Solomon Burke – Nashville – CD-Review

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Solomon Burke zählt seit den Sechziger Jahren zu den unumstrittenen Größen des Blues und Soul. Trotz nicht gerade überragender Erfolge am Fließband und vielen persönlichen musikalischen Auszeiten durfte er sich ohne Widerspruch mit dem Beinamen ‚King‘ schmücken. Eigentlich eher  ein klarer Fall für Blues-Freunde , aber da es sich diesmal um ein Countryalbum handelt, womit sich der zeugungsfreudige Mitt-Sechziger (21 Kinder!!!) , der parallel immer noch als Bestattungsunternehmer tätig ist (und wahrscheinlich viele Leute unter sich hat…), einen Herzenswunsch erfüllt hat („Nashville is an experience that every musician should have“ – teilweise sicher richtig, aber bitte nicht alle Musiker…), kommt dann Cowboy ‚Dangerous Dan‘ Daus ins Spiel.

Tom Waits sagte mal über Burke. »He is Solomon the resonator. The golden voice of heart, wisdom, soul and experience. He’s one of the architects of American music«. Mag alles stimmen, aber auf dem Countrysektor ist der King erst mal ein unbeschriebenes Blatt. Aber nach recht vielen Hördurchgängen muss ich zweifellos anerkennen, dass der Altmeister durchaus ein Terrain betreten hat, dass ihm keine Probleme bereitet. Zudem hat er mit Buddy Miller einen sich in Music City bestens auskennenden Produzenten (Steve Earle/Emmylou Harris, ebenfalls aber auch Musiker und Songwriter) angeheuert, der ein gewisses Gespür dafür hat, welche Songs für so eine Konstellation geeignet sind.

Und so schimmern natürlich immer wieder Blues, leicht soulige Elemente und gospelartige Backgrounds durch die Stücke hindurch, wobei Burkes charismatisches Stimmorgan eine unverkennbare schwarze Note in die Lieder einfließen lässt, was im Countrybereich ja auch eher selten ist, zumindest im Frontbereich. Trotzdem Hut ab, dass passt alles hervorragend zusammen, nicht zuletzt aufgrund der guten Musiker, die sämtliche Zutaten mit den genretypischen Instrumenten (Fiddle, Mandoline, Steel, Dobro, Banjo) geschickt in ein Country-Gewand verpackt haben. Farbtupfer wurden sicher auch durch die allesamt recht gut mit Burke harmonierenden weiblichen Gesangspartner wie Dolly Parton, Gillian Welch, Patty Griffin, Emmylou Harris und Patty Loveless gesetzt, wobei gerade Letztgenannte den König bei einem der überragenden Songs des Werkes, „You’re The Kind Of Trouble“ (southern-angehauchter Country-Stomper), mit ihrer Röhre doch ordentlich ins Schwitzen bringt.

Weitere Highlights sind der lässige Opener „That’s How I Got To Memphis“ (toll hier der Gesang bei ausschließlicher Akustikgitarrenbegleitung), die flotte Uptemponummer „Seems You’re Gonna Take Me Back“ (klasse Drumming, tolle E-Gitarre, Organ-Fills, Steeleinlagen, schöne weilbliche Harmonies), das in der grantigen Art eines Van Morrisons gesungene balladeske „Valley Of Tears“ (schöne Akustikgitarren-/Mandolinenbegleitung) oder das J. J. Cale-mäßige „Honey Where’s The Money Gone“ (cooler Akustikrhythmus, schönes E-Piano, sirenenartige Harp, E-Fills, weibliche Harmonies). Einziger Schwachpunkt am Ende vielleicht das an eine Mischung aus Tom Waits , Johnny Cash und Frank Sinatra erinnernde „‚Til I Get It Right“, das so ein wenig auf „New York, New York“ in Country-Manier macht, besonders schrecklich hier die nervigen Streicher-Arrangements.

Ansonsten aber ist „Nashville“ von Solomon Burke ein in sich stimmiges Album mit überragender Gesangperformance des Meisters, das man sich mal gut zum Entspannen anhören kann. Besser wäre es allerdings, man würde als passendes Ambiente eine ehrwürdige Südstaatenvilla (mir fällt da gerade spontan so das Cover vom Dickey Betts & Great Southern-Debütwerk ein…) zur Verfügung stehen haben, und sich das Ganze in der Abenddämmerung bei einem leckeren Gläschen Whiskey auf der Veranda genehmigen. Da es soweit leider noch nicht gekommen ist, zumindest von meinen Gartenstuhl auf meiner Terrasse in Rheinberg aus. Ein Prost dem King!

SPV, Snapper (2006)
Stil:  Country

01. That’s How I Got To Memphis
02. Seems Like You’re Gonna Take Me Back
03. Tomorrow Is Forever
04. Ain’t Got You
05. Valley Of Tears
06. Honey Where’s The Money Gone
07. Atta Way To Go
08. Millionaire
09. Up The Mountain
10. Does My Ring Finger Burn You
11. Vicious Circle
12. We’re Gonna Hold You
13. You’re The Kind Of Trouble
14. ‚Til I Get It Right

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