The McClymonts – Wrapped Up Good – CD-Review

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Dass vom 5. Kontinenten unseres Planeten immer wieder richtig tolle Musik herüberkommt, wissen wir nicht erst seit den monumentalen Rock’n Roll-Urgesteinen von AC/DC. Und im Countrybereich ist das nicht anders! Der mittlerweile in den USA zum Superstar avancierte Keith Urban ist nur ein Beispiel, aber auch in den Staaten (unverständlicherweise) kommerziell nicht so etablierte Künstler wie etwa der begnadete Lee Kernaghan oder die wunderbare Catharine Britt sind Paradebeispiele für qualitativ hochwertige, ganz exzellente Country-/New Country-Musik, wie sie selbst in Nashville nicht an jeder Straßenecke produziert wird.

Nun machen sich auch die McClymonts auf, nachdem sie bereits Australien mit ihrer herrlich erfrischenden, genauso traditionell fundamentierten, wie modernen Country-/ New Country-/ Countrypop-„Mugge“ erobert haben, in den Staaten Fuß zu fassen. Brooke, Samantha und Mollie McClymont konnten bereits mit ihrem prächtigen Debüt „Chaos And Bright Lights“ (das wir jetzt im übrigen auch neu im Programm haben) die Aufmerksamkeit Nashville’s auf sich ziehen und wurden im Rahmen des Albums mit der Verpflichtung als Support-Act für Jason Aldeans letztjährige Stadion-Tour belohnt. Mittlerweile steht mit „Wrapped Up Good“ auch ihr in Australien bereits vor 1 1/2 Jahren erschienenes, zweites Album auf den US-Markt in den Startlöchern.

Die drei hübschen Schwestern (Samantha und Mollie sind jetzt blond, Brooke ist brünett) machen im Prinzip da weiter, wo sie bei ihrem tollen Erstling aufgehört hatten: Schöner, melodischer, recht organisch und tradionell gehaltener, von herrlichen Vokalharmonien geprägter New Country, mal mit traditionellen Strömungen und auch mal mit dem ein oder anderen, allerdings nie zu aufgesetzten, poppigen Moment, vom Allerfeinsten. Die meisten Songs sind wieder von Brooke McClymont komponiert (mit diversen Co-Autoren) und gesungen, drei Stücke führt Samantha an, während sich Mollie fast ausschließlich den Hamonies widmet.

„Are You Ready to Kick it up“ heißt es zu Beginn des starken Openers, dann heult die Fiddle auf und es wird mit einem flotten, rhythmischen, von Fiddle, Banjo und Gitarren domonierten Uptempotrack („Kick It Up“) losgelegt. Bringt sofort mächtig gute Laune und geht wunderbar ins Ohr. Countrymusic kann so erfrischend sein. Das unmittelbar folgende Titelstück hat ebenfalls richtig Power (klasse hier die Bazouki-artigen Gitarren- und Dobro-Fills) und verfügt mit seinem einprägsamen Refrain über jede Menge Hitpotential. Samantha McClymont hat dann bei den etwas ruhigeren Nummern „Take It Back“ (wunderschöne, reine Ballade mit feinem Dobro und dezenten Strings), „A Woman Is A Flame“ (schönes Pinao, Mandolinezupfer, erneut unaufdringliche Strings) und dem ein wenig an eine nicht zu poppige Shania Twain erinnernden Gute-Laune-Stampfer „If You’re Gonna Love Me“ ihren Einsatz.

Ganz tief in die Retro-Kiste wird bei „I’m Not Done With You Yet“ gegriffen. Da leiert die Pedal Steel-Gitarre richtig hawaianisch zu einem leicht swingendem Rhythmus und die Musiker können sich mit Fiddle, Steel und Piano mittels kleiner Solo-Einlagen richtig austoben. Gegen Ende beweist Brooke bei „I Could Be A Cowboy“, (eine typische, atmosphärische Western-Sonnenuntergangs-Ballade, klasse Fiddle-Solo, schöne Mandolinen-Fills) dass sie sich auch im Low Tempo-Bereich problemlos zurechtfindet.  Zum Schluß geht dann der „Cannonball“ nochmal ab, wie aus einer „Kanone“ gefeuert (schneller Gesang, quirlige Fiddle, klasse E-Gitarren-Picking, leicht bluegrassiger Anstrich). Hier zeigen besonders Stuart Duncan an der Fiddle und Mike Rojas am Honky Tonk-Piano und Akkordeon ihre ganze instrumentelle Klasse. Ein super Ende!

Die McClymont-Sisters legen mit „Wrapped Up Good“ ein tolles Album hin, das sowohl mit starkem Gesang, als auch feiner und raffinierter musikalischer Umsetzung (dank der tollen Musiker wie u.a. Adam Anders, Nick Buda, Stuart Duncan, Eric Siver, Dan Dugmore, Bob Britt, Mike Rojas) begeistert. Produziert haben Adam Anders und Nathan Chapman. Nicht nur die Liebhaber von feinstem „Girl-Country“ in Sphären von SHeDAISY, Lace, Dixie Chicks, The Wreckers, Little Big Town & Co. werden diese hoch talentierten, australischen Mädels ganz schnell in ihre Herzen schließen. „Kick it up, boys – and girls too“!

Fontana Australia (2011)
Stil: New Country

01. Kick It Up
02. Wrapped Up Good
03. He Used To Love Me
04. Boy Who Cried Love
05. Take It Back
06. Rock The Boat
07. I’m Not Done With You Just Yet
08. A Woman Is A Flame
09. Hearts On Fire
10. If You’re Gonna Love Me
11. I Could Be A Cowboy
12. Cannonball

The McClymonts
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Bärchen Records

Mike McClure – Fifty Billion – CD-Review

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Dieser aus Tecumseh, Oklahoma stammende Mike McClure ist schon der Wahnsinn! Ein echter Tausendsassa der Red Dirt-Szene. Ob als emsiger Produzent/Studiomusiker bei vielen Interpreten des Genres (u. a. Cross Canadian Ragweed, Tommy Gallagher Band), Mitspieler bei diversen Live-Acts, Gründer und Frontmann von solch großartigen Bands wie The Great Divide, der Mike McClure Band oder auch ganz solo, mittlerweile sogar Mitinhaber eines eigenen Labels (598 Recordings), dieser Mike McClure ist, wenn es um Red Dirt geht, rastlos und omnipräsent (ob die ungewöhnliche Covergestaltung auch noch auf eine weitere Passion Mikes, der Schmetterlingskunde, hindeutet, bleibt ungeklärt…).

Das Erstaunliche dabei: Überall, wo er seine Finger im Spiel hat, kann man sich zum einen auf aussergewöhnliche, musikalische Qualität verlassen, zum anderen darf man sich auf (positive) Überraschungen gefasst machen. So liefert auch sein neues Solo-Werk „Fifty Billion“ erneut baumstarke Kost und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Hierzu hat er sich wieder mit seinem Spezi (ZZ Top-Produzent) Joe Hardy zusammengetan, der natürlich produziert und mit Mike sämtliche Kompostionen (alle aus der Feder von McClure) fast im Alleingang (lediglich bei Fiddle, Horns, Conga und Backs gab es partielle Unterstützung) mit diversesten Intrumenten eingespielt hat. Ja, beim Hören der ganzen Feinheiten, kann man gedanklich förmlich nachvollziehen, wie die beiden im Studio stundenlang herumgetestet, -experimentiert und jedes Songsdetail bis ins Kleinste „ausklamüsert“ haben.

Anders als bei den Scheiben, die McClure selbst produziert, und bei denen immer auch ein gewisser kommerzieller Nutzen nicht aus dem Auge verloren wird, gilt für seine eigenen Platten wohl eher das Motto „twice as different, half as popular“. „Fifty Billion“ bietet eine enorme Bandbreite an Stilen und Stimmungen (das reicht von wunderschönem, semi-akustischem Alternate Country bis zu knochentrockenem, riffigem Rootsrock, von staubigem Americana bis zu Bläser-geschwängertem Southern-Funk, oder von herrlichen Klangspielereien umgebenem, ungemein melodischem Countryrock bis hin zu punkigem Volldampf-Rock), die aber letztendlich doch alle in einer wunderbaren Harmonie und dem Oberbegriff „Red Dirt-Rootsmusic“ wie selbstverständlich zusammenfinden. Der eröffnende Titelsong, kommt zunächst einmal im enspannten, leichten Country-/Americana-Ambiente mit sehr schöner Melodie sowie etwas sonnigem Eagles-Feeling daher. Dieser „Wohlfühl-Song“ wird dann aber sofort jäh von einem deftigen, aber nicht minder starkem Rootsrocker („Black Diamond“) abgelöst, beo dem McClure mit zwei quirligen E-Gitarren-Solo-Passagen brilliert.

Beim folgenden „Horsehoe“ gibt’s direkt den nächsten Stimmungswechsel: Wundervoller Slow-Countryrock mit fast hawaianisch anmutender Steelgitarre und einem überraschenden Fiddle-Solo. „Almost Here / Almost Gone“ liefert einen kleinen Vorgeschmack auf die wohl kommende The Great Divide-Reunion (in 2012 soll es ja einige Konzerte geben), ein typischer Track in der Tradition ihres einstigen Song-Repertoires. Das sich anschließende „Distractions“ erinnert ein wenig an Lieder von Stoney LaRues letztem „Velvet“-Album mit recht introvertiertem Charakter, wo verschrobene E-Gitarren ein fast psychedelisches/hypnotisches Ambiente erzeugen. „Old Crow“ gibt sich dann wieder herrlich fröhlich. Ein kleiner hübscher, folkig/grassiger Country-Stomper mit Banjo, Dobro und Mandoline verziert, der zum Tanzen animiert und jede Menge Gute Laune verbreitet.

Bei „Hell And Highwater“ hingegen fährt McClure wieder ein „schweres Geschütz“ auf. Nach einem ruhigen, mit Akustikstreicheleinheiten unterlegten Gesangsintro und dezenten weiblichen „Uuhuuh“-Harmonies geht die Nummer in einen heissen, drückenden, souligen Memphis Funk-Blues mit fetter Hornsection und gospeligen weiblichen „Backs“ über. Man hat teilweise das Gefühl, McClure singt gegen eine ganze Big Band an. Wuchtig, aber großartig! Toll, wie sich die Bläser mit dem akzentuierten Mandolinenspiel vertragen. Und mitten in den Bläser-Part stösst der Meister dann noch mit einem bärenstarken E-Gitarrensolo vor. Das hat was! Die prompte Gelegenheit zur Erholung folgt mit „The Other Side Of Midnight“ auf dem Fuße, das fast wie ein Wiegelied mit viel Gefühl zelebriert wird. Schön hier vor allem die spanische Akustikgitarre. Dieses typische „Borderline-Flair“, wie es Charlie Daniels oft in seinen Southern Rock-Stücken verarbeitet hat, umgibt auch das voller Pathos umwobene „Outlaws Prayer“ (starke Twin-Leads). Am Ende versetzt McClure seine Hörerschaft dann endgültig ins Staunen.

„Little Birdie“ fängt zunächst mit Akustikgitarren-untermaltem Erzählgesang ganz simpel und harmlos an, wechselt dann aber plötzlich in einen überschwenglichen, mächtig abgehenden Gitarren-betonten, punkigen Rootsrocker mit Stadion-kompatiblen und Party-tauglichen „Ooohooh“-Mitgröl-Passagen, um dann so einfach und ruhig wie zu Anfang wieder abzuschließen. Ein selbst für McClure-Verhältnisse ungewöhlicher „Abflug“. Mike McClure ist sich mit seinem neuen Silberling „Fifty Billion“ wieder treu geblieben: Saustark auch wieder sein Gesang! Ist einfach wieder ein klasse Teil geworden, wie man es von ihm nicht anders erwartet. Keine „einfache“ Kost, trotzdem zumeist überaus melodisch, immer den Hörer fordernd, mutig, oft so genial wie extravagant, dann wieder schön einfach, durchgehend toll instrumentiert. Gratulation und grössten Respekt dafür, „Mr. Red Dirt“!

598 Recordings (2011)
Stil: Red Dirt

01. Fifty Billion
02. Black Diamond 4:23
03. Horseshoe
04. Almost Here/ Almost Gone
05. Distractions
06. Old Crow
07. Hell And Highwater
08. Other Side Of Midnight
09. Outlaw’s Prayer
10. Little Birdie

Mike McClure
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Bärchen Records

Little Big Town – Tornado – CD-Review

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Fünfter Streich des beliebten und ursprünglich aus Alabama stammenden Quartetts. Die Konstellation von Little Big Town mit zwei Sängerinnen (Karen Fairchild, Kimberly Schlapman) und zwei Sängern (Jimi Westbrook, Phillip Sweet) ist in der Nashville-Szene rar gesät. Sie birgt einerseits sicher einiges an Potential für Reibereien, Unwägbarkeiten und auch Meinungsverschiedenheiten – schließlich dürfte es sich nicht einfach gestalten, immer vier Personen und ihre unterschiedlichen Ansichten unter einen Hut zu bringen. Es offeriert aufgrund der Einzigartigkeit und der Kombinationsmöglichkeiten aber auch große Chancen. Und die hat der Vierer seit seinem Bestehen (Gründung 1998) auch konsequent genutzt. Man ging von Anbeginn durch Dick und Dünn (Labelschwierigkeiten, Todesfälle innerhalb der Familien), von Skandalen oder Auflösungserscheinungen aber keine Spur.

Im Gegenteil: Die Band arbeitete sich peu-a-peu immer weiter in der Gunst der Fans nach vorne und sitzt mittlerweile sicherer denn je im Sattel eines der bestimmenden Major Labels (Capitol Records). Mit dem Vorgängerwerk „The Reason Why“ gelang es erstmalig ein Album auf Platz 1 der Billboard Country-Charts zu platzieren, was ihnen aber bei Singles bis dato verwährt blieb. Doch auch das ist mittlerweile Schnee von Gestern. Mit ihrem neuen, bravourösen Silberling „Tornado“ und der vorab ausgekoppelten Single „Pontoon“ (ein herrlich grooviger Gute-Laune-Song mit toller Mandoline und starkem Southern-affinen E-Gitarren-Solo) ist ihnen jetzt auch dort der ganz große Wurf gelungen.

Der Song erklomm sofort die Chartspitze und eroberte die Herzen der Fans, der Kritiker, wie auch einer ganzen Reihe von im Genre beheimateter, hoch angesehener Kollegen (selbst Diven wie Wynonna oder alte Haudegen wie Charlie Daniels zollten diesem Track ihre große Hochachtung) im Sturm. Die Nummer ist natürlich auch bei den diesjährigen CMA-Awards als bester Song des Jahres mit hervorragenden Aussichten nominiert worden (dazu sind die vier auch noch in der Kategorie beste Vocal-Group dabei). Auch der Rest des Albums besticht mit bärenstarken Liedern und vor allem viel Variabilität. Da bringt sich wieder jeder perfekt auf den Song getimt als Leadsänger ein, mal wechseln weiblicher und männlicher Gesang, fast immer gibt es diese tollen auf den Punkt gebrachten Harmoniegesänge, was ihnen zum Teil den Ruf als „Fleetwood Mac der Countryszene“ einbrachte.

Ein exzellentes Beispiel hierfür ist das wunderbar fluffige, hoch melodische „Leavin‘ In Your Eyes“, das man gemeinsam mit den Warren Brothers komponierte. Man meint teilweise wirklich, dass Karen Fairchild und Kimberly Schlapman Seelenverwandte mit Stevie Nicks und Christine McVie wären. Toller Song, da denkt man sofort an das berühmte „Rumours“-Album zurück. Neben den vier Hauptprotagonisten glänzen hier aber auch zwei Songlieferantinnen. Natalie Hemby lieferte als Co-Writerin gleich den Stoff für fünf Titel („Pontoon“, „Tornado“, „Can’t Go Back“, „Self Made“ und „Night Owl“) und hat somit erheblichen Anteil an diesem starken Werk, aber auch die zierliche Lori McKenna, selbst eine wundervolle Interpretin, hat bei den eingängigen „Sober“ und „Your Side Of The Bed“ deutliche Spuren hinterlassen. An den Instrumenten verdient sich diesmal Multiinstrumentalist Johnny Duke (sämtliche Saiteninstrumente) Bestnoten.

Produziert und auch musikalisch beteiligt ist Jay Joyce, dem ein kristallklarer Sound gelungen ist. Der treibende Opener „Pavement Ends“ bietet richtig schönen, rootsigen Country und knüpft so ein wenig an alte „Boondogs“-Zeiten an. Auch beim swampigen „Front Porch Thing“ (klasse Dobro-Fills) geht es recht kräftig zur Sache und es wird sogar vor Delta-bluesiger Electric-Slide kein Halt gemacht. Ansonsten wird man in gewohnter Weise von den wirklich tollen Gesangswechseln und Harmonien verzaubert (teilweise auch in Accapella angelehnter Manier). Das ist schon sehr beeindruckend. Und so bekommt man beim abschließenden „Night Owl“ (fast schon bardenhaft vorgetragen) noch einmal eine Lehrstunde in dieser Hinsicht geboten.

Fazit: Little Big Town sind mit „Tornado“ auf dem bisherigen Gipfel ihrer Karriere angelangt. Mit ihrem Smash-Hit „Pontoon“ dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit sogar der Song des Jahres 2012 eingefahren werden. Es ist immer wieder schön, diesem sympathischen Quartett zuzuhören und an ihrer Weiterentwicklung teilzuhaben. Die Texte, enthalten in einem sehr geschmackvoll gestaltetem Cover/Booklet, tragen ebenfalls zum großen Gelingen dieses beeindruckenden Gesamtwerkes bei. Eine tolle Scheibe! Little Big Town erneut ganz groß!

Capitol Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Pavement Ends
02. Pontoon
03. Sober
04. Front Porch Thang
05. Your Side Of The Bed
06. Leavin‘ In Your Eyes
07. Tornado
08. On Fire Tonight
09. Can’t Go Back
10. Self Made
11. Night Owl

Little Big Town
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Bärchen Records

Stoney LaRue – Aviator – CD-Review

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Stoney LaRue mit seinem vierten Studioalbum! Nachdem sich der in Edmond, Oklahoma lebende Singer/Songwriter auf seinem letzten Album „Velvet“ ein wenig experimentierfreudig gezeigt hatte und trotzdem, was die Charts anbelangt, mit seinem bisher größten Erfolg belohnt wurde, wählt er mit seinem neuen Werk „Aviator“ wieder die eindeutig eingängigere Variante und wartet mit wunderbar lockeren, flockig dahin fliessenden und sehr melodischen Songs auf, die sich, immer noch weit entfernt vom Nashville-Mainstream, genüsslich an der Schnittstelle zwischen rootsigem Country, teils mit durchaus traditionellem Ambiente, Americana, Alternate Country und feinem Red Dirt-Country tummeln.

Das Material ist klasse! Verantwortlich hierfür ist die erneute Zusammenarbeit LaRues beim Songwriting mit Mando Saenz, der ja auch schon auf „Velvet“ stark mit eingebunden war. Lediglich der Merle Haggard gewidmete Countryschwofer „Natural high“ (weinende Steel, wunderschöne Harmoniegesänge von Aubrie Sellers) stammt aus der Feder von Freddy Powers. Produziert haben, in einem angenehm warmen und transparenten Sound, Frank Lidell (Eli Young Band) und Mike McCarthy. LaRue beeindruckt mit einer reifen, großartigen Gesangsleistung und hat zuweilen gar ein ganz dezentes Garth Brooks-Timbre in der Stimme, das hervorragend dem countrydurchzogenen Gehalt vieler Tracks unterstreicht.

Natürlich ist es eine Freude, den hervorragenden Musikern (u. a. Wallflowers-Drummer Fred Eltringham, Glenn Worf, Oran Thornton, Glenn Duncan, Jim Hoke) zuzuhören, wobei Randy Scruggs (Sohn von Bluegrass-Legende Earl Scruggs) mit seinem herrlich klaren Akustikgitarrenspiel, Aubrie Sellers mit bezaubernden Harmoniegesängen und der variable Josh Grange mit E-Gitarre, Steel und Keys die auffälligsten Akteure darstellen. Vom flockigen Opener „One And Only“ (quirliges Akustikgitarrenspiel, Steel, Fiddle-Tupfer) über das Dancehall-taugliche „Til I’m Moving On“, dem atmosphärischen Titelstück „Aviatior“ (tolle Akustik-Slide, Akkordeon, E-Piano, Crowd-Harmoniegesänge) den sehr eingängigen „A Little Too Long“ (Akkordeon-Tupfer) und „Million Dollar Blues“ (klasse Bariton-E-Gitarre, einfühlsame Harmoniegesänge von Sellers), bis zum bereits o. a. Steel-getränkten Heuler „Natural High“ lässt Stoney diesmal vor allem seinem Country-Herz freien Lauf. Ganz stark auch das wunderbar lockere, entspannte, traumaft melodisch dahin gleitende „Blending Colors“, das mit seiner Rhytmik, seinen vereinzelten Flöten-Klängen und dem markanten Akustik Gitarren-Spiel gar ein wenig an die „Heard It In A Love Song“-Art der Marshall Tucker Band zu erinnern scheint.

Am Ende gibt es mit „Studio A Trouble Time Jam“ noch einen recht schroffen, psychedelisch angehauchten Countryrocker (mit dezentem Rockabilly-Flair, quäkiger Harp, rauem E-Gitarrenfinale) als Bonustrack, mit dem gegen eine unverhoffte Schließung eines RCA-Studios, das wohl inmitten einer Musiker-Session dicht gemacht wurde, protestiert werden soll. Sehr schön wieder mal das Cover-Artwork (schon auf „Velvet“ hatte ja der Samtüberzug für Aufsehen gesorgt) mit allen Texten, das diesmal ganz im Zeichen des Flugwesens (zum Teil mit technischen Zeichnungen) nebst einigen Fotos von Stoney illustriert wurde.

Stoney LaRue gelingt mit „Abviator“ eine deutliche Steigerung zum Vorgänger „Velvet“. Das Werk dürfte den Fans von lockerem, melodischem Alternate Country, Red Dirt Country und sicher auch dem ein oder anderen, traditionbewusstenCountry-Freund eine Menge Freude bereiten. Der Mann hebt dabei, wie der Titel es vermuten lassen könnte, überhaupt nicht ab, sondern stellt sich ganz in den Dienst der Musik. Er geht dabei weiter seinen ganz eigenen Weg – und das ist gut so. Klasse Stoff für aufgeschlossene Americana-/Country-Feinschmecker!

Entertainment One Music (2014)
Stil: Red Dirt / Country

01. One And Only
02. Golden Shackles
03. Til I’m Moving On
04. Aviator
05. First One To Know
06. Blending Colors
07. Spitfire
08. Still Runnin‘
09. A Little Too Long
10. It’s Too Soon
11. Million Dollar Blues
12. Dark Side Of The Line
13. Natural High (for Merle Haggard)
14. Studio A Trouble Time Jam

Stoney LaRue
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Lady Antebellum – Own The Night – CD-Review

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Drittes Album des mega-erfolgreichen, ganz großartigen Country-Trios! So etwas wie „High Noon“ ist in Nashville angesagt, wenn solch eine Top-Band wie Lady Antebellum ein neues Album auf den Markt bringt, vor allem, nachdem man, wie mit dem Vorgänger „Need You Now“ fast alle Rekorde in Sachen Charts, Awards und Grammys gebrochen hatte. Eine oft schwierige, ja gefährliche Situation, in der die Ansprüche seitens Industrie und des Publikums ins scheinbar Unermessliche steigen, meist einen schleichenden oder auch abrupten Karriereknick einläutend. Nicht so bei Lady Antebellum. Dem Trio bestehend aus Hillary Scott (Tochter von Countrysängerin Linda Davis), Charles Kelly (Bruder des ebenfalls erfolgreichen Singer/Songwriters Josh Kelley) und dessen langjährigem Freund Dave Haywood ist mit „Own The Night“ ein weiteres Glanzstück gelungen, dass in Sachen Songqualität sogar noch eine Steigerung offenbart. Eine super Scheibe!

Eines darf man hier nicht vergessen. Alle drei greifen nicht wie viele andere auf hitverdächtige Fremdkompositionen zurück, sondern schreiben ihre Songs größten Teils selbst (auch hier wieder zehn von zwölf, in Assistenz mit vielen großen Co-Writern wie Dallas Davidson, Monty Powell, Hillary Lindsey, River Rutherford) und sind auch im musikalischen Prozess nicht nur vokal involviert (Haywood spielt auch ganz ausgezeichnet Akustikgitarre und Piano). Produziert hat, wie auch den Vorgänger, wieder Paul Worley, der dem Trio natürlich eine ganze Reihe von ausgezeichneten Musikern (u.a. Chad Chromwell, Dann Huff-Bruder David, Rob McNelly, Jason Gambill, Michael Rojas, Craig Young, Yonathan Yudkin, Bruce Bouton) zur Seite stellte. Worley ist es erneut gelungen, die außerordentliche, besondere Chemie zwischen den Instrumentalisten und dem sich wunderbar ergänzenden Gesang (in vielen Variation, mal jeweils solo, mit ergänzenden Harmonies des anderen oder in einigen Fällen im Duett) der beiden Hauptprotagonisten Charles und Hillary „herauszukitzeln“. Das ist große große Klasse, die spürbar durch die gesamte Länge dieses Werk wirkt.

Wunderbar schon der Auftakt mit dem an den Albumtitel angelehnten „We Owned The Night“, das einerseits eine schöne folkige Note (feine Mandolinenbegleitung) aufweist, dann aber von einem satten E-Gitarrensolo durchbrochen wird. „Just A Kiss“, die vorab gebrachte Single mit ihren Stimmungs- und Tempowechseln hat ja bereits die Chartspitze erklommen. Die erste Fremdkomposition „Friday Night“ entpuppt sich als flotter Rocker, teilweise mit fulminantem, synchronem Sprechgesang der beiden Frontleute und einem quietschenden E-Gitarren-Solo. Starke Nummer. Wenn Hillary Scott mal das Mikro als Hauptsängerin wie bei „When You Were Mine“ übernimmt, dann erinnert sie zuweilen an Stevie Nicks zu deren Glanzzeiten, vielleicht mit einem ergänzenden Hauch Taylor Swifts. Stark am Ende das filigrane Gitarrenspiel von Rob McNelly.

Überhaupt klingt das Werk so manches Mal in seiner Art und Gestaltung (ganz großartige Bilder übrigens von Brantley Gutierrez, vor allem Hillary in ihrem weit ausschweifenden Ballkleid in Strandumgebung ist eine Augenweide, toll besonders das Coverfoto) wie eine countrykompatible Version des legendären „Rumours“-Albums von Fleetwood Mac, was in diesem Fall als großes Kompliment gemeint ist. Grandios einmal mehr das Wechselspiel von Charles’ warmer Baritonstimme und Hillarys juvenil klingendem Gesang beim entspannten „Cold As Stone“ mit herrlichen Mandolinen- und Dobrofills und auch das lässig groovende „Singing Me Home“ (baumstarkes Akustikgitarrensolo von Dave Haywood). Bombast und große Emotionen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Wer auf Powerballaden mit einem Heer von Streichern steht, hat bei Stücken wie „Wanted You More“ (hier sind gleich sieben Songschreiber involviert!), „As You Turn Away“ und dem abschließenden „Heart Of The World“ (die zweite Fremdkomposition – Tom Douglas, Scooter Caruso) die freie Auswahl.

Kurz vor Ende darf man allerdings noch zwei furiose Tracks nicht verpassen: Das Fiddle-lastige (stark hier Jonathan Yudkin) und wohl country-traditionellste Stück des Albums „Love I’ve Found In You“ (fulminant auch das an Bruce Hornsby erinnernde Pianospiel von Michael Rojas) und das nach nach dem Motto „R’n’B meets Country“ gestrickte, mega-entspannte „Somewhere Love Remains“ (wieder herrlicher Duettgesang beider Lead-Vokalisten). Große Musik! Insgesamt kann man als Fazit ziehen, dass Lady Antebellum mit „Own The Night“ die große Herausforderung, die „Need You Now“ an sie stellte, selbstbewusst angenommen und mit Bravour gelöst hat. Das Trio präsentiert sich stärker denn je. Ihre Erfolgsstory geht ohne Wenn und Aber auch mit diesen Album unaufhaltsam weiter!

Capitol Nashville (2011)
Stil: New Country

01. We Owned The Night
02. Just A Kiss
03. Dancin‘ Away With My Heart
04. Friday Night
05. When You Were Mine
06. Cold As Stone
07. Singing Me Home
08. Wanted You More
09. As You Turn Away
10. Love I’ve Found In You
11. Somewhere Love Remains
12. Heart Of The World

Lady Antebellum
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John David Kent – Before The Sun Comes Up – CD-Review

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Ganz starkes Album dieses Texaners, der mit tollen, melodischen Songs und einem satten Sound zwischen erdigem „vintage Countryrock“ und knackigem New Country voller Red Dirt-Esprit aufwartet. Auch wenn vermutlich, bis auf wenige Insider, John David Kent kaum jemand kennt, hat dieser Bursche aus Greenville, TX doch eine mehr als beachtliche Vita vorzuweisen. Schon mit 16 Jahren als tragendes Mitglied der Alternativ-Rock-Band „Radish“ (zusammen mit Ben Kweller und Ryan Green, John David Kent agiert hier noch als Drummer) Inhaber eines Major Label-Deals, sowie mit Auftritten in den legendären Late Night Shows von Connan O’Brian und David Letterman bedacht, einigen Singleerfolgen/Konzerten in Europa (unter anderem auf der Hauptbühne beim bekannten Reading Festival), sprechen für eine bereits bewegte musikalische Vergangenheit.

Nachdem er und Kweller sich dafür entschieden, getrennte Wege zu gehen, um sich auf ihre eigenen Solo-Karrieren zu fokussieren (John David formte vorher noch vorrübergehend die Band „Pony League“), bot sich ein drastischer musikalischer Stilwechsel für Kent förmlich an. Und da Texaner bekannterweise mit Country und Red Dirt tief verwurzelt sind, erweist sich sein Schwenk in Richtung dieser Genres (auch aufgrund seiner angehm rauchigen Stimme) als folgerichtig. Nach einer EP und seinem Debüt von 2011 legt John David Kent jetzt mit „Before The Sun Comes Up“ beim immer stärker aufkommenden Label „Thirty Tigers“ (u.a. Casey Donahew Band, Jason Isbell, The Statesboro Revue) einen überaus starken Nachfolger hin. Auch hier sind zunächst wieder grundlegende Veränderungen bezüglich des Vorgängeralbums zu bemerken.

John David Kent tauschte seine Begleitband zugunsten von Bruder Tony Kent (Drums), Randall Fuller (Bass) und dem starken Gitarristen Colton Gilbreath komplett aus. Auch die Produktion gab er diesmal aus den eigenen Händen, und zwar in die von Dwight A. Baker, der hier auch noch einige Percussion-Elemente und Harmonie-Gesänge beisteuert. Alles sehr gute Entscheidungen. Die Band harmoniert perfekt mit ihm (vor allem die grandiose E-Gitarrenarbeit von Gilbreath macht richtig Laune) und auch Baker hat deutlich mehr Struktur in seine Musik gebracht. Das Paket „John David Kent plus radiotauglichen, texanisch und Red Dirt angehauchtem New Country“ ist nun absolut stimmig.

Die CD startet direkt mit einem saustarken, schön rau gehaltenen Redneck Country-/Southern Rocker „Country Twang“. John Davids cooler Gesang und die typisch swampig rockenden E-Gitarren machen gleich richtig Dampf. Jason Aldeans „My Kinda Party“ oder „Brantley Gilberts „Kick It In The Sticks“ kommen einem hier in den Sinn, wenngleich, trotz aller Nashville-Kompatibilität, Kents Nummer deutlich erdiger, natürlicher und Red Dirt-rockiger köingt. Toller Auftakt! „Last Call“ ist ein weiterer Track, der in diese Kerbe schlägt. Als Single wurde (eigentlich völlig untypisch) das Lied ganz am Ende des Silberlings, „Until We Turn Around“ ausgewählt. Der etwas poppige und treibende Gitarrenrhythmus im Stile eines Keith Urban und der flockige Gute-Laune-Refrain bieten dann aber die schlüssige Begründung für das „Warum“.

Auch das wunderbar melodische Titelstück „Before The Sun Comes Up“ ist ähnlich strukturiert. Dazwischen gibt es einen klasse Dreierpack („Fight For You“, „Little Less Lonely“ und „Leaving Without You“), bei dem der uns ebenfalls gut bekannte Musiker Jeff Allen kompositorisch involviert ist. Allesamt variable Midtempotracks, immer durch schöne E-Gitarrenarbeit, hallende Orgel (klasse Gastmusiker: John Ginty), starke Refrains (mit hohem Wiedererkennungswert) und Kents angenehmen Gesang verziert. Das wunderbar atmosphärische „You Struck A Nerve“ (schöne Tempo- und Stimmungswechsel, „Uhuhuh“-Harmonies), das bluesige „Should’ve Just Let Me Go“ (klasse Akustikgitarrenuntermalung, Bariton-E-Gitarre, fettes E-Gitarren-Solo, großartiger Powerrefrain) und das einen stimmungsreich in seine Jugend zurückversetzende „Free To Drive“ (herrliche, euphorisierende Melodie, toller authentischer Gesang von Kent, abermals saugute Gitarrenarbeit von Gilbreath, absolut Hit-tauglich), ergeben den Rest eines Albums mit durchweg hervorragendem Songmaterial. Zu letztgenanntem Stück passt auch die schöne Coveraufmachung, bei der John David mit einer netten jungen Dame in einen roten Mustang bei einer Spritztour fototechnisch begleitet wird. Seine Musik ist der geradezu ideale Begleiter für solche Gelegenheiten. Hut ab!

John David Kent legt mit seinem zweiten Longplayer eine gehörige Schüppe drauf und hat ganz klar, ähnlich wie die Eli Young Band, Wade Bowen, Cory Morrow oder No Justice, etc. das Potential, weit über Texas hinaus für Furore zu sorgen. Wer diesen John David Kent noch nicht kennt und auf recht unverbrauchten, sich nicht unbedingt an die Charts anbiedernden, aber umso stärkeren New Country und Countryrock in beschriebenem Maße steht, sollte mit „Before The Sun Comes Up“ diese musikalische „Bildungslücke“ „stante pede“ schließen. Ein (noch) echter Geheimtipp des Jahres 2013!

Thirty Tigers Records (2013)
Stil: New Country

01. Country Twang
02. Before The Sun Comes Up
03. Fight For You
04. Little Less Lonely
05. Leaving Without You
06. Last Call
07. Struck A Nerve
08. Should’ve Just Let Me Go
09. Free To Drive
10. Until We Turn Around

John David Kent
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Josh Kelley – Georgia Clay – CD-Review

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Klasse New Country-Debut von Josh Kelley (Josh ist der Bruder von Lady Antebellums Charles Kelley), der mit seiner ersten Single „Georgia Clay“ bereits die Top 20 der Billboard Country Singles-Charts geentert hat. Was er bietet, ist eine feine, ausgewogene Balance zwischen lockeren Midtempo-Nummern, ein paar sehr schönen Balladen und einigen kraftvollen, starken Uptempo-Songs. Der aus Augasta, Georgia stammende, 1980 geborene Musiker Josh Kelley ist eine interessante Persönlichkeit. Er begann bereits von früher Kindheit an zu musizieren und gründete mit gerade mal 14 Jahren mit seinem Bruder Charles eine Band namens Inside Blue. Ihre Wege trennten sich, Charles wurde, wie bekannt, Teil des mega-erfolgreichen Trios Lady Antebellum, Josh begab sich in Singer/Songwriter-/Pop-/Rock-Gefilde, brachte immerhin 4 Alben heraus und tourte mit bekannten Interpreten wie Rod Stewart oder den Counting Crows durch die Lande.

Aufsehen erregte Josh weiterhin durch die Hochzeit mit der hübschen und einer der bestbezahltesten Schauspielerinnen Hollywoods, Katherine Heigl („Greys Anatomy“, „Die nackte Wahrheit“). Mit seinem neuen Album „Georgia Clay“ schließt sich jetzt der Kreis wieder und er folgt seinem Bruder Charles in den (New) Country-Sektor. Charles ist übrigens beim Titeltrack „Georgia Clay“ und beim flott abgehenden „Ain’t Letting Go“ (sommerliche Note, klasse Gitarren, treibende Drums, surrende Steel) beim Songwiting mit involviert gewesen. Sämtliche Stücke stammen aus der Feder von Josh, alleine oder teilweise in Kooperation mit diversen Co-Autoren (u.a. Craig Wiseman, Patrick Davis, Rachel Thibodeau).

Produziert hat Kelley-Freund Clint Lagerberg, der sowohl kompositorisch, als auch instrumentell (diverse Saiteninstrumente) und mit einigen Background Vocals einen erheblichen Beitrag zu diesem sehr ansprechenden Werk leistete. Wie für ein Major-Werk üblich, wurden natürlich auch hochkarätige Musiker (u.a. Chris McHugh, Chad Cromwell, Charlie Judge, Glenn Worf, Gary Morse) zur Einspielung mit eingebunden. Zudem ist Josh, ähnlich wie sein Bruder, mit seiner leicht angerauten, viel Wärme ausstrahlenden Stimme fürs Country-Genre nahezu prädestiniert. Auch beim Songwriting merkt man sofort, dass man es mit keinem musikalischen Jungspund zu tun hat. Kelley weiß, wie man Stücke in Sachen Tempo und Atmosphäre in Szene zu setzen hat und sie auch dementsprechend instrumentell (mit den country-typischen Zutaten) ausstaffiert.

Das wirkt alles leicht, locker und entspannt, stimmlich ist er immer auf der Höhe. Die Refrains sind in der Regel so gestaltet, dass sie sofort im Ohr hängen bleiben. Man fragt sich spontan, warum er sich nicht schon länger in dieser Sparte bewegt hat. Die Single „Georgia Clay“ eröffnet die CD im melodischen Midtempobereich. Schönes Akustikgitarrenspiel, Steel und Piano geben den Ton an, Kelley singt im „Wohlfühlbereich“ irgendwo zwischen Phil Vassar, Pat Green und James Otto. Auch „Real Good Try“ (klasse „Backs“ hier von Ashley Moore) und „Gone Like That“ (gutes E-Slide-Spiel) verströmen entspanntes Country-Ambiente. Der mit Lee Brice komponierte kleine, feine, pianoträchtige Lovesong (dazu dezente Fiddle-Fills) würde auch ins Repertoire eines Marc Cohn passen.

„Naleigh Moon“ ist seiner adoptierten Tochter gewidmet. Hier spürt man eindeutig die sehr persönliche Note. Jerry Douglas (Alison Krauss & Union Station) brilliert an seinem Paradeinstrument, dem Dobro. Richtig zur Sache geht es zum ersten Mal beim launigen Stück „It’s Raining Whiskey“. Hier wird nach dem Motto „Hoch die Tassen, es regnet Whiskey“ in feucht-fröhlicher Toby Keith-Manier ein richtiger Mitgröhl-/Partysong zelebriert (klasse Bariton-E-Gitarren inkl. quirligem Solo, Steel-Fills, Honky Tonk-Piano, Crowd-Gesänge am Ende). Ganz hervorragend auch „Leaving You“. Ähnlich wie James Otto auf seinem letzten Werk beweist Josh hier, dass man soulige Elemente wunderbar mit Countryklängen verbinden kann. Großartig auch das herrlich dazu passende claptoneske Stratocasterspiel von Clint Lagerberg.

Bei „Great Idea“ (mit schöner Fiddle-/Steel-Kombination) und dem flott groovenden „Ain’t Letting Go“ wird dann das Gaspedal wieder etwas nach unten gedrückt. Auf einem Major-Werk darf natürlich auch eine große Powerballade nicht fehlen. Die gibt es hier dann mit „Don’t You Go“ zum Abschluss. Nach recht spartanischem, fast kammermusikartigem Beginn, steigert sich der Song mit Streicheruntermalung und einem Instrumentalfinish in einen echten Rausch der Emotionen. Erinnert in der Art ein wenig an das Duett „Don’t You Wanna Stay“ von Jason Aldean und Kelly Clarksen. Mit „Georgia Clay“ hat Josh Kelley eine erste, vielversprechende Duftmarke in Nashville gesetzt. Leute, die gerne auf leicht angeraute, viel Wärme verströmende Charakterstimmen a lá James Otto, Phil Vassar, Buddy Jewell, Pat Green oder Travis Tritt stehen, liegen bei Josh Kelley goldrichtig. Ein exzellenter Einstieg in die (New) Country-Szene!

MCA Nashville (2011)
Stil: New Country

01. Georgia Clay
02. A Real Good Try
03. Gone Like That
04. Baby Blue Eyes
05. Naleigh Moon
06. Two Cups of Coffee
07. Rainin‘ Whiskey
08. Great Idea
09. Learning You
10. Ain’t Lettin‘ Go
11. Don’t You Go

Josh Kelley
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Brandon Jenkins – Through The Fire – CD-Review

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Er darf sich mit Fug und Recht mit dem Titel einer Red Dirt-Legende schmücken, schließlich ist er schon seit Mitte der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts fester Bestandteil der Szene und liefert seitdem in regelmäßigen Abständen qualitativ hochwertiges Album nach dem nächsten ab. Und auch mit seinem neuen Werk „Through The Fire“ weiß der rauschebärtige Glatzkopf mit Vorliebe für reichhaltige Körperbemalung abermals nicht nur voll zu überzeugen, sondern liefert ein wahres Prachtteil zeitgemässen, variantenreichen, texanischen Rootsrocks ab. Seine Musik hat sich seit Beginn seiner Karriere stetig weiterentwickelt.

Mittlerweile hat der Mann mit der markanten Stimme eine ganz eigenwillige, einrigartige und extrem spannende Mischung aus Country, Storytelling, rauem (Texas)Blues und Southern Rock entwickelt, mit der er in der Sparte schon fast eine Sonderstellung einnimmt. Auf „Through The Fire“ präsentiert er seinen Fans 12 nagelneue Tracks (satte Gesamtspielzeit von über einer Stunde), die diesmal seine ganze Vielseitigkeit noch mehr offenbaren und vereinzelt auch mit ein wenig Experimentierfreudigkeit spielen . Jenkins hat natürlich alle Stücke selbst komponiert, zusammen mit David Percefull produziert, er singt, bedient die Harp, das Piano, sowie die Akustik- und E-Gitarre. Und das alles macht er großartig.

Für die Einspielung hat er sich auf einen relativ kleinen, aber sehr exklusiven Kreis an Musikern festgelegt, die zum Teil auch schon auf dem Vorgänger „Above The Sun“ präsent waren. Als belebende Elemente erweisen sich die Neubesetzungen in der Rhythmusfraktion mit den Bass-Leuten Tommy Munter und Austin Gilliam sowie dem stark auftrumpfenden Drummer Phil Hook. Schon das eröffnende Titelstück ist ein Genuss. In ganz entspannter Atmosphäre setzt Brandon zu filigraner, ganz klar klingender Akustikgitarrenuntermalung und Percefulls sanft hallender Orgel immer wieder seine Mundharmonika in wunderbarer, allerbester Neil Young-Manier ein . Ähnlich auch das folgende, bärenstarke, über 7-minütige „Burn Down The Roadhouse“, wobei hier dann aber statt der Harp die E-Gitarre die Akzente setzt, inklusive eines feurigen, tollen, finalen Solos Für den kraftvollen Roots-Boogie „Horsemen Are Coming“ wurde passend ein galoppierender E-Gitarren/Bass/Drum-Rhythmus gewählt (fast so wie bei „Ghost Riders In The Sky“), der prima Spielraum für klasse Orgel- und E-Gitarren-Soli bietet.

Im weiteren Verlauf setzt Jenkins auf viel Atmosphäre und Abwechslung. „Oh What Times We Live In“ wird vom Dialog zwischen Brandons Akustikgitarre und Percefulls Bariton-E-Gitarren-Spiel getragen, „Going Down To New Orleans“ erhält durch Matt Melis Akkordeon und seine rauschenden Mini Moog-Einsätze eine fröstelnde, beklemmende,. psychedelische Note, „Tattoo Tears“ ist eine angenehme, bluesige Rockballade und der vielleicht eingängigste Song der CD. Schöne Harmoniegesänge steuert hier Barbara Nesbit bei. Fast kammermusikartig verläuft „In Time“ (Brandon am Piano, trauriges Cello-Solo von Brian Standefer). Country mit The Marshall Tucker Band-ähnlichem Flair bietet das herrliche „Dance With The Devil“, wobei Kim Deschamps sein großartiges Pedal Steel-Spiel effektboll in Szene setzt (inkl. starkem Solo).

Was man in Texas unter kernigem Blues Rock versteht, demonstrieren die herrlich groovigen „Leave The Lights On“ und das furiose 8 Minuten-Instrumental „Ridgemont Street“. Großartige die trockene und sehr kräftige Rhythmus-Arbeit von Tommy Munter und Phil Hook, fast im legendären Double Trouble-Stil, die E-Gitarrenarbeit erinnert gar an Großtaten von Stevie Ray Vaughan, Storyville oder ZZ Top. Mann, was Hook beim Instrumental „Ridgemont Street“ an Trommelwirbeln ablässt, ist schon beeindruckend. Sollte es auf dieser Straße ähnlich zugehen wie in diesem Song, dann dürfte dort das satte Leben pulsieren. Ganz stark gespielt.

Auch Jenkins‘ E-Gitarren-Arbeit ist fulminant. Der quirlige Footstomper „Daddy Song“ und das abschließende „Mountain Top“ (abermals mit dezenter Marshall Tucker-Note) sind wieder mehr Country-orientiert und bilden auf dem so variablen, aber nie die Geschlossenheit vermissenden Gesamtwerk einen saustarken, harmonischen Abschluss. Auf „Through The Fire“ präsentiert sich Brandon Jenkins erneut in absoluter Top-Form und zeigt, dass seine „musikalische Flamme“ lichterloh brennt. Tolle Scheibe! „Absolute hot stuff“!

Smith Entertainment (2013)
Stil: Red Dirt

01. Through The Fire
02. Burn Down The Roadhouse
03. Horsemen Are Coming
04. Oh What Times We Live In
05. Going Down To New Orleans
06. Tattoo Tears
07. In Time
08. Dance With The Devil
09. Leave The Lights On
10. Ridgemont Street
11. Daddy Say
12. Mountain Top

Brandon Jenkins
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Brandon Jenkins – Faster Than A Stone – CD-Review

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Großartige neue Scheibe des texanischen Singer-Songwriters und Gitarristen! Bester Texas-Rootsrock, mit herrlich groovigen Momenten, einem gepflegten Schuss Blues(rock) und auch den im „Lonestar-State“ beheimateten „Red Dirt“-mäßigen Countryrock-Elementen. Deutlich rockiger als der Vorgänger. Gefällt durch einen ruppigen, erdigen, kernigen, unverbrauchten Charme und steckt doch voller hervorragender Strukturen und Melodien. Klasse Gitarrenarbeit von Jenkins! Respekt! Respekt!

Auch mit seinem 8. Album „Faster Than A Stone“ liefert der in Austin, Texas lebende, aber aus Oklahoma stammende Brandon Jenkins wieder eine beieindruckende Qualität an Songs ab und um es vorwegzunehmen, sein wohl allerbestes Werk bisher. Vielleicht gegen Ende des Jahres noch mal so ein richtiger Geheimtipp, denn der bullige Musiker, der eher wie der Besitzer eines Tattoostudios daherkommt, dürfte nach wie vor, trotz solider und kontinuierlicher Leistungen, immer noch eher nur Insidern bekannt sein.

Das neue Album besticht vor allem durch die enorme Dichte und Qualität der Stücke, die abwechslungsreich aber dennoch fließend ineinander greifen. Jenkins hat hier beim Songwriting erheblich zugelegt auch seine eigens durchgeführte Produktion ist glasklar gelungen. Ein echter Ohrenschmaus! Er präsentiert die Stücke im klassischen Blues Rock-Line Up, ergänzt nur durch Tony Valdez am Bass und Jesse Frost am Schlagzeug. Bei einigen Liedern steuerten Stoney LaRue, Travis Fite und Jesse Fritz noch dezente Background Vocals mit bei. Die CD beginnt direkt mit dem Titeltrack, einem ruppigem und schön groovenden Southern Blues, der am Ende mit einer schönen E-Gitarren-Passage ausklingt. Danach gibt es mit „Damn Your Eyes“ einen diesmal entspannt groovenden Blues, auch wieder mit dezentem Southern-Bezug. Ein unglaublich starker Beginn!

Eher etwas verspielt, in Storytelling-Manier, folgen „Just Like California“ und das humorvoll bluesklassische (mit leichtem Country-Touch) „Big Mama’s Kitchen“. Der eindeutige Höhepunkt des Albums, „Probably Die Alone“, eine schöne warme und atmosphärische Southern-Ballade, hat gar Klassikerpotential. Der Song könnte so was wie zum „Can’t You See“ des neuen Jahrtausends avancieren. Eine grandiose Präsentation. Herrlich. Großes Songwriting! „I Never Figured It Out“ und „Never Any Doubt“ dienen nach diesem Knaller wieder zur Auflockerung und bestechen durch Jenkins‘ trockenen Gesang (Paul Thorn-Fans sollten auch mal ein Ohr riskieren) und die akzentuierte E-Gitarrenarbeit. Fast im Stile eines „Gute-Nacht-Liedes“ wandelt das melodisch atmosphärische und warmherzige „Till The Morning Comes“ vor sich hin. Wieder auffällig die gute Fill- und Solo-Gitarrenarbeit und eine ganz dezent wimmernde Orgel (auch von Brandon gespielt).

Der Wachmacher folgt mit „Help Me Jesus“ auf dem Fuße. Ein Texas-Blues Shuffle in bester ZZ Top-Manier mit kratziger E-Gitarrenbegleitung und E-Solo. Mit der unaufgeregten und wieder sehr atmosphärischen Ballade „Got To Be“ schließt ein hervorragend konzipiertes und in jeder Hinsicht exzellent umgesetztes Album seine Pforten. Brandon Jenkins ist mit „Faster Than A Stone“ ein tolles Werk gelungen, das eigentlich sehr viele Zuhörer verdient hat. Sehr sympathischer, stark umgesetzter Texas-Rootsrock mit deutlichen Blues- und dezenten Southern- und Red-Dirt-Anteilen. Überaus lohnenswert für nach Neuentdeckungen durstende. Klasse, dieser Brandon Jenkins!

Smith Entertainment (2008)
Stil: Red Dirt

01. Faster Than A Stone
02. Damn Your Eyes
03. Just Like California
04. Big Mama’s Kitchen
05. Probably Die Alone
06. I Never Figured It Out
07. Never Any Doubt
08. Till the Morning Comes
09. Help Me Jesus
10. Got To Be

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Casey James – Same – CD-Review

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Großartiges Newcomer-Debüt! Wenn heutzutage noch wirklich etwas auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zutrifft, dann ist es zweifelsfrei das schier unglaubliche Reservoir an Musiktalenten. Der Aus Fort Worth, stammende 29-jährige Texaner Casey James (mit seiner Lockenmatte so ein wenig ein Dierks Bentley-Typ) ist wieder so ein passendes Paradebeispiel. Wie üblich, aus einer musikbegeisterten Familie entsprungen (beide Eltern sind Musiker, mit seinem Bruder spielte in einer Band), lernte er bereits mit 13 Jahren das Gitarre spielen. Blues Rock Gitarristen wie Doyle Bramlett II oder Stevie Ray Vaughan bis zu den alten Meistern wie Albert Collins & Co. hatten es dem jungen Burschen angetan, hinzu kamen aber auch Bands wie Lynyrd Skynyrd und Pearl Jam.

Amüsanter Weise, ohne die Sendung „American Idol“ jemals zuvor verfolgt zu haben, wurde ihm die Bewerbung seitens seiner Mutter nahegelegt und letztendlich auch in die Tat umgesetzt. Casey James belegte schließlich, trotz eines zwischenzeitlichen, ernsten Motorradunfalls, einen hervorragenden dritten Platz in der neunten Staffel des Contests und befindet sich von nun an in bester Gesellschaft mit Interpreten wie Carrie Underwood, Bo Bice, Scotty McCreery oder Lauren Alaina. Sony Music Nashville CEO Gary Overton war absolut begeistert von den Liveauftritten (vor allem sein Gitarrenspiel hatte es ihm angetan) und verpflichtete ihn für das Sony-Unterlabel BNA Records. Aber nicht nur das. Für Major-Companies recht ungewöhnlich, gewährte er ihm auch genügend Zeit, sowohl für die behutsame Genesung angesichts des o.a. Unfalls, als auch im Hinblick auf Caseys kompositorische Fähigkeiten für die Entwicklung der entsprechenden Songs. Zu guter Letzt ließ man den Burschen neben dem Gesang auch den überwiegenden Teil der Akustik- und E-Gitarrenparts (dazu auch noch Dobro) selbst übernehmen und involvierte ihn direkt auch gleich noch bei der Produktion (zusammen mit Chris Lindsey, ein Track mit Aimee Mayo).

Den ihm gewährten Vertrauensvorschuss zahlt Casey dann auch mit einer mehr als beeindruckenden Leistung zurück. Neun der insgesamt elf Stücke stammen aus seiner Feder, wobei ihm u.a. namhafte Schreiber der Szene wie Scooter Caruso, die Warren Brüder, Brice Long, Terry McBride, Brett James oder David Lee Murphy mit sicherem Gespür zur Seite standen. Der exklusive Musikerkreis mit z.T. Leuten wie Pat Buchanan, Ilya Toshinsky, Jimmy Lee Sloas, Shannon Forrest, Tony Harrell und Dan Dugmore schnürrte das Paket fest und machte es schließlich endgültig zum „sicheren Ding“. Herausgekommen ist, wie es auch für ein Debütwerk im New County-Bereich zunächst sinnvoll ist, ein Gesamtüberblick über die Fähigkeiten des Protagonisten. So wird das gesamte Spektrum von Ballade, über Mid- bis Uptempo, von countrylastigen, bis zu rockigen, hier sogar auch bluesig und soulig angehauchten Stücken abgedeckt und das natürlich knackig, kurzweilig und perfekt aufeinander abgestimmt.

Als Einstieg gibt es mit „The Good Life“ ein, wie der Titel es schon andeutet, flockiges, erstklassiges, knackiges und melodisches Gute Laune-Stück, mit einem klug eingestreuten Tempobreak und einem schönen E-Gitarren-Solo. „Crying On A Suitcase“, ebenfalls sehr eingängig (vor allem der Refrain), wechselt lediglich ein wenig die Stimmung (aufgrund der textlichen Thematik, es geht um Abschied in einer Liebesbeziehung), glänzt aber mit hervorragender Hintergrund-Slidearbeit und zwei schönen E-Gitarren-Solopassagen. Die bereits im letzten Jahr vorab ausgekoppelte, jetzt aber in den Billboard-Charts erst richtig in Fahrt kommende Single „Lets Don’t Call It A Night“ offeriert zum einen James‘ klare Blues- und Soul-Tauglichkeit, dient zum anderen aber auch als eindrucksvoller Beweis dafür, wie schön sich diese Stilart mit New Country vermischen lässt. Hier kam eine tolle, atmosphärische Ballade im Stile von James Otto heraus (klasse E-Gitarren-/Steelguitar-Solo-Kombination, plus 2. E-Gitarren-Soli gegen Ende).

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Love The Way You Miss Me“ (Clapton-mässige Note). Das „real“ Countryherz schlägt schließlich bei „Drive“ ganz hoch. Eine Kooperation mit den Warren Brothers, wobei sich Dobro (starkes Spiel von Casey) und E-Gitarre eine heiße Wettfahrt liefern. Cooler Song! Balladenfreunden dürften die herrlich instrumentierten Nummern „Undone“ (Akkordeon, Pianotupfer) und „So Sweet“ (Powerrefrain, angenehme Orgel) wohlige Momente bereiten. Einfach schön und absolut kitschfrei. Im hinteren Bereich der CD wird dann das Tempo schön gleichmäßig angezogen. „She’s Money“ (schwungvoller Groove, tolles an die Doobie Brothers erinnerndes rollendes E-Gitarren-Führungs-Lick, fulminante E-Gitarren-Passagen), „Tough Love“ (swampig, viel Slide, Orgel, Handschrift von Mitkomponisten David Lee Murphy ist deutlich erkennbar) und das flott dahinpolternde „Workin On It“ (satte Drums von Shannon Forrest, Southern Rock E-Gitarren-Solo) bilden dabei ein mehr als eindrucksvolles und unterhaltsames Trio.

Als Finale entschied sich Casey dann für eine ruhige, recht melancholische, hoch melodische Nummer. „Miss Your Fire“ würde hierbei auch einem John Mayer gut zu Gesicht stehen. Ein leises, zunächst sanftes (einem Wasserrauschen gleichkommendes Akustikgitarrenspiel als Untermalung), sich langsam steigerndes Stück mit hohem Wohlfühlfaktor. Ein wunderbarer Abschluss. Casey James beeindruckt auf seinem vielschichtigen Debüt mit gesanglichen, spieltechnischen und auch kompositorischen Qualitäten auf ungemein hohem Niveau. Fans von „jungen Wilden“ wie Bucky Covington, Frankie Ballard, besagtem Dierks Bentley, Lee Brice aber auch von Musikern wie Keith Urban, James Otto, Travis Tritt oder Luke Bryan sollten hier die Antennen ausfahren. Es lohnt sich! Der Bursche ist richtig gut!

Sony Nashville (2012)
Stil: New Country

01. The Good Life
02. Crying On A Suitcase
03. Let’s Don’t Call It A Night
04. Drive
05. Love The Way You Miss Me
06. Undone
07. So Sweet
08. She’s Money
09. Tough Love
10. Workin‘ On It
11. Miss Your Fire

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