kracher „She Always Said“.

Die anderen Songs bewegen sich fast ausnahmslos im Midtempobereich, mal etwas nachdenklich melancholisch wie bei „Own Little Words“, „Tryin‘ To Get There“ (Titelstück zusammen geschrieben mit Waylon Jennings), „Inspiration“ (wunderschöne Melodie/starke Slide-Einlage), „Beggin‘ For Affection“, das an diese locker leichten Songs der Bellamy Brothers erinnert oder mal recht humorvoll mit einem Schuss Selbstironie vorgetragen wie bei „Loco“ und „Mama’s Last“ („I’m not the first mistake, she ever made, but I was Mama’s last…“) über das Nesthäkchendasein in einer nicht so ganz ehrenwerten Familie.

Und so besingt David Lee Murphy (mittlerweile auch viel beschäftigter Songwriter für diverse andere New-Country-Größen u. a. Trick Pony, Brooks & Dunn) die Themen, mit denen sich einfache Leute wie Du und ich gut identifizieren können, wie es auch sein bereits o.g. Vorbild seinerzeit so vorzüglich tätigte. Geschichten über Arbeit, Trinken, Frauen, etc. – das Übliche halt. Alles in allem in jeder Hinsicht ein ganz starkes (New-) Country-Rockalbum, ohne Übertreibung ein Highlight des Jahres 2004!

Koch Records (2004)
Stil: New Country

01. I Like It Already
02. Same Ol‘, Same Ol‘
03. Loco
04. Own Little Word
05. Tryin‘ To Get There
06. Inspiration
07. Ghost In The Jukebox
08. She Always Said
09. Mama’s Last
10. Beggin‘ For Affection
11. Might Be Me
12. Killin‘ The Pain

David Lee Murphy
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Bärchen Records

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