Dry County – Cowboy Up – CD-Review

Achtung! Aufgepasst! Dies ist eine CD für Männer, dementsprechend ist diese Besprechung auch nur für echte Männer gedacht. Emanzen, Frauenversteher und all die, die unserer Spezies seit Jahrzehnten ihre angeborenen Instinkte madig zu reden gedenken und an unserem unzerrüttbaren Selbstbewusstsein (inkl. unseres eigenwilligen Humors) kratzen wollen, sollten sich die vorprogrammierten Schreie der Empörung sparen. Sie sind hier fehl am Platze. Das ist Musik für uns eindimensional gestrickte Geschöpfe, die sich um Multitasking einen Dreck scheren, und, wenn überhaupt, dann höchstens für die Pams, Katies oder Lindseys & Co. dieser Erde.

Einfach herrlich diese, dank ihres charismatischen Bandleaders Jeff Gallagher, so machohaft klingende, mit viel Redneck-Flair umwobene New Country-Band (weitere Mitglieder. Randy Solski, Don Laframboise, Keith Silver, Uncle Dik) aus Toronto, Ontario in Kanada, die jetzt mit „Cowboy Up“ ihr Meisterwerk hinlegt, nachdem ihr Debüt und auch der superstarke Vorgänger „Waitin‘ On Hank“ schon nicht von schlechten Eltern waren.

AC/DC meets Alabama‘ heißt die Formel, auf die ihr bisheriges musikalisches Treiben grob reduziert wurde. Sicherlich sind all ihre Werke immer wieder mit einigen an die berühmten Australier reminiszierenden Riffs (wie „Cowboy Up“ natürlich auch) durchzogen, aber im Prinzip wird doch hauptsächlich deftiger New Country mit sattem Southern Rock auf’s Vortrefflichtste gepaart. Diese CD riecht förmlich nach schwülheißen Swamps, schlammüberzogenen, öligen Pickups, lodernder, knisternder Holzkohle, bruzzelndem Grillfleisch sowie Whiskyflaschen und Bierdosen, die es bei guter Musik in rauen Mengen zu leeren gilt.

Gallaghers Eröffnungsstatement »So turn it up and up and up, we want it louder« zeigt beim feucht-fröhlichen, rockigen Opener „Hey Hey Cheers“ direkt die Richtung an, in die der Hase in den folgenden knapp 40 Minuten läuft. Kronkorken klackern und das zischende Einfließen eines kühlen Gerstensaftes bilden den passenden Abschluss eines launigen Liedes. Ich bin mir sicher, dass Toby Keith, John Rich und Trace Adkins der Band begeistert zuprosten würden. „Cowboy Up“ und „Redneck Song“ sind zwei weitere, mit fetten Drums (grandios auftrumpfend Uncle Dik, vor allem mit seiner poltrigen Fußtrommelarbeit), klirrenden Gitarren und Gallaghers grimmigem Gesang bestückte, kompromisslose Southern-Rocker, die den (vermutlich eh schon überhöhten) Blutdruck der meisten Genre-Fans noch weiter empor schnellen lassen. Klasse!

Mit ganz dezenten Mitteln wird auch immer wieder für Abwechslung gesorgt. Für die Countrynote sorgen ab und zu schön eingeflochtene Banjopassagen in Urbanscher Manier („Hillbilly Train“, „Drunk On Yer Love“). Einmalige, weibliche Harmonies (schade, warum eigentlich nur hier?) veredeln einen weiteren Southern-Stampfer namens „Ditry Secrets“. Bläsereinsätze verleihen dem furiosen „The Way You Is“ noch mehr Volumen, als es ohnehin schon hat. Und wenn Gallagher wie ein räudiger Hund bei einer der zwei Balladen »Thank you for loving me imperfect«, frei nach dem Motto „Liebling ich habe dich zwar schon hundertmal betrogen, aber ab jetzt wird alles anders“ dahinseufzt, kann man sich ein mitleidiges Grinsen nicht verkneifen.

Zum Schluss erfährt man noch bei Kuhglocken-Drumming, Mariachi-artiger Bläserbegleitung und rockigen Gitarren, was Margaritas, Darth Vader, The Undertaker, Sammy Hagar und jede Menge Tequilia mit „Mexicoma“ verbindet. Ein stimmungsreiches Finale! Die herrlich fette und glasklare Produktion (großes zusätzliches Lob hierfür), macht diese Scheibe zum kurzweiligen Erlebnis. Ein perfekter Begleiter bei allen Dingen, die wir Männer gerne machen, sofern wir mal unter uns sind und uns den Fängen dieser uns zu femininen Geschöpfen abrichten wollenden Strategen/innen entziehen können.

Lasst uns von daher in Sachen Dry County auf ein weiteres Laster, das wir fortan bedingungslos unser Eigen nennen können, anstoßen. Cheers!

RS Sounds (2010)
Stil:  New Country, Southern Rock

01. Hey Hey Cheers
02. Cowboy Up
03. Hillbilly Train
04. Redneck Song
05. We Ain’t Messed
06. Imperfect
07. Drunk On Yer Love
08. Dirty Secrets
09. Little Girl Of Mine
10. The Way You Is
11. Mexicoma

Dry County
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Jeff Gallagher (Dry County) – Interview

Gall

Sounds of South: Herzlichen Glückwunsch zunächst nochmal zu eurem starken Album „Cowboy Up“. Wie sieht die aktuelle Situation bei euch aus, auf eurer Homepage geizt ihr ja noch ein wenig mit ausführlicheren Informationen?
Jeff: Die Situation bei uns ist im Moment klasse. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Homepage mit Leben zu füllen, was natürlich längst überfällig war. Allerdings investieren wir auch schon viel Zeit in ein neues Album.
Sounds of South: Es scheint als wären Randy Solski und du die treibenden Kräfte der Band. Wie ist die Chemie im allgemeinen unter euch?
Jeff: Obwohl Randy und ich als Songschreiber und auch als Produktionsteam meist im Vordergrund stehen, stimmt die Chemie unter uns. Wir sind wie fünf Brüder, die alles für einander tun würden.
Sounds of South: Wie kamt ihr auf die Idee, Countrymusik mit harten Gitarrenriffs zu verbinden?
Jeff: Wenn jemand für so etwas wie die Entwicklung des speziellen Sounds von Dry County geehrt werden würde, dann wäre es sicherlich Randy. Ich könnte schwören, er schläft nie. Er feilt fast wie ein Besessener ständig an unserem Sound und analysiert jeden Aspekt einer Dry County-Show.
Sounds of South: Stimmt ihr mit mir überein, dass „Cowboy Up“ ein Album für harte Männer und heiße Girls ist?
Jeff: „Cowboy Up“ ist was für jeden, der es wagt, anders zu sein und kein Album voller langsamer Balladen haben will. Keiner aber feiert damit so schön wie Rednecks, wir müssen es schließlich wissen!
Sounds of South: Klasse fand ich die super fette und glasklare Produktion des Albums von dir und Randy, habt ihr ein eigenes Studio?
Jeff: Auch hier muss ich wieder die Lorbeeren an Randy weiterreichen. Ihm gehört R.S. Sounds und auch das Studio. Er wickelt auch die wirtschaftlichen Dinge in diesem Zusammenhang ab. Dazu kommt, dass er schon mit vielen Major Labels gearbeitet und quasi sein Leben der Musik-Industrie verschrieben hat. Der Junge kennt sich wirklich in seinem Kram bestens aus… aber erzähl es ihm nicht, sein Ego ist schon groß genug!
Sounds of South: Wie ist die Resonanz insgesamt auf euer Album ausgefallen, jetzt nachdem doch schon wieder eine Weile verstrichen ist?
Jeff: Das allgemeine Feedback war und ist immer noch großartig. Unsere Popularität nimmt jeden Tag zu und unsere iTunes-Verkäufe scheinen dies zu untermauern.
Sounds of South: Wann ist mit einem neuen Werk zu rechnen? Vielleicht dann auch mit mehr weiblichem Backgroudgesang (ich liebe weibliche Backs)?
Jeff: Mit unserem neuen Album kannst du 2012 rechnen. Obwohl wir in der Vergangenheit weibliche Backs bisher nie eingesetzt haben, haben wir gelernt, uns alle Optionen offen zu halten. Man weiß also nie…
Sounds of South: Habt ihr nach zwei so tollen Alben wie „Waitin‘ On Hank“ und Cowboy Up“ überhaupt noch Steigerungspotential in petto?
Jeff: Es gibt immer Raum, sich zu verbessern oder zu wachsen. Am Tag, an dem du allwissend bist, bist du tot. In diesem Geschäft gibt es immer was, von dem man kontinuierlich lernen kann, und so entwickelt sich auch Dry County ständig weiter.
Sounds of South: Ich las, dass ihr mittlerweile auch für eine ganze Reihe von namhaften US-Künstlern wie Trace Adkins, Montgomery Gentry, Jason Aldean etc. als Support unterwegs gewesen seid. Ist keine einfache Aufgabe für die gewesen, wenn ihr denen vorher schon so viel Dampf unterm Hintern gemacht habt, oder?
Jeff: Mit Leuten wie Trace, Montgomery Gentry oder Jason Aldean zu arbeiten war natürlich sehr schön für uns. Es war etwas nervenaufreibend vor den Shows doch am Ende des Tages haben wir den Musikbusinessleuten und – sehr wichtig – auch uns bewiesen, dass wir auf die größeren Bühnen gehören.
Sounds of South: Wie waren die Reaktionen der US-Zuschauer? Meint ihr, ihr schafft es, auch auf dem dortigen Markt Fuß zu fassen, vielleicht sogar mal einen Major-Vertrag zu ergattern?
Jeff: Die US-Zuschauer haben uns klasse angenommen. 80 Prozent unserer iTunes-Verkäufe resultieren von dort her. Manche von denen waren doch ziemlich überrascht, dass wir aus Kanada stammen, aber das ist das Großartige an der Musik, sie verbindet Leute. Was den Major Deal angeht, sind wir natürlich offen für alles, aber so lange wir noch genug Geld verdienen, werden wir unser eigenes Ding durchziehen. Klar, so ein Deal wäre schon toll, aber es muss auch einen Sinn ergeben.
Sounds of South: In Kanada gibt es ja aus dem Country-Umfeld immer wieder sehr tolle Acts, die bei uns alle eher weniger bekannt sind – Doc Walker, Johnny Reid oder einer unserer Sounds of South-Lieblinge Melanie Dekker fallen mir da spontan ein – kennt man sich untereinander? Gibt es eine feste Szene? Pflegt man Kontakte?
Jeff: Die meisten talentierten kanadischen Künstler kennen sich untereinander. Wir haben eine relativ kleine Bevölkerung im Vergleich zur Größe des Landes. Mit 90 Prozent haben wir sicher in der einen oder anderen Form schon mal zusammengearbeitet und meistens waren das auch gute Erfahrungen. Aber da wir so anders sind als unsere kanadischen Kollegen im Country-Business kann das auch schon mal sehr interessant sein.
Sounds of South: Bei uns in Deutschland entwickelt sich das New Country-Fieber erst allmählich. Mittlerweile sind aber schon einige Interpreten wie Keith Urban, Chely Wright, Lonestar und Eric Heatherly mal hier gewesen. Toby Keith, Reba McEntire und Little Big Town sind angekündigt. Gibt es eine realistische Chance Dry County auch mal in Deutschland zu erleben?
Jeff: Dry County in Deutschland? Es wäre natürlich riesig bei euch zu spielen. Nochmals, das was ich immer wieder gelernt habe… sag niemals nie. Diese Industrie kann einiges möglich machen.
Sounds of South: Was treibt ihr so privat, wenn ihr mal keine Musik macht?
Jeff: Freizeit? Was ist das? Ähm, Randy reist sehr viel und liebt es, Hockey zu spielen. Ich bereise gerne die Inseln und ich schlafe auch sehr gerne. Donald (Laframboise) ist ein wahrer Familienmensch, der seine Tochter zum Campen mitnimmt oder zum Disneyland fährt oder eben alles das tut, was seine Familie glücklich macht. Uncle Dik befolgt alles, was seine bessere Hälfte ihm sagt und – verdammt noch mal – er mag es scheinbar. Und Keith (Silver), hmmm, was zum Teufel tut der Typ eigentlich? Keine Ahnung! Aber alle zusammen mögen wir unser Bier. Wir sind eine recht einfache Ansammlung von Männern, mit einem coolen Job und tollen Fans. Jede Band behauptet, sie hätte die besten Fans auf der Welt… Dry County hat zumindest die größte FAMILIE: Die Redneck Mafia.
Sounds of South: Danke für das Interview!

Sounds of South: Hello Jeff, first of all congratulations for your brilliant „Cowboy Up“ album again! How is the current situation at Dry County? On your homepage you are a little bit stingy with information.
Jeff: The situation in Dry County is great. We are currently working on the launch of a new website which has been long over due, and are dedicated a lot of time towards the new album.
Sounds of South: Randy Solski and you seem to be the driving forces of the band? How is the ‚general chemistry‘ inside of the group?
Jeff: Although Randy and I are the primary writers and production team, the general chemistry is amazing. We are 5 brothers who would do anything for one another.
Sounds of South: Who came up with the idea to combine hard guitar riffs with country music?
Jeff: If anyone can take credit for developing our sound, it would have to be Randy. I swear he never sleeps. He is continually tweeking sounds and analizing every aspect of the Dry County show.
Sounds of South: Do you agree with me that „Cowboy Up“ is an album for tough guys and hot girls?
Jeff: „Cowboy Up“ is anyone who dares to be different and doesn’t want to buy an album full of slow ballads. Nobody parties like rednecks, we just prove it.
Sounds of South: I was really impressed by the powerful and the crystal-clear album-production. Do you have an own recording studio?
Jeff:Again, I have to give Randy the credit for the production on our albums. He owns and operates R.S Sounds and Productions recording studio. He has worked with many major labels and has dedicated his life to this industry. The guy knows his shit but don’t tell him that, his ego’s big enough already.
Sounds of South: What was the general feedback to „Cowboy Up“ as there has passed some time now?
Jeff: The general feedback has been and still is amazing. It’s popularity continues to grow every day, and our iTunes sales back it up.
Sounds of South: When can we expect a new Dry County-CD? Maybe with some more female backings (I love those…)?
Jeff: You can expect another Dry County album next year (2012). Although we have never had female back ups in the past, we’ve learned to keep all options open, so you never know.
Sounds of South: Do you think you still have potential for improvement after such two great albums like „Waitin‘ On Hank“ and „Cowboy Up“?
Jeff: There is always room for improvement or growth. When there comes a day you think you know it all, yer dead. This business is full of things you can constantly learn from, so Dry County is constantly evolving.
Sounds of South: I read that you supported acts on stage like Trace Adkins, Montgomery Gentry, Jason Aldean etc in the States. No easy job for those, after you gave them a kick in their butts right before, wasn’t it?
Jeff: Working with some of the big boys like Trace, Montgomery Gentry and Jason Aldean was truly amazing for us. It was a little nerve racking before the shows but at the end of the day we proved to the industry and more importantly to ourselves that we belong on the bigger stages.
Sounds of South: How was the reaction of the US-audience? Do you think you can gain the ground there, maybe even getting a major contract?
Jeff: The U.S audiences have been great to us. 80% of our iTunes sales comes from there. Some of the folks down there were a little shocked to find out we were Canadian, but that’s a great thing about music, it can pull people together. As far as a major recording deal goes, we are always willing to listen to offers, but as long as we keep making a buck, Dry County will continue to do our thing. Sure we would love a deal, but it’s gotta make sense.
Sounds of South: In Canada you have many talented Country artists, who are not very well known in Germany – I think of Doc Walker, Johnny Reid or Melanie Dekker, one of our Sounds of South darlings, for example – do you know each other? Is there a permanent scene? Do you have contacts towards each other?
Jeff: Most of our Canadian talent knows one another. we are a very small population for such a huge land mass. We’ve worked with probably 90% of our Canadian talent and for the most part they have been good experiences but Dry County is sooooo different from our colleagues in the Canadian country industry it can get interesting at times.
Sounds of South: In Germany the ‚New Country-fever‘ has been growing bit by bit. Some acts like Keith Urban, Chely Wright, Lonestar and Eric Heatherly have already played here. Toby Keith, Reba McEntire and Little Big Town are announced. Is there a realistic chance to see Dry County in good ole Germany or in Europe in the near future?
Jeff: Dry County in Germany? We would love to perform over seas. Again, something I’ve learned time and time again… never say never. This industry has a way of making things happen.
Sounds of South: What do you do in your spare time (besides from the music thang)?
Jeff: Spare time? What is that? Ummm well, Randy does a lot of travelling and enjoys playing hockey. I myself love travelling to the islands, I also enjoy sleeping. Donald (Laframboise) is a true family man who takes his daughters camping, or to disneyland or whatever makes his family happy. Uncle Dik does whatever his better half tells him, and he’ll god damn like it. And Keith (Silver), ummmm, what the hell does that guy do? And as a whole, we all love our beer. We are a simple group of guys with really cool jobs and great fans. Every band says they have the best fans in the world. Dry County has the biggest FAMILY. The Redneck Mafia.
Sounds of South: Thank you very much for the interview!