Vaudeville Etiquette – 03.03.2017, Blue Notez, Dortmund – Konzertbilder

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Line-up:
Tayler Lynn (lead vocals, percussion)
Bradley Laina (lead vocals, guitar)
Matt Teske (pedal steel)
Aaron Walters (bass)
Bryce Gourley (drums)

Bilder: Peter Schepers

Vaudeville Etiquette
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Blue Notez Dortmund

Joey Landreth – Whiskey – EP-Review

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Die kanadischen Bros. Landreth, alias David und Joey Landreth hatten 2015 mit ihrem Album „Let It Lie“ für eine der großen Insider-Überraschungen gesorgt. Unaufgeregte, wunderbar klingende Musik, einfach zum Genießen.
Jetzt hat Joey Landreth mit „Whiskey“ ein Kurzwerk mit sieben Stücken in Eigenregie nachgelegt. Bruder David ist aber am Bass und mit Harmoniegesängen (beim gospeligen „Better Together“) allerdings auch mit involviert.

Sein neues Album schließt sich in seiner Art, ziemlich nahtlos an den Vorgänger an, kommt vielleicht eine Spur E-Gitarren-orientierter rüber, Joey entpuppt sich hier vor allem als Klasse-Slidespieler, scheinbar ein Muss, wenn man den Namen Landreth trägt, obwohl Joey mit dem bekannten amerikanischen Kollegen nicht verwandt ist.

Sein Werk erinnert mich in Art des Songwritings und der Performance ziemlich an die von einem gewissen Monty Byrom (Solo, Big House, Billy Satellite), der ja auch immer leichtfüßig und nahezu perfekt zwischen Stilen wie Rock, Country, Americana, Blues oder Westcoast hin und her pendelt.

Nicht unwesentlichen Anteil am Gelingen dieses schönen Musik-Kleinods hat auch Produzent Murray Pulver, der für eine wunderbar abgestimmte Dosierung der eingesetzten Instrumente und einen klaren Klang sorgte. Der Opener „Whiskey“ lebt von den integrierten Stimmungswechseln und Joeys Melancholie in der Stimme. Das auf dem Fuß folgende, herrlich flockige „Hard As I Can“ ist mein persönlicher Lieblingstrack. Da werden Erinnerungen an Jackson Brownes Parade-Lied „Running On Empty“ wach. Wäre bei arrivierten Künstlern sicherlich sofort ein absoluter Radio-Hit.

„Gone Girl“ und „Time Served“ mit den südstaatlich anmutenden, surrenden Slide-Gitarren und der dezent im Hintergrund gurgelnden Orgel, sind natürlich wie für unser Magazin geschaffen. Toll auch das in Slow Blues-Manier gespielte „Still Feel Gone“ (wieder ganz starke, auf den Punkt gebrachte E-Gitarrenarbeit). Das soulige, bereits oben erwähnte „Better Together“ (Crowd-Gesänge am Ende von Genvieve Levasseur, Meg Dolovich, Alexa Dirks, Carlen Jupiter, David Landreth und Murray Pulver) sowie das finale „Remember“ (reduzierte Instrumentierung, im Singer/Songwriter-Ambiente dargeboten) beenden einen wunderbaren musikalischen Kurztrip.

Joey Landreths „Whiskey“ setzt den guten Eindruck, den ich von kanadischen Künstlern, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, weiter fort. Wer nach der CD der Brüder sehnlichst auf den fälligen Nachschlag aus dem Hause Landreth gewartet hat, darf jetzt hemmungslos zugreifen. Tolle Musik! Dicke Empfehlung von Sounds Of South!

Cadence Music (2017)
Stil: Country Rock

01. Whiskey
02. Hard As I Can
03. Gone Girl
04. Time Served
05. Steel Feel Gone
06. Better Together
07. Remember

Joey Landreth
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Dry County – Cowboy Up – CD-Review

Achtung! Aufgepasst! Dies ist eine CD für Männer, dementsprechend ist diese Besprechung auch nur für echte Männer gedacht. Emanzen, Frauenversteher und all die, die unserer Spezies seit Jahrzehnten ihre angeborenen Instinkte madig zu reden gedenken und an unserem unzerrüttbaren Selbstbewusstsein (inkl. unseres eigenwilligen Humors) kratzen wollen, sollten sich die vorprogrammierten Schreie der Empörung sparen. Sie sind hier fehl am Platze. Das ist Musik für uns eindimensional gestrickte Geschöpfe, die sich um Multitasking einen Dreck scheren, und, wenn überhaupt, dann höchstens für die Pams, Katies oder Lindseys & Co. dieser Erde.

Einfach herrlich diese, dank ihres charismatischen Bandleaders Jeff Gallagher, so machohaft klingende, mit viel Redneck-Flair umwobene New Country-Band (weitere Mitglieder. Randy Solski, Don Laframboise, Keith Silver, Uncle Dik) aus Toronto, Ontario in Kanada, die jetzt mit „Cowboy Up“ ihr Meisterwerk hinlegt, nachdem ihr Debüt und auch der superstarke Vorgänger „Waitin‘ On Hank“ schon nicht von schlechten Eltern waren.

AC/DC meets Alabama‘ heißt die Formel, auf die ihr bisheriges musikalisches Treiben grob reduziert wurde. Sicherlich sind all ihre Werke immer wieder mit einigen an die berühmten Australier reminiszierenden Riffs (wie „Cowboy Up“ natürlich auch) durchzogen, aber im Prinzip wird doch hauptsächlich deftiger New Country mit sattem Southern Rock auf’s Vortrefflichtste gepaart. Diese CD riecht förmlich nach schwülheißen Swamps, schlammüberzogenen, öligen Pickups, lodernder, knisternder Holzkohle, bruzzelndem Grillfleisch sowie Whiskyflaschen und Bierdosen, die es bei guter Musik in rauen Mengen zu leeren gilt.

Gallaghers Eröffnungsstatement »So turn it up and up and up, we want it louder« zeigt beim feucht-fröhlichen, rockigen Opener „Hey Hey Cheers“ direkt die Richtung an, in die der Hase in den folgenden knapp 40 Minuten läuft. Kronkorken klackern und das zischende Einfließen eines kühlen Gerstensaftes bilden den passenden Abschluss eines launigen Liedes. Ich bin mir sicher, dass Toby Keith, John Rich und Trace Adkins der Band begeistert zuprosten würden. „Cowboy Up“ und „Redneck Song“ sind zwei weitere, mit fetten Drums (grandios auftrumpfend Uncle Dik, vor allem mit seiner poltrigen Fußtrommelarbeit), klirrenden Gitarren und Gallaghers grimmigem Gesang bestückte, kompromisslose Southern-Rocker, die den (vermutlich eh schon überhöhten) Blutdruck der meisten Genre-Fans noch weiter empor schnellen lassen. Klasse!

Mit ganz dezenten Mitteln wird auch immer wieder für Abwechslung gesorgt. Für die Countrynote sorgen ab und zu schön eingeflochtene Banjopassagen in Urbanscher Manier („Hillbilly Train“, „Drunk On Yer Love“). Einmalige, weibliche Harmonies (schade, warum eigentlich nur hier?) veredeln einen weiteren Southern-Stampfer namens „Ditry Secrets“. Bläsereinsätze verleihen dem furiosen „The Way You Is“ noch mehr Volumen, als es ohnehin schon hat. Und wenn Gallagher wie ein räudiger Hund bei einer der zwei Balladen »Thank you for loving me imperfect«, frei nach dem Motto „Liebling ich habe dich zwar schon hundertmal betrogen, aber ab jetzt wird alles anders“ dahinseufzt, kann man sich ein mitleidiges Grinsen nicht verkneifen.

Zum Schluss erfährt man noch bei Kuhglocken-Drumming, Mariachi-artiger Bläserbegleitung und rockigen Gitarren, was Margaritas, Darth Vader, The Undertaker, Sammy Hagar und jede Menge Tequilia mit „Mexicoma“ verbindet. Ein stimmungsreiches Finale! Die herrlich fette und glasklare Produktion (großes zusätzliches Lob hierfür), macht diese Scheibe zum kurzweiligen Erlebnis. Ein perfekter Begleiter bei allen Dingen, die wir Männer gerne machen, sofern wir mal unter uns sind und uns den Fängen dieser uns zu femininen Geschöpfen abrichten wollenden Strategen/innen entziehen können.

Lasst uns von daher in Sachen Dry County auf ein weiteres Laster, das wir fortan bedingungslos unser Eigen nennen können, anstoßen. Cheers!

RS Sounds (2010)
Stil:  New Country, Southern Rock

01. Hey Hey Cheers
02. Cowboy Up
03. Hillbilly Train
04. Redneck Song
05. We Ain’t Messed
06. Imperfect
07. Drunk On Yer Love
08. Dirty Secrets
09. Little Girl Of Mine
10. The Way You Is
11. Mexicoma

Dry County
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Bärchen Records

Driveway – Traveling Light – CD-Review

Mit Musik aus Kanada bin ich eigentlich bis jetzt immer gut gefahren. Schöne Beispiele dafür sind Bryan Adams, Shania Twain, die New Country-Senkrechtstarter Doc Walker, Roch Voisine, als auch die vor kurzem von mir beleuchtete Melanie Dekker, die alle hervorragend in mein, von so hoher Flexibilität gekennzeichnetes Geschmacksspektrum passen… Ein weiteres positives Exemplar ist die aus Toronto stammende Band Driveway (gegründet 2002), die sich aus zwei Ex-Mitgliedern einer Truppe mit der merkwürdigen Bezeichnung MadE (Jason Taylor – Vocals, Guitars; Chris Syntnyk – Bass) rekrutierte und mit Robin Mason (Drums) und Corey Matheson (Vocals, Guitars, Pedal Steel, Piano, Organ) ergänzt wurde.

„Traveling Light“ ist ihr zweites Album, das sie jetzt ins Rennen schicken und das ist zum Jahresende hin noch mal so ein richtiger Knaller. Die Band ist von der musikalischen Basis her recht rockig ausgerichtet, kombiniert und verschmelzt dabei mit einer ungemeinen Leichtigkeit Roots-, Country-, Southern Rock- und ganz dezente Westcoast-Ingredienzen zu einer extrem interessanten Mixtur, wobei jederzeit auf ein hohes Maß an Melodik geachtet wurde.

Gesangstechnisch ist man mit den zwei unterschiedlichen Charakteren Taylor (recht kauzig) und Matheson (rauchiger Bariton) sehr variabel aufgestellt (die beiden ergänzen sich trotzdem hervorragend) und hat mit der Gastsängerin Melanie Hilmi noch ein echtes Ass im Ärmel (erinnert mich an Susanna Hoffs von den Bangles), die grandios passende Harmoniegesänge abliefert und zum anderen bei „Since You’ve Been Gone“ im Duett noch beeindruckende Frontqualitäten an den Tag legt. Ein weitere Verstärkung ist James Gray, der sich mit Organ, Mandoline, Akkordeon und Fiddle für die Country-Quote von Driveway verantwortlich zeigt.

Das komplette Album ist wie aus einem Guss und gespickt mit sehr vielen Highlights, Schwachstellen oder Füller sucht man vergebens. Der fetzige Opener „Looks And Money“ klingt wie Steppenwolf meets Cross Canadian Ragweed, das unglaublich Wärme verströmende „Peace Love“ spannt den Bogen von Neil Young bis zu den Eagles, das durch lässig coolen Gesang in Kombination mit herrlichem Slidespiel glänzende „Hollywood“, das entspannte „Wasted Time“ (wirkt, wie wenn sich John Mellencamp oder Chris Knight mal ein wenig an den Southern Rock heranwagen würden) oder das in bester Neal Casal-Manier vorgetragene, balladeske „Fades To Black“ (wunderbares Steel-Heulen) sind Beispiele für exzellentes Songwriting mit auf den Punkt gebrachter Instrumentierung.

An den Reglerknöpfen saß neben Bandleader Jason Taylor noch der kanadische Kultproduzent Lurch. Driveway haben mit „Traveling Light“ eine fulminante Arbeit abgeliefert, ein viel versprechender Anwärter neben Steve Azars „Indianola“ für mein persönliches Album des Jahres 2008. Absolut begeisternder Stoff!

Curv Music (2008)
Stil:  Roots Rock

01. Looks And Money
02. Peace Love
03. Sweet Lorraine
04. Virginia
05. Since You’ve Been Gone
06. Hollywood
07. Wasted Time
08. Collapsing
09. California
10. Baby’s Revolution
11. Higher Ground
12. I Feel Alright
13. Fades To Black

Curv Music

Melanie Dekker – Lekker Dekker Live 2010 – CD-Review

Ich hatte ja bereits 2009 das Vergnügen, die äußerst sympathische Musikerin aus Vancouver, Kanada, live erleben zu dürfen, als sie mit ihrem langjährigen musikalischen Weggefährten Jason Nett im Lintforter ABC-Keller eine feine Vorstellung gab.

Melanie wurde im Rahmen dieser Europa-Tournee von Elyse Jacobsen (Violine, Harmonies) und Mike Bell (Keyboards, Perkussion, Harmonies) begleitet, das hier zu besprechende Live-Album, enthält allerdings Mitschnitte von Auftritten aus Wien (Österreich), Ahaus (Deutschland) und Ebeltoft in Dänemark. Ein sehr spezielles Live-Album, wie ich finde. Gut, rein von der Besetzung und der Tatsache, dass Melanie noch vornehmlich einem Insider-Publikum vorbehalten ist, war klar, dass hier nicht ein Überschäumen an musikalischen Emotionen aufgezeichnet werden würde.

Aber dass dieses Dokument ein so derartig intimes Flair aufweisen würde, war für mich doch recht überraschend, denn die gute Melanie ist an sich ein recht temperamentvoller Mensch. Sehr minimalistisch vorgetragene Stücke, ganz wenig Ansagen von Melanie vor den Tracks und kaum Applaus nach den Stücken, gediegene Wohnzimmeratmosphäre omnipresent, fast eher aber wie im Studio. Ein Erklärungsansatz wäre, dass ein Großteil der Lieder vom Wiener Auftritt aufgezeichnet wurde, wobei man den Anwesenden wohl vorher vergessen hatte, explizit mitzuteilen, dass nach dem Songende auch geklatscht werden darf…

Aber Spaß beiseite, von einer Live-Scheibe erwarte ich halt auch ein wenig Lärm drum herum. An der Musik gibt es natürlich nichts zu deuteln. Melanies variable Stimme, ihr flockiges Gitarrenspiel, sowie das oftmals kammermusikartige Violinieren der Jacobsen und auch die filigranen Pianotupfer von Bell lassen keinen Zweifel daran, dass man es mit Könnern der Materie zu tun hat. So sind es auch letztendlich die flotteren Stücke wie „Saturday Night Show“ (mit ein bisschen Gypsy-Touch), „Little Miracle“ (schöne Tempowechsel), die ein wenig Shania-angehauchten „Hype (Somebody’s Baby)“ und „I Said I“, das recht rockige „Oh Yeah!“ (hier kommuniziert Melanie mal vor Songbeginn mit dem Audtorium) und das mit frechem Gesang bedachte „Soul Back“, die für etwas Schwung sorgen.

Schöne Beispiele für Mels gesangstechnische Variabilität bieten „Hollow“ (im Stile von Melissa Etheridge), „Here & Now“ (ein leichter Bon Jovi-Teint im Refrain) und oder das Elfenhafte, Marke Kate Bush, beim Titel „Flowers“ und dem dazu sehr gut passenden blumigen Gitarrenspiel. Ingesamt ist Melanie Dekkers „Lekker Dekker Live 2010“ eher ein Tondokument zum Besinnen, ein schönes Teil für Genießer ruhigerer, reduzierter Töne. Teilweise fehlt mir dann doch mal eine E-Gitarre.

Ich persönlich hätte aus diesem Stoff eher ein Akustik-Studio-Album fabriziert, für ein Live-Album wäre ein elektrischer Rahmen, mit tosendem Applaus und Zugaberufen am Ende sicherlich die bessere und zu ihrem Naturell passendere Wahl gewesen, denn irgendwie ist Melanie doch eher ein ‚flotter Feger‘! Die CD kann über Mels Homepage im Store für 15 Dollar geordert werden.

Elephant Ears Entertainment (2010)
Stil:  Singer / Songwriter

01. Lullaby
02. Shakespeare Says
03. Maybe We’re The Angels
04. Saturday Night Show
05. Little Miracle
06. Somebody’s Baby (Hype)
07. Hollow
08. Oh Yeah!
09. Soul Back
10. Blush
11. Wounded Soldier
12. Wishful Thinking (Echo Song)
13. I Said I
14. Here & Now
15. Flowers

Melanie Dekker
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Melanie Dekker – Here & Now – CD-Review

Seit Melanie Dekker ihr eigenes Label Elephant Ears Entertainment besitzt, scheint die lebensfrohe, sympathische Musikerin aus dem kanadischen Vancouver gar nicht mehr zu bremsen zu sein. Es ist gerade mal ein paar gefühlte Wochen her, dass ich ihre Live-Scheibe beleuchtet habe, da liegt mir mit „Here & Now“ quasi ‚hier und jetzt‘ direkt ihr nächstes Werk auf dem Tisch.

Diesmal allerdings ein komplettes Studiowerk (zuvor hatte es ja bereits eine EP mit gleichem Titel gegeben, auf der sich die Stücke „Just So You Know“, „Flowers“, „Here & Now“ und „What A Fool I Am“ in identischer Version wie hier befinden) wie immer, mit ein paar netten Grüßen handsigniert. Mel ist eben ein äußerst netter Mensch. Schon das abstrakte, bunte Titelbild des Klapp-Pappschubers mit eingestecktem, sechsseitigen Falzbooklet und auch die Fotos von ihr in einer frechen Korsage lassen auf ein launiges Gesamtprodukt schließen.

Mit „Flowers“, „Lullaby“, dem Titelsong „Here & Now“, „Saturday Night Show“ und „My Soul Back“ enthält die CD dazu noch fünf Stücke, die sie auch auf ihrer Live-Scheibe (nur mit Keyboard- und Violinen-Unterstützung) performt hat, die aber allesamt, wie bereits von mir im Review gemutmaßt, aufgrund der jetzt kompletten instrumentellen Einspielung deutlich kräftiger herüberkommen (vor allem die Drums und die sehr filigranen E-Gitarren von Leuten wie Eric Reed und David Sinclair machen da den Unterschied aus). Letztgenanntes Stück gab es ja auch schon auf ihrem Acoustic Ride-Silberling, hier gefällt es diesmal durch eine unterschwellige Latino-Note und das leicht angejazzte E-Spiel von Sinclair. Toll neu interpretiert und absolut tanzparketttauglich!

Auch die mir bisher unbekannten Tracks machen allesamt einen guten Eindruck. Der mit einer schönen Akustikgitarre untermalte Opener „Rich Girl“ geht richtig flockig ins Ohr. Im Refrain wechselt Mel dann von ihrem natürlichen Gesang in höhere Falsett-Sphären Marke Kate Bush und beweist ihre Stimmvariabilität. Songs wie die einzige Fremdkomposition „Just So You Know“ (mit coolem Groove), das herrlich melodische „Every 20 Minutes“ (schöne kratzige Akustikgitarre, E-Solo) und das pianobetonte „Legacy“ würden auch einer Melissa Etheridge gut zu Gesicht stehen.

Mein persönlicher Favorit ist aber das fröhliche, Country-Reggae-trächtige „Hippie“, wo man am liebsten direkt in den Flieger steigen und die nächste Strandbar in der Karibik unsicher machen möchte. Ein Stück, wie es auch Jimmy Buffett oder Kenny Chesney gerne praktizieren. Melanie näselt hier aber ganz schön kräftig und verleiht dem Song damit eine klare Shania-Note. Wunderbar passend dazu das kurze, verschrobene E-Solo von David Sinclair. Klasse auch der vermutlich mit persönlichen Erlebnissen in Dänemark zusammenhängende, fluffige Lovesong „Until The Wind Stops Blowin“.

Melanie Dekker lässt ihr „Here & Now“ dann mit der in Molltönen gehaltenen, atmosphärischen Piano-Ballade „What A Fool I Am“ ausklingen und überzeugt zum Abschluss noch einmal mit einer großartigen vokalen Darbietung. Wer die nette Kanadierin (die schon mit Größen wie u.a. Bryan Adams, Faith Hill oder sogar April Wine (!) auf der Bühne gestanden hat) gerne näher kennenlernen möchte, kann sie demnächst leibhaftig genießen. Denn die umtriebige Mel tourt schon wieder den ganzen April durch unsere Lande. Auf ihrer Internetseite können die Termine, Locations sowie Bezugsmöglichkeit und Preis der aktuellen CD (und ihrer anderen) nachgelesen werden.

Elephant Ears Entertainment, Fortune Records (2011)
Stil:  Singer / Songwriter

01. Rich Girl
02. Just So You Know
03. Flowers
04. Hippie
05. Lullaby
06. Here & Now
07. Saturday Night Show
08. Every 20 Minutes
09. My Soul Back
10. Until The Wind Stops Blowin‘
11. Legacy
12. What A Fool I Am

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Fortune Records

Melanie Dekker – Distant Star – CD-Review

Melanie Dekker zählt zu den Künstlerinnen, die bei unserem Magazin einen ganz dicken Stein im Brett haben. Ihre sympathische, lebensfrohe und unkomplizierte Art ist nahezu ansteckend. Sie ist jemand, der, eigentlich ganz musikeruntypisch, verinnerlicht hat, dass Nehmen und Geben immer in einem ausgewogenen Verhältnis stehen sollten. Ich erinnere mich immer wieder gerne an die netten Begegnungen mit ihr nach Konzerten oder natürlich an das unvergessene Weihnachtsvideo, das sie spontan, ohne mit der Wimper zu zucken, mit viel Liebe zum Detail für uns (als ich noch für RockTimes tätig war) gedreht hatte.

Auch wenn ihr die große Anerkennung bisher nur von einem relativ überschaubaren Insiderpublikum zuteil wurde, lässt die junge Dame aus dem kanadischen Vancouver mit holländischen Wurzeln nicht locker und tourt fleißig fast jedes Jahr durch Europa, wobei unseren Gefilde natürlich immer eine wichtige Bedeutung zugemessen wird (siehe unsere Tourtermine). Und in diesem Jahr hat sie mit „Distant Star“ auch wieder eine brandaktuelle CD mit im Gepäck, die dann auf Ihren (hoffentlich immer zahlreicher besuchten) Gigs reißenden Absatz finden sollte.

Wer wie ich, was Plattenveröffentlichungen betrifft, ihren Werdegang in den letzten Jahren konstant verfolgt hat, erkennt schnell, dass Melanie ihrem bisherigen Stil weiter treu bleibt. Sie offeriert uns auch diesmal eine hübsch kreierte Melange aus angenehmen melodischen Liedern, die irgendwo zwischen Country, Roots und Folk mit ganz dezentem poppigen/rockigen Einschlag liegen.

Melissa Etheridge im weitesten Sinne fällt mir da immer als sofortiger Vergleich ein, ohne allerdings an deren Popularitätswerte, geschweige ihrer Radiopräsenz hierzulande jemals auch nur annähernd heranzureichen. Die Welt ist halt meistens ziemlich ungerecht…

Melanie hat bei diesem Werk diesmal mit Allan Rodger zusammengearbeitet, der hier als Produzent, Co-Writer, Mitmusiker (diverse Instrumente) und -sänger (Harmonies) seine zentrale Position unterstreicht. Natürlich bestimmen Mels variabler Gesang (von elfenhaft bis rauchig) und ihr gutes Akustikgitarrenspiel in aller erster Linie wie gewohnt das Geschehen, aber in fast jedem Lied bekommt immer ein weiteres Instrument seinen speziellen Platz eingeräumt.

So bilden beispielsweise bei „Worry Gets You Nowhere“ das Banjo, bei „Black Swan“ eine Klarinette (?, im Booklet als ‚Woodwinds‘ aufgeführt), bei „Boomerang“ die E-Gitarre (schönes kurzes Solo), bei „Like Roses“ die Violine, bei „At The Junkyard“ das Piano und beim abschließenden „Silver Moon“ die Flöte die kleinen Zusatzfarbtupfer des jeweiligen Liedes. Vermutlich haben die beiden da schön zusammen getüftelt, was am besten wozu passt. Sehr gelungen letzten Endes.

Melanie Dekker setzt mit „Distant Star“ konsequent ihren musikalisch eingeschlagen Weg fort. Es gilt weiterhin. Wo Melanie Dekker darauf steht, ist auch Melanie Dekker drin. Sie weiß erneut mit ihrer ehrlichen Haut, viel Authentizität (auch in ihren Texten nachempfindbar) und angenehmer, sehr geschmackvoll gestalteter Musik zu punkten. Der kommerzielle Erfolg wird aber auch mit diesem Werk vermutlich leider wieder so weit entfernt bleiben wie die Sterne…

Eigenproduktion (2013)
Stil:  Singer / Songwriter

01. Distant Star
02. Worry Gets You Nowhere
03. Powerful
04. Give My Heart A Home
05. Nothing But Time
06. Black Swan
07. Boomerang
08. Like Roses
09. At The Junkyard
10. The Price You Pay
11. Silver Moon

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Melanie Dekker – Acoustic Ride – CD-Review

Wie sagt man doch oft so schön im Volksmund. »Hier wäre Weniger Mehr gewesen«. Und auch in diversen Reviews ist diese Aussage sicher schon öfter mal vom Stapel gelassen worden. Im Falle des aktuellen Albums „Acoustic Ride“ von Melanie Dekker muss ich das Statement zu meinem eigenen Leidwesen (und dem des potentiellen Käufers) in folgenden Slogan ummünzen. ‚Hier wäre Mehr eindeutig Mehr gewesen!‘

Dabei gibt es komischerweise am reinen Gehalt dieser Scheibe überhaupt nichts zu meckern. Die kanadische Dame mit holländischen Eltern sieht blendend aus (was im Layout der CD nachhaltig untermauert wird – Booklet mit allen Texten, nette Bilder der Protagonistin), schreibt in Singer/Songwriter-Manier tolle Stücke mit viel Gefühl für klasse Melodien, hat eine angenehme, leicht rauchige Stimme (irgendwo zwischen Shania Twain, Kim Carnes, Melissa Etheridge und Ann Wilson) und zupft ausgezeichnet die Gitarre.

Beim Einspielen der Lieder wurden nur die auch an der Produktion mitwirkenden Jason Nett und Eric Reed beteiligt, die neben Gitarrenparts auch noch ganz dezent mit Mandoline und Piano zu glänzen wissen. Die Songs bewegen sich in Bereichen von entspanntem semiakustischem Pop und Rock mit leichtem Indie-, (Sarah Bettens fällt mir da auch noch als Vergleichsmuster ein) Country- und Folk-Touch, was natürlich Dekkers variabler Stimme in diesem Fall als zentrales Moment entgegenkommt.

Wenden wir uns wieder meinen einleitenden Worten zu. Ich vermisse hier leider den Bass und auch das Schlagzeug (man hat komplett darauf verzichtet), die den Songs, die zweifellos auch so wunderschön sind, noch mehr Volumen, Pepp und vor allem Abwechslungsreichtum verliehen hätten. Zum anderen sind neun Lieder für eine CD etwas mager. Angesichts des kreativen Potentials von Melanie hätte sie sicherlich locker noch drei Lieder aus dem Ärmel schütteln können oder man hätte zumindest noch ein paar prägnante Tracks von irgendwelchen früheren Live-Auftritten als Bonus hinzufügen können.

So kommt man sich nach einer halben Stunde vor, wie Einer, der nach schweißtreibender sportlicher Betätigung mit einem Mordsdurst an die Theke kommt und der Wirt nach der Bestellung trocken erwidert, dass das Bier alle sei. Apropos Bier. Das Mrs. Dekker auch mit eigenwilligem Humor ausgestattet ist, bewies sie bei einem Auftritt im legendären Rainbow in Horb-Altheim. Dort goss sie sich zur Verblüffung der anwesenden Zuschauer ein ihr gereichtes Gerstensaftgetränk am Ende des Gigs spontan über die eigene Mähne, mit der Anmerkung, dass dies doch gut für die Haare sein soll.

Wie dem auch sei, bei Melanie Dekkers sehr schönem Silberling „Acoustic Ride“ wäre Mehr letztendlich wirklich Mehr gewesen. ‚In der Kürze liegt die Würze‘ lasse ich hier nicht gelten. Diese Dame braucht angesichts ihres Könnens nicht rumzugeizen (was das Outfit betrifft ist das ok, über das kurze Röckchen auf dem Cover- und Backcoverbild sehe ich einfach mal großzügig hinweg… ). So bleiben mir am Ende nur die flehenden Worte an die Protagonistin. Melanie, beim nächsten Mal gib uns bitte etwas mehr von dir!

Eigenproduktion (2007)
Stil:  Singer / Songwriter

01. We’re The Angels
02. Meant To Be
03. Wishful Thinking (Echo Song)
04. Oh Yeah
05. Your Heart Beating
06. Right
07. Can’t Stop Laughin‘
08. Tell Me That I’m Wrong
09. Soul Back

Melanie Dekker
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Hemifran

Brad Johner – Free – CD-Review

Das auch aus Kanada viel gute Musik kommt, ist längst kein wohl behütetes Geheimnis mehr. Brad Johner dürfte hierzulande allerdings den Wenigsten ein Begriff sein. In seiner Heimat dagegen zählt er zu den großen Sympathieträgern des New Country-Genres, nicht zuletzt auch ein Resultat seines Harmonierens mit Bruder Ken, mit dem er als Duo „The Johner Brothers“ immerhin vier CDs einspielte und damit regelmäßig zahlreiche Nominierungen sowie Auszeichnungen bei den Awards der Szene abräumte.

Mittlerweile weilt Brad auf Solopfaden und veröffentlicht jetzt sein Debüt mit dem Titel „Free“! Hut ab! Er präsentiert zwölf schnörkellose, moderne New Country-Songs (zehn davon selbst komponiert), die sich zweifellos locker mit den aktuellen Nashville-Produktionen messen können.

Der mit Banjo und Akustik-Piano unterlegte, höchst melodische Titelsong „Free“ sollte sich eigentlich als Single mühelos zum Chartbreaker entwickeln. Der Großteil der Lieder geht locker, flockig flott und sehr eingängig ins Ohr, ist zum Teil etwas poppig geraten, wirkt dabei aber jederzeit überaus angenehm und produktionstechnisch nie überzogen, und ist immer wieder mit feinen instrumentalen Leckerbissen bestückt.

Hierbei überragt vor allem Mit-Produzent Bart McKay an den Keyboards. Restless Heart-Sänger Larry Stewart zu Solozeiten (dank einiger Harmonie-Gesänge), Chris Cagle (bei „She Moved“), Rushlow, Tommy Shane Steiner oder Brian McComas (aufgrund der frischen Darbietung) fallen spontan als Bezugsgrößen ein. Johner kann aber auch anders. „The Farmer’s Back“ ist ein mitreißender Countryrocker der Marke Jeffrey Steele, Anthony Smith, vom Gesang her ein wenig Glenn Frey ähnelnd. Harmonika-getränkt, mit knackigen Drums und tollen Dobroeinlagen, erinnert der Song an eine aggressive Abwandlung von „Love In The 21th Century“ der Eagles-Ikone.

„Hello“ ist ein Country-Boogie, wie ihn Garth Brooks früher benutze, um seinem Publikum ordentlich einzuheizen. Das abschließende „Head Over Heals“ mit einem Hauch von Rockabilly, tollem Piano- und Gitarrenduell dürfte auf Konzerten so manches Tanzbein zum Schwingen bringen. Brad Johners Motto lautet. „Take care of the music, and the music will take care of you.“ Und so wird er sicherlich mit einer solch starken Leistung wie „Free“ die Aufmerksamkeit vieler Fans, auch außerhalb Kanadas, dazu gewinnen.

Aspirion Records (2004)
Stil: New Country

01. Free
02. Still in Love With You
03. Maybe She’ll Change Her Mind
04. My Brother and Me
05. See Jane Run
06. The Farmer’s Back
07. Different
08. She Moved
09. When Heaven Opens Up
10. Hello
11. She Looks a Lot Like You
12. Head Over Heels

Brad Johner
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Bärchen Records

Melanie Dekker – 30.05.2009, ABC-Keller, Kamp-Lintfort – Konzertbericht

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Dinge gibt es! Da muss man erst rein zufällig ein Review über eine bis dato mir völlig unbekannte kanadische Künstlerin schreiben, um mit der Nase auf einen tollen Club gestoßen zu werden, der quasi nur einen Katzensprung von der heimatlichen Wohnung entfernt liegt.
Und so war es halt auch im Falle Melanie Dekker. Da lag vor längerer Zeit ihr letztes Werk „Acoustic Ride“ ohne vorherige Order im Briefkasten. Die Scheibe gefiel mir von Anfang an sehr gut und bekam demnach auch die verdient löbliche Kritik. Umso schöner, als ich neulich dann einige Konzerttermine der netten Dame in unserem Lande zur Kenntnis nehmen durfte. Etwas ungläubig sah ich, dass ein Gig in Kamp-Lintfort, eine direkte Nachbarstadt meines Heimatortes Rheinberg, stattfinden sollte. Wie um Himmelswillen kommt dieses Mädel nach Kamp-Lintfort, in einen Club mit dem ominösen Namen ABC-Keller, dachte ich spontan.

Wie die übliche Recherche im Vorfeld dann ergab, existiert die Location schon einige Jahre und auch Melanie Dekker wie auch die mir bestens geläufige Steve Schuffert Band gaben dort bereits ihr Stelldichein. Es folgte die unweigerliche Akkreditierungsanfrage, die wenige Tage später bestätigt wurde. Am Tage des Geschehens fuhren meine Gattin und ich, ehrlich gesagt, trotzdem mit recht gemischten Gefühlen los, weil der Termin Pfingsten in Kombination mit dem DFB-Pokalendspiel bei solch speziellen Acts nicht gerade Unmengen an Publikum verheißen ließ. Aber weit gefehlt. Es fanden sich immerhin 110 Leute in dem mit viel Liebe, wunderbar schummrig mit Kerzenlicht, ausgestatteten Kellergebäude ein und trugen zu einer ausgelassenen Stimmung für einen gelungenen Singer-/Songwriter-Abend bei.

Wir wurden sofort vom Mitinhaber des ABC-Kellers, Ulrich op de Hipt, nett begrüßt und wie die Welt dann so klein ist, lief ich direkt auch noch seinem Schwager Mathias in die Arme, der mit mir lange Jahre recht hochklassig die Tischtenniskeule geschwungen hatte (ich meine, wir hätten in grauer Vorzeit auch mal einen gemeinsamen Doppeltitel errungen). 20:20 Uhr betraten dann Melanie Dekker (in Adidas-Trainingsjacke und Stöckelschuhen, das hatte schon was…) und ihr langjähriger musikalischer Partner Jason Nett die Bühne und wurden vom augenscheinlich fachkundigen Publikum schon fast wie alte Bekannte aufgenommen. Der eröffnende Ohrwurm „Haven’t Even Kissed U Yet“ von ihrem „Revealed“-Album trug dabei direkt zu einer Wohlfühlatmosphäre bei, die sich wie ein roter Faden durch die knapp zwei Stunden Nettospielzeit, inklusiv dreier Zugaben (u.a. „Lullaby“, „Sweet Bitter“), ziehen sollte.

Semiakustische Abende mit nur zwei Protagonisten sind meist sehr speziell, ja fast persönlich und von ihren Möglichkeiten naturgemäß recht begrenzt. Von daher sind absolutes Können und hohe Entertainerqualitäten schon fast ein unbedingtes Muss, um solch eine Performance bei Laune zu halten. Dekker trug viel mit ihrer charmanten Art dazu bei, glänzte mit einer sehr variablen Gesangsbreite, die sich in Sphären von einer
Melissa Etheridge bis hin zu ihrer berühmten Landsmännin Shania Twain erstreckte. Des weiteren beschränkte sie sich auf ein konsequentes Gitarren-Rhythmusspiel, für die filigrane Feinarbeit mit virtuosen Fill- und Solo-Einlagen zeigte sich ihr männliches Pendant Jason Nett verantwortlich, der auch diverse, gut passende Harmoniegesänge mit beisteuerte.

So verlief der erste Part über „Meant To Be“ , „Shakespeare Says“, dem vom Tempo variantenreich gestalteten „Blush“, dem autobiografischen „Calling“, das der Mutter gewidmeten „Speechless“ bis zur ersten Solodarbietung von Jason (grandiose mehrstimmig allein gespieltes Akustikinstrumental – man hatte vom Klang her das Gefühl, nicht er alleine, sondern mindestens fünf weitere Gitarristen wären auf der Bühne, Jason ergatterte dafür tosenden Applaus) wie im Fluge. Nach einer kurzen Pause ging es mit dem flockigen „I Said I“ (laut Melanie in Kanada ein kleiner Hit) weiter. Es folgte dann die wohl stärkste Phase. Erst das herrlich groovige „This Song“, dann der wunderschöne Opener von ihrem „Acoustic Ride“-Album „We’re The Angels“ und mein persönliches Lieblingslied „Can’t Stop Laughing“ (fulminantes Solo von Jason), bei dem das Herz des Rezensenten einfach lacht.

„Somebody’s Baby“, „Hollow“, das fröhliche „Wishful Thinking (Echo Song)“, „Fall In (Wounded Soldier)“, ein weiteres umjubeltes Jason Nett-Solo-Special, ein herrlich grooviger Song, der mich ein wenig an den Stretch-Klassiker „Why Did You Do It“ erinnerte (war es „Flirtin'“?), das poppige „Little Miracle“ bis zum finalen, sehr ruhigen „Stare At The Rain“ waren dann die Stationen eines sehr überzeugenden zweiten Parts. Die heftig eingeforderten o.a. Zugaben rundeten eine in sich stimmige, abwechslungsreiche und qualitativ hochwertige Singer-Songwriter-Performance mit viel Augenmaß ab.

Melanie Dekker und Jason Nett bewiesen einmal mehr, dass man für kleines Geld oftmals sehr viel mehr geboten bekommt (vor allem die persönliche Nähe zum Künstler) als das heute übliche, anonyme Abzocke der sogenannten großen Bands, die aber leider von Otto-Normalhörer weiter protegiert werden, koste es, was es wolle. Von daher nochmals auch von unserer Seite ein großes Lob an Leute wie Ulrich op de Hipt, die mit ihrem Engagement solche Events erst möglich machen. Dieser gewährte uns nach dem Konzert noch einen interessanten Einblick in die Katakomben des ABC-Kellers (ein ehemaliger Schutzbunker im 2. Weltkrieg), den er selbst als begeisterter Musiker (Keyboarder der Funk-Soul-Band 9 Men High) sich zu einer Art Spielwiese (Jam-Studio/VIP Bereich/ eigenes Tonstudio mit modernster Technik) in eigener Sache umgebaut hat, und damit (laut eigener Aussage) so manche, im Keller auftretende Künstler in ungläubiges Staunen versetzt hat.

Im Anschluss hatte ich sogar noch die Gelegenheit mit Melanie einen kurzen Smalltalk zu führen. Wir tauschten unsere E-Mailadressen aus und sie schenkte mir dankenswerter Weise dazu noch ihr ebenfalls sehr zu empfehlendes Album „Revealed“. Ein rundum gelungener Abend also, wobei ich den hoffentlich meinem Geschmacksspektrum kompatiblen nächsten Gigs (Melanie mal mit kompletter Band oder The Band Of Heathens als absoluter Knaller vielleicht…?) schon jetzt entgegenfiebere. Hat richtig Spaß gemacht!

Line-up:
Melanie Dekker (lead vocals, guitars)
Jason Nett (guitars, vocals)

Melanie Dekker
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