Lady Antebellum – Own The Night – CD-Review

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Drittes Album des mega-erfolgreichen, ganz großartigen Country-Trios! So etwas wie „High Noon“ ist in Nashville angesagt, wenn solch eine Top-Band wie Lady Antebellum ein neues Album auf den Markt bringt, vor allem, nachdem man, wie mit dem Vorgänger „Need You Now“ fast alle Rekorde in Sachen Charts, Awards und Grammys gebrochen hatte. Eine oft schwierige, ja gefährliche Situation, in der die Ansprüche seitens Industrie und des Publikums ins scheinbar Unermessliche steigen, meist einen schleichenden oder auch abrupten Karriereknick einläutend. Nicht so bei Lady Antebellum. Dem Trio bestehend aus Hillary Scott (Tochter von Countrysängerin Linda Davis), Charles Kelly (Bruder des ebenfalls erfolgreichen Singer/Songwriters Josh Kelley) und dessen langjährigem Freund Dave Haywood ist mit „Own The Night“ ein weiteres Glanzstück gelungen, dass in Sachen Songqualität sogar noch eine Steigerung offenbart. Eine super Scheibe!

Eines darf man hier nicht vergessen. Alle drei greifen nicht wie viele andere auf hitverdächtige Fremdkompositionen zurück, sondern schreiben ihre Songs größten Teils selbst (auch hier wieder zehn von zwölf, in Assistenz mit vielen großen Co-Writern wie Dallas Davidson, Monty Powell, Hillary Lindsey, River Rutherford) und sind auch im musikalischen Prozess nicht nur vokal involviert (Haywood spielt auch ganz ausgezeichnet Akustikgitarre und Piano). Produziert hat, wie auch den Vorgänger, wieder Paul Worley, der dem Trio natürlich eine ganze Reihe von ausgezeichneten Musikern (u.a. Chad Chromwell, Dann Huff-Bruder David, Rob McNelly, Jason Gambill, Michael Rojas, Craig Young, Yonathan Yudkin, Bruce Bouton) zur Seite stellte. Worley ist es erneut gelungen, die außerordentliche, besondere Chemie zwischen den Instrumentalisten und dem sich wunderbar ergänzenden Gesang (in vielen Variation, mal jeweils solo, mit ergänzenden Harmonies des anderen oder in einigen Fällen im Duett) der beiden Hauptprotagonisten Charles und Hillary „herauszukitzeln“. Das ist große große Klasse, die spürbar durch die gesamte Länge dieses Werk wirkt.

Wunderbar schon der Auftakt mit dem an den Albumtitel angelehnten „We Owned The Night“, das einerseits eine schöne folkige Note (feine Mandolinenbegleitung) aufweist, dann aber von einem satten E-Gitarrensolo durchbrochen wird. „Just A Kiss“, die vorab gebrachte Single mit ihren Stimmungs- und Tempowechseln hat ja bereits die Chartspitze erklommen. Die erste Fremdkomposition „Friday Night“ entpuppt sich als flotter Rocker, teilweise mit fulminantem, synchronem Sprechgesang der beiden Frontleute und einem quietschenden E-Gitarren-Solo. Starke Nummer. Wenn Hillary Scott mal das Mikro als Hauptsängerin wie bei „When You Were Mine“ übernimmt, dann erinnert sie zuweilen an Stevie Nicks zu deren Glanzzeiten, vielleicht mit einem ergänzenden Hauch Taylor Swifts. Stark am Ende das filigrane Gitarrenspiel von Rob McNelly.

Überhaupt klingt das Werk so manches Mal in seiner Art und Gestaltung (ganz großartige Bilder übrigens von Brantley Gutierrez, vor allem Hillary in ihrem weit ausschweifenden Ballkleid in Strandumgebung ist eine Augenweide, toll besonders das Coverfoto) wie eine countrykompatible Version des legendären „Rumours“-Albums von Fleetwood Mac, was in diesem Fall als großes Kompliment gemeint ist. Grandios einmal mehr das Wechselspiel von Charles’ warmer Baritonstimme und Hillarys juvenil klingendem Gesang beim entspannten „Cold As Stone“ mit herrlichen Mandolinen- und Dobrofills und auch das lässig groovende „Singing Me Home“ (baumstarkes Akustikgitarrensolo von Dave Haywood). Bombast und große Emotionen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Wer auf Powerballaden mit einem Heer von Streichern steht, hat bei Stücken wie „Wanted You More“ (hier sind gleich sieben Songschreiber involviert!), „As You Turn Away“ und dem abschließenden „Heart Of The World“ (die zweite Fremdkomposition – Tom Douglas, Scooter Caruso) die freie Auswahl.

Kurz vor Ende darf man allerdings noch zwei furiose Tracks nicht verpassen: Das Fiddle-lastige (stark hier Jonathan Yudkin) und wohl country-traditionellste Stück des Albums „Love I’ve Found In You“ (fulminant auch das an Bruce Hornsby erinnernde Pianospiel von Michael Rojas) und das nach nach dem Motto „R’n’B meets Country“ gestrickte, mega-entspannte „Somewhere Love Remains“ (wieder herrlicher Duettgesang beider Lead-Vokalisten). Große Musik! Insgesamt kann man als Fazit ziehen, dass Lady Antebellum mit „Own The Night“ die große Herausforderung, die „Need You Now“ an sie stellte, selbstbewusst angenommen und mit Bravour gelöst hat. Das Trio präsentiert sich stärker denn je. Ihre Erfolgsstory geht ohne Wenn und Aber auch mit diesen Album unaufhaltsam weiter!

Capitol Nashville (2011)
Stil: New Country

01. We Owned The Night
02. Just A Kiss
03. Dancin‘ Away With My Heart
04. Friday Night
05. When You Were Mine
06. Cold As Stone
07. Singing Me Home
08. Wanted You More
09. As You Turn Away
10. Love I’ve Found In You
11. Somewhere Love Remains
12. Heart Of The World

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Bärchen Records

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