Dierks Bentley – Home – CD-Review

Mit seinem siebten Studio-Album „Home“ kehrt Dierks Bentley nach seinem überaus gelungenen Exkurs in Bluegrass-Gefilde („Up On The Ridge“) wieder auf bewährtes, traditionell fundamentiertes Country-/New Country-Terretorium zurück und bläst erneut zum Angriff auf die obersten Chartpositionen. Junge, Junge – was dieser hemdsärmelige, sehr natürlich gebliebene, junge Bursche, aus Phoenix/Arizona stammend, auch anpackt, es ist immer von Erfolg gekrönt.

Alle seine bisherigen Longplayer landeten in den Top Ten der Country-Charts, und mit dem das neue Werk eröffnenden „Am I The Only One“ (ein launiger Party-Countryrocker), das schon geraume Zeit vor dem Erscheinen von „Home“ als Single ausgekoppelt wurde, räumte Dierks bereits seinen achten Nr. 1-Hit ab. Auch der jetzt gerade anlaufende Titeltrack mit seiner patriotischen Note (besonders in Amerika ja immer beliebt, doch tatsächlich recht allgemein gehalten und nicht so dick auftragend), dürfte ihm sogar über die Countrygrenzen hinaus (dort jetzt schon Platz 8), ein großer Wurf gelingen. Eine wundervolle Ballade, das für so manchen Trailer im kommenden US-Präsidentenwahlkampf als Hintergrundmusik Pate stehen könnte.

Aber dieses Album glänzt nicht nur allein durch seine Singles. Es ist ein ganz starkes Gesamtwerk geworden, hier stimmt wirklich von vorne bis hinten alles. Sehr abwechslungsreiche Songs in allen Tempovariationen immer wieder mit interessanten Zutaten garniert, geschrieben von gestandenen Songwritern (fünf davon mit Beteiligung von Dierks), eine satte, kräftige Produktion (Brett Beavers, Luke Wooten, ein Titel von Jon Randall Stewart) sowie eine herrliche Instrumentalisierung durch absolut vorzügliche Musiker (ein wirklicher Ohrenschmaus, immer wieder die countrytypischen Saiteninstrumente wie E-Gitarre, Mandoline, Fiddle, Akustikgitarre, Banjo durch Klasseleute wie J.T. Corenflos, Bryan Sutton, Brett Beavers, Rob McNelley, etc. miteinander verschmolzen zu hören und selbst ein Jimmy Carter am eher unscheinbaren Bass setzt noch deutlich zu hörende Akzente).

Auch Bentleys Gesang erscheint erheblich verbessert und deutlich variabler. Herrlich dieses schon bald in Southern Rock-Manier dahin groovende „Gonna Die Young“ mit seiner „wiehernden“ Fiddle und dem großartigen E-Gitarren-Spiel von J.T. Corenflos und McNelley, oder „Tip It On Back“, bei dem Montgomery Gentry und Tim McGraw eine musikalische „Ménage à Trois“ eingegangen sein könnten (toller Midtempo-Country mit Mandoline, Steel, starken Gitarren und Powerrefrain). Klasse auch das mit spassiger Warnung an alle (bisher glücklichen) Männer bestückte „Diamonds Make Babies“ (man soll die ganzen Folgen beachten, den der Kauf eines Diamanten bei Frauen auslösen kann…), ein echter, sehr traditionell gehaltener Countryheuler mit exzellenten Steel- und Bariton-E-Gitarren, wie sie im sprichwörtlichen Buche stehen und einem sich tief einbohrenden Refrain zum Mitsingen.

Ebenfalls ein potentieller Hitanwärter und Live-Favorit. Wunderbar das mit einem leichten Heartland-Faktor umgarnte „In My Head“ (toll wieder die Harmonie zwischen E-Gitarre und untermalender Mandoline), saustark die im baladesken Ambiente gehaltenen „Breathe You In“ (amosphärisch, melancholischer Refrain, klasse Kurz-E-Gitarren-Solo von Jedd Hughes) und „When You Come Around“ (schön bluesig, gelungenes Duett mit Little Big Towns Karen Fairchild). Geradezu phänomenal die etwas folkig, keltisch angehauchten „In The Woods“ (toller Refrain, dazu immer wieder rockige E-Gitarre) und „Heart Of A Lonely Girl“ (die Mandolinentöne von Andy Leftwich und Tim O’Brian sind zum Dahinfließen, das E-Gitarren-Solo von J.T. Corenflos erinnert an Keith Urban).

Wunderbar fetzig der swampige Southern-Countryrocker „5-1-5-0“, bei dem wieder ein einziges Gewitter an E-Gitarren und Banjo nebst kraftvollen Schlagzeugattacken von Steve Brewster abgelassen wird. Mann-o-Mann hat dieser wuchtige Track Power! Zum Ausklang gibt sich Dierks beim recht zurückhaltend gespielten sieben-minütigen „Thinking Of You“ (Randy Kohrs setzt mit seiner Dobro die Haupt-Akzente) richtig familiär und erneut etwas melancholisch. Seine kleine Tochter Evie darf dann noch im als Hiddentrack verabreichten Abspann ein paar Zeilen dieses Liedes singen und somit erste musikalische Erfahrungen sammeln. Kommt sicher auch gut an.

Insgesamt hat Dierks Bentley mit „Home“ ein wirkliches Paradebeispiel für ein großartig gelungenes Major-Countryalbum abgeliefert, das nur so vor Hitpotential wimmelt. Aufgrund der beeindruckenden Balance zwischen modernen und traditionellen Elementen wird sich ihm eine noch breitere Fangemeinde eröffnen! Eindeutig seine beste CD bisher. Dazu wird es ihn endgültig in die Riege der Top-Leute hieven. Herzlich willkommen im Club der ganz Großen, Dierks Bentley!

Capitol Records Nashville (2012)
Stil:  New Country

01. Am I The Only One
02. Gonna Die Young
03. Tip It On Back
04. Home
05. Diamonds Make Babies
06. In My Head
07. Breathe You In
08. The Woods
09. When You Gonna Come Around
10. 5-1-5-0
11. Heart Of A Lonely Girl
12. Thinking Of You

Dierks Bentley
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Bärchen Records

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