Wade Bowen – If We Ever Make It Home – CD-Review

Wunderbares neues Album des Texaners mit zwölf herrlichen, von magisch schönem „Red Dirt“-Feeling durchzogenen, lockeren, hinreißend melodischen New Country-/Countryrock-Perlen (zum Teil mit einem Hauch von Americana), deren wohlige Klänge sich voller Wärme tief in unseren Gehörgängen einnisten. Wade Bowen war schon zu Beginn seiner Karriere von stetigem, großem Ehrgeiz geprägt, sich musikalisch immer weiterentwickeln zu wollen.

Trotz der vielversprechenden Alben mit seiner Startformation West 84 (wir erinnern uns vor allem an ihr grandioses, so unbekümmertes Live-Album „The blue light“), merkte er, dass er seinem Publikum wesentlich mehr zu sagen hatte, vor allem Dinge, die seine Persönlichkeit reflektieren und mit einer Band unmöglich umsetzbar schienen. Logische Konsequenz war, dass es bei Wade irgendwann auf eine Solo-Karriere zulaufen würde. Der endgültige Zeitpunkt war gekommen, als West 84 vom immensen Tourstress abgebrannt waren.

Einige Musiker (wie u.a. auch Wade) widmeten sich immer mehr ihren eigenen Projekten oder gaben ganz auf. Bowen nutzte den Zeit zum Absprung und brachte nach wenigen Jahren das von Kritikern (und auch von uns) so hoch gelobte Album“Lost Hotel“ heraus, das Bowen nach und nach viel Annerkennung und auch im Raum Texas/Oklahoma großen Erfolg bescherte, darüber hinaus aber, trotz aller Brillanz, kommerziell (völlig zu unrecht) nicht den gewünschten Erztag brachte. Mittlerweile sind fast drei Jahre verstrichen und der von vielen befreundeten Musikern für seinen Positivismus und seine Genialität geschätzte Singer/Songwriter versucht jetzt mit „If We Ever Make It Home“ den nächsten Anlauf ein größeres Publikum zu erreichen.

Die Aussichten, dass dies nun gelingt, sind blendend! Wade hat sich abermals mit seinem „Lost Hotel“-Produzenten J. R. Rodriguez zusammengetan, konnte hervorragende Co-Komponisten (u.a. Jedd Hughes, Randy Rogers, Jim Beavers, Stephony Smith, Radney Foster, Clint Ingersoll) für’s Songwriting (neben ein paar fein ausgewählten Fremdstücken) gewinnen und auch musikalisch wurde er von einigen absoluten Stars der ersten Nashville-Studiomusikergarde (u.a. die Gitarrenzauberer David Grissom, Tom Bukovac, Kenny Greenberg, sowie Dan Dugmore (Pedal Steel, Lap Steel), Aubrey Haynie (Mandoline), Eric Darken (Percussion), Tim Lauer (keyboards), etc.) unterstützt.

Herausgekommen sind, wie gesagt, wunderbare, extrem melodische Stücke, die von einem Hauch Red Dirt durchzogen sind, und die natürlich von dieser herrlich warmen und angerauten Stimme Bowens ihre besondere Note erhalten. Als kleines Zusatzbonbon gibt es zudem noch einen Gastauftritt von Chris Knight bei der grandiosen „Red Dirt“-/Americana-Ballade „Daddy And The Devil“, die Knight mit seinem typischen, rootsigen Heartland-Flair exzellent veredelt. Ein tolles Stück! Das allerdings trifft auch auf den Opener „You Had Me At My Best“ (welch wahre Aussage in Bezug auf das gesamte Album) zu. Was für eine traumhafte, zeitlos schöne Countryrock-Nummer, die auf unwiderstehliche Weise klasssiche Retro Countryrock-Elemente mit den modernen Klängen der „Red Dirt“-Bewegung vereint!

Nach einem wunderschönen, unterschwellig halligen, vollmundigen Steelguitar-Intro pendeln sich Bowen und seine formadiblen Begleitmusiker in einem unwiderstehlich lockeren, flott flüssigen Rhythmus mit einem Mix aus diversen Eöectric-, Acoustic-, und Steel-Gitarren ein (dazu eine prächtige Slide-Passage im Mittelteil) und lassen mit der damit verbundenen, wunderschönen Melodik, gar Erinnerungen an goldene Eagles-Zeiten wach werden. Ist gleichzeitig die erste Single des Albums und bereits hoch in den Texas Music-Charts platziert. Wird wohl verdientermaßen Bowen’s zweite Nummer 1 seiner Karriere werden!

Es folgen das Titelstück „If We Ever Make It Home“ und „Turn Out The Lights“. Beides herrlich emotional (leicht introvertiert) vorgetragene, von traumhaften Melodien durchzogene, zwischen balladesk und Mitdtempo variierende Songs mit viel persönlichem Flair und grandioser instrumenteller Umsetzung durch die exzellenten o.a. Musiker (phantastische, dezente Gitarrenarbeit plus schöner Soli, unaufdringliche Steeleinlagen)“ Das anschließende, szarke „Ghost In This Town“ präsentiert sich äußerst knackig mit einem schon fast poppigen Refrain, was wir ganz und gar nicht als negativ verstanden wissen möchten. Ein absolut radiotauglicher Song!

Super natürlich auch die Stücke, die Bowen zusammen mit Randy Rogers (Randy Rogers Band) und Radney Foster komponiert hat („Why Make Perfect Sense“ – tolle Piano- und Orgelarbeit, Steel-Solo; „Nobody’s Fool“ – flotter, knackiger Uptempo New Country/Countryrock, schöne E-Gitarren-/Slide-Einlagen; „From Bad To Good“ – filigrane Mandolinenklänge, feine Piano-Tupfer, schöner, weiblicher Harmonie-Gesang)! Von den Fremdkompositionen besticht vor allem das von Sean McConnell geschriebene „Into The Arms Of You“, das in einer an John Mellencamp erinnernden Atmosphäre vorgetragen wird, wobei Tim Lauer mit einem an ein Akkordeon erinnerndes Orgelspiel tolle Akzente setzt.

Großartig hier einmal mehr Bowen’s dezent „staubiger“ Gesang. Fazit. Wade Bowen hat mit „If We Ever Make It Home“ seinem Ehrgeiz entsprechend einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Er hat den Spirit seines starken Vorgängerwerkes mitgenommen, ein wenig variiert und insgesamt noch ein paar weitere Qualitätsakzente draufgepackt! Sehr beeindruckend! Wir ziehen ein weiteres Mal den Hut vor einer famosen Leistung. Um den Titel des oben beschriebenen Opener noch einmal aufzugreifen. „You Had Me At My Best“ wandeln wir symbolisch um in „You HAVE Me At My Best“ und unterstreichen. Dies ist der beste Wade Bowen, den wir bekommen können…

Smith Entertainment (2010)
Stil:  Red Dirt

01. You Had Me At My Best
02. If We Ever Make It Home
03. Turn On The Lights
04. Ghost In This Town
05. Why Makes Perfect Sense
06. Trouble
07. Nobody’s Fool
08. Into The Arms Of You
09. From Bad To Good
10. Missing You
11. Daddy And The Devil
12. Somewhere Beautiful

Wade Bowen
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