Solomon Burke – Nashville – CD-Review

Solbur_300

Solomon Burke zählt seit den Sechziger Jahren zu den unumstrittenen Größen des Blues und Soul. Trotz nicht gerade überragender Erfolge am Fließband und vielen persönlichen musikalischen Auszeiten durfte er sich ohne Widerspruch mit dem Beinamen ‚King‘ schmücken. Eigentlich eher  ein klarer Fall für Blues-Freunde , aber da es sich diesmal um ein Countryalbum handelt, womit sich der zeugungsfreudige Mitt-Sechziger (21 Kinder!!!) , der parallel immer noch als Bestattungsunternehmer tätig ist (und wahrscheinlich viele Leute unter sich hat…), einen Herzenswunsch erfüllt hat („Nashville is an experience that every musician should have“ – teilweise sicher richtig, aber bitte nicht alle Musiker…), kommt dann Cowboy ‚Dangerous Dan‘ Daus ins Spiel.

Tom Waits sagte mal über Burke. »He is Solomon the resonator. The golden voice of heart, wisdom, soul and experience. He’s one of the architects of American music«. Mag alles stimmen, aber auf dem Countrysektor ist der King erst mal ein unbeschriebenes Blatt. Aber nach recht vielen Hördurchgängen muss ich zweifellos anerkennen, dass der Altmeister durchaus ein Terrain betreten hat, dass ihm keine Probleme bereitet. Zudem hat er mit Buddy Miller einen sich in Music City bestens auskennenden Produzenten (Steve Earle/Emmylou Harris, ebenfalls aber auch Musiker und Songwriter) angeheuert, der ein gewisses Gespür dafür hat, welche Songs für so eine Konstellation geeignet sind.

Und so schimmern natürlich immer wieder Blues, leicht soulige Elemente und gospelartige Backgrounds durch die Stücke hindurch, wobei Burkes charismatisches Stimmorgan eine unverkennbare schwarze Note in die Lieder einfließen lässt, was im Countrybereich ja auch eher selten ist, zumindest im Frontbereich. Trotzdem Hut ab, dass passt alles hervorragend zusammen, nicht zuletzt aufgrund der guten Musiker, die sämtliche Zutaten mit den genretypischen Instrumenten (Fiddle, Mandoline, Steel, Dobro, Banjo) geschickt in ein Country-Gewand verpackt haben. Farbtupfer wurden sicher auch durch die allesamt recht gut mit Burke harmonierenden weiblichen Gesangspartner wie Dolly Parton, Gillian Welch, Patty Griffin, Emmylou Harris und Patty Loveless gesetzt, wobei gerade Letztgenannte den König bei einem der überragenden Songs des Werkes, „You’re The Kind Of Trouble“ (southern-angehauchter Country-Stomper), mit ihrer Röhre doch ordentlich ins Schwitzen bringt.

Weitere Highlights sind der lässige Opener „That’s How I Got To Memphis“ (toll hier der Gesang bei ausschließlicher Akustikgitarrenbegleitung), die flotte Uptemponummer „Seems You’re Gonna Take Me Back“ (klasse Drumming, tolle E-Gitarre, Organ-Fills, Steeleinlagen, schöne weilbliche Harmonies), das in der grantigen Art eines Van Morrisons gesungene balladeske „Valley Of Tears“ (schöne Akustikgitarren-/Mandolinenbegleitung) oder das J. J. Cale-mäßige „Honey Where’s The Money Gone“ (cooler Akustikrhythmus, schönes E-Piano, sirenenartige Harp, E-Fills, weibliche Harmonies). Einziger Schwachpunkt am Ende vielleicht das an eine Mischung aus Tom Waits , Johnny Cash und Frank Sinatra erinnernde „‚Til I Get It Right“, das so ein wenig auf „New York, New York“ in Country-Manier macht, besonders schrecklich hier die nervigen Streicher-Arrangements.

Ansonsten aber ist „Nashville“ von Solomon Burke ein in sich stimmiges Album mit überragender Gesangperformance des Meisters, das man sich mal gut zum Entspannen anhören kann. Besser wäre es allerdings, man würde als passendes Ambiente eine ehrwürdige Südstaatenvilla (mir fällt da gerade spontan so das Cover vom Dickey Betts & Great Southern-Debütwerk ein…) zur Verfügung stehen haben, und sich das Ganze in der Abenddämmerung bei einem leckeren Gläschen Whiskey auf der Veranda genehmigen. Da es soweit leider noch nicht gekommen ist, zumindest von meinen Gartenstuhl auf meiner Terrasse in Rheinberg aus. Ein Prost dem King!

SPV, Snapper (2006)
Stil:  Country

01. That’s How I Got To Memphis
02. Seems Like You’re Gonna Take Me Back
03. Tomorrow Is Forever
04. Ain’t Got You
05. Valley Of Tears
06. Honey Where’s The Money Gone
07. Atta Way To Go
08. Millionaire
09. Up The Mountain
10. Does My Ring Finger Burn You
11. Vicious Circle
12. We’re Gonna Hold You
13. You’re The Kind Of Trouble
14. ‚Til I Get It Right

Solomon Burke bei Facebook

Luke Bryan – Spring Break… Here To Party – CD-Review

Just in dem Moment, wo sich nach gefühlt mehrmonatigem wettertechnischen Trübsal hier im Rheinland die ersten Sonnenstrahlen mal wieder blicken ließen (mittlerweile fliegen allerdings schon wieder die Schneeflocken umher), erreichte mich die neue Scheibe von Luke Bryan. Der aus Leesburg, Georgia stammende, 1976 unter dem Namen Thomas Luther Bryan geborene Musiker, posiert auf dem Cover in einem knallgelben offenen Geländewagen vor strahlend blauem Himmel. Und auch der Innenteil mit Fotos eines seiner Konzerte samt Beach-Kulisse sowie der Titel „Spring Break… Here To Party“ lassen auf ein launiges Hörvergnügen schließen.

Luke Bryan hatte seinen Durchbruch mit der letzten Scheibe aus dem Jahr 2011 „Tailgates & Tanlines“ geschafft, die in den Billboard-Country-Album-Charts nur ganz knapp den Spitzenplatz verpasst hatte, sich aber zur Zeit immer noch unter den oberen Top-20 bewegt.

Mit seinem jetzt insgesamt vierten Longplayer knüpft der Inhaber eines Major Contracts (Capitol Records Nashville) nahtlos an den Vorgänger an und präsentiert satte vierzehn, größtenteils launige Tracks, die man auf jeder Grill-/Strandparty laufen lassen kann, sofern man was mit New Country-Musik und ihren angrenzenden Bereichen wie Pop, Rock und Southern Rock am Hut hat. Mit Spring Break sind ja die amerikanischen Frühlingssemester-Ferien gemeint, die von den College-Studenten ganz gerne genutzt werden, um in den wärmeren Gefilden der Staaten, dann mal ‚die Sau rauszulassen‘.

Luke Bryans Songs von diesem Album dürften bestens als passendes Ambiente geeignet sein. Meist von einem groovigen Rhythmus getragen, laden die leicht zu merkenden Refrains in ordentlichem Maße zum Mitsingen und auch, bei erhöhtem Alkoholpegel, sicherlich zum Mitgrölen ein. Als gutes Beispiel unter vielen dient hier „Shore Thing“, bei dem dann am Schluss die obligatorischen Crowd-Gesänge mit angebunden wurden.

Das hört sich zunächst banal an, ist es aber letztendlich überhaupt nicht. Zum einen hat Bryan alle Lieder in Zusammenarbeit mit namhaften Songwritern der Szene (Dallas Davidson, Rhett Akins, Ben Hayslip, Ashley Gorley, Michael Carter, Craig Wiseman) die schon für ein gewisses Niveau garantieren, durchaus humorvoll komponiert, zum anderen sorgen die exzellenten Musiker mit vielen instrumentellen Feinheiten dafür, dass es bei genauerem Hinhören viel zu entdecken gibt.

Für die (Schaum-) Krone sorgen vor allem die grandiosen E-Gitarristen. Mit JT Corenflos, Kenny Greenberg, Michael Payne, Pat Buchanan, Brent Mason, Jeff King, Troy Lancaster, Adam Shoenveld und John Willis ist bis auf Tom Bukovac und Dann Huff eigentlich das Who is Who der Edelspieler des Genres vertreten und die bieten von der Rhythmus-, Fill- bis zur Soloarbeit wirklich feinsten Genuss. Das tolle dieser Musiker ist, dass da nicht selbstherrlich gefrickelt, sondern alles kurz und knapp gehalten wird und man trotzdem genau weiß, dass hier alles auf den Punkt gebracht ist. So weht auch immer eine unterschwellige Portion Southern Rock in den Songs mit. Ganz vorzüglich auch Ilya Toshinskys Banjo-Darbietung in „A Little Bit Later On“. Mit dem ruhigen „Buzzkill“ (klasse Slide-Solo) und dem relaxt groovenden „Shake The Sand“ (Orgeltupfer, Bariton-E-Solo) gibt es lediglich zwei Durchatmer, ansonsten wird das Laune-Barometer bis zum abschließenden „Take My Drunk A** Home“, einem stampfenden Fiddle-lastigen Countryheuler durchgehend im nicht mehr fahrtauglichen Promillebereich gehalten.

Mit „Spring Break… Here To Party“ legt Luke Bryan ein spaßiges (vor allem sich selbst nicht zu Ernst nehmendes) Album nach, dass jede Menge Hitpotential beinhaltet. Leute, die gerne den höheren Temperaturen frönen, dabei leidenschaftliches Grillen ihre Passion nennen und kühlem Biergenuss nicht abgeneigt sind (also im Prinzip dem Profil des klassischen RockTimers in hohem Maße entsprechen…), kann diese Scheibe ans Herz gelegt werden. Typen, die unbedingten intellektuellen Anspruch an Musik hegen, und Spaßbremsen aller Art sollten sich halt weiter anderen Dingen zuwenden!

Capitol Records Nashville (2013)
Stil:  New Country

01. Suntan City
02. Just A Sip
03. Buzzkill
04. If You Ain’t Here To Party
05. Little Bit Later On
06. In Love With The Girl
07. Shore Thing
08. Sorority Girl
09. Shake The Sand
10. Love In A College Town
11. Wild Weekend
12. Cold Beer Drinker
13. Spring Break-Up
14. Take My Drunk A** Home

Luke Bryan
Luke Bryan bei Facebook
Bärchen Records

Brothers Of The Southland – Same – CD-Review

BOTSL_300

Irgendwie holt die Vergangenheit einen immer wieder ein. Nein, ich rede jetzt nicht vom erneuten Abstieg meines Graupenvereins Rot-Weiss Essen in die Viertklassigkeit (demnächst Spiele gegen SV Lotte und Wehen 2…), sondern diesmal auch in musikalischer Hinsicht. Philippe Archambeau, Betreiber der sehr schönen französischen Southern Rock-Seite ‚Road To Jacksonville‘ mailte mich an, ob ich in Besitz von Live-Material der einstigen Newcomer-Band Street Survivors wäre, die ja aus meiner Heimatstadt entstammte und für die ich einst den gleichnamigen Bandsong auf ihrem teilweise sehr gelobten Debütalbum „Southern Rock Will Never Die“ getextet hatte. Vermittelt hatte den Kontakt wohl kein Geringerer als die allwissende, journalistische deutsche Stimme des Southern Rocks, mein alter, langjähriger ‚Home-Of-Rock‘-Ex-Kollege Fred Schmidtlein.

Wie es so ist, wurde damals beim ersten Street Survivors-Gig in Rheinberg 1993 (anwesend und mitwirkend Debbie Bailey, frühere Backgroundsängerin von Lynyrd Skynyrd!) alles auf VHS aufgenommen und Kopien an einige auserwählte Leute verteilt. Das Teil lag natürlich seit Jahren in der Schublade einer Kommode meines Arbeitszimmers und ist seitdem nie wieder angeschaut worden. Street Survivors verschwanden dann übrigens, nachdem man einige Konzerte als Vorgruppe für u.a. Molly Hatchet und Wishbone Ash gespielt hatte, ziemlich flugs wieder in der Versenkung und man trennte sich nach internem Streit. Viel graue Haare später und 20 Kilo schwerer fand ich, dank heutiger technischer Möglichkeiten, schnell jemanden, der mir das Band auf DVD umwandelte. Und so schickte ich das Teil umgehend an den erwartungsvollen Philippe. Also, wenn das nicht mal ein schöner Beweis für die gelebte deutsch-französische Freundschaft ist…

Warum erzähl ich das alles eigentlich überhaupt? Auch der gute Philippe ließ sich natürlich nicht lumpen und sendete mir als Dank ein Exemplar der Brothers Of The Southland zu (leider ohne Cover), eine Allstar-Band mit hochkarätigen Namen an Bord (u.a. Henry Paul – Outlaws, Henry Paul Band, Blackhawk, Jimmy Hall – Wet Willie, Steve Grisham – Outlaws, Ghost Riders, Dan Toler – Allman Brothers, Reese Wynans, Mike Brignardello – beides Nashville Studiogrößen, Steve Gorman – Black Crowes, Bo Bice – American Idol-Finalist), die eine Art Tributalbum zu Ehren des kürzlich verstorbenen George McCorkle (Marshall Tucker Band) eingespielt haben. Vorweggenommen sei, dass das Werk zur Zeit nur als Internet-Download zu erwerben ist.

Die Scheibe macht aus mehreren Gründen Spaß. Zum einen, weil es nicht ein abgedroschenes Coveralbum (mit „Can’t You See“ und „Dreams“ nur zwei Klassikerversionen, beide von Bo Bice gesungen; „Brothers Of The Southland“/ Blackhawk und „Dixie Highway“/ Iron Horse zwei Neuversionen von nicht so ganz populären und bekannten Liedern) geworden ist und durchgehend gut mit vielen neuen Songs bestückt wurde. Diese wurden in instrumenteller Hinsicht natürlich hochwertig ausgeführt und auch die Produktion von D. Scott Miller ist glasklar und sehr knackig ausgefallen. Die von Henry Paul (eher southern/countryesk) und Jimmy Hall (oftmals recht soulig/bluesig/rockig mit Bläsern und Harp) fast brüderlich geteilt gesungen Stücke bilden einen herrlichen Kontrast und versprühen pure Nostalgie, ohne aber zu langweilen.

Grandios die Version von „Brothers Of The Southland“, die durch ein herrliches Instrumentalfinish mit Twin-Gitarren erheblich aufgewertet wurde. Wunderschön der Opener „Love Don’t Care (Where You Come From)“, durch den ein angenehmes MTB-Flair strömt, so wie es sicher auch in George McCorkles Sinn gewesen wäre. Die Fassung von „Can’t You See“ (mit 7. 32 Min. längstes Stück) ist nicht von schlechtesten Eltern (klasse Organ, Double Leads, Tempowechsel, fette Drums). „Dreams“ bleibt in seiner Art eher im Allman-Bereich, hier ist aus meiner Sicht aber die Version vom Molly Hatchet-Debüt unerreicht.

Insgesamt eine Scheibe, die einerseits dazu anregt, in Erinnerungen zu schwelgen, aber auch als Beweis für die aktuell immer noch gute Form alter Southern-Strategen wie Henry Paul und Jimmy Hall dient.

Zoho Music (2009)
Stil:  Southern Rock

01. Love Don’t Care (Where You Come From)
02. Brothers Of The Southland
03. Can’t You See
04. Rock’n’Roll Survivor
05. Dixie Highway
06. Travelin‘ Light
07. Blue Sunrise
08. Pray For Me
09. Dreams
10. Change A’Comin‘
11. Back In The Days
12. Long Goodbye

Bärchen Records

Garth Brooks – The Entertainer – DVD-Review

Der Name Garth Brooks steht für mich unumstößlich in Verbindung mit der Gründung der New-Country-Bewegung. Er war einer der Ersten, der die traditionelle, meist doch recht biedere und trockene Countrymusik mit Pop- und Rockelementen aufpeppte, und seine Konzerte mit unermüdlich erscheinender Energie zu regelrechten Live-Spektakeln mutieren ließ.

Ich habe es sogar selbst am eigenen Leibe erfahren dürfen. Für mich immer noch ein Highlight meiner Live-Erlebnisse. Sein Gig in der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle, damals im Vorprogramm die zu dieser Zeit noch recht unbekannte Martina McBride. Schon zwanzig Minuten vor Konzertbeginn schwappte eine La Ola ununterbrochen durchs Rund. Eine Stimmung, wie ich sie bis heute auf keinem weiteren Musik-Event erlebt habe. Unvergessen die Szene, als Garth während eines Songs am Rande der Bühne auf dem Boden kniend, mit Geschenken überhäuft wurde, eine Dame das schweißgebadete Gesicht des Akteurs zur Kenntnis nahm, spontan seinen Cowboyhut anhob, und unter dem überwiegenden Gekreische des weiblichen Publikums, schon fast liebevoll die Stirn mit einem Handtuch abtupfte…

Um so schöner, dass man, seitdem es jetzt schon doch recht lange ruhig um den Vollblutmusiker aus Oklahoma nach seinem zwischenzeitlichen Rücktritt geworden ist, seine ganze Live-Power in Form eines Fünfer-DVD-Packs, in einer edlen Blechbox mit Prägedruck ins Wohnzimmer geliefert bekommt. Vier Konzerte (zwei in Texas, eines in Dublin, Irland, sowie eines im mit über 250.000 Menschen gefüllten Central Park in New York) werden geboten, dazu am Schluss noch eine Ansammlung seiner größten Hits als Videoclips.

Die beiden ausverkauften Stadion-Events in Dallas und Irving zu Beginn der Neunzigerjahre zeigen in Perfektion, wie spielend leicht Brooks eine komplette Arena zur Showbühne umwandelte und sein ihn fast schon vergötterndes Publikum in den Bann zog. DVD 1 wird immer wieder sporadisch durch Statements von Garth und seinen langjährigen Weggefährten wie u. a. Produzent Allen Reynolds unterbrochen, und reflektiert auch ein wenig die persönliche und sehr sympathisch wirkende Seite des Menschen Brooks (z.B. hilft er selbst in schwindelerregender Höhe beim Beleuchtungsaufbau, oder begibt sich auf einen der am weitesten abgelegenen Ränge, um auch hier für optimale Soundqualität zu sorgen). Höhepunkte beider Konzerte sind sicher Effekthaschereien wie das Gitarrenzertrümmern mit Ty England im Baseballstil, das Einsetzen von Feuer und Regen, sein Flug an einem dünnen Seil durchs Publikum, seine bärenstarke Gesangsleistung bei „Shameless“ (in Dallas), seine sympathische Begleitband inklusive grandioser Backgroundsängerinnen, und auch sein überraschendes Saxophon-Solo (in Irving).

DVD 3 (Irland) und DVD 4 (Central Park) zeigen dann Brooks als, über Landesgrenzen und Musikgenres hinaus, absolut gereiften Megastar, quasi auf dem Zenit seiner Karriere. Schön im ersten Fall die eingeblendeten Impressionen von der grünen Insel, seine extreme Publikumsnähe (lässt sich auf Händen durch die Menge tragen, oder singt die irische Hymne auf einem kleinen Podest inmitten des Spielfeldes – natürlich ohne Bodyguards), sein Temperament wieder in schwindelerregender Höhe bei „Ain’t Going Down“ auf dem Bühnengerüst, der Gag mit seinem Drummer in einer Ufo-ähnlichen Glaskuppel, die dann auch irgendwann (hydraulisch) abhebt, das Abfeuern von panzerfaustartigen Konfettikanonen, sowie Mittlerweile-Ehefrau Trisha Yearwood als Verstärkung im Background.

Das Open-Air-Event in New York ist dann Superlativ pur, nicht nur was die bereits o.a. Besucherzahl angeht. Selbst hier scheut Brooks nicht den Gang ins Publikum, er rennt sich auf der mega-langen Bühne die Seele aus dem Leib, übernimmt sogar spontan die Kamera und filmt. Phantastisch die Einbindung vom blendend aufgelegten Billy Joel bei mehreren Songs und von Don McLean bei der Präsentation seines Super-Hits „American Pie“. Meistgefeiertes Stück auf allen Konzerten ist natürlich der Mitgröler „Friends In Low Places“, bei dem die Stimmung durchgehend den Siedepunkt erreicht. Am Ende gibt es in New York als kleines Schmankerl noch ein Feuerwerk, bei dem zum Schluss das Brooks-typische g-Logo am Himmel aufleuchtet.

Alles in allem fast sieben Stunden glänzende Unterhaltung, die den Titel der Box mehr als vortrefflich untermauert. Garth Brooks ist ein glänzender Entertainer, durch und durch!

Pearl Records (2007)
Stil:  New Country

DVD 1
This Is Garth Brooks.
Reunion Arena, Dallas, Texas, September 1991
01. Not Counting You
02. Rodeo
03. Two Of A Kind
04. We Buy The Hatchet
05. The Thunder Rolls
06. The River
07. Much Too Young
08. Papa Loved Mama
09. If Tomorrow Never Comes
10. Shameless
11. Friends In Low Places
12. The Dance
13. You May Be Right

Bonus Tracks.
14. Keep Your Hands To Yourself
15. What She’s Doing Now

DVD 2
This Is Garth Brooks, Too!.
Texas Stadium, Irving, Texas, September 1993
01. Standing Outside The Fire
02. Papa Loved Mama
03. That Summer
04. Honky-Tonk Bar Association
05. The River
06. The Thunder Rolls
07. We Shall Be Free
08. Kickin‘ And Screamin‘
09. One Night A Day
10. Shameless
11. Friends In Low Places
12. The Dance
13. Ain’t Going Down

Bonus Tracks.
14. Two Of A Kind
15. Callin‘ Baton Rouge

DVD 3
Ireland – Live From Dublin.
Croke Park, Dublin, Ireland May 1997
01. Old Stuff
02. Beaches Of Cheyenne
03. Two Of A Kind
04. Unanswered Prayers
05. Tearin‘ It Up
06. The River
07. We Shall Be Free
08. Callin‘ Baton Rouge
09. If Tomorrow Never Comes
10. Ireland
11. Friends In Low Places
12. That Ol‘ Wind
13. The Fever
14. Ain’t Going Down
15. American Pie

Bonus Tracks.
16. She’s Gonna Make It
17. Cowboy Cadillac

DVD 4
Live From Central Park.
Central Park, New York, New York August 1997
01. Rodeo
02. Papa Loved Mama
03. Two Of A Kind
04. The River
05. Callin‘ Baton Rouge
06. Shameless
07. Ain’t Going Down
08. NY State Of Mind
09. The Fever
10. Friends In Low Places
11. The Dance
12. American Pie
13. Much Too Young
14. If Tomorrow Never Comes
15. You May Be Right

Bonus Tracks.
16. Unanswered Prayers
17. We Shall Be Free

DVD 5
Video Greatest Hits.
01. Ain’t Going Down
02. The Thunder Rolls
03. Callin‘ Baton Rouge
04. The Red Strokes
05. I Don’t Have To Wonder
06. We Shall Be Free
07. When You Came Back To Me Again
08. Tearin‘ It Up
09. If Tomorrow Never Comes
10. Standing Outside The Fire
11. Anonymous
12. Good Ride Cowboy
13. The Change
14. Wrapped Up In You
15. The Dance

Garth Brooks
Garth Brooks bei Facebook
Bärchen Records

Brooks & Dunn – Red Dirt Road – CD-Review

Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Dieses Statement scheint auch auf das New-Country-Business in diesem Jahr bestens übertragbar zu sein. Ich kann kaum noch nachvollziehen, wie viele tolle neue CDs ich seit Januar in meinem Player liegen hatte. Habe ich vor kurzem noch Wynonnas aktuelle Scheibe zum Highlight des Jahres emporgehoben, da lassen Brooks & Dunn den nächsten Kracher los.

Und ich bin mir relativ sicher, dass die beiden Herren mit „Red Dirt Road“ bei den anstehenden Awards ein schwer wiegendes Wort mitzureden haben werden. Denn es ist ihnen ein komplettes, perfektes Album geglückt, wobei viele Songs aus der eigenen Feder stammen. Sie präsentieren sich stärker denn je als Vocal-Duo, denn Kix Brooks wurde diesmal in recht hohem Maße am Gesang beteiligt und auch mit dem Titelsong ist ihnen ein echter ‚Earcatcher‘ mit persönlicher Note gelungen.

Auffällig sind die dezenten Huldigungen vieler Größen der Musikszene. Retrowelle? Eher nicht! Brooks & Dunn lassen dem Zuhörer Spielraum zur Interpretation, erhalten das typische New-Country-Feeling aber jederzeit. Direkt das Auftaktgitarrenriff und auch der Titel sind eine deutliche Anspielung auf „Honky Tonk Women“ von den Rolling Stones; das southernrockigee „Caroline“ mit seinem stampfenden Rhythmus und herrlichen Dobroslideeinlagen, als auch „Good Cowboy“ machen ihren Diener vor ZZ Top; bei „When We Were Kings“ beenden U2-artige Gitarrenrhythmen den Song, „That’s What She Gets For Loving Me“ wirkt wie eine Mischung aus Neil Young, Eric Clapton zu „Ocean Boulevard“-Zeiten und Diamond Rio; „I Used To Know This Song By Heart“ ist ein toller Blues mit leichtem Gospeltouch, der von den Gitarrensoli her Parllelen zu Eric Clapton und den Allman Brothers beinhaltet; „Believer“ könnte den Neville Brothers gewidmet sein; „She Was Born To Run“, zeigt wie Bruce Springsteen klingen müsste, so dass ich mir mal eine CD von ihm zulegen würde; „Good Day To Be“ enthält Charlie Daniels– typischen Sprechgesang und ein Beten für die kämpfenden US-Soldaten (wenn’s als Persiflage gedacht war, wär es ja ok…).

Trotzdem, das genretypische Flair bleibt zu jedem Zeitpunkt das überwiegende Moment. Weitere Highlights:  „Feels Good Don’t It“ und „Till My Dyin‘ Day“ sind Gute-Laune-Rocker zum Abdancen; „Memory Town“ ist eine Sonnenuntergangsballade, die jeden Marlboro-Spot im Hintergrund veredeln würde – wunderschöne Hammond- und Mandolinenklänge untermalen dieses Lied mit Lagerfeuer- und Cowboyromantik; „My Baby’s Everthing I Love“ ist ein swingendes Country-Jam-Stück, wo jeder ein Solo einwirft, der gerade ein Instrument zur Verfügung hat.

Habe ich noch was vergessen? Ach ja, etwas zu meckern gibt es dann doch. Der Hidden-Track entpuppt sich als Gospel-Kirchenchor-Lied der übelsten Sorte, die klischeehafte Covergestaltung, sowie die rotgerasterte Schrift auf bräunlich gerastertem Hintergrund machen das Anschauen und Lesen zur Qual.

Arista BMG (2003)
Stil:  New Country

01. You Can’t Take The Honky Tonk Out Of The Girl
02. Caroline
03. When We Were Kings
04. That’s What She Get For Loving Me
05. Red Dirt Road
06. Feels Good Don’t It
07. I Used To Know This Song By Heart
08. Believer
09. Memory Town
10. She Was Born To Run
11. Till My Dyin‘ Day
12. My Baby’s Everthing I Love
13. Good Day To Be Me
14. Good Cowboy
15. Hidden Track

Brooks & Dunn
Brooks & Dunn bei Facebook
Bärchen Records

Dierks Bentley – Home – CD-Review

Mit seinem siebten Studio-Album „Home“ kehrt Dierks Bentley nach seinem überaus gelungenen Exkurs in Bluegrass-Gefilde („Up On The Ridge“) wieder auf bewährtes, traditionell fundamentiertes Country-/New Country-Terretorium zurück und bläst erneut zum Angriff auf die obersten Chartpositionen. Junge, Junge – was dieser hemdsärmelige, sehr natürlich gebliebene, junge Bursche, aus Phoenix/Arizona stammend, auch anpackt, es ist immer von Erfolg gekrönt.

Alle seine bisherigen Longplayer landeten in den Top Ten der Country-Charts, und mit dem das neue Werk eröffnenden „Am I The Only One“ (ein launiger Party-Countryrocker), das schon geraume Zeit vor dem Erscheinen von „Home“ als Single ausgekoppelt wurde, räumte Dierks bereits seinen achten Nr. 1-Hit ab. Auch der jetzt gerade anlaufende Titeltrack mit seiner patriotischen Note (besonders in Amerika ja immer beliebt, doch tatsächlich recht allgemein gehalten und nicht so dick auftragend), dürfte ihm sogar über die Countrygrenzen hinaus (dort jetzt schon Platz 8), ein großer Wurf gelingen. Eine wundervolle Ballade, das für so manchen Trailer im kommenden US-Präsidentenwahlkampf als Hintergrundmusik Pate stehen könnte.

Aber dieses Album glänzt nicht nur allein durch seine Singles. Es ist ein ganz starkes Gesamtwerk geworden, hier stimmt wirklich von vorne bis hinten alles. Sehr abwechslungsreiche Songs in allen Tempovariationen immer wieder mit interessanten Zutaten garniert, geschrieben von gestandenen Songwritern (fünf davon mit Beteiligung von Dierks), eine satte, kräftige Produktion (Brett Beavers, Luke Wooten, ein Titel von Jon Randall Stewart) sowie eine herrliche Instrumentalisierung durch absolut vorzügliche Musiker (ein wirklicher Ohrenschmaus, immer wieder die countrytypischen Saiteninstrumente wie E-Gitarre, Mandoline, Fiddle, Akustikgitarre, Banjo durch Klasseleute wie J.T. Corenflos, Bryan Sutton, Brett Beavers, Rob McNelley, etc. miteinander verschmolzen zu hören und selbst ein Jimmy Carter am eher unscheinbaren Bass setzt noch deutlich zu hörende Akzente).

Auch Bentleys Gesang erscheint erheblich verbessert und deutlich variabler. Herrlich dieses schon bald in Southern Rock-Manier dahin groovende „Gonna Die Young“ mit seiner „wiehernden“ Fiddle und dem großartigen E-Gitarren-Spiel von J.T. Corenflos und McNelley, oder „Tip It On Back“, bei dem Montgomery Gentry und Tim McGraw eine musikalische „Ménage à Trois“ eingegangen sein könnten (toller Midtempo-Country mit Mandoline, Steel, starken Gitarren und Powerrefrain). Klasse auch das mit spassiger Warnung an alle (bisher glücklichen) Männer bestückte „Diamonds Make Babies“ (man soll die ganzen Folgen beachten, den der Kauf eines Diamanten bei Frauen auslösen kann…), ein echter, sehr traditionell gehaltener Countryheuler mit exzellenten Steel- und Bariton-E-Gitarren, wie sie im sprichwörtlichen Buche stehen und einem sich tief einbohrenden Refrain zum Mitsingen.

Ebenfalls ein potentieller Hitanwärter und Live-Favorit. Wunderbar das mit einem leichten Heartland-Faktor umgarnte „In My Head“ (toll wieder die Harmonie zwischen E-Gitarre und untermalender Mandoline), saustark die im baladesken Ambiente gehaltenen „Breathe You In“ (amosphärisch, melancholischer Refrain, klasse Kurz-E-Gitarren-Solo von Jedd Hughes) und „When You Come Around“ (schön bluesig, gelungenes Duett mit Little Big Towns Karen Fairchild). Geradezu phänomenal die etwas folkig, keltisch angehauchten „In The Woods“ (toller Refrain, dazu immer wieder rockige E-Gitarre) und „Heart Of A Lonely Girl“ (die Mandolinentöne von Andy Leftwich und Tim O’Brian sind zum Dahinfließen, das E-Gitarren-Solo von J.T. Corenflos erinnert an Keith Urban).

Wunderbar fetzig der swampige Southern-Countryrocker „5-1-5-0“, bei dem wieder ein einziges Gewitter an E-Gitarren und Banjo nebst kraftvollen Schlagzeugattacken von Steve Brewster abgelassen wird. Mann-o-Mann hat dieser wuchtige Track Power! Zum Ausklang gibt sich Dierks beim recht zurückhaltend gespielten sieben-minütigen „Thinking Of You“ (Randy Kohrs setzt mit seiner Dobro die Haupt-Akzente) richtig familiär und erneut etwas melancholisch. Seine kleine Tochter Evie darf dann noch im als Hiddentrack verabreichten Abspann ein paar Zeilen dieses Liedes singen und somit erste musikalische Erfahrungen sammeln. Kommt sicher auch gut an.

Insgesamt hat Dierks Bentley mit „Home“ ein wirkliches Paradebeispiel für ein großartig gelungenes Major-Countryalbum abgeliefert, das nur so vor Hitpotential wimmelt. Aufgrund der beeindruckenden Balance zwischen modernen und traditionellen Elementen wird sich ihm eine noch breitere Fangemeinde eröffnen! Eindeutig seine beste CD bisher. Dazu wird es ihn endgültig in die Riege der Top-Leute hieven. Herzlich willkommen im Club der ganz Großen, Dierks Bentley!

Capitol Records Nashville (2012)
Stil:  New Country

01. Am I The Only One
02. Gonna Die Young
03. Tip It On Back
04. Home
05. Diamonds Make Babies
06. In My Head
07. Breathe You In
08. The Woods
09. When You Gonna Come Around
10. 5-1-5-0
11. Heart Of A Lonely Girl
12. Thinking Of You

Dierks Bentley
Dierks Bentley bei Facebook
Bärchen Records

Steve Azar – Slide Over Here – CD-Review

Seit sich Steve Azar aus den Klauen der Major-Konzerne gelöst hat (Azar hatte 2002 mit seinem zweiten Album „Waitin’ On Joe“ bei Mercury Records eine durchaus erfolgreiche Zeit, im Anschluss daran aber infolge zu großer Eingriffsversuche in die musikalische Gestaltung nur noch Stress und Ärger), scheint der aus dem Mississippi-Delta stammende Künstler immer mehr aufzublühen.

Es ist gerade mal ein Jahr vergangen, seit Azar sein grandioses, der Blues-Legende Albert King gewidmetes Album „Indianola“ herausgebracht hat (promoted übrigens im Rahmen einer umjubelten Tour zusammen mit Bob Seger), da legt der „Sunnyboy“ (erinnert von Typ her ein wenig an Keith Urban) mit „Slide On Over Here“ sein nächstes Prachtwerk vor. Steve knüpft im Prinzip da an, wo er mit „Indianola“ aufhörte. Eine hoch interessante, spannende, exzellent vorgetragene Mischung aus angenehmem New Country, rootsigen Americana-Elementen und sporadisch eingeflochtenem, unaufdringlichem, leicht verdaulichem Delta Blues – eingebettet in wunderbare Melodien!

Das ist alles schön abwechslungsreich (mal entspannt und melancholisch, dann wieder locker, flockig, zumeist im Balladen- und Midtempo-Bereich, aber auch mal mit einem feinen Roadhouse-Countryrocker dazwischen), passt hervorragend zusammen und macht richtig Spaß. Ja man wünscht sich fast, das Werk auf der Veranda einer geschichtsträchtigen Südstaatenvilla im Rahmen einer kleinen Session-Party in der abendlichen Sonne bei einem kühlen Gläschen genießen zu können. Ein Album voller Atmosphäre! Der großartige Opener „I’ll Find Me“ wird von einem markantem Slide-Riff getragen und groovt herrlich lässig, bei äusserst angenehmer Instrumentierung (Akustikgitarrenuntermalung, E-Gitarren-Fills, Orgel-Tupfer, Slide-Solo) vor sich hin.

Das anschließende, lockere „Sunshine“ dürfte seiner hübschen Frau gewidmet sein (Azar hat mit ihr drei Kinder). Ein viel Wärme verströmender, leicht melancholisch angehauchter, sehr authentisch wirkender, wunderbarer, flockiger Lovesong (toll hier die sanft „quäkende“ Harmonika und das schöne, fließende E-Gitarren-Spiel). Beim folgenden, recht rootsig angehauchten „All I Need“ (wieder eine feine Harmonika in Verbindung mit schönen Akustik- und E-Gitarren) erinnert Azar fast an den jungen John Mellencamp, noch mehr aber an Chris Knight. Sein toller Gesang, seine dezent heisere, staubige Stimme passen hier besonders gut in diese americana-mässige Gestaltung dieser klasse Nummer.

Einer der Center-Songs des Albums dürfte aber der „launige“, starke, gut rockende Roadhouse-/Country-/Honky Tonk-/Blues-Stomper „Moo La Moo“ werden. Er ist als erste Single ausgekoppelt und auch als humorvoller Videoclip produziert worden, bei dem Azar (übrigens auch ein sehr guter Golfspieler, belegt zur Zeit die Top 5 des Musiker-internen Circuits) auf die Unterstützung von „King Of Queens“-Schauspieler und Komiker Gary Valentine setzen konnte (hat bei Steve ja Tradition, so wurde er damals bei „Waitin’ On Joe“ schon einmal von keinem geringeren als Oscar-Preisträger Morgan Freeman beehrt), der mit seinen eigenwilligen Bewegungen (teilweise im Goofy-Kostüm) einen neuen Kult-Tanz kreiert haben könnte. Der von rhythmischen Handclaps und feinen Gitarren getragene, auch textlich recht amüsante Song kommt als eine Art „La Macarena meets the Country-Blues“ daher und könnte zum Überraschungshit des Sommers avancieren. Eine spaßige Sache!

Ein weiteres Stück, das im Gesamtkontext ein wenig aus dem Rahmen fällt und ebenfalls mächtig in die Beine geht, ist „Sweet Delta Chains“. Hier groovt es richtig fett und funkig (fast sogar ein wenig südamerikanisch angehaucht), mit deftigem E-Piano und satten Bläsereinsätzen aus den Boxen, dazu auch schöne weibliche Background-Gesänge. Das sollte selbst der letzte Tanzmuffel zum Hüftschwung animieren. Klingt ein wenig wie der Nachfolger des starken „Flatlands“ vom „Indianola“-Vorgängerwerk.

Dazwischen immer wieder Stücke, die Azars ernstzunehmende Singer-/Songwriter-Ansprüche untermauern, wie das grandiose „Back To Memphis“ (wieder sehr Slide-betont, Piano, klasse Melodie und Atmosphäre), die hochmelodischen „Apart At The Seams“, „Take Your Time (Ryan’s Song)“, „Let Go Of The Rope“ oder „Startin’ Today“, wobei einem spontan Leute wie John Mellencamp, Jack Ingram oder Radney Foster als Bezugsgrößen in den Sinn kommen. Traumhaft stark auch der swampig southern groovende, total lockere, flotte, mit tollen Slide-Licks und prächtiger Banjo-Untermalung ausgestattete Delta-Countryrocker „Sinkin‘ Or Swimmin‘ (With You)“. Beim abschließenden „Beautiful Regret“ schimmert gar ein wenig die gemeinsame Tourzeit mit Bob Seger durch.

Die Piano-betonte Nummer kommt ganz im Stile Segers balladeskerer Stücke zu „Against The Wind“-Tagen rüber (inkl. ein wenig Steel, schöner Orgel-Begleitung und angenehmen Harmonies). Direkt im Anschluss gibt es dann das Titellied „Slide On Over Here“ als „hidden track“ serviert, wobei Steve noch mal sein ganzes Deltablues-Herz in die Waagschale wirft. Hier gibt es rauchigen Azar-Gesang pur, gepaart nur mit sich filigran duellierender Akustikgitarre und Dobro. Am Ende vernimmt man dann noch ein hauchdünnes Akkordeon. Ein herrlicher Ausklang!

Steve Azar gelingt mit „Slide On Over Here“ eine adäquate Weiterentwicklung zum starken „Indianola“-Vorgänger, was alles über die hervorragende Qualität seines neuen Albums aussagt. Angesichts eines, laut eigener Aussage, noch bestehenden Fundus von über 100 bisher noch unveröffentlichten Songs, darf man sich auf weitere Outputs dieses Kalibers freuen. Produziert hat das Werk übrigens Steve Azar selbst, zusammen mit dem sehr bekannten Justin Niebank (u.a. Keith Urban, Bon Jovi, Kenny Chesney, Rascal Flatts, Pat Green, Van Zant), der vor kurzem auch an dem bärenstarken „Little Piece Of Dixie“ der Southern Rocker von Blackberry Smoke beteiligt war. „Slide on over here“ präsentiert einen“ Steve Azar at his very best“!

Dang Records (2009)
Stil:  New Country

01. I’ll Find Me
02. Sunshine
03. All I Need
04. Moo La Moo
05. Hard Road
06. Back To Memphis
07. Apart At The Seams
08. Sinkin‘ Or Swimmin‘ (With You)
09. Take Your Time (Ryan’s Song)
10. Let Go Of The Rope
11. Sweet Delta Chains
12. Startin‘ Today
13. Beautiful Regret (inkl. hidden track Slide On Over Here)

Steve Azar
Steve Azar bei Facebook
Bärchen Records

Dierks Bentley – Modern Day Drifter – CD-Review

Künstler im Country-/New Country-Business werden an ihren Erfolgen gemessen, insbesondere dann, wenn sie mit einem Major-Kontrakt ausgestattet sind. Wer kann es einem jungen Performer wie Dierks Bentley aufgrund dieser Tatsache also verdenken, wenn er mit seinem neuen Album „Modern Day Drifter“ am Grundprinzip des super erfolgreichen, selbstbetiteltem Debüts festhält, das es immerhin zu Platin-Ehren gebracht hat.

Das mag zwar nicht allzu mutig erscheinen, ist aber durchaus nachvollziehbar. Vor allen Dingen dann, wenn es so gekonnt gemacht wird und ein solch klasse Ergebnis dabei heraus kommt! Dierks und sein Produzent Brett Beavers, mit dem er auch diesmal einen erheblichen Anteil des Songwritings übernommen hat (interessanterweise zumeist im Tourbus), haben im letzten Jahr, als Bentley an die 300 Gigs quer durch’s ganze Land absolvierte, genau die Reaktionen der Fans beobachtet und ein feines Gefühl dafür entwickelt, in welche Richtung der Weg gehen sollte. Letztendlich siegte der Entschluss das Bewährte fortzuführen, allerdings mit noch etwas ausgefeilteren Kompositionen und einer noch satteren Produktion.

Die Musiker sind fast identisch, das Studio ebenfalls! Die Songs, mit ihren klugen, pointierten, zum Teil autobiografischen Texten, mal im Uptempo-, mal im Balladen-Gewand, werden sehr traditionell und doch zeitgemäß knackig dargeboten. Der Sound ist klar und sauber, auf Piano wurde erneut komplett verzichtet. Klasse, dass es auch diesmal wieder ein herrliches Acoustic Country-/Bluegrass-Stück („Good man like me“) im Zusammenspiel mit der Del McCoury Band, wobei der Unterschied diesmal ist, dass das Lied aus der Feder von Del McCoury stammt.

Der Nachfolger des Smash-Hits „What Was I Thinkin'“ aus dem Erstling heißt diesmal „Lot Of Leavin’ Left To Do“, ein flotter, humorvoller, flockig melodischer, reiner Countrysong mit viel Banjo und Steelelementen, klasse Gitarren und kleinem Instrumentalfinish, der viel über Dierks momentane Lebenssituation berichtet. Sein Statement dazu. „It’s hard to have a relationship with a girl when you’re leaving town every night. When I go back to Nashville, I don’t even have a house. I have a hotel room. Hopefully, there’ll be a time when I settle down a little bit and have a regular schedule like everybody else does.” Ehrlichkeit eines jungen Burschen, die scheinbar ankommt!

Denn der Song kratzt schon ganz schwer an den Top-Ten der Billboard-Charts. Wunderschön seine atmosphärisch, kraftvollen Balladen wie „Come Get A Little Closer“, „Settle For A Slowdown“ oder „Good Things Happen“, letztgenanntes mit einzigartigem Background-Gesang von der wunderbaren Allison Krauss! Für den erhöhten Gute Laune-Pegel sind Nummern wie „Cab Of My Truck“, „Domestic, Light And Cold“ (Pendant zu „Bartenders, etc.“ vom Debüt) oder „So So Long“, das an die temperamentvollen Stücke eines David Lee Murphy erinnert, zuständig – natürlich mit reichhaltigen Feinheiten in Sachen Steelguitar, Banjo, Dobro und Fiddle bestückt, nicht zu vergessen die tollen Akustik- und E-Gitarren, bedient von Könnern wie Bryan Sutton und J.T. Corenflos.

Das bunt bebilderte Booklet enthält alle Texte, Infos und als kleine Zugabe noch einen schönen Aufkleber. Der Kombination Dierks Bentley und Produzent Brett Beavers ist einmal mehr ein klasse Teil gelungen. Großartige, moderne, aber immer traditionell verwurzelte Country-/New Country-Musik, die man einfach mögen muß! Wünschen wir beiden, dass ihnen der Erfolg treu bleibt! Unseren Segen haben sie…

Capitol Records Nashville (2005)
Stil: New Country

01. Lot Of Leavin’ Left To Do
02. Come A Little Closer
03. Cab Of My Truck
04. Settle For A Slowdown
05. Domestic, Light And Cold
06. Good Things Happen
07. Down On Easy Street
08. So So Long
09. Modern Day Drifter
10. Good Man Like Me
11. Gonna Get There Someday

Dierks Bentley
Dierks Bentley bei Facebook
Bärchen Records

Blackberry Smoke – The Whippoorwill – CD-Review

Mannomann! Was hat diese Band für eine Entwicklung genommen! Die neue Scheibe von Blackberry Smoke, nach einer wohl nur eingefleischten Ornithologen bekannten Vogelart, der Schwarzkehl-Nachtschwalbe, benannt, ist einfach nur der Hammer. Der Fünfer um Frontmann Charlie Starr, der hier wieder grandiose Gesangs-, Gitarren- und Songwriterkunst abliefert, hat sich auf diesem Werk selbst übertroffen und sogar den saustarken Vorgänger „Little Piece Od Dixie“ fast zur Bedeutungslosigkeit degradiert! Auf ihrer tollen Live-DVD, die schon vier Songs des neuen Werkes („Everybody Knows She’s Mine“, „The Whippoorwill“, „Ain’t Much Left Of Me“ und „Sleeping Dogs“) als Heißmacher beinhaltete, hatte sich bereits angedeutet, dass diese Band aus Georgia ohne Wenn und Aber die Champions-League des Southern Rocks entern würde.

Und dies ist mit dem dreizehn Stücke umfassenden neuen Silberling eindrucksvoll gelungen, eine regelrechte Sternstunde des Southern Rocks im Allgemeinen und für die Anbeter solcher Legenden wie Lynyrd Skynyrd, Outlaws und The Kentucky Headhunters im Besonderen! Die Georgianer fühlen sich beim Label von Country-Superstar Zac Brown (Zac Brown Band), Southern Ground Records, der an den Burschen zu Recht einen Narren gefressen zu haben scheint, sichtlich pudelwohl und pushen sich immer wieder zu neuen Höchstleistungen. Besagter Zac Brown und sein Gitarrist Clay Cook sind auch wieder bei Produktion, Songwriting und auch instrumentell mit eingebunden. Wie ebenfalls auf dem Live-Dokument ersichtlich und prägnant hörbar, hat ihr neuer Silberling mit der Hinzunahme von Keyboarder Brandon Still auch im Studio das „noch etwas gewisse Mehr“ hinzugewonnen.

Der Bursche spielt sich hier zwischen Allman’schen Hammond-Klängen und Pilly Powell „Gedächtnis Piano-Geklimper“ regelrecht in Rage und mutiert hinter Fronter Charlie Starr zum zweiten Star des Albums, getragen natürlich vom manschaftsdienlichen Restkollektiv, bestehend aus den Turner-Brüdern Rich (Bass) und Brit (Drums), sowie dem Zweitgitarristen Paul Jackson (schönes Lead-Solo auf „Everbody Knows She’s Mine“ und mit einigen southern-typischen Twin-Ergänzungen zu Starr, ansonsten mit toller Rhythmus-Arbeit).

Einfach herrlich diese Scheibe und man weiß eigentlich gar nicht, wo man mit den Lobeshymnen beginnen und wann aufhören soll. Wenn Charlie Starr schon beim fulminanten Opener „Six Ways To Sunday“ mit an Georgia Satellites reminiszierenden E-Salven „losrumpelt“, Brandon Still auf seinem Klavier in bester Honkytonk-Manier dazwischen „hämmert“, und das Ganze in einen furiosen Southern-Boogie mündet (auch Skynyrds „Things Goin’ On“ schimmert dezent mit durch), geht jedem Liebhaber dieser Art von Musik sofort das Herz auf. Was für ein Auftakt! „Pretty Little Lie“ bietet dann richtig feinen, natürlich auch southern-infizierten, Roots-/Countryrock, bei dem Will Hoge in Bestform Pate gestanden haben könnte. Was für eine tolle Melodie – einfach wunderbar!

Ist der Starr jetzt ganz „verrückt“ geworden? Auf „One Horse Town“ näselt er im Refrain zuweilen gar in bester Henry Paul-Manier und haucht dem erneut grandiosen Song damit sogar ein gehöriges The Outlaws-Flair ein. Zudem spielt der Bursche hier auch noch herrliche Pedal Steel-Fills. „Ain’t Much Left To Say“ (wieder mit etwas Georgia Satellites-Feeling) und das megaentspannte Titelstück „The Whippoorwill“ wissen auch im Studio zu überzeugen. Letzteres gewinnt durch Starrs erneute Steel-Einlagen sogar noch mehr an Atmosphäre. Absolute Gänsehaut-Garantie! Das folgende „Lucky Seven“ hat einfach den Groove und bei „Leave A Scar“ wird die „harte“ Southern Rock-Keule geschwungen. Was für eine Power. Toll hier das unter die röhrenden E-Gitarren geflochtene Banjo des vielseitigen Bandleaders und die fetten Orgelsalven von Brandon Still. Einfach klasse, ein spektakulärer und zum Teil hymnenartiger Uptemporocker. Ein richtig schwerer Southern-Blues zwischen The Allman Brothers Band und Skynyrd pendelnd ist „Crimson Moon“.

Grandios auch die weiblichen Backs von Maureen Murphy, Lo Carter, Kyla Jade und Sarah Dugas, die erstmals bei einigen Smoke-Songs integriert wurden – und auch das passt hervorragend. „Ain’t Got The Blues“ ist ein richtig schöner, spartanischer Retro-Blues mit Knistern am Anfang (wie früher bei den schon etwas zerkratzten LPs) und mit modifizierter, an alte Blueser erinnernder Stimme von Starr, der dann aber im Verlauf deutlich zulegt (klasse Slide). Hat ein wenig was von Skynyrds „Made in Shade“ oder „Mississippi Kid“.

Was geht denn da bei „Shakin‘ Hands With The Holy Ghost“ ab? Starr und Co. zaubern hier, als wenn AC/DC plötzlich im Southern Rock ihre neue Passion gefunden hätten. Der Song schüttelt mit seinem E-Gitarren-Führungsriff den ganzen Körper durch, einfach göttlich, dazu das glühende E-Gitarren-Solo und die rotzigen Backs der o.a. Ladies. Am Ende gibt es dann mit „Up The Road“ noch eine Wahnsinns-Ballade, die einen in Derek & The Dominos-Zeiten zurückschwelgen lässt. Herrlich das Clapton-mässige Solo, die „Uuhs“ der Damen und Stills mitreissende Piano- und Orgel-Arbeit. Der Song endet so, wie er enden muss, um ein Southern-typisches, furioses Gitarrenfinish anzugliedern, das dann aber in Kurzform gehalten wird, dafür jedoch mit einer erschlagenden Orgel und gospelartigen Klage-Gesängen der Damen (schreien regelrecht gegen Starr und Still an) kombiniert wird. Nach diesem Ende weiß ein jeder Southern Rocker, dass er hier ganz großes „Kino“ geboten bekommt.

Blackberry Smokes Meisterwerk „The Whippoorwill“ kann man von daher mit Fug und Recht als eines der besten Southern Rock-Alben dieses Jahrtausends bezeichnen. Das Digipak wurde übrigens mit einem schön retro gestalteten, 16-seitigen Steckbooklet bestückt, das sämtliche Texte beinhaltet. Eine ganz große Verbeugung vor Charlie Starr und seinen Mannen!

Southern Ground (2012)
Stil:  Southern Rock

01. Six Ways To Sunday
02. Pretty Little Lie
03. Everybody Knows She’s Mine
04. One Horse Town
05. Ain’t Much Left of Me
06. The Whippoorwill
07. Lucky Seven
08. Leave A Scar
09. Crimson Moon
10. Ain’t Got The Blues
11. Sleeping Dogs
12. Shakin‘ Hands With The Holy Ghost
13. Up The Road

Blackberry Smoke
Blackberry Smoke bei Facebook
Bärchen Records

Wade Bowen – If We Ever Make It Home – CD-Review

Wunderbares neues Album des Texaners mit zwölf herrlichen, von magisch schönem „Red Dirt“-Feeling durchzogenen, lockeren, hinreißend melodischen New Country-/Countryrock-Perlen (zum Teil mit einem Hauch von Americana), deren wohlige Klänge sich voller Wärme tief in unseren Gehörgängen einnisten. Wade Bowen war schon zu Beginn seiner Karriere von stetigem, großem Ehrgeiz geprägt, sich musikalisch immer weiterentwickeln zu wollen.

Trotz der vielversprechenden Alben mit seiner Startformation West 84 (wir erinnern uns vor allem an ihr grandioses, so unbekümmertes Live-Album „The blue light“), merkte er, dass er seinem Publikum wesentlich mehr zu sagen hatte, vor allem Dinge, die seine Persönlichkeit reflektieren und mit einer Band unmöglich umsetzbar schienen. Logische Konsequenz war, dass es bei Wade irgendwann auf eine Solo-Karriere zulaufen würde. Der endgültige Zeitpunkt war gekommen, als West 84 vom immensen Tourstress abgebrannt waren.

Einige Musiker (wie u.a. auch Wade) widmeten sich immer mehr ihren eigenen Projekten oder gaben ganz auf. Bowen nutzte den Zeit zum Absprung und brachte nach wenigen Jahren das von Kritikern (und auch von uns) so hoch gelobte Album“Lost Hotel“ heraus, das Bowen nach und nach viel Annerkennung und auch im Raum Texas/Oklahoma großen Erfolg bescherte, darüber hinaus aber, trotz aller Brillanz, kommerziell (völlig zu unrecht) nicht den gewünschten Erztag brachte. Mittlerweile sind fast drei Jahre verstrichen und der von vielen befreundeten Musikern für seinen Positivismus und seine Genialität geschätzte Singer/Songwriter versucht jetzt mit „If We Ever Make It Home“ den nächsten Anlauf ein größeres Publikum zu erreichen.

Die Aussichten, dass dies nun gelingt, sind blendend! Wade hat sich abermals mit seinem „Lost Hotel“-Produzenten J. R. Rodriguez zusammengetan, konnte hervorragende Co-Komponisten (u.a. Jedd Hughes, Randy Rogers, Jim Beavers, Stephony Smith, Radney Foster, Clint Ingersoll) für’s Songwriting (neben ein paar fein ausgewählten Fremdstücken) gewinnen und auch musikalisch wurde er von einigen absoluten Stars der ersten Nashville-Studiomusikergarde (u.a. die Gitarrenzauberer David Grissom, Tom Bukovac, Kenny Greenberg, sowie Dan Dugmore (Pedal Steel, Lap Steel), Aubrey Haynie (Mandoline), Eric Darken (Percussion), Tim Lauer (keyboards), etc.) unterstützt.

Herausgekommen sind, wie gesagt, wunderbare, extrem melodische Stücke, die von einem Hauch Red Dirt durchzogen sind, und die natürlich von dieser herrlich warmen und angerauten Stimme Bowens ihre besondere Note erhalten. Als kleines Zusatzbonbon gibt es zudem noch einen Gastauftritt von Chris Knight bei der grandiosen „Red Dirt“-/Americana-Ballade „Daddy And The Devil“, die Knight mit seinem typischen, rootsigen Heartland-Flair exzellent veredelt. Ein tolles Stück! Das allerdings trifft auch auf den Opener „You Had Me At My Best“ (welch wahre Aussage in Bezug auf das gesamte Album) zu. Was für eine traumhafte, zeitlos schöne Countryrock-Nummer, die auf unwiderstehliche Weise klasssiche Retro Countryrock-Elemente mit den modernen Klängen der „Red Dirt“-Bewegung vereint!

Nach einem wunderschönen, unterschwellig halligen, vollmundigen Steelguitar-Intro pendeln sich Bowen und seine formadiblen Begleitmusiker in einem unwiderstehlich lockeren, flott flüssigen Rhythmus mit einem Mix aus diversen Eöectric-, Acoustic-, und Steel-Gitarren ein (dazu eine prächtige Slide-Passage im Mittelteil) und lassen mit der damit verbundenen, wunderschönen Melodik, gar Erinnerungen an goldene Eagles-Zeiten wach werden. Ist gleichzeitig die erste Single des Albums und bereits hoch in den Texas Music-Charts platziert. Wird wohl verdientermaßen Bowen’s zweite Nummer 1 seiner Karriere werden!

Es folgen das Titelstück „If We Ever Make It Home“ und „Turn Out The Lights“. Beides herrlich emotional (leicht introvertiert) vorgetragene, von traumhaften Melodien durchzogene, zwischen balladesk und Mitdtempo variierende Songs mit viel persönlichem Flair und grandioser instrumenteller Umsetzung durch die exzellenten o.a. Musiker (phantastische, dezente Gitarrenarbeit plus schöner Soli, unaufdringliche Steeleinlagen)“ Das anschließende, szarke „Ghost In This Town“ präsentiert sich äußerst knackig mit einem schon fast poppigen Refrain, was wir ganz und gar nicht als negativ verstanden wissen möchten. Ein absolut radiotauglicher Song!

Super natürlich auch die Stücke, die Bowen zusammen mit Randy Rogers (Randy Rogers Band) und Radney Foster komponiert hat („Why Make Perfect Sense“ – tolle Piano- und Orgelarbeit, Steel-Solo; „Nobody’s Fool“ – flotter, knackiger Uptempo New Country/Countryrock, schöne E-Gitarren-/Slide-Einlagen; „From Bad To Good“ – filigrane Mandolinenklänge, feine Piano-Tupfer, schöner, weiblicher Harmonie-Gesang)! Von den Fremdkompositionen besticht vor allem das von Sean McConnell geschriebene „Into The Arms Of You“, das in einer an John Mellencamp erinnernden Atmosphäre vorgetragen wird, wobei Tim Lauer mit einem an ein Akkordeon erinnerndes Orgelspiel tolle Akzente setzt.

Großartig hier einmal mehr Bowen’s dezent „staubiger“ Gesang. Fazit. Wade Bowen hat mit „If We Ever Make It Home“ seinem Ehrgeiz entsprechend einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Er hat den Spirit seines starken Vorgängerwerkes mitgenommen, ein wenig variiert und insgesamt noch ein paar weitere Qualitätsakzente draufgepackt! Sehr beeindruckend! Wir ziehen ein weiteres Mal den Hut vor einer famosen Leistung. Um den Titel des oben beschriebenen Opener noch einmal aufzugreifen. „You Had Me At My Best“ wandeln wir symbolisch um in „You HAVE Me At My Best“ und unterstreichen. Dies ist der beste Wade Bowen, den wir bekommen können…

Smith Entertainment (2010)
Stil:  Red Dirt

01. You Had Me At My Best
02. If We Ever Make It Home
03. Turn On The Lights
04. Ghost In This Town
05. Why Makes Perfect Sense
06. Trouble
07. Nobody’s Fool
08. Into The Arms Of You
09. From Bad To Good
10. Missing You
11. Daddy And The Devil
12. Somewhere Beautiful

Wade Bowen
Wade Bowen bei Facebook
Bärchen Records